• Hi,

    ich bin 33 Jahre alt und vermutlich Alkoholiker. Vermutlich deswegen weil ich es nicht weiss aber der Verdacht immer größer wird. Ich war dem Alkohol noch nie abgeneigt aber immer in Maßen. Seit dem ersten Lockdown wurde es immer mehr aber auch mit Pausen, vor Lockdown der dry january, im Lockdown die Fastenzeit. Dieses Jahr nur der halbe Januar und 4 von 6 Wochen Fastenzeit. Ich arbeite im medizinischen Bereich und der Stress ist immer grösser geworden. Das Feierabendbier war eigentlich immer gesetzt, öfters 2 oder manchmal 3 aber auch hier immer mit Pausen. Dieses Jahr ab April ist es eskaliert. Der Stress im Beruf war so gross, dass Panikattacken kamen und mit der Häufigkeit der Attacken wurden auch die Mengen an Bier mehr. Ich habe einmal im Quartal eine Woche Nachtschicht und 4 Nachtdienste an Freitag oder Samstagen, da hatte ich absolut keine Probleme nicht zu trinken. Ich hatte auch Tage an dem das Engelchen gewonnen hat und es gab kein Feierabendbier aber die waren sehr stark in der Unterzahl. Ich hab mich am nächsten Tag gefreut und gemerkt das nüchtern aufstehen schön ist aber das waren nur paar Tage am Stück und dann kam wieder das Feierabendbier. Ich lebe allein, oft Spätschicht und Abends vorm TV trinken spannender als nur TV schauen. In den letzten 2 Monaten ist es dann aber nochmal eskaliert und es wurden 4-6 Bier an 3-4 Abenden/Woche nicht nur 3 Bier wie vorgenommen aber auch hier wieder Wochen an denen es Tage am Stück nur 0-2 gab. Ich hab immer gerechnet das ich halbwegs nüchtern auf Arbeit ankomme aber mein Geruch sagte was anderes denke ich. Kollegen tuschelten, ich dachte eher wegen was anderem aber, ich weiss es immer noch nicht ganz genau, der Alkoholgeruch war bestimmt wahrnehmbar für einige aber nicht alle. Direkt angesprochen hat mich bis jetzt noch keiner. Vorletztes Wochenende war eine einzige Panikattacke weil ich sogar selber Freitagmorgen die Fahne gerochen habe aber nur die ersten 1-2 Stunden auf Arbeit. Das haben bestimmt eine Hand voll Leute auch gerochen. Samstag nach 4 Bier und einer Flasche Weisswein hab ich beschlossen erstmal wieder ein Pause einzulegen aber diesmal auf unbestimmte Zeit. Die Pause klappt ohne Probleme (Tag 8 ist heute), Zittern oder Entzugserscheinungen hatte ich fast nicht, kein Verlangen oder Bedürfnis oder Druck oder auch nur Lust, nur dieses ständige Fragen ob ich schon die rote Linie zur Sucht überschritten habe oder noch Millimeter davor zum stehen gekommen bin. Das einzige was ich ab und zu mal habe ist der Gedanke das ich heute Abend eins trinken könnte aber dann gleich der Gedanke das ich ja Pause mache bzw überhaupt keine Lust zur Zeit auf Bier. Zum Thema Kontrollverlust kann ich sagen das ich Vernünftig nur ein Bier trinken kann und es auch gelingt, wenn ich innerlich nein sage kann es Freibier geben und trinke nicht aber dann halt auch wieder besonders wenn ich Hunger habe werden es aus einem Bier ein paar Bier.

    Das sind zur Zeit meine Probleme und deswegen bin ich hier, auf der Suche nach Antworten und mehr Informationen

  • Hallo Finsch,

    herzlich Willkommen hier im Forum und danke für deine ausführliche Vorstellung.

    Das kann man hier viel lesen, wie der Alkohol immer mehr und immer öfter konsumiert wird. Das fängt mit Feierabendbier"chen" an und irgendwann muß man morgens schon trinken.

    Ich finde es gut, daß du auf deine Alarmglocken hörst und dir die Fragen stellst. Bin ich schon, bin ich noch nicht....?

    Das kannst letztlich nur du selber wissen, ob du schon abhängig trinkst.

    Hunger ist übrigens ein vielgenannter Auslöser für Saufdruck.

    Also immer aufs Essen achten...

    Du bist jetzt 8 Tage ohne.

    Klar kommt der Gedanke, eins könnte man ja mal, nur eins...

    Würde es dabei bleiben?

    Wenn du nicht alkoholkrank bist, kannst du einfach so weiterhin trocken bleiben bzw. ab und zu mal was trinken, falls du das überhaupt noch möchtest.

    Wenn du schon alkoholkrank bist, dann ist das halt so. Du hast aber die Auswahl, was du dann machen möchtest. Zum Glück kann man diese Suchterkrankung zum Stillstand bringen. Das heißt nicht, daß sie dann weg ist. Süchtig ist man immer. Aber man kann ein zufriedenes trockenes Leben haben und neue Rituale für sich selber finden.

    Lies einfach weiter hier im Forum und horche in dich rein, was für Gedanken hochkommen.

    Wie gehts dir aktuell körperlich?

    Hast du irgendwelche Entzugserscheinungen?

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Danke für die Antwort

    Körperlich gehts mir gut, leichtes zittern vor allem Morgens und mir ist immer ein bisschen kühl aber das kann auch das Wetter sein. Im Gegenteil ohne gehts mir auf jeden Fall besser und mit jedem Tag mehr an dem sich der Körper erholt.

    Morgens konnte ich noch nie trinken auch nicht auf Festivals oder so.

    Der Gedanke nach dem Bier kommt immer weniger je mehr Zeit vergeht. Ob ich jetzt nach dem ersten aufhören könnte kann ich nicht beantworten weil ich zu viel Angst habe vor dem ersten und dem eventuellen nicht aufhören können habe.

    In der Vergangenheit hatte ich auch schon Phasen an denen es mehr wurde und dann wieder weniger besonders in Verbindung mit Stress.

    Ich werde erstmal auf unbestimmte Zeit trocken bleiben, momentan ist die Angst zu gross die rote Linie zu überschreiten aus dem Versuch heraus ob es bei einem bleibt. Seit letzter Woche ist es auch auf Arbeit für mich etwas ruhiger und die nächsten 2 hab ich Urlaub.

    Die Hoffnung bleibt das ich kurz vorher das richtige getan habe bevor es endgültig zu spät ist.

  • Hallo Finsch,

    du hast selber einige Ansatzpunkte.

    Schau darauf, daß du regelmäßig und ausreichend isst.

    Hab immer genug Wasser oder Tee oder Saft in Reichweite, auch unterwegs. Und trink das auch!

    Dann das mit dem Streß.

    An der Schraube kannst du ja auch drehen. Am Arbeitsplatz, was wäre da möglich?

    Beim Hausarzt kannst du dich beraten lassen.

    Bei der Volkshochschule oder der Krankenkassen werden oft Kurse aller Art angeboten.

    Machbar ist das schon, man muß nur bereit sein, fürs trocken sein auch was zu ändern.

    Das Zittern kann die Kälte sein, wobei, du wohnst ja nicht im Iglu.

    Das könnten schon Entzugserscheinungen sein.

    Dann wäre es sinnvoll dich beim Arzt durchchecken zu lassen.

    Man selber kann nicht sein eigener Arzt sein.

    Ich weiß, daß Menschen aus diesem beruflichen Umfeld eine Allergie haben, sich beim Hausarzt zu outen, "ich brauche einen Rat, ich saufe zu viel, können Sie mal objektiv drauf schauen bitte...?". Das geht ja gaaaar nicht. Oder doch? Wir sind alle nur Menschen. Hier schreiben übrigens auch Ärzte. Keiner ist gefeit Alkoholiker zu werden. Das passiert.

    Viele liebe Grüße und melde dich einfach wieder, wenn dir etwas im Kopf herum geht.

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Eine letzte Frage hab ich noch für heute. Situation Abends, ich nahm mir vor nur drei Bier weil da wäre ich um 3 wieder nüchtern und alles ist ok aber ich fang erst um 13.00 an zu arbeiten. Mit dem Gedanken hab ich dann die 6 getrunken. Die Überlegung war dann Nr. 7 zu öffnen aber das wäre wieder auf Arbeit noch mehr aufgefallen also hab ich es gelassen und zwar nur aus diesem Grund.

    Ist das ein Kontrollverlust oder teilweise Kontrollverlust oder hatte ich die Kontrolle weil ich aufgehört habe?

  • Wenn du kein Alkoholiker bist, dann könntest du einfach so nicht trinken, ohne auch nur einen Gedanken an Alkohol zu verwenden. Du bräuchtest keine Berechnungen und keinen Kuhhandel mit dir selber.

    Ich glaube es ist die Illusion von Kontrolle. Man macht sich was vor, sucht Gründe, warum noch eins geht oder eben lieber nicht.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Willkommen hier in unserm Forum,

    aus einem Trinkverhalten heraus gibt es keine Ferndiagnose inwieweit du Alkoholiker bist oder "nur" Missbrauch betreibst. Das kannst du nur für dich selbst feststellen.

    Lass es doch ganz sein und gut ist. Keiner muss Alkohol trinken. Wo ist da das Problem?

    Sich einschränken, sich Trinkzeiten setzten oder ausprobieren, ob ein Kontrollverlust vorhanden ist, macht kein Nichtsüchtiger. Zudem sich Gedanken machen, wann man trinkt, um am nächsten Tag nicht nach Alkohol zu stinken. Das machen nur Alkoholiker.

    Es gibt nur eine Strategie. Lass das nächste Glas stehen

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ihr habt Recht!

    Eigentlich ist es vollkommen egal ob ich kurz davor oder schon Alkoholiker bin. Die einzige Lösung ist aufhören und zwar jetzt an dem diesem Punkt.

    Es gibt 2 Möglichkeiten, entweder ich betreibe nur Missbrauch und hab nicht mehr weit zur Abhängigkeit oder ich bin Abhängig. Mir gelingt es momentan ohne Alkohol zu leben und es fühlt sich gut an. Seit dem ich den Text geschrieben habe festigt sich mein Wille für immer ohne Alkohol zu leben. Mir wurde schon mehrfach im Familienkreis Bier angeboten und ich hab sofort ohne zu überlegen abgelehnt. Ich hab drüber nachgedacht was wohl passiert wäre wenn ich es angenommen hätte. Ich kam zum Schluss das 1 Bier nichts bringt also trink ich lieber keins. Ich mein jetzt nicht vom Rausch oder Geschmack sondern es wirft mich nur wieder auf Tag 0 zurück. Einzugestehen das man nicht wie andere "normal" trinken kann ist nicht so einfach. Ich habe noch einen langen Weg vor mir.

  • Eigentlich ist es vollkommen egal ob ich kurz davor oder schon Alkoholiker bin

    Nein, das ist nicht ganz egal. Zumindest hier. Da sich in diesem Forum nur bekennende Alkoholiker austauschen. Ich mache dir mal den Vorschlag, dich noch eine Zeit lang hier umzuschauen, zu lesen und vor allem dich genau zu beobachten.

    Wenn ich deine Post fehlinterpretiert hab und du siehst dich doch als Alkoholiker, wäre dein nächster Schritt zu einem Arzt, mit dem du alles besprechen kannst und er über deine Entgiftung spricht, wenn notwendig, auch überwacht.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ja, ich sehe mich als Alkoholiker. Achso, dass ich habe dann wohl falsch verstanden. Ich muss um hier mitschreiben zu können zwingend beim Hausarzt gewesen sein und eine Entgiftung gemacht haben aber ich habe bis jetzt schon Tag 10 ohne Alkohol. Erfülle ich noch die Voraussetzung für eine Entgiftung?

  • Erfülle ich noch die Voraussetzung für eine Entgiftung?

    Nun bespreche es doch mit deinem Arzt und gut ist. Ich kann dir nur raten. Gehe den geraden Weg aus der Sucht. Oder hast du Bedenken dich beim Arzt zu öffnen?

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Genau, dann bist du auf der sicheren Seite.

    Lass dich durchchecken, das kann eh nie schaden. Und rede offen, so wie hier auch.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ich hab angerufen aber die haben diese Woche noch Urlaub. Nächste Woche hab ich Urlaub und verbringe die im Harz zum wandern und Fahrrad fahren. Abends Treff ich mich regelmäßig mit einer Freundin die aber zum Glück nix trinkt aus anderen gesundheitlichen Gründen. Die Woche drauf fahre ich an die Ostsee und mach da eine Woche Urlaub mit meinen Eltern.

    Jetzt mal rein informativ, genaueres sagt sowieso der Arzt. Ich hol mir einen Termin, nach der Anamnese wird er sagen was ich seit dieser Woche weiss. Was kommt so grob auf mich zu? Was habt ihr für Erfahrungen wegen meinem Arbeitgeber? Also nicht speziell sondern soll ich den mit ins Boot holen oder lieber nicht?

    Mal so ein Update. Körperliche Entzugserscheinungen keine aber dafür Abends so eine unterschwellige Lust auf Bier für paar Stunden. Tagsüber und sonst keine, nur bin ich ständig in ruhigen Momenten mit der neuen Situation beschäftigt

    Wenn ich zu viel schreibe oder was unpassendes bitte Bescheid sagen

  • Wenn ich zu viel schreibe oder was unpassendes bitte Bescheid sagen

    Blödsinn, du bist hier um viel zu schreiben. Du willst ja aus der Nummer raus. Bekommst auch da und da etwas direktere Antworten.

    Auch, wenn ich deine Post nachvollziehen kann, lese ich sie in ähnlicher Weise immer wieder hier, das es keine Möglichkeit gibt sofort einen Arzt zu konsultieren. Was hättest du bei einem Beinbruch gemacht? Selbst geschient?

    Jetzt mal rein informativ, genaueres sagt sowieso der Arzt

    Der erste Gang zum Arzt diente rein nur für die körperliche Entgiftung. Alles andere folgt erst danach. Ich lasse dir noch mal einen Link hier zum Durchlesen. Es ist deine Entscheidung


    Das Forenteam
    14. Mai 2021 um 22:29

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Sorry, hab diese Woche nicht rein geguckt. Termin für übernächste Woche ist bei der Suchtberatung gemacht. Ich hab den Podcast nie wieder Alkohol entdeckt und der hat mir unglaublich diese Woche geholfen nix zu trinken. Bei jedem aufkommenden Gedanken an Alkohol denk ich dran wie angenehm es ist nüchtern zu sein und an die positiven Dinge, mir macht es zur Zeit auch nix aus wenn am Nachbartisch jemand was trinkt. Jetzt kommt aber das große aber, ich bin halt auch nicht zu Hause sondern im Urlaub, bin ich ständig auf Achse und nur früh und abends im Hotel. Meine Bekannte die hier in der Nähe wohnt trinkt auch nichts und wir haben sehr viel zusammen unternommen. Morgen fahr ich an die Ostsee zu meinen Eltern die haben sich eine große Ferienwohnung genommen und da gibts auch wieder viel Ablenkung.

    Letzten Sonntag hab ich es meiner Schwester die über mir wohnt erzählt, Montag der Bekannten/gute Freundin, meinen Eltern morgen. Sonntag hab ich komplett die Wohnung auf den Kopf gestellt und sämtlichen Alkohol ins Klo befördert. Der Geruch war abartig eklig und die Fahne von anderen rieche ich auch sehr deutlich, das ist auch ein sehr unangenehmer Geruch. So ähnlich war es auch als ich mit Rauchen aufgehört habe. Ich merke wie sich mein Körper erholt und das gibt mir auch nochmal Motivation. Also bei mir stehen die Zeichen auf jede Hintertür schließen und nie wieder öffnen. Je mehr Zeit vergeht desto entschlossener werde ich. Mein Ziel ist es zur Zeit das Alkohol maximal egal für mich selber wird. Ich will dieses Zeug nicht mehr in meinem Leben haben. Das es einfacher klingt als es zu tun weiß ich auch aber dafür hab ich ja den Termin übernächste Woche. Danach bin ich wieder ein Stück schlauer

  • Hallo Finsch,

    also, wenn du nun die ganze Zeit nichts mehr getrunken hast und weiteren Austausch hier wünschst, dann schalte ich dich für die offenen Bereiche frei.

    Soll ich deinen Vorstellung s-Thread in den zuständigen Bereich verschieben oder willst du neu anfangen etwas zu schreiben?

    Gruß Hartmut

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