Komme mit der totalen Ablehnung nicht klar

  • Hallo in die Runde,

    ich habe mich bereits vorgestellt https://alkoholiker-forum.de/viewtopic.php?f=44&t=36061 und bin nun für diesen Bereich freigeschaltet.

    Ich komme einfach mit der totalen Ablehnung nicht klar, obwohl ich mir denken kann, dass das wohl mit dem öffentlich machen des Alkoholproblems in Verbindung stehen wird.

    Ich zerfleische mich, versuche meine Fehler zu finden, suche nach Antworten, was genau eigentlich passiert ist, während er locker flockig sein neues Leben lebt.
    Nein, locker flockig ist es wohl eher nicht, ich denke schon, dass auch ihm inzwischen bewußt geworden ist, welche Konsequenzen die Trennung auch für ihn hatte (Arbeit und finanziell).
    Seine Kollegin meinte auch vor zwei Wochen, dass er komplett unter Strom steht.

    Aber davon kann ich mir auch nichts kaufen. Ich habe versucht ihm zu helfen und wurde zum Dank wie eine lästige Fliege aus dem Haus gewedelt und umgehend ersetzt, bin daran Schuld, dass er trinkt, dass er Depressionen hat, dass die Beziehung zu seinen Eltern so schlecht war, wie unverschämt ich bin überhaupt noch Geld von ihm zu verlangen etc. pp.

    Es tut weh von jetzt auf gleich der Todfeind zu sein...

    Ich habe mir bereits Hilfe geholt, bin zur Zeit bei einer caritativen Familienhilfe und habe nächste Woche ein Vorgespräch bei einer Psychologin. Ich hoffe, dass das helfen wird mein Selbstvertrauen wieder zu gewinnen und dass ich endlich schaffe loszulassen. Mein Zuhause fehlt mir sehr schmerzlich...

    Liebe Grüße
    Coco

  • Hallo Coco,

    natürlich tut das weh, so behandelt zu werden. Du hast ja schließlich eine Menge Kraft in die Beziehung gesteckt und Liebe.
    Und er tut so, als wäre das alles nichts. Dass er jetzt angeblich mit einer anderen Frau glücklich und trocken und sonst was ist, kann er ja gerne erzählen. Ob es stimmt sei aber mal dahin gestellt.

    Mach dir klar, dass du nicht an seinem Trinken und an seinen Depressionen Schuld bist! Auch nicht an seiner Beziehung zu den Eltern. Das alles sind typische nasse Gedanken! Schuld sind nämlich immer die anderen, es kann auch das Wetter sein oder der Autoverkehr oder der blöde Film im Fernsehen oder ein verlorenes Fußballspiel...

    Ich finde es echt gut, dass du dir Hilfe holst! Damit sorgst du gut für dich und wirst viel erreichen können. Dass es dir wieder gut geht.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Aurora!

    Nein, er ist definitiv nicht trocken. Zwei Wochen nach der Trennung hat er mir ja schon erzählt, dass er jetzt ja keinen Alkohol mehr braucht (von seiner Mutter durfte ich mir auch anhören, dass er ja nur getrunken hat, weil es mit mir so sch... war).
    Zu dem Zeitpunkt war ich ja vormittags immer im Haus zum Packen und in seiner Tasche vom Besuch bei seinem Freund lag eine leere Flasche Korn, also hat er zumindest zu diesem Zeitpunkt noch harte Sachen heimlich getrunken.
    Ansonsten waren jeden Abend entweder zwei Dosen Faxe, 6 Fl. Bockbier oder eine Flasche Rotwein angesagt. Wie gesagt weniger als manch anderer trinkt, der ein Alkoholproblem hat.
    Aber eine Kollegin von ihm hat das dann auch mal miterlebt, sie hatte ihn besucht, er ist dauernd kurz raus und hat sich immer weiter verändert, bis auch sie geschnallt hat, dass er betrunken ist. Sie hat sich in dem Moment extrem unwohl gefühlt, aber natürlich nichts gesagt. (Mein trockener Kommentar: Willkommen in meiner Welt!)
    Ich hatte sie eh schon darauf angesprochen, dass ich ein wenig enttäuscht war, dass weder sie, noch der andere Freund mich mal angesprochen hat, ob er sich wirklich an "kein Tropfen mehr" hält. Sie meinte etwas verwirrt, sie hätten ihn doch gefragt und er hätte gesagt, dass er nichts mehr trinken würde.... sehr lustig.

    Ob er jetzt inzwischen weniger trinkt weiß ich nicht, kann ich mir aber kaum vorstellen. Er war ja zu dem Zeitpunkt als ich im Haus war ja schon mit der ersten neuen zusammen und ja glücklich wie nie... und brauchte das Teufelszeugs ja trotzdem.

    Vom Kopf her weiß ich, dass ich nicht Schuld an seinen Depressionen und auch nicht an seinem Alkoholproblem bin, aber es kommt nicht so richtig bei mir an. Dazu das Gefühl versagt zu haben. Alles falsch gemacht zu haben. Und das "ich will nie wieder etwas von Dir hören oder lesen".
    Deswegen setze ich viel Hoffnung in die Gespräche mit der Familienhilfe bzw. bald hoffentlich mit der Psychologin.
    Ich bin im Moment seelisch so erschöpft durch das Grübeln, analysieren, Fehler suchen... Und die giftigen Gedanken, dass es mir so schlecht geht und er schon sein "tolles" neues Leben mit neuer Partnerin führt. Er ist zumindest nicht allein.

    Liebe Grüße
    Coco

  • hallo Coco,

    du bist nicht Schuld, weder an Depressionen noch an der Sauferei.
    Genauso wenig kannst du jemanden überzeugen damit aufzuhören. Da Alkohol oft bei Depressionen mit dabei ist, gäbe es für ihn nur einen Weg.
    Erst Alkoholbehandlung, dann Depressionsbehandlung, aber das muß er wollen und so sieht es für mich nicht aus. Er hat sich wahrscheinlich schon die nächste CO "zugelegt", denn solange das funktioniert, braucht er nichts tun.
    Nasse Alkoholiker sind die besten Schauspieler, deshalb ist es wichtig, das du deinen Wahrnehmungen vertraust und sie ernst nimmst.
    In jeder Beschimpfung und Ablehnung von ihm steckt der Versuch, vom eigentlichen Thema abzulenken und dir wieder den "schwarzen Peter" zuzuschieben.
    So lange dieses Spiel funktioniert, ist das Thema Alkohol ganz schnell wieder Nebensache. Das habe ich so erlebt, wenn ich dieses Thema angesprochen habe. Es wurde weg gebügelt und irgendein angeblicher Schuldaspekt von mir wurde ausgekramt, und das Thema Alkohol wurde geschickt von ihm zur Seite gedrängt.
    Fang an etwas für dich zu tun, und versuche mal ein klein wenig stolz auf dich zu sein. Du hast den Kreislauf des Leugnens und vertuschens durchbrochen. Das kostet Mut, und den hast du bewiesen.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Coco,

    Auf Ablehnung reagiert wohl kein Mensch gerade erfreut. Weil Ablehnung auch immer irgendwo weh tut.
    Besonders weh tut es natürlich, wenn man vom Beziehungspartner "abserviert" wird, is ja wohl auch klar.

    Mir ist sowas auch schon passiert. Abserviert worden zu sein.
    Aber weißt Du was... es war auch immer für was gut. :wink:
    Ich konnte noch einige Wege von Ex-Partner nachverfolgen, weil mitunter noch loser Kontakt bestand
    oder mir andere was erzählten.
    Und ich kann mit Sicherheit sagen, das alle Trennungen ihre "Richtigkeit" hatten. Ich würde keinen zurück haben wollen ;)

    Du kannst es jetzt noch nicht sehen, weil Du noch zu verletzt bist.
    Aber gerade bei Trennungen von nassen Alkoholikern ist oft die Erleichterung RIESENGROSS, wenn man diese
    zerstörende Beziehung hinter sich lassen kann.
    Es sei denn, man ist ein CO und bleibt es auch.
    Dann wird man sich wohl schnell den nächsten Hilfsbedürftigen suchen und das Spiel beginnt von vorn.

    Also schau bitte lieber auf Dich, was er tut, ist egal und darauf hast Du eh Null Einfluss.
    Aber auf DEIN LEBEN hast Du Einfluss.

    Ja, und Dein Ex... wenn er alkoholsüchtig und damit alkoholkrank ist, wird er weiter trinken, da hilft auch
    keine "noch so glückliche" neue Beziehung.
    Es sei denn, er will komplett aussteigen, macht eine qualifizierte Entgiftung und arbeit an sich mit Hilfe einer entsprechenden SHG.
    Ansonsten bleibt alles wie es ist.
    Der Alk ist viel stärker als jede "neue Liebe". Außerdem gibt es ja auch immer die alte Liebe, und die ist nun mal die Pulle.
    Und diese Liebe ist so ziemlich allmächtig und zieht einen immer wieder in ihren Bann.
    Dagegen hat auch die schickste und tollste neue Frau keine Chance.
    Die "Neue" bekommt also genau das, was Du schon hattest.
    Mir würde von daher eine neue Frau viel eher super leid tun, als das ich sie beneiden könnte.

    Zitat


    Ich bin im Moment seelisch so erschöpft durch das Grübeln, analysieren, Fehler suchen...
    Und die giftigen Gedanken, dass es mir so schlecht geht und er schon sein "tolles" neues Leben mit neuer Partnerin führt. Er ist zumindest nicht allein.

    Gibt es da nicht diesen Song, wo der Sänger lieber mit Wolke Vier vorlieb nehmen will als mit Wolke Sieben?
    Weil das besser wäre als "wieder ganz allein".
    Also ich weeß ja nich... aber das hört sich ganz und gar nicht überzeugend, geschweige denn, glücklich an :wink:
    Ich würde doch lieber Wolke Sieben ansteuern... und lieber wieder ganz glücklich werden, wenn davor auch eine Zeit allein stünde.
    Wolke Vier is mir persönlich zu larifari :lol:
    Ein Leben mit einem nassen Alkoholiker wäre aber gar keine Wolke, sondern tiefste Hölle ohne Aussicht auf überhaupt ein Stück Himmel.

    Auch wenn das jetzt alles nicht tröstet, Coco... Du wirst auch in absehbarer Zeit erleichtert sein, das alles so gekommen ist.
    Fang wieder neu an, es lohnt sich allemale !!

    LG Sunshine

  • Hallo Sunshine!

    Vielen Dank für Deinen lieben Worte!
    Es ist ja nicht so, als ob ich mir die Beziehung mal eben zurück wünsche, ich bin schon auch mächtig erleichtert, weil jede Menge Verantwortung und Streß (nicht nur wegen des Alkohols) weg sind. Es ist definitiv das Beste, was mir passieren konnte. Denn ich gebe es ungern zu, aber wenn er es nicht beendet hätte, wäre ich wohl immer noch in dieser Beziehung - und unglücklich.

    Die Ablehnung macht mir in erster Linie so zu schaffen, weil sie so überraschend kam. Dieser extreme Hass - so kenne ich ihn einfach nicht! Ich erkenne ihn nach der Trennung eh überhaupt nicht wieder.
    In der Familienberatung wurde mir das so erklärt, dass er spiegelt, also sein eigenes Versagen auf mich projiziert. Klingt auch logisch, aber so richtig bekomme ich das trotzdem nicht auf die Kette.

    Und was eben weh tut ist, dass die Neue im Moment alles bekommt, was ich mir immer zurück gewünscht habe. Aber ich versuche mir klar zu machen, dass das ja doch irgendwie nur Schauspielerei ist und er das nicht lange beibehalten kann. Und ja, Du hast Recht, sie bekommt einen Menschen mit einem Alkoholproblem.

    Ich denke bei mir ist es wie bei vielen hier: der Wunsch nach dem "alten" Menschen ist so extrem, dass man vieles auch ausblendet und nur das Positive auf den Partner projiziert. Das Negative einfach ausblendet. Was ich wahrscheinlich auch in der Beziehung schon getan habe, um die unschöne Wahrheit nicht zu sehen.
    Es war halt immer und immer wieder diese Hoffnung, daß "jetzt alles gut wird".

    Und den Neuanfang versuche ich ja, singe z.B. wieder in einer Band und das tut unglaublich gut - aber das alte Leben läßt sich leider nicht so schnell abschütteln. Auch weil ich mein Zuhause so heftig vermisse... :cry:

    Liebe Grüße
    Coco

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!