Hallo zusammen,
ich bin 44 Jahre alt, männlich und habe schon über ganz viele Jahre ein Suchtproblem. Aufgewachsen in der Großstadt spielte Anfang der 90er Alkohol keine Rolle. Wir belächelten die "Alten" die sich auf Volksfesten betrunken und sich tlw. im Suff völlig daneben benommen haben.
Wir waren die "Coolen" und "Gechillten", rauchten Gras, zogen Lines, nahmen XTC und gingen zum Techno Sound der 90er auf jede Menge Parties, sei es Love Parade oder diverse Clubs in diversen anderen Großstädten.
Hin und wieder kam ein Bier oder ein Whiskey dazu, doch wie gesagt, damals war Alkohol nicht "das" Thema. Andere Mittel waren viel berauschender und interessanter. Irgendwann veränderte sich alles, es ging nicht mehr um die Menschen, oder um die Musik, es ging nur noch um den Rausch. Nach einer bösen Bruchlandung, konnte ich nach Beendigung meiner Haftzeit eine stationäre Drogentherapie machen. Ebenfalls konnte ich meinen Führerschein wieder erhalten, ein Umzug weg aus der Großstadt aufs Land machte den Neuanfang perfekt.
Und was fällt mir ein, um neue Leute kennenzulernen ? Ein Bier zu trinken und Samstag Abend um den Rathausplatz eine Runde drehen, schauen und evtl. mit den Menschen dort ins Gespräch kommen. Das hat auch einwandfrei geklappt, die neu kennengelernte Gruppe nahm mich direkt mit in die örtliche Disco, und der Abend endete im Vollrausch.
Das war der Beginn meiner "Alkohol-Karriere" vor ca. 15 Jahren. Ich muss dazu sagen, das ich seit der Therapie keinerlei BTM zu mir genommen habe, und ich auch keinerlei Ambitionen in diese Richtung habe. Ich bin umgesattelt, und habe Zugriff auf legalen Stoff
Trotz meines Alkoholproblem, habe ich es immer geschafft, meinen Alltag zu meistern. Haus gekauft, Geheiratet (kurz vor der Scheidung), und eine wunderbare Tochter gezeugt. Auch meinen Beruf erledige ich bis dato ohne Auffälligkeiten zuverlässig.
Nur leider ist es so, das ich den Alkohol nicht im Griff habe. 8 von 10 Sauf Sessions verlaufen grundsätzlich im Vollrausch, und 2 von 10 in einem komatiösen Zustand, in denen ich Dinge tue, an die ich mich hinterher überhaupt nicht erinnern kann. Und mich meistens furchtbar dafür schäme und wenn ich alleine bin, auch weinen muss.
Ich hatte vor wenigen Tagen ein ganz schlimmes Erlebnis, über das ich hier (noch) nicht reden möchte. Ich kann nur sagen, dass ich unfassbar viel Glück hatte, und nichts passiert ist.
All die Jahre habe ich mir den Suff immer schön geredet, und vor allem auch eingeredet, ich habe es im Griff. Aber ich habe überhaupt nichts im Griff.
Es ist leider in den letzten Monaten soviel Mist mit mir passiert, und die Entwicklung zum Koma Säufer tlw. über mehrere Tage wird immer schlimmer.
Es kann nur einen Weg geben, und der heißt lebenslange Abstinenz.
Ich hoffe, ich bin stark genug, und ich hoffe, das ich mit Euch reden kann.
Danke für Eure Aufmerksamkeit.