Kontakt zu co-abhängiger Mutter abbrechen?

  • Grüß' dich, Julikind!

    Kannst du dir vorstellen, ein Gespräch mit deiner Mutter zu führen,
    in welchem du ihr auch mitteilst, wie es dir geht & ging?

    Lieben Gruß,
    Sagara

  • Hallo Julikind,

    ich bin trockener Alkoholiker und mir ist das aufgefallen.

    Zitat

    Ich habe mit meiner Mutter seit dem Rückfall ein großes Problem. Nachdem ich das Trauma aus der Kindheit nie aufgearbeitet habe (es wurde da in der Familie nie drüber geredet), kommt nun alles von damals hoch, und diese Verlogenheit, mit der sie jetzt damit umgeht, kann ich kaum aushalten.
    Am liebsten würde ich den Kontakt zu ihr auch abbrechen.

    Ich vermute dass deine Mutter evtl. Co-Abhängige ist und somit ein ganz "normales" Verhalten zeigt.

    Das ist bestimmt nicht böse gemeint von ihr dass sie sich so verhält, sie lebt schon so lange mit einem Alkoholiker.

    Hast du schon bei den Co's hier gelesen ? Vielleicht verstehst du sie dann besser.

    LG Martin

  • Hallo Julikind,

    Zitat

    Z.B. darf meine Großmutter auf Wunsch meiner Mutter nichts von dem Rückfall wissen, sie sei zu alt, würde sich nur unnöig aufregen etc. Da ich mich aber weigere, mit meinem Vater in einem Raum zu sein, heißt das für mich, dass ich jeder Familienfeier fern bleibe und meiner Großmutter entsprechende Ausreden auftische (ich krank, Kinder krank....). Das tut mir zum einen weh, weil ich erstens meine Großmutter damit enttäusche, und zweitens ich selbst den Rest meiner Familie gar nicht mehr zusammen zu sehen bekomme.
    Soll ich meiner Mutte die Pistole auf die Brust sezten und sagen: du kannst erzählen was du willst, aber ich werde nicht mehr lügen?

    Genau das würde ich machen.

    Es ist ein Unding, dass du deine Oma anlügen sollst und um weiterhin Familiengeheimnisse zu wahren, bist du meiner Meinung nach nun zu weit in deinem Verständnis und deiner positiven Haltung deinen eigenen Bedürfnissen gegenüber.

    Deine Oma wird eh wissen oder spüren, dass da etwas im Busch ist.

    Wie genau du es ihr erzählen kannst, damit es für sie so schonend wie möglich ist, dazu könntest du zuvor mit einem Psychologen reden, der sich im Thema Familie gut "auskennt".

    Ich habe das auch so gehalten in (einem anderen Zusammenhang) und das psychologische Coaching hat mir ( trotz seiner Begrenztheit ) sehr geholfen.

    Sind halt doch Profis ( manche ;) )

    LG Slowly

  • Hallo Julikind,


    herzlich willkommen bei uns im Forum,

    An deinem geschriebenen sehe ich mal wieder, das Alkoholismus wirklich eine Familöienkrankheit ist.

    Zitat

    Soll ich meiner Mutte die Pistole auf die Brust sezten und sagen: du kannst erzählen was du willst, aber ich werde nicht mehr lügen?


    genauso würde ich es machen. Lass dich nicht von deiner Mutter zum lügen verdonnern.
    Ich kenne all die Argumente deiner Mutter, die angeblich gegen eine Offenheit sprechen. Ich habe selbst jahrzehntelang dafür gesorgt, das mein xy weiter trinken kann.
    Ich hatte mich zurückgezogen, habe nur Nachtdienst gemacht, damit auf möglichst wenige Feiern mitgehen brauchte. Denn alldas konnte ich nicht mehr ertragen.
    Irgendwann kam aber die Einsicht, das es so nicht weitergehen kann. Ich fand dieses Forum, und die Zeit der Offenheit begann.
    Plötzlich erfuhr ich, wieviele es gewußt hatten, aber nie etwas gesagt hatten. Ich erfuhr aber auch Hilfe, kam wieder in meine alten sozialen Kontakte zurück und das Leben wurde wieder lebenswert.
    Was ich sagen will, das alles muß von deiner Mutter ausgehen.
    So wie du den Alkoholiker nicht vom trinken abhalten kannst, genauso wenig läßt sich eine CO ihre Rolle von außen weg nehmen.
    Die einzige dem du helfen kannst, bist du selbst.
    Wenn du aus dem Kreislauf des vertuschens und leugnen raus willst, dann tue es für dich
    Dadurch wird sich sicher auch etwas in der Familie ändern, aber dazu braucht es einen "Aussteiger".
    Ich kann dir nur Mut machen, diesen Schritt zu wagen, denn es spricht sich später auch viel leichter, denn der Druck wird auch weniger.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Julikind,

    die Reaktion deiner Mutter geht mir sehr nahe, denn sie zeigt mir, das sie auch aus dem Hamsterrad raus will, nur den Ausgang (noch) nicht findet.
    Du hast keine Eile, ein Schritt nach dem anderen in deinem Tempo, das ist wichtig.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Julikind, :wink:

    mich würde sehr interessieren, wie es bei dir weitergegangen ist, ob du den Kontakt letztendlich abgebrochen hast oder nicht, und wie deine Großmutter es aufgenommen hat.

    Ich wollte erst nichts schreiben, weil ich vielleicht ein bisschen anders darüber denke als du und die meisten hier... Grundsätzlich finde ich, du musst da auf dein Gefühl hören und wirst schon wissen was richtig ist.

    Für mich persönlich würde ich an deiner Stelle sicher anders entscheiden. Ich würde niemals meiner Co-abhängigen Mutter die "Pistole an die Brust setzen", denn ich denke, sie hat mit der Scheidung ohnehin schon den größten Schritt gemacht. Du schreibst ja, sie hat den Kontakt zu deinem Vater abgebrochen, sowas ist nicht leicht. Ich denke, ihr solltet zusammenhalten, und vielleicht gelingt es dir ja, deine Mutter ein bisschen zu verstehen. Wie sie damit umgeht, muss sie selber wissen (genau wie du ;) ), und wenn sie meint, sie müsse lügen, dann ist das ihr Ding. Eigentlich nicht deine Entscheidung.

    Weißt du, ich hatte Ähnliches in meiner Familie, und wir haben unsere Oma immer weitgehend von der Wahrheit verschont. Sie ahnte sowieso, dass nicht alles ganz in Ordnung war, aber wozu hätte ich sie denn mit den ganzen grausamen Details der Wahrheit belasten sollen? Dann gibt's nur noch einen zusätzlichen Menschen, der nachts nicht schlafen kann. Man muss kein Lügengebilde aufbauen, und du musst dich auch sicher nicht in die Lügen deiner Mutter mit reinziehen lassen, aber du musst auch nicht unbedingt die volle Wahrheit auf den Tisch knallen.

    Seit deinem ersten Posting ist ein Monat vergangen - ich habe mir mit meiner Meinung Zeit gelassen und ich hoffe, du verstehst mich nicht falsch. Ich möchte dir nur eine vielleicht andere Sichtweise zeigen.

    Was immer du machst, es ist für dich okay - mach das, was sich richtig anfühlt.

    liebe Grüße,
    Gedankenblatt :wink:

  • Hallo Julikind,

    ich habe deine Geschichte etwas anders verstanden als Gedankenblatt und hoffe, ich habe nichts überlesen. Ich habe es so verstanden, dass DU den Kontakt zu deinem Vater abgebrochen hast, dass deine MUTTER aber noch mit ihm verheiratet ist und mit ihm zusammenlebt. Und die Schwierigkeit für dich besteht in dem unterschiedlichen Umgang mit dem Rückfall deines Vaters. Du möchtest gerne offen mit seiner Alkoholkrankheit umgehen, deine Mutter jedoch wollte es aus Angst vor Reaktionen der anderen geheim halten und hat bis zu eurem Gespräch die Geheimhaltung auch von dir verlangt.
    Stimmt das in etwa so?

    Ich denke auch, dass jeder für sich und sein Handeln verantwortlich ist. So kann deine Mutter für sich selbst entscheiden, wie sie mit dem Alkoholismus deines Vaters umgeht. Und genauso kannst DU für dich entscheiden, wie DU damit umgehst. Also kann deine Mutter auch nicht für dich darüber bestimmen bzw. sollte dies nicht von dir verlangen. Du hast dich für Offenheit entschieden, was ich gut finde. Und du hast sogar mit deiner Mutter vorher darüber geredet, was ich auch gut finde. So wie ich es verstanden habe, hat deine Mutter sogar positiv darauf reagiert, sodass sie vielleicht selbst nur noch nicht weiß, wie sie selbst wirklich mit dem Alkoholismus umgehen möchte.
    Ich finde jedenfalls, dass du das alles sehr gut gemacht hast. Versuch weiterhin auf dich und deine Gefühle zu achten und wichtig zu nehmen.

    Ich habe habe übrigens den Kontakt zu beiden Elternteilen abgebrochen. Aber ich konnte auch nie mit meiner Mutter so offen reden wie du es scheinbar konntest. Sie hat den Alkoholkonsum (und andere Sachen) meines Vaters bis zuletzt abgestritten und ihn verteidigt. Sie hat sich nie für mich eingesetzt, sodass ich mich letztendlich für mich eingesetzt und den Kontakt abgebrochen habe. Anfangs ging es mir damit oft schlecht. Aber mit der Zeit wurde es immer besser und ich bin froh, dass ich mich so entschieden habe.

    Daher versuch immer wieder neu zu schauen, wie es dir im Kontakt geht. Ich wünsche dir alles Gute für deinen Weg. :)

    Liebe Grüße,
    Meadow

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