Bitte lass mich nicht wieder vergessen...

  • Geht ganz ok, danke! Nie mehr zu sicher werden und dann regelmäßige Trockenarbeit, wenigstens alle paar Tage, schleifen lassen, ist wohl das Rezept! Dies lebenslang auch zu machen, die Crux, die wohl den wenigsten gelingt...

  • Zitat

    Mein Unterbewusstsein spielt mir immer wieder vor, dass so ein, zwei Drinks ja funktionieren könnte, was natürlich nicht der Fall ist.


    Im Nachgang frage ich mich nun, ob statt der ganzen Auszeiten, Belohnungen und Ausgleiche, es nicht besser ist, einfach mehr Resilenz aufzubauen, insgesamt ein härterer Hund zu werden, mit Stress besser umzugehen

    Dein Unterbewusstsein gaukelt dir das vor?
    Klingt jetzt hart, betrifft mich dennoch genau so, du gaukelst dir was vor.
    Es klappt nicht mit 1, 2 Drinks. Es wird nie wieder klappen.
    Klar, wir leben jetzt gerade in einer verrückten Zeit. Kann man nicht daraus etwas positives ziehen?
    Sich auf sich selbst konzentrieren, trotz aller persönlichen Verpflichtungen?
    Es ist gerade jetzt angebracht, auch mal Nein zu sagen.
    Wer sich über Wochen, Monate, Jahre zuviel zumutet und aufbürdet, landet ziemlich oft im Sumpf der Droge Alkohol.
    Belohnung und trügerisches Glücksgefühl. Für ne Weile.
    Fakt ist allerdings, dass die Belohnung durch Alkohol die schlechteste Art der Belohnung darstellt.
    Probleme werden verschoben, Dinge bleiben unerledigt, Interessen werden vernachlässigt und, und, und....
    Macht es das mit Alkohol besser? Stelle dir die Frage und du wirst die Antwort finden.
    Nein, nichts ist besser.
    Wenn man mit klarem Kopf agiert, kann man umschichten, Prioritäten setzen und auch mal alle Viere grade sein lassen.
    Mit Alk im Gehirn funktioniert das nur sekundär. Letztlich wird aus der Belohnung ein Affentanz ins Chaos.
    Das ist keine Kritik, sondern soll dich wirklich anregen und als Hilfestellung dienen, dass du ganz allein auf die Beine kommen musst
    und nicht die Schuld (hab ich genau so gemacht) in externen Gegebenheit suchen solltest.

    LG, marianee

    Habe lange mein Problem negiert, bis es zu spät war. Stehe jetzt vor einer Situation, die ich noch nicht überschauen kann (Haus, Ratenzahlung, noch intakte Familie, Job weg, Führerschein weg).

  • Hallo!

    Das hier als Unterbewusstsein bezeichnet wird, ist das sog. Suchtgedächtbnis, das immer noch glänzend funktioniert.

    Ich konnte mich erst befreien, als ich bereit war, meiner Abstinenz absoluten Vorrang im Leben einzuräumen und ihr nahezu alles unterzuordnen.

    Dazu gehörte insbesondere, in den ersten Monaten riskanten Situationen bewusst aus dem Weg zu gehen.

    Parallel dazu habe ich viel gelesen und zwar in Werken aus Patienten-, als auch aus Therapeutensicht.

    Die besten Anstrengungen nützen jedoch nicht allzu viel, solange irgendwo im Oberstübchen im Verborgenen noch der Gedanke herumgeistert, irgendwann gehe doch noch mal was mit dem Alkohol. Diesen Gedanken konnte ich erst während meiner ambulanten Therapie vertreiben, nachdem ich Kontakt mit mehreren Rückfälligen hatte, die ebenfalls dem Trugschluss erlegen waren und es nur eine Frage der Zeit war, bis sie wieder bei alten Schlagzahlen oder darüber angelangt waren.

    Auch das Thema Trockenarbeit ist m.E. sehr wichtig. Nach meiner Therapie gab mir ein erfahrener Suchtmediziner mit auf den Weg: "Den ersten Schritt in Richtung Rückfall macht man dann, wenn man sich nicht mehr regelmäßig mit der Krankheit befasst." Das muss nicht täglich sein, auch die Art und Weise ist jedem selbst überlassen, z.B. übers Internet, durch den Besuch einer analogen SHG, durch dieses Forum .....

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Danke euch, ja genau, dass wollte ich mit Unterbewusstsein ausdrücken. Das Suchtgedächnis ist treffender formuliert. Es arbeitet aber auch im Unterbewusstsein ebenso in meinen bewussten Gedanken und schließlich ggf. auch im Traum, welche man wiederum auch bewusst oder nur unterbewusst mitbekommt.

    Und genau diesen Schritt in Richtung Rückfall mach(t)e, hoffentlich ist die Klammer überflüssig, ich immer wieder... Hochmut kommt vor dem Fall! Ich besitze dann nach den ersten Hürden, die Arroganz zu meinen, dass ich nun stabil(er) bin, keine oder weniger Trockenarbeit bräuchte, bzw. ihr nicht mehr die anfängliche Priorität einräume. Dies läuft ggf. auch unterbewusst ab. Wenn ich nach längerer Zeit, zb. meine heute lieber, was für dich tun, Sport machen, weil Wetter gerade so toll, morgen aber Kids, und dann danach mal mehr arbeiten, nun sich aber mit einem Essen belohnen... Und dann Tag ein Tag aus SHG vor mir her schiebe, dann geht es mir in dem Moment vielleicht noch gut, mache auch was für mich, aber ich bin eigentlich schon dabei bald wieder rückfällig zu werden... Es ist einfach zu komplex den persönlichen und perfekten Masterplan zu finden... Zumindest ist jetzt mein Vorhaben beim nächsten Mal regelmäßige Beschäftigung mit der Sache. Schönen Abend

  • Hallo!

    Besonders gerne meldete sich mein Suchtgedächtnis in den ersten Monaten, als ich in Situationen kam, an die sich früher der Konsum anschloss, z.B. erst Sport, dann ein paar Weißbiere. Fußball im TV und schon erfolgte der Griff zur Bierflasche. Nachmittags auf einem gemütlichen Platz in der Sonne sitzend, schon wurde Weißbier geordert. Stressiger Tag im Büro, Kühlschranktür auf und her mit der Pulle.

    Diese Autumatismen galt es zu durchbrechen. Das dauerte zwar eine Weile, aber heute verbinde ich mit den genannten Ereignissen gerade keinen Alk-Konsum mehr.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Ich sehe das genauso wie du und verbanne auch nicht alles, was mit ALK zu tun hat. Jeder muss in sich hinein hören, dann findet sich eine Antwort, was man lieber meiden sollte oder womit man sich bewusst konfrontieren will.

    Lg Lia

  • Hallo zusammen,

    ich komme direkt zur Sache, ob Suchtgedächnis, Unterbewußtsein, oder was auch immer: Als ich letztes Jahr, das vermeintlich letzte Mal beschloss, künftig keinen Alkohol mehr zu trinken, notierte ich mir "regelmäßige Trockenarbeit/SHG online oder offline" auf einer To-Do Liste (zwar in Abkürzungen verschlüsselt, um nicht im Klartext irgendwo rum zu liegen), mitunter anderer Sachen, die ich so erledigen oder besorgen muss.

    Nachdem ich, wie zumeist zuvor auch die ersten viel hier gelesen habe, schlich sich nach meinem Entzug nach einigen Wochen wieder der Alltag ein. Ich dachte, schon des öfteren an meine Krankheit, wie ich während des Jahreswechsels damit und mit den ganzen Familientreffen umgehen werde, usw. Es ging dann ja auch wieder mal knapp 4 Monate gut (besser als nichts, aber nicht das Ziel und schon gar nichts, um sich dadurch in Sicherheit zu wiegen).
    Meine letzten Rückfälle sind nämlich keine einabendlichen Ausrutscher, sondern gehen über mehrere Tage, bis ich (glaube sogar während des Trinkens) auf einen geeigneten Tag warte bzw. wieder die mentale Kraft gesammelt habe, einen neuen Anlauf zu starten. Irgendwann würde es diese Möglichkeit leider nicht mehr geben, weshalb ich es jedes Mal endgültig schaffen möchte!!! Wie wohl jeder hier!
    Ich bewundere und beneide die von euch, welchen dies schon seit Jahren gelingt, ich würde mich so gerne eines Tages dazuzählen...

    Zurück zu meiner besagten Liste: Das Heftige war, dass ich diese Liste nach ca. 4-8 Wochen wieder in die Finger bekommen haben, ich ging sie durch, hackte manches ab, erledigte manches, nahm mir manches davon vor, usw.
    Mit dem zugehörigen Eintrag zum Forum bzw. zu einer echten Gruppe konnte ich jedoch nichts mehr anfangen! D.h. nicht Mangels Interesse oder dass ich meinte, aus dem Gröbsten raus zu sein, sondern ich wusste gar nicht mehr was mein Eintrag "AF und ...!!!" überhaupt zu bedeuten hat...
    Ich überlegte z.B., ob dies irgend eine Anschaffung oder Reparatur sei, die ich tätigen wollte. Als ich mir nun bei meinem jetzigen Neustart die Tage nach meinem jüngsten Rückfall die Liste erneut ansah, war es plötzlich glasklar und absolut unverständlich, dass ich nach dem ganzen vergangenen Leid, damit nichts mehr anfangen konnte. Wie konnte ich dies vergessen oder gar verdrängen.

    Ansonsten geht's mir ganz ok, bin nicht zu euphorisch, versuch mich genauso wenig mich zu bemitleiden.

    Unabhängig von dem oben Beschriebenen, muss ich hier noch was für mich persönlich festhalten: "Sich selbst zu verteidigen, heißt auch, mitunter meinen Körper gesund halten."

    Ruhigen Abend!

  • 3 Wochen sind nun rum ( Morgenrot : Ja, habe kalt entzogen, bin Phasentrinker). Nach knapp 2 Wochen kam enormer Saufdruck, war spazieren und stand schon vor dem Weinregal, hab dann an die 24 Std. Regel gedacht und mir gesagt: Nicht jetzt, wenn du das später immer noch unbedingt willst, ok... Bin dann weiter gelaufen und hab geraucht. Irgendwann ging es dann. Seitdem war es die letzten Tage einfacher, versuche nun auch ansonsten wieder gesund zu leben und hab nun auch wieder das Rauchen eingestellt, was mich zwar sehr gereitz macht aber insgesamt freu ich mich auf das Resultat. Nur so kann ich auch langfristig wieder vernünftig Ausgleichssport machen...

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