Liebe Forumsmitglieder,
ich habe fleissig und still mitgelesen. An dieser Stelle sollte jetzt eine Vorstellung kommen, also Angaben zu meiner Person, Angehöriger, Beginn und derzeitige Entwicklungen, Gefühle die man hat und natürlich ganz viele Fragen.
Nach reiflicher Überlegung, hab ich mir das anders überlegt und beginne mit dem Ende bzw. eine Anleitung für ein Ende. Ich bin normalerweise eine sehr lebenslustige und humorvolle Person und folgende Zeilen wirken vielleicht nicht wertschätzend oder ironisch, aber es ist mein Weg damit umzugehen – in keinster Weise will ich hier jemanden beleidigen oder verhöhnen:
Phase 1:
Sie haben innerlich realisiert, dass Ihr Partner krank ist. Ihr Herz will das aber nicht wahrhaben. Das Herz erinnert sich an die Anfangszeiten und wie schön da alles war. Natürlich haben Sie sich wenn Sie zur Phase 1 gekommen sind, vorab bis in das letzte Detail über Alkoholismus informiert. Google gefragt, Foren und Bücher gelesen, Situationen beobachtet, Symptome festgestellt etc. Die ersten Fragen werden sein, hat er oder sie ein Alkoholproblem. Sie wollen Klarheit. Sie wissen, dass es in 90 % der Fälle, dass es so ist, aber wie gesagt, Ihr Herz ist noch nicht soweit. Sie googlen auch nur über den Partner/in und dessen Verhalten und Symptome. Nicht über Ihr eigenes Leid.
Sie werden nun wahrscheinlich mitfühlsam wie Sie sind, Ihren Partner behutsam damit konfrontieren. Zu ebenfalls 90 % führt dies nicht wirklich zu einem „Erfolg“. Eher wird Ihr Partner anders reagieren, als Sie sich wünschen. Sie beginnen, sich nicht wohlzufühlen.
Sie versuchen diese Gedanken zu verdrängen. Mit der Situation irgendwie klarzukommen. Sie spielen den Konsum herab. Dennoch stört es sie. Sie fangen unbewusst an zu kontrollieren, weil Sie sich ja Sorgen machen. Sie lieben Ihren Partner so sehr, und glauben, wenn Sie ihn kontrollieren, dass er sich ändert oder dass Sie ihm damit helfen. Was Sie nicht wissen, mit dieser Kontrolle, Sorge, Überwachung etc. tun Sie sich selbst nichts Gutes. Ihre Gedanken drehen sich nur mehr um Ihren Partner. Der Partner hat vielleicht ein Alkoholproblem, aber dumm ist er deswegen nicht. Er bemerkt die Veränderung an Ihnen. Auch Ihr Partner wird sich nun verändern, damit Sie sich wieder zurückändern. Er beginnt vor Ihnen Sachen zu verheimlichen, Halbwahrheiten oder Notlügen zu erfinden. Vielleicht startet er auch einen Versuch sich zu ändern. Sie hoffen. Aber Ihr Partner ist krank. Es entstehen immer mehr Konflikte wegen Alkohol.
Phase 2:
Je mehr Sie versucht haben zu helfen, umso weniger trägt dies Früchte. Sie tüfteln nun daran, in welcher Art und Weise Sie ihm vermitteln können, dass er ein Suchtproblem hat. Mal liebevoll, mal wütend. Sie glauben ab und an eine Schlacht gewonnen zu haben, dabei hat der Krieg erst angefangen. Schön langsam realisieren Sie, es ist hoffnungslos. Sie können nicht helfen. Sie sind genervt. Beginnen sich krank zu fühlen. Sie sind unruhig und unrund. Plötzlich fühlen Sie ein Gefühl der inneren Leere. Wie ausgebrannt. Sie sagen zu sich selbst. Ein letzter Versuch:
Sie sitzen vor einem Liebesbrief, der gleichzeitig auch mit Trennung droht. Sie schreiben alles auf, sitzen stunden davor, erzählen davon, wie Sie ihn sehen, wie sehr Sie ihn respektieren und wertschätzen. Schreiben von der Anfangszeit. Formulieren alles positiv. Der Brief wird 3 Seiten lang. Ab Seite 3 beginnen Sie behutsam das Thema anzusprechen. Dass Sie sich Sorgen machen. Sie schreiben aber keinen einzigen Vorwurf. Nur Ihre Empfindung und Wahrnehmung. Sie beteuern im Brief zigmal wie Sie ihn lieben und appellieren auf seine Gesundheit. Nun ist der Brief fertig. Sie senden ihn ab.
Sie warten auf Antwort. Aber es kommt keine. Auch nicht am nächsten Tag. Sie rufen Ihren Partner an. Dieser reagiert abweisend und distanziert. Fragt Sie aber, wann er Sie wiedersehen kann.
Sie fahren mulmig hin. Er hat wieder getrunken. Sie sagen nichts. Am nächsten Tag ist er wie üblich launisch. Sie sagen wieder nichts, fühlen sich aber gar nicht mehr wohl. Wieder kann er es nicht lassen. Das Bier geöffnet. Nun beginnen Sie bitterlich zu weinen. Sie können nicht aufhören zu weinen. Ihr Herz hat nun begriffen. Ihr Partner kommt angezwitschert zu Ihnen, umarmt Sie und sagt: „Schatz, was ist los? Ich hab dich so lieb!“. Sie antworten: „Ich dich auch aber ich kann mit dem Alkohol nicht umgehen.“ Er wird böse. Beginnt zu schreien. Verlangt von Ihnen die Schlüssel des Hauses und schickt sie weg. Er ist aus Ihrem Leben verschwunden und Sie aus seinem.
Das war vor 3 Wochen.
An diesem Tag ist mein Herz gebrochen. Aber der Verstand sagt, dass es gut so ist.
Nach 1-jähriger Beziehung gelernt und "gezwungen" loszulassen.
Alles Liebe
Sonne