Es ist raus, ich bin froh...

  • Hallo,
    endlich konnte ich zum Arzt gehen. Ich gebe zu, nicht ganz freiwillig.
    Aber, ich habe es ausgesprochen, ich bin alkoholkrank.

    Ich bin Citchy, verheiratet, 2 erwachsene Kinder, und in einem guten Arbeitsverhältnis.
    Ich trinke schon lange, immer heimlich. In der Öffentlichkeit konnte ich es gut überspielen. Meine Krankheit ist mir schon lange bewußt, nur konnte ich es nie zugeben, aus Scham. Ich...niemals habe ich ein Problem. Innerlich wußte ich es aber schon lange.

    Es gab auch schon längere Zeiten ohne Alkohol, mal 9 Monate, mal 1,5 Jahre. Ich habe das immer alleine mit mir ausgemacht, und dachte...siehst du, geht doch. Aber dann kam irgendwann wieder die Versuchung, und das Teufelchen sagte...komm zier dich nicht, greif zu.

    Nun möchte ich nicht mehr. Ich habe eine tolle und verständnisvolle Ärztin. Sie hilft mir. Morgen stelle ich bei der KK den Antrag auf eine Entzugsreha.

    Ich werde jetzt öfter hier sein und hoffe auf Unterstützung.

    Gruß Citchy

  • Hallo Citchy,

    herzlich willkommen hier und Glückwunsch zu deinem Entschluss, ein trockenes Leben anzustreben und zu deiner Ehrlichkeit gegenüber deiner Ärztin.

    Ich habe auch etliche Jahre heimlich getrunken und zwischendurch auch heimlich versucht aufzuhören, und bei mir wurde das auch nichts.

    Meine jetzige Trocknungsphase begann auch mit einem offenen Gespräch bei meiner Hausärztin, und seit über zwei Jahren lese und schreibe ich auch hier im Forum, um mich regelmäßig mit meiner Krankheit auseinanderzusetzen. So klappt das für mich bisher gut, und das wünsche ich dir auch!

    Lies und schreib und frag nach, ganz wie du magst. Hier ist viel Erfahrung vereint, die du für dich als Anstoß nutzen kannst.

    Viele Grüße
    Thalia

  • Danke Thalia für deine Aufmunterung.

    Heute habe ich den Rehaantrag geholt und gleich zur Ärztin geschafft. Morgen werden wir den gemeinsam ausfüllen. Ich habe wirklich Glück mit der Frau, keine Vorhaltungen, keine bösen Blicke,...nix.

    Heute mußte ich auch etwas einkaufen. Auch das habe ich gut gemeistert.
    Mir geht es gut, so soll es bleiben.

    Lieben Gruß Citchy

  • Hallo Citchy,

    das hört sich ja gut an mit deiner Ärztin. Warum sollte sie dir auch "böse Blicke" zuwerfen, du bist nicht "schlecht", sondern krank. (Aber ich weiß noch genau, wie schlecht, schuldig, schrecklich ich mich anfangs gefühlt habe.)

    Du schreibst, du warst "nicht ganz freiwillig" beim Arzt.
    Magst du dazu noch mehr schreiben?
    Oder zu anderen Dingen?
    Welche Änderungen hast du bereits in deinem Alltag vorgenommen, um dich abzusichern, gerade jetzt in der ersten Zeit?

    Konntest du schon offen mit deiner Familie reden und dir ein alkoholfreies Zuhause schaffen?

    Viele Grüße
    Thalia

  • Nunja,

    ich bin angetrunken zur Arbeit gegangen. Jemand hat es bemerkt, ich wurde nach Hause geschickt.
    Deshalb bin ich zum Arzt. Mein Mann hat mich gefahren. Ich wurde krank geschrieben.
    Ich habe aber gleich Klartext geredet, ich wollte es auch so.
    Vielleicht mußte es so passieren. Auf jeden Fall bin ich froh darüber.
    Ich habe mich immer geschämt das es raus kommen könnte.

    Ich war vor paar jahren schon mal in der Suchtberatung. Als es hieß, du mußt zu den AA oder in eine SHG habe ich mich dezent zurück gezogen.
    Es ging ja auch manchmal gut, nur nicht lange.
    Ich habe eingesehen das ich es nicht alleine schaffe. Und die Ärztin ist echt super. Sie hat mir gesagt das es eine Krankheit ist. Und wenn ich Angina oder Ohrenschmerzen habe, brauche ich mich auch nicht schämen.

    Den Alkohol hat mein Mann unter Verschluß. Er trinkt selten bis gar nicht. Mal ein Bier. Wir haben noch Bier, aber das trinkt er nicht in meiner Anwesenheit. Wenn alle wird kein neues gekauft.

    Familie...meine Kinder wissen es noch nicht. Sie wohnen etwas entfernt. Aber es ist mir klar, auch diesen Schritt muß ich gehen.

    Welche Änderungen im Alltag meinst du? Worauf muß ich speziell achten?

    Gruß Citchy

  • Hallo Citchy,

    kennst du schon unsere Grundbausteine :?:

    Da steht vieles drin was wichtig ist.

    Lese sie dir mal durch und dann wirst du schon weniger Fragen haben.

    Wir beantworten dir aber trotzdem deine Fragen :lol:

    LG Martin

  • Ja Martin, ich habe mir das gründlich durchgelesen.
    Fragen bleiben trotzdem, auch wenn mir i.M. keine konkrete einfällt.

    Ich habe heute den ausgefüllten Rehaantrag bei der KK abgegeben. Die Dame war etwas speziell zuerst, dann aber sehr freundlich. Und sie hat EILT drauf geschrieben.

    Ich hoffe wirklich das ich nicht 6 Wochen warten muß.

    Mir geht es gut. Ich denke viel über die Krankheit nach.

    Lieben Gruß Citchy

  • Hallo Citchy,
    Gut gemacht mit dem Rehaantrag.Was die Dame dazu denkt,ist völlig Wurst,denn wichtig ist es geht um Deine Gesundheit und Du bist nicht Alleine mit dieser Krankheit.
    Bei mir hat es nicht lange gedauert bis die Reha genehmigt war,kommt bisschen auf die bearbeitende Stelle an und ob was Frei ist.Ich habe nicht mal 3 Wochen gehabt da war es genehmigt,übrigens auch August und Urlaubszeit.
    Wichtig ist die Zeit bis dahin gut auszufüllen und Dich zu beschäftigen,abzulenken.
    Alles Gute
    LG schatzmeister

    Wer einmal sich selbst gefunden, kann nichts auf dieser Welt mehr verlieren.


    (Stefan Zweig)

  • Guten Morgen Citchy,

    Ich begrüße dich herzlich hier im Forum und wünsche dir einen hilfreichen Austausch.

    Für die kommende Zeit außerdem Kraf und Mut.
    Wenn wir wirklich im innersten zugeben können, dem Alkohol gegenüber machtlos zu sein, fällt es leichter zu verstehen, dass wir ihn nie wieder in unsrer Nähe lassen dürfen.

    Obwohl, und das ist anfänglich das Schwierigste, er natürlich weiterhin allgegenwärtig ist.

    Aber er ist keine Hilfe, sondern er verdeckt die ich Probleme und wird durch selbst zum Problem.

    Liebe Grüße
    Hans

  • Hallo,
    danke Schatzmeister und Hans für die aufmunternden Worte.

    Ich stand irgendwie immer unter Stress. Man (ich) wollte es allen recht machen.
    Da gibt es im privaten immermal Probleme (nicht mit Mann), vorallem aber Jobmäßig. Ich habe mich auch unter Druck setzen lassen.
    Ich bin im Job sehr gut, erhalte Anerkennung. Aber es geht eben nicht alles so einfach. Und wenn man etwas zur Ruhe kam, kam der Gedanke...jetzt ein kühles Bier...herrlich...
    Herrlich??? Ne nicht wirklich, weil der Körper nach mehr verlangte.
    Ich habe mich selten voll gesoffen, immer nur soweit, bis ich eine "Erleichterung" spürte.
    Nur am anderen Tag kamen dann die Nachwehen und ich habe mich schlecht gefühlt.

    Ich habe auch nicht immer getrunken. Öfters waren Trinkpausen dabei, auch kurze Trockenphasen.
    Irgendwann merkte ich dann schon,...alleine schaffe ich es nicht.

    Mir geht es weiterhin gut, ich vermisse nix.
    Ich kann jetzt viel mit meinem Mann darüber reden. Anfänglich war es sehr schwer für ihn, sogar eine Trennung hat er in Erwägung gezogen.
    Nun reden wir auf Augenhöhe über das Thema. Er unterstützt mich auch.

    Liebe Grüße Citchy

  • Hallo Citchy,
    Trocken wirst Du in erster Linie für Dich selbst.
    Gut wenn Dein Umfeld d.h.Familie darüber Bescheid weiss und Dich unterstützt.
    Das geht nicht von heute auf Morgen,die Meisten sind erstmal überfordert ,sehn Dich gar nicht als Alkoholkrank,haben das übliche Bild im Kopf vom Penner,der mit der Flasche im der Ecke liegt.
    Warum sollten Sie sich auch damit auseinandersetzen,läuft ja Alles auch so prima weiter ohne Veränderungen.Nur daß es uns dabei gar nicht mehr gut geht,weil wir vertuschen und funktionieren -das sieht ja keiner dabei.
    Was ich nicht verstehe-wollte sich Dein Mann wegen des Alkohols von Dir trennen weil Du die Sucht einsiehst oder weil Du so weiter machen wolltest wie vorher?
    Brauchst nicht zu antworten wenn es Dir zu direkt ist,ich konnte es nur nicht so erkennen aus Deiner Schilderung.Ich finde das nur sehr wichtig für Dich daß zu erkennen auf dem Weg in die Abstinenz.
    Schönen Tag Dir
    LG schatzmeister

    Wer einmal sich selbst gefunden, kann nichts auf dieser Welt mehr verlieren.


    (Stefan Zweig)

  • Mein Mann war mit meiner Situation überfordert.
    Er hat es ja nicht so wahrgenommen. Wenn ich mal was getrunken habe, habe ich öffentlich vor ihm immer ein Bier getrunken. Somit war für ihn klar, wenn ich nach Alk roch.
    Das es so heftig ist, und ich sogar von der Arbeit nach Hause geschickt wurde, damit war er überfordert.

    Er hat sich genauso geschämt wie ich.
    Wir reden sehr viel. Eine Trennung kommt nun nicht mehr in Frage.
    Wenn ich das alleine durchstehen müßte, ich glaube ich hätte die Kraft nicht.

    Er hat sich auch im Netz über die Krankheit informiert, und weiß jetzt mehr. Es ist eben nicht so,...arbeitslos, obdachlos, Penner...

    Leider ist der Alkohol heute sehr gesellschaftsfähig. Überall bekommt man ein Glas Sekt, oder ein Schnäppschen beim Essen dazu. Und billig ist das Zeug auch noch.

    Ich will aber nicht mehr. Mein Kopf ist auf ein trockenes Leben programmiert. Und mit der nötigen Hilfe schaffe ich es auch.

    Lieben Gruß Citchy

  • Hallo,
    Wochenende geschafft. Ich konnte vieles erledigen, was ich im Dunst nicht gesehen habe, bzw. wozu ich einfach kein Bock hatte.
    Plötzlich nimmt man das Leben wieder anders war. Und es macht sogar Spaß.
    Ich kann mich sehr gut ablenken, obwohl auch viel über die Krankheit gesprochen wird.

    Lieben Gruß Citchy

  • Hallo,
    Wochenende geschafft. Ich konnte vieles erledigen, was ich im Dunst nicht gesehen habe, bzw. wozu ich einfach kein Bock hatte.
    Plötzlich nimmt man das Leben wieder anders war. Und es macht sogar Spaß.
    Ich kann mich sehr gut ablenken, obwohl auch viel über die Krankheit gesprochen wird.

    Lieben Gruß Citchy

  • Hallo Citchy!
    Herzlich willkommen hier!
    Was du schreibst, kommt mir bekannt vor. Ich hab auch zwei Kinder und hab auch heimlich getrunken. Und ich hatte nach außen hin nie ein Problem. Ich doch nicht! Habe, wie Du, alles mit mir selbst ausgemacht.
    Inzwischen leb ich nicht nur gut ohne Alkohol, sondern ich hab mich mit Arbeit an mir selbst auch sehr verändert. Heute kann ich Probleme leichter teilen, mir und anderen Schwierigkeiten eingestehen. Das lebt sich leichter - und ich brauche keinen Alkohol, hinter dem ich mich verstekcen kann.
    Ich kann Dir nur Mut machen, es lohnt sich, trocken zu werden!
    Viele Grüße
    Calida

  • Ja da hast du wohl recht Calida.

    Habe gerade wieder eine Horrormeldung meines Kindes erhalten. Er verliert seinen Job. Hat zwar einen neuen im Visier, aber ich zitterte am ganzen Körper als ich es erfahren habe.
    Nun heißt es stark bleiben. Denn solche Ereignisse konnte ich bisher schlecht verarbeiten. Da half mir immer der verfluchte Alkohol. Zumindest dachte ich es.

    Ich will aber nicht trinken. Ich muß mich mal ablenken.
    Mir geht's i. M. nicht gut. Hoffentlich überstehe ich das.

    Ich habe keinen Alkohol im Haus, und werde garantiert nicht einkaufen gehen. Ich glaube ich geh auf's Laufband.

    Zitternde Grüße Citchy

  • Hallo Citchy,

    Herzlich Willkommen hier im Forum !
    Ich finde es toll, das Du Dich Deiner Ärztin anvertraut hast und weitere Schritte in ein trockenes Leben in die Wege geleitet hast.
    Respekt !

    Du schriebst, das Dein Mann den Alk bei Euch unter Verschluss hält.
    Und heute, das nichts im Hause ist.
    Also ist der Alk mittlerweile entsorgt, ja?
    Ich halte ein alkoholfreies Zuhause für enorm wichtig.

    Gerade so eine aufregende Situation wie mit dem Jobverlust des Kindes kann auch Saufdruck erzeugen.
    Da ist es dann gut, wenn nix alkoholisches im Haus ist, was zu einer Kurzschlussreaktion führen könnte.

    Und: Ein Jobverlust ist nicht der Untergang der Welt !
    Das passiert vielen Menschen jeden Tag... die Welt wird sich trotzdem weiter drehen.
    Dein Kind wird einen neuen Job finden. Das Leben geht weiter...
    Kopf hoch und eine Portion Optimismus kann auch nicht schaden :wink:

    Hast Du schonmal über einen Austausch im Erweiterten Bereich nachgedacht?
    Dort ist der Austausch sehr viel intensiver, es wird viel mehr als hier im offenen Bereich geschrieben.
    Ich denke, gerade in der ersten abstinenten Zeit kann so ein intensiverer Austausch wichtig und hilfreich sein.
    Im Erweiterten Bereich gibt es außerdem einen SOS-Knopf für Notfälle, und ein Chat, wo dann weiter geholfen werden kann.
    Und dort kann vor allem nicht das gesamte www mitlesen.
    Ansonsten kann ich Dir nur den Rat geben, im offenen Bereich nicht zu viel persönliches preiszugeben.
    Das net vergißt nämlich nichts...

    LG Sunshine

  • Das ist mir bewußt Sunshine, das www vergißt nichts.

    Nein zu direkt bin ich ja nicht.

    Früher hätte ich mir was einfallen lassen um noch mal einkaufen gehen zu müssen. Gerade solche "Zwischenfälle" haben immer Druck erzeugt, die ich dann begossen habe. Aber ich will das nicht mehr.

    Der Alkohol ist immer noch unter Verschluß. Das war aber für mich nie ein Problem. Habe ich nie angerührt, weil ich alles heimlich gemacht habe.

    Habe darüber mit Mann geredet. War ja früher auch nicht möglich...weil ich das nicht wollte.
    Aber alles gut, er konnte mich beruhigen. Auch Kind hat mich beruhigt. Ja, das passiert tausende Male am Tag. Aber man ist ja trotzdem besorgt.

    Über einen erweiterten Zugang habe ich natürlich nachgedacht. Würde aber erstmal die Reha abwarten.

    So lange ich hier nicht ganz verloren bin, würde ich erstmal hier bleiben. Und ihr helft mir ja mit eurem Zuspruch.

    Liebe Grüße Citchy

  • Hallo Citchy!

    Zitat

    Früher hätte ich mir was einfallen lassen um noch mal einkaufen gehen zu müssen. Gerade solche "Zwischenfälle" haben immer Druck erzeugt, die ich dann begossen habe. Aber ich will das nicht mehr.

    Genauso war es bei mir auch. Entweder musste ich nochmal schnell gehen, um eine Sahne oder Butter zu kaufen - da kann man ja glich ne Flasche Wein mitnehmen.
    Oder ich wollte ich einen Abend mal nicht trinken, aber dann ist irgendwas passiert. z.B. hatte mein Sohn Ärger in der Schule. Ich hab mir selbst eingeredet: ich kann doch jetzt nicht anders. Da muss ich jetzt also doch nochmal trinken. Alles Typisch für das Alkoholikerhirn! Hat nur mit der Realität überhaupt nix zu tun!

    Hast Du Bücher gelesen über unsere Krankheit? Das kann ich Dir sehr empfehlen. Es hilft, um die fiesen Mechanisemen der Sucht zu durchschauen!

    Mach' weiter so. Laufband ist sicher sehr gut, wenn Dich was aufregt. Oder auch einfach nur so.

    Viele Grüße
    Calida

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