Sorge vor finanziellen Auswirkungen

  • Hallo,

    wie viele von euch bin ich Angehörige einer suchtkranken Mutter.

    Seit ich 7 Jahre alt bin, trinkt diese. Deliriumzustände, schlaflose Nächte usw. Inklusive. Ich hatte damals meine Großeltern als Hilfe, welche mir täglich ein warmes Essen boten und einen Tisch für meine Hausaufgaben (mein Zimmer bei meiner Mutter war mein Leben lang mit Babybett eingerichtet). Die Schule war mein Anker, ich machte Abitur, wobei meine Mutter eine kurze trockene Zeit hatte.

    Doch während ich studierte (ich war bereits ausgezogen), wurde ich magersüchtig. Ich machte selbst eine Therapie, hatte bereits zu diesem Zeitpunkt meinen jetzigen Lebensgefährten gefunden und konnte die Sucht hinter mich lassen. Wir würden Eltern, zwei Jahre später erfuhr ich, dass meine Mutter wieder trank und zudem Drogen nahm. Sie verlor ihr Wohnung, war obdachlos, trank so weit, bis sie nicht mehr gehen konnte und kam in eine Entzugsklinik. Daraufhin lebte sie 2,5 Jahrein einer Art Betreutes Wohnen. Sie war dort trocken.

    Meine Mutter war dort sehr unglücklich, sodass ich ihr half, einen Neustart zu wagen.

    Wir suchten ihr eine Wohnung in der Nähe. Unterstützen sie hier und da, aber immer mit der Regel, dass ich und meine Familie nicht 24 Stunden verfügbar sind. Ich bürgte für ihre Wohnung für einen gewissen Betrag. Irgendwann erfuhr ich jedoch, dass meine Mutter ohne Ende geshoppt hat. Nicht im Sinne von sucht, sondern sie meinte, es sei egal, wenn sie insolvent geht, da sie nicht hat. Sie hatte also bewusst so lange auf Rechnung gekauft, bis sie Insolvenz beantragen musste.... kurze Zeit später erfuhr ich, dass sie wieder trinkt.

    Ich will ehrlich sein..... mir geht das mit dem Trinken am Popo vorbei.... Ich kümmere mich darum nicht, sie muss es selbst wissen und sie bleibt mir und meiner Familie fern, wenn sie trinkt. Ich mache mir aber langsam Sorgen, was noch kommt.... besonders finanziell, da ich Kinder habe....

    Meine Mutter hat Schulden, sie hat keinen Euro zur Seite gelegt und erwartet, dass ich später ihre Beerdigung zahle.... sogar Wünsche äußert sie dazu und ich frage mich, wer soll das stemmen? Diese Art, wie sie meine Hilfe selbstverständlich ansieht, verletzt mich. Sprüche wie "weil ich dich hatte, konnte ich nicht arbeiten" ärgern mich.... Und die Angst, dass ich bei ihrem Ableben selbst in finanzielle Schwierigkeiten komme (nicht durch das Bürgen der Miete sondern durch das erben der Schulden) macht mir Angst.....

    Kennt jemand eine solche Situation oder hat jemand einen Rat für mich? Ich fühle mich wieder machtlos, obwohl ich eigentlich so viel hinter mich gelassen habe...

  • Hallo Flieder,

    ich musste mir diese Fragen in Zusammenhang mit meinem Vater stellen: Ein Erbe kann man ausschlagen, niemand ist gezwungen, Schulden zu erben. Die Beerdigung wird man als direkter Nachkomme zahlen müssen, allerdings muss es keine teure sein. Mich hat das nicht gestört, diese Kosten zu übernehmen, auch wenn ein Urlaub mit meinem Mann schöner gewesen wäre.

    LG Siri

  • Das Erbe ausschlagen, hatte ich ebenfalls Mal gehört..... Was passiert dann? Also wie läuft dann die Auflösung der Wohnung usw ab?

    Ich habe vor kurzem die Beerdigung meines Großvaters organisiert.... die Kosten dieser lagen bei 6000€.

    Es geht mir nicht um den Verzicht auf einen Urlaub..... um ehrlich zu sein, machen wir nicht so teure Urlaube, denn der genannte Betrag ist stämmbar, aber für uns eine doch große Summe.... und man weiß nie, was kommt und ob man zu dem Zeitpunkt vielleicht gerade andere Probleme hat.....

    Hast du denn damals die Wünsche deines Vaters umgesetzt? Wie bist du damit umgegangen?

  • Mein Vater wurde von der Stadt beerdigt, ich wusste sehr lange nichts von seinem Tod. Es war weniger als die Hälfte des Betrags, den Du genannt hast. Tatsächlich wäre ich lieber in Urlaub gefahren.

    Wer das Erbe ausschlägt, wird nichts aus der Wohnung mitnehmen können. Man hat nichts mit diesen Dingen zu tun.

    Zur Frage der Umsetzung von Wünschen: Ich finde, wenn jemand finanziell selbst dafür gesorgt hat, dass die Wünsche umgesetzt werden können, dann sollte es so gemacht werden. Wenn es nicht so ist, die Kosten eine Belastung wären und sogar das Verhältnis so schlecht war, dass man diese DInge nicht im Einvernehmen vor dem Tod klären konnte, würde ich es so machen, wie ich selbst es für richtig halte. Wenn Deine Mutter ihre speziellen Wünsche an Dich heranträgt, würde ich ihr die von Dir hier geäußerten Bedenken deutlich machen und mich abgrenzen. Ich würde nicht einsehen, mich zu einem Zeitpunkt, wo diese Fragen (für mich selbst) gar nicht anstehen, damit zu belasten. Wenn sie will, kann sie Vorsorge treffen und sparen, wenn nicht nicht.

  • Hallo Flieder,

    Das wichtigste zuerst.

    Du unternimmst garnicht’s auf eigene Veranlassung.

    Du kündigst keine bestehenden Verträge oder setzt dich mit niemanden ( Vermieter oder ähnlichen) in Verbindung.

    Wenn du das machst, wird das als Erbantritt gewertet. Dann ist der Drops gelutscht und du bist rechtmäßiger Erbe mit allen Konsequenzen.

    Finger weg, Finger weg, Finger weg!!!!!


    Erbe ausschlagen ist keine große Sache, du must innerhalb 6 Wochen zum Familiengericht, und es da schriftlich im Beisein eines Bediensteten ausschlagen.

    Hab ich schon 2 mal machen müssen inclusive für meine damals minderjährigen Kinder.

    Danach spielt das Erbe (weder Haben noch Schulden) keine Rolle mehr für dich.

    Selbst um die Wohnung oder etwaige Verträge (Strom Wasser Telefonie) brauchst du dich nicht zu kümmern, du hast ja die Rechtsnachfolge ausgeschlagen.

    Lehne dich zurück und genieße die Show.

    Das Nachlassgericht wird dann alle Weiteren Personen in der Erbfolge anschreiben, in der Hoffnung, dass irgend einer ja sagt, oder die Frist verstreichen lässt. Der ist dann in den Popo gekniffen.

    Die Beerdigung jedoch kommt leider als direkter Abkömmling auf dich zu.

    Gesetzt den Fall, dass auf die Schnelle keine Angehörigen gefunden werden ( was in deinem Fall unwahrscheinlich ist ) macht die Gemeinde eine Bestattung vorerst auf ihre Kosten, günstiger geht es niemals.

    In der Regel Urnenbeisetzung.

    Wenn sie dich später ausfindig machen, bekommst du aber natürlich die Rechnung.

    Einmal editiert, zuletzt von Freddy (4. Oktober 2023 um 12:18) aus folgendem Grund: Info hinzufügen

  • Du unternimmst garnicht’s auf eigene Veranlassung.

    Du kündigst keine bestehenden Verträge oder setzt dich mit niemanden ( Vermieter oder ähnlichen) in Verbindung.

    Wenn du das machst, wird das als Erbantritt gewertet. Dann ist der Drops gelutscht und du bist rechtmäßiger Erbe mit allen Konsequenzen.

    Finger weg, Finger weg, Finger weg!!!!!

    mmmh, wie gesagt, bürge ich für einen festen Betrag beim Mieter meiner Mutter.....kann das auch schon als Annahme des Erbes gelten?

    Davor habe ich wirklich Angst. Die Beerdigung bekomme ich schon hin, aber die ganzen Schulden würden mir den Hals brechen....und meiner Familie

  • Da bin ich mir leider nicht sicher.

    Ich bin kein Experte auf dem Gebiet, lehne mich aber mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass die Bürgschaft mit dem versterben deiner Mutter endet.

    Alles danach interessiert dich nicht mehr.

    Hier ist der harte Schnitt.

    Mal abgesehen von der Beisetzung.

    Sollten jedoch zu Lebzeiten Mietschulden entstanden sein, bist du höchst-vermutlich bis zur Höhe der vereinbarten Bürgschaft haftbar.

    Die üblichen 3 Monate Kündigungsfrist bei der Wohnung ( im Todesfall ) interessieren dich auf keinen Fall, weil du bei Ausschlagung des Erbes die Rechtsnachfolge ja NICHT antrittst.

    Du kündigst auch nichts, du machst in dem Fall ab dem Moment garnichts mehr.

    Darf man erfahren wie hoch die Bürgschaft ist?

  • Hallo, natürlich. Ich bürge für 1000€. Habe das damals gemacht, bevor meine Mutter insolvent gegangen ist, da sie die Kaution nicht hatte. War so gesehen von Seite des Vermieters ein Angebot.

    Dann erst kam die Aktion mit den Schulden machen meiner Mutter .... hätte ich das ahnen können, hätte ich nicht gebürgt.....

    Ich und mein Lebensgefährte haben uns ein kleines Haus erarbeitet und meine zwei Kinder stehen an erster Stelle für mich. Ich mache mir echt Sorgen, dass ich ihnen dadurch was kaputt mache....habe ja auch keine Ahnung wie hoch die Schulden meiner Mutter sind. ...vor allem durch die anfallenden Zinsen, Mahngebühren und co

  • Also 1000€ ist ja wirklich übersichtlich, wenn gleich es trotzdem 1000€ sind.

    Dies 1000€ sind im Grunde das schlimmste, was dir passieren kann.

    Allerdings kommst du aus der Bürgschaft auch nicht raus, sie endet erst bei ordentlicher Beendigung des Mietvertrages.

    Sollte dennoch irgend etwas hässliches passieren, wie betreutes wohnen oder ähnliches für deine Mutter, sei auch beruhigt.

    Eltern haften zwar für ihre Kinder, genau wie Kinder für ihre Eltern,

    Aber:

    Es sind hohe Hürden angesetzt seit 2020.

    Du alleine musst ein Jahreseinkommen von 100000€ Brutto haben.

    Dein Ehemann zählt nicht ( er ist ja kein Abkömmling ).

    Mit dem Wissen kannst du jetzt sicher etwas ruhiger schlafen. 😎

    Einmal editiert, zuletzt von Freddy (4. Oktober 2023 um 15:45)

  • Sollte ich hiermit gegen Forenregeln verstoßen, bitte löschen.

    Es gibt einen tollen You-Tube Kanal eines älteren, und über die Maßen sympathischen Bayern, der alles bzgl. Erbschaft wunderbar und vor alles sehr verständlich erklärt.

  • Sollte ich hiermit gegen Forenregeln verstoßen, bitte löschen.

    Nö, alles in Ordnung soweit. Aber man sieht, daß das Forum mit Rechtsberatungen an seine Grenzen kommt. Wirklich so richtig ruhig wirst du erst wieder schlafen können, Flieder, wenn du zu einem Rechtsanwalt gehst.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Nö, alles in Ordnung soweit. Aber man sieht, daß das Forum mit Rechtsberatungen an seine Grenzen kommt. Wirklich so richtig ruhig wirst du erst wieder schlafen können, Flieder, wenn du zu einem Rechtsanwalt gehst.

    Lieber Gruß, Linde

    Das ist natürlich richtig,

    hier werden gültigen keine Rechtsberatungen angeboten.

    Jedoch alles was ich gesagt habe beruht auf Erfahrung am eigenen Leib, das ist mir / uns passiert.

    Ein etwas „ dickeres Fell“ ist aber in jedem Fall von Vorteil

  • Freddy Linde66

    Vielen Dank euch. Ja, ich wollte auch einfach nur Erfahrungsberichte hören.... das dies alles nicht als rechtssicher gelten muss, ist mir bewusst. Es ist nur auch beruhigend von anderen zu hören, die in einer ähnlichen Situation waren... und zu hören, dass man irgendwie geschafft hat, es zu bewältigen...

    Puh, Pflege..... wer weiß, ob dies noch auf uns zu kommt.... meine Mutter hat wohl eine realitätsferne Sichtweise, aber sie ist für ihren langen heftigen Lebensstil fitt... da wäre so manch anderer schon lange nicht mehr,.. ich hoffe natürlich, dass sie trotz ihres Trinkens (sie trinkt nur abends) lange noch normal leben kann ...auch wenn sie mir viele Sorgen bereitet, wünsche ich ihr eben doch nur gutes

    Siri

    Ich kann mir vorstellen, dass auch du lieber den Urlaub als eine Kostenübernahme für eine Beerdigung gehabt hättest. Wurde dein Vater, falls ich fragen darf, anonym beerdigt? Muss auch ein schwieriges Gefühl gewesen sein, aber wie du schon schreibst: Man kann es sich dann nicht mehr aussuchen, wenn man selbst nicht vorsorgt. Dies habe ich auch meiner Mutter vor kurzem gesagt, wobei sie dann meinte, ich hätte ihr das viel früher sagen sollen (ich bin Anfang dreißig...als würde man mit 18/20 Jahren schon so weit denken)... das zur Einsicht...leicht fallen wird mir dies später trotzdem nicht

  • Hallo Flieder

    nein, ich weiß, wo das Grab sich befindet, wollte aber bislang nicht dorthin gehen. Ich habe meinen Vater kaum gekannt.

    Mir kommt es so vor, als wolle Deine Mutter Dir ein schlechtes Gewissen einreden. Für mich wäre das inakzeptabel. Ich finde es zwar gut zu Lebzeiten mit den Liebsten über die letzten Dinge zu sprechen und sie eben auch bestmöglich zu regeln. Aber so wie ich es aus Deinen Zeilen herauslese, kommt mir das Verhalten Deiner Mutter manipulativ vor. Meiner MEinung nach ist es nicht Aufgabe einer Tochter an das Begräbnis der Mutter zu denken. Schon gar nicht in Deinem Alter. Wenn die Eltern bereits sehr alt und pflegebedürftig sind, wäre es für mich nachvollziehbarer, da mal sachte nachzufragen, aber auch nur, wenn ein gutes Verhältnis besteht. Stell Dir vor, Du hättest zu Deinem 18. Geburtstag quasi aus heiterem Himmel ihr das tatsächlich so mitgeteilt, wie sie es jetzt im Nachhinein angeblich für richtig hält. Was das für ein Eklat gewesen wäre! Wenn man es mal so konkret durchdenkt, wird doch überdeutlich wie unrealistisch und, ja sogar, vermessen so eine Forderung ist. So empfinde ich es zumindest.

    Mich berührt, dass Du Deiner Mutter trotz allem nur Gutes wünscht. Mir geht das auch so, auch wenn manchmal Wut in mir aufsteigt. Das macht alles nicht einfacher. Da fällt die Abgrenzung schwer und es schmerzt, die Folgen der Alkoholsucht für die Mutter mitansehen zu müssen und zu realisieren, welche Folgen das Ganze auch für einen selber hatte und hat.

    Es ist wichtig, sich nicht in die Wirrheit und die ganzen Alltagsdramen der Sucht hineinziehen zu lassen. Mir selbst gelingt das trotz zwischenzeitlichem jahrelangen Kontaktabbruchs zur Zeit nicht so gut (habe die Organisation der Pflege aus der Ferne für meine schwer alkoholkranke Mutter seit dem Sommer auf ihre Bitte hin übernommen). Bei Manipulationsversuchen allerdings weise ich meine Mutter immer sofort entschieden zurück. Als sie realisiert hat, dass sie mich da nicht packen kann, hat sie das auch schnell wieder aufgegeben. In Deinem Alter ist mir das allerdings noch nicht gelungen (bin Mitte 50). Das zu lernen, dazu bedurfte es eines langen rigorosen Kontaktabbruchs.

    Deine Zukunftsängste, wie sich der Alkoholismus Deiner Mutter weiter entwickelt und womöglich verschlimmert, kann ich sehr gut nachvollziehen.

    Ich wünsche Dir, dass Du Deine Lebensenergie für Dich selbst, Deine Kinder und Deinen Lebenspartner hütest, Dir Freude bewahrst und unbeirrt Deinen Weg gehst.

    LG Siri

  • Siri

    Liebsten Dank für deine warmen Worte.

    Ja, Manipulation sehe ich dort auch.... Ich versuche das, so gut es geht, abzuwenden. Aber ich glaube, immer gelingt es mir nicht....

    Auch dir wünsche ich viel Kraft! Deine Situation mit deiner Mutter scheint ähnlich zu sein und damit sicher genauso belastend. Es ist gut zu lesen, dass man mit der Zeit ein immer "dickeres Fell" entwickelt.

    Lieben Gruß und nochmals vielen Dank

  • Hallo Flieder,

    Ich sage dir jetzt mal die Regel Nr.1 von Führungskräften.

    Wenn du ein Team, von angenommen 10 Leuten hast, und einer macht nur Ärger oder Unfrieden, kümmere dich um die restlichen 9 !

    Der eine ist bereits verloren, kostet nur deine Kraft, welche dir dann für die restlichen fehlt.

    Sei eine Führungskraft für deine Familie, deine Nahe Familie, welche du in deiner unmittelbaren Umgebung hast.

    Sie brauchen dich mehr als du denkst, und vor allem mehr als ihnen selber bewusst ist.

    Du bist deren Mittelpunkt, Frauen / Mütter sind immer der Mittelpunkt ,

    Sei der Mittelpunkt.

    Verrückt das von einem Mann zu hören, ist aber normalerweise Tatsache😂😂😂

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