Der Entschluss zum Beenden der Sucht

  • Hallo!

    Ich schreibe nach langer Zeit wieder einmal :)

    Die Frage richtet sich an die ehemaligen Alkoholiker - ich sage bewusst ehemalige, denn ich finde jemanden der nicht trinkt als Alkoholiker zu bezeichnen nicht angemessen. Das ist meine persönliche Meinung.

    Nun aber zu meiner Frage:
    Hat jeder von Euch hier wirklich selbst und freiwillig den Entschluß gefasst in die Suchttherapie zu gehen, oder ist es doch eher unter Zwang passiert? Ich bitte um Ehrlichkeit.

    Der Grund meiner Frage ist der, dass derjenige den es betrifft so tief schon gesunken ist, dass er es eigentlich ganz anders wahrnimmt und nicht so sieht.

    Sein Verhalten ist das eines typischen Alkoholikers, wobei er bereits im fortgeschrittenen Stadium ist (ca. 20jährige Abhängigkeit mit einem Therapieversuch der ca. 1 Jahr gehalten hat)

    Ich frage mich die ganze Zeit, wie soll jemand zur Therapie gehen, der das nicht wahrhaben will, der schon so krank ist auch mental, dass er sich vieler Dinge gar nicht bewusst ist. Er belügt sich theoretisch laufend selbst aber nach langem zusehen, bin ich zu dem Entschluß gekommen, dass er wirklich davon überzeugt ist, dass er kein Problem hat?!

    Wie soll bzw. kann so jemand von sich aus den Entschluß fassen zur Therapie zu gehen? Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen.

  • Hallo Ziele,
    ich kann nur für mich sprechen: ich sehe mich als Alkoholiker trotz 2 Jahren Nüchternheit... meine Meinung.

    Ich bin damals freiwillig "ausgestiegen" also von mir aus, weil ich gemerkt habe, dass es so nicht weiter gehen kann. Zwang war in soweit mit involviert, dass ich eben nichtmehr zwanglos genießen konnte sondern saufen MUSSTE ... und das war so der Punkt....

    Solange er nicht einsieht, dass er ein Problem hat... wird denke ich eine Therapie auch nicht fruchten... solange man sich selbst so voller Überzeugung belügen kann/Verzerrte Selbstwahrnehmung hat ...

    "So jemand" wird sich entweder zu Tode saufen oder eben irgendwann einen Punkt haben, evtl im RTW oder auf der Intensivstation wo er vor der Wahl steht "Saufen oder sterben" ...
    Schön wäre es das früher zu erkennen, aber das Leben ist nunmal nicht "schön" -.-

    Train to survive

    survive to train

  • Die Frage richtet sich an die ehemaligen Alkoholiker - ich sage bewusst ehemalige, denn ich finde jemanden der nicht trinkt als Alkoholiker zu bezeichnen nicht angemessen. Das ist meine persönliche Meinung.

    Nun aber zu meiner Frage:
    Hat jeder von Euch hier wirklich selbst und freiwillig den Entschluß gefasst in die Suchttherapie zu gehen, oder ist es doch eher unter Zwang passiert? Ich bitte um Ehrlichkeit.

    Hallo!

    Wie andere mich nennen ist mir wurscht. Ich sehe mich als inaktiv an, da mir der Ausdruck "trocken" nicht gefällt.

    So lange, der Betroffene nicht selbst erkennt, dass er abhängig ist, wird es schwer aus dem aktiven Part der Sucht auszusteigen. Nicht jeder ist in der Lage, selbst die Reißleine zu ziehen. Gelegentlich bedarf der eigene Antriebs der unterstützenden Befeuerung durch Außenstehende z.B. der Führerscheinstelle, des Arbeitgebers, der Familie oder der ärztlichen Diagnose, wenn man mehr tot als lebendig in die Klinik eingeliefert wird.

    Bei mir war es die Familie, die mir die Pistole auf die Brust setzte. Das war zum Glück zu einer Zeit, als es mir im Gegensatz zu früher nicht mehr möglich war, Saufpausen einzulegen. Ich nahm mir montags vor, erst am Freitag wieder zu trinken, doch spätestens um 19.00 hatte ich die Pulle doch wieder am Hals.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Er hatte einen Entzug, da er im Krankenhaus gelandet ist
    wegen eines epileptischen Anfalls. Da hat er durchgehalten so ca. ein Jahr, er behauptet es war länger aber das weiß ich nicht so genau. Mir ist das natürlich bewusst, wo kein Wille, da kein Weg aber außer hinschleifen bringt alles andere nichts.
    Reden ist für die Katz, das hilft alles nicht. Alleine geht er nicht hin und mit Familie ist das auch so eine Sache, die haben es mehr oder weniger aufgegeben. Was ich aber sagen kann, wenn nicht bald etwas geschieht sieht es düster aus. Ich bin hin und hergerissen, einerseits ist es sein Leben und seine Verantwortung, andererseits jemandem zuzusehen wie er sich selbst vernichtet ist wirklich nicht einfach. Ich frage mich was ist hier der richtige Weg. Manchmal glaube ich, dass er für sich selbst keinen Ausweg sieht. Ich glaube auch, dass er durch die Trinkerei erst recht in eine Depression gefallen ist.

  • Hallo!

    Du bist für ihn nicht verantwortlich. Ihr seid weder verheiratet, noch miteinander verwandt, wenn ich das recht in Erinnerung habe. Auch lebt ihr nicht zusammen.

    Wenn er sich zu Tode saufen will, dann darf er das, ob es dir gefällt oder nicht.

    Mehr als ihm Hilfe und Unterstützung anbieten kannst Du nicht. Wenn er nicht darauf eingeht, dann ist das halt so und Du wärst gut beraten, dich anderen Personen und Dingen zuzuwenden, die deine Aufmerksamkeit nötiger haben.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Ganz genau, wir sind weder verheiratet noch sonst was, das hast du gut in Erinnerung. Er darf machen was er wil, so wie ich auch.
    Du hast Recht, manchmal braucht man jemanden der Klartext spricht! Danke :)

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