SunnySue - und plötzlich ist wieder alles anders

  • Ich habe ihn so dankbar erlebt, als er entgiftet war, so klar, so voller Hoffnung, so voller Motivation, so willens sich seiner Sucht zu stellen. Das wünsche ich ihm von ganzem Herzen wieder. Ich wünsche ihm, dass seine stabilen, trockenen Zeiten länger anhalten, dass er nach und nach lernt ein Leben mit weniger, selteneren oder sogar ohne Rückfälle zu leben.

    Die Alkoholsucht wird ihn und somit auch mich unser Leben lang begleiten, dessen binich mir bewusst... ich bin aber unendlich dankbar, dass er nicht verleugnet, dass er sich Hilfe sucht, sich drauf einlässt.

  • Liebe SunnySue,

    auch von mir (ebenfalls Neuling) ein herzliches Willkommen - der Anlass einer Anmeldung hier ist ja selten ein besonders schöner, aber im Forum ist man gut aufgehoben.

    Ich bin beim Lesen zunächst auch stutzig geworden in Richtung: Na, wie viele Rückfälle waren das denn nun?

    Darf ich Dich fragen -- ihr kennt euch ja nun seit 30 Jahren, habt aber offenbar sehr weit voneinander weg gewohnt und bis zum Wiederaufleben eurer Beziehung nur sporadisch Kontakt gehabt. Weißt Du denn, wie sein Trinkverhalten davor war / in welchen "Typ Alkoholismus" man ihn einordnen kann bzw. er sich selbst oder Du ihn einordnen würdet?

    Ich möchte darauf hinaus (und bitte die Erfahrenen unter uns, mich unbedingt gern zu berichtigen, wenn ich damit auf dem Holzweg bin), ob man hier wirklich von 'Rückfällen' sprechen kann bei der verhältnismäßig kurzen Frequenz und doch auch Häufigkeit...?

    Wie schätzt Du denn selbst tatsächlich die Ernsthaftigkeit seines Vorhabens ein, trocken zu werden / zu bleiben? So ganz ohne schönreden?

    Ich will Dir bestimmt nicht zu nahe treten, sondern spreche einfach aus Erfahrung, was das Schönreden angeht.

    Ich selbst bin gerade relativ frisch getrennt von einem Quartalstrinker. Dieser Typ Alkoholismus ist insofern immer unberechenbar, weil die monatelangen Abstinenz-Phasen zwischen den Exzessen leider normal sind (und entsprechend überhaupt nicht aussagekräftig im Hinblick auf den vermeintlichen Wunsch, das Trinken aufzugeben).

    Die Einsicht hatte 'meiner' auch. Geändert hat sich bis dato aber genau gar nichts, und wenn ich eines hier gelernt hab, dann, dass zwischen Einsicht und Veränderung noch mal Jahre liegen können - wenn denn Letztere jemals überhaupt eintritt.

    Wie denkst Du darüber?

    Einen lieben Gruß von mir!
    Cata

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Hallo Sunny,

    Was kann ich jetzt für mich tun? Wie kann ich mich weiter stärker?

    Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Was machst Du gerne, woran hast Du Spaß? Ich hab damals z.B. ein altes Hobby von mir wieder ausgegraben, bin viel Spazieren gegangen - hab einfach Dinge gemacht, die mir gut taten.

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Darf ich Dich fragen -- ihr kennt euch ja nun seit 30 Jahren, habt aber offenbar sehr weit voneinander weg gewohnt und bis zum Wiederaufleben eurer Beziehung nur sporadisch Kontakt gehabt. Weißt Du denn, wie sein Trinkverhalten davor war / in welchen "Typ Alkoholismus" man ihn einordnen kann bzw. er sich selbst oder Du ihn einordnen würdet

    Hallo Cata!

    Dir auch ein herzliches Willkommen hier.

    Ich weiss von seinem Trinkverhalten, dass er seit ca 10 Jahren regelmäßig trinkt. Zu Beginn ein klassischer "Pegeltrinker" mit immer häufiger werdenden Abstürzen bei Partys usw. Nach seinen Aussagen hat sich das über die Jahre gesteigert bis hin zum täglichen Trinken und dem Umstieg von Bier und Co auf harten Alkohol. Sich selbst eingestanden hat er sich seine Sucht vor ca. 3 Jahren. Bis er die erste Hilfe in Form von Entgiftung und Therapie angenommen hat verging dann fast nochmal ein Jahr.

    Deine Frage zum Rückfall:

    Ein Rückfall gestaltet sich bei ihm so, dass er aus einer vermeintlichen stabilen Phase (die es wohl aber doch nicht ist) anfängt wieder Alkohol zu trinken. Irgendwas hat ihn getriggert. Die Psychologin meinte, dass sich da was über Wochen angestaut haben kann und er es gut unterdrückt hat, bis irgendein kleiner Triggerpunkt kommt und es dann zu spät ist. Dieses Mal ist er dann abends los zur Tanke hat sich dort mit hartem Alkohol eingedeckt und sich erstmal betrunken, in der Hoffnung einmal ist keinmal. Dann trank er ein-zwei Tage nichts, aber er spürte starken Suchtdruck und er hat nachgegeben. Das war seiner Erzählung nach vor knapp 2 Wochen. Dann hat es sichvgesteigert: Diesen Samstag hat er 2 Flaschen Vodka geleert über den Tag verteilt und hatte einen richtigen Absturz. Wir reden jetzt von ca 14 Tagen steigendem Konsum. Für uns ist das ein Rückfall und es muss gehandelt werden. Er wird diese Woche noch in die Entgiftung gehen, sobald ein Platz frei ist. Er hat sich heute eine Einweisung geholt und alles soweit organisiert, dass es von heute auf morgen losgehen kann.

    Er leidet sehr unter seiner Sucht. Er zeigt mir durch sein Bemühen bzgl der Entgiftung aber auch sein Einbinden in Therapie, Selbsthilfegruppe, Suchtberatung und Co dass er es wirklich will. In der trockenen Phase achtet er sehr auf Lebensmittel, dass er keinen versteckten Alkohol zu sich nimmt. Er zeigt sein Bemühen dann sehr. Auch in unseren Gesprächen.

    Darf ich Dich fragen -- ihr kennt euch ja nun seit 30 Jahren, habt aber offenbar sehr weit voneinander weg gewohnt und bis zum Wiederaufleben eurer Beziehung nur sporadisch Kontakt gehabt. Weißt Du denn, wie sein Trinkverhalten davor war / in welchen "Typ Alkoholismus" man ihn einordnen kann bzw. er sich selbst oder Du ihn einordnen würdet

  • Hallo Lütte!

    Ich versuche täglich an mich Zi denken, mir was Gutes zu tun. Musik ist meine Leidenschaft, aber auch mal Sauna oder Thermalbad, Freunde, meine Kinder.... Ich finde viel und Gute und positive Ablenkung

  • Hallo Sunny,

    Was kann ich jetzt für mich tun? Wie kann ich mich weiter stärker?

    Das ist eine gute Frage...

    So hab ich das gemacht:

    Zuerst habe ich meinen Mut zusammen genommen und mehr und mehr Dinge alleine gemacht. Besuche bei der Familie, Freunde, Ausflüge. Ich habe mir eine Wohnung gesucht und hatte da auch genug zu tun. Wie möchte ich sie einrichten, all sowas. Ich habe meine Lieblingsmusik runtergeladen und hatte einen MP3 Player, damals gab es noch nicht diese ganze Smartphone-Sache. Mucke gab es also aus dem MP3. Ich habe diese Musik rauf und runter gehört und das hat mich beruhigt und abgelenkt.

    Ich habe mich damals dann hier im Forum angemeldet und verstanden, dass es in erster Linie um MICH gehen soll. Das ist wichtig! Für meinen Ex konnte ich nichts tun, ich hatte schon all die Jahre vorher alles versucht und verstand nun auch, dass ich nichts machen kann, solange er es nicht will. Dass ich KEINE Schuld an seinem Saufen hatte, das erkannte ich auch und das hat mich enorm erleichtert. Und dass ich für ihn für nichts verantwortlich war kam auch noch dazu.

    Es ist wurscht, welchem Trinkmuster dein Partner folgt. Daraus kannst du nichts erkennen oder machen oder ihm helfen.

    dass er sich Hilfe sucht, sich drauf einlässt.

    DAS ist wichtig! ER sucht sich Hilfe, lässt sich (hoffentlich) darauf ein. Also lass ihn machen und genieße DEIN Leben, so gut es geht.

    Das ist der jetzige Stand der Dinge. Alles andere folgt daraus aber jetzt ist noch alles offen. Also mach JETZT was für dich. Denn nur darauf hast du Einfluss.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • liebe Aurora!

    Vielen Dank für deine Ratschläge.

    Dass ER seinen Weg gehen muss hab ich von Anfang an ihm gegenüber auch so kommuniziert. Ich sage immer es ist DEIN Päckchen dass du zu tragen hast, es ist DEIN Weg, den du gehen musst, ich kann dich gerne begleiten, aber tragen und gehen musst DU. Ich bin nicht dein Wegbereiter.

    LG Sue

  • Für uns ist das ein Rückfall und es muss gehandelt werden.

    Liebe Sunny, ich hab deswegen gefragt, weil ich gar nicht weiß, ob man bei den verhältnismäßig kurzen Abständen eben von "Rückfällen" sprechen kann oder ob er einfach wieder zu trinken begonnen hat - mit Trinkpausen.

    Rückfall würde ja in meinem Verständnis eine grundsätzliche Abstinenz zur Voraussetzung haben. Ich kenne mich aber im Detail nicht so aus. Mir geht es eigentlich nur darum, dass man - so meine Erfahrung - sehr aufpassen muss, sich selber nix vorzumachen und sich auch vom Alkoholiker eben nichts vormachen zu lassen.

    Und damit würde ich nun auch begrüßen, dass der Fokus hier in Deinem Thread auf das Allerwichtigste zurück gerichtet wird - nämlich auf Dich. :)

    Wie geht es DIR denn mit der ganzen Situation? Ich finde die Info auf die Schnelle gerade nicht - lebt ihr zusammen?

    Und was ist so Dein Vorhaben? Best und Worst-Case-Szenario... Es besteht ja nun ein durchaus realistisches Risiko, dass diese Rückfälle oder eben sein Trinkverhalten so bleiben, wie Du das aktuell erlebst, bzw. sich verschlimmern in Frequenz, Intensität etc. Wie geht es Dir mit der Vorstellung, was wäre für Dich die Conclusio?

    Für mich selber war das ein riesengroßer Schock, festzustellen, dass es in meinem Fall eben leider ungeachtet aller Bemühungen (und Versprechungen und auch des schlechten Gewissens, der Beteuerungen, Hilfsgesuche, Schuldgefühle und durchaus auch des Leidensdrucks meines Ex) nicht besser wurde, sondern im Gegenteil immer häufiger und krasser.

    Ich konnte allerdings auch erst dann den Fokus vom Ex allmählich wieder auf mich lenken und nach und nach erst verstehen, welchem Wahnsinn ich da eigentlich aufgesessen war - nämlich auf Biegen und Brechen helfen und auch eine Situation ertragen zu wollen mit jemandem, der ja in Wirklichkeit gar nichts ändern will. :cry:

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

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