• Hallo,

    heute hatte ich ein langes Gespräch mit einem guten Freund. Am Ende dieses Gespräches dachte ich mir, dass in seiner Familie niemand trinkt, allerdings wird sein Bruder sehr bevorzugt, seine Eltern vermitteln ihm Wertlosigkeit und sein Selbstbewusstsein leidet darunter.

    Soll heißen:
    Bei dem einen gibt es Alkoholiker, bei dem anderen wird das ältere/jüngere Kind bevorzugt, beim nächsten wiederum wird das Kind gar nicht beachtet aufgrund beruflicher Verpflichtungen usw. Letztendlich geht es immer um die Selbstliebe. Mich hat niemand gezwungen bei jemandem zu sein der Alkoholiker ist und dem nichts wichtiger ist als der Alk, komme was wolle. Ich habe es aus freien Stücken getan. Ich bin zwar wütend, traurig und enttäuscht aber es hat mich keiner dazu gezwungen. Ich habe von Anfang an gefühlt, dass es falsch ist, diese Beziehung einzugehen. Ich fühle immer, wenn sich etwas schlecht anfühlt und trotzdem übergehe ich meine Gefühle. Das wiederum aus Einsamkeit, aus dem Bedürfnis nach Bindung und Liebe. Aus dem Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung.

    Selbstliebe kann man nur in sich selbst finden. Ich muss mich selbst lieben! Ich bemerke, wie viel bei mir automatisch abläuft, wie auf Knopfdruck, dieses klein machen. Aber jetzt merke ich es und frage mich, warum ich denke dass andere besser, wertvoller, intelligenter usw. sind als ich. Das wird mir immer mehr und mehr bewusst. Es ist wirklich wichtig, auch wenn es sehr schwer ist, den eigenen Anteil anzusehen. Ich bin doch freiwillig geblieben bei der Person, die mich schlecht behandelt hat, aus der Überzeugung heraus, dass ich nichts besseres bekomme.

  • Mensch Ziele...
    ...du denkst viel nach. Das ist gut und wichtig...mache ich auch. Ich denke nicht nur darüber nach, was mein Noch-Mann alles angestellt hat, sondern was ich jetzt tun oder lassen sollte. Ich zähle mir Gründe auf, aus denen es viel besser ist, ohne ihn zu sein. Die Pro-und Kontraliste kippt gewaltig in Richtung Kontra. Ausserdem bin ich gerade auf Jobsuche und im Rahmen dieser muss ich immer wieder erzählen ( oder schreiben ) warum ich so toll bin. Auch das regt zum Nachdenken an und hat mich sehr darin bestärkt.
    Du musst wieder zu dir finden...deine Werte erkennen und dich nicht durch andere identifizieren. Ich z.Bsp. bin ehrlich, loyal, begeisterungsfähig, kreativ ( muss man ja als Mutter ) ...solche Sachen, die mir in der Beziehung zu einem Alkoholiker keine Punkte brachten, mich aber zu einem tollen Menschen machen. Welche Eigenschaften hast du? Was macht dich aus??? Was siehst du im Spiegel?

    Und bitte...zerfleische dich nicht über das, was du getan ist. Die Beziehung zwischen Alkoholiker und Co ist meist ein Psychospielchen. Für Aussenstehende ist es unverständlich, aber wende dich ab von Menschen, die dir schlechte Gefühle einreden.

    Sei stark und finde dich selbst wieder. Zieh dich aus dem Sumpf der Selbstzweifel.

    Und jetzt noch ein Spruch ( ich steh auf solche Sprüche ): Wende dich der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich :)

  • Hallo Ziele,

    was du da schilderst kenne ich auch. Wie oft und oft habe ich das hier schon geschrieben oder zu Menschen gesagt... "ich kenne das auch, ich kann es gut verstehen".

    Es ist immer wieder auch ähnlich. Welche Menschen da in solchen Beziehungen landen. Da liegen schon bestimmte Persönlichkeitsstrukturen zugrunde. Ich finde es gut, dass dir jetzt vieles da klar wird, das war bei mir damals auch so und das hat mir viel geholfen, hilft mir noch, da was zu verändern. Verändern zu können. Diese Prägungen, Muster, die wir in uns haben, laufen immer ab wie auf Knopfdruck. Mein Therapeut hat mir das mal erklärt. Das kann sogar sichtbar gemacht werden bei Untersuchungen. EEG oder so. Es gibt eben diese gut ausgebauten Nervenbahnen im Gehirn. Und wenn ein bestimmter Reiz kommt dann läuft das automatisch ab. Das ist für ganz viele Dinge sehr lebenswichtig, dass unser Kopp so funktioniert. Aber es hat eben auch mal Nachteile...

    Zitat


    Und bitte...zerfleische dich nicht über das, was du getan ist.

    Dieser Satz von Yvonne ist sehr, sehr wichtig! Mach dir das immer wieder klar! Die Vergangenheit kannst du nicht mehr verändern. Du kannst aber auf dich achten und verändern, dass dir das nicht immer wieder passiert. Und da bist du auf einem guten Weg, denn du denkst darüber nach. Machst dir bewusst. Was du getan hast das hast du ja gemacht weil du es für das beste gehalten hast. Zu dieser Zeit wusstest du es nicht anders und du hast gehandelt, wie es dir möglich war. Das ist kein Grund zur Selbstzerfleischung. Die bringt dich ja nicht weiter...

    Zitat

    Welche Eigenschaften hast du? Was macht dich aus??? Was siehst du im Spiegel?

    Das ist doch mal eine Idee. Einfach aufschreiben, was für Vorzüge du hast, was dich ausmacht. Das ist manchmal spannend. Es kann auch sehr spannend sein mal eine nahestehende Person zu fragen, was sie an dir mag, schätzt. Selbst- und Fremdwahrnehmung gehen manchmal Meilen auseinander. Das erfahre ich gerade auch wieder.

    Ich wünsch dir einen schönen Tag
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Yvonne... so sehr wir auch diskutiert haben. Eines haben wir offensichtlich gemeinsam, eine Vorliebe für solche Sprüche. Der Spruch, den Du zitiert hast, ist „mein Spruch“. Ich habe vor ein paar Jahren, als meine Mutter viel zu früh gestorben ist, eine Karte von meiner besten Freundin bekommen, mit genau diesem Spruch drauf. Ich hab ihn mir zu der Zeit oft zu Herzen genommen und die Karte steht hier seit dem auf meinem Schränkchen zwischen den wichtigen Fotos und Kerzen.
    Auch nach meiner Trennung, die ja eine reine Kopfsache war, nachdem ich aufgehört habe zu saufen, hab ich mir den Satz immer und immer wieder gesagt und auch danach gelebt.

    Ziele, denn es ist genau so, wie Du schreibst. Man muss sich selbst lieben (und sich der Sonne zu wenden), um sich selbst mehr wert zu sein. Nur wenn man sich selbst genügend liebt, behandelt man sich selbst gut. Und sich selbst gut behandeln, das bedeutet auch, dass man erwartet, dass Andere einen gut behandeln.

    Als ich selbst noch gesoffen habe, da war ich mir selbst nichts wert. Ich fühlte mich wie eine Versagerin auf ganzer Linie. Also hab ich es so hingenommen, dass mein Ex teilweise abwertend mit mir umging. Er hat ja nichts anderes mir gegenüber gefühlt, als ich selbst auch. Negative Gefühle. Also hab ich es hingenommen. Als ich aufhörte zu saufen und mein Leben wieder leben konnte, wie ich es selbst wollte, mit den Werten, die mir wichtig sind, da hab ich gelernt, mich wieder selbst zu lieben (bzw. ich bin noch dabei). Aber von dem Zeitpunkt an, wo ich mir selbst wieder mehr wert war, habe ich auch von Anderen erwartet, dass sie mich gefälligst gut behandeln. In dem Fall mein Ex. Hat er nicht (weil er nicht aufgehört hat zu trinken), also erfolgte die Trennung.

    Ich weiß, dass ihr hier im Co-Bereich nun nicht (wie in meinem Beispiel) selbst gesoffen- und Euch deshalb nicht genügend selbst liebt/geliebt habt. Aber das kann ja auch andere Gründe haben. Es gibt ja viele verschiedene Geünde, weshalb man in Beziehungen rutscht, in denen man sich Schlechtes gefallen lässt.

    Jedenfalls ist diese Erkenntnis, dass es in erster Linie um die Selbstliebe geht, die wichtigste Erkenntnis, wie ich finde. Darauf kann man aufbauen, das ist genau der richtige Ansatz.

  • Selbstliebe kann man nur in sich selbst finden. Ich muss mich selbst lieben! Ich bemerke, wie viel bei mir automatisch abläuft, wie auf Knopfdruck, dieses klein machen. Aber jetzt merke ich es und frage mich, warum ich denke dass andere besser, wertvoller, intelligenter usw. sind als ich. Das wird mir immer mehr und mehr bewusst. Es ist wirklich wichtig, auch wenn es sehr schwer ist, den eigenen Anteil anzusehen. Ich bin doch freiwillig geblieben bei der Person, die mich schlecht behandelt hat, aus der Überzeugung heraus, dass ich nichts besseres bekomme.

    Ich weiß nicht, ob man Selbstliebe finden kann, mir scheint eher, dass ein Großteil genetisch veranlagt ist (Stichwort Neurotizismus), darauf dann in der frühen Kindheit aufgebaut wird und erst zum Schluss das bewusste Handeln dies vielleicht noch kosmetisch verändern kann.

    Für mich sind die Menschen der lebendige Beweis dieser Ansicht, oder warum kommen die Menschen trotz aller Logik nicht aus ihren Hamsterrädern hinaus? Alle Handlungen geschehen in einem absgesteckten Radius.

  • Hallo Ziele,

    Zitat

    Ich fühle immer, wenn sich etwas schlecht anfühlt und trotzdem übergehe ich meine Gefühle. Das wiederum aus Einsamkeit, aus dem Bedürfnis nach Bindung und Liebe. Aus dem Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung.


    Dass du fühlen kannst, wenn etwas "falsch" iat, ist sehr wichtig. Ich konnte das sehr lange nicht. Und damit fehlte mir die Grundlage für meine eigenen Entscheidungen und dafür, für mich selbst zu sorgen.

    Zitat

    Ich muss mich selbst lieben!


    Dem muss ich widersprechen.
    Niemand muss sich selbst lieben. Aber jeder darf es!
    Ich kann meine Liebe nicht erzwingen, nicht mal mit so einem kleinen Wort wie "muss". Aber ich will lieben. Und mich dabei weder auslassen noch vergessen, denn immer wenn ich das in der Vergangenheit tat, trudelte ich ab in ein Gefühlschaos, dass entweder irgendwann in meiner Depression und/oder im Suff endete.
    Selbstliebe heißt für mich, mich mit all meinen Facetten anzunehmen. Dazu gehören meine falschen Entscheidungen von früher genauso wie die heute richtigen.

    Zitat

    Es ist wirklich wichtig, auch wenn es sehr schwer ist, den eigenen Anteil anzusehen.


    Das ist für mich das allerwichtigste. Denn schon allein dadurch, dass ich weiß, dass es meine eigenen Anteile gibt, öffne ich die Tür dafür, selbst aktiv zu werden und nicht mehr das willenlose Objekt der Gegegbenheiten zu sein. Ich kann dafür sorgen, dass es mir gut geht.
    Viele Grüße, Penta

  • Ich weiß nicht, ob man Selbstliebe finden kann, mir scheint eher, dass ein Großteil genetisch veranlagt ist (Stichwort Neurotizismus), darauf dann in der frühen Kindheit aufgebaut wird und erst zum Schluss das bewusste Handeln dies vielleicht noch kosmetisch verändern kann.

    Für mich sind die Menschen der lebendige Beweis dieser Ansicht, oder warum kommen die Menschen trotz aller Logik nicht aus ihren Hamsterrädern hinaus? Alle Handlungen geschehen in einem absgesteckten Radius.

    In meiner Kindheit wurde mir beigebracht, dass es falsch ist zuerst auf sich selbst zu schauen. Darum habe ich auch gesagt, dass mir tunlichst eingetrichtert wurde, dass man nur dann etwas wert ist, wenn man leistet. Kein Kleinkind kommt auf die Idee zu denken, dass es schlecht ist. Die Erziehung macht sehr viel aus.


    [quote=Cadda post_id=925175 time=1537340627 user_id=31357

    Ziele, denn es ist genau so, wie Du schreibst. Man muss sich selbst lieben (und sich der Sonne zu wenden), um sich selbst mehr wert zu sein. Nur wenn man sich selbst genügend liebt, behandelt man sich selbst gut. Und sich selbst gut behandeln, das bedeutet auch, dass man erwartet, dass Andere einen gut behandeln.

    Genau Cadda, das was war, das kann ich nicht verändern. Ich habe vieles beigebracht bekommen, was mir nicht dienlich ist und genau das möchte ich für mich ändern bzw. ändere ich schritt für schritt. Ich beobachte mich quasi selbst. Es geht für mich nicht darum, was hat er gemacht, was hab ich gemacht. Ich weiß für mich, dass ich mir vieles aus Mangel an Selbstliebe und der Meinung, dass ich nichts besseres bekomme, gefallen lassen habe. Das ist meiner Meinung nach die wichtigste Erkenntnis.


    Aurora:
    Ich kann auf Anhieb Dinge aufzählen, die ich gut an mir finde. Eigenständig, zielstrebig, unternehmungslustig, gesellig, kreativ, usw. Damit habe ich null Probleme. Ich habe eher Probleme damit, meine Prägungen und Muster (lieb sein, damit man mich mag) zu durchbrechen. Ich will mich annehmen so wie ich bin. Jetzt wo ich das schreibe, sagt mir meine innere Stimme „du darfst so sein wie du bist, wer verbietet es dir außer du selbst“. Es tut so gut zu fühlen, dass sich langsam der Schalter umlegt. Es muss mich nicht jeder mögen, das will ich gar nicht. Ich habe Ecken und Kanten und das macht mich aus.

  • Vielleicht findet ihr es komisch, dass ich über Selbstliebe schreibe. Aber darum geht es doch bei Co’s. Ich könnte auch schreiben, xy ist so böse, hat dies und jenes gemacht, versprochen, gelogen nicht eingehalten, manipuliert und was weiß ich noch. Das will ich aber nicht. Bringt mir eh nichts außer dass ich mich nur noch mehr ärgere über mich. Ok, vielleicht irgendwann mal in einem Hass- u. Wutanfall ..

  • Ich find es wie gesagt gar nicht komisch, sondern völlig richtig. Wer sich selbst nicht liebt und sich selbst nichts wert ist, erwartet auch nicht von Anderen, dass sie einen liebebswert behandeln.

  • Das geschieht natürlich nicht bewusst, sondern unbewusst. Aus verschiedenen Gründen. Weil es einem vermittelt wurde (das war bei mir nicht der Fall) oder weil man sich aufgrund seines eigenen Verhaltens selbst oft nicht ausstehen konnte (das war bei mir der Fall).


  • Ich find es wie gesagt gar nicht komisch, sondern völlig richtig. Wer sich selbst nicht liebt und sich selbst nichts wert ist, erwartet auch nicht von Anderen, dass sie einen liebebswert behandeln.


    Ganz genau :!: Deswegen ist mir das auch so wichtig und ich achte da sehr darauf mittlerweile. Mal geht es gut, mal weniger gut aber es geht.

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