Tardis - Möchte mich kurz vorstellen

  • Hallo alle Miteinander,

    ich bin 47 Jahre alt, Mutter von drei Kindern und seit 22 Jahren mit einem an Alkoholismus erkrankten Mann verheiratet.

    Viele Jahre habe ich es erfolgreich geschafft das Problem vor mir selbst klein zu reden und auch nach außen hin die Fassade aufrecht zu erhalten, aber jetzt bin ich an einem Punkt wo ich so nicht mehr weitermachen will und kann.

    Leider sieht mein Mann das Trinken nicht als sein Problem, wird schnell sauer wenn ich versuche ihn darauf anzusprechen, er würde wohl eher mich und die Kinder aufgeben als den Alkohol.

    Er sagt mir auch öfters mal dass er am liebsten gehen würde, es sei eh nur noch eine Zweckgemeinschaft. Ich glaube nicht dass er das ohne Alkohol auch so sehen/sagen würde, sondern er stellt es sich wohl einfach sehr angenehm vor, trinken zu können wann und wieviel er will, ohne Rücksicht nehmen zu müssen.

    Momentan sind wir an einem Punkt, dass wir das Thema totschweigen und er jeden Abend in seinem Zimmer verschwindet und dort heimlich trinkt. Ich weiß es, er weiß dass ich es weiß... so kann es einfach nicht weiter gehen.

    Er ist nicht aggressiv oder so, geht auch regelmäßig zur Arbeit und das recht erfolgreich, aber ich sehe wie er abbaut und ich mache mir sehr große Sorgen um ihn und auch um die Zukunft unserer Familie.

    Ich selbst bin in einem Alkoholikerhaushalt aufgewachsen, habe früh das Elternhaus verloren und möchte für meine Kinder etwas anderes.

    Ich hoffe ich bin hier richtig. Was es mir bringen soll weiß ich selber nicht. Aber irgendwie habe ich das Gefühl es könnte mir gut tun nach so vielen Jahren endlich mal irgendwo offen sagen zu können: Mein Mann ist Alkoholabhängig.

    Danke fürs lesen.

  • Hallo. Ich stecke in einer ähnlichen Zwickmühle. Hier haben mir bislang fast alle geraten mich sofort zu trennen, das will ich aber nicht. Ich bin selbst erst seit drei Wochen trocken und versuche irgendwie eine Art Leuchtturm oder unaufdringliches Vorbild zu werden für meine Freundin. Der Ratschlag sich zu trennen ist schnell gemacht. Ich kann Dich verstehen wenn Dir das erstmal schwerfällt. Kannst ja auch mal meine Story lesen, bin auch erst seit gestern hier. Oh Man, ich fühle mit Dir. Mehr kann ich Dir garnicht helfen, bin hier auch neu und total frisch auf dieser Reise.

    Molch

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (7. Dezember 2022 um 20:24) aus folgendem Grund: Hallo Molch, bitte bis zu deiner Freischaltung ausschließlich in DEINEM Thema schreiben. Und nach deiner Freischaltung erst einmal 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich. Danke fürs Verständnis. LG, Linde

  • Liebe Tardis,

    herzlich willkommen im Forum! Sich zu öffnen ist ein wichtiger erster Schritt, mir hat es jedenfalls sehr geholfen mit Menschen zu reden/schreiben, die in der selben Situation sind.

    Was DerMolch schreibt, ist so nicht richtig und muss differenziert werden. Ihm wurde zu Abstand/Trennung geraten, um seine Trockenheit zu schützen. Angehörigen wird auch dann zur Trennung geraten, wenn die Kinder darunter leiden (was meistens der Fall ist). Jetzt aber mal zum wichtigsten Punkt: Was wünscht du dir für dich? Was kannst du tun, damit es dir besser geht?

    Vermutlich wirst du in den 22 Jahren bemerkt haben, dass du ihn nicht trocken legen kannst, wenn er es nicht von sich aus möchte. Das heißt, wenn sich etwas ändern soll, wirst du aktiv werden müssen. Wie stellst du dir deine Zukunft vor?

    Mir hat zum Beispiel auch die Suchtberatung für Angehörige geholfen. Hast du eine Freundin der du dich anvertrauen kannst?

    LG,

    Kintsugi

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Hallo Tardis,

    herzlich Willkommen hier bei uns im Forum. Deine Situation mit Deinem Mann tut mir leid. Leider ist es so, wie Kintsugi schreibt, Du kannst Deinem Mann nicht helfen, wenn er nicht von sich aus mit dem Trinken aufhören möchte. Das Einzige, was Du tun kannst, ist an Deiner Situation etwas zu verändern.

    Möchtest Du Dich hier gern austauschen? Die Geschichten der Anderen und der Austausch kann Dir sicherlich helfen. Du bist mit Deiner Geschichte jedenfalls nicht allein, es gibt hier sehr viele, die unter der Alkoholsucht ihres Partners leiden und die möchten, dass es ihnen besser geht.

    Ich sende Dir den Bewerbungslink. Falls Du Dich austauschen möchtest, kannst Du diesen kurz ausfüllen, damit wir Dich für den offenen Bereich freischalten können.

    LG Cadda

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

  • Hallo Tardis,

    Ich sitze im gleichen Boot wie du. :cry:

    Merke auch dass es so nicht mehr weitergehen kann und bin auf der Suche nach einem Weg.

    Dieser ist mit sehr viel Ängsten belegt und es macht mich so traurig.

    Ich wünsche dir viel Kraft und nötige Unterstützung beim Finden eures Weges.

    Alles Liebe

  • Hallo Tardis, hallo Mina,

    herzlich Willkommen!

    Ja es macht Angst!!! Zukunftsängste, Existenzängste und noch vieles mehr!

    Es gibt nur bleiben und alles was der Alkohol so mit sich bringt hinnehmen oder gehen und evtl. wieder glücklich werden. Letztes muss ja nicht (solang das eigene und das Leben der Kinder nicht akut gefährdet ist) sofort sein. Ein Schritt nach dem andern. Sich einen Plan machen, sich Hilfe holen, sich informieren. Wenn man dann etwas Klarheit hat fällt einem evtl. der nächste Schritt etwas leichter.

    Ich wünsche euch eine angenehmen und hilfreichen Austausch hier.

    Hier haben mir bislang fast alle geraten mich sofort zu trennen, das will ich aber nicht.

    Das sind zweierlei Situationen Molch! Wie Kintsugi schrieb, das gilt zu differenzieren. Der Rat diente zu deinem eigenen Schutz in deiner Situation. Es ist ein gutgemeinter Rat von Menschen mit sehr langen Erfahrungswert. Kann man annehmen, muss man(n) aber nicht. Es ist dein Weg, du bist für dein Leben und dein Glück selbst verantwortlich.

    Ich wünsche dir, dass es für dich der richtige Weg ist.


    Liebe Grüße Petra

  • Hallo,

    danke für die nette Begrüßung!

    Ja, ich hoffe auch dass mir der Austausch mit anderen etwas bringt. In mich mich reingefressen habe ich es jetzt ja erfolglos lange genug. Eine Freundin mit der ich darüber reden könnte/wollte habe ich leider nicht.

    Wie ich mir meine Zukunft vorstelle, weiß ich gerade nicht so genau. Klar, ich würde mir wünschen, dass sich irgendwann alles zum Guten wendet, der Mann einsieht dass er ein ernsthaftes Alkoholproblem hat, einen Entzug + Therapie macht und wir glücklich bis an unser Lebensende gemeinsam in den Sonnenuntergang reiten... Aber natürlich bin ich alt genug und zu lange schon in der jetzigen Situation um zu wissen dass die Chancen dafür sehr gering sind.

    Zu einer Beratungsstelle habe ich mich bisher noch nicht getraut. Wie gesagt, ich hab hier erstmalig überhaupt ausgesprochen dass mein Mann ein Alkoholproblem hat.

  • Elly 10. Dezember 2022 um 18:51

    Hat den Titel des Themas von „Möchte mich kurz Vorstellen“ zu „Tardis - Möchte mich kurz vorstellen“ geändert.
  • Hallo Tardis,

    willkommen bei uns in der online Selbsthilfegruppe.

    Du bist jetzt freigeschaltet für den offenen Bereich und kannst Dich

    mit den anderen jetzt austauschen.

    Hier geht es jetzt für Dich weiter.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Habe mich jetzt einfach mal quer durchlesen und es scheint wohl wirklich so zu sein, dass man als Angehöriger nichts machen kann um seinem Partner zu helfen...

    Aber ist das denn wirklich so? Ich kann die Hoffnung irgendwie nicht aufgeben, würde ihn so gerne zur Einsicht bewegen.

    Ja, ich weiß das klingt so kindisch und hilflos. Aber irgendwie möchte ich doch nur eine kleinen Funken Hoffnung haben.

    Schon seit 6 Jahren sagt er jetzt, dass er mich gar nicht mehr will, ich ihm als Frau egal bin, unsere Ehe nur noch eine Zweckgemeinschaft sei..usw..

    aber wenn dem so wäre, warum ist er dann noch da? Ist es nicht eher so, dass er durch den Alkoholkonsum so abgestumpft ist?

    Würde er sich nicht wieder verändern/öffnen können wenn er nicht mehr trinken würde?

    Ich kann ihn einfach nicht aufgeben, auch wenn ich leide wie ein Hund.

    Das ist doch alles Mist!

    Ich bin seit Monaten auf der Warteliste für eine Psychotherapie. Ich leide seit Jahren unter Depressionen und immer stärker werdenden Ängsten.

    Manchmal denke ich, vieles davon (nein, nicht alles) habe ich auch der Ehe mit diesem Mann zu verdanken.

    Aber wahrscheinlich habe ich mir das ganz unbewußt so ausgesucht, wenn ich an die Ehe meiner Eltern zurück denke.

  • Liebe Tardis,

    ich musste feststellen, dass mein Ex auch ohne Alkohol ein Arsch ist. Ich schreibe das jetzt so deutlich, denn die Sucht ist kein Freifahrtschein für abfälliges Verhalten.

    Die Frage ist: Warum lässt du dich so behandeln?

    Aber wahrscheinlich habe ich mir das ganz unbewußt so ausgesucht,

    Bei mir haben jedenfalls Muster aus der Kindheit gegriffen. Starke Verlustängste und ein geschädigter Selbstwert. Das sind Themen, mit denen ich mich auseinander gesetzt habe. Und dann konnte ich mich auch trennen.

    Solche Beziehungen können wirklich krank machen und deswegen ist das oberste Gebot: kümmere dich um dich selbst!

    Aber ist das denn wirklich so? Ich kann die Hoffnung irgendwie nicht aufgeben, würde ihn so gerne zur Einsicht bewegen.

    Ja, es ist so. Die Hoffnung hält dich gefangen. Und ihn übrigens auch. Er sagt er wäre eigentlich nicht mehr mit dir zusammen, bleibt aber. Das ist keine Liebe, das ist Bequemlichkeit.

    Da draußen wartet die Freiheit auf dich!

    LG,

    Kintsugi

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Guten Morgen Tardis,

    Habe mich jetzt einfach mal quer durchlesen und es scheint wohl wirklich so zu sein, dass man als Angehöriger nichts machen kann um seinem Partner zu helfen...

    Aber ist das denn wirklich so?

    Ja, das ist wirklich so. Solange Dein Partner nicht aus tiefstem Herzen für SICH selbst aufhören möchte zu trinken, kannst Du machen was Du willst: Es bringt absolut nichts. Deine ganze Energie wird in der Luft verpuffen. Es liest sich nicht so, als ob Dein Mann überhaupt etwas ändern möchte und Du wirst ihn dazu auch nicht bewegen können.

    Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass es nicht mal klappen muss, selbst wenn er wollen würde. Mein Ex-Partner war eine Zeit lang sehr einsichtig, wollte den Weg, den ich gegangen bin (nicht mehr trinken) mitgehen und hat irgendwann offen zugegeben, dass er auch Alkoholiker ist und sich informiert, wie er es am besten angeht. Das ist jetzt über 5 Jahre her und er säuft immer noch. Die Einsicht ist ganz weit nach hinten geschoben worden und irgendwann hieß es: "So schlimm ist es bei mir doch nicht, kann alles so bleiben".

    Was ich damit sagen will: Verplempere nicht Deine Energie, es ist einfach sinnlos, darauf zu warten, dass Dein Partner Dich erhört und es auf einmal klickt.

    Schon seit 6 Jahren sagt er jetzt, dass er mich gar nicht mehr will, ich ihm als Frau egal bin, unsere Ehe nur noch eine Zweckgemeinschaft sei..usw..

    aber wenn dem so wäre, warum ist er dann noch da? Ist es nicht eher so, dass er durch den Alkoholkonsum so abgestumpft ist?

    Tardis, ich frage Dich jetzt einfach mal ganz ehrlich, was mir durch den Kopf geht, auch wenn es vielleicht etwas verletzend für Dich sein könnte:

    Warum glaubst Du, dass dieses Empfinden Deines Mannes nur dem Alkohol geschuldet ist?

    Machst Du es Dir damit nicht etwas leicht?

    Es gibt etliche Alkoholiker, die so etwas niemals zu ihrer Frau sagen würden, ganz einfach, weil sie es nicht so empfinden. Nur aufgrund der Tatsache, dass er noch da ist, davon auszugehen, dass er das nicht so empfindet, wie er sagt... Da redest Du Dir das glaube ich etwas schön.

    Denn mal eine Gegenfrage:

    Warum sollte er denn nicht mehr da sein (obwohl er das so sieht wie er sagt)? Aus seiner Sicht läuft doch alles. Es gibt Menschen, die haben nicht viel Bock auf Veränderungen. Ich werfe einfach mal in den Raum, dass nasse Alkoholiker erst Recht wenig Motivation für eine Veränderung haben. Die sind froh, wenn sie in Ruhe gelassen werden und sich zusätzlich nicht noch mit dem Stress einer Trennung oder Wohnungssuche auseinander zu setzen.

    Es mag ja sein, dass er direkter und offener ist, weil er trinkt und Alkohol enthemmt ja bekanntlich auch und lässt auch mal Sätze fallen, die nicht so gemeinte sind. Aber so etwas Grundlegendes??? Nee, tut mir leid, aber das wird nicht nur dem Alkohol geschuldet sein.

    Wie gesagt gibt es etliche Alkoholiker, die ihre Partnerin oder ihren Partner trotzdem sehr lieben und niemals solche Sätze von sich geben würden, egal wie voll sie sind.

    Ich kann Dir nur raten, Dir das nicht weiter anzutun. Das hat niemand verdient, sich so etwas Verletzendes sagen lassen zu müssen. Und wenn der Liebeskummer noch so groß ist... ich schwöre Dir, es kommen bessere Zeiten. Viel besser, als aktuell.

    Ich wünsche Dir wirklich, dass Du da raus kommst.

    LG Cadda

  • Danke für Eure Antworten.

    Er sagt solche Sachen nicht wenn er getrunken hat, sondern eher wenn er eigentlich gern trinken würde und ich in dem Moment das Gespräch suche.

    Blödes Timing manchmal. Ich sehe ihn ja kaum noch betrunken, seit er nach dem gemeinsamen Essen abends recht zeitig ins Bett geht und dort trinkt.

    Davor hat er sich abends auf dem Sofa betrunken, aber irgendwann habe ich ihm ganz direkt gesagt, dass ich nicht dabei zuschauen will wie er sich totsäuft, dass es mich regelrecht anwidert ihn betrunken sehen zu müssen.

    Das war auch nicht nett, aber sollte ihn eigentlich aufrütteln. War wohl nix.

    Er war betrunken noch nie richtig aggressiv, sonst hätte ich längst die Kinder gepackt und wäre weg, denn das musste ich selbst als Kind ertragen.

    Im Gegenteil, die Kinder sehen ihren Vater meist nett und freundlich und lieben ihn wirklich sehr.

    Ich will ihn jetzt aber auch nicht in Schutz nehmen und es für Euch oder mich schönreden...

    Ja, ich muss und werde an mir selbst arbeiten. Habe jetzt tatsächlich eine Termin im neuen Jahr bei einem Psychotherapeuten bekommen. Das ist für mich schon eine Riesenschritt.

    Es wird wohl noch eine Zeit dauern bis ich einen Schritt in Richtung Trennung wage. Es muss davor vieles geregelt sein, aber auch ich muss emotional wirklich dahinter stehen. Die Situation wie sie nun ist, hat sich ja auch über lange Zeit aufgebaut, da komm ich nicht von heute auf morgen raus.

    Danke fürs zuhören.

  • Liebe Tardis,

    du hast in deinem Eingangspost geschrieben, dass du selbst in einem Alkoholiker-Haushalt aufgewachsen bist und das für deine Kinder nicht möchtest und du hoffst, dass alles wieder gut wird. Warte nicht darauf, dass ES VON SELBST wieder gut wird, sondern mach es selbst gut...für dich und deine 3 Kinder. So hart es ist - die Wahrscheinlichkeit, dass dein Mann dazu beitragen wird, ist verschwindend gering.

    Ich kenne diese nicht enden wollende Hoffnung. Bei mir hat nur geholfen die Entscheidung zu treffen, dass ich meine Hoffnung aktiv aufgebe und ihr keinen Raum mehr lasse. Es hat eine Weile gedauert, bis das wirklich gegriffen hat. Aber es hat! Gott sei Dank!

    Ich glaube nicht, dass es Liebe ist, die dich noch bei deinem Mann hält. Es fühlt sich wahrscheinlich im Angesicht des Verlustes so an. Vielleicht ist es eher die Angst vor dem Trennungsschmerz, die Angst vor dem Alleinsein und der Unwille euren Kindern zuzumuten, dass eure Familie gescheitert ist. Ich habe mit all meiner Kraft versucht uns als Familie zusammenzuhalten, weil ich unbedingt wollte, dass unsere Kinder keine Scheidungskinder werden. Ich habe dabei völlig übersehen, was es für sie bedeutet weiterhin in einem Umfeld zu bleiben, indem sie andauernd abchecken, wie gerade der psychische Zustand und die Laune des Vaters sind und in dem sie spüren, dass ihre Mutter täglich weit über ihre Grenzen geht, dauerangespannt und zutiefst unglücklich ist. Heute bin ich wieder ziemlich ausgeglichen, schlafe gut, kann meinen Kindern ohne Überbelastung eine verlässliche und sichere Mama sein. Ich bin wieder viel stärker und sie können bei mir so sein, wie sie sind. Dabei ist unsere Trennung erst ein halbes Jahr her. Bei ihrem Vater können sie das nach wie vor nicht. Denn er hat nichts verändert. Wird er wahrscheinlich auf lange Sicht auch nicht.

    Du wirst deinen Mann zu keiner Einsicht bewegen können, wenn er das nicht will. Er hat - wie es scheint - auch keine Motivation dafür, denn er sieht eure Ehe nicht mehr erfüllend, sondern nur noch als Zweckgemeinschaft. Manchmal verlieren sich Paare über die Jahre einfach - egal ob mit oder ohne Alkohol. Der Alkohol hat in eurem Fall bestimmt dazu beigetragen, aber vermutlich nicht nur.

    Schon seit 6 Jahren sagt er jetzt, dass er mich gar nicht mehr will, ich ihm als Frau egal bin, unsere Ehe nur noch eine Zweckgemeinschaft sei..usw..

    aber wenn dem so wäre, warum ist er dann noch da?

    6 Jahre sind eine lange Zeit, in der du dir von deinem Mann sagen lässt, dass du ihm egal bist. Warum er noch da ist? Vielleicht fällt es ihm genauso schwer wie dir einen Schlussstrich zu ziehen. Vielleicht hätte er im Außen sein Ansehen zu verlieren, wenn er seine Familie verlässt, vielleicht ist es bequem den Haushalt geführt zu bekommen, vielleicht wäre eine Trennung für ihn eine finanzielle Herausforderung, die er nicht stemmen will oder kann....es gibt viele Gründe zu bleiben und keiner der Gründe muss Liebe sein. Leider. Leider ziehen viele Menschen eine vertraute besch... Situation einer ungewissen Veränderung vor.

    Ich bin seit Monaten auf der Warteliste für eine Psychotherapie. Ich leide seit Jahren unter Depressionen und immer stärker werdenden Ängsten.

    Manchmal denke ich, vieles davon (nein, nicht alles) habe ich auch der Ehe mit diesem Mann zu verdanken.

    Das halte ich für sehr realistisch. Auch ich wurde am Ende noch mit einer netten Depression belohnt - bzw. was heißt am Ende - Anzeichen hatte ich schon länger, ich habe sie nur einfach ignoriert, weil ich dachte, ich müsse funktionieren und weiterhin alles zusammenhalten. Ich war wie im Hamsterrad gefangen. Wie willst du in einem kranken Umfeld gesund werden, wenn die Belastung nicht verschwindet. Wenn du nur darauf pokerst und hoffst, dass dein Mann die große Veränderung herbeiführt, indem er einsichtig und trocken wird, bleibst du ewig von ihm abhängig.


    Aber wahrscheinlich habe ich mir das ganz unbewußt so ausgesucht, wenn ich an die Ehe meiner Eltern zurück denke.

    Das ist leicht möglich. Aber nun ist es nicht mehr unbewusst. Es ist dir bewusst geworden. Was dir bewusst ist, kannst du beeinflussen und verändern. Vielleicht bist du Mama einer Tochter. Du kannst ihr nun vorleben, dass du einen Kreislauf durchbrichst, wenn du aus dieser unglücklichen Ehe aussteigst. Du kannst ihr vorleben, dass du das Recht hast wieder glücklich zu sein und dass du alles dafür tust, um es wieder zu werden. Vielleicht bist du Mama eines Sohnes und lebst ihm vor, dass Männer Frauen nicht so respektlos behandeln dürfen - die Schwiegertochter wird es dir eines Tages danken. Als dreifache Mama ist dir vielleicht schon einmal das Zitat "Wir brauchen unsere Kinder nicht erziehen. Sie machen uns ohnehin alles nach." untergekommen. Du kannst vieles bewirken und du kannst dem, was du aus der Ehe deiner Eltern bisher unbewusst wiederholt hast, eine Wendung geben. Für dich. Für deine Kinder und deren Kinder.

    Du bist so viel mehr wert, als dass du in einer dauerhaft unglücklichen und krankmachenden Situation verharrst! Warte nicht darauf, dass sich dein Mann verändert. Verändere, was du für dich und deine Kinder verändern kannst. Vielleicht ist der erste Schritt sich einfach einmal rechtlich beraten zu lassen.

    Konzentriere deine Hoffnung auf dich und nicht mehr auf ihn!

    LG, Saphira

  • Zitat

    Schon seit 6 Jahren sagt er jetzt, dass er mich gar nicht mehr will, ich ihm als Frau egal bin, unsere Ehe nur noch eine Zweckgemeinschaft sei..usw..

    aber wenn dem so wäre, warum ist er dann noch da?

    Also wenn mir einer 6 Jahre lang (!!) sagt, besoffen oder nüchtern, daß ich ihm als Frau egal bin, daß das nur noch eine Zweckgemeinschaft ist - dann bin ich weg. Aber nicht erst nach 6 Jahren.

    Das sind Jahre voller Lieblosigkeit! Ich bin allein, das ist manchmal auch nicht einfach. Aber ein liebloser Partner zieht einem doch komplett die Kraft ab. Und das wiederum macht, daß man meint, keine Kraft mehr für Veränderungen zu haben. Aber die hat man und die Kraft kommt auch zurück, wenn man sich die Krafträuber hinter sich läßt.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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