turtle - Zukunfts Angst

  • Hallo

    Ich lebe seid 27 Jahren mit einem Alkoholiker zusammen.

    Erst wollte ich es nicht wirklich wahr haben und auch jetzt bin ich noch überzeugt, dass mein Mann ein absolut guter, kreativer und liebenswerter Mann ist.

    Nun wird er in einer Woche bei mir ausziehen und ich mache mir unheimlich Sorgen um ihn, dass er komplett abstürzt aber auch um mich, dass ich sehr einsam sein werde und ihn total vermisse.

    Ich habe ihn mit 25 Jahren kennengelernt, schon als ich ihn das erste mal getroffen habe war er komplett betrunken. Früher hat er sich eher an den Wochenenden stark betrunken, dann hatte er immer Abends seine Drinks, er lässt jedoch die Finger von wirklich staken Alkohol. Er hat sein ganzes Leben recht gut funktioniert mit Betonung auf funktioniert. Wir sind immer mal wieder umgezogen und schliesslich Ausgewandert. Irgendwie wurde es öfters mal peinlich bei Freunden und an Familienfesten.

    Vor zwei Jahren hat mein Mann eine schwere Depression bekommen, ich hab das irgendwie nicht so richtig erkannt und alles auf den Alkohol abgeschoben, weil er zu diesel Zeit ganz heftig angefangen hat zu trinken, auch schon Morgens und auch fast nichts mehr unternommen hat.

    Ich hab ihn dann vor ein Ultimatum gestellt, dass es so nicht weiter gehen kann. Es ist da sofort drauf eingegangen und hat gesagt, dass er mich verlassen will (ich hatte eher an einen Alkohol Entzug gedacht). Mein ganzer Lebenstraum war dahin, ich musste unser wunderschönes Grundstück und Haus verkaufen und war auch echt Verzweifelt. Da machte mein Mann einen Selbstmordversuch und war danach eine Weile in einer Psychiatrischen Klinik. Ich hatte dann die Aufgabe, den Haus Verkauf, Umzug, Tiere, Besuche in der Klinik und immer voll gearbeitet, bin dann auch selber ziemlich überfordert gewesen. Mein Mann ist immer noch bei mir im Haus, jedoch hat jeder seine eigenen Räumlichkeiten. Er war auch erst für ein paar Wochen abstinent, er hat auch von einem Entzug gesprochen und wir haben Paartherapie gemacht. Jetzt ist fast alles wieder beim Alten, aber eben nur fast.

    Sein Entschluss sich von mir zu trennen steht immer noch fest. Er wird Ende dieser Woche aufhören zu arbeiten, hat ein Auto zum Camper umgebaut und will rumreisen, ganz günstig vom Erspahrten leben, dass wie er hofft bis zu seiner Pension reicht und sonst kleine Gelegenheitsjobs machen.

    Jetzt hoffe ich dass ich hier im Forum ein offenes Ohr und vielleich auch einige gute Tips bekomme, dass ich nicht komplett im Roten drehe.

    Uii jetzt hab ich sehr viel geschrieben aber doch noch so vieles nicht, ich hoffe ihr verzeit mein holpriges Deutsch aber ich bin ursprünglich aus der Schweiz und lebe schon seid 13 Jahren in einem English sprachigen Land.

    Liebe Grüsse aus weiter Ferne

    Turtle 🐢

  • Hallo Turtle,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe.

    Der Alkohol verändert einen Menschen. Aber auch die Lebenszeit. Manchmal passt es nicht mehr.

    Möchtest Du Dich mit den anderen Angehörigen im offenen Bereich austauschen?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Turtle,

    hier ist der Bewerbungslink für den offenen Bereich:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Anklicken und kurz etwas dazu schreiben.

    Wir werden Dich dann freischalten und Dein Thema in den Bereich "Erste Schritte für Angehörige" verschieben.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Deine Bewerbung ist eingegangen, Turtle.

    Du bist jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet und hier geht es für Dich weiter.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo, Gestern war wieder ein Vorfall mit meinem Mann, der all meine Alarmglocken schrillen lässt.

    Unser zusammenleben hat in letzter Zeit recht gut funktioniert. Ich habe meine Wohnung oben, wir sehen uns oft und unternehmen öfters was zusammen. Mein Mann hat sehr viel Zeit damit verbracht, sich auf seinen "Ruhestand" und seine grosse Reise vorzubereiten. Diese Woche wäre seine letzte Arbeitswoche gewesen und es ist bei uns beiden eine gewisse Unruhe aufgekommen weil grosse Veränderung ansteht.

    Ich habe mich hier am Forum angemelded in der Hoffnung mich austauschen zu können und mein Mann hat angefangen zu saufen. Am Wochenende hatt er gefeiert, dass er bald "frei" ist. Am Montag hat er sich krank gemeldet, da am Dienstag bei uns ein Feiertag war. Am Mittwoch war er dann zu betrunken um auf Arbeit zu gehen und hat sich für die restliche Woche abgemeldet. Ich bin dann Donnerstag von der Arbeit gekommen und hab mein Mann danach unten weinen gehört. Bin dann nachschauen und hab ihn im absolut jämmerlichen Zustand vorgefunden.

    Er hat wieder nur vom Sterben gesprochen und was er doch für ein Versager seine, er hätte keine Energie mehr.

    Ich konnte ihm das Messer entwenden, bevor er grossen Schaden anrichten konnte.

    Ich habe die Abulanz gerufen, er war dann über Nacht im Spital.

    Ich konnte ihn am nächsten Morgen wieder abholen.

    Es geht ihm jetzt wieder besser, er probiert Strategien zu entwickeln, die es verhindern sollen dass er wieder an diesen Tiefpunkt kommt.

    Aber ich mache mir grosse Sorgen, denn wenn er auf Reisen ist, ist vielleicht keiner da um die Ambulanz zu rufen, und ich denke wir wissen Beide, dass es nur eine Frage der Zeit sein wird, dass er wieder an dem Punkt ist.

    Es fällt mir sehr schwer loszulassen.

  • Hallo Turtle,

    davon abgesehen, dass Du ihn nicht von seinem Plan mit der Reise abhalten kannst, aber

    hast Du ihn mal gefragt, wie er denn fahren will, wenn er ständig betrunken ist? (Vielleicht

    ist ihm das heute klar geworden, dass er alkoholabhängig ist, und so nicht reisen kann.)

    Damit ist er nicht nur für sich eine Gefahr!

    Am besten wäre es, wenn er sich in einen stationären Entzug begibt. Ohne Alkohol werden auch die

    Depressionen besser werden oder ganz weggehen. Alkohol ist ein Nervengift.

    Was kannst Du für Dich Gutes tun? Freunde oder Familie dieses Wochenende besuchen,

    damit Du mal rauskommst!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Elly,

    vielen Dank für deine Antwort.

    Ich weiss, dass ich ihn nicht von seinen Reiseplänen abhalten kann, ich will das auch gar nicht, es ist vielleich eine Möglichkeit für ihn sein Leben neu zu sortieren.

    Zur Zeit glaubt er nicht, dass er es schafft vom Alkohol weg zu kommen und wenn er nicht daran glaubt und es wirklich will, klappt das auch nicht.

    Nach seinem Suizidversuch vor zwei Jahren war er für zwei Wochen stationär in einer Psychiatrischen Klinik, er hat da auch eine Entzugsklinik in betracht gezogen. Als wir uns über Angebote informiert haben, waren welche die wir uns mit viel Mühe hätten leisten können, allesamt religiös ausgerichtet.

    Mein Mann reagiert da super empfindlich darauf, beide seiner Eltern waren starke Alkoholiker, sein Vater wurde trocken und ist einer ultrareligiösen Gemeinschaft beigetreten, seine Mutter hat weitergetrunken somit hatten sie immer viel Stress zu Hause. In seinen Teens war er noch voll mit bei der Kirche dabei, keine Musik,keine Cola, nur Religion er war dann im Ausland auf Mission und hatte da seinen ersten Suizidversuch und ist danach aus der Kirche ausgetreten und hat sich mit seinem Vater zerstritten. Er erzählt nicht viel von seiner Kindheit und Jugend und wenn sind es keine schöne Erlebnisse.

    Ich und schon andere haben ihm angeraten, die ganzen Geschichten beim Psychologen aufzuarbeiten, aber er sagt er würde das nicht ertragen.

    Das mit dem fahren ist normalerweise kein Problem, er ist da zum Glück sehr konsequent, er war ja noch bis vor einer Woche arbeiten und war da auch täglich mit dem Auto und Mottorad underwegs. Er hat ein breathalyser zu Hause und fährt nur wenn er unterm Limit ist. Und wenn er am reisen ist, will er nicht ununterbrochen fahren sondern auch einige Tage/Wochen an einem Ort sein.

    Problematisch wird es, wenn seine Trinkerei so sehr ausser Kontrolle geräht, dass er aufhört zu essen und über merere Tage hinweg nur noch trinkt. Wenn das wieder passiert, wird es wohl übel für ihn enden.

    Gutes für mich tun, Freunde und Familie besuchen wäre schön, aber fast alle sind am andern Ende der Welt, da fährt es sich nicht so einfach hin. Ich mach mir schon auch viel Gedanken wie ich denn zurecht komme wenn er weg ist. Er ist der Soziale und findet überall schnell Anschluss und ist beliebt. Ich tu mich eher schwer mit andern Menschen, ausserdem hab ich die letzten 27Jahre alles mit meinem Mann gemacht und immer jemanden zum reden gehabt, das hat mir immer gereicht.

    Ich habe viele soziale Kontakte durch meine Arbeit ich hab zwei Hunde und zwei Katzen die mir sehr wichtig sind.

    Manchmal tut es einfach gut, wenn man jemanden von seinen Sorgen und Ängsten erzählen kann.

    Vielen Dank fürs zuhören!

  • Hallo Turtle,

    im Grunde braucht man nicht viele Kontakte oder Freunde. Ein paar wenige, gute Freunde sind jedoch für jeden gut.

    Vielleicht fällt es Dir leichter auf andere zuzugehen, wenn Du nicht mehr nur auf Deinen Mann fixiert bist.

    Und der hat, wenn ich das richtig verstehe, mittlerweile mehrere Selbstmordversuche hinter sich. Um sich selbst

    zu helfen, müsste er sich professionelle Hilfe holen.

    Da er die Partnerschaft mit Dir nicht mehr will, kannst Du im Grunde nur in Liebe loslassen.

    Hast Du Dir schon überlegt, ob Du zurück in die "Heimat" ziehen möchtest?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Guten Morgen Turtle,

    Deine Situation tut mir unglaublich leid, da es sicherlich nochmal schwerer ist, sich abzugrenzen, wenn jemand mit Selbstmordgedanken spielt bzw. bereits Versuche hinter sich hat.

    Fakt ist, dass Du ihn weder vom Trinken abhalten kannst und wenn wir mal ehrlich sind, auch nicht davon, sich etwas anzutun. Das liegt einfach nicht in Deiner Verantwortung.

    Ich glaube, dass Du einfach gerade nicht viel tun kannst, außer auf Abstand zu gehen und Dir -wie Elly schon sinngemäß schrieb- Dich gut um Dich selbst zu kümmern!

    Ich würde mich der Frage gern anschließen, ob Du Dir vorstellen könntest, in die Heimat zurückzugehen?

  • hallo Turtle,

    leider ist es so, dass du nichts verhindern kannst. Weder, dass er trinkt noch einen Selbstmord. Deine Situation ist nicht einfach, aber versuch doch bitte auf Abstand zu gehen, und etwas für dich zu tun.

    Ich schließe mich meinen Vorschreiberinnen an, was wäre wenn du zurück in die Heimat gehen würdest? Ihm kannst du nicht helfen, aber du trägst auch eine Verantwortung für dein Leben. Du hast es verdient, dass es dir gut geht.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Vielen Dank fürs zuhören und für eure Antworten.

    Ich war letztes Jahr zum ersten mal seit acht Jahren wieder mal für Ferien in der Schweiz, alleine, mein Mann ist hier geblieben und hat auf Haus und Tiere aufgepasst.

    Es war absolut wunderschön und ich bin in ein tiefes Loch gefallen als ich wieder zurück gekommen bin.

    Ich habe mir dann ernsthaft überlegt ob ich wieder zurück will.

    Ich bin nicht mehr ganz so Jung und muss verschiedene Sachen beachten. In der Schweiz als über 50zig einen Job zu bekommen ist nicht einfach, ausserdem arbeite ich nicht mehr in meinem erlernten Beruf und habe so gar nicht den Wunsch beruflich wieder zurück zu gehen. Meine Ausbildung die ich hier in Australien gemacht habe würde dort nicht anerkannt werden und ich liebe meine Arbeit hier sehr.

    Meine Hunde und Katzen könnte ich nicht zurück lassen, die sind meine Familie. Die um die halbe Welt zu schicken ist nicht nur unglaublich teuer sondern auch ein riesen Stress für die Tiere.

    Ich lebe hier in einem Haus mit grossen Garten, in der Schweiz hätte ich das garantiert nicht. Auch würden mich grosse Lücken in der Altersvorsorge in der Schweiz von der Sozialhilfe abhängig machen und das will ich nicht, wenn es sich vermeiden lässt.

    Ich fühle mich an und für sich auch sehr wohl hier und ich bin mir sicher, wenn ich wieder länger in der Schweiz währe und die erste Euphorie und Ferienfeeling weg ist würde ich mein Leben hier vermissen.

    Ich werde mich einfach ans alleine Leben gewöhnen müssen.

    Ich plane auch nicht den Kontakt zu meinem Mann komplett abzubrechen und er ist auch jederzeit willkommen wieder unten einzuziehen wenn er mag. Fremd vermieten will ich zur Zeit eh nicht.

    Ich habe schon in einigen Beiträgen gelesen, dass der Kontakt koplett abgebrochen werden soll, was ist da der Vorteil?

  • Der Vorteil ist, dass Du Dir ein Leben aufbauen kannst ohne dieses Drama um Deinen alkoholsüchtigen Mann.

    Du hast Dich hier ja nicht angemeldet, weil Du so zufrieden bist, oder?

    Falls ja und Du sogar bereit wärst, dass Dein Mann trotz der beschriebenen Umstände noch näher an Dich rankommen dürfte, indem er wieder bei Dir einzieht, frage Ich mich, inwiefern Du Dir hier Hilfe erhoffst.

    Das ist nicht böse gemeint, sondern ganz ehrlich.

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