traumgeplatzt79 - Schaffe ich es, loszulassen?

  • Liebe Traumgeplatzt,

    Weil man es eben demjenigen nicht anmerkt. Dass das aber daher rührt, dass regelmäßig, über einen längeren Zeitraum relativ große Menge konsumiert werden, weiß kaum jemand.

    Ich kenne das auch und genau das hat auch mich immer wieder zum Zweifeln gebracht, ob mein Mann tatsächlich ein echtes Alkoholproblem hat. Versteckte Flaschen finde ich aber schon mal nicht normal, denn wir haben auch noch nie leere Marmeladengläser oder Olivenölflaschen versteckt.

    Das wichtigste, das ich in dem Zusammenhang hier im Forum gelernt habe, ist, dass nicht die genaue Diagnose ausschlaggebend ist, sondern wie es mir mit dem Alkoholkonsum des Mannes geht: mich hat es verunsichert und gestört, ich habe unter seinen Launen am nä. Tag gelitten, mich hat es gestört, dass er durch den Alkoholgenuss immer weniger am Familienleben teilgenommen hat, mich haben die vielen leeren Flaschen gestört, ich fand den Geruch ekelhaft, ich (und auch die Kinder) fanden es unerträglich in seiner Gegenwart wie auf rohen Eiern laufen zu müssen, mich hat es gestört, dass so viel Geld für Alk ausgegeben wurde, ich wollte nichts mehr damit zu tun haben, wenn er mit Alk im Blut Auto fährt, ich habe unter der Sorge gelitten, dass unsere Familie und berufliche Existenz durch den Alk zerbricht....ich könnte jetzt noch länger mit Argumenten weitermachen.

    Es ist nicht wichtig, wie genau die Diagnose lautet - ob die "Hauptursache" nun der Alk, die Depressionen oder sonst was ist. Es ist wichtig, wie es mir als Partnerin (und vor allem auch den Kindern) damit geht. Vielleicht ist es keine Abhängigkeit, sondern nur - wie es Psychologen gern nennen - ein Versuch der Selbstmedikation um die Depressionen in den Griff zu bekommen (was ich als verharmlosend empfinde). Ich will so nicht leben!! Unsere Ehe wollte ich gerne lebenslang haben! Aber nicht unter diesen Umständen!

    Der Mann kann sich jeden Tag anders entscheiden und seinem Leben eine Wendung geben und schauen, ob noch etwas zu retten ist. Tut er aber nicht!

    Es ist egal, wie andere das sehen. Es zählt, wie ICH es sehe, unerheblich wie die Diagnose lautet!!

    LG, Saphira

  • Saphira so würde ich es auch unterschreiben, denn so habe ich es auch "fast haargenau" erlebt. Man braucht keine Diagnose, doch braucht man Menschen, die seine Erfahrungen teilen. Erst dann versteht man die Spirale und weiß, wo man für sich und ggf. für ein Kind ansetzen kann, um sich zu befreien und das Leben wieder genießen zu können. Gelöst und unbeschwert.

    Jeder hat eine andere Art damit umzugehen und es sei mir verziehen, dass ich zwischenzeitlich wütend und ärgerlich auf den Alkohol bin, weil er das angerichtet hat, was ich und ganz viele weitere Betroffene erleben mussten..

    Und beim Beenden dieses Gedankengangs weiß ich natürlich, dass der Mensch, der den Alkohol zu sich nimmt, die Entscheidung trifft. Jedes Mal wieder.

  • Man braucht keine Diagnose, doch braucht man Menschen, die seine Erfahrungen teilen. Erst dann versteht man die Spirale und weiß, wo man für sich und ggf. für ein Kind ansetzen kann, um sich zu befreien und das Leben wieder genießen zu können.

    Das hilft auch mir sehr. Denn in meinem realen Umfeld fühle ich mich allein mit der Problematik, also es gibt niemanden, von dem ich weiß, dass er/sie dasselbe erlebt oder erlebt hat.

    und es sei mir verziehen, dass ich zwischenzeitlich wütend und ärgerlich auf den Alkohol bin, weil er das angerichtet hat, was ich und ganz viele weitere Betroffene erleben mussten..

    Alle Gefühle sind erlaubt, denn so sind wir nun mal. Ich glaube, ich war auf den Alk nie wütend - das ist nur eine Flüssigkeit, die man trinken kann oder nicht. Aber ich war und bin immer wieder sehr wütend auf meinen Mann, der stur nichts gegen sein Problem tut und uns damit viel angetan hat.

    Und beim Beenden dieses Gedankengangs weiß ich natürlich, dass der Mensch, der den Alkohol zu sich nimmt, die Entscheidung trifft. Jedes Mal wieder.

    Genau....und wir sind zu lange geblieben.😔

  • Hallo liebe Saphira,

    wie schön, dass es Dich interessiert, wie es mir geht.

    Leider momentan gar nicht so gut. Ich bin weiter nicht in der Lage zu arbeiten, habe zu kämpfen mit den Folgen meiner Geschichte. Mein Körper und meine Psyche laufen noch nicht wieder im Einklang. Ich hatte gute Wochen, Monate voller Euphorie und Stärke. Und jetzt holt mich alles ein.

    Trotz meines Wissens, dass alles so richtig war, wie ich gehandelt habe, habe ich Sehnsucht. Nach den guten Seiten und Zeiten.. Völlig unsinnig, ich weiß.

    Wie geht es Dir?

  • Oh je, das tut mir sehr leid, dass es dir noch so schlecht geht. Bekommst du denn noch ärztliche oder therapeutische Hilfe?

    Ich kenne das Gefühl der Sehnsucht auch. Leider existieren neben den guten Seiten und Zeiten aber auch die weniger guten, anstrengenden, verletzenden. Mir geht es immer wieder so, dass ich kognitiv zwar verstehe, was passiert ist, richtig begreifen kann ich es aber nicht. Trotzdem versuche ich es anzunehmen, wie es ist. Ich fühle mich noch nicht wieder glücklich, obwohl es immer wieder sehr lebendige Phasen gibt, in denen ich Freude und Dankbarkeit empfinden kann. Manche Dinge haben sich bereits sehr zu meinen Gunsten gelöst. Trotzdem gibt es zwischendurch auch wieder Tage, an denen ich noch großen Schmerz und Trauer verspüre, meist dann wenn ich mit einer neuen Verletzung im Trennungsprozess konfrontiert werde. Solche Tage bleiben zum Glück nicht für immer. Ich bemühe mich vorwärts zu gehen und jede Hilfe anzunehmen.

    LG, Saphira

  • Oh, ich kann mich da gerade so gut reinfühlen. Warum vermisst man manchmal das alte Leben, obwohl es eigtl. ziemlich 'scheiße' war??? Ich hatte genau wie Du viele schöne, aufbauende und fröhliche Momente. Unheimlich tolle Begegnungen, mit denen eben auch wieder alte Wunden präsent waren. Gut für die Verarbeitung, ganz sicher. Aber eben auch voller Schmerz und Sehnsucht. Wonach? Nach den schönen Momenten, der Liebe, die es gab. Trotz Alkohol. Schnell denkt man dann auch wieder an die furchtbaren Momente. Und es schmerzt trotzdem. Ich bin einfach zu ungeduldig. Ich möchte wieder ich sein. Stark, belastbar und voller Lebensfreude.

    Hilfe.. werde ich wieder anknüpfen müssen. Habe ich in meiner Hochphase auf Eis gelegt. Möchte eine Selbsthilfegruppe suchen. Das hilft mir.

    Wir müssen weitermachen, liebe Saphira. 🤝🏻🍀💫 Wir schaffen das.

  • Wir müssen weitermachen, liebe Saphira.

    Ganz gewiss! Ich war schon immer ein Stehaufmännchen. Diesmal war es halt besonders heftig. Aber ich kann schon jetzt sehen, was ich allein in den letzten Monaten, seit ich hier bin, gelernt habe und wie sehr ich davon profitiere. Unbezahlbar! Obwohl ich auf diese Lehren gern verzichtet hätte....aber so ist es nun mal!

    Hilfe.. werde ich wieder anknüpfen müssen. Habe ich in meiner Hochphase auf Eis gelegt.

    Oh ja - mach da unbedingt wieder weiter!

    Du wirst bestimmt wieder richtig glücklich und das Leben gut zu dir!💖

  • Liebe traumgeplatzt79

    Ich bin noch nicht lange hier im Forum und habe gerade von dir gelesen. Vieles was du schreibst, kann ich sehr gut nachempfinden aus meinen eigenen Erfahrungen. Dazu möchte ich dir sagen, ich verstehe wie es dir geht und es tut mir leid, dass du das durchmachst.

    Du schreibst, dass du gerade nicht arbeiten kannst und einen Tiefpunkt erlebst. Es klingt so, als schämst du dich dafür. Vielleicht kannst du versuchen, es anzunehmen, wie es halt ist. Gib dir die Zeit die du brauchst, mach möglichst viel, das dir guttut. Stell dir einfach vor du hast eine Grippe und päppelst dich gesund. Setz dich nicht unter Druck, es ist wirklich in Ordnung nicht immer stark und belastbar zu sein.

    Gerade wir brauchen viel Kraft im Alltag, es ist wichtig, dass es uns gut geht und wir für unsere Kinder da sein können. Deshalb ist eine gesunde Portion Egoismus sicher nicht falsch.

  • Hallo liebe Malerin,

    danke für deine Worte. Ich weiß auch nicht, warum ich plötzlich so ein Tief habe. Das hat weniger etwas mit ihm zu tun, als mit mir. Schamgefühl, Wut auf sich selbst und ständig Gedanken im Kopf. Die ich nicht möchte, ich sie aber nicht abstellen kann.

    Meine Entscheidung war die richtige, 100 %ig. Und mir geht es grundsätzlich viel besser. Doch ich brauche wohl noch etwas Zeit zum Heilen.

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