butterweich und steinhart zugleich

  • Hallo Kaltblut,

    Zitat

    Meine Frau spricht nicht besonders gut über das Forum und wenn ich mich hierhin verdrücke kann sie ganz schön keifend werden, „bist du schon wieder in diesem Forum“. Ich weiß ja auch warum, sie kann diese Welt hier nicht greifen, aber daß ist ihre Sache.

    Klär mich doch mal auf bitte,.........

    Womit kann deine Frau nichts anfangen ? Mit dem Forum hier, weil online?

    Oder weil sie sich doch nicht so wirklich als Alkoholikerin sieht ?

    Siehst Du dich eigentlich ausschließlich als Co, oder auch als Alkoholiker ?

    Lieben Gruß, Rose

  • Hallo Bokins,

    wie auch in einer realen SHG kannst Du auf Deine Art Deinen Senf dazu geben, nur zu, Holzhämmer sind auch willkommen. Ich schreibe hier für mich, um Dinge öffentlich zu tun, die mir gut tun, die vielleicht auch andere verstehen. Wenn mir jemand sagt ich sei durchgeknallt, was ich oft war, kannst Du alles nachlesen, dann kann ich an die Decke gehen, es annehmen oder nichts tun. Ich habe oft gesehen, daß ich mich selbst nicht verstanden habe, aber irgendwann schon und da haben mir auch fremde Fragen geholfen.

    Ich erinnere mich aber auch daran, daß hier riesige Komplexe abgehandelt wurden und ich dachte, sorry, fühlt Euch bitte nicht angegriffen: Weiber, was die für einen Sch.. schreiben. In meiner damaligen Situation war ich weder in der Lage zu verstehen, noch zu hinterfragen, noch zu begreifen, für mich hatte vieles mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun und das hieß: sch. Alk, ich will meine Frau zurück. Auch habe ich mich mit vielem beschäftigt, viel mit anderen, viele Texte geschrieben, aber nicht abgesetzt und das war gut, irgendwann habe ich den Überblick verloren, nur mit mir, da habe ich mich dann doch nicht so richtig beschäftigt, das dauerte verdammt lange, auch weil es sehr unangenehm war und wieder weh tat den Dreck rauszulassen.

    Der Coatch meiner SHG macht das 34 Jahre, der weiß was, der lernt jeden Tag dazu. Ich finde es wunderschön, das ist Leben, pures Leben, so komplex und so individuell, es paßt nicht in ein Buch, das sind unendlich viele Bibliotheken voll. Als ich hierhin kam, da dachte ich auch irgendwo steht genau was ich tun muß, Anleitung 2037 ist für mich, irgendwer wird mir schon sagen was zu tun ist. Es gibt diese Anleitung, sie heißt 2036, ich habe sie zigmal überlesen und bis heute nicht gefunden, ich muß sie für mich schreiben, nur für mich. Ich mache dieses Jahr die 50 voll und bin gerade mal 2 Jahre da, das ist nichts, aber es tut mir unendlich gut, diese zwei Jahre haben mich verändert.

    Wenn jemand nicht meiner Meinung ist, dann habe ich ein Problem, aber nur wenn ich damit nicht leben kann, nur, ich könnte selbst dann damit leben, wenn hier ein nackter Hintern über den Monitor hüpfen würde. Ein richtiges Problem habe ich nur dann, wenn es mir richtig weh tut und ich mir dieses „Richtig Weh“ nicht genau ansehe, bis das der Schmerz fort ist. Und jetzt glaube mal nicht, daß ich dazu immer bereit oder in der Lage wäre. Wenn der Alk oder Co verschwinden, wenn wir das Glück haben das gemeinsam in einer Ehe oder Beziehung zu erleben, dann gehen wir erst in die nächste Runde und in die Nächste und in die Nächste. In jeder Runde gibt es ein entweder oder, oder ein sowohl als auch und jeder hat ein Geburtsrecht auf sein eigenes Leben.

    @ Rose, ich bin als Co hier gelandet und lernte alkoholabhängig zu sein. Ebenso habe ich lernen dürfen, daß es kein bißchen Co und kein bißchen Alk gibt, sondern es gibt nur ein klares Ja oder Nein und daß wir uns alle, das mag jetzt einigen Co-abhängigen nicht mehr schmecken, ab einem bestimmten Punkt nicht mehr unterscheiden, vielleicht noch, durch die Anzahl der auf der Lauer liegenden Rezeptoren.

    Meine Frau steht zu ihrer Krankheit, geht einen geraden Weg, sieht die Dinge manchmal anders als ich, wodurch wir gelegentlich aneinander gerieten, aber das ist ihre Sache, sie ist im 10 Monat trocken und besucht regelmäßig 2 Gruppen. Sie findet, daß ich hier zu viel Zeit verbringe, daß vieles nicht in die Tiefe und am Thema vorbei geht, nicht hilft, überflüssig ist und hier nicht diskutiert wird. Das kann sie, messerscharf, Eingeweide abschneidend, da war ich immer ganz schön hilflos. Jeder muß seinen Weg gehen, Hauptsache trocken.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Ihr Lieben,

    nachdem ich jetzt 1 ¼ Jahre in eigener Wohnung gelebt habe, ist sie zum 30.4. gekündigt. Fast alles was ich angeschafft habe wird wieder verhökert, rausgeknallt und zwischenzeitlich habe ich etwas Unordnung bzw. es ist ungemütlich. Was ich da so alles beim Ausräumen meiner Schränke finde: Liebesbriefe, Jahre oder auch Beziehungsreklamationsschreiben. Vor einem Jahr saßen wir zusammen und wollten eine Aufstellung für unsere Wünsche, Ziele und Bedürfnisse machen, irgendwie wurde da nie was draus. Das Skript fiel mir jetzt in die Hände. Es wäre eine schöne überflüssige Beschäftigung gewesen, die Schaffung einer Trennungsgrundlage, an der wir schön die unpassenden Dinge hätten ablesen können, Alibis für unser Tun gefunden hätten und wahrscheinlich all die kleinen Keimlinge in uns übersehen und untergegraben hätten.

    Ich habe meine Frau gefragt, ob ich das alles entsorgen soll oder ob sie es noch aufbewahren möchte. Sie meinte, daß sei meine Sache, da wollte ich alles durch den Reißwolf jagen, packte mir so einige Seiten und las. Jedes Wort kann ich nachvollziehen, den ganzen Müll einiger Jahre. Aber da war noch mehr, liebevolle Zeilen, wie ich sie noch nie vorher gehört habe, wie ich sie seit langem vermisse. Ich nehme alles mit, denn das Leben besteht nicht nur aus Müll, nicht nur aus Freuden, es bleibt sowohl als auch.

    Bin ich überhaupt noch Co oder nur noch ein ganz kleines Cochen? Bin ich jetzt wieder Co, weil ich zu meiner Frau ziehe, weil ich mich für sie entschieden habe, weil ich sie immer noch liebe und weil sie immer noch meine Frau ist, weil ich sie vermisse? Wäre ich ein anderer Mensch, wenn ich einsam Rinder in Blumenau hüten, im Businesstrubel mein altes Pensum absolvieren würde oder als einsamer Wolf täglich um die Häuser ziehen würde? Ist es nicht egal, was ich habe oder bin oder wie ich scheine, denn ich trage doch alles in mir, mich und so lange ich mich nicht gelassen ertrage, mich nicht selbst aufgeräumt habe, ist alles andere Makulatur, Lebensmakulatur. Nur ich kann mich aufgeben, so lange ich mich nicht aufgebe kann ich mich nicht verlieren, so wie damals meine Kinder oder meine Frau.

    Jedes Teil, jeder Nagel, hat mir damals etwas gegeben, das war einfach ein schönes Erlebnis, meins, nur für mich. Ich hatte unvergeßliche Erlebnisse, Erkenntnisse und Trauerschauspiele. Jetzt bin ich froh, wenn dieser Abschnitt schnell beendet ist. Durch die neuen Mietvertragsbedingungen brauche ich nicht zu renovieren, ich lasse die Makulatur einfach zurück.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Kalublut,

    alle Menschen sind CO's oder Cochen's und sie werden es ein Leben lang bleiben, solange sie die Beziehung zu anderen Menschen suchen.
    Hauptsache, man hat bei sich selbst aufgeräumt.

    lG, bokins

  • @ bokins: Nein, ich bin, wie webby, auch der Meinung, dass die Tatsache, dass wir in Beziehung zu anderen Menschen treten wollen, nicht zwangsweise unser Co-Sein bekräftigt. Beziehung, gesunde Beziehung, setzt voraus, dass ich auch mit mir alleine zurecht komme, mich selbst annehmen kann. Nur dann kann ich in Beziehung zu anderen Menschen treten und nicht nur in Abhängigkeit von ihnen leben.

    kaltblut : Es ist doch schön zu lesen, dass deine Frau jemanden hat, auf den sie sich so verlassen kann. Sie kann sich glücklich schätzen, jemanden wie dich zu haben, der für sie sorgt und ihr folgt. Der nach fast 50 Jahren in einer Gegend alles aufgibt und dorthin geht, wo sie sich wohlfühlt. Vielleicht hast du ganz einfach deine Unschuld wieder gefunden.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ihr Lieben,

    hieß ein Lied nicht Colinka? Von mir aus kann ich alles sein, entscheidend ist doch wie ich damit umgehe und das lernen wir, gelassen und zufrieden damit leben, egal was wir bekommen. Da fällt mir spontan ein, weil ja auch so viele Frauen Cos sind, daß manche eine Kalinka bekommen und sich von Tag zu Tag japsend hangeln, andere von Mutterglück einfach glücklich strahlen.

    Webby, warum sorry, ich freue mich doch auch daß Du mal vorbeischaust. Da fällt mir der Ärztesong ein: ... Junge ....und wie du wieder aussiehst...geiles Lied. Die Worte gab es schon vor 40 Jahren von meinem Paps.

    Bokins, solange wir es zulassen, sind und bleiben wir alles Mögliche auf der Welt, was in unseren Kopf paßt.

    Ette, schön daß Du mal wieder mit dem Zauberstab über die Tastatur gehst. Loslassen zu erfahren ist etwas Wunderschönes, Einlassen aber auch und es tut mir gut, mich wieder mit meiner Frau einzulassen. Funktionieren kann das aber nur wenn wir Zwilling sind, zwei die sich einlassen und sich dabei frei gewählt wohl fühlen.

    Die mir etwas um den vorderen Mittelkörper durchhängenden Massen können relativ einfach in Fasson gebracht werden, anstrengungslos, wenn ich daran Freude habe. Freude zu leben, Freude ein selbstständiger Zwilling zu sein. Eigentlich geht alles im Leben einfach, wenn ich eine gewisse Gelassenheit besitze, Freude und Zufriedenheit empfinden kann.

    Nö, Unschuld hab ich keine, hab ja auch keine Schuld. Vielleicht war ich heute was schnell auf der Autobahn unterwegs, hoffentlich hat mich keiner gesehen, aber das war so was von geil, mit meiner neuen Geliebten, eine ranke Italienerin, ein lammfrommes wildes Tier, wir lernen gerade ganz neue Dinge. Hättest Du mir von 25 Jahren gesagt, daß ich in 25 Jahren auf so was stehen würde, ich hätte Dich nur kopfschüttelnd angesehen.

    Ich lasse mir die ganze Zeit skybird auf der Zunge zergehen, mir gefällt es:

    Zitat von skybird


    ...zum Thema "müssen":

    LG Kaltblut

    edit summerdream: bitte keine zitate - thx

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Ihr Lieben, hallo sonnige Karotte,

    für mich ist heute Fallenlassen, wie auf die Fresse fallen lassen und in den Poppes nochmals die spitzen Schuhe hinterher, erledigt, Türe zu, so wie ich das gelernt habe: Indianer kennen keinen Schmerz, Hand ins Feuer halten und wenn sie ab ist, ist sie ab, da muß man dann durch, Kruppstahl, deutsche Eiche und so Hirnverbranntes. Ich finde es leider nicht mehr, ich meine Klaro hat mich da einst ausgeklärt, vielleicht kann er es mit seinen Worten besser verständlich machen. Irgendwie ist Fallenlassen wie ein umgeschüttetes Glas Milch, was weg ist, ist weg.

    Loslassen ist jetzt eher wie sowohl als auch. Da hatte ich gewaltige Verständigungsprobleme. Ich kann doch lieben, ohne daß man zusammen ist. Das ist dann eher so wie aus Möhren Karottensaft zu machen. Loslassen und weg um das Beste draus zu machen, für sich selbst. Ich habe das damals so verstanden, nur nicht umgesetzt, weil so etwas Gravierendes, das hieß bei mir: entweder Beziehung oder keine Beziehung, eine ausgesetzte Ehe bedeutete Scheidung.

    Seinlassen das lernen wir hier, wir brauchen nicht die Hand auf die Platte zu legen, um zu spüren wie es brennt, nur oft bleibt das der einzige Weg. Ich weiß noch wie mein Kleiner ins Büro kommt und fragt was das für ein tolles Messer sei. Ich erkläre alles, er nimmt das Messer, sieht sich alles an, klappt es zusammen und hat den Finger auf der Schneidseite, ab ins Krankenhaus. Wie haben unendliche Stories von unseren Kids, aber als reife erfahrende Menschen noch laufend auf die heiße Platte zu langen? Irgendwie ist das wie ohne Höhepunkt keinen Tiefpunkt zu erfahren.

    Zerrissene Jeans und rote Juppiturnschuhe, ich muß das nicht haben um mich wohl zufühlen, alles in der Tonne, Ärzte, in der Lifeaufzeichnung heißt es übrigens anders: wie ich wieder ausseh... Ich versuche mich gerade zu normalisieren. Es gibt aber Dinge, die wird meine Frau nie verstehen, da fehlt ihr was. Ich bin nach der Kinderpause 10 Jahre mit einem japanischen Kardantier unterwegs gewesen, dann kam die kleine rote Italobraut mit den zwei riesen Dingern und den offenen Tüten und ich war weg. Das war der Wahnsinn, aber sie war noch anfälliger als meine Frau, da mußte sie weg. Suzi hat mich dann wieder auf Fordermann gebracht, was ein Tier, 126Nm am Riemen, das war was. Meine jetzige ist wieder ein Zweizylinder, in Kunststoff gehüllt, unauffällig, erfolglos, leise, zahm, aber man kann da was Gewaltiges raus kitzeln. Das liegt jetzt nur an mir, ob ich gelassen meine Bahnen ziehe oder durchknalle und überkitzelt in Einzelteilen an einer Leitplanke klebe. Ich erlebe da gerade etwas ganz Neues, unglaublichen Spaß beim Fahren auf 2 Rädern, heute auch auf Einem (hihi), wie in meiner Ehe, daß ist dann irgendwie das Einlassen nach dem Seinlassen. Meine Frau und ich, wir sind zusammen gewachsen, nicht zusammengewachsen. Eins sein, verwachsen zu sein, große Liebe habe ich das mal genannt, beidseitig abhängig zu sein, sich ineinander fallen zu lasen, das hatte auch was, da geht ein Teil kaputt, wie Abflug, Leitplanke.

    Heute war Sesseltag, Therapiestunde, den Monat Revue passieren lassen. Eigentlich habe ich 3 Dinge für mich festgehalten:

    Daß das ganze Leben Veränderung bedeutet und manchmal habe ich mich festgebissen, z. B. an meiner Frau, bis hin zum Selbstbetrug, für den Anderen verantwortlich zu sein, da beginnt eine liebevolle Selbstlüge und wir geben uns dann noch viele Alibis und merken nicht, wie uns eine lange Nase wächst, die kommt in die Speichen, dann haben wir es wieder, Abflug, Leitplanke, kaputt. In Freiheit das Leben genießen heißt loslassen und dann kann die Liebe ganz ungezwungen zurückkommen, kann, muß ja nicht.

    In dem Zusammenhang hatten wir noch was Anatomieunterricht. Ich finde die Äußerung interessant, daß bei den meisten gewöhnlichen Tieren, ein horizontales Gleichgewicht zwischen Hirn und Geschlechtsorganen besteht. Bei Pflanzen erfolgt die Befruchtung eher in der Krone, also in den Blüten und dann geht was ab in den Boden und gedeiht. Beim Menschen ist das umgedreht, da passiert was unten und der Kopf sitzt funktionsuntüchtig oben und oben kommt oft was aus dem Gleichgewicht. Dann geht auch unten nichts mehr, es sei denn, wir stellen uns auf den Kopf, das ist schwierig und dann geht eben viel am Popo. Da geht bei uns nichts, weil nichts mehr funktioniert, das ist doof. Da geht bei uns nichts mehr obwohl es funktioniert, das ist saudoof, irgendwie tierisch, so was Unnatürliches gibt es in der Natur nicht. Da bin ich irgendwo wieder im Hirn, natürliche Zufriedenheit beginnt im Kopf, auch die Liebe, in dem wir loslassen und alles wieder an seinen richtigen Platz wandern lassen. Ich glaube bei den fleischfressenden Dinos war das auch so wie bei uns, die sind dann ausgestorben, die Natur regelt das alles.

    Dann haben wir noch was über meine momentanen Sichtweisen gesprochen. Wenn ich jetzt Dinge bei meiner Frau sehe, bei mir, in meiner Firma, in Konzernen, Strukturen und Fehlhandlungen erkenne, auch meine ganzen Jahre und wenn ich mich jetzt wieder mit meinem Umfeld in Einklang bringen will, dann ist das ganz einfach: glücklich und zufrieden sein, so wie es jetzt ist, mit mir. Wenn andere, Freunde, Kunden, Firmen, Konzerne, was auch immer anders sind, ist das deren Sache, ich habe mich freigelegt zu einer glücklichen Zufriedenheit, ich bin meine Goldader und die wächst aus der Gelassenheit. Das stimme ich jetzt noch was auf laufende Veränderungen und meine Gelassenheit ab, dann stimmt es wieder und alles fließt in die richtige Richtung, ja, klar, da kommt auch schon mal Granit, die Bohrer werden stumpf, brechen ab oder was weiß denn ich, vielleicht läuft mal einer mit ner Leitplanke über die Straße und genau dann komme ich da an. Heute ist alles OK, morgen sehen wir mal.


    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Ja, Heute ist Heute und morgen ist ein Neuer Tag...solang man Hoffnung hat.
    Und ein Resümee ist doch immer ganz gut. Bei mir gibts heute Königsberger Klopse mit viel Kapern in der Soße, auch lecker.

    Viele Grüße
    KarotteSoßenschlürferin

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Tja, Kaltblütiger,

    eines ist gleich geblieben in der ganzen Zeit in der du dich hier, mal mehr, mal weniger, zeigst. Deine Wortklauber-Zaubereien nämlich. Und ihre Wirkung haben sie nicht verloren, wie ich immer wieder lesen kann ;-).

    Heute ist heut und morgen schau´n wir mal – ja, das ist ein guter Ansatz. Heute ist heut und heut ist nicht immer gut, aber so ist Leben eben einfach, auch wenn es nicht immer einfach ist. Aber wer will schon „einfach“, zumal wir manchmal einfach wollen. Und dabei ist mir mein Kant-iger Spruch noch immer hilfreich.

    Ich habe festgestellt, dass es dann für mich erneut vorwärts ging, als ich wieder ein Stückchen weiter gucken konnte als bis heute. Ein Ziel, einen Plan, Voraussetzungen schaffen dafür, dass es weitergehen kann – für mich. Loslassen ohne fallen zu lassen kann dabei sehr befreiend sein und manchmal bedeutet Freiheit auch annehmen. Nämlich das Annehmen MEINER Freiheit – etwas, was ich in der Beziehung zu „meinem Alki“ nicht wirklich hatte. Sie hat mir lange Angst gemacht, diese Freiheit, denn sie bedrohte mich mit der Tatsache, keine „Bezugsperson“ zu haben. Und das war für mich eine ganz schreckliche Vorstellung. Seitdem ich diese Angst angesehen habe, hat sie ihren Schrecken verloren. Wie du schon ganz richtig schreibst, hat Liebe nichts mit räumlicher Nähe zu tun. Letztendlich ist Liebe die Summe vieler kleiner Dinge, die sich zu einer warmen Gewissheit manifestieren. Dazu braucht es einerseits mehr als nur räumliche Nähe und andererseits ist räumliche Nähe dazu überhaupt nicht erforderlich.

    Ach - und deine Wortzaubereien - bist du sicher, dass sie dich nicht auch selber verzaubern?

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • @ Karotte: Morgen ist auch ein neuer Tag, wenn alle Hoffnung verloren scheint. Aber es gibt Situationen, da gilt es, die Hoffnung loszulassen, weil sie uns hindert, wir selber zu sein.

    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ette,

    danke, daß Du mal wieder auf mein Hirn drückst. Wenn wir uns gefunden haben, machen wir unseren Zauber, wir sind der Zauber, wir wurden dazu geboren. Real bin ich nicht in der Lage schnell und spontan zu zaubern, die Versuche endeten zu oft im Zaubertopf, als stinkende brodelnde Masse.

    Weißt Du, mein Lebenszynith ist sicher überschritten, da geht es abwärts, aber die Qualität geht jetzt steil nach oben, intensiv, pulsierend. Dazu gehört auch wachsam über den Rand zu sehen, den Zauberstab aus der Hand zu legen und sich einfach was zu leben.

    Worauf freust Du Dich eigentlich z. Zt.?

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Moin, moin,

    Löwen-Herz, das war die falsche Frage. Nicht worauf ich mich irgendwann freue, sondern worüber ich mich täglich freuen kann, ist wichtig.

    Dazu gehört zum Beispiel auch, dass ich mich, obwohl ich sicherlich auch schon mehr als die Hälfte meines Lebens hinter mir habe, besser fühle als das mit 20, 30 Jährchen weniger auf meinem entzückenden Rücken war.

    Wenn du schreibst, dass es abwärts geht, was meinst du denn damit? Was wäre für dich anders, wenn du nicht bald 50 Jahre alt würdest sondern 30? Ich arbeite sehr viel mit jüngeren Kollegen zusammen, vor allem Männer. Wenn ich mir betrachte, was die für ein Hype machen, um der Beste, der Schnellste, der Erfolgreichste zu sein, dann kann ich mich nur amüsiert zurücklehnen. Denn das ist ein Hamsterrad. Sind sie heute erfolgreich, geht es morgen wieder von vorne los und sie müssen sich wieder beweisen.

    Weißt du, ich habe mir ein Selbstbewusstsein und eine Sicherheit erarbeitet, von der ich mit 25 oder so nur träumen konnte. Dieser Tage hatte ich Gespräch mit meiner Führungskraft, damit, meiner Meinung nach, meine Arbeit angemessen honoriert würde. Wir arbeiten seit 4 Monaten zusammen. Folglich sagte er mir, dass er nicht einschätzen könne, wie ich arbeiten würde, das könnte er frühestens am Ende des Jahres. Meine Antwort darauf war, dass ich es mir nicht ausgesucht hätte, einen neuen Chef zu bekommen. Es könne also nicht sein, dass ich mich ein weiteres Jahr bewähren müsse, damit sich etwas bewegt. Er möge doch, bitte schön, die nächst höhere Führungsebene in das Gespräch mit einbeziehen. Tja, das hat er dann auch getan. Es wurde zwar nicht so viel mehr, wie ich gefordert habe, aber es wurde mehr. Glaubst du, dass ich mich mehr über die Tatsache meiner Verhandlungsführung gefreut habe, als auf das, was nun künftig monatlich dabei herauskommt? Ich habe mich nämlich ohne Furcht für MEINE Interessen eingesetzt. Etwas, was ich vor 25 Jahren im Leben nicht geschafft hätte. DARÜBER freue ich. Und solche Freude gibt’s täglich – in kleinen Dosen.


    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hi Ette,

    finde ich super klasse, vor allem so viel von Dir lernen zu dürfen.

    Zitat von Ette


    Ich möchte längerfristig an meinem gesund werden arbeiten.

    Dann mal weiter los. Es ist immer wieder schön, Deine Entwicklung zu spüren.


    Aufwärts geht es Ette, genau wie Du schreibst, in kleinen Dosierungen, voller betrachtet, aber zerfallsmäßig geht es nach unten oder nach oben, wie man es sieht, da es auch in unserer Zeitrechnung noch nicht allzu gewöhnlich ist dreistellig alt zu werden oder ein ½ hundert nicht der statistische Mittelwert ist.

    Was mit 30 anders wäre als heute? Ich hätte das Waffen Arsenal in meinem Kopf 20 Jahre früher in ein weiches Federbett verwandelt und wäre nicht mit Verlusten auf der Fresse geflogen, sondern entspannt, weich mit Salutschüssen gelandet.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Zitat von webby

    Aber ich hätte all das nicht eher haben wollen...NEIN...ich bin froh über die Jahre in denen ich einfach nur "dumm" und "naiv" sein durfte.

    Außerdem...ohne unsre "Bruchlandungen" - wären wir nicht was wir sind und würden es wahrscheinlich nichteinmal merken...wieviel wir sein könnten.

    Hallo Kathrin,

    sicher ist, in paar Wochen schießt der erste Salat, da könnte es auch mal eine Landung im schießenden Salat sein.

    Dinge die ich erfahren habe, sind unänderbar gemacht, aber ich brauche gewisse Bruchlandungen nicht mehr und nicht nochmals. Dazu zählen jahrelange Verausgabungen körperlicher, gesundheitlicher, familiärer, finanzieller Art. Alles hat mich bereichert, auch wenn ich alles verloren hatte, vor allem die letzten 2 Jahre, missen möchte ich die nicht, aber anders wären sie schöner in Erinnerung.

    Entspannter wäre es gewesen, wenn das Tun, Drehen und Machen, das Kämpfen, Wollen und Schaffen im Kopf kein Anschlachten gewesen wäre, sondern wenn sich friedvolle Gedanken breitgemacht hätten.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Kaltblut, ich habe deine, eure Geschichte gelesen und sitze hier gerade mit Tränen in den Augen. Ich wünsch euch Glück und Kraft und alles, damit ihr den Neuanfang schafft.
    Ich will nicht aufdringlich sein, aber magst du vielleicht meine Geschichte lesen und vielleicht etwas dazu schreiben ?

    Gruß an den Rhein ;)

  • Hallo Ihr Lieben,

    gestern waren meine unscheinbare Italobraut und ich unterwegs. Einige Male ging die Bremse nicht richtig, das sah nicht gut aus, einige Male war der Gashahn zu weit aufgedreht und der Speed zu hoch, das hätte schlimm enden können, einige Male ging das Motorrad nicht tief genug in die Kurve und hätte mich irgendwohin tragen können. Blödes Motorrad, blöder Karl. Du weißt, daß du mit schmalen 180er Reifen tiefer und leichter runter gehen kannst, du weißt, daß du viel mehr Schräglage hast als mit der dicken Suzi, du weißt, daß du viel agiler reagieren kannst, du weißt, daß zu schnelles Fahren nicht mit schnellerem Bremsen erledigt ist, zu spät ist zu spät. Entweder fährst du langsamer oder lernst neu, vollkommen neu.

    Ich mag das Teil, aber es ist so leise, der Auspuff, lächerlich, die Tourenscheibe nimmt Windgeräusche, ich merke nie wenn ich zu schnell bin und einige Male war ich viel zu schnell. Mein Ältester meint, das sah schon ganz gut aus, du lernst schnell. Komisches Gefühl, so was von Junior zu hören, aber ich muß einiges lernen. Da harmoniert nichts, da fließt nichts, das ist ein hakiges Gasgeben und Bremsen, ein Gebocke und Gezicke.

    Ich habe noch kein richtiges Gefühl für das Teil. Ich muß da was machen, das Motorrad kann nur auf das reagieren ich tue. Mensch, ich wieder, ich muß was an mir tun, langsam neu fahren lernen, immer ich.

    Meine Frau meinte einmal, daß gewisse Komplexe und Minderwertigkeitsgefühle oft mit schnellen, aufgemotzten Fahrzeugen ausgelebt werden. Ich weiß nicht, alles Serie an dem Gerät, der Auspuff, das Schlimmste was ich je gehört habe, mein Staubsauger hört sich kerniger an, ich glaube, ich mache eine stärkere Birne in die Lampe, hört man zwar nicht, sieht man aber, so habe ich was für das Ego meiner unscheinbaren Italienerin getan.

    Wenn ich dann damit richtig fahren kann, bekommen Straßenrennfahrer im Rückspiegel eine Erscheinung.

    Heute waren die Kinder mit dem Alten unterwegs, hab sie am Ring getroffen. Denke 2000-3000km zur Übung und ich bin wieder sicher im Sattel. Paar Chaoten habe ich trotzdem erschreckt, die als Gefahr für den Straßenverkehr unmöglich alles gefährdeten, auch den Jungen, der wegen seiner Leistungsreduzierung ja nicht voll fahren darf. Er sah toll aus, durchtrainierter Soldat und Sportler in Leder und meinte gleich: die Reifen sind nicht OK, er will neue, mit mehr Gripp. Er weiß aber schon, daß es nicht die Reifen sind, die Reserven stecken in ihm. Der Tag war toll, geiles Bike, manchmal harmoniert es mit mir, da stecken Reserven drin.

    Mit meiner Frau, in meiner Ehe, wird das noch was länger dauern, da ist auch nichts zum Tunen vorgesehen, wir haben nur unser wabbeliges Hirn, 2 Hirne. Was weniger am Gasgriff drehen, was mehr in die Kurven legen ist nicht, wir sind vollkommen und einzigartig, untunebar, vollkommen losgelöst und wollen gemeinsam unseren Weg gehen. Wenn ich fast 50 Jahre Unverständnis in mir aufgebaut habe, dann kann das nicht nach paar Monaten verschwunden sein, zumal wir ja zu zweit sind, jeder trägt sein Chaotenpaket mit sich rum. Aber in einigen Jahren, da weiß ich mehr, es klappt jetzt schon immer besser, manchmal harmoniert es, da stecken Reserven drin.

    Meine Frau meint, die Fenster müssen geputzt werden, die Fliegengitter angebracht werden und hier was und dort was, ich freue mich darauf. Vor einigen Wochen dachte ich noch, für was fahre ich eigentlich nach Hause, bin ich Handwerker, habe ich nichts andere zu tun? Mensch, ich wieder, ich muß was an mir tun, langsam neu lernen, immer ich. Es klappt jetzt schon immer besser, manchmal harmoniert es, da stecken Reserven drin, in mir und es tut gut die Veränderungen zu beobachten, zu beachten, daß mein Verhalten gesund bleibt mich der Gripp sicher durch die Kurve trägt. Da tune ich mein Hirn was weiter und lese.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Ihr Lieben,

    es ist mir in unserer SHG wieder einmal klar geworden,

    wie klitze kleine Schritte Veränderungen herbeiführen und wie schön es ist, das zu spüren,

    wie klitze kleine Schritte unüberwindbare Meilenstein darstellen, zu denken, daß darf doch nicht wahr sein und dabei habe ich fast vergessen, wie unmöglich es schien da rauszukommen

    wie die Überwindung klitze kleiner Schritte uns wachsen läßt

    wie viel Zeit von Schritt zu Schritt vergehen kann, wie lange es dauern kann, bis sich Veränderungen einstellen, wie hilflos, wie gelähmt wir der Situation gegenüberstehen.

    wie unmöglich es mir war, andere zu verstehen und wenn ich verstand, wie ich trotzdem in die falsche Richtung ging, mit einem breiten lächeln im Gesicht

    wie wichtig das Forum, die SHG, die Menschen sind und die Arbeit an mir ist, um mir die Schuhe anzuziehen, zuzubinden und kleine Schritte zu gehen, immer wieder kleine Schritte, bis ich begreife und Veränderungen herbeiführe, mir mit meiner Hand in den Kopf greife.

    Mit jeder Veränderung werde ich zufriedener, ruhiger, gelassener und kann den Tag wieder oder immer mehr genießen, leben, mein Leben leben. Der Sinn liegt im Leben, im mich leben, manchmal werde ich gelebt, auch durch mich selbst. Manchmal muß ich große Schritte von mir fort machen, um in kleinen Schritten zu mir zurückzufinden.

    Komisches Gefühl, wenn ich an die abgeflitschten, am Gummiband hängenden, immer wieder zurückkommenden Partner denke und mich jetzt von mir selbst weg flitsche.

    Ein kleiner Schritt war für mich gestern Nacht ein Fastfoodkettenbesuch. Hunger, Scheibe runter, zahlen, reinschmeißen, fahren, in die Tüte greifen, da fehlt ein Hamburger. Früher hätte ich das schulterzuckend hingenommen, es ist nur 1€, ich war schon im Kreisverkehr zur Autobahnauffahrt, die Zeit steht in keinem Verhältnis zu 1€, die Strecke steht in keinem Verhältnis zu 1€, die Dinger sind ungesund, schmecken wie Pampe, die werden denken ich habe das Ding schon im Bauch und überhaupt, wenn ich will finde ich die tollsten Ausreden mich keinen mm zu bewegen.

    Hier ging es um mich, um meine ganz persönliche Befriedigung, also bin ich zurückgefahren, ausgestiegen, habe die Tüte auf den Tresen gelegt und gefragt wer das gepackt hat, denn es fehlt was. Ich habe eine neue Tüte bekommen, einen Bonus, eine Entschuldigung und eine freundliche Truppe sah mich trotzdem strahlend an, das war es wert, ich fühlte mich unbezahlbar gut.

    Morgen hole ich mir meinen neuen Stempel, ich habe alle Auswanderungsdokumente zusammen oder sind das jetzt Einwanderungspapiere, wenn sie nicht streiken, dann habe ich einen großen Schritt gemacht. Kalli Kaltblut zieht ins königlich kaiserliche Zwiebelreich, da gehen mir doch jetzt die Schuhe auf.

    Ich wünsche Euch einen sonnenreichen schönen Tag kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Na Kalli, dann ist er nun also da gewesen, der große Tag des Auswanderns. Herzlichen Glückwunsch!

    Du schreibst vom Lernen, von den klitzekleinen Schritten – ja, wir Co´s sind gut im Lernen. Wir lernen sogar, Entscheidungen, die wir letztendlich nur mittelbar getroffen haben, als unsere ureigensten anzuerkennen. Wie du schon ganz richtig schreibst, flitschen wir uns immer wieder weg von uns, weil das Gummiband nicht nur gut hält sondern auch gängelt. Und dann flitschen wir genauso wieder zurück, wie der Andere zu uns flitscht.... Aber irgendwann leiert jedes Gummiband mal aus – es ist nur eine Frage der Zeit.

    Fröhliches Flitschen wünsch ich dir

    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!