• Hallo liebe Forumsteilnehmer,

    darf mich kurz vorstellen bin 46 Jahre, verheiratet 1 Kind und habe ein Problem mit Alkohol und Suchtstoffen allgemein.

    Angefangen hat alles schon in früher Jugendzeit, wo ich wegen Problemen mit dem Elternhaus schon früh einfach so oder mit dem Verein zu Alkohol gegriffen habe.

    Später hatte ich dann eine starke Suchtverlagerung zu anderen Stoffen und in den letzten Jahren war dann wieder Alkohol am Start.

    Habe zwar nie wirklich so viel getrunken (paar Bier am Tag) was bei vieler meiner Mitmenschen noch zum Normalbereich gehört aber ich habe immer schon gemerkt dass die Mengen zu hoch sind und habe deshalb immer wieder die berühmten Trinkpausen eingelegt.

    Ich lese auch schon seit mehreren Jahren im Forum mit, habe mich aber bis jetzt nicht angemeldet - wahrscheinlich um mit ein Hintertürchen offenzuhalten und habe auch immer wieder mit dem Trinken angefangen was mir aber wegen mir selbst und wegen meiner Familie keinen Spaß mehr macht, mir nichts mehr bringt bzw. ich einfach nicht mehr will.

    Deshalb trinke ich seit ca. 3 Monaten keinen Alkohol mehr und konsumiere auch keine anderweitigen Stoffe. Diesmal ist es mir wirklich ein innerer Wunsch komplett mit allem aufzuhören und möchte deshalb ein Leben ohne Alkohol und Suchtverlagerungen erlernen.

    An mir selbst ist mir aufgefallen dass ich früher so ein "Loch" in der Seele hatte was ich mir nicht erklären konnte, mittlerweile bin ich mir sicher dass das nur unterdrückte Gefühle waren die mittlerweile wieder ans Licht kommen und mich momentan über jedes (wenn auch überwiegend negative) Gefühl freue bzw. einfach froh bin wieder etwas zu spüren und nicht nur wie ein Zombie in den Tag zu leben.

    Jedem in meinem Umfeld will ich eigentlich nicht alles auf die Nase binden, nicht weil ich mich schäme sondern weil ich bei den relativ geringen Trinkmengen auf wenig Verständnis stoßen werden bzw. ich mittlerweile in der Lage bin gefährliche Situationen zu meiden oder einfach "nein" zu sagen.

    Meine Frau weis bescheid und mir gehts soweit gut. Allerdings ist mir bewusst dass an jeder Ecke die Gefahr lauert und ich gewisse "Freunde" in Zukunft eher meiden sollte bzw. habe da noch das Problem dass ich nicht so recht weis wie ich damit in Zukunft umgehen soll.

    Problematisch finde ich auch dass ich trotz Arbeit zuviel Zeit zum Nichtstun habe bzw. Langeweile teilweise ein Thema ist und ich da auch eine gewisse Gefahr sehe..

    Über jeden Gedankenaustausch bin ich dankbar, LG Christian

  • Hallo Christian,

    gegen Langeweile gibt es Hobbys, überlege doch was du früher gerne gemacht hast, ohne Alkohol natürlich :D

    Zitat

    ich mittlerweile in der Lage bin gefährliche Situationen zu meiden oder einfach "nein" zu sagen.

    Wenn du es schafft die Situationen zu meiden in denen du nein sagen musst bist du einen Schritt weiter.

    Welche Situationen sind das denn überhaupt ?

    LG Martin

  • Hallo Christian,

    willkommen im Forum! Wie schön, dass Du Dich entschlossen hast, trocken zu leben.

    Zitat

    Allerdings ist mir bewusst dass an jeder Ecke die Gefahr lauert und ich gewisse "Freunde" in Zukunft eher meiden sollte bzw. habe da noch das Problem dass ich nicht so recht weis wie ich damit in Zukunft umgehen soll.

    also ich habe das durchgezogen. Mein Mann musste sog. "Trinkfreunde" alleine besuchen und auch Feierlichkeiten etc. Er fand das schon komisch, aber er hat eben dadurch gemerkt, wie ernst es mir war.

    Nach einem Jahr ist mir dann klar geworden, dass ich diese Trinkfreunde gar nicht mehr brauche und sie mich nur eingeladen haben, um eine Flasche auf den Tisch zu stellen. Also mein Freundeskreis hat sich gewandelt und das gefällt mir gut.

    Zitat


    Problematisch finde ich auch dass ich trotz Arbeit zuviel Zeit zum Nichtstun habe bzw. Langeweile teilweise ein Thema ist und ich da auch eine gewisse Gefahr sehe..

    Zum Anfang meiner Trockenheit habe ich mir viel Gedanken gemacht, wie ich nun diese leere Zeit ausfüllen soll. Ich habe dann wieder vermehrt Sachen gemacht, die mir Freude machen. Manchmal muss man da etwas überlegen, aber irgendein Hobby wird einem schon einfallen.

    Einen schönen trockenen Tag

    Pink-Lady

  • Also ich habe ein paar Freunde wo immer gern und gut konsumiert wird, allerdings wird jetzt keiner genötigt oder es dreht sich auch nicht alles nur um Alkohol. Aber wenn ich erhlich bin, weis ich dass falls ein Treffen zustande kommt ich ganz flott wieder eine Bierflasche in der Hand halte.

    Dann gibts noch einen Kumpel bei dem sich eigentlich so gut wie alles ums Trinken dreht, ohne Bier geht da gar nix also wohl besser meiden.
    Sehr gut ist dass ein sehr guter Freund garnichts trinkt und Alkohol absolut nicht mag und an ihm werde ich mich wohl eher mal halten in nächster Zeit.

    Wegen Hobbys habe ich jede Menge und ich merke dass ich langsam wieder überhaupt in der Lage bin mich drauf einzulassen das war leider eine lange Zeit garnicht mehr möglich. Am liebsten würde ich mal wieder mit Musik anfangen weil das eigentlich mein Ding ist und zum Sport muss ich mich noch eher zwingen. Hatte irgendwie überhaupt keine Geduld mehr oder die Muse mich mal wieder in was einzudenken oder einzuarbeiten.

    Sorry wenn ich mich etwas abgestumpft anhöre, aber bin momentan noch sehr mit mir selbst beschäftigt versuche mich selber und die Vergangenheit etwas zu reflektieren und möchte vor allem für mein Kind da sein und mich mit ihm freuen und etwas unternehmen.

    Glaube ich darf nicht gleich mit dem Kopf durch die Wand rennen sondern muss mir wohl selber auch Zeit geben (ohne Alk natürlich) und zu verstehen dass alles wohl etwas Zeit braucht und nicht von heute auf morgen wieder alles super ist.

  • Gratulation zu drei Monaten, das ist doch schon ein guter Anfang.
    Ich kann dir sagen, es lohnt sich dranzubleiben. Es geht von Woche zu Woche besser. Die Abstände, die es schwierig machen, werden größer. Es kehrt so etwas wie Alltag ein. Plötzlich ist der erste Tag da, an dem du nicht an Alkohol gedacht hast. Mir ging es nach ein paar Monaten tatsächlich so. War komisch, aber auch so etwas wie eine Etappe.

    Meine Erfahrung ist, dass es ganz wichtig ist, sich ein alkoholfreies Umfeld zu schaffen. Es ist einfacher und sicherer, wenn der Saufdruck kommt. Und der kommt so sicher, wie das Amen in der Kirche. Es gibt nur ganz seltene Ausnahmen, die davon berichten, nie einen solchen Druck gespürt zu haben.

    Ich wünsche dir hier einen guten Austausch.
    lalu

  • Guten Morgen,

    vielen Dank erstmal für die Antworten ich muss mich an die Unterstützung erstmal gewöhnen, da ich sonst immer mehr Einzelkämpferisch unterwegs war und alles mit mir selber ausgemacht habe, aber hier bin ich echt froh um jede Hilfe, danke dafür :).

    Heute bin ich wieder besser drauf wahrscheinlich war das gestern etwas wie Abschied nehmen oder das mir bewusst wurde dass ich jetzt ohne zurück diesen Weg gehen werde und ich jede Hintertür abschließe und den Schlüssel wegwerfe.

    Habe mir grad die Grundbausteine durchgelesen und habe gemerkt das ich noch am Anfang stehe aber das macht mir nichts aus, solange ich nicht vom Weg abkomme.

    Komplett Alkoholfreies Zuhause hätte ich gerne, meine Frau trinkt nur sehr wenig und will sich von den Likörchen (die ich gottseidank sowieso nicht mag) nicht trennen. Trotzdem will ich schauen das mit der Zeit das ganze Zeug aus der Wohnung fliegt, allerdings wird das noch paar Wochen in Anspruch nehmen. Seltsamerweise habe ich auch nie das Zeug aus der Wohnung getrunken sondern wenn dann aus dem Geschäft geholt oder mit Freunden gebechert.

    Ich glaube, den Fehler den ich bei Trinkpausen immer machte war einfach nur mit dem Trinken aufzuhören aber mein Umfeld / soziale Kontakte nicht zu ändern. Bin grade am Überlegen wie ich das verbessern könnte, vielleicht suche ich mir mal einen Verein wo trinken hoffentlich keine Rolle spielt und lerne so vielleicht auch neue Leute kennen.

    Allerdings fällts mir grad nicht leicht aus dem Trott herauszukommen und wirklich eine Aktion zu machen, ich hoffe das ich in den nächsten Wochen die Motivation dazu habe und konkret was ändern kann.

    Einen schönen Tag euch allen

  • Hallo Chris,

    schön, daß Du Dich entschlossen hast, aus dem Mitlesen ein Mitschreiben zu machen - das ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.

    Es ist oft so, daß man über Jahre sein Umfeld an die Trinkgewohnheiten anpasst, sprich: Trinkende Kumpels werden häufiger, nichttrinkende Kumpels werden vernachlässigt.

    Deine Entscheidung, erstmal nur Deiner Frau von Deinen Problemen zu erzählen, kann ich irgendwo nachvollziehen - sie wird Dir das Ganze vermutlich aber nicht leichter machen. Keiner Deiner Kumpels wird Rücksicht nehmen, weil er ja nix davon weiß...Sprüche wie "ach komm, eins geht schon" werden sich so nicht vermeiden lassen.

    Sehr gut ist, daß einer Deiner Kumpels gar nix trinkt...das wird Dir helfen, nicht das Gefühl zu bekommen, Du würdest plötzlich ganz alleine dastehen.

    Da ich selber Musik mache, kann ich Dir nur raten, Dich da wieder einzuklinken. Mir hat meine Gitarre in der Anfangszeit über so manche schwierige Stunde hinweggeholfen.

    Daß man am Anfang etwas Probleme hat, in den Tritt zu kommen, ist mMn. normal. Man muß sich erstmal orientieren, wo genau man überhaupt steht und wo man überhaupt hinwill.

    Es ist ein Neustart und eine verdammt gute Chance, sein Leben in eine positive Richtung zu lenken.

    Viel Glück dabei...

    Schönen Gruß und schöne Zeit

    Andreas

  • Hi Andreas,

    ok werde es allen Freunden sagen und eigentlich sollte es auch kein Problem darstellen bzw. wird mich deshalb jetzt sicher niemand auschließen und wenn doch dann solls nicht mein Problem sein.

    Werde auch nach Jahren meine Gitarre wieder auspacken und einfach mal wieder anfangen zu üben 8) .

  • Hallo Christian!
    Herzlich willkommen hier:-)
    Was die "Trinkfreunde" angeht: als ich für mich klar war, dass ich nicht mehr trinken will, war für mich auch schnell klar, dass ich keine Lust auf solche Treffen habe. Ich musste mich noch nicht mal zwingen, dem Alkoholumfeld fern zu bleiben. Da gings noch nicht mal um die Leute, denn manche konnten sehr wohl was anderes machen außer trinken. Aber ich hab gemerkt, dass ich gar keine Lust habe, mich an nen Tisch in eine Kneipe zu setzen und den ganzen Abend da zu hocken und nichts anderes zu tun. Das unterscheidet halt Trinker und Nichttrinker. Als Trinker hatte ich auch ein Sitzfleisch, jetzt nicht mehr. Wenn ich mich heute verabrede, dann zum Schwimmen, zum Spazierengehen oder privat zum Kaffee. Das macht mir viel mehr Laune. Und dafür kommen auch nur die Leute in Frage, die eben nicht immer und ständig Alkohol brauchen.
    Gitarre spielen ist doch schon mal toll! Vielleicht fallen Dir noch ein paar andere Dinge ein, die Du auch mit anderen zusammen machen kannst. Oder eben auch mal allein. ICh habe soviel gelesen, seit ich nicht mehr trinke. Und vorher fast nix, weil ich mich nicht darauf konzentrieren konnte.
    Ich wünsche Dir, dass Du viel schönes findest!
    LG - Calida

  • Hallo Calida,

    ja stimmt wenn ich ehrlich bin habe ich auch eigentlich gar keine Lust auf Treffen eben weil sich im Grunde doch alles ums konsumieren dreht.

    Wahrscheinlich geht auch kein Mensch in die Kneipe um nur dumm zu gucken oder belangloses Gerede auszutauschen, er geht dahin um zu trinken. Genau auf diese Art und Weise wurden meine Trinkpausen auch immer wieder beendet.

    Die Frage ist warum ich damals immer wieder angefangen habe, entweder habe ich die Gefahr unterschätzt oder ich wollte ganz bewusst wieder konsumieren muss ich mal drüber nachdenken.

  • Hallo,

    Zitat

    Glaube ich darf nicht gleich mit dem Kopf durch die Wand rennen sondern muss mir wohl selber auch Zeit geben (ohne Alk natürlich) und zu verstehen dass alles wohl etwas Zeit braucht und nicht von heute auf morgen wieder alles super ist.

    so ist es. Lass Dir Zeit und dränge Dich zu nichts. Diese Vorschläge, die Du hier liest, sind ja sicher auch nicht gedacht, alles gleich umzusetzen. Trotzdem sollte man nach einiger Zeit anfangen, sein Leben zu ändern und eben nicht nur nicht zu trinken. Das klappt nämlich meistens nicht.

    Zitat

    Die Frage ist warum ich damals immer wieder angefangen habe, entweder habe ich die Gefahr unterschätzt oder ich wollte ganz bewusst wieder konsumieren muss ich mal drüber nachdenken.

    m. E. spielt das da mit rein. Also ob ich einfach aufhöre zu trinken und alles so lasse, wie es war oder ich mein Leben ändere. Anfangs musste ich tatsächlich viel darüber nachdenken, wie ich denn mein Leben ändere. Ich habe damit angefangen, mir täglich etwas zu gönnen. Das waren oft Kleinigkeiten. Dadurch hatte ich das Gefühl, ich achte auch mich. Nach und nach wurde ich dann aktiver und habe viel mit meinen Hunden unternommen und habe wieder Ausflüge mit meinem Mann gemacht. Das machen wir heute noch und es ist ein ganz neues Gefühl.

    Schönen Tag

    Pink-Lady

  • Hallo Pink-Lady,

    ja etwas ändern und anders zu machen sehe ich mittlerweile als meinen Prüfstein und ob es dauerhaft mit Abstinenz klappt oder nicht.

    Meine Pausen waren immer so bei 5 Monaten beendet deshalb sehe ich die Notwendigkeit möglichst bald etwas zu ändern um nicht wieder in die alte Falle zu tappen.

    Die letzten 3 Monate habe ich zwar nichts getrunken aber eben auch nichts verändert. Werde mir noch maximal 2 Wochen Zeit geben zu überlegen wo ich hin will, dann werde ich mich hoffentlich selber in die richtige Richtung schubsen und dann auch umsetzen.

  • Moin moin,

    gestern einen trinkenden Kumpel besucht um ihm mitzuteilen dass ich ab sofort abstinent lebe. War kein Thema weiter an dem Abend, ansonsten gut unterhalten aber mir ist klar dass ich den Kontakt stark einschränken werden muss bzw. der Kontakt durch mein Verhalten eh stark nachlässt.

    Am nächsten Morgen hatte ich seltsamerweise das Gefühl am vorabend getrunken zu haben, ich hatte zwar keinerlei Gedanken an dem Abend vielleich doch etwas zu trinken oder in der Richtung aber mache mir grade Gedanken dass ich mich wohl selbst etwas überschätze oder solche Treffen soweit es geht in Zukunft vermeiden sollte.

    Ich dachte jedenfalls es sei eine gute Idee reinen Tisch zu machen, weil totschweigenn und dann wieder irgendwann doch beieinandersitzen mit Alkohol in der Hand keine Alternative ist. Aber Menschen die man trotz ihres Konsums mag kann ich auch nicht einfach als nicht existent erklären oder einfach so tun als hätte es sie nie gegeben. Das man diese Menschen dann gar nicht mehr sehen soll kann ich mir im Moment nur schwer vorstellen, vielleicht liegts auch daran dass ich noch nie "ganz unten" war...aber ich will trotzdem abstinent leben hoffe das mir das trotzdem so gelingt.

  • Moin Chris,

    wie definierst Du denn trinkender Kumpel ? Ist das jemand, der selber zuviel Alkohol konsumiert oder sind das u.U. Leute, die einen eher vernünftigen Umgang mit Alkohol haben (die gibts ja in der Tat auch) ?

    Also ich hab in der Tat auch nicht alle Kumpels über Bord geworfen, die Alkohol konsumieren...nur kriegen die hier bei mir eben nur nen Kaffee oder ne Cola. Da hat sich relativ rasch gezeigt, wer tatsächlich wegen mir kommt und wer nicht.

    Die, die auch bereit sind, sich in meiner Gegenwart in Bezug auf Alkohol zurückzunehmen, sind auch die, auf die ich zählen kann, wenn es hart auf hart kommt.

    Aber ich will Dir da auch nix vormachen...bei mir sind mehr durchs Raster gefallen als übriggeblieben - dafür sind einige andere Jungs, die ganz offensichtlich mit meinem hohen Konsum nix anfangen konnten, wieder dazugekommen.

    Ansonsten leben wir abstinenten Alkoholiker ja nicht in einer Käseglocke...wir können nicht so tun, als wäre der Alkohol inzwischen nicht mehr existent.

    Trotz aller Vorsicht gibt es immer wieder Situationen, in denen wir mit dem Alkohol konfrontiert werden...Ziel ist es, die Zahl dieser Situationen zu minimieren, das Risiko zu minimieren.

    Das bedeutet nicht, daß man sich im Zimmer einsperren und jeden, den man mal gekannt hat, aus seinem Telefonbuch zu streichen :)

    Schönen Gruß und schöne Zeit Dir

    Andreas

    P.S.: Wie hat es sich denn angefühlt, als Du Deinem Kumpel gesagt hast, daß Du jetzt abstinent bist ? Gut oder schlecht ?

  • Hi Carpenter,

    als trinkend definiere ich in meinem Bekanntenkreis Menschen die im Grunde selber wissen dass sie zuviel trinken aber aufgrund der Sucht nicht aus dem Kreislauf ausbrechen können. Der Freund gestern hat z.B. schon massive Leberschäden und sein Arzt hat ihm schon öfter zu einer Therapie geraten.

    Das Mitteilen der Abstinenz hat sich gut angefühlt habe aber auch gleich wie eine Art unsichbare Mauer gespürt die wohl jetzt zwischen uns steht. Ich glaube ich muss mir mal ein dickeres Fell zulegen und mein ewiges Harmoniebedürfnis mal einen guten Mann sein lassen, das ist auch so eine Sache die ich irgendwie nicht losbekomme.

    Merke jedenfalls schon die vielen Vorteile die nichts trinken mit sich bringt, endlich wieder denken können, fühlen, klarer Kopf am Morgen bin nur von Haus aus recht gemütlich unterwegs und will aber mal etwas mehr aus dem Quark kommen.

  • Hallo Christian!

    Zitat

    Die Frage ist warum ich damals immer wieder angefangen habe, entweder habe ich die Gefahr unterschätzt oder ich wollte ganz bewusst wieder konsumieren muss ich mal drüber nachdenken.

    Das ist für mich ganz klar. Die Krankheit hat eines im Sinn: dich auf jeden Fall weitertrinken zu lassen. Das ist das Tückische an abstinenten Phasen. Der Alkoholiker denkt: Fein, ich kann also auch mal ohne. Wenn das so ist, dann kann ich ja ruhig weitertrinken. Ich kann ja wieder aufhören.
    Das aber kannst Du dann irgendwann nicht mehr. Da gibts dann auch keine abstinenten Phasen mehr.

    Viele Grüße
    Calida

  • Hallo Chris,

    Zitat

    Am nächsten Morgen hatte ich seltsamerweise das Gefühl am vorabend getrunken zu haben, ich hatte zwar keinerlei Gedanken an dem Abend vielleich doch etwas zu trinken oder in der Richtung aber mache mir grade Gedanken dass ich mich wohl selbst etwas überschätze oder solche Treffen soweit es geht in Zukunft vermeiden sollte.

    das kenne ich auch. Ich hatte es sehr stark am ersten nüchternen Neujahrsmorgen und auch bei anderen Gelegenheiten, wo ich normalerweise getrunken hätte. Da sieht man ganz deutlich, dass solche Situationen etwas mit uns machen. Gerade in der ersten Zeit sollten wir solche Situationen meiden.

    Meine Freundin war auch erst etwas unsicher mir gegenüber, als ich ihr mitteilte, dass ich gar keinen Alkohol mehr trinke. Mit der Zeit haben sich meine Freunde daran gewöhnt und sie kochen mir ungefragt meinen Kaffee. In meinem Beisein trinken sie nicht mehr. Wer wirklich Dein Freund ist, der nimmt Rücksicht auf Dich. Wer dazu nicht bereit war, den konnte ich eben auch nicht mehr besuchen oder sie kamen zu mir und da gab es sowieso keinen Alkohol. Geht dann auch.

    LG Pink-Lady

  • Ich kann mich jetzt auch wieder erinnern warum ich nach den abstinenten Phasen wieder angefangen habe. Weil ich dachte ich kann es wieder kontrollieren, bzw. wieder "normal" trinken.

    Nachdem ich im Forum mal was gelesen hatte von wegen Alkoholismus ist wie ein Fahrstuhl der nur nach unten geht und man nur ein-oder aussteigen kann habe ich bei den letzten abstinenten Phasen genau darauf geachtet und festgestellt dass ich nach den Phasen in kürzester Zeit von der Alkoholmenge her wieder auf dem alten Level war.

    Keine Ahnung warum ich diese Erkenntnis vergessen habe, soweit war ich schonmal gut dass ich das jetzt wieder in Erinnerung habe :)

  • Hallo,

    glaube es hat von gestern auf heute bei mir geklickt und ich habe über einiges nachgedacht und jetzt verstanden:

    - Abstinente Phasen sind das tückische an der Krankheit weil sie einem Glauben machen alles wieder kontrollieren zu können (danke @Calida dass du mich mit der Nase nochmal draufgestoßen hast)

    - Relativ offener Umgang mit seiner Erkrankung ist wichtig weil man sonst leichter Gefahr läuft doch wieder zuzugreifen

    - Veranstaltungen wo es nur ums saufen geht generell meiden, ansonsten genau abwägen ob Gefahr lauert oder nicht

    - Regeln aufstellen und befolgen, wenn man doch kalt überrascht wird vom Erzfeind dann Notfallkoffer (muss ich auch noch zusammenstellen)

    - Nüchternheit muss oberste Priorität haben weil sonst alles Mist ist

    - Veränderungen im Leben um alte Verhaltensmuster zu verlernen

    - Regelmäßiger und dauerhafter Austausch mit Gleichgesinnten

    - Alkoholfreies Umfeld um sich das Leben selber leichter zu machen

    - Die Krankheit begleitet einen ein Leben lang und kann nur gestoppt werden

    - Da die Krankheit einem immer wieder vorgaukelt in Sicherheit zu sein ist man irgendwann komplett abhängig von Alkohol -> logische Konsequenz ist abstinent zu leben weil kontrolliertes Trinken ab einem gewissen Abhängigkeitsgrad ganz einfach nicht mehr funktioniert

    Vielen Dank an euch allen ich glaube es geht schon mit großen Schritten voran.

    LG Christian

  • Hallo Christian,

    das ist ein gutes Grundgerüst. Nun kannst du die einzelnen Punkte im Alltag mit Leben füllen.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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