butterweich und steinhart zugleich

  • Hallo Ihr Lieben, hi Hedi,

    klar bin ich ausgewandert, 1 1/4 Jahre Trennung von meiner Frau und das Erlernen eigenständigem Bestehen sind irgendwie beendet, meine Wohnung weg, aller verheizt und gemeinsamer Neuanfang.

    Ich bin immigriert, nach Öllig. Öllig liegt gleich neben Wilmersdorf, also Charlottenburg, kommt nicht von Schalotten, hört sich aber so an, wenn man aus Köln kommt, da verschluckt man schon mal paar Buchstaben oder streicht mal drüber und vieles ist gleich. Außer meiner Frau nimmt mir das bisher keiner für übel, denn ich bin jetzt ne Immi und ich meine daß ja auch nicht böse und hoffe daß Berliner das auch nicht so sehen. Da hätte mir doch beinahe ein Streik einen Strich durch die Rechnung gemacht, dumm oder gut daß die erst heute streiken.

    Nette Menschen habe ich auf meinem Fußweg zum Amt kennengelernt, 2 übriggeblieben Festveranstalter, die mich mir großen Augen ansahen, als ich nach dem Weg fragte: zu Fuß, ich würde mit der U-Bahn fahren. Ich wollte ganz woanders hin und bin ganz woanders angekommen, verrückt, irgendwie paradox, aber muß ich mal aufarbeiten, dieses Paradoxe. Dann habe ich nochmals einen Mann mit Hund und Hut gefragt, der sprach Düsseldorfer Dialekt, wir haben uns gleich verstanden, ne Immi, ich glaube, wie hätten uns auch zum Kaffeeeinladen können, so sind die Berliner. Dann war ich nochmals was unsicher und habe die erstbeste Person gefragt. Ein Frau die den gleichen Weg hatte. Wir haben gleich toll gequatscht. Ich sage: sie sind bestimmt aus Hannover + 40km, eher südlich, die war platt, woher wissen sie das? Einfach hinhören. Wir sind dann den Weg zurück auch gemeinsam gegangen, lustig, diese Immis.

    Irgendwie empfinde ich Berlin wie Köln im Karneval, lauter Immis. Meine Frau meinte mal, ich würde ewig brauchen um hier Kontakte zu finden, hat die ne Ahnung. Wir gehen durch den Park, in diese riesige Freiluftgaststätte, sitzt der Bayer da und winkt, guckt sie, woher kennst du den denn? Haben wir was gequatscht, sein Kumpel schon mächtig einen im Tee, das war mir peinlich, eklig, dumm, da sind wir gegangen. Mit solchen Situationen kann ich nichts anfangen, da gehe ich liebe.

    Es war ein schönes Wochenende. Ette, ich habe schöne Sachen gemacht: Fenster geputzt, Handwerker gespielt, Balkon bepflanzt, Fliegengitter angebracht, den Maraton vom Balkon angesehen, zig Kisten hochgeschleppt und zig Kisten in den Keller geschleppt, den PC ausgelassen und es hat mir alles großen Spaß gemacht.

    Ette, die große Frage ist doch jetzt, bin ich durch das viele Flitschen wieder Co oder immer noch oder voll und ganz meiner Frau verfallen, also hat sie mich jetzt sozusagen coiniert oder mag ich meine Frau ganz einfach nur ganz dolle? Kann ich noch ganz dolle Normal sein und wie würdest Du das denn definieren?

    So, ich muß das alles Mal verarbeiten bis dann kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Servus Karl,

    dann wünsche ich Dir und Euch beiden erst mal ein friedliches "Ankommen" in der "neuen alten" Zweisamkeit!

    Ein neuer Tag, eine neue Chance, ein neuer Versuch - neues Glück?

    Einfach zulassen...auch in Berlin als Immi...

    LG
    Spedi

  • Hallo Karl,

    na dann man alles Liebe und Gute für den "neuen" Start in einer anderen Stadt, bei Deiner Frau, beim arbeiten, beim wohnen :wink:

    Nur weil das "Kind" nun einen Namen hat bedeutet es noch lange nicht, dass wir das, was wir machen immer als "co" benennen müssen. Sei und bleibe Mensch, hör auf Dein Gefühl auf Deinen Bauch - damit biste wohl bisher ganz gut gefahren :)

    Und ein bisken "Kopfarbeit" kann ja nie schaden :wink:

    Dann man los Karl - wieder ein neuer spannender Anfang ...

    LG
    Dia

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • Hallo Karl, umzug also geschafft...es klingt gar nicht so als wär es anstrengend gewesen? Sag mal hast Du mal nach Poetryslams geschaut?

    Viele Grüße
    Karotte

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Hallo Ihr Lieben,

    das war ein bewegendes Wochenende ohne Gelassenheitsverluste, abermeine Frau hat mich gleich mehrfach heftig in Wallung gebracht:

    Ich brauche das Auto, du hast dein Motorrad, besuchst damit die Kunden, was brauchst du denn noch ein rum stehendes Auto? Fahr mit dem Zug, das ist entspannender und billiger. Gefühlsneutral betrachtet, gibt es hier in der Familie mehrere Autos und Motorräder, Taxi, Züge und Vermietungen. Wie recht sie hat, wenn ich das neutral betrachte, ohne Wohnung, ohne Küche, ohne Tütenschlepperei, ohne tatsächlichen Bedarf. Prestige, alles meins? Weg damit, saudumm nicht mit der Bahn zu fahren. Bin ich jetzt Co, ich glaube ich war nur dumm, weil die Fahrerei nicht ökonomisch ist.

    Dann hat sie da noch einige tolle Haushaltsarbeiten, wo ich mich erst einmal hineinfinden mußte:
    Fensterputzen, schleppen, hier was und da was, Fliegengitter anbringen, Balkon aufrüsten, das kann nerven, einen vollen Plan vorgesetzt zu bekommen. Oder Spaß machen, richtigen Spaß.

    Nehmen wir mal das Fensterputzen, ich kenne was davon, war ja schließlich Singlemann mit eigenen Fenstern und habe 1x geputzt oder in der Firma, auch schon mal, gut da mache ich das mit dem Hochdruckreiniger. „Mann“ geht da strategisch ran, klar strukturiert, generalstabsmäßig, so heißt ja auch das Putzmittel. Bescheuert, als wenn der Traum einer Frau ein putzender General wäre oder ein glatzköpfiger Mukimann, wo alle nur auf Waschbrettbauch stehen, Werbung, finde ich echt doof.

    Leiter, die Große in der richtigen Höhe, Hacken dran, damit der Eimer nicht runter fällt, Abzieher, sie sucht, findet was, alles klar, Vorreiniger, nachspülen mit Fensterputz, streifenfrei mit Zeitung, haben wir nicht, dann eben mit Küchentüchern. Als Vorputzmittel nehme ich nur das Orangenkonzentrat, bin ja Öko, kenne mich aus. Altbaufenster, das sind 4 große, 4 kleine, 2 pro Zimmer, 2 Zimmer habe ich geschafft, in 4 Stunden, streifenfrei, spitzenmäßig, ich bin stolz.

    Gut, meine Frau fand die Leistung gut, ich weniger. Sie bemängelte etwas meine Struktur, denn schließlich würden Frauen in der Regel die Fenster streifenfrei putzen, schnell und gründlich, ohne so ein Gezubbels. Mir hat es Spaß gemacht, die Verwirklichung beim Fensterputz. „Mann“ kann Sauberkeit fühlen, wenn ich über die Scheibe fahre, dann ist sie ungesehen streifenfrei, wenn das Papier wie geschmiert, ohne Geräusche und Widerstand gleitet. Eigentlich wie im Leben. Kleinigkeiten sind zu verbessern, z. B. der Abstreifer, der sollte schon für Glas sein, nicht für Badfliesen. Orangensäure, ist schon was Kräftigeres, zieht Fette so ab, auch aus der Haut, rote Hände sehen doof aus, Aufgeplatzte noch doofer, Creme und Handschuhe, muß ich dran denken und Küchenrollen, die gehen weg, Wahnsinn, muß ich bedenken, auch nicht mit nassen Putzhänden ins Gesicht zu gehen, das gibt dann ein überschminkfähiges Gesicht, sieht lustig aus, fühlt man sich aber nicht. Auch sollte da ein Winterfenster raus, ich dachte immer welche, nur, eben, nur eins, zuhören hilft, manchmal muß „Mann“ einfach nur machen und nicht soviel denken. Bin ich Co., wenn ich nur mal den Hintern an der richtigen Stelle hochbekommen soll?

    Die Krönung war aber die Kränkung meines Egos, jahrelanges Baumarktstudium dahin:
    Du bist ja auch kein Handwerker, lasse das andere machen. Da hat sie mich aber getroffen. Ich, bin DIYMan, muß mir so was von einer Frau anhören, die einen Kreuz- nicht von einem Schlitzschraubenzieher unterscheiden kann. Ich mache vieles selbst. Die hat doch keine Ahnung wie das Handwerken spaß machen kann. Mein Vater war Hans Dampf in allen Gassen, der konnte alles, nicht so gut, manchmal sah das besch.. aus, eher oft, wie geflickt, aber es funktionierte, das zählte, gut, nicht fürs Auge. Bei mir funktioniert auch alles, ich bekomme alles hin, aber es kostet Kraft die an anderer Stelle effektiver eingesetzt ist, z. B. im Sonnen, im Denken oder im Lesen.

    Ich bin Spezialist im Lenkkopflager wechseln, aber jeder Wechsel kostet mich mindesten 1 Tag Fahrspaß, manchmal paar Kratzer. Das ist es nicht wert. Ich erinnere mich, daß ich Weihnachten immer alle Rechner getuned habe, was für eine Zeitvergeudung. Es ist schon gut sich damit auszukennen, aber es gibt Dinge, von denen soll man die Finger lassen. Das ist nicht mein Job, Finger weg üben.

    Mein Jüngster meinte neulich sein Motorrad läuft nur 120km schnell, da stimmt was nicht, das ging hin und her, da hat er alles eingepackt und das Teil zum Händler gebracht, der solle da mal nachsehen. Das Teil stammte von einem Händler, hatte einen technischen Fehler eingebaut, kann passieren, den hätten wir nie gefunden. Der Profi macht den Vergaser auf, bekommt einen Lachanfall und meint wer denn das verbaut hat. Das Bike fährt seitdem richtig mit Dampf, tolles Teil und „wir“ sind happy.

    Ja, meine Frau hat Recht, es gibt Dinge, da kennen sich andere besser aus und wenn sich die Möglichkeit ergibt, dann sollten andere ran und es besser machen.


    Mit ihrem Job ist das ja auch so einen Sache, das hört sich jetzt total Paradox an. Ich könnte Druck machen, such dir nen Job sagen. Mich mit ihr zanken, streiten, auseinandersetzen, sie drücken und puschen, ausziehen, scheiden, wir haben ja fast alles durch, das wäre Runde 2., jetzt trocken. Lassen wir das mal. Ich könnte mich in ihren Krankheiten verlieren bis zum Nimmerleinstag, ich könnte mir jede Menge Gedanken über die arme, kranke Frau machen, mich in einen Hyper-Co-Irgendwas-Zustand versetzen. Nicht mein Ding und bleibe bei mir. Ich bin gerade ziemlich gut drauf und möchte den Zustand noch etwas ausbauen und begreifen, noch so bis zum Endtag. Ich kann nicht für sie sprechen, was immer sie empfindet ist ihre Sache, nur für mich. Es ist absoluter Schwachsinn, die Gefühle meiner Frau in mir zu spüren, meine Einbildung, ich kann nix von ihr spüren, aber ich spüre, wenn unsere Beziehung harmoniert, wie sie immer weniger an die Decke geht, wenn ich immer mehr gelassen bin. Wenn ich meine Frau beschreiben sollte, dann würde ich in der Hirnkiste kramen, die Dreidimensionale heraussuchen und eine Hälfte abschneiden, sie wird immer mehr eins, ich irgendwie auch.

    Ich habe zu viel geschrieben, es ist meine Art mich zu betrachten, zu hinterfragen, zu verstehen, zu ergründen, auch wo es nichts gibt. Ergründen ist rechtfertigen, ich müßte weiter reduzieren, dann verstehe ich mich nicht mehr, wäre mein unverständlicher Kurzweiler, würde mit Unverstand verrückt werden, ich würde mich verrücken, muß ich immer weiter, verrücken, aber langsam und gelassen.

    Ayki schrieb mal: das sehe ich nicht so, boh das war kurz, jemand schrie, „so nicht“, das war kurz,
    der kürzeste Widerspruch an sich, der bewegte was in mir. Ich bin beim letzten Kapitel angekommen und kann jetzt in aller Ruhe neu beginnen. Angekommen bei „Nix“, ich will nicht mehr zurück. Henri erklärte mir mal was von Reduktionsfaktor, damit wären wir wieder im Thema, kernreduziert, das ist wie ein Leben lang atomare Explosionen herbeizuführen, um plötzlich innezuhalten, die Richtung zu ändern und zu implodieren, sich auf den Kern, den Samen, woraus das Leben entsteht, zu reduzieren.

    Reduziert betrachtet, muß ich von hinten anfangen, das Leben von hinten betrachten, mit Abstand, von oben vom Balkon, weil das Meiste was da vorne vorbeiläuft war, das bleibt reduzierbar, überflüssig.


    LG Kaltblut

    Ette : ich bin dankbar für jedes Wort, wenn es mir weh tut, dann weiß ich, ich liege falsch

    @spedi: danke, ich kenne da einen Bayern, der meinte er geht da nicht mehr weg, aber beerdigt wollte er da nicht werden, man würde zu naß. Ich bekam ein merkwürdiges Schmunzeln, als er den Halben hob. Ich habe noch nicht die große Freude an den kurzen Hacken gefunden, den Anglerfisch schon.

    @Dia: feinfühlige Kopfarbeit ja, Co bleibt für mich das Pseudonym für meine Unfähigkeit mich gesund zu leben, mein Unverständnis für mein Verrücken, aber ganz langsam und gelassen passiert was, immer mehr.

    Karotte : nö, nicht anstrengend, fast verkauft und der Umzug ging schnell. Eine Frage des Betrachtungswinkels. Nochmals nö, stelle Dir einen Kölschen vor, der stoiberisch spricht, ehrlich, unvorstellbar slumerisch, schreiben kann ich lesbar, braucht man nicht zu hören.

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Ihr Lieben,

    ich habe mich nie voll um das Trockenwerden als alkoholkranker Mensch gekümmert. Ich habe es denken können, schreiben können, in Einzelgesprächen sagen können, darüber reden können, es mir lange eingestanden, hatte mein abschreckendes Beispiel vor Augen, bin schrittweise nach Grundregeln gegangen, habe Profis vertraut und trotzdem gezweifelt, etwas in mir lies es mich nie in der Gruppe klar und deutlich aussprechen. Als Co war ich voll mit der Co-Trockenarbeit ausgelastet. Dann war sowieso alles das Gleiche, ohne Stoff. Da war ein Therapeut, der meinte, nicht so ganz, Menschen, die meinten Kalli, du doch nicht, ganz eng Verbundene, die klar wußten: du nicht, ein Hausarzt, der ignorierte, eine Frau, die sagte, du weißt nicht wie es ist zur Tanke laufen zu müssen, was weißt du denn.

    Da waren Zweifel, für was? Sie waren manchmal einfach da. Jetzt sind sie weg. Ich habe gestern erlebt, wie stolz Menschen auf sich sind, nicht darauf daß sie Suchtkrank sind, nicht nur darauf daß sie trocken wurden, nicht darauf daß sie Co sind, nicht nur darauf daß sie Co-trocken wurden, darauf daß Sie Veränderungen in ihrem Leben erfahren haben, sich selbst erfahren haben und was dann alles passierte.

    Da war einmal ein Gemeinschaftsabend beider Gruppen. Verstört ging ich nach Hause und dachte was sind die verstört, was bei denen so im Kopf abgeht. Eine Frau lehnte alles ab, einfach alles. Ich dachte, was macht meine Ehe noch für einen Sinn, wenn meine Frau irgendwann alles, einfach alles, auch mich ablehnt. An dem Abend war ich verstört.

    Ich habe mich riesig darüber gefreut, daß meine Frau meinte, ich solle Wäsche mitbringen, sie würde die schnell waschen, das war so was von über den eigenen Schatten springen, ich habe respektvoll gestaunt. Ich habe mich riesig darüber gefreut, daß meine Schwester mir anbot ein Büttchen bunt zu waschen, gleich fragte wann ich denn vorbeikommen würde und meine Mutter fragte was sie kochen soll. Ganz toll, ich kann das dankend annehmen, aber ich muß nicht. Ich möchte daß gar nicht und ich denke immer mehr das Eine vom Anderen unterscheiden zu können.

    Meine Entwicklung betrachte ich mal so:

    Fortlaufen, Gedanken löschen, ab hauen vor der Veränderung, der Angst, dem Schmerz, dem Verlust, entweder oder. (eine Ausweichalternative suchen oder Trennung/Scheidung, Krankheit, Suizid, Kurzschluß, wären das Ende)

    Schreiend gegen die Wände hämmern, aus Unverstand (Depression, Träneneimer voll Rotze, Selbstmitleid, Rückfälle)

    Langsam stehen bleiben mit Ausschlägen, Leere (loslassen)

    Stehen, den Schmerz, die Angst, greifen, festhalten, ansehen, die Veränderung spüren, begreifen und wachsen (sowohl als auch).

    Änderungen herbeirufen, mit Freude gegen den Strom treiben, zu tun, zu erleben, zu leben

    Sehen wir mal, wie es sich so lebt. Was jetzt kommt wird immer neuer.
    Neu ist auch, ein nahtloses Auffüllen entstandener Lücken bei anderen zu entdecken, nicht direkt einzugreifen.

    Jetzt wird es interessant zu leben, eben ganz neu.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Ihr Lieben,

    da waren wir wieder einen großen Schritt weiter und bewegten uns freudestrahlend aufeinander zu. Ich bin dankbar dafür, was alles in den vergangenen 2 Jahren passierte, was wir erlebten und an uns feststellten. Es motiviert mich, wenn ich sage: Ist doch schön, habe ich was fürs Leben gelernt, wäre ich sonst nicht drauf gekommen, wahrscheinlich zu früh, früh dumm gestorben.

    Manchmal erkenne ich dann, wie verwachsen das ganze Thema in uns ist, meist wenn es zu spät ist, wenn es schon bums gemacht hat, wenn ich auf der Fresse liege. Immer wenn ich auf die Fresse fliege, dann habe ich die Chance nachzudenken, in Ruhe. Ich bin da schon oft gelandet, als Kind, voll auf den Kopf, mit dem Fahrrad, voll gegen den Laternenpfahl, mit dem Kopf voll gegen die Kante vom Türrahmen, vom Baum gesprungen, vom Dach gefallen, den Fuß am Berg gebrochen, die Bänder gerissen, hier was verdreht und da was kaputt. Ich stelle fest: da muß was an meinem Kopf sein.

    Da steht im Entlassungsbericht: knöcherner Hemithorax rechts in 2 Ebenen. Früher hat es für den ganzen Krams Fachübersetzer in Weiß benötigt, heute macht das goggle. Da hat es wohl mal Rippenbrüche gegeben und ich wundere mich was da seit Jahren immer zwickt, eigentlich seit unserer Herrenskitouren vor so 15-20 Jahren, Suffandenken.

    Jetzt erkenne ich wie nahtlos alles ineinander über geht. Die Abhängigkeiten meiner Frau, meine und Ersatzsüchte. Je unabhängiger wir voneinander sind, je scheinbar weiter wir getrennt sind, je mehr sind wir zusammen, wachsen wir, jeder für sich.

    Ich bin dankbar dieses erleben und erkennen zu dürfen, in dieser Situation lerne ich davon, ein Stück Leben. Was geht es mir doch gut. Verdammt gut. Ich bin dankbar, heil zu sein. Ich habe einpaar ältere Seiten nachgelesen, als ich hier auflief, verrückt:

    Zitat von kaltblut

    Sich den Tod zu wünschen, ihn als Alibi zu haben, lässt sich nicht toppen, es gibt keine Argumente, kein Mittel, sie will keine professionelle Hilfe, ich brauche sie.

    Wisst Ihr, ich sehe sie an, denke du bist schön, finde immer Neue schöne Dinge, wir haben eigentlich keine Sorgen mehr, wir könnten so glücklich sein, alt werden und ich weiß, sie wird bald gehen.

    Ja, Gewesenes, das kann tief sitzen, kann man nicht einfach raus schneiden und die Sucht, die braucht nur einmal drauf zu drücken und alles wieder dahin.

    Wenn es so ist, dann muss ich halt die Kraft irgendwo herzaubern, um dabei nicht auf der Strecke zu bleiben und den Weg bis zum Schluss, den gehen wir gemeinsam.

    Die Zeit geht so schnell vorbei, viel zu schnell.


    Komische Sache, was ich so schrieb, was für Gedanken in mir waren. Vieles traf ein, die Kraft ging, wir gingen lange gemeinsam, bis Schluß war und die Zeit, die ging unendlich langsam schnell vorbei.

    Ich werde mir einige ausgefallen Dinge dieses Jahr erlauben. Ich habe bisher alles gut überstanden, trinke nicht, rauche nicht, sehe einer guten Zeit entgegen, aber vielleicht knallt mir morgen von irgendeinem Flugzeug ein gefrorener Pißbrocken aufs Hirn, man weiß es nicht, also mache ich was mir gut tut.


    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Guten Morgen,

    anläßlich einer Reise zu den Christian & Gospel Awards in Nashville, mieteten wir einen gewaltigen Dodge Ram, um in die Abenteuer des Lebens einzutauchen.

    Ich kann einen kleinen Weg hoch kraxeln, um nach verbotenem Edelweiss zu greifen. Gelegentlich brauche ich die Sicherheit wie auf einem breiten, vielspurigem Highway durch die Staaten zu gleiten, auch wenn plötzlich rechts und links dicke, übergroße Trucks auftauchen, um mit pompösem Gebläse unendlich lange wie fahrende Tunnelwände erschreckend einzuengen.

    Ich habe gelernt Wege zu gehen, zu benutzen, meine, für mich. Ich habe sie von den Besten gelernt, hier, von Euch. Ich sage mir, wann ich Schuhe anziehe, um zu gehen, zu laufen oder zu kraxeln, auf das Motorrad steige oder ins Auto, um zu heizen oder zu gleiten. Ich vertraue darauf, daß ich weiß wann ich abhebe, wann ich stehe oder wann ich die Sicherheit der gigantischen Highwayspuren in voller Breite spüren muß.

    Wenn ich nichts fühle, nicht weiter weiß, dann gebe ich ab, mich, betrachte meine Spur, lausche gigantischen Divas, wundere mich und glaube, an mich, mein Leben, mein Abenteuer und friedvolle Gedanken begleiten mich, einfach so.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Ihr Lieben,

    Eltern sind die größten Schwachköpfe, ich dachte ich dürfe denken, weil es das Einzige ist, was mir niemand nehmen kann. Dumm gedacht. Ich habe mich immer darüber aufgeregt, wenn mein Vater sagte: überlass das Denken den Pferden, die haben einen größeren Kopf, was konnte ich da an die Decke gehen. Du sollst doch nicht denken, was verzapfst du da für ein Zeugs… Hallo, Ärzte, wie du wieder aussiehst, total verdacht.

    Bei meiner Frau ist das genauso, sie kann abgehen wie ein Zäpfchen oder ein Vollblut, manchmal zapfe ich voll daneben. Start Ziel, elegant aus der Box, Längen voraus aufs Treppchen und mein Karren stoppt vor jedem Hindernis. Ich war der Einzige der sich umdrehte um auf die Menschen zu schauen, das Feeling zu spüren, alle anderen glotzten auf die Gäule und schmissen verärgert ihre Tippscheine weg. Ich habe nichts gegen Rennpferde, ich kann nichts mit diesen kurzlebigen zarten Tieren anfangen, sie standen mir schon als Kind nur auf den Füßen, sollen sie laufen.

    Da zapfe und zapfe ich was das Zeugs hält in meiner Birne und nichts geht mehr, oder nur im Krampf,
    kämpfender Krampf, weil nicht los lassen nur dumm macht. Birnensaft, heute hole ich mir Birnensaft, Birnensaft mit Pülpe.

    Manchmal muss ich mehrmals loslassen, immer wieder, jeden Tag aufs Neue.
    Manchmal muss ich mehrmals abgeben, immer wieder, jeden Tag aufs Neue.

    Das ist fast wie beten, komischer Gedanke, aber so komisch ist der manchmal nicht, das gibt mir wieder zu denken.

    Liebe Grüße kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Manchmal muss ich mehrmals loslassen, immer wieder, jeden Tag aufs Neue.
    Manchmal muss ich mehrmals abgeben, immer wieder, jeden Tag aufs Neue.

    Das ist fast wie beten, komischer Gedanke, aber so komisch ist der manchmal nicht, das gibt mir wieder zu denken.


    Du schreibst mir aus der Seele.Du setzt in Worte,was ich mehr ahne oder fühle.
    Aber das Erkennen,das es so ist;das jeder Tag danach verlangt,abzugeben und loszulassen...das ist schon sehr wertvoll.
    Und für mich ist das gut so.

    Lütze

    Trocken seit 2.11.2007

  • Da muss ich Euch mehr als Recht geben. Ich selber muss mich auch jeden Tag aufs Neue besinnen und wirklich reflektieren was passiert. Eigentlich jede Änderung neu überdenken, täglich an deren Stabilität feilen um es mit den nächsten Schritten ebenso zu machen.

    Ja, es ist wie beten. Es ist ein konzentrieren, ein innehalten und ein bei sich sein müssen. MÜSSEN - es gibt bei mir Momente wo ich auf die Couch muss, ruhig dasitzen und reflektieren und einfach nur Gefühl spüren um es dann umzusetzen, was das nachgedachte in mir bewirkt.

    Das was Kaltblut von dem auseinandergehen und wieder treffen schreibt finde ich schön. Ich kenne jetzt nur den Weg des voneinander trennens. Aber auch da stelle ich fest, ich gehe, ich distanziere mich und erstmalig rumort irgendwas im Kopf des kranken Alkoholikers. Vermutlich nur Spiele, die gespielt werden können oder sollen, aber das ist eigentlich schon mehr als alle die Jahre zuvor.

    Für uns jetzt sehe ich keine Chance eines Neubeginns weil keine Suchteinsicht da ist und auch noch mehr Probleme in ihm versteckt sind, die nicht nur am Alkohol liegen. Aber dieses verdammte "Loslassen" ist der einzige Weg sich selber zu finden, zwangsläufig ist das Gegenstück zum denken verpflichtet. Und sei es nur deshalb, weil etwas anders geworden ist, sei es nur deshalb weil die Bequemlichkeit eingebüßt wurde, sei es nur weil die Angst sich einschleicht wie geht es für den/die Kranke weiter.

    Viel Glück liebes Kaltblut auf DEINEM Weg, der ja wirklich erfolgreich verläuft von

    Dagmar

  • Liebe Dagmar,

    schön von Dir und Lütze zu lesen. Ich muß immer wieder üben, üben, üben. Wenn ich dann fertig bin, gibt es den Weisheitsorden am Flitschegummi. In der Realität verpasse ich mir einfach mal einen mitten vor den Kopp.

    Dagmar, das hört sich ja gut an, „wie es für den Kranken weitergeht“. Meine Frau ist jetzt ein Jahr trocken und mag ihre Probleme haben, aber ich habe meine, mein Kopf tickt nicht sauber und wenn ich dem Partner nicht gut tue, dann muß der Partner mich entfernen oder umgekehrt oder sich auflösen wie Luft, daher auch der Name Luftikus, sich auflösende Küsse in der Luft. Das werden dann lustige Spiele, auf ins Luftikus Cocofinale.

    Schön wenns schön wäre, meine Ehe wird auch ohne Alkohol immer wieder aufs Neue geprüft und gerade jetzt bin ich der Krankheitserreger. Loslassen, Einlassen, Loslassen, Sarah Brightman und the war is over, ist einer der für mich schönsten Songs. Welchen Krieg wollen wir beenden, wenn wir nicht mal mit uns Frieden schließen können?

    Da läuft was bei uns wie 2 ICEs, die auf den Gleisen aneinander vorbei düsen oder sich mit 300km/h auf einem Gleis treffen. Da läuft was, nur was da abgehen wird, ob es scheppert oder ob wir eines Tages einmal gemeinsam an einem Bahnhof aussteigen werden, wer weiß das, vorgestern war ich froh, im ICE auf der Strecke zu stehen und nicht mit dem Auto durchs Unwetter zu müssen, schwierig und gefährlich unter diesen Bedingungen Lippen in der Luft zu küssen. Auch wenn Fahrpläne nicht eingehalten werden und Küsse zu Luftnummern werden, sicher ankommen, das ist alles was zählt.

    Ich gehöre zu keiner Glaubens- oder Kirchengemeinde, aber manchmal besuche ich die kleine schwarze Madonna in der Kupfergasse in Köln. Die Menschen pilgern von weit her, sie erfahren dort etwas, ich über mich. Da habe ich einmal ein kleines Buch gekauft, von Ernst Gutting, „nur die Liebe zählt“, über die heilige Therese von Lisieux. Liebe geht unverständliche Wege, das Leben ist Liebe, Liebe ist Leben, wenn eines von beidem fehlt oder wir nichts mehr damit anfangen können, dann wird es dunkel.

    Ich habe beides, ich muß lernen, daß ich nichts davon abgeben kann, ich denke immer ich könnte das teilen, jeder hat seine eigenen Teile und muß sie selbst finden.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Liebes Kaltblut,
    ich denke, genau darin liegt unser Weg gesund zu werden - ebenso wie der eines Alkoholkranken - stop zu machen, sich den Fahrplan durchzulesen und die beste Verbindung zu suchen. Sollte es dann mal eine außerplanmässige Änderung geben, so stellen wir uns um.

    Als ich mein neues Häuschen besichtigte wollte ich mir das Örtchen betrachten, einfach nur wie der Flair ist. Eine Kirche lag auf dem Weg, genial an schwülen Tagen und ruhig, Zwang zur Besinnung. Ich war eine geraume Zeit dort wo es ein Bild gab - ein Heiliger mit Flügeln über sich. Damals dachte ich, diese schützenden Flügel könnte ich brauchen.

    Das Haus wurde mir zugesagt und handschriftlich bestäigt, auch wenn es noch keinen offiziellen Mietvertrag gibt gehe ich davon aus das Wort zählt. Diese Flügel hatte ich wohl auch.

    Schau unsere Beziehungen sind ja jeweils von zwei Seiten schwer. Leider kann ich Dir noch nicht einmal raten, weil Du schon weiter bist als ich, mehr begriffen hat und Deine Partnerin an der Trockenheit arbeitet.

    Mein Ex kämpft gerade wie ein Löwe und ist bemüht ohne Alkohol mit sich klar zu kommen. Nun, ob das funktioniert dürfte sehr fraglich sein. Aber es gibt etwas anderes was ich in dem Bezug sehr wichtig finde. Nur durch ein Loslassen und eigene Entscheidungen zu übergeben müssen beide Seiten sich überhaupt erst Gedanken machen. Nur beim loslassen kann man erfahren ob etwas "fehlt". Nur wenn die Wege sich zuweilen - egal wie oder auf welche Art - trennen kann ein Rückbesinnen erfolgen.

    Nach 8 Jahren gab es bei uns nur Alltag und eigentlich Frust. Er in der Werkstatt mit Prinzessin Alk ich mit meinem Frust am PC. Genial! Keiner von uns besann sich auf sich selber oder die Beziehung sondern verkroch sich.

    Dieser Horror, den wir gerade durchmachen zwingt beide sich zu reflektieren und die eigenen Wege zu überdenken, auch die eigenen Fernziele und Gefühle (sofern eben überhaupt spürbar). Ich habe nun den Nachteil, dass mit mir noch Spielchen gespielt werden könnten, was ich nicht immer erkennen kann, aber auch daran lerne ich.

    Du sagst, Dein Kopf tickt nicht sauber und wenn Ihr Euch gegenseitig nicht gut tut.

    Nun, Dein Kopf und Deine Gedanken scheinen Dir Probleme zu bereiten bzw. Du hast das Gefühl Deiner Partnerin nicht gut zu tun, wenn ich das richtig verstehe. Ich weiß nicht, ob wir das immer so richtig einschätzen können. Wir haben dem anderen gegenüber eine Zuneigung, bemerken etwas läuft schief und ändern das Verhalten. So und nun wird oft alles anders - wir der Partner. Eigentlich reisen wir nun ein Stück gemeinsam bis jeder eines Paares seinen Zielort kennt. Genau diese Reise ist ja auch ein neues Finden, ein anderes Sehen. Ob wir da ganz klar sehen können weil wir ja die Vergangenheit und alte Muster nicht wegstreichen können, weiß ich nicht.

    Ich kann leider auch meine Beziehung ganz schlecht als Beispiel nehmen weil mir da nicht klar ist, was da gerade mit ihm passiert oder welche Spiele er spielt.

    Aber: eines weiß ich, er ist gezwungen sein Verhalten zu überdenken. Sei es um seine Spiele zu spielen oder etwas erkannt zu haben - so wie es früher lief geht es nicht mehr. Ich selber gewinne Abstand und auch einen gewissen Frieden mit mir und dem Horror hier. Ich spüre auch je mehr ich in und bei mir bin, desto mehr ich ganz normal mit meiner Umwelt lebe desto selbstbewußter werde ich und bin für mein Gegenüber nicht mehr zu erkennen (wobei das schon länger der Fall ist, da diese Veränderung nun über ein halbes Jahr geht).

    Ich will damit einfach nur sagen, je klarer Du mit Dir kommst, desto klarer kommst Du vermutlich auch mit Deiner Umwelt. Für mich wirkt es gerade ein bischen so, als wäre ich in der Lage mit meiner Welt um mich herum - auch mit dem alkoholkranken Ex-Freund Frieden zu schließen. Dies aber in meinem Fall nun nichteinmal über den Wunsch im Kopf sondern irgendwas ist passiert, das ich selber so nicht verstehe.

    Vor allen Dingen spüre ich das im Außenkontakt zu neuen Menschen. Ich bin wieder so wie früher: offen und nehme neue Menschen um mich wahr, suche den Kontakt und freue mich über genau diese neuen Gespräche. Das schon kommt nach außen und scheint das gesamte Umfeld zu beeinflussen.

    Am deutlichsten spürte ich es bei meiner Mutter, die ähnlich tyrannisch sein kann wie mein Ex. Irgendwann fand ich die Verbindung der beiden, war erst sehr böse und ab dem Moment musste meine Mutter mich anders kennen lernen. Nicht böse, nicht wütend, sondern mit bestimmenden Aussagen. Ich, alter Esel, habe wohl bis jetzt gebraucht um mich von ihrem Druck frei zu machen. Ihr und sein Druck - die fallen nun von mir ab.

    Bei Dir kann das ähnlich werden wenn vielleicht mehr Frieden in Herz und Kopf ist. Du Dich nicht als Hemmnis für sie betrachtest (falls ich das richtig verstanden habe) sondern als Mensch der sie schätzt. Denn solche Menschen, die jemanden schätzen, sind immer Gold WERT, egal ob als Partner oder Freund!

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Kaltblütiger,

    wenn ich dich lese, kommt es mir so vor, als ob die Zufriedenheit immer noch nicht wirklich bei dir eingezogen ist. Ich denke, du kannst noch so viel loslassen, um einen gemeinsamen Weg zu finden, wenn nicht wirklich klar ist, ob der Weg auch wirklich gemeinsam sein soll.

    Manchmal müssen und dürfen wir auch Etwas loslassen, was wir vielleicht ganz anders gelernt haben.

    Du kannst nichts erzwingen - auch nicht mit noch so viel lieben und loslassen.
    Manchmal hilft nur Akzeptanz.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ette,

    schön Dich mal wieder zu lesen, ich dachte schon Du hättest Dich in den Garten verpflanzt.

    Zufriedenheit finden? Was soll ich denn suchen, wenn ich es schön lange habe?

    Seit einigen Wochen versuche ich fit zu werden, aber es klappte nicht. Ich konnte meine spedimeter aufziehen wie ich wollte, ich bin kein Asket, meine anatomischen Voraussetzungen und mein Hohlkreuz setzen da natürliche Grenzen, es klappte nicht. Es muß angenehm sein, in der 70kg Liga mitzuspielen, wenn die Mädelmähnen mit Augenlinksgedanken umherfliegen. Ich träume respektvoll davon, aber Kaltblüter spielen in einer anderen Liga.

    Wenn die Balance nicht stimmt, geht nichts bei mir und durch verschiedene Umstände ist mein gutes 89er Vorjahresgewicht wieder auf 97kg angeschwabbelt. Als ich auf einen guten Weg war, bin ich aus ungeklärten Umständen einfach mit einer Vollbremsung vom Motorrad geflogen. Das war ein technisches Problem, aber wer will das wirklich wissen, wenn Deine Amnesie Dir Dein Bewußtsein nimmt. Noch unangenehmer ist es, wenn Deine Motorik leidet, wenn Teile Deiner Erinnerung fort sind und Du wochenlang so tust als ob und überhaupt keinen Schimmer hast, mit vertrauter Gewohnheit kannst du einiges kaschieren. Da ich 96 schon einmal einen Kurzschluß hatte und plötzlich ohne Gedächtnis da stand, nur noch Mickymaus sprach, gab das zu denken. Wir haben hier gute Leute.

    Ebenfalls vor so 12 Jahren ging ich mit Infarktverdacht ins Krankenhaus, das war zum Glück nur die Strahlung eines eingeklemmten Nervs. Man weiß es ja nicht, ich hatte seit Monaten Gefühlslähmungen in der gesamten rechten Seite, von den Lippen bis zum Zeh, habe ich nie so ernstgenommen, ich dachte immer das wäre streßbedingt , psychosomatisch oder so, Hypochonder, wir Kerls sind ja nun mal dazu veranlagt, da in der Mitte aber alles OK war, habe ich da nichts drum gegeben. Spezialisten werden das richten, alte Geschichte nur neu.

    Heute morgen bin ich erstmals ganz locker, federnd gelaufen, hab meine Übungen auf den Parkbänken und an den Fahrradständern der Schule gemacht und überlegt, ob ich die Strecke von so 6km auf 10km ausdehnen soll, habe aber dann aufgrund drohender Blitze die Schrittlänge verdreifacht und die Taktzahl auf dem letzten Km drastisch erhöht und es hat funktioniert, es war einfach geil.

    Ich komme morgens an einer Firma vorbei, wo die Leute draußen stehen und paffen. Die haben immer geschmunzelt, weil ich ziemlich alte Klamotten in bequemer Größe 56 trage und genau auf deren Höhe immer die Puste ausging. War mir das peinlich.

    Da es wärmer ist, meine Hose weg war, habe ich ne Kurze gekauft und ein 50er armfreies Wampenleibchen angezogen. Heute bin ich locker, da vorbei und stolz, heute hat keiner geschmunzelt, weil das alles wieder fest geworden ist, die waren still und haben geglotzt. Ich denke mal, ich bin wieder auf feste 92kg runter und da geht noch was, die 89 vom letzten Jahr hole ich mir und was zum Festhalten halte ich mir. Ich brauche kein Asket zu sein, aber mit einem Azteken oder Avelignesen kann ich mich gut anfreunden. Meine Jungs trainieren täglich und sind ganz schöne attraktive Sexpacks geworden, die können sich immer noch wie junge Hunde balgen. Wir haben gestern was Armdrücken gemacht. Tut gut wenn Papa großkotzig sagt: also übt noch was, das wird schon.

    Was mir aber richtig Spaß bereitet hat ist, daß einige Fahrradfahrer plötzlich grüßen, sogar Fahrradfahrerinnen grinsen ganz breit und nette Hundeausführerrinnen die immer verstohlen oder verpennt ,schüchtern weg sahen, die grinsen frech. Das tut richtig gut.

    Wir lernen immer Neues dazu, über uns und wenn wir denken alles ist genauso wie es sein soll, da erfahren wir, daß wir im Widerspruch leben, gelebt haben, leben müssen. Alles verändert sich, wir, Dein Garten, der wird nie mehr so sein wie er gestern war, wie wir, wir haben alles und alles wird immer anders.

    LG und buddel Dich nicht so tief ein kaltblut

    NS: neulich habe ich ein Schild gesehen, da stand: neuer Matjes? Was ist denn neuer Matjes? Hatten die vorher nur alten, aus dem Vorjahr?

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Jou, der Matjes brauch ja Zeit zum Reifen, und die Heringsschwärme gibt's halt nur im Frühjahr. Dann wird eingemacht und gelagert, bis zum nächsten Frühjahr.

    Alter Matjes ist auch gut, da er schön durchfermentiert ist. Er wird immer zarter mit der Zeit, immer ausgewogener und würziger.

    Bei mir im Süden der Republik ist guter Matjes Mangelware, und Heringe gibt's schon gar keine mangels Meer. Also nehmen wir kleine wohlschmeckende (aber leider sehr grätenreiche) Weissfische, Rotaugen, Rotfedern, Güstern, Blei, Lauben, die ganze Palette.

    Und dann wird eingelegt, wie im Norden.

    Aber was ich eigentlich sagen wollte: Ob 97, 92 oder 89 Kilos: so lange Du Dich damit wohlfühlst, ist das Gewicht doch OK, oder? Ich kann mir aber das gute Gefühl von -5 oder -10 kg gut vorstellen, ich genieße es auch jeden Tag auf's Neue. Die 85 schaffst Du auch noch, wenn Du willst - oder sonst eine (magische?) Grenze, da hat jede(r) seine eigene. Es dauert halt ein wenig, wie immer. Zugenommen haben wir ja auch nicht in einer Woche... :oops:

    LG
    Spedi

  • Hallo Spedi,

    aha, also wenn da steht frische Matjes, kann das auch Resteverwertung sein. Wichtig ist, daß ich mich frisch wie ein junger Aal fühle und nicht wie eingelegt Altware, mach ich, nur mit dem Gewicht, bei mir sind die wichtigen Organe halt schwerer, ich trage Kopfgröße 63 plus Mähne, ist schon ein großer Hecht, Wal, Pottwal, genau, landet ja fast eh alles im Pott.


    Hallo Dagmar,

    vielen Dank für Deine umfangreichen Worte. In meiner unbeholfenen männlichen Sprache wirst Du gelegentlich lesen, daß mir was bis zum Hals steht, das ich bekloppt bin, einen weg habe, irre bin, in glitschiges Stinkepampe trete, gegen Wände laufe oder sogar Betonpfeiler köpfe. Das sind Kraftausdrücke die mein Unverständnis wiedergeben. Ich kann keine Kinder bekommen, deshalb wird mir immer ein Stückchen Verständnis fehlen, aber ich habe welche gezeugt, dafür habe ich paar cm mehr.

    Dummheit ist Unverständnis und hat wenig damit zu tun, wie wir ausgestattet sind. Ich bin ganz froh, daß ich mit 2 cm mehr auf die Welt gekommen bin, meine krummen Gedanken reichen mir. Eine wünschenswerte Ausstattung sind für mich Flügel. In Beziehungen sollen Flügel wachsen, Federrupfen führt leider zum Absturz und in die Mauser kommen wir früh genug. Ich kann ein ganz schön dummer Wal sein, kein Hering, aber auch dumme Wale haben ihr Recht zu fliegen. Geile Vorstellung: Hochseeangeln mit Spedi und ein Wal kommt flügelschwingend angeflogen.

    Schön, wenn Du denkst, daß ich viel weiter bin als Du, dann bin ich ja ein Gewinnertyp, vor Dir am Ziel.
    Stimmt, wenn ich laufe, gehöre ich nicht mehr zu denen die ihre Beine noch nicht bewegt bekommen, die alle 100m stehen bleiben, die keine Luft bekommen, die schamvoll auf den Boden sehen. Ich bin da schon ein großes Stück weiter, bald werde ich 10km laufen, 20km, 50km, 100km, 1000km, um die ganze Welt. Eine gute Bekannte ist Triathlon Champ Ü40 geworden, gut, es gab nur 5 Teilnehmerinnen in ihrem Land. 14 Tage später ist sie so schwer mit dem Fahrrad gestürzt, daß es ein Wunder ist, daß sie lebt und wieder dabei ist.

    Das Ziel ist in Dir, ich werde andere nie einholen können. Wenn Du aus Dir heraustrittst, kannst nur Du wieder hineingehen, das ist immer nur 1 kleiner Schritt, Deiner, zu Dir.

    Gelegentlich höre ich gefrustete Aufschreie und sehe die Damen hier unbefriedigt auf ihrem Stuhl rumschubbeln. Ich finde auch das sind verschwendete Ressourcen, aber das wird schon alles so seine Richtigkeit haben, zumal, auch wenn ich die Hände in den Schoß lege, muß ich ja nicht tatenlos sein. Zwei gesunde Hände sind mit dann doch lieber als Flügel, Wahlflügel.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Ihr Lieben,

    ich habe leider Paranoia, ist nicht ansteckend, aber hallo, Wahnvorstellungen, Hirnschaden, verrückt, wahnsinnig? Auch daran mußte ich mich jetzt erstmal gewöhnen, ja, habe ich, ein typischer Bekloppter. An was ich mich hier schon alles gewöhnen mußte, wo ich vorher noch nie was von gehört hatte oder was in meinem kleinen Dickkopf was ganz anderes war, die Wonne des Gewöhnlichen, der Normalzustand eines Verrückten. Gewußt hat es ja jeder.

    Da bin ich gar nicht alleine, auch eifersüchtig sind viele, halt eifrig bei ihre Sucht. Sie erleiden Verlustängste, bilden sich Dinge ein und reagieren. Andere bekommen Schuldgefühle und wollen es dem Partner, den Kindern, der Familie so gut machen wie es eben nur geht und vergessen sich dabei. Wieder andere sehen ihr Heil nur noch im totalen Krieg oder in der absoluten Veränderung.

    Noch andere bekommen den 7. Sinn. Sie bremsen auf der Autobahn, bevor der LKW ausschert, haben das gerochen, Glück gehabt, 7. Sinn eben, Paranoia, besser als sich an der Leitplanke aufzuteilen. Einige werden jeden Samstag Lottokönig, ganz Tolle wurden gestern schon Weltmeister, mein Ältester hat auch gerade was an der Klatsche: zieht ein Deutschlandtrikot über die Lederjacke, macht vor der Disco mit dem Bike einen Freudenburnout und vergiß daß so ein Reifen 250 Euronen kostet, Weltmeister, ich werde....

    Politik ist ja auch so was, da wird vorausgesagt was mit Sicherheit nicht eintrifft, Paranoia hihi, gegenüber Politikern habe ich es echt leicht, was geht es mir gut. In Berlin gibt es Glashaus, das ist jetzt für mich so was wie ein Paranoium, die geistige Zentrale der Verwirrtheit. Da kann ich doch wieder richtig über mich selbst lachen, was geht es mir gut.

    Dafür war ich heute auch was länger laufen, meine Strecke schaffe ich in unter 25 Minuten, und da meine Lunge gerade aufsteht, sich in bisher unbekannten Dimensionen aufbaut, Wahnsinn, nach fast einem Jahr, ich werde noch einen neuen Lungenfunktionstest machen, also ich war knapp1 Stunde weg und kann mich nicht daran erinnern in den letzten Jahren einmal so ausgeglichen und unangestrengt unterwegs gewesen zu sein. Ja, nicht im Sprint, ist ja auch kein Gewitter in sich, ich hätte immer weiter laufen können. Am Liebsten wäre ich zwischendurch mal in die Sieg gesprungen, dann dachte ich aber, wenn dir jemand die Klamotten klaut und dann nackelig an den Jungs aus der Firma, die da immer ihre Fluppen qualmen. Langsam spüre ich auch wieder Stellen die gefühllos waren und mein Knie, für daß ich vor paar Monaten noch verstärkte Bandagen kaufte, arbeitet astrein. Ich konzentriere mich darauf im Lauf jeden Nerv zu spüren, das ist lustig. Wenn ich die Pobacken beim Laufen zusammenkneife und was weiblich bewege, ist das auch eine lustige Sache, sieht mich ja hoffentlich keiner. Auf jeden Fall ist das Realität, nix Para und auch nix noia, neue Laufschuhe brauche ich.

    LG und schönen Tag Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hi Carlos,

    wenn dir das nächste Mal wieder nach baden ist und du befürchtest, dass dir einer die Klamotten klaut, dann ändere doch einfach deine Laufstrecke. Lauf hier durchs Forum - bestimmt bekommst du dann nur wohlwollende Blicke und - womöglich noch diese Art von Pfiffen, die Jungs immer den Augenweiden-Mädels hinterher pfeifen...;-)

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ihr Lieben,

    heute, nach langer entbehrungsreicher Vorbereitungszeit, habe ich mir endlich mal wieder eine gegönnt. Ich meine, es ist einfach so passiert, über mich gekommen, ich hab sie gepackt, vernascht und bestiegen.Das ist jetzt schwer zu verstehen, Emma weiß vielleicht was ich meine. Eins nach dem Anderen.

    Gestern Abend, da habe ich sie gesehen, stolz, stark, anziehend, ein Hammer wie sie so da stand. Schlecht drauf bin ich ja z. Zt. überhaupt nicht und was einmal im Kopf ist, dat ist da festgesetzt.

    Wie die letzten Tage und Wochen, stehe ich mit den Vögeln auf, ansonsten bin ich ja ein enthaltsamer Mensch, halb Mensch halb Mönsch, nur Kutten stehen mir nicht.

    Ich habe sie mir also gepackt, das wird sich keiner so richtig vorstellen können. Das erstemal ist auch was Besonderes. Eigentlich nicht, das war doof, mit meiner Frau auch, das war eher so, Fingerschnipp und kaputt. Heute, das waren 1 Std. 45 Minuten und ich hätte noch ziemlich lange weiter können gekonnt.

    So junge Dinger wie Emma haben da ihre Probleme, aber das lernt man mit den Jahren. Dann wird vieles viel schön. Gibt es Emma eigentlich noch?

    Auf jeden Fall heute morgen bin ich rauf, ich hatte ein Ziel vor Augen, Tage, Wochen habe ich mich auf so einen Augenblick vorbereitet, dann hat es einfach päng gemacht. Ich habe nicht mehr locker gelassen, alles durchforstet, alles war ideal, Feuchtgebiet ohne Ende, hat ja auch heftig geregnet, ich bin hoch, in jeden Winkel, hab mir alles genau angesehen, dann konnte ich nicht anders, ich habe mich hingekniet und Gott gedankt, noch paar Liegestütz durchgezogen und mich voll auf mein Chi konzentriert, ich habe es zurück, ich kann mich spüren, jede Zelle meines Körpers. Es ist ein wunderschönes Gefühl wenn die Energie durch den Körper fließt, ich habe laut jaaahh gerufen, das hat man bestimmt bis nach Bonn gehört. Das war kein Irrenschrei, auch nichts Künstliches, eher so was, wie wenn Rocky in Philadelphia die Stufen hoch läuft und oben eine Luftsprung macht. Dann bin ich sehr stolz auf meine Leistung, ohne Pause abgestiegen und habe es nochmals zurück gemacht, die letzten Minuten mit Volldampf, ich bin ohne Atemnot unter die Dusche, ein geiles Gefühl.

    Gönne Dich Dir selbst, stand an der Pfarrtüre, um in der Abtei lag ein Schriftstück aus, dessen Wortlaut der heilige Bernhard in einem Brief an Papst Eugen III geschrieben hat, die haben mir kurz den Atem genommen. Nö, ich bin immer noch kein Kirchgänger, Läufer, ich bin bis in die Siegburg hoch gelaufen, Wiki mußte mir erstmal erklären, was für Goldklunkers da stehen, der Annoschrein von 1183, ich meine, welche Stadt hat einen Erzbischof da liegen von 1183? Heute fahre ich da mal, hin. Iich will schon wissen, wie viele km das waren, ich habe nämlich keine Ahnung.

    Es hat mir gut getan. Wißt Ihr, meine Jungs bauen auf, machen täglich Ausdauer und Krafttraining und der Alte muß abbauen. Die Jungs sehen schon klasse aus, ich bin da auch überzeugt, mit denen an den Strand, ich bin da nicht lange alleine, aber ich tue lieber was für mein Lebensalter.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

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