Akzeptanz der Alkoholkrankheit

  • Hallo liebe Mitglieder,

    ich bin seit 10 Tagen nüchtern und tue mich immer noch schwer damit, meine Krankheit zu akzeptieren. Die Einsicht ist zu 100% da. Ich bin Alkoholikerin.

    Aber ich kann mich immer noch nicht richtig damit abfinden, dass ich so krank bin.

    Da kommen immer wieder solche Gedankengänge wie: „ Warum kann ich nicht “normal“ sein, ich will diese Krankheit nicht haben, wie wäre es gesund zu sein, du bist anders als gesunde Menschen und wirst immer mehr auf dich aufpassen müssen.“

    Außerdem wird mir, seitdem ich hier im Forum lese, immer mehr bewusst, wie lebensgefährlich der Alkoholismus ist.

    Wie lange habt ihr gebraucht, die Krankheit wirklich zu akzeptieren? Direkt zu Beginn der Trockenheit oder war es ein Prozess?

  • Bei mir war es ein Prozess, was mir geholfen hat:

    wenn du Krebs hättest oder Diabetis oder Querschnittsgelämt oder Allergisch auf Erdnüsse wärst oder HIV positiv ... würdest du dich genauso fühlen?
    da schwingt irgendwie "Vorwurf/Sehnsucht" in deinen Zeilen mit du musst nicht "normal" sein... "normal" ist langweilig du bist besonders :)

    Klingt blöd sowas erzählt man Kindern die sich "anders" fühlen ... aber unterm Strich ist es so, du hast ein Krankheit, du hast begonnen etwas zu unternehmen, das ist toll, und das ist genauso "normal" wie mit nem gebrochenen Bein zum Arzt zu gehen, mit dem Unterschied, dass ein gebrochenes Bein ausheilen kann, unsere Krankheit kann man "nur" stoppen... aber dafür kannst du Lernen das Leben deutlich bewusster zu Leben als ein "normaler" Mensch.

    Train to survive

    survive to train

  • Hallo Barthell,

    danke für die aufmunternden Zeilen.

    Du hast Recht: Ich gebe mir immer noch teilweise die Schuld für meine Krankheit. Selbsthass, Schuldgefühle und das Gefühl versagt zu haben, spielen dabei eine große Rolle.

    Deine Zeilen machen mir noch einmal bewusst, wie weit ich noch von der Akzeptanz entfernt bin, denn bei Krebs oder Diabetes hätte ich nicht solche Gedanken.Ich muss lernen mir Zeit zu geben.

    Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass ein dauerhaft trockenes und zufriedenes Leben nur/erst möglich ist, wenn man seine Alkoholkrankheit angenommen und akzeptiert hat.

    Lg
    Carmen

  • Hallo Carmen!

    Streich das Wort Schuld einstweilen. Niemand ist schuld daran, dass sie/er eine Krankheit hat. Wir tragen aber für sie die Verantwortung. Und der kommen wir nach, indem wir was gegen sie tun.

    Im Vergleich zu Krebs, Aids u.a. haben wir eine vergleichsweise gut zu behandelnde Krankheit. Wir müssen uns nicht durch Bestrahlungen und Chemo quälen. Wir werden auch sonst nicht mit der chemischen Keule traktiert. Wir müssen einzig und allein etwas unterlassen, nämlich Alkohol zu konsumieren. Das ist in der Tat schon schwer genug, aber durchaus zu schaffen.

    Die Krankheit zu akzeptieren, das dauerte bei mir bestimmt mehrere Monate, wenn nicht gar mehr als 1 Jahr. Und wer hat schon gerne eine Krankheit und dann noch eine, die bei vielen als asozial gilt. Vielleicht hilft es dir, die Krankheit zunächst zu respektieren, bis zur Akzeptanz ist es ein längerer Weg, der vor allem Zeit braucht, viel Zeit.

    Ich habe mir in den ersten Jahren gesagt: "Andere mögen zwar mit Alkohol umgehen können, ich kann es nicht. Aber dafür kann ich andere Dinge, die sie nicht beherrschen."

    Vielleicht kannst Du ja damit was anfangen.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Carl Friedrich,

    danke auch dir für deinen hilfreichen Beitrag.Ich kann damit einiges anfangen.

    Ja! Verantwortung für die Krankheit übernehmen. Das muss ich angehen und dann rückt die Schuld wahrscheinlich mit der Zeit immer mehr in den Hintergrund.

    Es beruhigt mich, dass die Akzeptanz ein Prozess ist und ich einfach Geduld haben muss. Erst einmal respektieren, dann akzeptieren. Das ist möglich.

    Lg
    Carmen

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