Hintertürchen geschlossen... Auf gehts nach vorne!

  • Carl-Friedrich: Ich denke auch, das ist auf jeden Fall schon ein guter Vorschlag von Thalia, da zumindest mal drüber nachzudenken, aber ob das dann tatsächlich für einen selbst was ist, kommt halt auf den Menschen an.

    Das ist genau so wie mit einer Kur (nennt sich in Bezug auf Suchterkrankungen sicherlich anders...). Da hatte ich auch mit meinem Arzt drüber gesprochen. Er meinte, ich könne auch ein paar Wochen weg und eine Therapie (ist das dann eine Therapie oder einfach Beratungen? Ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll...) machen. Da hat er meinen Blick gesehen und meinte gleich "MUSS nicht sein. Für die Einen ist es genau das Richtige und bei den Anderen schnürt sich schon bei dem Gedanken daran der Hals zu."

    Ich habe eine Bekannte, die auch schon einmal ihr Alkoholproblem in Angriff genommen hat. (Leider hat sie nicht durchgehalten :cry: ). Sie hat sich damals so gefreut, endlich mal "raus" zu kommen und hat die Wochen so sehr genossen. Ich selbst bekomme schon Beklemmungen, wenn ich daran denke, meine gewohnte Umgebung verlassen zu müssen :D

    Na gut, also bei einer Selbsthilfegruppe hätte ich nun keine negativen Gefühle. Mein Geschriebenes bezog sich nur darauf, für einige Wochen weg zu müssen. Aber ich hab im Moment einfach nicht das Bedürfnis. Wobei ich jemanden in meiner Familie habe, der seit über 20 Jahren trockener Alkoholiker ist, der schwört da heute noch drauf und geht immer noch hin. Nicht mehr so oft wie früher, aber er geht hin. Aber er ist auch ein anderer Typ als ich.

    Ich probiere erst einmal aus, wie es mir so mit den Dingen geht, die ich mir vorgenommen habe.

  • Hallo Cadda!

    Ich habe nur von mir geschrieben.

    Bei mir stand die Frage der SHG erst an, nachdem ich die ambulante Therapie absolviert hatte. Das haben in meiner Therapie einige, jedoch nicht alle, so gehandhabt.

    Nur für den Anfang halte ich sie aus meiner Sicht neben einer ambulanten Therapie nicht für unbedingt erforderlich. An die Stelle der SHG treten schließlich die Gruppensitzungen.

    Aber ich vermute, Du weist noch nicht, wie eine ambulante Therapie im Allgemeinen so abläuft.

    Gruß Carl Friedrich

  • Carl-Friedrich: Entschuldige die Frage, falls Du es schon einmal geschrieben hast. Aber hast Du denn danach, also nach der Therapie mit den Gruppengesprächen irgendwann mal eine SHG (außer dieser hier) aufgesucht? Wie lange geht denn eigentlich solch eine Therapie mit Gruppengesprächen?

    Ja Du hast Recht, was diese Themen angeht, habe ich nicht einmal in der Theorie einen Funken Ahnung :) Aber das wird sich ja bald ändern :)

  • Hallo Cadda!

    Die Dauer der ambulanten Therapie wird von den Therapeuten vorgeschlagen.

    Bei uns wurden zumeist 12 Monate angesetzt. 1x wöchentlich Gruppensitzung und zusätzlich ca. alle 14 Tage eine Einzelsitzung. Aber das variiert je nach Bedarf.

    Hinzu kamen noch 2 Untersuchungen bei einem Suchtmediziner.

    Ich habe dort incl. Vorgruppe ca. 9 1/2 Monate verbracht.

    Wenn es auf das Ende der Therapie zugeht, empfehlen die Therapeuten eindringlich den Besuch einer SHG. An letzterer habe ich 1 1/2 Jahre teilgenommen und mich dann ausgeklinkt, da zumindest diese Gruppe mir nichts mehr gebracht hat.

    Ob ich noch mal eine aufsuche, habe ich noch nicht entschieden. Falls ich das Bedürfnis verspüren sollte, werde ich es tun. Im Anschluss an eine Therapie rate ich jedoch dazu.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Vielen Dank für Deine Ausführungen, wie es bei Dir gewesen ist, Carl-Friedrich.

    Das hat mir schon mal sehr gut weiter geholfen. So ungefähr kann ich mir das auch für mich gut vorstellen. Ich bin schon gespannt, was am Freitag noch so besprochen wird.

  • Hallo!

    Sei bitte nicht enttäuscht, falls es am Freitag noch nicht zu sehr ins Detail geht. Das erste Treffen ist eine Art Vorstellungsgespräch, indem man sich mal beschnuppert.

    Die Suchthilfe unterstützt dich, um bei den Kostenträgern eine Finanzierungszusage zu erhalten. Bei uns musste man sich erst mal einige Wochen in einer Vorgruppe zuzüglich Einzelgesprächen bewähren. Wer dies nicht geschafft hat, für den war die ambulante Variante fehl am Platze.

    Auf diese Weise sollen die Abbrecherzahlen überschaubar gehalten werden.

    Geh also erst mal davon aus, dass die für dich entscheidenden Würfel erst in ein paar Wochen fallen.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Guten Abend,

    also, ich war heute bei der Suchtberatung (es war genau so, wie von Dir beschrieben, Carl-Friedrich).

    Es war tatsächlich eine Art Vorgespräch. Ich habe Anträge mitbekommen, wo etwas von mir, etwas vom Arzt und von der Krankenkasse auszufüllen ist. Ich hatte mir eigentlich gewünscht, dass die ambulante Therapie irgendwann an einem Ort stattfindet, der etwas weiter entfernt ist, aber das wäre genau an Wochentagen/Uhrzeit, an denen ich arbeite.

    Also werde ich mich doch für den Ort in meiner Nähe entscheiden, auch auf die "Gefahr" hin, dass ich dort Leute treffe, die ich irgendwie kenne. Letztendlich ist es ja auch egal. Ich kann ja selbst entscheiden, was ich in der Gruppe preis geben möchte und was lieber nur in den Einzelgesprächen. Und DASS ich dort bin, kann ja gern jeder wissen. Ich binde es zwar Leuten, die nicht zu meinem engsten Familien- und Freundeskreis gehören, nicht auf die Nase, aber wenn es doch mal zur Sprache kommt bei anderen Leuten oder wenn mich dort Leute treffen, die ich vom Sehen oder entfernt kenne... Tja, dann ist das eben so. Die Menschen, die ich eventuell dort treffe, sind ja auch nicht grundlos da :D

    Ich werde mich nun in der nächsten Woche also um die Anträge kümmern und dann geht es seinen Gang.....

    Ansonsten bin ich wirklich gut gelaunt und zufrieden. Ich träume nicht mehr jede Nacht vom Alkohol. Ich schlafe zwar immer noch unruhig und träume auch immer noch mal davon, aber nicht mehr ausschließlich jede Nacht. Jedenfalls im Moment.

    Außerdem habe ich endlich wieder zum Sport zurück gefunden. Das tut mir auch unglaublich gut und es gelingt mir wesentlich besser, meinen "inneren Schweinehund" zu überwinden und mich zum Sport aufzuraffen.

    Genau wie ich es hier oft in den Erfahrungsberichten gelesen habe, ist es auch bei mir so, dass ich Zuhause einige Dinge bereits erledigt habe, die ich sonst immer aufgeschoben habe. Mit jeder kleinen Sache, hinter die ich einen Haken machen kann, fühle ich mich erleichtert.

    Ich bin so froh, endlich diesen Schritt gegangen zu sein, ich kann das gar nicht beschreiben!

    Seid alle lieb gegrüßt und schon einmal ein schönes Wochenende

  • Hallo Cadda,

    was ich bisher in Deinem Thread lese, ist gut strukturiert.
    Du gehst das "Projekt" planvoll an und holst Dir Hilfe.
    Das alles sind gute Grundlagen, dass es mit dem Trockenwerden klappt.
    Garantien hast Du dabei natürlich keine. Die hat niemand.
    Ich wünsche Dir viel Erfolg und einen guten Weg.

    Viele Grüße
    Correns

  • Zitat von Cadda

    Also werde ich mich doch für den Ort in meiner Nähe entscheiden, auch auf die "Gefahr" hin, dass ich dort Leute treffe, die ich irgendwie kenne. Letztendlich ist es ja auch egal. Ich kann ja selbst entscheiden, was ich in der Gruppe preis geben möchte und was lieber nur in den Einzelgesprächen.

    Die Menschen, die ich eventuell dort treffe, sind ja auch nicht grundlos da :D

    Hallo Cadda!

    So ging es mir auch. Die anderen, selbst wenn Du sie kennst, sind ebenfalls willig ihr Problem anzugehen. Das verbindet euch. Du musst dort keine Freundschaften aufs Leben schließen. Siehe das Ganze erst mal rein zweckorientiert.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Correns: Vielen Dank für Deinen Eintrag hier. Es geht mir wie Fuzzi, ich freue mich darüber, da auch ich Deinen Thread mit Spannung verfolgt habe.

    Carl: Ja, ich sehe das inzwischen auch entspannt. Man sitzt schließlich im selben Boot.

  • Guten Morgen,

    ich bin heute schon früh wach (wie so oft in der letzten Zeit :D ) und habe gedacht, ich trinke mal meinen Kaffee hier mit Euch zusammen im Forum :D

    Der erste Monat nüchtern ist nun fast geschafft und ich kann jetzt schon mit Sicherheit sagen, dass es mir körperlich und seelisch schon Jahre nicht mehr so gut ging. Ich habe das Gefühl befreit zu sein.

    Ich muss mir keine Gedanken mehr darüber machen, wann ich zu welcher Arbeit arbeiten kann oder ob ich doch eher frei "brauche", weil irgend eine Feier anliegt, auf der es länger gehen könnte. Nein, nicht KÖNNTE, es ging ja immer lange, weil ich ja eh nie den Zeitpunkt erwischt habe, wo man besser Schluss machen sollte....

    Ich muss mir keine Gedanken mehr darüber machen, ob ich meine Kinder am Wochenende habe oder ob vielleicht jemand organisiert werden muss, der aufpasst, damit ich eben nicht rechtzeitig nach Hause muss.

    Ich muss mir keine Gedanken mehr darüber machen, ob ich mich auf einer Feier irgendwie so benehmen werde, dass ich mich nächsten Tag schäme (hätte ich mir im übrigen in den letzten Jahren auch keine Gedanken machen müssen, OB ich mich hoffentlich nicht daneben benehme, weil es eh darauf hinaus lief...).

    Ich muss mir keine Gedanken mehr machen, wie ich von irgendwo wieder nach Hause komme, am besten noch, wie ich HIN komme, um gar nicht erst ein Auto da zu haben, damit das auch auf keinen Fall benutzt wird.

    Ich muss mir keine Gedanken darüber machen, wo ich meinen Schlüssel verstecke, damit ich zu Hause rein komme, denn irgendetwas mitnehmen war immer schlecht, geht ja auch oft mal verloren, wenn man nicht mehr alle beisammen hat.

    Ich muss mir keine Gedanken darüber machen, ob ich am nächsten Tag irgendwelche Verpflichtungen habe, weil es mir ja schlecht gehen wird und ich auf jeden Fall auf dem Sofa meine Zeit verbringen muss.

    Ich muss mir keine Gedanken darüber machen, ob ich genügend Wein oder ähnliches zu Hause habe, falls es mir am nächsten Tag so schlecht geht, dass ich lieber etwas davon trinken könnte, um den Kater zu "umgehen" (obwohl man ja in dem Moment schon weiß, dass es sich nur nach hinten verschiebt).

    Ich muss mir keine Gedanken mehr darüber machen, dass ich mich selbst enttäusche.


    Es gibt so viele Dinge, ich könnte ewig weiter schreiben. Aber allein beim Schreiben fällt mir auf, dass ich gar nicht alles aufzählen könnte, worüber ich mir nun KEINE Gedanken mehr machen MUSS. Dieses Wort MUSS.... Ja, so ist es wirklich, man MUSSTE sich über dieses alles Gedanken machen, um noch irgendwie zu funktionieren. Dieses MUSS ist nun weg, dieser Druck ist weg. Das erleichtert mich so sehr, dass ich das gar nicht richtig beschreiben kann.

    Ich habe nach dieser kurzen Zeit auch schon unglaublich an Selbstbewusstsein gewonnen, ich hätte nie gedacht, dass das so schnell geht. Ich bin immer sehr offen, direkt und frech. So kennen und mögen mich alle schon immer. In den letzten Jahren fiel es mir aber immer schwerer. Wenn ich auf dem Weg zu einem Treffen mit mehreren Leuten war, dann wurde ich immer unsicher. So unsicher, dass ich dann in letzter Zeit oftmals schon vor diesen Treffen ein "Sektchen" getrunken habe. Je längere Zeit ich das gemacht habe, umso seltener blieb es dann bei dem einen "Sektchen". Das wiederum machte mich zwar lockerer, aber dennoch auf andere Weise unsicher: Riecht das jemand, dass Du schon etwas getrunken hast? Bloß nichts anmerken lassen, dass man irgendwie schon "gut drauf" ist. Es ist total der Teufelskreis. Man trinkt vorher was, damit man nicht mehr so unsicher ist und dann wird man erst recht unsicher, eben WEIL man sich so schlecht vorkommt, dass man vor lauter Unsicherheit schon was trinken musste (MUSS... da ist es wieder. dieses Wort). Es war zum Schluss ja schon so, dass selbst wenn ich komplett ohne Alkohol irgendwo hingefahren bin, also gar nichts getrunken hatte, nicht einen Schluck und völlig nüchtern irgendwo hin bin, dass ich dann schon mich selbst gebremst habe mit meiner lockeren, lustigen Art, damit eben nicht jemand denken KÖNNTE, dass ich schon etwas getrunken habe, obwohl das nicht mal der Fall war. Es ging nur noch darum...


    Das Alles ist jetzt weg. Wenn ich jetzt auf dem Weg zu einem Treffen bin, wo mehrere Leute sind, dann bin ich entspannter. Ich fühle mich gut. Ich fühle mich nicht mehr so, als ob ich etwas verheimlichen MUSS. Meine Freunde wissen schließlich, auf welchem Weg ich mich befinde. Sie sind alle stolz auf mich und zeigen/sagen mir das auch. Das muss ich an dieser Stelle auch ehrlich sagen, dass es deshalb vielleicht auch so schnell geht, dass ich mich selbstbewusster fühle. Mir wird von meinen engsten Leuten gesagt, dass sie stolz auf mich sind und sich so sehr freuen und das ist natürlich Balsam für die Seele, da wird man gleich einen Meter größer, als man sich ohnehin schon fühlt :D

    Es gibt einfach kein Geheimnis mehr zwischen uns in unserer Freundschaft. Das ist es, was mich wieder so unbeschwert werden lässt, wie ich einmal früher war. Und das macht einfach Spaß, es ist wieder schön.

    So wie ich es hier schon oft gelesen habe, dass viele es zum Sport zieht, wenn sie nichts mehr trinken, so ist es auch bei mir. Ich mochte immer gern Sport, jedenfalls HINTERHER, wenn ich mich aufgerafft hatte. Das war aber nachher nicht mehr der Fall. Wenn ich denn nichts getrunken hatte und es mir körperlich "gut" ging (das ging es mir im Vergleich zu jetzt aber gar nicht), selbst dann mochte ich lieber auf dem Sofa liegen und für mich sein. Allein die Hürde ins Fitnessstudio reinzukommen, ohne eine Freundin im Schlepptau, war für mich eine Zeit lang der reinste Horror. Warum eigentlich? Das alles hatte ich eigentlich schon immer. Diese Hemmungen, dieses Gefühl im Mittelpunkt nicht zu mögen (als ob man im Mittelpunkt steht, nur weil man ein Fitnessstudio betritt :roll: ).
    Dabei bin ich - wenn ich erst einmal in einer Situation bin und die Unsicherheit - weg ist, öfter mal im Mittelpunkt, aufgrund meines losen Mundwerkes. In dem Moment finde ich es dann auch nicht mehr schlimm, wenn man in einer lockeren Situation ist und man merkt, es ist alles gut. Aber der Weg dort hin!! Der Weg zu den Treffen hin, wo man auf Leute trifft. Oder der Weg ins Fitnessstudio, wo man ja jemanden treffen könnte, den man kennt. Warum DAS mir immer wieder Probleme bereitet hat, ich weiß es nicht...

    Es ist jetzt nicht komplett weg, aber so deutlich besser, dass es fast nicht mehr der Rede wert ist. Wie gesagt, es erstaunt mich, dass es schon nach so kurzer Zeit der Fall ist. Ich habe keine Angst, mich jetzt spontan ins Auto zu setzen und zum Sport zu fahren. Ich hab auch keine Angst, vor den Gesprächen in der Gruppe, wenn sie demnächst stattfinden. Ich habe einfach ein riesiges Stück Selbstwertgefühl wieder aufgesammelt. Das macht mich im Moment völlig glücklich.

    Dadurch, dass ich jetzt wieder Sport mache, fühle ich mich natürlich auch körperlich wieder besser und wie das so ist, wenn man Sport macht, achtet man auch gleichzeitig mehr auf seine Ernährung. Das wiederum macht sich natürlich auch auf der Waage bemerkbar und überhaupt, es fühlt sich alles besser an.

    Die Albträume sind auch weniger geworden. Sie kommen immer mal wieder vor, das wird bestimmt auch so bleiben. Aber es ist nicht mehr jede Nacht und dadurch schlafe ich wieder besser.

    So, das war jetzt ganz schön viel. Mehr, als ich eigentlich schreiben wollte. Mein Kaffee ist jedenfalls schon längst ausgetrunken :D

    Ich wünsche allen ein schönes Wochenende

  • Eines möchte ich noch dazu sagen. Mir ist klar, dass das jetzt diese Anfangseuphorie ist. Natürlich wird es auch mal wieder anders sein. Ich habe hier schon so viele Themen durchgelesen, auch da konnte man sehen, dass es anfänglich alles positiv erlebt wurde und bei einigen ging es dann aber phasenweise auch wieder in ein Tief, manchmal sogar mit depressiven Verstimmungen.

    Ich bin da realistisch und weiß, dass ich jetzt nicht bis an mein Lebensende glücklich und zufrieden durch die Gegend hopsen werde. Ich werde mich sicherlich auch durch die bevorstehende Therapie in der kommenden Zeit mit vielen Dingen auseinander setzen müssen, die mich auch traurig machen werden. Ich weiß also, dass nach jedem Hoch auch oft ein Tief folgt und wieder anders herum. Aber ich weiß, dass ich die Tiefpunkte, die zukünftig kommen werden, mit kühlem Kopf viel besser bewältigen werde.

    Im Moment genieße ich es, dass es mir gut geht und sammle Kraft für andere Zeiten, die irgendwann einmal kommen. Aber ich merke jetzt schon, dass es zukünftig - egal ob es gerade gut läuft oder eher mal nicht so gut läuft - viel schöner im Leben sein wird, wenn man kein Alkohol trinkt und die Welt mit klarem Kopf durchlebt.

  • Hallo Cadda,

    es freut mich richtig, das zu lesen. Ich empfinde dieses intensive Gefühl der Befreiung auch heute noch, und insofern habe ich mir wohl Teile der "Anfangseuphorie" erhalten. ;)

    Dass es natürlich Gründe gegeben hat, warum ich überhaupt Alkohol benutzt habe, also psychische Gründe, das zeigt sich dann, wenn ich längere Zeit nüchtern bin, und dann beginnt die Arbeit. Du fängst ja schon an, indem du wahrnimmst, wie du dich fühlst. Und untersuchst, welche Funktion der Alkohol bei dir hatte.

    Ich wünsch dir auch ein schönes Wochenende.

    Thalia

  • Hallo Cadda,

    Ein herzliches willkommen hier im Forum.
    Bei mir hat die Anfangseuphorie ein Jahr angehalten.
    Nur weil wir trocken Leben, ist das Leben ja auf einmal nicht einfacher.
    Aber viele Schwierigkeiten lassen sich besser angehen und ertragen.
    Und das Leben wird insgesamt spannend und bunt.

    Dieses Gefühl der Befreiung ist toll, behalte es im Gedächtnis.
    Irgendwann kommt mglw. das Suchtgedächtnis und will dir erzählen, dass du diese Freiheit ja jetzt schon lange genossen hast.
    Und das das ja wohl ein Zeichen dafür ist, dass du nicht alkoholkrank bist.
    Dann sein auf der Hut.

    Bleib also am Ball.
    Zufriedene Trockenheit ist eine Lebensaufgabe

    Liebe Grüße
    Hans

  • Hallo Thalia, es freut mich, dass Du Dir etwas von der Anfangseuohorie erhalten konntest. Ich wünsche mir, dass es mir auch so ergeht.
    Ich habe mal gelesen, wie jemand meinte, dass er/sie durch die Alkoholkrankheit hinterher das Leben bewusster wahr nimmt bzw. genießen kann. Irgendwie muss es ja auch etwas positives HINTERHER geben, was man sich rauspicken kann. Auch wenn natürlich jeder trotzdem gern die Zeit zurückdrehen möchte, wegen der ganzen verloren gegangenen Zeit.

    Danke Hans, für Deinen Eintrag. Ja, ich rechne damit, dass mein Suchtgedächtnis mir irgendwann sagt, dass ich es jetzt alles so gut hinbekommen und ich vielleicht ja jetzt alles im Griff hätte, auch wenn ich an und zu mal was trinken würde. Doch ich weiß, dass das nie möglich sein wird. Es würde immer wieder so enden wie sonst auch, egal wie lange es dauert, das ist Fakt, es endet immer gleich. Ich weiß, dass ich nie wieder Alkohil trinken darf und will. Ich „darf“ ja. Aber ich darf dann nicht erwarten, dass das gut geht, denn das wird es nicht. Deshalb WILL ich das auch nicht und werde es auch nicht zulassen, dass mein Suchtgedächtnis mir was anderes vorgaukelt.

    Eine „Lebensaufgabe“. Ja so empfinde ich es wirklich. Ich habe für mich tatsächlich mein Leben lang die Aufgabe, alles dafür zu tun, nichts mehr trinken zu wollen. Das mache ich gern, ich bleibe am Ball und werde immer an dieser Aufgabe weiter arbeiten.

  • Hallo Cadda,

    willkommen im Forum :D

    Ich hatte zur nassen Zeit mein Leben in gute und schlechte Tage eingeteilt. Die guten Tage waren die, an denen ich am Vortag nichts getrunken hatte und die schlechten, wo ich mich am Vortag abgeschossen hatte. Ich habe die schlechten Tage gehasst und mich irgendwie auch. Nun gibt es nur noch gute Tage und ich genieße das Leben in vollen Zügen.

    Ich habe auch abgenommen, da auch ich mich endlich nur noch gesund ernährt habe und im Laufe der Zeit das Aufgedunsene gewichen ist.

    Schöne trockene Tage wünsche ich Dir

    Pink-Lady

  • Hallo Cadda,
    auch ich möchte Dich hier im Forum begrüßen.

    Dein Einstiegsbericht hat mich berührt, Deine gnadenlose Offenheit Dir selbst gegenüber gefällt mir.

    Meine Trockenheit begann vor mehr als 3 Jahren.
    Mir kommt es gar nicht so lange vor.
    Es ist alles noch so präsent: die entwürdigende Zeit des Trinkenmüssens, die 100 vergeblichen Versuche aufzuhören, genauso wie die Anfangseuphorie, von der die anderen sprachen.
    Ich bemühe mich all diese Gefühle zu erhalten. Sie sind ein Teil meines Präventionsprogramms.

    Ich wünsche Dir, dass Du Dein persönliches Programm findest, das Dir eine dauerhafte, zufriedene Trockenheit bringt.
    Erst einmal scheinst Du auf einem guten Weg zu sein. Weiter so!

    Viele Grüße
    step

  • Guten Morgen und danke für die neuen Begrüßungen :)

    Ja Pink-Lady, so kann man es wirklich gut beschreiben. Gute Tage und schlechte Tage. Ich habe mich, wenn ich ein paar gute Tage hintereinander hatte, immer gefragt, warum ich es nicht einfach bei den guten Tagen belasse. Aber gerade nach mehreren guten Tagen hatte man einfach so richtig Lust, mal "abzufeiern" oder sich das schön gemütlich zu machen und dabei nach Herzenslust was zu trinken. Dass darauf sofort ein ganz schlechter Tag folgt, der mit aller Wahrscheinlichkeit noch weitere schlechte Tage folgen lässt.... Das wusste man und trotzdem hat man es getan. Verrückt!!

    Danke Step.. Ja, ich bin mir selbst gegenüber sehr offen und ehrlich und das schon sehr lange. Leider war ich es meinem Umfeld gegenüber nicht. Da habe ich das alles verharmlost dargestellt. Sicherlich haben meine engsten Leute das gewusst, dass ich mir das teilweise schön rede. Viele Dinge haben sie aber auch wirklich nicht mitbekommen. Aber ich selbst habe sie ja mitbekommen :wink:

    Ich bin ja zwischenzeitlich im geschlossenen Bereich angekommen, möchte hier aber unbedingt weiterhin berichten. Ich habe ja hier über mehrere Jahre vor meinem Entschluss mitgelesen und ich bin sicher, dass diese Tatsache mit dazu beigetragen hat, meinen Entschluss nicht nur zu fassen, sondern auch gut vorbereitet zu sein im Kopf. Deshalb hoffe ich, dass es hier doch Menschen gibt, die mitlesen und vielleicht dadurch auch noch mehr "Lust" bekommen, das Leben zu verändern.

    Bei mir ist es zwar nun erst einen Monat her, aber ich fühle mich wirklich wie ein anderer Mensch. Das scheine nicht nur ich so zu empfinden. Ich höre von meinem engsten Umfeld in letzter Zeit zum Beispiel, dass es richtig Spaß macht, dabei zuzusehen, wie ich neu durchstarte. Dass ich auch auf sie eine so motivierende Auswirkung habe. Man lässt sich vom Optimismus mitreißen. Das betrifft jetzt bei denen nicht das Nicht-Trinken, denn sie haben dieses Problem ja nicht. Aber die Auswirkungen des Nicht-Trinkens. Sport zu machen, sich gesünder zu ernähren, Lust auf Treffen zu haben, gut gelaunt zu sein. Überhaupt etwas im Leben zu verändern. Eine Freundin sagte z. B., dass sie es so bewundert, eine negative Sache im Leben wirklich zu verändern und nicht immer nur zu reden. Zu Handeln! Sie selbst ist beispielsweise in ihrer Beziehung seit Jahren unglücklich. Und sie meinte, es ist zwar etwas ganz anderes von der Sache her, aber was gleich bleibt ist: Man muss etwas verändern, wenn man mit etwas unglücklich ist. Dazu gehört einfach Mut und man darf nicht immer nur denken und etwas vor haben, sondern man muss es auch einfach mal machen.
    Es freut mich, dass ich scheinbar Leute anstecke mit meinem Optimismus.

    Wie gesagt, ich bin realistisch! Ich warte nur darauf, dass meine Stimmung umschlägt und ich denke "alles ist sch....."! Aber auch mit so einer Phase werde ich umgehen können. Jedenfalls besser, als noch vor über einem Monat...

  • Guten Morgen alle zusammen,

    nach nun etwas über sechs Wochen ohne Alkohol, geht es mir sehr gut. So richtigen Suchtdruck, wie es hier genannt wird, hatte ich glaub ich noch nicht. Zu der Zeit, als ich noch getrunken habe, da hab ich mir ja für mich auch immer mal wieder vorgenommen, nichts mehr zu trinken. Spätestens am 3. Tag hatte ich dann so dermaßen Lust, einen Glimmer zu haben, dass ich sofort alle meine guten Vorsätze über den Haufen geworfen habe.

    Ich hab dann immer mein Vorhaben, gar nichts mehr zu trinken, irgendwie "abgemildert". Nur noch an den Wochenenden trinken. Nur noch zu besonderen Anlässen etwas trinken. Nur noch Alster trinken. Ach, was gab es da nicht alles, was ich mir selbst für einen "schlauen Plan" verkauft habe. Obwohl ich tief im inneren schon wusste, dass das eh Quatsch ist. Gemacht hab ich es trotzdem und bin natürlich gescheitert.

    Da hab ich jedenfalls nach ganz kurzer Zeit immer sofort solchen Suchtdruck gehabt, dass ich direkt eingeknickt bin. Dieses Gefühl hab ich bisher nicht gehabt. Also ich habe Gedanken, bei denen ich schon während ich sie denke, genau weiß, dass ich sie nicht in die Tat umsetzen werde. Ich hab jetzt vielleicht so ca. 3 Mal die Situation gehabt, wo ich dachte, dass es schön wäre, jetzt etwas trinken zu können. Ich hab hier mal gelesen, leider weiß ich nicht mehr von wem, es war gerade kürzlich.... dass der Gedanke dann immer zu Ende gedacht wird. Das hab ich dann bewusst gemacht. Ich hab z. B. gedacht, wenn ich jetzt etwas trinke, vielleicht sogar heimlich, so dass es keiner merkt. Dann geht es vielleicht gut für den Moment. Aber irgendwann merkt man es. Und selbst wenn nicht. ICH würde es ja wissen und ich hätte versagt und ich wäre sofort wieder in dem Teufelskreis drin. Weil ein Mal, ist ja kein Mal....

    Dieser Gedanke kam mir auch nicht ernsthaft. Also ich habe nicht einen Moment tatsächlich überlegt, ob ich etwas trinke. Ich hab nur überlegt, dass ich es vermutlich so gehandhabt hätte, wenn ich wieder einmal an dem Punkt gestanden hätte, heimlich für mich einfach aufzuhören. Aber jetzt ist es anders. Jetzt steht es offiziell auf dem Plan für mich, dass ich definitiv nie wieder trinken möchte.

    Man geht trotzdem immer mal wieder sämtliche Gedanken theoretisch durch und ich denke, das ist auch normal. Viel zu lange hat man Alkohol in seinem Alltag mit drin gehabt. Da wäre es erstaunlich, wenn man solche Gedankengänge nicht hätte.

    Worauf ich hinaus will, bisher ist es nur bei kurzen Gedanken geblieben. Ich hatte zum Glück noch keine Situation, wo ich das Gefühl hatte, ich muss mich ablenken (Sport, Wasser trinken, jemanden anrufen oder sonst was). Ich denke, das wird sicherlich irgendwann nochmal kommen, vermutlich, wenn es mir mal nicht gut geht.
    Aber bisher bin ich zum Glück davon verschont geblieben.

    Ansonsten bin ich immer noch begeistert, dass mir Sport wieder ganz gut gefällt. Ich hab ganz gut was abgenommen, einfach weil ich mich viel mehr bewege. Ich zwinge mich quasi dazu, denn auf leckere und böse Sachen zu Essen kann ich noch nicht so ganz verzichten :)
    Also versuche ich umzudenken, besser zu denken, als damals. Ich hab oftmals das Problem, dass ich so einen Bock habe, etwas leckeres zu essen, dass ich das dann auch schon morgens mache. Und dann bin ich total schlecht drauf gewesen und dachte mir "Nun hast Du so was blödes gegessen, jetzt ist es für heute eh egal und Du kannst auch noch was naschen dazu". Dämlicher geht's gar nicht, das weiß ich selbst. Gerade WENN man gesündigt hat, muss man ja irgendwie gegensteuern. Aber der innere Schweinehund...

    Den hab ich jetzt besser im Griff. Passend zum Beispiel (deshalb fällt es mir auch gerade ein), hab ich eben ein fettes Stück selbst gemachte Pizza mit doppelt und dreifach Käse in mich hineingeschaufelt, obwohl ich vorher schon etwas gegessen habe, was mich satt gemacht hat.

    Nun sitze ich hier aber nicht und denke, "ach ist eh egal". Nee! Ich werde mich jetzt warm anziehen und dann werde ich für mindestens eine Stunde Sport machen. Irgendwie muss ich dieses fette Stück Pizza wieder los werden :D
    Der Ehrgeiz hat mich gepackt was das Thema Alkohol angeht. Dann sollte es doch auch kein Problem sein, so ein lächerliches Stück Pizza mit siebenfach Käse wieder loszuwerden :)

  • Halloooo....

    Nach nun 2 Monaten ohne Alkohol geht es mir körperlich und seelisch so gut, wie schon ewig nicht mehr. Ich komme morgens viel, viel besser aus dem Bett. Damit meine ich nur an den Tagen, wo ich einen Abend vorher was getrunken habe, sondern auch generell. Ich hatte auch an Tagen Probleme mit dem Aufstehen, wo ich einen Abend vorher nüchtern ins Bett gegangen bin. Ich war körperlich einfach total kaputt und hätte morgens heulen können, wenn ich aufstehen musste. Ich hatte auch keinerlei Lust auf den Tag. Das ist jetzt anders. Ich wache manchmal vor dem Wecker auf und selbst wenn nicht, komme ich besser aus dem Bett, wenn er klingelt. So hab ich morgens Zeit, noch in Ruhe Kaffee zu trinken. Und das Beste daran ist: Der Kaffee schmeckt auch noch gut, so ganz ohne verkatert zu sein!

    Ansonsten ist es so, dass ich nicht mehr so oft Albträume vom Alkohol habe. Ich habe ja längere Zeit wirklich jede Nacht geträumt, dass ich was getrunken habe und fand es dann im Schlaf immer fürchterlich, dass ich versagt habe und es nicht geschafft habe, nüchtern zu bleiben. Diese Träume habe ich immer noch, aber nicht mehr so oft. Ich bin dann jedes Mal unendlich glücklich, wenn ich aufwache und merke, dass ich sehr wohl nüchtern geblieben bin.

    Ich hatte nun einige Situationen, wo ich dachte "jetzt was trinken, hätte ich Lust". Ich hab keine Ahnung, ob man das schon Suchtdruck nennt. Es war bisher nie so, dass ich kurz davor war oder so. Aber ich hatte halt den Gedanken. Und das sogar in Situationen, die gar nicht so typisch mit dem Alkohol trinken verbunden waren. Ich hab den Gedanken dann wieder zu Ende gedacht. Wie es weitergehen würde. Furchtbar, da will ich nie wieder hin!

    Wir waren neulich beispielsweise an der Ostsee spazieren bei schönstem Wetter. Kaffee getrunken und geklönt. Da hab ich gedacht, dass es jetzt toll wäre, stattdessen eine Weinschorle zu trinken und dieses beschwipste Gefühl zu haben. Und wenn man dann weiterdenkt, dann weiß man, dass es nie und nimmer bei dem beschwipsten Gefühl bleiben würde, denn es würde darauf hinaus laufen, dass ich immer weiter trinke, auch am Abend, bis ich besoffen bin und nächsten Tag würde es mir so beschissen gehen, dass ich dann vermutlich schon morgens wieder was drauf kippen würde. Also dann lieber die kurze Zeit des beschwipsten Gefühls (denn das würde ja nicht lange bis zum besoffen sein anhalten) nicht haben und dafür das Stunden oder Tage lange ätzende Gefühl nicht haben.

    Als ich dann am Ende des Tages überlegt habe, ist mir noch etwas klar geworden: Da war ab und zu mal diese kurze Zeit über das Gefühl, dass es mich freuen würde, wenn ich jetzt NORMAL was trinken könnte (was ich ja aber nicht kann, sonst wäre ich nicht hier gelandet). Wenn ich also die Zeit zusammen ziehe, in der ich halt froh gewesen wäre, etwas trinken zu können, komme ich insgesamt vielleicht auf zwanzig Minuten.

    Wenn ich aber die Zeit zusammen ziehe, in der ich daran gedacht habe, wie froh ich bin, dass ich nichts mehr trinken "MUSS" und nüchtern bin, dann komme ich auf gaaaaaaaaaaaaanz viel mehr Zeit...

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