Hallo,
ich bin 32 Jahre alt, weiblich und seit 14 Jahren mit meinem Partner zusammen. Er hat bzw. hatte immer mein volles Vertrauen, er ist der Mann den ich liebe und der wichtigste Mensch auf der Welt für mich, mein bester Freund, mein Fels in der Brandung. Ich selber habe keine Probleme mit Alkohol, er schmeckt mir, ich trinke gerne ein Glas Wein oder GIn Tonic am Wochenende.
Seit Jahren haben wir eine Regel: Alkohol nur am Wochenende, Geburtstag oder im Urlaub auch mal unter der Woche. Mein Freund ist mit einem alkoholkranken Vater aufgewachsen. Einer der "kontrollierten" Sorte: fährt nicht betrunken, geht nicht betrunken zur Arbeit, ist vermögend, bekommt sein Leben auf die Reihe, bis zum Feierabend/Wochenende. Dann gibt es Bier, Weißwein und Vodka. Also eigentlich immer sobald es möglich ist.
Da mein Partner schon immer gerne Bier trinkt, weil es ihm gut schmeckt, und ein totales "Gewohnheitstier" ist, haben wir eben besagte "Regel" aufgestellt. Einfach damit er oder wir keine "Gewohnheitstrinker" werden und weil es gesünder ist. Ich habe das für mich genauso gehandhabt.
Gestern musste ich feststellen, dass er heimlich trinkt. Weißwein aus einer Flasche mit Schraubverschluss, draußen im Garten am Getränkeregal.
All die Male in der letzten Zeit, wenn ich spät von der Arbeit kam und fragte ob er was getrunken hat, weil ich was gerochen habe, weil er komisch geredet hat --- ich wurde angelogen. Er sei müde und hungrig weil er auf mich gewartet hat etc.
All die Male, die ich mich selber als hysterisch bezeichnet habe, weil ich eine Vermutung hatte. Jedes Mal wenn ich dachte ich sei verpeilt weil der "Kochweißwein" schon wieder leer war....
Er fährt nie betrunken Auto, ist weder gewalttätig noch gemein. Er ist absolut zuverlässig, hat einen guten Job, macht moderat Karriere, wir haben ein Haus gekauft und leben eigentlich ein tolles Leben.
Ich kann das Ausmaß seines Problems aktuell noch nicht einschätzen. Denke eine richtigen Entzug braucht er nicht, da er nicht jeden Tag getrunken hat, glaube ich (wir müssen später nochmal in Ruhe reden, gestern Abend konnte ich einfach nicht). Ich habe gestern erstmal allen Alkohol zusammen gepackt und ins Auto geladen. Wohin damit weiß ich noch nicht. Ja ich war sauer und ja ich weiß, dass es nichts bringt ihm Alkohol zu verbieten. Aber wenn erstmal nix da ist, was er trinken kann, ist es vielleicht ein Anfang. Suchtberatungsstellen habe ich bereits gefunden, um Termine kümmern muss er sich dann.
Ich selber leide an einer chronischen Migräne und Depression, bin in Therapie. Sein Alkoholproblem ist für mich ehrlich gesagt erstmal nichts anderes: eine Erkrankung für die wir bzw er eine Lösung finden muss. Für die es Lösungen gibt.
ABER: er hat mich belogen. Systematisch, immer wieder. Obwohl er meine Ängste und Sorgen kannte. Wie gehe ich mit diesem Vertrauensbruch um? Ich bin einfach so unfassbar traurig und enttäuscht, dass er nicht ehrlich war. Er tut mir leid, weil er sich da reinmanövriert hat, aber ehrlicherweise: ich tue mir auch Leid!
Vielleicht gibt es hier ja Angehörige die ähnliches erlebt haben, und mit ihrem Partner da durch gekommen sind...
Ich freue mich über Tipps und den Austausch. Mit meinem Umfeld mag ich da aktuell noch nicht reden, dass muss er tun (wir haben einen gemeinsamen Freundeskreis)
Danke fürs Lesen!
Mandy