Miga8 - Eine Co-Abhängige am Weg ins eigene Leben

  • Lange her, dass ich neben Beiträge lesen auch selber etwas geschrieben habe.

    Ich habe nach wie vor Kontakt mit meiner Fernbeziehung. Ich würde heute sagen, er macht Trinkpausen.

    Ich habe in der Zwischenzeit gut für mich gesorgt und viel Neues in mein Leben geholt.

    Ich weiß nicht so genau, wie ich unsere gemeinsame Zeit beschreiben kann, doch im Grunde genommen gut.

    Seine Trinkpausen scheinen teils schon länger zu dauern, es gab auch eine neuerliche ambulante Entgiftung, jedoch wieder ohne Nachsorge.

    Jedoch spreche ich nicht mehr mit ihm über dieses Thema.

    Ich kann es gut bei ihm lassen. Ich erlebe ihn als sehr aufmerksam und von sich aus gewillt an diversen Aktivitäten teilzunehmen. Das zieht er dann auch durch und wirkt nicht beeinträchtigt währenddessen. Wie er das hinbekommst ist mir zwar schleierhaft, doch ich nehme es dankbar an.

    Es gibt eben auch Rückfälle oder eben das Bedürfnis nach Alkohol . Dann ist wieder Sendepause zwischen uns und ich organisiere mir meine Freizeit. Jedoch habe ich dadurch natürlich eine große Anzahl an neuen Kontakten und ich bemerke wie sehr ihn das stresst und auch eifersüchtig macht. Nein, es handelt sich dabei nicht um neue Beziehungen meinerseits. Ich habe ihn auch schon mal mitgenommen, denn es ist nichts dabei, wo er nicht teilnehmen könnte.

    Jetzt habe ich so viel hier mit gelesen und ich bin mir nicht sicher, ob dieser Weg nun gut für uns beide ist? Hier wird so viel von „ Beziehungen beenden“ geschrieben, dass ich nun selber unsicher geworden bin. Ich für meinen Teil komme damit aktuell gut klar und weiß auch, dass ich ihn mag und nehme sein Bemühen und sein auch für mich da sein wahr, doch es gibt eben immer noch aus meiner Sicht nicht diesen letzten Funken der Vorstellung bei ihm ein Leben ohne Alkohol.

    Und um hier eine Beschreibung von ihm zu geben-er schafft es, gänzlich tagelang auf Alkohol zu verzichten, sogar bei Feiern dabei zu sein, wo doch konsumiert wird- wenn auch in meinem Umfeld sehr gering. Ich rechne ihm das hoch an und bewundere ihn auch dafür. Denn ich weiß, dass er es für sich und auch für mich macht. Und es ist freiwillig, ich zwinge ihn nicht dazu, es ist seine Entscheidung ob er dabei ist oder nicht. Ich lerne dadurch flexibler zu sein.

    Es ist eigentlich eine Frage an alle da draußen, die es von diese Krankheit geschafft haben zu entkommen. Ich sorge für mich, mir ist jedoch trotzdem klar, dass es ein Drahtseilakt ist, trotzdem möchte ich nicht einfach gehen. Ich mische mich nicht mehr ein, gehe wenn es nichts bringt weil unter Einfluss, bin jedoch da wenn er seine Pausen hat.

    Natürlich wäre es eine Lüge zu behaupten ich würde mich nicht ungemein freuen, wenn er endlich Hilfe von außen sucht und annimmt. Diesen Zustand des immer wieder mal Alkohol zu trinken, spielt er nun doch schon seit zwei Jahren.

    Ob ich co bin weiß ich nicht. Ich kann mir ein Leben auch ohne ihn vorstellen, wenn ich auch erst durch die Trauer müsste. Ich habe das Vertrauen, dass es seine Lebensentscheidung ist und ich meine treffe. Klar, ein totaler Kontrollverlust würde mich sehr traurig machen, doch ich weiß auch, dass ich weitergehen werde und keine Chance hätte etwas zu verändern. Durch dieses Tal bin ich bereits einmal durch. Wobei ich befürchte, dass seine erste Entgiftung nur aufgrund meiner Entscheidung auf Distanz zu gehen geschehen ist. Bei der zweiten war es eine Mischform würde ich sagen. Bereits gemerkt zu haben, was sich durch -zwar zeitlich begrenzt- doch positiv ändert bei Abstinenz, jedoch auch aufgrund meiner Klarheit meinen eigenen Weg gehen.

    Mir ist bewusst, niemand kann mir sagen was richtig oder nicht ganz so richtig ist und vielleicht reicht es mir ja schon hier so viel geschrieben zu haben um meine aktuellen Gedanken zu sortieren.

    Ich wünsche euch noch einen schönen Abend


  • und ich bin mir nicht sicher, ob dieser Weg nun gut für uns beide ist?

    Hallo Miga,

    das hast Du gut geschrieben, solltest Du vielleicht öfter tun:)

    Wenn es für Dich gut ist, dann ist es doch ok.

    Der Spagat ist ja nicht dauerhaft zu händeln, aber Du schreibst ja das Du vieles auch gut bei Ihm lassen kannst.

    Wenn Du diesen Gedankengang hast, wie geht der weiter? Müsstest Du mehr tun, oder weniger , oder...?

    GlG WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Es gibt eben auch Rückfälle oder eben das Bedürfnis nach Alkohol . Dann ist wieder Sendepause zwischen uns und ich organisiere mir meine Freizeit

    Hallo Miga8,

    der Entscheidung sich zu trennen ist sehr schwer. Die Frage ist halt wie lange hält man diese wechselnden Stimmungen durch. Macht das was auch du beschreibst eine glückliche und zufriedene Beziehung aus? Kann man so dauerhaft zufrieden sein? Wenn er ansprechbar ist dann ist man lieb zueinander und am anderen Tag macht wieder jeder sein Ding?

    Du schreibst immer wieder was du tust, wie du versuchst dich abzugrenzen. Aber dein Tun und Handeln ist abhängig von seiner Verfassung. Er trinkt immer weiter. Wo ist sein zutun? So wie ich das lese ist dein Partner momentan nicht bereit aktiv an sich zu arbeiten.

    LG

  • Mein liebes Forum,

    ich bin den Prozess der Trennung durchgegangen und seit meinem letzten Eintrag aus der Beziehung ausgestiegen. Es geht mir persönlich soweit gut. Es gab natürlich auch schlimme Momente in denen ich mir nichts mehr wünschte als dass er doch da stehen möge und sagt er gehe endlich einen Weg ohne Alkohol. Na ja, dieses Thema wurde seinerseits im Trennungsprozess komplett ausgeklammert, leider.

    Es liegt noch viel Trauerarbeit vor mir und innerlich konnte ich noch nicht ganz loslassen ob der Sorge um ihn. Doch ich mach das mit mir aus.

    Es ist eine so schlimme Krankheit, die beide Seiten in eine unglaubliche Ohnmacht treibt. Manchmal muss ich echt inne halten und durchatmen um meine Gefühle zu beruhigen und wieder klar um Kopf zu werden. Da liebt man einen Menschen, mit dem alles passt und der verflüchtigt sich aufgrund einer Substanz und es gibt nichts was das aufhalten könnte. Und man nimmt das Leid wahr am gegenüber und muss akzeptieren, dass man völlig machtlos ist.

    Für alle, die im Prozess noch stecken, kann ich nur sagen, geht in euch und fragt euch welche Anteile euch an eure Partnerinnen und euren Partnern halten. Bei mir war und ist es die Verlustangst, die mich werken ließ damit mein Partner doch Bitteschön clean wird. Als ich mir dem bewusst wurde konnte ich step by step aussteigen und auch wieder nach einer langen Frustphase den Menschen sehen und mir klar darüber werden, dass er mir nichts schuldet. Letztendlich wurde mir auch klar, meine Anwesenheit und immer wieder da sein verhindert auch seinen Weg, wie auch immer dieser nun aussehen mag.

    Eine Trennung ist nie leicht, doch wer es schafft darf auch vieles dabei lernen, denn wieso stellt man sich dafür zur Verfügung und macht so vieles mit und tut so viel. Der Weg ist nicht leicht, doch notwendig, auch dafür, um dem anderen seine Würde lassen zu können, wie auch immer diese Person diese Würde definiert.

    Lg

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