Ich bin neu hier...

  • Hallo in die Runde.

    Ich bin neu hier und gerade dabei mein Leben bissel neu zu ordnen. Man weiß es ja früh...eigentlich. Ich wollte nicht wahrhaben das mein Mann Alkoholiker ist. Will heißen ich wusste es und habe ihn auch immer wieder darauf angesprochen, aber gefruchtet hat das natürlich nicht. Er war auch dann immer sehr genervt.

    Nun ist er (so hoffe ich) am Tiefpunkt angelangt. Er hat arge gesundheitliche Probleme, bekommt auch den Alltag nicht mehr wirklich gebacken. Bleibt eigentlich die meiste Zeit daheim und ist auch gesundheitlich wirklich nicht dazu in der Lage raus zu gehen. Das gab ihm wohl zu denken und just zu der Zeit als ich für mich selber dachte es geht eigentlich nicht mehr so weiter kam er zu mir und meinte er möchte eine Therapie machen. Er hätte mit seiner Krankenkasse auch schon alles geklärt und es außerdem seinen engsten Freunden erzählt. Mich hat er (teilweise) eingeweiht was er trinkt und wann. Wieviel möchte er nicht sagen. Betrunken ist er eigentlich nie aber man riecht es und den Mann den ich vor vielen Jahren kennengelernt habe gibt es so nicht mehr. Ob ich ihn unterstütze wollte er wissen. Aber klar denke ich.

    Bis es losgehen kann dauert es nun noch ein Weilchen, aber das Datum steht. Er blickt nach vorn und ich auch. Er müht sich. Versucht so gut er kann sich an Familienausflügen zu beteiligen oder überhaupt an der Familie wobei er natürlich weiter trinken (muss). Er hat es versucht ohne bekommt da aber sehr starke Entzugserscheinungen. Wir kommen nun gerade dahin viel zu reden. Ehrlich. Offen. Kein drumrumgerede. Das tut uns gut nach langer Zeit wo wir mehr nebeneinander als miteinander gelebt haben.

    Ich besuche einmal die Woche eine SHG. Da habe ich noch Adressen bekommen wo ich Hilfe bekommen kann. Das tut schonmal sehr gut. Ich glaube ich muss auch erstmal wieder zu mir finden denke ich. Mir wurde gesagt um meinen Mann wird man sich in der Klinik kümmern. Ich zu Hause muss mir aber auch Hilfe suchen.

    Mir macht es bissel Sorgen wie es danach weitergeht. Ich will mal garnicht an einen Rückfall denken. Einfach nur kann ich was falsch machen? Zu viel, zu wenig oder überhaupt Kontrolle? Besuch vorher sagen kein Alkohol mitbringen? Raus mit Euren konstruktive Ratschlägen oder Erfahrungen. Das ich selber nicht trinke erscheint mir logisch um nichts im Hause zu haben. Sollte ich während er weg ist sein Arbeitszimmer mal umkrempeln und alles was ich finde entsorgen? Ist das zu übergriffig?

    Wie spricht man mit Kindern darüber? Unser Kind ist sehr offen wenn ich mit ihm spreche weshalb der Papa im KH ist dann erzählt er es unumwunden jedem. Und ich meine Jedem. In unserem Umfeld weiß es nun jeder der es wissen sollte. Aber nun muss mein Mann er sich ja kein Schild umhängen wo drauf steht dass er Alkoholiker ist und irgendwelche Lehrer, Erzieher oder Eltern aus Sohnemanns Schule müssen es nicht wirklich wissen. Nun will ich ihn weder anlügen noch ihn in die Situation bringen lügen zu müssen. Habt ihr da Erfahrungen oder Tipps?

    Zu guter Letzt könnte ich ab dem 6.6. Eure Daumen gebrauchen. Da bin ich auf mich gestellt und mein Mann auf sich. Ich hoffe sehr dass er es packt.

    LG Jule

  • Hallo Jule,

    Zitat

    Einfach nur kann ich was falsch machen? Zu viel, zu wenig oder überhaupt Kontrolle? Besuch vorher sagen kein Alkohol mitbringen?

    rede mit deinem Mann, wenn es an der Zeit ist, wie du ihn unterstützen kannst.

    Versuche ihn nicht zu bevormunden, das klappt eh nicht.

    Wenn er eine Therapie macht, weil er es wirklich will, bekommt er das Rüstzeug für sein neues Leben.

    Du brauchst ihm dann nicht zu sagen was er wie machen soll.

    Mach dich aber mit dem Gedanken vertraut dass du evtl. einen "neuen" Mann nach der Therapie hast.

    So wie er all die Jahre war wird er nicht mehr sein, das kann sich positiv oder negativ bemerkbar machen.

    LG Martin

  • Hallo Martin,

    okay das klingt nicht schlecht. Er will es wirklich das gibt mir Hoffnung. Das er sich ändert denke ich mir. Ich kann mich zumindest noch dran erinnern wie er vorher war. Die Zeit als wir uns kennenlernten. Aber vielleicht ist das wieder anders. Mal schauen. Ich bin gespannt.

    LG Nicole

  • Hallo Jule,

    herzlich willkommen im Forum.

    Ich drücke dir für den 6.6. gerne die Daumen.
    Wie geht es dir denn inzwischen?

    Wie sag ich's meinem Kinde... nicht so einfach, vor allem, wenn das Kind so mitteilungsbedürftig ist.

    Ich bin aber auf jeden Fall dafür, Kindern die Wahrheit so weit zu sagen, wie sie es verstehen können. Also altersgerecht. Rumgeeier verunsichert Kinder, sie merken ja doch schon auch, dass was los ist.

    Wir haben mit unserer Enkelin immer offen geredet, immer, wenn sie Fragen hatte. Das machen wir noch so. Sie weiß, dass ihr Opa (mein Exmann, aber auch der Opa väterlicherseits ist Alkoholiker, das weiß sie auch...) krank ist, dass er alkoholkrank ist. Dass daraus ja auch für sie Dinge resultieren, zum Beispiel dass er nicht lange mit ihr spielen mag oder auf sie aufpasst. Sie merkt das ja auch selbst, inzwischen ist sie 8, aber schon als sie 3 0der 4 war haben wir geredet. Wenn sie das wollte.

    Und sie weiß auch, dass mein Mann, der ja nicht ihr leiblicher Opa ist, auch alkoholkrank ist. Dass er aber nicht mehr trinken möchte. Daher gibt es bei uns nichts mit Alkohol und sie achtet inzwischen sogar auch darauf, dass sie ihm nur Schokolade oder so ohne Alkohol schenkt. Das ist für sie selbstverständlich.

    Wenn sie mag, darf sie es auch anderen erzählen, aber ich glaube, dadurch dass wir so offen und unaufgeregt darüber reden ist es für sie gar nicht wichtig, anderen davon zu erzählen. Es ist für sie normal so.

    Ich weiß jetzt gerade nicht, wie alt dein Kind ist. Aber wenn es schon in die Schule geht kannst du ja schon auf einer guten Ebene offen reden. Und auch sagen, dass der Papa krank ist. Dass er aber beschlossen hat, dagegen etwas zu tun. Dass das sehr mutig ist von ihm und aber auch sehr anstrengend. Dass er dafür eine Zeit lang in's Krankenhaus muss. Und dass dein Kind immer fragen darf, wenn es etwas wissen möchte darüber.

    Oft hat die Welt da draußen sowieso schon gemerkt, wenn in Familien Alkoholprobleme sind. Vielleicht hat dein Kind sogar darüber schon mal was erzählt? Oft ist es aber Kindern auch peinlich, solche Themen offen zu sagen. Oder unbewusst wird es ihnen auch so beigebracht, den Mund zu halten. Nach außen hin soll ja das Bild der heilen Familie weiter bestehen. Das ist für Kinder auch sehr anstrengend und verunsichert.

    Ich würde die Sache nicht dramatisieren. Je mehr Geheimnis und Drama darum gemacht wird, desto interessanter wird es ja irgendwo auch für Kinder. Einfach ruhig und offen sein, das finde ich wichtig.


    Zitat

    Mir macht es bissel Sorgen wie es danach weitergeht. Ich will mal garnicht an einen Rückfall denken. Einfach nur kann ich was falsch machen? Zu viel, zu wenig oder überhaupt Kontrolle? Besuch vorher sagen kein Alkohol mitbringen? Raus mit Euren konstruktive Ratschlägen oder Erfahrungen. Das ich selber nicht trinke erscheint mir logisch um nichts im Hause zu haben. Sollte ich während er weg ist sein Arbeitszimmer mal umkrempeln und alles was ich finde entsorgen? Ist das zu übergriffig?

    Menschen machen nun mal Fehler. Es gibt kein offizielles Reglement, wie du am besten umgehst. Vertraue dir einfach und deinem Gefühl. Und vor allem, rede mit deinem Mann! Was möchte er? Vielleicht könnt ihr ja zusammen das Arbeitszimmer umkrempeln, vielleicht möchte er das alleine machen? Vielleicht findet er es gut, wenn du das machst? Reden ist Gold in solchen Fällen.

    Ansonsten ist er ja für sich selbst zuständig, du musst ihn nicht dauernd erinnern. Kontrollieren. Das ist schwierig, sag ich dir. Denn du hast ja auch sehr lange in Coabhängigkeit gelebt. Da kann es schon auch zu Konflikten kommen, wenn dein Mann dann wieder Eigenverantwortung übernimmt. Wenn er wieder mit entscheiden will. Wenn er wieder anwesend ist, also klar im Kopf.

    Es ist gut, dass du dir da auch Hilfe holst! Das ist wichtig für dich! Ich freue mich, dass du hier gelandet bist.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Aurora,

    vielen Dank für Deine ausführliche offene Antwort :)

    Im Moment reden wir wieder viel miteinander. Das war eine ganze Weile so ein bisschen eingeschlafen, aber es kommt gerade alles langsam wieder. Er ist weniger beleidigt wenn ich ihm sage wie er auf mich wirkt. Scheint fast so als hätte er für sich selber was begriffen. Ist auch sonst eher defensiv, weniger provokativ.

    Mir geht es gerade mal so mal so. Ich brauche im Moment auch bissel Zeit immer mal wieder nur für mich. Um wieder klar zu denken. Einiges kann ich ansprechen aber andere Dinge will ich erstmal mit mir ausmachen. Ich weiß ja das ihm geholfen wird aber die Zeit bis dahin ist gerade wie Kaugummi. Was da auch noch mit reinspielt ist die Sache die meinem Kollege letzte Woche passiert ist. Da starb sein Schwager. Auch er war Alkoholiker und wollte am Tag drauf in eine Entzugsklinik. Leider war das zu spät. Ich hoffe die Zeit vergeht schnell und bis dahin muss ich noch irgendwie durchhalten. Es hilft mir schon erstmal hier zu lesen und zu sehen dass ich nicht alleine bin. Mir tut es gut mit Leuten zu sprechen die eben wissen was es bedeutet wenn der Partner Alkoholiker ist. Mich selber überrollte das derart dass ich so blöd war das nicht zu merken. Aber irgendwie wollte ich es auch nicht merken. Warum nur? Ein Schutzmechanismus? Warum passiert mir das bzw. ihm? Haben wir nicht schon genug durchgemacht? Vielleicht ist das der Grund. Wir haben schon so einiges durchgemacht. Sind miteinander gewachsen und auch stark zusammengewachsen. Das einfach wegwerfen? Kommt nicht in Frage.

    Mein Sohn ist neun. Ich bin mir sicher er wird es inhaltlich verstehen. Ich denke schon dass wir da bei der Wahrheit bleiben aber schon wäre es wenn es beim Freundeskreis bleiben würde. Irgendwelche entfernte Eltern oder Lehrer müssen das nicht wissen. Finde ich. Besonders dann nicht wenn sie zum tratschen neigen. Diese Leute machen mich ganz verrückt. In wie fern er was merkt kann ich gerade schwer beurteilen. Kinder haben ganz feine Antennen, aber sein Papa ist ja nie betrunken und auch nicht lallend unterwegs oder so. Ich rieche es. Ich weiß auch wie er damals war und wie er heute ist. Manchmal provokativ und streitlustig aber nie wirklich böse. Er ist kein schlechter Mensch und auch nicht gewalttätig. Nichts was Außenstehende auf den ersten Blick erkennen. Als ich es meiner Freundin sagte war sie erstaunt darüber. Mal schauen wie wir das machen. Geheimnisse soll es nicht geben. Vielleicht hat er sich eine ganz überraschende eigene Erklärung zurechtgebastelt.

    LG Jule

  • Liebe Jule,

    in deinem Beitrag stecken so viele Sachen, die ich damals genau so auch erlebt habe.

    Da sind die Gedanken, die hin und her springen und der Wunsch, alleine erst mal zu sortieren. Und vor allem, alleine auch erst mal zur Ruhe kommen können. Und dann verschiedene Ängste. Nun hast du in deinem Umfeld auch noch einen Todesfall erlebt, na klar macht das Angst. Aber wenn dein Mann einen Arzt an seiner Seite hat und moderat weiter trinkt kann nicht viel passieren. Wichtig ist nur, dass er nicht ganz aufhört, einfach so, das kann dann nämlich wirklich gefährlich werden.

    Ich kann mich noch erinnern, dass es damals einen Morgen gab, da wurde ich wach und wie eine Wucht erschlugen mich die Gedanken von Schuld und Scham und meiner Unfähigkeit, das nicht schon viel früher erkannt zu haben. Das so lange mitgemacht zu haben. Ich weiß nicht mehr, wie viele Stunden ich geweint habe an diesem Morgen...

    Aber es nutzt ja nichts. Es ist gelebte Zeit. Und die hast du so gelebt, wie es für dich in diesen Momenten möglich war. Du bist nicht zu blöd oder so, rede dir das mal nicht ein. Du hast funktioniert wie das sehr viele Menschen in diesen Beziehungen tun, bevor es "klick" macht. Es sind Muster und Verhaltensdinge die da ablaufen und es ist schwer, da raus zu kommen.

    Sei eher stolz, dass es nun bei dir so läuft! Denn das schafft auch nicht jeder!

    Ja klar möchtest du nicht, dass Hinz und Kunz nun über euch reden, weil dein Sohn ein Plappermäulchen ist. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass dein Sohn sich da schon auch selbst was zusammen gedacht hat, du sagst ja selbst, Kinder haben feine Antennen. Vielleicht bist du ganz erstaunt, was er alles so denkt. Vertrau dir jetzt einfach mal als Mutter, du und dein Sohn, ihr werdet schon eine gute Lösung finden.

    Hier ist heute super Wetter. Ich hoffe, bei dir auch. Genieße den Tag.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Aurora,

    ich habe den Tag genossen. Es war schönes Wetter. Ich arbeite in einem Kindergarten udn wir haben heute den ganzen tag draußen im Garten verbracht. Herrlich.

    Heute war ich bei einer SHG. Ich habe damit keine Erfahrungen und da hier reine Angehörigengruppen fehlen war ich in einer gemischten Gruppe. Ich habe mich da ganz gut aufgehoben gefühlt. Dort auch eine Frau kennengelernt die mit ihrem Mann da war. Es verurteilt da niemand jemanden. Alle wissen wovon man redet. Ich fand das sehr schön. Als ich das im Nachhinein meinem Mann erzählte war er sehr betroffen. Nun wird es erst real meinte er dass auch ich Sorgen habe. Bisher hat er das so nicht gesehen. Ihm tut das leid. Ich bin total baff über seine Reaktion. Das er das auch so sagen kann.

    LG Jule

  • Hallo Jule,

    ich wünsche Dir und Deinem Mann ganz viel Kraft, Geduld und Durchhaltevermögen. Mein Mann und ich haben es geschafft, zum Einen jeder für sich und dann wieder zusammen. Mein Mann ist auch jemand, der nicht so viel redet und ich staune auch jetzt nach 4 Jahren, was sich in seinem Denken so verändert hat.

    Wichtig war für mich, dass ich wieder zu mir gefunden habe, mir wieder vertraut habe. Dabei hilft ein Tag im Sonnenschein natürlich super.

    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo,

    ich habe eine Weile nichts mehr geschrieben, aber gerade vorgestern und gestern haben sich hier die Ereignisse überschlagen. Am Montag sollte mein Mann in die Klinik. Ich war nicht da weil ich für diese Zeit unseren Hund bei der Züchterin unterbringen wollte und dann dahin gefahren bin. Ein Freund sollte ihn bringen, aber dem hat er die Tür nicht aufgemacht. Das ging dann soweit dass der Freund die 112 gerufen hat weil er den Eindruck hatte da stimmt was nicht. Mein Mann wurde ins KH gebracht. Die haben ihn nun dort entgiftet und morgen bringe ich ihn dann in die Entzugsklinik. Letztendlich ist es also schon so gekommen wie er es wollte wovor er aber gleichzeitig große Angst hatte.

    Mein Vertrauen ist sehr erschüttert. Ich war die zwei Tage nicht da und er betrinkt sich nochmal richtig. Mein Sohn war sehr deprimiert. Papa weg (Ich will zu meinem Papa), unser Hund bei der Züchterin ("Ich will meine edit Martin wiederhaben.") Unser Zweithund ist im Januar gestorben ("Und meine edit Martin soll auch nicht tot sein.") Es war sehr schlimm ihn so zu sehen. Jetzt ist er wieder gefasst. Ich schwanke sehr zwischen Hoffen und Bangen. Kann im Moment auch nicht richtig abschalten. Die Alleinezeit tut mir gut, aber so lange getrennt waren wir noch nie voneinander und ich fange an zu grübeln und zu heulen und kann mich auf nichts mehr konzentrieren und essen geht gerade auch nicht. Heute ging es ihm deutlich besser aber eben halt nicht gut. So habe ich meinen Mann noch nie erlebt. Es ist sehr verwirrend und schwer auszuhalten.

    Das war es erstmal von meiner Seite.

    LG Jule

    edit Martin, bitte keine Namen nennen, danke

  • Hallo Jule,

    wie wäre es, wenn Du den Klinikaufenthalt Deines Mannes für Dich und Dein Kind nutzt. Dein Mann ist in professionellen Händen. Um ihn brauchst Du Dich nicht zu sorgen. Sorge Dich um Dich. Ich habe den Eindruck, dass Deine Gefühlslagen und Dein Wohlbefinden massiv von Deinem Partner abhängen. Mein Vorschlag wäre, mal nur Du. Was machst Du gerne, was hast Du vernachlässigt durch diese schräge Situation. Du kümmerst Dich um Deinen Mann und Dein Kind und wer kümmert sich um Dich? Ich hab die Erfahrung gemacht, dass es diese kleinen Dinge waren, die mir gut taten und die mich wieder zu mir führten.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und Geduld
    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Zitat von lütte69

    Hallo Jule,

    wie wäre es, wenn Du den Klinikaufenthalt Deines Mannes für Dich und Dein Kind nutzt. Dein Mann ist in professionellen Händen. Um ihn brauchst Du Dich nicht zu sorgen. Sorge Dich um Dich. Ich habe den Eindruck, dass Deine Gefühlslagen und Dein Wohlbefinden massiv von Deinem Partner abhängen. Mein Vorschlag wäre, mal nur Du. Was machst Du gerne, was hast Du vernachlässigt durch diese schräge Situation. Du kümmerst Dich um Deinen Mann und Dein Kind und wer kümmert sich um Dich? Ich hab die Erfahrung gemacht, dass es diese kleinen Dinge waren, die mir gut taten und die mich wieder zu mir führten.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und Geduld
    sonnige Grüße
    Lütte

    Hallo Lütte

    Sch....ja das kann sein. Das ist sehr schwer solange er nicht wirklich weg ist. Ich meine im KH hier kann ich ihn ja schlecht alleine lassen und nicht besuchen. Heute morgen haben wir telefoniert und das war total schräg. Ich kann glaube erst abschalten wenn wir nachher losfahren und ich weiß dass er dann dort erstmal für einige Zeit bleibt. Ich habe noch immer Angst er kommt wieder heim. Wo ich ihn in seinem momentanen Zustand niemals versorgen könnte. Ich kann ihn aber auch nicht alleine lassen. Also nicht jetzt wo er sein Problem angehen möchte.

    Um mich kümmern sich Freunde. Da gibt es gerade mehr Hilfe, Unterstützung und Zuspruch als ich es erwartet hätte und als ich es gewohnt bin. Für mich ist das sehr ungewohnt. Bin ich doch eher diejenige die zu helfen versucht und nicht umgekehrt. Mir wurde von vielen angeraten für mich Hilfe zu suchen...also professionelle Hilfe. Aber für mich ist gerade schwer vorstellbar mit welchem Ziel ich mir Hilfe hole. Weiß du was ich meine? Ich wüsste garnicht was ich erzählen, sagen, fragen sollte. Das es mir schlecht geht weiß ich selber aber daraus alleine kann ja nun keiner ableiten wie mir zu helfen wäre

    LG Jule

  • Hallo Jule,

    ich hatte mir damals auch professionelle Hilfe gesucht. Einfach um mal alles los zu werden. Und glaub mir, die Leute verstehen ihr Handwerk. Bei mir ging es auch darum, diese schräge Sichtweise einer Coabhängigen zu durchbrechen und einen anderen Blickwinkel zu bekommen. Zu merken, wenn ich wieder in diese kranken Strukturen zurück falle. Für mich waren diese Besuche Hilfe zur Selbsthilfe. Die Art und Weise zu fragen, die Fragen an sich, die mir gestellt wurden, haben geholfen. Hast Du denn ne Ahnung, wie Dir zu helfen wäre? Ich hatte keine Ahnung was ich ändern sollte, sondern ich wusste nur, dass es anders werden musste. Und der Psychologe war ein Teil davon. Ich konnte dort Dinge los werden, die ich auch Freunden nicht erzählen wollte.

    Ich denke trotzdem, dass Du den Fokus mehr auf Dich richten solltest. Dein Mann ist erwachsen und muss für sich entscheiden. Wenn Dich die Besuche im KH nicht zu stark belasten, spricht nix dagegen, ansonsten hast Du auch das Recht, diese Besuche zu unterlassen. Du kannst auch Telefonate ignorieren oder unterbrechen, wenn Du das möchtest. Das ist etwas, was mir zu Anfang sehr schwer gefallen ist, aber nach einiger Überwindung hat es funktioniert.

    Ich weiß, wie schwer es ist, den nötigen Abstand zum trinkenden Partner zu schaffen. Es hat mir streckenweise das Herz aus dem Leib gerissen. Aber es war notwendig, weil ich in einem kranken System gefangen war. Da raus zu finden war hart, aber der Kampf hat sich gelohnt.

    Viel Kraft und Geduld
    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Lütte,

    ja vielleicht hast du Recht. Ich brauche glaube auch noch etwas Zeit um wieder zur Ruhe zu kommen. Mein Mann ist nun seit gestern in der Klinik in der er schon am Montag hat sein wollen. Seitdem er nun da ist geht es mir viel besser. Es ist wie eine Last die abgefallen ist. Ich habe mich heute mal in Ruhe in seinem Zimmer umgeschaut. Unterlagen von seiner KV zusammengesucht. Mahnungen gefunden. Habe nun erstmal Sachen erledigt die er hat schleifen lassen. Es ist nun deutlich besser. Alles scheint erledigt und geklärt. Ich kann wieder essen und mich auch auf andere Dinge konzentrieren. Besuche gibt es erstmal nicht weil die Klinik einfach zu weit weg ist. Ich möchte ihn auch die ersten 14 Tage mal für sich lassen und nicht anrufen und mich nicht kümmern. Mal schauen was passiert.

    Ich denke ich brauche noch bissel Zeit um mich mit dem Gedanken anzufreunden mir professionelle Hilfe zu suchen. Aber wo geht man da hin? Psychologe? Psychiater? Seelsorge? Beratungsstellen sind ja meist eher was für Alkoholiker selber. Für Angehörige gibt es da irgendwie nicht so richtig was. Selbst die SHG hier in der Gegend sind gemischt.

    VG Jule

  • Hallo Jule,

    ich spüre deine Erleichterung regelrecht bis hier her.
    So war das auch bei mir damals, als mein Exmann endlich in der Klinik und unter ärztlicher Aufsicht war. Da konnte ich erst mal Luft holen.

    Professionelle Hilfe bekommst du bei Psychologen. Du kannst auch zu einer Beratungsstelle gehen, dort kannst du eventuell Adressen von Psychologen bekommen, die sich auch mit Sucht auskennen.

    Die Erfahrung, dass es für Angehörige wenig Möglichkeiten in SHGs gibt, habe ich auch gemacht. Ich war auch eine Zeit lang in einer realen SHG unterwegs, was da für Angehörige geboten wurde war grottig. Darum war ich so froh, dieses Forum hier zu haben. Wir sind ja auch eine Selbsthilfegruppe.

    Der Austausch unter den Cos (natürlich auch bei den Alkoholikern) ist hier sehr wertvoll. Hier im offenen Bereich ist es leider etwas ruhig, im geschlossenen Bereich aber kannst du direkter, offener schreiben und dich auch austauschen.

    Es ist gut, dass du deinen Mann erst mal nicht besuchst. Er muss nun zu sich kommen, genau wie du das musst. Das kostet Zeit und Kraft. Der Abstand ist da hilfreich für beide.

    Vielleicht fallen dir nun wieder Dinge ein, die du selbst gerne machst und vernachlässigt hast. Lass das aufleben, es wird dir helfen. Tu dir Gutes, so, wie es für dich passt. Es ist ja für jeden Menschen anders.

    Ich habe es damals genossen, ohne Angst nach Hause kommen zu können. Ich habe abends die Ruhe genossen und gelesen. Ich habe mir schöne Körpercreme gekauft um gut zu duften. Das hat mir gut getan. Ich habe meine neue Wohnung weiter eingerichtet. Ich hatte mich ja von meinem Mann damals getrennt, daraufhin ging er ja in die Klinik. Inzwischen sind wir auch schon lange geschieden und ich bin neu verheiratet :D . Bei uns hatte es damals nicht geklappt, zu viel war einfach kaputt.

    Wenn es geht schiebe einfach Gedanken an ihn erst mal in eine ruhige Ecke. Da können sie sich langweilen. Und mache für dich. Alles, was dir gut tut, mach das, es ist dein gutes Recht!

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Jule,

    Zitat

    Aber wo geht man da hin? Psychologe? Psychiater?


    Psychologen müssen seit dem 1.4 diesen Jahres Sprechstunden anbieten, so dass du da relativ einen Termin bekommen solltest.
    Ich hatte damals auch noch Gespräche für Angehörige bei der diakonischen Sucht und Drogenberatung. Diese Gespräche waren 1x/Woche und haben mir richtig gut getan.
    Es gibt Möglichkeiten, und wir sind ja auch eine Selbsthilfegruppe.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Ach so ein Mist. Jetzt habe ich doch anrufen müssen weil ich ein Passwort brauchte. Aber egal.

    Ich mag es dass die Wohnung jetzt aufgeräumt ist und keiner mehr Dreck macht außer mein Sohn und ich. Soviel ist das nicht. Auch Wäsche ist weniger. Ich habe vorhin in der Sonne gelesen. Fast langweilig...aber schön. Abends ist es herrlich ruhig. Eine Zeit habe ich plötzlich. Mir ist bisher garnicht aufgefallen wie viel Zeit mir die ganze Zeit fehlte.

    Nun gut. Ich werde erstmal hier wechseln in den geschlossenen Bereich. Danke für den Tipp mit der Beratungsstelle. So könnte ich mir ersparen bei einem Psychologe zu landen der sich nicht mit der Materie auskennt.

    VG Jule

  • Hallo Jule,

    Zitat

    Ich werde erstmal hier wechseln in den geschlossenen Bereich.

    das ist eine gute Idee :!:

    Hast du Wünsche wie dein Zimmer aussehen soll, dann richte ich es dir schon mal ein :lol:

    LG Martin

  • Hallo Jule,

    schön, dass Du diese freie Zeit für Dich nutzen und genießen kannst. Ich habe auch bei einer kirchlichen Beratungsstelle für Alkoholiker erste Hilfe gesucht - natürlich für meinen Mann :roll: . Es gab dort auch eine Gruppe für Angehörige, die aber aus personellen Gründen bald aufgelöst wurde. Daraufhin hab ich mir einen auf Sucht spezialisierten Psychologen gesucht. Das ging zum Glück alles ziemlich schnell und reibungslos. Ich wollte meinen Mann ja unbedingt verstehen und ihm helfen. Heute weiß ich, dass ich das nicht kann. Das war eine enorm wichtige Erkenntnis für mich, die mir eine große Last von den Schultern genommen hat.

    Freue mich auf einen Austausch in der Villa
    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Zitat von lütte69

    Ich wollte meinen Mann ja unbedingt verstehen und ihm helfen. Heute weiß ich, dass ich das nicht kann. Das war eine enorm wichtige Erkenntnis für mich, die mir eine große Last von den Schultern genommen hat.

    Freue mich auf einen Austausch in der Villa
    sonnige Grüße
    Lütte

    Hallo Lütte,

    das will mir einfach nicht in den Kopf. Es ist mir theoretisch völlig logisch dass ich sein Trinken nicht unterstütze. Niemals habe ich Alk besorgt oder Pfandflaschen weggebracht. Wenn er weiter trinkt wird unsere Ehe auch den Bach runtergehen. Das leuchtet mir ein und an dieser Stelle konsequent zu sein ist bestimmt mehr als nötig.

    Was mir nicht in den Kopf will ist folgendes: Wir kennen uns seit 17 Jahren. Wir sind durch Höhen und Tiefen gegangen. Und damit meine ich nicht alkoholbezogene Höhen und Tiefen, sondern die ganz normale Sch... die einem passieren kann. Immer haben wir uns gegenseitig unterstützt. Er mich, ich ihn. So macht man das doch in einer Beziehung. Wenn er denn nun von selbst in eine Klinik geht warum soll ich ihn dann nicht unterstützen dürfen? Ich verstehe das nicht. Überall lese ich sowas und ich kann mir nicht vorstellen dass er es schaffen würde oder willens wäre es überhaupt zu versuchen wenn ich ihn jetzt den Boden unter den Füßen wegreise indem ich ihn aufgebe. Ich bin da total überfragt. Oder ist damit nur gemeint dass er selber seinen Weg gehen wird und er sich unabhängig von meiner Hilfe in die eine oder andere Richtung entwickeln wird? Das wäre mir wieder klar. Ich weiß schon dass man Menschen nicht ändern kann, aber darum geht es mir ja nicht. Es geht mir darum seine Entscheidung mitzutragen und den Weg mit ihm zu gehen und nicht zu sagen: "Mir doch egal wie du das machst." Weißt du was ich meine?

    LG Jule

  • Liebe Jule,

    natürlich ist es toll, wenn du deinen Mann auf seinem Weg in die Trockenheit auch unterstützt! Das ist ganz klar.

    Mein 2. Mann ist ja auch Alkoholiker und ich lebe mit ihm zusammen ein trockenes Leben. Unser Haushalt ist alkoholfrei, das war die Bedingung meines Mannes, als wir zusammen gezogen sind. Ich koche und backe alkoholfrei und trinke selbst auch keinen Alkohol mehr. Das mache ich aus Überzeugung und weil es mir gut damit geht. Gleichzeitig unterstütze ich aber auch indirekt meinen Mann damit auf seinem Weg.

    Für seine Trockenheit an sich sorgt aber mein Mann alleine. Also ich erinnere ihn nicht dauernd daran, das er ja auch aufpassen soll, was er isst, wenn er außer Haus irgendwo in ein Restaurant oder so geht. Dinge, die er kauft, die muss er auch selbst auf Alkohol nachgucken. Das ist das, was mir gerade spontan einfällt.

    Als Co bist du darauf trainiert, deinem Partner alles abzunehmen. Damit er ja keinen Grund zum Saufen findet oder weil er besoffen ist. Du übernimmst die Verantwortung für alles, weil es auch nicht anders geht.

    Und jetzt kommt es. Wird der Partner nun trocken ist er ja selbst wieder dazu in der Lage, für sich und sein Leben Verantwortung zu übernehmen. Er kann wieder Entscheidungen treffen und ist klar dabei. Das ist es dann, was uns Cos so schwer fällt. Diese Fürsorge und Verantwortung wieder abzugeben. Nicht für ihn mitzudenken. Ihn nicht dauernd zu kontrollieren und wie ein unmündiges Kind zu behandeln. Mal überspitzt gesagt.

    Du überlegst, dass du bestimmte Gläser entsorgen willst. Da kannst du nun mit deinem Mann dann darüber reden und er kann es (mit) entscheiden. Du musst nicht überlegen, was für ihn sinnvoll und gut sein könnte, das muss von ihm kommen.

    Alles, was mir unklar war, als ich mit meinem Mann zusammen kam, habe ich ihn gefragt und mit ihm besprochen. Und so ist das heute noch. Und das ist wichtig! Reden. Immer wieder reden. Und zuhören!

    Zum jetzigen Zeitpunkt ist dein Mann gut versorgt. Und genau das solltest du für dich auch tun, für dich sorgen. Alles andere ergibt sich wenn ihr bereit seid, offen und ehrlich miteinander umzugehen.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

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