Kettentatoo - Auf den Weg gemacht

  • Auch Dich verstehe ich.

    Ich habe keinerlei Probleme mit Alkohol, er gehört zu meiner Vergangenheit und ist dort ein fester Bestandteil.

    Ich verstehe die Menschen, die im Kopf ganz anders zum Alkohol stehen, warum auch immer. Die Saufdruck bekommen, die durch ihre Vergangenheit oder Psyche immer wieder zum Alkohol getrieben werden und sich deshalb konsequent vom Alkohol abgrenzen.

    Ich kann aber nur von mir sprechen. Ich fühle eine tiefe Abneigung dem Alkohol gegenüber. Und diese festigt sich immer mehr. Ich habe meine Vergangenheit, meine Erfahrung, schlimme, sehr lange Momente des Schmerz und des Leid, zumürbend, alleine durch Alkohol verursacht! Mir fällt echt in diesem Moment nichts und niemand ein, der mich wieder zum Alkohol bringen könnte. Egal wo der steht.

  • Ich glaube, egal was ich antworten würde, mir würde die Ernsthaftigkeit meiner Abstinenz von Euch abgesprochen

    Wer ist Euch und wo wird eine Ernsthaftigkeit abgesprochen nüchtern zu werden, wenn Du Alkohol zu Hause hast? Rundumschlag ist ja auch nicht hilfreich.

    Der Hinweis dient erstmal nur der Risikominimierung, wenn Dich Saufdruck ereilt, steht der Alkohol eben eine Handbreit vor Dir.

    Nochmals die Ernsthaftigkeit nüchtern oder trocken zu bleiben spricht hier keiner ab.

    Aber die Ernsthaftigkeit sich mit dem Thema auseinanderzusetzen steht infrage, wenn von langjährigen Trockene auf Gefahren hingewiesen wird und dann im Gegenzug versucht wird, mit eigenen Meinungen langjährige Erfahrungen wegzudiskutieren.

    Anstatt es als Angriff kann ich es auch erstmal als Hilfe ansehen. Ist doch nichts Persönliches. Es dreht sich um die Sucht.

    War das nicht Dein Grund der Anmeldung hier? Hilfe und Unterstützung suchen?

    Das Forum wurde vor 18 Jahren mit der Vorgabe der Grundbausteine ins Leben gerufen. Die beinhalten (auch nachzulesen) eine größtmögliche Risikominimierung, dass jahrelang von Langzeittrockene zusammengetragen. Das ist es auch, was wir hier vermitteln.

    Ich selbst aus eigenen Erfahrung damit fast 17 Jahre trocken. Zuvor mehre Versuchen gescheiterte mit den Geschichten, die ich hier "moniere"

    Und meine Antwort ist auch nur eine Antwort. Kein Angriff, keine Aggressivität und kein Vorhaben jemand trocken legen zu wollen. Es spielt sich nur in den eigenen Köpfen ab, wie ich eine Post lese.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ha ja. Ich auch. Aus dem Grund würde mich auch der Grund brennend interessieren, weshalb er in der Küche steht. Zum Brille putzen?

    Ich werfe ihn mir z. B. ins Gesicht. Nach dem Rasieren. In Form von Aftershave.

    Für die Brille hab ich ein Ultraschallgerät, kann ich nur empfehlen. Putzerei mit irgendwelchen Tüchern hat mir über die Jahre die Gläser kaputt gemacht. Aber der Wein, den ich sogar geschenkt bekommen hatte, um es zu konkretisieren, war für die Gäste gestern Abend. Die großzügigen Reste habe ich allerdings gestern Abend noch entsorgt. After Shave macht meiner Erfahrung nach die Haut kaputt, man braucht das Zeug wirklich nicht. Genauso wenig wie BodyLotion oder so einen Quark. Wer einmal cremt, cremt immer.

    Ich bin, wie ich sagte, beim Alkohol nicht dogmatisch, ich habe überhaupt kein Problem damit wenn "er" in der Nähe ist. Die Distanz zu Alkohol ergibt sich allerdings durch Abstinenz automatisch, da muss man m.E. gar nicht viel tun. Insbesondere Menschen, die einen ungesunden Hang zu Alkohol haben, distanzieren sich bsp. von alleine, sobald man sagt, man ist nicht mehr dabei.

    War das nicht Dein Grund der Anmeldung hier? Hilfe und Unterstützung suchen?

    Ich selbst aus eigenen Erfahrung damit fast 17 Jahre trocken. Zuvor mehre Versuchen gescheiterte mit den Geschichten, die ich hier "moniere"

    Der Grund meiner Anmeldung ist eigentlich meine Geschichte zu erzählen und sich dabei auch ein wenig selber zu reflektieren. Diese Diskussion gehört da auch mit zu.
    In meinen Posts habe ich ja meine Intention beschrieben. Denn, ich habe sehr viele, sehr gute Erfahrungen zu erzählen, die mich als Menschen einfach sehr verändert haben.

    Und mein Gedankengang ist, auch solche Erfahrungen gehören geteilt, das eine bewusste Abstinenz wirklich im positiven Sinne "Live Changing" sein kann. Mein Erfahrungsschatz beträgt allerdings "erst" 300 Tage, aber in der Zeit hat sich extrem viel getan, dazu habe ich ja noch gar nichts erzählt. Allerdings, die 300 Tage sind "netto", brutto habe ich mich auf die Abstinenz schon deutlich länger vorbereitet.

    Frohe Weihnachten!

  • Und mein Gedankengang ist, auch solche Erfahrungen gehören geteilt, das eine bewusste Abstinenz wirklich im positiven Sinne "Live Changing" sein kann. Mein Erfahrungsschatz beträgt allerdings "erst" 300 Tage, aber in der Zeit hat sich extrem viel getan, dazu habe ich ja noch gar nichts erzählt. Allerdings, die 300 Tage sind "netto", brutto habe ich mich auf die Abstinenz schon deutlich länger vorbereitet.

    Nichts gegen deinen Weg oder das Denken von 300 Tage Erfahrung. Auch deine Geschichte zu erzählen, gehört mit auf deinen Weg.

    Aber hier? Ich weiß nicht, ob du da glücklich wirst?

    Das aus folgenden Grund.

    Du hast dir hier eine Online Selbsthilfegruppe, bewusst oder unterbewusst herausgesucht, das für die Grundbausteine und Risikominimierung steht und diese auf Jahrzehnte lange Erfahrungen aufgebaut sind.

    Dazu gehört ein alkoholfreies Umfeld und es wird immer wieder angemahnt werden, wenn das eben von einem User nicht so gesehen wird. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern, weil Alkoholiker, eben ein nicht kalkulierbares Risiko ausgesetzt werden

    Und wir sind hier auch kein Forum, die auf der Welle neuer Wege mitgeht. Da die meisten, auch statistisch bewiesen, in den Rückfall laufen. Es liegt an dir, dich hier weiter auszutauschen, aber auf der Grundlage risikoreich oder Konfrontation mit dem Alkohol, wirst du immer wieder darauf hingewiesen, dass es eben der Ritt auf der Rasierklinge ist.

    Manchmal passt es, manchmal passt es eben nicht. Und das ist jetzt nicht böse oder emotional geschrieben.

    Einfach die Faktenlage hier in diesem Forum.

    Dir noch ein frohes Fest

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Lieber xxx, warum ist er denn eifersüchtig? Warum fragt er ständig, ob ich einen anderen habe, wenn ich mehrere Wege erledige, die länger dauern oder wenn ich mit Bekannten zum Essen gehe, mir einfach was gönne? Er hat oft im Suff geäußert, früher schon, wenn ich ihn jemals betrüge oder gehe, würde er mir was antun. Warum sagt man sowas, wenn man nichts mehr für seine Partnerin übrig hat? Warum würde er mir kein besseres Leben gönnen? Ich bin die Mutter seiner Kinder.

    (ich habe dieses Zitat aus einem anderen Thema mitgenommen und wollte darauf antworten und festgestellt, dass meine Antwort hier auch sehr gut aufgehoben ist und ich meine Antwort gerne bei mir hätte.)

    Weil der Alkohol nach und nach die Synapsen im Hirn verändert und man anfängt, Gespenster zu sehen. Sprichwörtlich. Das war ein großer Baustein bei mir, dass ich wirklich bemerkte, wie die Welt um mich herum dunkler wurde. Meine Gedanken und Gefühlswelt wurden immer negativer. Ich habe selbst bei mir auf eine Depression getippt, obwohl ich eigentlich wußte, dass es am Alkohol liegen muss.

    Und ich habe wirklich gemerkt, wie sich diese verzweifelte Wut in mir selber, die ich nicht kontrollieren konnte, langsam an Menschen entlud, die aber nichts dafür konnten. Ich habe richtig wahrgenommen, wie ich mich Stück für Stück veränderte.
    Auch die Wahrnehmung meiner Umwelt wurde immer dunkler, bei eigentlich wunderschönen Momenten konnte ich mich in keiner Weise darüber freuen sondern war tief traurig. Und manchmal, wenn ich alleine war, habe ich mich bewusst in diesen Strudel reinfallen lassen.

    Junge Junge, das noch einmal zu reflektieren macht echt Gänsehaut. Aber der Alkohol ist da echt fies, auf der einen Seite führt er Dich sukzessive immer tiefer in das Loch, gleichzeitig ist er aber auch das Mittel um einem ein wenig "Freude" zu spenden. Aber dieser "Kick" ist nur von kurzer Dauer, danach kommt wieder die Traurigkeit. Und die ist besonders da, wenn man gerade nichts trinkt. Also quasi verkatert ist. Also deswegen wartet man sehnsüchtig wieder auf den nächsten Kick. Man ist quasi gefangen wie in einem Hamsterrad mit Spirale.

    Das Glück was ich hatte , war diese Muster zu erkennen und schlussendlich durchbrechen zu können. Ich bin unendlich dankbar für meine vielleicht genetische, möglicherweise auch anerzogene extrem hohe Moral und Gerechtigkeitssinn, die mich im Endeffekt wirklich geschützt haben. Diese Mauern haben dafür gesorgt, dass ich diese aufgestaute Wut und Traurigkeit nur ganz selten an meinen Mitmenschen "rausgelassen" habe. Und auch wenn es zu diesen Momenten kam und diese falschen Emotionen rüberschwappten, hab ich mich schnell irgendwo versteckt und das mit mir selber ausgemacht.

    Und ein wichtiger, weiterer Baustein, irgendwo tief in mir loderte auch immer noch die Sehnsucht nach Freiheit, Glück und Zufriedenheit. Und ich hatte so einen Drang danach, diese Ketten der Last loszuwerden.

    Paradoxer Weise, ich wußte ja eigentlich wie es um mich stand, ich wußte es sehr genau und wußte eigentlich auch genau, dass der Alkohol schuld war, konnte ich mir das nicht vorstellen, aufzuhören. Ich hab mir sogar eine Therapeutin gesucht und ihr von meinen vermeidlichen Depressionen erzählt und diese Person meinte nur, ich habe keine Depressionen, sondern ein Alkoholproblem. Rumms......fachlich bestätigt. Und auch diese Aussage hat (erstmal) nicht geholfen, dass ich aufgehört habe.

    Warum? Der Alkohol ist echt gut darin, einem die eigene Verantwortung abzunehmen und ins Ohr zu flüstern, dass er eigentlich die Lösung ist und nicht das Problem. Und deswegen macht man weiter und geht tiefer und tiefer in den Kaninchenbau.

    Aber, meine persönliche Erfahrung, man kann diese ganzen Ketten sprengen. Nur dann, so ging es mir, ist man erst einmal nackt und quasi orientierungslos und es ist erstmal schwierig, die ganzen ungefilterten Emotionen einzuordnen und damit umzugehen. Und alles was man vorher irgendwie durch die Katalysator Alkohol oder Filter Alkohol gejagt hat, muss man nun alleine, ohne dieses "Mittel" verarbeiten.

    Mir wurde an verschiedenen Stellen damals nahegelegt, dass das freudige Gefühl, die sogenannte Anfangseuphorie, nachdem man ein paar Tage ohne Alkohol verbracht hat, gefährlich ist, man sich seiner Sache nicht zu sicher sein soll. Ich hab das Gefühl damals voll mitgenommen, ausgebaut und quasi als Basisplattform etabliert. Ich meine, nachdem man wirklich lange in einem emotionalen, tiefen Loch gesessen hat, dürstet man nach guten Momenten als auch ungefilterten Glück.

    Und das habe ich voll mitgenommen, ich habe genossen, mich zu spüren, mich wahrzunehmen, mich zu fordern.

  • Heute morgen ist mir bewusst geworden, das erste Mal seit 30 Jahren habe ich die Festtage ohne Alkohol verlebt. Und on Top dazu, auch noch sehr schön verlebt. Ich muss ehrlich eingestehen, auch aufgrund der hier angestossenen Diskussion hatte ich Respekt vor den Tagen. Besonders Weihnachten haben ich mich ab und zu beobachtet und selber gefragt, ob ich in irgendeiner Weise nasses Verhalten an den Tag lege oder vielleicht aufgrund der Ähnlichkeit der Limo-Flasche zu einer Bierflasche, und wie ich sie öffne, halte etc. getriggert werde. Und ich muss gestehen, ich habe darauf gewartet, dass irgendein Trigger einsetzte.

    Und, mir ist im Nachhinein dabei aufgefallen, ich habe einen Fehler begangen und zwar, ich habe mir selber misstraut. Ich arbeite mittlerweile seit Monaten intensiv mit mir und habe ehrlich gesagt dabei auch "viel schlimmere" Momente erlebt und die haben sich nie als Problem herausgestellt. Jetzt war ich anderweitig getriggert und das hat sich nicht gut angefühlt. Im Endeffekt würde ich das als sogenannte negative Bestärkung beschreiben und das ist etwas, was nicht in meinen Weg passt.

    Gestern habe ich wieder zu mir gefunden und sitze nun quietsch fiedel am Frühstückstisch und tippe diese Zeilen. Quietsch fiedel auch aus dem Grunde, bewegt mich doch eine Nachricht von gestern Abend sehr. Und das sind so die kleinen Nachrichten, die richtigen Bestärkungen das man doch auf dem Weg ist.

    Zwischen den Tagen habe ich eine liebe Freundin besucht und genau diese Person habe ich am letzten Tag meiner Trinkkarriere ebenfalls getroffen und dann nicht mehr gesehen, bis vorvorgestern. Das heisst, sie hatte mich noch in Erinnerung quasi, "von damals". Und sie hat mir so intensive Worte geschickt, wie überrascht sie war und mich eigentlich nicht mehr wiedererkannt hatte.

    Und das ist schön, sehr schön sogar. Und das Beste ist, ich bin noch nicht fertig ;) Let´s Go 2024!

  • Hartmut 3. Januar 2024 um 17:38

    Hat das Thema geschlossen.
  • Da wir hier einen anderen Austausch anbieten als gewünscht schließe ich vorerst den Thread, aber belasse es bei den Schreibrechten für den Vorstellungsbereich.

    Gruß Hartmut

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