• Ich habe schon laenger im Forum mitgelesen und bin sicher, Unterstuetzung von euch erfahren zu koennen. kurze Info zu meiner Schreibweise: im hiesigen Sprachraum habe ich keine Umlaute zur Verfuegung, auch nicht auf der Tastatur, deshalb auch ae,oe,ue . Tut mir leid, wenn ich euch Leseschwierigkeiten bereite. Es ist keine Absicht :wink:
    Ok, ich merke gerade, dass ich meinen Humor noch nicht verloren habe, das ist gut so.
    Mein akutes Problem: mein Mann trinkt seit 7 Jahren immer mehr, immer haeufiger. Die Beschimpfungen steigern sich, nicht nur an Lautstaerke sondern auch an Intensitaet Unser normaler Sprachstil gibt das eigentlich nicht her. Wir haben schon x-mal ueber Alkoholismus gesprochen, er hat auch schon im Forum gelesen (ich hoffe, ich kann das jetzt mal glauben), aber hilfreich war es bisher nur wenig. Es trifft ganz minimal nur auf ihn zu, etc. die ganze Leier. Das Forum hier hat mir Dinge aufgezeigt, die ich nur theoretisch kannte, an die Moeglichkeit, dass es mich mal so hautnah beruehrt, habe ich nicht geglaubt. Ganz bloed an meiner Situaton ist, dass wir beide genuegend psychologische Kenntnisse haben, um uns haeuslich therapieren zu wollen. Das klappt aber nicht. Seit mein Nervenkostuem hinueber ist, die Anspannung sich in starkem Zittern aeussert und ich beschlossen habe, eine "Auszeit" aus unserem gemeinsamen Leben zu nehmen, habe wir sehr intensiv diskutiert. In nuechternen Zustand ist das immer sehr aufschlussreich, allerdings auch ein paar Stunden spaeter wohl der Anlass, aus einer der nicht anwesenden Flaschen zu trinken. Ich werde ironisch bis sarkastisch, um mich von meinen Gefuehlen nicht ueberrennen zu lassen. Wir leben seit ueber 25 Jahren zusammen, sind aus Alters- und Versorgungsgruenden seit 5 Jahren verheiratet. Und ja, ich muss raeumlichen Abstand fuer mich gewinnen, und ja, ich will unsere Ehe nicht aufgeben. Ja, ich habe Angst, jetzt meine gewohnte Umgebung aufzugeben, ja ich fuerchte mich, allein finanziell nicht durchzukommen, ja, ich weiss, dass mein Mann das weiss, ja, ich war nicht konsequent, habe meine Drohung nicht wahrgemacht. Das habe ich allerdings auch schon zu hoeren bekommen! Und natuerlich gebe ich so den Anlass fuer mehr Alk, ich will ihn ja schliesslich verlassen!
    Ich finde den Absprung nicht. Jede noch so kleine nuechterne Phase laesst mich wieder hoffen, und ich werde wieder und wieder eines Besseren belehrt. Also: nix Neues fuer euch, nix Neues fuer mich...und doch fuehle ich mich hilflos. - Und "danke" fuers Lesen, auch weil der Text so lang ist!
    Ich moechte gerne einen Rat bekommen

  • Hallo Silten,

    herzlich willkommen im Forum.
    Ich habe beim Lesen deines Posts das Gefühl, dass Du sehr überlegt schreibst und Deine Worte sehr gut auswählst. Aber mal Butter bei die Fische, wie geht es Dir, was fühlst Du? Es ist eine beschi**ene Situation in der Du Dich befindest. Du möchtest weg vom Alki, weißt aber nicht wie. Du meinst, ihr könnt euch selbst häuslich therapieren, aber das funktioniert eben doch nicht. Es ist schwierig, Ratschläge zu erteilen, aber ich kann Dir sagen, wie es bei mir war.

    Ich habe auch jahrelang mit gespielt, auch aus dem Grund, dass ich einfach nicht wusste, wo die Ursache für meine ambivalenten Gefühle lagen. Nach außen hin waren wir eine normale Familie. Meine Tochter, die damals schon erwachsen war, hat mich mit der Nase drauf gestoßen. Es war das Zusammenleben mit einem Menschen, der zu viel Alkohol konsumiert. Ich fing an, mich mit dem Thema zu beschäftigen um ihm zu helfen. Es hat nicht lange gedauert und ich bin auf die Co-Abhängigkeit gestoßen. Meine Verwirrung war perfekt. Irgendwann war ich an dem Punkt, entweder ich geh mit ihm unter oder ich nehm mein Leben selbst in die Hand. Also bin ich bei Nacht und Nebel ausgezogen. Das brachte dann ne Menge Steine ins rollen. Die mussten wir erst mal beiseite räumen und daraus unseren Weg bauen, aber für uns hat es funktioniert. Es war ein harter Weg mit so vielen widersprüchlichen Gefühlen, aber ich hab gelernt sie auszuhalten. Was hat mir geholfen? Zum einen das Schreiben hier im Forum. Das hat glaube ich den größten Ausschlag gegeben. Dann hab ich eine sehr gute Freundin gehabt und mein Vater hat mich sehr unterstützt. Und ich hab angefangen, mich wichtig zu nehmen, meinen Gefühlen und Wahrnehmungen wieder zu trauen, mir mal wieder bewusst Kleinigkeiten gegönnt. Das war ganz grob umrissen mein Weg.

    Vielleicht nimmst Du Deine Wünsche mal wieder wahr. Wie soll Dein Leben aussehen. Ich denke, auch mit 65 sind Träume und Wünsche wichtig und gut.

    Viel Kraft und Geduld für Deinen Weg.
    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Liebe Silten,

    zuerst mal herzlich willkommen hier im Forum :D !

    Du steckst in genau der Zwickmühle, in der sich ganz, ganz viele Angehörige auch befinden. Da ist einerseits das Gefühl, alles satt zu haben. Auch Wut darüber, wie es läuft und dass er immer wieder doch trinkt. Obwohl das Gespräch, die Gespräche vorher so gut waren. Da sind die Ängste, die du hast und die Gefühle und Hoffnungen.

    Und diese Hilflosigkeit.

    Aus eigener Erfahrung und den Erfahrungen, die ich mit anderen Menschen ausgetauscht habe, weiß ich, dass es einfach kaputt macht, neben einem Abhängigen zu leben, der keine Krankheitseinsicht bzw. den Wunsch zur Veränderung hat.

    Was ist da ein guter Rat? Was kann ein guter Rat sein?

    Natürlich, Rat Nummer 1 ist immer der, sich zu trennen. Denn das ist echt das, was am meisten Sinn macht. Und das ist das, was am allerschwersten fällt. Aus verschiedenen Gründen. Über 25 Jahre sind ja fast das halbe Leben, das ihr zusammen verbracht habt.

    Du weißt theoretisch alles. Jetzt ist es an der Zeit davon umzusetzen, was umsetzbar ist. Und damit beginnt die schwere Arbeit.

    Ich hoffe, du kannst hier genügend Austausch, Rat und Hilfe für dich heraus ziehen, damit du einen Weg gehen kannst, der dir auch wirklich hlft und dein Leben erleichtert.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Aurora, liebe luette 69,
    eure posts haben mir erst einmal den Boden unter den Fuessen weggerissen!
    Jetzt habe ich Bauchweh. Ich muss erst verdauen, dass ihr mir kaum Hoffnung auf ein weiteres, gelaeutertes Zusammenleben macht. Gibt es hier niemanden, der es geschafft hat, mit einem doch noch "getrockneten" Alkoholiker und selbst gesundet, eine Ehe weiter zu fuehren?
    Ich habe eine derartige Vision. Spinn' ich? Habe ich nur Angst? Bin ich zu bequem, um mich aus diesem Auf und Ab abzuseilen?

  • Liebe Silten,
    ich lebe wieder mit meinem Mann glücklich zusammen. Das ist meiner Meinung nur dadurch möglich geworden, dass jeder erst mal sein Leben neu sortiert hat. Die Liebe war auf beiden Seiten noch da und so haben wir uns als Paar neu gefunden. Hier im Forum ist das aber eher selten. Es ist wichtig dass der Alki von seinem Suchtmittel los kommt, weil er daswill und auch der Co muss von seinem Suchtmittel weg kommen, sprich, sich wieder in den Fokus rücken, sich wahrnehmen und seinen Gefühlen trauen.

    Es kann niemand in die Zukunft schauen, wir leben heute. Das bedeutet für mich, dass ich versuche so zu leben, dass ich heute glücklich/zufrieden bin. Als ich damals ging, war ich mir sicher, dass alles besser ist, als in dieser Situation zu verharren. Es war ein wahnsinnig schwerer Schritt. Mir war im Prinzip alles egal, nur nicht weiter aushalten müssen.

    Ich will dir Mut machen, Dein Leben so zu gestalten, dass Du glücklich bist.

    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • :roll:
    Ach ja, zum wievielten mal???

    Liebe luette69,
    ich hatte Deinen post gerne, allzu gerne fuer real angenommen.-2 Tage lang war alles suuuper. Habe doch schon wieder gehofft: endlich diese Selbsterkenntnis (habe ich da etwas vergessen?) !
    Warum falle ich doch zu gerne auch auf die koerperliche Naehe rein.
    Selbstbeschuldigungen ohne Ende. Jetzt sitzt mein Mann im Sessel neben mir. Er haelt Monologe, spricht mit mir(?) , hat die Augen geschlossen. Ich schreibe hier und warte, dass er endlich einschlaeft. Diese Situation ist schon krass!
    Irgendwie k...mich das Ganze an, aber dann finde ich doch nicht den entscheidenden Schritt fuer mich.
    Wo soll ich hin, im fremden Land, mit einer Freundin, die mich zwar kurz aufnehmen wuerde, deren Mann das aber nicht wissen soll und meinem Mann, der, wenn er dann nuechterner wird, mich sucht und zwar zuerst bei den Nachbarn.---Ich mach' erst mal Schluss hier, bevor er heftig werden koennte, also rumkrakelen wird. --. Viel Lesestoff! Hilft mir aber ungemein!

  • Hallo Silten,

    es gibt in vielen deutschen Städten Selbsthilfegruppen.

    Zum Beispiel Coda.

    Das ist eine anonyme Selbsthilfegruppe für Menschen die Probleme haben gesunde Beziehungen einzugehen und aufrecht zu erhalten.

    Vielleicht schaust du mal im Netz ob eine Gruppe bei dir in der Nähe ist und vielleicht magst du dann ja sogar einmal hin gehen.

    Das kann sehr hilfreich sein, zusätzlich zu dem Austausch den du hier bekommst.

    Liebe Grüße

    Slowly

  • Hallo Sitten,

    Zitat

    Gibt es hier niemanden, der es geschafft hat, mit einem doch noch "getrockneten" Alkoholiker und selbst gesundet, eine Ehe weiter zu fuehren?

    sicherlich gibt es Paare die wieder zusammenfinden, das sind aber eher Ausnahmen.

    Co-Abhängige leben meist Jahre in ihrer Beziehung und kommen da sehr schwer wieder heraus.

    Auch wir Alkoholiker stecken meist viele Jahre in unserer Sucht fest.

    Selbst wenn beide, getrennt oder zusammen, da herauskommen sind sie selten wieder die "Alten".

    Das macht ein erneutes Zusammenleben so schwierig.

    LG Martin

  • Danke euch fuer die er-/auch entmutigenden Antworten
    Zwischenzeitlich habe ich durch intensiveres Lesen erfahren, dass ich nicht die einzige "Alte" hier bin. Die 65 schuetzen mich also nicht mehr vor meiner Naivitaet und des Erkennens darueber.
    Heute erlebte ich den 3. Suff-Tag hintereinander. Zur Abwechslung mit sehr vielen Liebesbeteuerungen, nachdem ich heute morgen standhaft nochmal meinen Frust losgelassen habe.Dieses mal bin ich stolz auf mich. Allerdings fuehrte es bei ihm schon ab morgens zu dauerndem Trinken. Mal sein Hochgefuehl, dann wieder tiefe Traurigkeit und die Aussage, er bedaure sich jetzt auch, ich wolle ihn ja verlassen! Das breche ihm das Herz. Es klingt ganz aufrichtig. Aber im Tran ausgesprochen und nach euren Erlebnissen--alles tun, um nicht mit dem Trinken aufzuhoeren-- glaube ich das nicht mehr; hab ich es auch schon viel zu oft gehoert, deshalb bin ich ja auch hier.
    Im Gespraech mit meiner Schwaegerin habe ich sie heute gebeten, sich fuer mich nach einer Kleinst-Wohnung umzusehen. Sie meinte, das waere jetzt auch Zeit, nach so vielen Jahren Oops, da war ich echt ueberrascht. Sie hat mir zwar im Sommer schon Hilfe angeboten, aber dass es so schnell geht?!
    Meine Umwelt nimmt wohl mehr auf, als ich dachte.
    Mitte November muessen wir kurz nach Deutschland fliegen. Es ist bereits alles fest gebucht. Ich nehme mir ganz fest vor, nicht zurueck zu fliegen.
    Ich habe Angst, aber ich muss was tun. Mir kommt das im Moment abenteuerlich vor. Ich will mich aus dieser Umklammerung loesen, die ich mit vielen Dingen/Handlungen selbst betrieben habe.
    Ich bin mir unsicher darueber, wie viele Emotionen ich als Ehefrau zulassen moechte. Was ist noch normal? Entspricht meiner Vorstellung von unserer Beziehung meinem Plan und den Vorwuerfen die mein Mann mir macht`? Sicher nicht. Der Plan war ein ganz anderer, urspruenglich. Mit diesem Alkohol hatten wir uns unser gemeinsames Leben nicht vorgestellt, oder, zumindest ich nicht.
    Ich trinke gar keinen Alkohol mehr; er hat wohl meinen Part sich hinzugefuegt.
    Und jetzt habe ich gerade Angst, dass ich vielleicht doch noch abspringen koennte. Es geht alles so schnell

  • Guten Abend Silten,

    Es tut mir leid, zu lesen, dass du den 3.Suff Tag hintereinander erleben musst.
    Aber: wieviele möchtest du denn noch erleben?

    Es ist traurig, wenn sich der liebste Mensch selbst vernichtet, aber du bist daran nicht schuld. Jeder hat sein Anrecht darauf, sich zugrunde zu richten.
    Leider entstehen dadurch so oft kollateral Schäden.

    In deinem ureigensten Interesse solltest du dich schützen.

    Ich kenne die eingeschränkte Sichtweise des nassen Alkoholiker: wann komme ich zu meinem nächsten Glas Alkohol?

    Ich habe mich und natürlich meine Frau damit viele Jahre gequält und um unser Lebensglück betrogen.
    In diese intime Beziehung des nassen Alkoholiker mit dem suchtstoff kommt ein aussenstehender nicht hinein. Da ist einfach kein Platz.
    Leider wird die schleichende Entwicklung der Sucht so oft nicht erkannt oder verharmlost

    Ich glaube, dass sowohl der/die Alkoholiker als auch der/die co-Abhängige ein grundsätzliches Problem damit haben, für sich selbst verantwortlich und fürsorglich zu handeln.

    Erst als ich das erkannt habe, habe ich wieder einen (trockenen) Weg zu mir gefunden. Das Leben mit meiner Frau hat sich verändert, weil wir uns verändert haben, in einem positiven Sinne. Das ist ein langsamer Prozess, der noch andauert. Ich bin jetzt 4 Jahre trocken und begreife immer noch nicht alles von meiner Krankheit.

    Wenn du Hilfe von außen bekommen kannst, lass die Chance nicht ungenutzt.
    Dein Mann kann sich nur selber helfen.

    Liebe Grüße
    Hans

  • Heute hatten wir ein wichtiges Gespraech, von meinem Mann initiiert. Wir sassen uns gegenueber und haben uns die eigenen Sorgen und Aengste mitgeteilt.
    Den Haupteil am Gespraech hab dann ich uebernommen, leider! Wobei, so "leider" ist das gar nicht. Ich habe meine Aengste, meine Situation und Gefuehlslage geschildert, begleitet von Heulen und Zaehneknirschen.
    Weshalb ich das jetzt als so negativ betrachte, weiss ich nicht. Heute mittag schien es mir ein gutes Gespraech zu sein. Es erbrachte eine Momentaufnahme unserer Beziehung. Mein dringender Wunsch, etwas fuer mich zu aendern, damit unser gemeinsames Leben eine Wendung erfahren kann, weil wir beide sehen, dass es so nicht weitergehen kann. Von meinem Mann kam wenig rueber, aber unter anderem die grosse Furcht, ich wuerde tatsaechlich gehen.
    Plaene haben wir keine gemacht. Jeder hat danach fuer sich erst einmal Ruhe gehabt.- Diese Stunden taten mir gut. Ich konnte mal wieder so richtig durchatmen. ---heute abend ist jeder mit seinen Gedanken (schreibend) beschaeftigt.
    Da hat mir mein Holder doch beim Essenkochen ganz kurz untergejubelt, dass wir dem Nachbarn doch noch sagen muessen, er moege unsere Blumen giessen, wenn wir nicht da sind, und Einladungen, die wir noch aussprechen muessen, fuer die Zeit nach unserer Rueckkehr, etc.... ich war platt. Ich hatte doch gesagt, ich will etwas fuer mich tun, jetzt und nicht morgen oder uebermorgen. Er hat das gepflegt nicht zur Kenntnis genommen, oder wollte noch einmal pruefen, wie ernst es mir damit sei??! Ich hatte auch davon gesprochen, dass ich erwarte, dass er an sich arbeiten wird, fuer unser gemeinsames Leben. Dazu habe ich ein Recht nach so vielen Jahren! Ok. mir schien, das war angekommen. Ich hatte, dezent allerdings, darauf hingewiesen, dass mir eine dringende Verbesserung unserer Beziehung wichtiger sei, als ein jahreszeitbedingter Ortswechsel. Mann versteht Frau nicht???Am Ende dieses Tages fuehle ich mich wie in einer Luftblase; oder: ich schaue einen Film an, fiebere mit, und am Schluss lande ich mit einem Knall in der Wirklichkeit, die ich so nicht haben will. Und nun?

  • Liebe Silten,

    das nenne ich die "in ein Ohr rein - aus dem anderen wieder raus" Technik :? . Die hat mein Exmann auch bestens beherrscht.

    Deshalb kenne ich solche Gespräche auch gut. Wir haben dann geredet, er schien auch aufmerksam und zugewandt und machte wenige eigene Aussagen, um bei nächster Gelegenheit genau sein Ding weiter durch zu ziehen. Als hätte ich nie was gesagt, wir nie gesprochen.

    Für mich war das ein Kampf gegen Windmühlen :( , zermürbend, kraftraubend, enttäuschend. Er nahm mich nicht ernst! Denn viel zu oft hatte ich Dinge angesprochen, mit Konsequenzen gedroht und so, und das dann nicht eingehalten. Warum also sollte er meine Worte ernst nehmen, wenn es doch alles wie gewohnt dann zu seinen Gunsten weiter ging...

    Mir kommt es vor, als benutze dein Mann diese Technik auch...

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Silten,
    Willkommen hier im Forum.

    Zitat

    Heute mittag schien es mir ein gutes Gespraech zu sein. Es erbrachte eine Momentaufnahme unserer Beziehung.
    Mein dringender Wunsch, etwas fuer mich zu aendern, damit unser gemeinsames Leben eine Wendung erfahren kann,
    weil wir beide sehen, dass es so nicht weitergehen kann.
    Von meinem Mann kam wenig rueber, aber unter anderem die grosse Furcht, ich wuerde tatsaechlich gehen.

    Du kannst leider nur was für DICH ändern, nicht für ihn. Ob das Euer gemeinsames Leben verändert, weiß niemand.
    Du willst, das ER sieht, das es nicht so weiter geht :wink:
    Hmmm... ich glaube, das ist vergebliche Liebesmüh.
    Das funktioniert weder in Abhängigkeitsbeziehungen noch in ganz normalen Beziehungen, denke ich.
    Du kannst nur für DICH sehen, das es so für DICH nicht weiter geht, und dann entsprechend handeln.
    Wie er was sieht, das bleibt ihm überlassen, Du kannst ja nicht bestimmen, was er denken soll und was nicht.
    Auch wenn CO`s meinen, sie hätten diese Macht, den anderen so zu lenken, wie sie es für gut und richtig halten. :wink:

    Und dann mal noch was. Auch wenn jemand mal ein paar Tage nichts trinkt, dann heißt das noch lange nicht, das er nüchtern ist oder gar abstinent lebt.
    Von einer Trockenheit mal ganz zu schweigen.
    Der Kopf tickt noch lange Zeit schräg, Wochen bis Monate nach dem letzten Trinken.
    Also denke mal nicht, das Du mit Deinem Mann momentan wirklich nüchterne Gespräche führen kannst.
    Und ich denke auch, er sucht momentan nur Gespräche, damit sein bester CO nicht geht.
    Was meinst Du wohl, was ich alles erzählt habe, als ich noch gesoffen habe?
    Alles, was Du hättest hören wollen und zwar auf eine Art, das Du mir jedes Wort geglaubt hättest.
    Ich hätte auch Zugeständnisse gemacht, sogar mein Alk-Problem zugegeben, nur damit mein Partner mich nicht vor die Tür setzt.
    Und der war noch nicht mal ein CO, es hat trotzdem funktioniert.
    Nur eines habe ich nicht getan:
    Aufgehört zu Saufen !
    Das habe ich selbst bei irgendwelchen Versprechungen zu einem bestimmten Zeitpunkt überhaupt noch nicht vorgehabt.
    Ich konnte mir doch ein Leben ohne Alkohol überhaupt nicht mehr vorstellen.
    Und wenn der Entzug kam, dann interessierten mich irgendwelche Versprechungen oder Zugeständnisse nen feuchten Kehricht.
    Wenn man zitternd, schwitzend und voller Angst vor der nächsten Panikattacke dahockt, dann ist einem ziemlich Wurst, was man wem versprochen hat.
    Vollig uninteressant !
    So ist Sucht nun mal.

    Von daher... Gespräche mit einem nassen Alkoholiker bringen üblicherweise herzlich wenig.
    Sie dienen den nassen Alkoholiker höchstens dazu, den CO bei der Stange zu halten.
    Dein Säufer hat ja auch große Angst, Dich zu verlieren.
    Also wird er tun, was zu tun ist, damit Du nicht gehst.

    Mit Liebe haben Abhängigkeitsbeziehungen übrigens reichlich wenig zu tun.
    Das Wort wird aber trotzdem immer wieder gern benutzt, denn wie sollte man denn sonst anderen (oder auch sich selbst) noch erklären,
    warum man in so einer selbstschädigenden Beziehung lebt?

    Zitat


    Ich hatte, dezent allerdings, darauf hingewiesen, dass mir eine dringende Verbesserung unserer Beziehung wichtiger sei, als ein jahreszeitbedingter Ortswechsel. Mann versteht Frau nicht???


    Oder Säufer versteht CO nicht?
    Oder will auch gar nicht verstehen?
    Sondern ENDLICH wieder in Ruhe saufen können !
    Ohne das nervige Gelaber vom CO, mal brutal gesagt, denn das geht einem eh nur auffen Zeiger.
    Und natürlich auch ins eine Ohr rein und im anderen schon wieder raus.

    Zitat


    Am Ende dieses Tages fuehle ich mich wie in einer Luftblase; oder: ich schaue einen Film an, fiebere mit,
    und am Schluss lande ich mit einem Knall in der Wirklichkeit, die ich so nicht haben will. Und nun?


    Dann ÄNDERE was an DEINEM Leben.
    An seinem kannste eh nix ändern, auch wenn Du das noch so gern wolltest.
    Er darf auch für sich selbst entscheiden. Er ist längst erwachsen. Wenn er sich fürs Saufen entscheidert, ist das auch seine Entscheidung.
    Er tut damit ja nix verbotenes.
    Wenn Du Dein Leben so nicht haben willst, so nicht weiter leben willst, dann komme ins Handeln.
    FÜR DICH.
    Und da gibt es IMMER Wege.
    Denn wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe.
    Du suchst momentan noch nach Gründen, warum Du bleiben "musst".
    Noch Hoffnung zu haben ist so gesehen auch ein "Grund", nicht zu gehen.
    Und um sein Leben wieder in die eigenen Hände zu nehmen, ist man nie zu alt und es ist auch nie zu spät.
    Oder stellst Du Dir Dein weiteres Leben SO vor wie es momentan läuft?
    Wie viel Leid möchtest Du noch ertragen?

    Hier schrieb mal eine Dame vor sehr langer Zeit "als ich aufhörte, Kreise zu drehen, wurde aus meinem Weg eine Linie".
    Das habe ich mir bis heute gut gemerkt. Denn so war es auch bei mir schon mehrmals im Leben.

    Ich wünsche Dir von Herzen, auch aus Deinem Kreisen (um den Säufer und sein Leben, sein Befinden und Deinen Versuchen, ihn zu ändern) eine Linie wird,
    auf der Du weiter gehen kannst.

    LG Sunshine (trockene Alkoholikerin)

  • Danke fuer eure schnellen Antworten. Ich schaetze eure direkte Art sehr. Es hilft. Jetzt muss ich die posts noch mehrfach lesen, damit sich auch endlich bei mir etwas einnistet und ich den Hintern bewegen kann/will.
    Mir ganz offensichtlich, habe ich Hirn und Herz noch nicht zusammengekriegt. Das bedeutet mehr Arbeit an mir, als ich erwartet habe. Puhhh :cry:
    LG

  • Natuerlich bin ich wieder mit ihm gegangen, bin hier wieder in der Sonne.
    Ich habe das gesamte Sauf, Beschimpfungsszenario mit anschliessender Reue-Phase wieder und wieder mitgelebt.
    Es gab so tolle Tage, sogar eine ganze! Woche. Na ja, das kennt jede/r hier.
    Es geht mir gut, momentan. Ich habe eine Therapeutin hier gefunden, die sich im CoAlk-Thema bestens auskennt. Bei ihr habe ich den Rueckzugsraum gefunden, den ich fuer mich gesucht habe. Mein Mann faehrt mich zu meiner "blauen" Stunde; er meckert zwar jedes mal, seine Angst, dass sich etwas in meinem Leben aendert, und wohl zwangslaufig auch in seinem, ist extrem hoch. Er hat vor zwei Wochen endlich eingesehen?, dass auch ihm eine Therapie ganz gut taete, bis heute abend hat er aber noch keinen Weg gefunden. Geschockt da war doch was??
    Aber MIR tun die Gespraeche, tut diese Erholung sehr gut. Ich fuehle, wie sich mein ICH erholt, mein Bauch redet mit meinem Kopf, neue Gedanken entwickeln sich, Zuversicht keimt auf. Ich sehe Licht am Ende meines Tunnels!
    Er hat seit einigen Wochen (ich zaehle sie nicht mehr, das Auf und Ab kenne ich, ich will nicht mehr zaehlen) wesentlich weniger-oder auch gar nicht- getrunken, mich nicht beschimpft. Ich hoffe wieder, traue mich aber gar nicht mir das auch zu sagen. Bisher bin ich dabei ja jedes mal wieder auf die Schn--- gefallen. Die Lage hat sich bei uns entspannt ...-das klingt wie in einem Kriegsbericht, und ich merke, dass dieser Vergleich nicht einmal hinkt.
    Ich bin staerker geworden und nutze das auch aus. Mein Mann meinte, ich wuerde ihn unter Druck setzen. Damit kann ich sehr gut leben! Es stimmt: ich mache Druck, er soll seine Therapie in Angriff nehmen und nicht schon wieder nur reden und nicht handeln. Irgendwann muss er doch ein Versprechen halten koennen. Im Augenblick kann ich diese Situation gut aushalten. Verrückt
    Nach oben
    silten hat zum Thema: ...ich lebe weiter geschrieben

  • Zitat

    ich mache Druck, er soll seine Therapie in Angriff nehmen und nicht schon wieder nur reden und nicht handeln.


    Du hast es noch nicht verstanden, wie die Sache läuft, nicht wahr silten?
    Ein Säufer hört nur dann auf zu saufen, wenn er es will.
    Und nicht, weil ein anderer das gern hätte.
    Er "soll" seine Therapie in Angriff nehmen?
    Allein wenn ich das lese, weiß ich schon, das das nicht funzen kann.
    Was soll denn eine Therapie bringen, die auf Wunsch des Partners begonnen wird?
    Die Frage kannst Du Dir selbst beantworten...

    Zitat

    Er hat vor zwei Wochen endlich eingesehen?, dass auch ihm eine Therapie ganz gut taete, bis heute abend hat er aber noch keinen Weg gefunden.


    Das ist nur Standard-Säufer-Blala, wenn der CO rumnervt.
    Sagt man halt so, um die Wogen zu glätten. In Wirklichkeit heißt es allerdings weiterhin "hoch die Tassen!".

    Er hat ein paar Tage nix gesoffen (glaubst Du das tatsächlich? ) und Dich nicht beschimpft und Du hoffst aufgrunddessen wieder?
    Manche Dinge, die ich hier lese, schockieren mich wirklich innerlich. :shock:
    Wie genügsam ist man denn da schon geworden?
    Also ich erwarte mir mehr von einer Beziehung als nur nicht beschimpft zu werden :shock:

    Zitat

    Im Augenblick kann ich diese Situation gut aushalten.


    Na dann: Weitermachen !
    Dahinter steht noch "verrückt".
    Ja verrückt ist es wohl tatsächlich, schon froh zu sein, nicht vom Partner beschimpft zu werden.
    Da muss in einem schon echt was ziemlich verrückt sein in wahrsten Sinne des Wortes.
    Das soll jetzt keine Beleidigung sein, sondern nur eine ganz schlichte Feststellung, die mich innerlich echt schockiert.

    Ich kann Dir nur noch Kraft wünschen, aus dieser schrecklichen und lieblosen Situation rauszukommen, aber das wird wohl noch ne ganze Weile dauern.
    Das Leiden ebenfalls... denn ich denke nicht, das die Situation so bleibt.
    Bei Alkoholismus gibt es kein Aufwärts mehr, nur noch Abwärts.
    Vielleicht mal einen kurzen Stopp, aber dann wieder abwärts.
    Ob Du mitfährst, ist allein Deine Entscheidung.
    Ebenso wie es Deine Entscheidung ist, Dein Leben an einen Säufer zu verschwenden.

    LG Sunshine

  • Ja, liebe Sunshine, MAN wird sehr genügsam in dieser KRANKHEIT!
    Man genießt jede Minute, in der der Partner "lieb" ist, d.h. so wie man ihn kennen - und liebengelernt hat.
    Man ist "süchtig" nach jeder Minute des Friedens, der Ruhe, dem Glauben, dass alles wieder gut wird.
    Man hofft doch mit jeder guten Minute, dass ES wieder gut wird.
    Man will doch keine Veränderung.
    Man hat doch Angst, vor der Trennung.
    Man - - - hat doch gar kein Selbstbewusstsein mehr.
    Man denkt doch nicht mehr an sich selbst.
    Man glaubt doch ALLES, was der Partner sagt.
    Bis - ja bis es nichts mehr zu glauben gibt, und man sich selbst am Boden sieht, und merkt, dass ALLES vorbei ist.
    Dieser Weg kann leider bei manchen sehr lang sein. :cry::cry:
    Genau wie beim Alkoholiker.
    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Liebe Silten!

    Auch ich hatte solche Gedanken und vor ALLEM immer wieder HOFFNUNGEN!!! die ganzen langen Jahre hindurch.
    Sie haben mir nichts gebracht.
    Nur Krankheit, nur Trauer, nur Schmerz, nur Wut, nur Sorgen.....
    Es hat gedauert, bis ich nicht mehr konnte, und lernte, MICH herauszuziehen, aus dem Sumpf. Es war auch sehr schmerzhaft, nicht leicht!!! aber ER - leichternd!
    Was hatte ich Angst vor der Einsamkeit, dem finanziellen "Ruin", vor dem neuen Leben.... :shock::shock::shock:
    Aber - es läuft ! Sehr viel leichter! Ich bin einsam, wenn ich es möchte. Wenn nicht, gibts Telefon. Die Finanzen - das reicht, denn ich muss ja nur für MICH sorgen! Das neue Leben - ist einfach nur schön, weil mich keiner mehr nervt, blöd anlabert, heruntermacht, .... wenn ich ZUHAUSE bin. Mein Zuhause ist so, wie ich es möchte. Ohne Menschen, die mich quälen.
    Die müssen draußen bleiben.
    Ich habe sehr viel aufgegeben. Sehr oft höre ich nur, "Wie hast du das geschafft?"
    Aus der Liebe zu mir. Um mich zu retten.
    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Liebe silten,

    das, was dir sunshine und Gotti geschrieben haben trifft es für mich auf den Punkt!

    Denn es ging mir haargenau auch so. Wie Gotti, wie dir jetzt. Immer wieder hoffen, immer wieder diese Besänftigungen, immer wieder der Absturz danach...

    Und sunshine hat etwas sehr Wichtiges geschrieben, etwas, das ich aber damals eben auch dachte, dass es okay ist.

    Ich kann keinen Menschen zu seinem Glück zwingen. Was heißt "zu seinem Glück", in diesem Fall wäre es ja mein Glück gewesen, zu dem ich ihn zwingen wollte. Mein Exmann hat in seiner Sucht-Welt gelebt und wollte da gar nichts ändern. Oder er konnte es nicht. Das ist ja auch eine Möglichkeit. Trotzdem kann da kein Außenstehender, auch nicht der langjährige Partner, ihn da raus ziehen.

    Und das ist der Knackpunkt. Zu akzeptieren, dass hier eine Grenze ist. Seine Grenze und auch meine bzw. deine. Innerhalb deiner Grenze kannst du dir einen wunderschönen Garten bauen, nach deinen Vorstellungen. Wie gesagt, deinen Garten.

    Mal klar gesagt: er darf sein Leben nach seinen Wünschen und Möglichkeiten leben. Auch wenn es in den Augen anderer Menschen, in deinen Augen, ein selbstzerstörerisches Leben ist.

    Und du darfst dein Leben nach deinen Wünschen und Vorstellungen leben. Und in deinem Fall, damals eben auch in meinem, sind die gemeinsamen Vorstellungen und Wünsche so arg verschieden, dass es einfach nicht gemeinsam geht. Oder einer von beiden muss sich aufgeben und zu 100 % anpassen. Und leiden...

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

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