Eldamalu: Ich möchte mich vorstellen als Angehörige - mein Mann trinkt.

  • Das härteste ist glaube ich zu verstehen UND zu akzeptieren (!) , dass die größte Liebe im Leben eines nassen Alkoholikers der Alk Ist-danach lange nichts.

    …es klingt vielleicht komisch, aber mir wird das erst jetzt so nach und nach richtig klar, seit dem ich in diesem Forum angemeldet bin.

    Ich habe jahrelang in meiner Ehe immer größere Selbstzweifel bekommen, warum mein Mann sich so verhält wie er sich verhält. Ich dachte irgendwann mit mir stimmt was nicht, er findet es langweilig mit mir Bzw. uns, er mag das Familienleben nicht, unser Zuhause ist nicht gut genug, gemütlich genug etc. :(

    Einerseits hab ich so oft von ihm gesagt bekommen wie toll er mich findet, er war so herzlich und lieb. Andererseits war er so oft weg, war unzuverlässig und hat mich in Situationen wo ich ihn gebraucht hätte im

    Stich gelassen.

    Er ist so oft weggefahren, abends, auch manchmal an Feiertagen oder Sonntagen, wenn das Kind krank war..wenn ich krank war.

    Weg zu seinen Kumpels. Zu seinem Hobby (es ist ein Outdoor-Hobby).

    Beispiel Einschulungstag unseres jüngsten Kindes: ich sitze mit den Kindern alleine beim Abendessen, er ist drüben im Hof des Nachbarn (noch nicht mal ein guter Freund, nur ein Bekannter) zum quatschen und Biertrinken. Zusammen mit uns zu Abend zu essen und seiner Tochter nach diesem aufregenden und besonderen Tag noch gute Nacht zu sagen… kam im nicht in den Sinn!

    ich fühlte mich immer mehr als ein Schatten, eine Versagerin.

    Und das obwohl ich doch einen so tollen attraktiven Mann habe, der überall so beliebt ist!

    Ich glaube mich hat das mehr

    kaputt gemacht als ich jemals dachte.

  • Guten Morgen.

    Ich denke ganz fest, dass es mit dem Konsum zusammenhängt, denn es dreht sich quasi alles um die Verfügbarkeit des Alkohols und er muss den Pegel halten. Und ganz genau genommen dürfte er auch gar nicht fahren (ich spreche hier von unserer Situation). Sogar vor einem Spaziergang im Dorf musste er "vorlegen". Um dann direkt bei Ankunft zu Hause nachzulegen.

    Die Väter lieben ihre Kinder. Doch leider musste ich mir in der Beratungsstelle für Angehörige Suchtkranker den Satz: "Alkohol geht vor Familie. Liebe reicht nicht - leider." , anhöre. Alkoholiker können nur etwas ändern, wenn sie das Problem selbst erkannt haben. Wir können kämpfen, betteln, weinen und streiten. Es hilft nicht.

    Er kann nur aufhören für SICH. Und dann in der Folge auch für die Liebsten.

    Bei uns ist die Persönlichkeitsveränderung aber mittlerweile so extrem, dass es kein Zurück geben wird. Und nachdem, was alles passiert ist, auch nicht. Soweit bin ich schon.

  • Liebe traumgeplatzt79

    Wie lange ist denn eure Trennung schon her? Wie geht es dir insgesamt damit?

    Welche Persönlichkeitsveränderungen hast du festgestellt?

    Ich habe angefangen an meiner Wahrnehmung zu zweifeln und auch jetzt noch bin ich so hin und hergerissen, weil ich die einzige bin, die den Alkohol als Problem sieht. Seine Eltern, meine Familie, Freundeskreis… da wird das alles nicht so eng gesehen!

    Mein Mann Alkoholiker? Das sieht keiner so!

  • Im Gegenteil, irgendwann war ich diejenige mit einem psychischen Problem. ‚Du musst dir dringend Hilfe holen‘ sagte mein Mann noch vor einigen Monaten zu mir. Dass ich große Probleme hätte.

    Für seine Eltern bin ich die schlimme Ehefrau, mit der ihr Sonnenschein harte Zeiten erlebt hat. Sie freuen sich, dass er den Absprung von mir geschafft hat.

    Das tut alles so weh.

  • alles klassische Verhaltensmuster des nassen Alkoholikers um seinen Konsum abzusichern. Stichwort "Gaslighting"- vom eigenen Problem ablenken indem man dem anderen einredet es läge an ihm

    Meine Schwiegereltern haben bis heute nicht verarbeitet, dass ihr Bubi Alkoholiker ist. GsD war mein Mann da schneller beim Realisieren. Gerne liegen auch viele Gründe für das Trinken in der Kindheit- noch ein Grund für Eltern, da wegzusehen.

  • Was mir im Moment zu denken gibt, dass ich viele Tage im Moment als so ‚leer‘ empfinde, trotz zweier Kinder, Haushalt, Unternehmungen..

    Es fühle sich gerade so an, als sei ich so viel Aufregungen und inneren Stress gewohnt, dass mir dieses ruhigere Leben im Moment schon beinahe ‚langweilig‘ erscheint.

    Das macht mich traurig!

    Ich war im Alltag auch oft alleine, auch oft abends, aber es ist ein großer Unterschied, dass mein Mann einfach gar nicht mehr kommt.

    So richtig erleichtert und frei fühle ich mich gar nicht!

    vielleicht liegt es ja auch daran, dass er gegangen ist und nicht ich.

    Ich bemühe mich Dinge zu machen, die mir

    gut tun, aber ich fühle mich oft so gleichgültig innerlich :(

  • Ich war im Alltag auch oft alleine, auch oft abends, aber es ist ein großer Unterschied, dass mein Mann einfach gar nicht mehr kommt.

    Das kann ich sehr gut nachempfinden. Im letzten Jahr war es mit meinem Mann auch nur noch mühsam und ich war eigentlich froh, wenn er nicht da war oder später heimgekommen ist. Aber unbewusst war da trotzdem noch das Gefühl "ich hab einen Mann, ich hab eine "normale" Familie, es könnte ja auch wieder besser/anders werden".

    Durch die räumliche Trennung hat sich das Gefühl etwas verändert. Seit nun Anwälte involviert sind, ist die Trennung bzw die Schwere der Situation noch deutlicher geworden. Das zwingt, sich noch mehr mit einer neuen/anderen Zukunft auseinanderzusetzen. Es wird realer, dass wir getrennt sind. In den ersten zweioder drei Wochen nach der räumlichen Trennung habe ich aufgeatmet, weil ein gewisser Stresspegel (Stimmungsschwankungen des Mannes) weggefallen ist. Diese Erleichterung ist aber bald verflogen und es hat sich anderer Stress breit gemacht.

    Du hast genau wie ich viele Jahre mit deinem Mann gelebt und soweit ich mich erinnere, hattet ihr auch gute Zeiten. Wir haben beide noch nicht so große Kinder. Auch die Kinder leiden. Ich glaube nicht, dass sich so schnell ein Glücklichsein breit machen kann. Es muss vieles verarbeitet werden.

    Ich nehme z.B. psychologische Hilfe in Anspruch. Mir hilft auch Sport ein bisschen, momentan kann ich aber noch keinen ausüben. Kommt aber wieder. Ich weiß, was mir grundsätzlich in einer solchen Situation helfen würde: Meditation, Freundinnendates, Sport, Lesen, mir Gutes tun wie Massagen etc.

    Da sich bei mir durch den ganzen Stress eine Depression entwickelt hat, muss ich momentan noch langsamer machen und von Tag zu Tag leben. Irgendwann kommt der Rest wieder. Ich glaube, diese Phase des Nichts - so würde ich das gerade bezeichnen - muss durchlebt und angenommen werden. Wir dürfen Geduld haben.

  • Im letzten Jahr war es mit meinem Mann auch nur noch mühsam und ich war eigentlich froh, wenn er nicht da war oder später heimgekommen ist. Aber unbewusst war da trotzdem noch das Gefühl "ich hab einen Mann, ich hab eine "normale" Familie, es könnte ja auch wieder besser/anders werden".

    Genau das trifft es haargenau auf den Punkt. Im letzten Jahr war ich auch meist froh, wenn er nicht da war, so schlimm sich das auch anhört :(

    Aber das Wissen und die Selbstverständnis einen Mann zu haben und eine ‚normale‘ Familie, hat mir immer Halt gegeben und war auch meine Identität.

    Ich war auch meist gerne mit meinem Mann unterwegs bei gemeinsamen Unternehmungen, weil wir uns da am besten verstanden haben und die frühere Leichtigkeit etwas wiedergekommen ist. Mein Mann - groß, gutaussehend, gesellig und charmant, gemeinsames Lachen, eine feste Umarmung… es gab immer wieder doch die Momente, wo sich alles ‚richtig‘ angefühlt hat, wo ich dachte, alles kann besser und gut werden. Wir verstehen uns ja

    auch an sich gut, sind auf einer Wellenlänge…

    …ja und das fehlt mir einfach jetzt so sehr :(

  • Heute habe ich meinen Arbeitsvertrag für meine neue Stelle unterschieben - ich steige mit wenigen Stunden ein, kann es irgendwie auch mit den Kindern vereinbaren und es ist etwas, in das ist komplett quer einsteige - da war ich heute doch total stolz auf mich! Und mein Mann weiß überhaupt nichts davon.

    Ich ziehe das einfach gerade für mich alleine durch, und ich glaube.. hoffe, dass mich das richtig bestärkt!

  • Unsere Trennung ist jetzt fast 4 Monate her. Jetzt beginnt die Akzeptanz und das wirkliche Verstehen, dass es der einzig richtige Weg war.

    Persönlichkeitsveränderung

    Er ist von einem lustigen, liebevollen, geduldigen, gutmütigen, wertschätzenden und offenen Menschen zu einem aggressiv-reizbaren, ungeduldigen, kühl-distanzierten, streitlustigen, extremistischen, egoistischen, stark abwertenden Menschen geworden. Er bewegte sich nur noch zu Hause und hat seine Mittrinker immer dort hinbestellt. Wir liefen nur noch nebenher, habe quasi unser eigenes Leben geführt und Papa mitversorgt. Das war's.

    Glaub mir, Du hast keinen Grund zu Zweifeln an Deiner Wahrnehmung oder Deinen situationsbedingten Gefühlen. Trotzdem kann ich es nachempfinden. Es war bei mir genauso..

    Ich merke jetzt, dass ich stärker werde. Belastbarer und die Traurigkeit weniger wird.

    Auch ich wurde für alles verantwortlich gemacht. Der Kleine wollte eines Tages lieber rote Socken, als die von Papa ausgesuchten grünen, anziehen. Was ein 3jähriger dann gern recht dramatisch kundtut. Da wurde ich gefragt, was ich mit dem Kind gemacht hätte.

    Davon gibt es zig - und durchaus auch viel dramatischere Beispiele -.

    Sein Weggang ist Deine Rettung 🍀

  • Die Kinder leiden sehr unter der Situation und das bereitet mir sorgen und macht mich traurig. Sie sind so blass geworden, streiten sich viel und haben innerhalb weniger Wochen einen Teil ihrer unbeschwerten Kindlichkeit verloren.

    Aber…keine schlechtes Vorbild mehr da in Sachen Alkohol! Kein Geräusch von sich öffnenden Bierflaschen, kein Leergut, kein Streit, keine Flaschen im Auto….

    …das muss ich mir auch vor Augen führen.

  • sein Weggang ist auch die Rettung für deine Kinder- auch wenn es momentan anders aussieht! Gib Euch allen etwas Zeit zu trauern und die Situation anzunehmen.

    Lies dir hier auch die Beiträge der Frauen durch, die einen ähnlichen Weg hinter sich haben. Auch wenn du es noch nicht glauben magst- die allermeisten Geschichten verlaufen positiv (ich hsbr bisher ehrlich gesagt noch keine gelesen, bei der die Frau wieder zurück ist- allerdings erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit)

  • sein Weggang ist auch die Rettung für deine Kinder- auch wenn es momentan anders aussieht!

    Das kann ich für meine Kinder bisher auch noch nicht wirklich annehmen. Jetzt vermissen sie ihn halt. Er ist durch die Trennung psychisch auch nicht besser drauf als davor. Es fühlt sich eher wie Cholera statt Pest an🤔

  • Ich kann das nur aus der Perspektive eines EKA sagen. Rückblickend bin ich daheim oft auf Zehenspitzen herumgelaufen, und hab erst mal immer genau nach gespürt, wie die Stimmung daheim ist. Das hat mich sehr unter Druck gesetzt. Eine entspannte Kindheit war das nicht.

    Im EKA Forum schildern viele wie für sie das Leben mit einem (oder mehreren) nassen Elternteilen war, da ist der Tenor ziemlich eindeutig.

    Dass es im Moment mistig ist, wird dadurch natürlich nicht besser, aber vielleicht hilft euch die Perspektive ❤

  • . Ich dachte irgendwann mit mir stimmt was nicht, er findet es langweilig mit mir Bzw. uns, er mag das Familienleben nicht, unser Zuhause ist nicht gut genug, gemütlich genug etc. :(

    Einerseits hab ich so oft von ihm gesagt bekommen wie toll er mich findet, er war so herzlich und lieb. Andererseits war er so oft weg, war unzuverlässig und hat mich in Situationen wo ich ihn gebraucht hätte im

    Stich gelassen.

    Er ist so oft weggefahren, abends, auch manchmal an Feiertagen oder Sonntagen, wenn das Kind krank war..wenn ich krank war.

    Weg zu seinen Kumpels. Zu seinem Hobby (es ist ein Outdoor-Hobby).

    Du sprichst mir aus der Seele…..😘 nur das es bei mir schon alles länger geht…..🙈 aber damals als meine Tochter noch klein war…….heute ist sie (25) war es ganz genauso und jetzt leider immer noch……..ihm ist zuhause zu langweilig…….ich müsste ihn jeden Abend bespaßen und mit ihm trinken und am besten nackt mit einem Obstkörbchen auf ihn warten das er zuhause bleibt 🙏🏼🙏🏼🙏🏼 ich bin auch erst seit fast 4 Wochen hier……..und seit dem geht es mir schon viel besser mit dem Austausch hier 😘

    Bei mir ist nur das Problem er geht hier nicht weg aus dem Haus……und raus bekomme ich ihn auch nicht 🙈🙈🙈

    Du hast Ruhe……sei froh 😁. Fühl dich gedrückt 🥰

  • Eldamalu

    Mein Sohn ist 3 Jahre alt, er hat mich zu Hause nicht mehr aus den Augen gelassen, noch nicht mal allein auf Toilette konnte ich gehen. Er hat uns getrennt, wenn sein Vater und ich uns in einem Raum befanden. Papa soll dahin gehen oder Mama in der Küche bleiben. Da wo er mich gehört hat. Wollte ich ins Obergeschoss, wollte er mit. Er hat nach einem schlimmen Zwischenfall nur noch bei mir im Bett geschlafen, ich durfte zum Ende noch nicht mal dann sein Zimmer verlassen. Er war sehr ängstlich und weinerlich, angeekelt von Papas Fahne. Wollte ihn auch nicht mehr kuscheln. "Papa, Du stinkst." Irgendwann hat er gesagt: "Papa, Du sollst aufhören, mit Mama Streit anzufangen." Er ist für sein Alter sehr wortgewandt.

    Oder: Papa, soll ich Dir ein Bier holen? (Papa, hatte schlechte Laune, war gereizt.)

    Was ich damit sagen will. Ich hätte das viel früher beenden sollen. Der Kleine hat die erste Nacht in der neuen Wohnung, mit neuem Bett allein in seinem Zimmer geschlafen. Weil er es wollte. "Mama, jetzt gibt es keinen Streit mehr." Traurig, oder? Er hat sich wieder sicher gefühlt und wusste genau, dass ich es auch bin.

    Nur Du kannst Deine Kinder bewahren. Kein Kind wünscht sich eine Kindheit mit alkoholkrankem Elternteil. Unabhängig davon, lieben sie ihren Vater/ihre Mutter.

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