• Hallo Margit,

    herzlich willkommen.

    Zitat

    ich glaube er ist auch kein stark Abhängiger (wenn es da überhaupt Unterschiede gibt).

    Es gibt da keine Unterschiede. Im Prinzip ist Abhängigkeit eben Abhängigkeit.

    Es gibt aber schon Stufen des Alkoholismus. Stufen, die nach unten führen...

    Körper und Geist leiden immer stärker unter der Sucht, verändern sich. Es wird immer mehr Stoff benötigt um das erträgliche Level zu decken. Also um nicht in einen Entzug zu kommen. Und noch viel mehr...

    Dass dein Mann nicht mit dir darüber reden möchte ist schade...

    Zitat

    Habt ihr Tipps wie ich am besten mit ihm umgehe, wie ich ihm helfen kann und ob es vllt doch besser ist, sich professionelle Hilfe zu suchen?

    Das ist die Frage, die sich die meisten Mitbetroffenen stellen.
    "Was kann ich tun?"

    Schwierig. Es ist ja so, dass du deinem Mann das Trinken nicht verbieten kannst und du kannst ihm auch keine Hilfe geben. Wenn er das nicht möchte. Und es liest sich für mich so, dass er keine Hilfe haben möchte, auch nicht von professioneller Seite.

    Da kannst du jetzt nur sehen, wie du selbst am besten mit der Situation umgehen kannst. Für dich. Ich habe das selbst so erlebt. Von den Anfängen bis zum ziemlich krassen Ende meiner ersten Ehe.

    Und ich habe in diesen ca 20 Jahren wirklich alles probiert. Vor allem für meinen Exmann. Ich habe mich dabei selbst verloren...

    Und das ist das wichtigste an der ganzen Sache:

    Du kannst nicht deinen Mann verändern oder ihm helfen, wenn er nicht möchte. Sieh zu, dass es dir gut geht bei all dem!

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Martina!
    Gut, dass du da bist!!! :):!: Hier kannst du dich ausquatschen, ausheulen, und vor allem ganz viel erfahren! Was dir hilft, und was dir gar nicht hilft.
    :!: Aurora hat 20 ich gar 33 Jahre gebraucht, um mich loszueisen, aus einer Situation, die mir und meinen Kindern nur geschadet hat. Die guten Zeiten wurden von den schlechten übertüncht. Jetzt, nach einem Jahr Trennung sehe ich das zwar lockerer, aber geschmerzt hat es zu lange.
    Mein Mann wollte auch nie!!! mit mir über sein Trinken, die Ursachen usw. reden. Er hat es auch in der Zeit, die er versuchte trocken zu sein, nicht geschafft, sich zu öffnen. Schade, finde ich immer noch, denn es hätte ihm vielleicht geholfen. Aber so - ist es eben sein Problem.
    Ohne irgendwelche Hilfen von der Sucht wegzukommen??? Kann ich mir nicht vorstellen, und das haben hier ( und es sind sehr viele trockene Helden!!! hier)
    auch keine geschafft. Wenigstens einen Entzug, der Besuch einer realen SHG ... irgendeine Hilfe hat wohl jeder in Anspruch genommen.
    Als liebende Partnerin möchte man freilich dem kranken Partner helfen. Ist doch logisch, dass man sich sorgt, und Wege abnimmt, Ausreden erfindet, warum er heute nicht..., oder dies und das nicht... Ich habe lange Jahre gar nicht einsehen wollen, dass er ein ernstes Problem mit dem Alkohol hat. Alles schön vertuscht, als normal hingestellt. Mich selbst belogen, bis - ja bis ich soweit war, an mir zu zweifeln. Zuletzt habe ich oft gedacht: Wer ist hier eigentlich shizophrener!
    Das Schlimme an der ganzen Leidenszeit war, dass ich ja immer und immer wieder Hoffnung schöpfte. In jedem Tag, jeder Stunde Nüchternheit, die wir gemeinsam verbrachten. Auch wenn die anderen, die schlimmen Tage und Stunden längst mehr waren. Man klammert sich daran. Findet auch wieder Ausreden zu bleiben. Die Kinder, das Haus, die Eltern, die Verwandtschaft,...
    Es ist eben auch eine SUCHT und wir sind abhängig.
    Ich wünsche dir, hier ganz viel Hilfe für dich zu finden! Wege, die dir helfen, deinen Weg besser zu gehen, anders zu gehen, oder die Kraft für einen neuen. Jede Geschichte ist ein bisschen anders, aber trotzdem immer wieder gleich. Es geht um unsere "Krankheit" und ihre Heilungschancen.
    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Zitat

    Ich hatte mir zB überlegt ihn seelisch und psychisch zu unterstützen, indem ich mit ihm wandern fahre, einen schönen Skiurlaub buche usw.


    und er wird trotzdem weitertrinken.
    Wenn ich zurückdenke was ich alles getan und versucht habe ihn vom Alk wegzubringen, hat alles nichts genützt.
    Deine Unterstützung wird dazu führen, das er sich in seiner Sucht einrichten kann, du wirst ihm immer mehr und mehr stützen, dir immer neues einfallen lassen um ihm zu helfen.
    Zuerst unmerklich aber dann immer schneller wird dein Radius abnehmen, weil dein Leben auf ihn gerichtet ist, und das es ihm gut geht.
    Du hast kein eigenes Leben mehr, kommst dir vor wie in einer Achterbahn die sich immer schneller dreht.
    Das ist meine Geschichte in ganz kurzen Worten, und die Geschichten die du hier lesen kannst gleichen sich in sehr vielen Dingen.
    Wenn er sein Problem nicht einsieht, kannst du ihm nicht helfen.
    Den ersten Schritt muß er tun, und etwas unternehmen.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Liebe MargitKa.

    ich bin auch noch neu hier im Forum und habe Sorgen wegen des Trinkverhaltens meiner Freundin.

    Ich habe inzwischen viel dazu gelesen, und was ich gelernt habe, ist schier zum Verzweifeln - aber trotzdem muss man sich damit abfinden und sich von Illusionen lösen.

    Die große Illusion scheint wirklich zu sein, dass man da irgendwie durch Unterstützung helfen könnte. Kann man offenbar nicht. Wenn etwas die Abhängigkeit beendet, dann der Tod oder ein Zustand/Erlebnis, das für den Kranken einen dermaßenen Tiefpunkt darstellt, dass plötzlich das Nicht mehr Trinken attraktiver erscheint als das Weitertrinken.

    Und da das Trinken für den Kranken ja so eine wundervolle Sache ist, vor der Abhängigkeit sowieso und auch während der Abhängigkeit sehr lange, muss das häufig schon ein sehr, sehr, sehr heftiger Niedergang sein.

    Bis dahin gilt: Du hast ein Problem, nicht er. Er will trinken - er trinkt. Er will betrunken sein - er betrinkt sich. Wunderbar, wo ist da das Problem?!

    Du aber gehst dabei kaputt.

    Fazit: Er muss an seinen persönlichen Tiefpunkt kommen, und das so schnell wie möglich. Also ist die einzige Hilfe, die wir leisten können, ihn dahin zu bringen.

    Und da wir wohl kaum auf die Methode verfallen wollen, seine Sucht zu beschleunigen, indem wir ihn ermuntern, noch öfter noch mehr zu trinken, oder ihn bei der Polizei anzeigen, weil er betrunken Auto fährt, oder was weiß ich, bleibt das einzige humane Druckmittel, das uns bleibt: Wir müssen ihn verlassen. Denn vielleicht bringt ihn dieser Verlust ein bisschen näher an seinen Tiefpunkt?!

    Ich weiß bei meiner noch ziemlich neuen Freundin nicht so recht, woran ich bin, ist es nun Abhängigkeit oder nicht, wie viel trinkt sie wirklich? usw. usw. Und nach all dem Lesen und der inneren Quälerei habe ich beschlossen:

    Ich liebe diese Frau, und ich werde mich auf sie einlassen.

    Aber: ich setze mir von Anfang an innere Grenzen, die ich noch tolerieren kann. Und wenn ihr Trinken diese Grenzen auch nur einmal überschreitet, dann werde ich sofort zu ihr sagen: "Pass auf, meine liebe, ich habe ein massives Problem mit Deinem Alkoholkonsum. Wenn Du den nicht sofort und auf Dauer einschränkst und (dies und jenes, noch festzulegen) nicht mehr tust, dann bin ich ohne weitere Vorwarnung weg."

    Ich denke inzwischen, dass man sich alle weiteren Erläuterungen sparen kann. Wenn sie nicht einsieht, dass sie süchtig ist, dann brauche ich ihr das nicht nochmal zu sagen, sie wird es auch dadurch nicht erkennen. Wenn sie nicht süchtig ist und trotzdem soviel trinkt, ist es auch nicht erträglich. Wenn sie nicht süchtig ist und ich ihr wichtig bin, wird sie das Trinken einschränken. Wenn ich ihr nicht wichtig genug bin oder wenn sie süchtig ist, wird sie es nicht einschränken. Punkt.

    Sie weiß jetzt schon, wo meine wesentlichen Grenzen beim Trinken liegen und wo die No-Gos anfangen. Also hat sie zwei Chancen: Jetzt, und, wenn nötig, nochmal nach meinem Ultimatum. Und alles weitere wäre sinnlos und hat keinen Zweck, so Sch**** es auch ist. Entweder sie kann und will sich daran halten, oder eben nicht.

    Es ist zum Verzweifeln, aber mehr ist dazu nicht zu sagen. Ultimatum - und wenn die Forderungen nicht erfüllt werden, und zwar auf Dauer, dann ist auf die eine oder andere Art Hopfen und Malz verloren (haha, unfreiwilliger Kalauer), und es bleibt einem sowieso nichts anderes, als zu gehen.

    Liebe Grüße

    WildRover

  • Ich muss noch hinzufügen:

    Ich komme hier wahrscheinlich fürchterlich hart rüber. Ich bin von meiner Natur her alles andere als hart, aber ich habe etwas durch dieses Forum gelernt: Irgendjemand hat mir sinngemäß geantwortet, dass man gegenüber einem Alkoholiker nur dann den Hauch einer Chance auf Erkenntnis/Einsicht/Entscheidung zur Abstinenz hat, wenn man geradezu mit taktischen Nuklearwaffen auf Spatzen schießt.

    Das hat mir sehr zu denken gegeben, und mich in meiner Liebe - und dadurch totalen Weichheit - auch gleichzeitig hart gemacht.

    Und ich denke, dieser Satz gilt genauso für uns Co-Abhängige (ja, ich denke, ich bin schon ein Co) selbst. Wir dürfen gar nicht erst anfangen, mit in diese Spirale zu geraten, die nur nach unten führt. Wir gehen kaputt dabei - und, was es noch schlimmer macht, wir gehen kaputt, ohne dass es den geringsten Sinn hat! Wir fühlen uns unendlich verantwortlich für die geliebte Person, mit der uns so viel verbindet, wir tun alles, was ihr guttun könnte - und wir bewirken NICHTS POSITIVES, sondern tragen nur dazu bei, dass alles in Ruhe und Komfort schlimmer und schlimmer wird.

    Deshalb bin ich zwar so verliebt wie vielleicht noch nie, und so sehr willens, es zu versuchen, aber ich setze mir von vornherein meine Grenze, und die werde ich knallhart einhalten, koste es, was es wolle. Eine Überschreitung meiner Grenzen - und es folgt das Ultimatum. Noch eine Überschreitung meiner Grenzen - und ich bin weg.

    Wenn es nicht nötig ist - umso besser. Ich werde sehen. Wenn es aber nötig ist, dann ist das die einzige Entscheidung, die mit einer ganz geringen Chance vielleicht überhaupt was hilft.

    Ich kann mir gut vorstellen, dass Dir diese Vorstellung absolut absurd und unannehmbar vorkommt. Das war bei mir genauso. Man muss dazu sagen, dass das Trinken meiner Feundin - momentan - wahrscheinlich längst nicht so schlimm ist wie bei Deinem Mann. Es ist so, dass es uns derzeit nicht negativ beeinflusst, und man - also sicher viele Leute - damit ohne weiteres leben kann. Aber selbst bei diesem Umständen haben mir die Leute hier, die einen elenden, langen Leidensweg hinter sich haben, wörtlich gesagt: "Nimm die Beine in die Hand und lauf!"

    Ich habe mir das zu Herzen genommen, auch wenn es noch so hart ist.

    Und wenn er/sie ernsthafte Versuche unternimmt, trocken zu werden - Entgiftung, Therapie -, dann sollten wir ihn dabei unterstützen, aber Zusammensein ist dann erst nach langer, langer Trockenheit wieder drin. Und zwar unter denselben Bedingungen wie vorher.

  • Hallo Margit!
    Ihm helfen, ihn unterstützen, mit ihm, für ihn, ....
    alles Dinge, die ich wirklich ausprobiert habe. 34 Jahre.
    Gerade ich, die beruflich täglich Menschen verändert, sollte doch in der Lage sein, bei dem eigenen Mann etwas Postitives zu erreichen.
    Was habe ich nicht alles gemacht?!!!! Teilweise bin ich im Nachhinein über mich entsetzt, weil es einfach nur peinlich und demütigend ist.
    Lange Zeit habe ich einfach mitgetrunken, um "die Flasche Wein schneller leer zu bekommen", damit er nicht so viel abbekommt... und bin selbst in die Falle gerutscht!!! Mit Alkohol wird dir nämlich ALLES EGAL!!!
    Ich habe mich sehr oft einfach weggebeamt aus diesem Leben, das mich krankgemacht hat.
    GsD bin ich dann aufgewacht, und habe mich da rausgeholt. Aber es war ein weiter, langer Weg.
    Immer wieder habe ich mit ihm geredet, Freizeit verbracht, Ideen gesammelt !!! - von ihm kam selten etwas - , Arbeiten abgenommen, damit er Ruhe für sich finden konnte (Streß auf der Arbeit) , mich um die Kinder gekümmert, Sorgen alleine bewältigt.....
    Die andere Seite hat auch nichts gebracht: Ihn einzubeziehen in alles, ihn beschäftigen, ihm einen Therapeuten, Arzt gesucht... : Ich gehe mit dir den Weg da durch! ....
    Die Kinder haben es versucht: Papa, wir lieben dich doch! oder Du bist doch das LEtzte!
    Glaube mir, in den vergangenen Jahren haben wir ALLES versucht.
    Aber die Sucht war stärker.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Margit,

    das, was Gotti da schreibt könnte auch von mir sein. Es war fast genau so! Nur dass es bei mir "nur" 26 Jahre gedauert hat...

    Zitat

    Ich möchte meinem Partner unbedingt helfen, auch wenn er keine professionelle Hilfe möchte.

    Wenn ich das lese, dann sehe ich genau das vor mir, was ich selbst mal so dachte. Ich möchte ihm doch helfen. Aber - er will gar keine Hilfe. Er will einfach in Ruhe weiter trinken, sich weg beamen.

    Zitat

    Aber ich denke seine Erkrankung kommt nicht von irgendwo her und wenn man die Ursache anpackt und verarbeitet/bearbeitet, dann kann es denke ich auch wieder funktionieren.

    Ja, das habe ich auch so gedacht. Der arme Mann, er hat es ja so schwer gehabt, hat es schwer, sein familiärer Hintergrund und da ist es kein Wunder, dass er trinkt... Im Prinzip habe ich Küchenpsychologie an ihm betrieben und mir selbst das Ganze schön geredet.

    Heute weiß ich: es steht mir nicht zu zu helfen, wenn jemand keine Hilfe haben möchte! Ich habe kein Recht dazu, meine Hilfe aufzuschwatzen. Jeder darf selbst entscheiden, wie er leben möchte und Hilfe annehmen möchte! Ich auch...

    Und seelische Dinge sind nicht die Entschuldigung für das Trinken! Jemand entscheidet sich bewusst dafür, Dinge in den Nebel weg zu saufen. Damit wird bewusst in Kauf genommen, abhängig zu werden. Auch wenn niemand gerne abhängig werden möchte... Ich kann aber niemanden dazu zwingen, sich seinen Problemen zu stellen und zu verarbeiten, wenn derjenige das gar nicht will. Dazu habe ich kein Recht.

    Ich habe das Recht dazu, mir mein Leben so lebenswert wie möglich zu gestalten, aktiv für mich zu werden wenn ich denke, ich brauche das.

    Genau so haben auch alle Menschen das Recht anders zu entscheiden. Wenn also dein Mann meint er möchte lieber weiter im Nebel verschwinden dann darf er das! Aber du musst nicht dabei sein sondern darfst gehen. Ebenso darfst du natürlich auch da bleiben und weiterhin versuchen, ihm zu helfen. Aber ich weiß aus eigener, leidvoller Erfahrung, dass das ein Kampf gegen Windmühlenflügel ist. Und schlussendlich ich kaputt , völlig desillusioniert und am Ende meiner Kräfte regelrecht aus der Beziehung raus gekrochen bin...

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

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