Hallo Ihr Lieben, hi Hedi,
klar bin ich ausgewandert, 1 1/4 Jahre Trennung von meiner Frau und das Erlernen eigenständigem Bestehen sind irgendwie beendet, meine Wohnung weg, aller verheizt und gemeinsamer Neuanfang.
Ich bin immigriert, nach Öllig. Öllig liegt gleich neben Wilmersdorf, also Charlottenburg, kommt nicht von Schalotten, hört sich aber so an, wenn man aus Köln kommt, da verschluckt man schon mal paar Buchstaben oder streicht mal drüber und vieles ist gleich. Außer meiner Frau nimmt mir das bisher keiner für übel, denn ich bin jetzt ne Immi und ich meine daß ja auch nicht böse und hoffe daß Berliner das auch nicht so sehen. Da hätte mir doch beinahe ein Streik einen Strich durch die Rechnung gemacht, dumm oder gut daß die erst heute streiken.
Nette Menschen habe ich auf meinem Fußweg zum Amt kennengelernt, 2 übriggeblieben Festveranstalter, die mich mir großen Augen ansahen, als ich nach dem Weg fragte: zu Fuß, ich würde mit der U-Bahn fahren. Ich wollte ganz woanders hin und bin ganz woanders angekommen, verrückt, irgendwie paradox, aber muß ich mal aufarbeiten, dieses Paradoxe. Dann habe ich nochmals einen Mann mit Hund und Hut gefragt, der sprach Düsseldorfer Dialekt, wir haben uns gleich verstanden, ne Immi, ich glaube, wie hätten uns auch zum Kaffeeeinladen können, so sind die Berliner. Dann war ich nochmals was unsicher und habe die erstbeste Person gefragt. Ein Frau die den gleichen Weg hatte. Wir haben gleich toll gequatscht. Ich sage: sie sind bestimmt aus Hannover + 40km, eher südlich, die war platt, woher wissen sie das? Einfach hinhören. Wir sind dann den Weg zurück auch gemeinsam gegangen, lustig, diese Immis.
Irgendwie empfinde ich Berlin wie Köln im Karneval, lauter Immis. Meine Frau meinte mal, ich würde ewig brauchen um hier Kontakte zu finden, hat die ne Ahnung. Wir gehen durch den Park, in diese riesige Freiluftgaststätte, sitzt der Bayer da und winkt, guckt sie, woher kennst du den denn? Haben wir was gequatscht, sein Kumpel schon mächtig einen im Tee, das war mir peinlich, eklig, dumm, da sind wir gegangen. Mit solchen Situationen kann ich nichts anfangen, da gehe ich liebe.
Es war ein schönes Wochenende. Ette, ich habe schöne Sachen gemacht: Fenster geputzt, Handwerker gespielt, Balkon bepflanzt, Fliegengitter angebracht, den Maraton vom Balkon angesehen, zig Kisten hochgeschleppt und zig Kisten in den Keller geschleppt, den PC ausgelassen und es hat mir alles großen Spaß gemacht.
Ette, die große Frage ist doch jetzt, bin ich durch das viele Flitschen wieder Co oder immer noch oder voll und ganz meiner Frau verfallen, also hat sie mich jetzt sozusagen coiniert oder mag ich meine Frau ganz einfach nur ganz dolle? Kann ich noch ganz dolle Normal sein und wie würdest Du das denn definieren?
So, ich muß das alles Mal verarbeiten bis dann kaltblut