Trockener Akoholiker trotzdem keine Nähe

  • Hallo Ihr Lieben.... wie fange ich an?

    Ich habe gedacht...
    wenn mein Mann erst einmal den Alkohol läßt...
    wenn er "trocken" ist, wird alles anders.
    Durch Katastrophen die bei uns passiert sind, ist er in den Entzug gegangen und nunmehr seit 6 Monaten ohne Alkohol.

    Da waren verschiedene Phasen, die sich als sehr kindlich dargestellt haben, er hat Dinge gemacht, die sich wie spielen für mich angefühlt hat. Ich habe ihn gelassen, weil ich denke, dass er viel durch macht.

    Was nun aber ganz gravierend ist, er lehnt mich total ab. Läßt keine Nähe mehr zu, vor allem auch keine gemeinsamen Unternehmungen.

    Meine Frage: stimmt es, das Alkoholiker trocken so wie nass keine Nähe zulassen können. Gehört das mit zum Krankheitsbild?

    Vielen Dank für eure Antwort

  • Hallo conbira,

    ich denke nicht dass das stimmt.

    Die Frage ist wie ein Mensch war bevor er begann zu trinken.

    Wenn ich schüchtern bin und deshalb trinke kann es sein dass ich nass der größte Draufgänger bin.

    Werde ich dann trocken kommt mein echtes Ich wieder hervor, das hat aber nichts mit der Krankheit selbst zu tun.

    LG Martin

  • Hallo Conbira!

    Hier schliesse ich mich Martin an. Es hat meiner Meinung nach nichts damit zu tun, dass jemand Alkoholiker
    (oder trockener Alkoholiker) ist, wenn er keine Nähe zulassen kann.

    Wie lange hat er denn getrunken, wie war Euer Verhältnis davor und während des Alkoholmissbrauchs?

    LG Elly

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Conbira,

    mein xy ist Anfang April auch 6 Monate ohne Alkohol. Natürlich hat auch er sich verändert, genau wie ich mich gerade in den letzten Jahren seiner Saufzeit verändert habe.
    Jetzt wird er trocken, und das ist für beide Neuland. Nur weil er nichts mehr trinkt ist lange nicht alles gut, oder wie empfindest du das?
    gefühlt stehe auch ich vor einem erneuten Lebensumbruch.
    Erst nach und nach wird sich zeigen können wie es weitergeht.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Martin, vielen Dank für Deine Antwort. Ich muss dir glaube ich recht geben. Ich kannte ihn ja nicht bevor er getrunken hat. Ich habe das über Jahre nicht wirklich bemerkt dass er Alkoholiker ist. Wir hatten eine Wochenendbeziehung bevor wir zusammen gezogen sind. Wenn Alkohol im Spiel war, war er immer sehr umgänglich und anhänglich.

    Also habe ich es jetzt mit dem ursprünglichen Mann zu tun, der der er mal war.

    Nun, dann muss ich jetzt mal schaun, ob ich mit dieser Distanz und den Gemeinheiten leben kann. Ich komme mir vor wie eine Mutter mit einem verzogenen Kind.

    Vielen Dank, das hat mir schon sehr weiter geholfen.
    Conbira

  • Hallo Morgenrot,

    nur weil er nicht mehr trinkt ist alles gar nicht gut. Ich empfinde es als gruselig. Und die Vorstellung, das es jetzt immer so bleibt ist für mich entsetzlich. Wie gesagt, ich habe sein zeitweise hässliches Verhalten auf den Alkohol geschoben.

    Aber was mir jetzt klar wird ist, dass er die ureigensten Probleme, welche auch immer das sind, mit dem Alkohol vernebelt hat, und dann der war, der er gerne sein wollte.

    Es ist schade, aber wohl nicht zu ändern. Da muss ich kapitulieren.

    Vielen Dank Morgenrot und einen schönen Ostertag.

  • Hallo conbira,

    Ja, dieses Verhalten ist typisch. Im Buch "Das Dilemma der Ehe mit einem Alkoholiker" von Al-Anon beschreibt genau diese Problematik.

    Manchmal schämen Alkoholiker sich so sehr für ihr damaliges Verhalten dass sie ein Jahr lang keine Nähe zulassen können.

    Keine gemeinsamen Unternehmungen sind aber allerdingt traurig. Man hat doch das Bedürfnis, mit seinem Partner emotionen zu teilen? Spaziergänge, Abenteuer, gutes Essen?

    Jetzt hast du mehrere möglichkeiten.

    a) Du versuchst ihn zu ändern. Das wäre aber ihm gegenüber Respektlos und es würde nicht funktionieren

    b) du versuchst dir das selbst zu geben, was dir fehlt. Unternehme das, was du mit ihm unternehmen willst, alleine. Und lerne, es alleine zu geniessen. Ist sehr schwer, aber Gewohnheitssache. Und vielleicht möchte er wieder nähe, wenn du erstmal länger fern bleibst.

    c) du beendest die Beziehung friedlich und wartest auf einen Partner, der dich nicht ablehnt. Aber bitte keinen Alkoholiker

  • Zitat von conbira


    Wenn Alkohol im Spiel war, war er immer sehr umgänglich und anhänglich.

    Also habe ich es jetzt mit dem ursprünglichen Mann zu tun, der der er mal war.

    Hallo Conbira,

    ich habe mehrere Jahre in einer Wochenendbeziehung mit einem Vieltrinker verbracht.
    Unter der Woche haben wir jeden Abend telefoniert.
    Besonders lieb, anhänglich, weich, zugewandt war er erst am späten Abend - nach dem x-ten Bier.
    Er hat mir dann sehnsuchtsvolle Lieder vorgespielt, schrieb nachts, seine Gedanken würden zu mir fliegen etc.
    Irgendwann merkte ich, dass das nur betrunken so war. An den Wochenenden war Nähe selten. Ich fand den nächtlichen Anrufer/Schreiber viel liebevoller als den Alltagsmann.

    Ich glaube auch nicht, dass die Trockenheit die Distanz erhöht.
    Ich glaube, dass der Alkohol diese Grenze zeitweise aufheben konnte.
    So wie eben manch Schüchterner unter Alkohol mutiger wird.

    Vielleicht findet Dein Partner auch trocken den Zugang zu mehr Nähe?
    Das wäre doch ein Ziel.

    I miss the one I saw in you

  • Hallo Biene,

    ja, so war es. Die schönsten SMS als wir noch Wochenendbeziehung hatten. Auch wenn wir uns dann getroffen haben, und er ein gewisses Pensum intus hatte, war er offen und konnte Reden und war nett.

    Erst als ich alles aufgegeben habe (auf seinen/unseren Wunsch) war ich nur noch eine Mutterfigur. Kochen, bügeln, bedienen, bemuttern, befürsorgen.

    Ich habe hier gelesen, dass, wenn ein Alkoholiker trocken ist/bleibt, kommt seine ureigenste Struktur/Muster wieder durch. Ich kannte ihn ja nicht trocken. Die Ursache für seine Trinkerei kenne ich auch nicht und bin auch nicht dazu das, das herauszufinden. Habe auch dann als wir geheiratet hatten, von seiner Familie/Mutter erfahren, das er schon mehrere Entzüge hatte.

    Die Familienmitglieder waren froh, dass sie die Verantwortung an mich abgeben konnten. Er ist und bleibt der hochgelobte, beste, schönste und so benimmt er sich auch. Keine Anzeichen von Dankbarkeit an das Leben, das er den letzten Entzug grad mal noch überstanden hat.

    Ich hoffe für uns, das er aus dem Trockenrausch aufwacht.
    Ich suche eine Wohnung und bin auf dem Weg. Bin zwar noch nicht ganz an dem Punkt, der hier beschrieben wird, also ganz unten, aber das möchte ich auch nicht wieder hin, da war ich schon.

    Ganz Liebe Grüße an Dich. Conbira

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!