Hallo zusammen, ich bin total verzweifelt. Mein Mann und ich sind seit
21 Jahren zusammen, davon 11 Jahre verheiratet. Er hatte schon immer ein
Alkoholproblem, dieses hat sich aber in den letzten Jahren extrem
verstärkt. Er arbeitet im öffentlichen Dienst und kann daher nach
Belieben krank machen, er brauchte immer nur beim Hausarzt anzurufen und
schon wurde die Krankmeldung ausgestellt. Ich wusste dann immer schon
morgens, wenn ich an die Arbeit fahre, was mich abends erwartet. Ich
hatte gehofft, dass wir irgendwann einmal Kinder bekommen, leider hat
dies trotz drei künstlicher Befruchtungen nicht geklappt. Jetzt bin ich
schon 45 Jahre und habe damit auch abgeschlossen. Die Alkoholeskapaden
von meinem Mann wurden derweil immer schlimmer. Er wurde nie gewalttätig
oder sonstiges, er hat halt immer nur voll auf dem Sofa gelegen, wenn
ich nach Hause kam. Wir haben uns die letzten Jahre immer mehr darüber
gestritten und mir wurde vorgehalten, dass ich kalt und abweisend wäre.
Ich wusste aber nicht, wie ich anders reagieren sollte. Wir wohnen mit
meinem 80jährigen krebskranken Vater in einem Haus, der ihm angeblich
auch alles vermasselt hat, weil er sich hier nicht ausleben konnte. Fakt
ist, dass er nie irgend einen Handschlag gemacht hat und mein Vater
alles gemacht hat. Letztes Jahr zu Beginn der Coronazeit konnte man Mann
ins Homeoffice wechseln, was natürlich bedeutete, auch während der
Arbeitszeit zu trinken. Es wurde dann irgendwann so schlimm, da auch
Krankheiten dazu gekommen sind wie Diabetes, Depressionen etc., dass er
dann im März von sich aus beschlossen hat, zum Entzug in die Klinik zu
gehen und anschließend eine Langzeittherapie zu machen. Ich war so
euphorisch und habe mich sehr darüber gefreut und dachte, jetzt wird
alles gut. Es hat ihm auch sehr gut gefallen in der Klinik, dass er
sogar freiwillig um einen Monat - insgesamt 4 Monate - verlängert hat.
Am 28. Juni kam er dann nach Hause, ich habe mir extra Urlaub genommen
und das erste was er mir sagt. "Ich glaube, heute mache ich mir mal ne
schöne Flasche Bier auf". Ich habe gedacht, ich falle aus allen Wolken
und dementsprechend habe ich ihn auch wieder behandelt und er hat jeden
Tag getrunken. Hat meinem Vater den Wein geklaut und heimlich getrunken
usw. Letzte Woche Dienstag ist die Situation so eskaliert, dass er sich
ins Auto gesetzt hat und nach Italien gefahren ist. Dort hat er sich
dann natürlich richtig abschießen können, sodass er sich sogar geprügelt
hat und in Arrest musste. Heute habe ich das erste Mal wieder mit ihm
telefoniert im nüchternen Zustand und dachte eigentlich, dass man
vernünftig mit ihm reden kann. Aber bei ihm dreht sich alles nur um ihn,
um seine Krankheit und ich soll ihm doch bitte dabei helfen. Schließlich
liebt er mich abgöttisch, das weiß ich auch. Aber er kann so nicht mehr
weiter leben mit meinem Vater, der ihm alles kaputt gemacht hat und mit
mir, die immer so kalt und abweisend zu ihm ist. Ich bin jetzt an einem
Punkt angekommen, wo ich nicht mehr weiter weiß. Ich bin auch kein Kind
von Traurigkeit, und habe die letzten Jahre auch immer schön
mitgetrunken, aber immer in Maßen und nicht in Massen. Jetzt sitze ich
hier seit fast einer Woche, mir ist nur schlecht, ich ernähre mich von
Kaffee und Zigaretten und denke mir manchmal, einfach ins Auto setzen
und vor den nächsten Baum fahren. Aber das mache ich halt nicht, weil
ich ja immer stark war und auch stark bin, aber irgendwann verzweifelt
man nur noch..