Minihexe - Möchte wieder aktiver werden

  • Hallo zusammen,
    nachdem ich nun schon recht lange als "Gast" hier mitlese und bis jetzt schon sehr, sehr viel mitnehmen konnte, möchte ich mich dann doch auch mal kurz vorstellen und mich auch aktiv beteiligen.

    Ich bin 37, verheiratet, kinderlos (aber ein süßer Hund und ´ne Mieze), berufstätig und habe eine ziemliche "Suchtkarriere" hinter mir.
    Los ging es mit ca. 16 Jahren, Magersucht. Das ging dann so nach einigen Jahren schleichend über in Bulimie, bevor ich dann vor ca. 6 Jahren das ganze auf Alkohol "verschob".
    Als Bulimikerin war ich vor ca. 15 Jahren mal bei einem Psychologen, der mir ein Antidepressiva verschrieb und mich wieder heim schickte. Ich fühlte mich zwar daraufhin etwas besser, aber natürlich löste das nichts von meinen Problemen.
    Ich habe im Anschluss daran noch einige Therapeuten "verschlissenn".

    2005 war ich in einer Klinik am Chiemsee (wegen Essstörung, wobei ich da auch schon eher auf Alkohol hätte therapiert werden müssen), 10 Wochen lang. Das war zwar nicht schlecht, aber ich habe nicht kapiert, dass man auch nach, bzw. gerade erst nach dem Klinikaufenthalt -also außerhalb der Käseglocke- aktiv sein muss.
    So nahm das ganze weiter seinen Lauf.
    Die Essstörung bin ich zwar los gewesen, aber dafür konzentrierte ich mich nun voll auf den Alkohol.

    Ich begann mich erst abends mit ein, zwei Schlucken Yeni "locker und lustig" zu trinken. Das steigerte sich dann aufgrund steigender Toleranz. Wein und Bier habe ich selten getrunken, weil mir der Flash zu lange dauerte und mengenmäßig zu viel war. Ich wollte schnell besoffen sein und nichts mehr fühlen.
    Aufgefallen bin ich vor 2 Jahren dann auch im Dienst. Es folgten div. Gespräche mit Sozialdienst und Personalamt, die wenig befriedigend waren, aber das sind halt keine Fachleute und das darf ich auch nicht erwarten.
    Ich habe 2 halbherzige Selbstmordversuche unternommen, wurde einmal mit 4,2 % und das zweite mal mit über 3% und Schlaftabletten ins Krankenhaus gebracht. Ich hatte mich selbst und mein Leben und mein Versagen so über, dass ich in meinem besoffenen Kopf keinen anderen Ausweg mehr wusste.
    Letztes Jahr war ich dann 10 Wochen in einer Suchtklinik. Sehr euphorisch und mit festem Vorsatz, es diesmal endlich zu packen. Ich habe es ja begriffen ..... Pustekuchen...
    Wie heißt es so schön? Hochmut kommt vor dem Fall...
    So war´s denn auch, meinen Tiefpunkt hatte ich noch nicht erreicht und ich dachte, ich packe es, indem ich bloß aufhöre zu trinken.

    Es kam wie es kommen musste, der Rückfall. Erneut auffällig im Dienst, dann im März noch mal 2 Wochen Suchtklinik, aber auch danach hatte es noch nicht wirklich KLICK gemacht bei mir.
    Im April starb dann nach langem Leiden mein Vater. Ich kann es nicht genau erklären, aber das war der Punkt, wo ich erkannt habe, ich belog und belüge mich auf´s allerfeinste und so kann es nicht klappen. Seitdem habe ich versucht konsequent zu sein, aktiv was zu ändern.
    Den Tod meines Vaters habe ich erst im Juli wirklich realisiert (wir wohnen relativ weit auseinander) und hatte da noch einmal einen Rückfall über 3 Tage lang.
    Aufgrund meiner Vorgeschichte und der Fahne, die ich da hatte, habe ich derzeit noch einiges dienstlich auszustehen (Gutachtertermin nächste Woche). Da muss ich durch.

    Aber viel wichtiger ist mir, dass ich endlich kapiert habe, dass ich mich die ganze Zeit nur glücklich geredet habe. Das ist so schräg! Theoretisch hätte ich wie wohl jeder einem "echten Alkoholiker" gesagt, du darfst nie wieder trinken. Aber bei mir ist ja alles gaaaaaaaaanz anders und gaaaaaaaar nicht so schlimm ...
    Phänomenal, wie blöd und verbrettert man als halbwegs intelligenter Mensch ist und sich selbst was vormachen kann. Unglaublich

    Jedenfalls habe ich seither einiges geändert. Ich habe eine Volleyballmannschaft verlassen, weil da nach Trainingsende immer fleißig gebechert wurde. Zu heikel!
    Da ich immer nur alleine gesoffen habe, brauchte ich mich nicht von Saufkumpanen zu trennen.
    Ich habe eine neue Stelle zugewiesen bekommen und hier von Anfang an mit offenen Karten gespielt und gesagt, dass ich erst seit kurzem trocken bin. Meine Chefin ist voll im Bilde und wird mich auch nicht "decken", sollte es wieder zu Auffälligkeiten kommen.
    Ich habe einen vhs-Italienisch-Kurs begonnen (zum x-ten male ), ich mache wieder regelmäßig Sport und entspanne in der Sauna.
    Ich gehe regelmäßig zur Verhaltenstherapie. Wobei ich seit 2 Jahren bei einer Therapeutin bin, die echt genial ist und auch tacheless mit mir redet und mit mal in den Allerwertesten tritt, wenn sie merkt, ich eier rum.
    Und ich gehe wöchentlich zu den Guttemplern.

    Meine Ehe hat das ganze zwar auch mitgenommen, aber mein Mann hält zum Glück nach wie vor zu mir, wofür ich sehr, sehr dankbar bin!

    Aufgrund der letzten Auffälligkeit im Juli will man mich nun hier vom Dienstherrn aus auf Langzeit schicken.
    Das wäre sicherlich auch ein möglicher Weg. Ich habe das auch ernsthaft in Erwägung gezogen, denke aber (wie auch meine Therapeutin und Nervenärztin), dass ich ambulant die Kurve bekomme, so wie es jetzt läuft.
    Da ich privat versichert bin, würde meine Krankenkasse nichts mehr zahlen (hat damals auch nur "kulanterweise" 30% übernommen - so viel zum Thema "anerkannte Krankheit" ....). Im Gegenteil hat man mir schon angedroht, dass bei erneutem Rückfall auch der erste Klinikaufenthalt zurück zu zahlen ist.
    Wenn´s nicht anders ginge ... sch... drauf. Aber da ich ohne jeden Überschwang glaube, ich bekomme auch so die Kurve, möchte ich mir keine zusätzlichen Schulden und somit neue Probleme an den Hals hängen.
    Jedenfalls muss ich nun kommenden Montag zu einem angeordneten Gutachten, wo festgestellt werden soll, ob ich zur LZ muss oder nicht. Soll eine mehrstündige Untersuchung werden. Ich schätze, das wird ähnlich wie bei einer MPU ablaufen.
    Leberwerte habe ich, die sind im grünen Bereich, der CDT auch. Mulmig ist mir trotzdem, weil ich nicht weiß, was mich genau erwartet.

    Und dann hoffe ich, dass ich durch aktives Mitarbeiten hier im Forum auch weiter wachsen kann...

    Und wenn sich einer jetzt bis hierhin durchgelesen hat, freue ich mich über jede Zuschrift :)

  • Hallo Minihexe,
    klar habe ich mich bis zum Schluß durchgelesen. Herzlich willkommen hier ! :lol:

    Da hast Du ja nächste Woche einen heftigen Termin vor Dir. Ich bin zwar selber im öff. Dienst tätig, habe aber ehrlich gesagt trotzdem keinen Plan, wie das so läuft. Können sie Dich zur LZT zwingen ? Frei nach dem Motto: Entweder LZT oder Entlassung aus dem Beamtenverhältnis ? Hmm. Auf der anderen Seite bist Du mehrfach aufgefalllen und manch anderer Arbeitgeber hätte dich wohl schon lange rausgeschmissen.

    Wichtiger finde ich aber auch, dass Du nun für Dich aufhörst und nicht wegen Deinem Job !
    Habe ich das richtig gelesen, dass Du seit Juni ohne Alk lebst ? Einiges hast Du ja auch schon in Deinem Leben verändert. Was mich interessiert ist Dein häusliches Umfeld. Ist das alkfrei ? Und wie verhält sich Dein Mann mit der neuen Situation ? Steht er hinter Dir ?

    Oh je, so viele Fragen. Ich wollte Dich nicht gleich verschrecken. Sorry !

    Lieben Gruß
    Biene

  • ...so leicht verschreckt mich niemand :lol:
    Mir ist schon klar, dass ich als "normaler Angestellter" längst aus einem Betrieb rausgeflogen wäre. Es gibt bei uns eine Dienstvereinbarung, nach der der Arbeitgeber geeignete Maßnahmen anordnen KANN ... wie so oft im öffentlichen Dienst ein dehnbarer Begriff :roll:
    Was mich an der Sache stört ist, dass das Leute entscheiden, die Null Ahnung von Alkoholismus haben. So wurde ich gefragt, ob ich denn nicht mal ein Attest vorlegen könne, dass ich geheilt sei ... :roll: ...jaja...
    Ich bin bereits von einer Amtsärztin begutachtet worden (April´08) und als dienstfähig eingestuft worden. Aber nachdem im Juli´08 noch mal der Patzer war, reicht denen das nicht mehr, also muss ich zu einem neutralen Gutachter.
    Ich habe zwar von meiner Therapeutin und der Nervenärztin Atteste bekommen (nach ehrlicher Diskussion mit beiden), dass die ambulante Therapie ausreicht und eine erneute LZ derzeit eher kontraproduktiv wäre, weil mein soziales Umfeld stimmt, aber wie gesagt, das reicht jetzt nicht mehr.
    Da muss ich durch. :oops:

    Ja, mein Zuhause ist komplett alkfrei. Zum Glück trinkt mein Mann so gut wie gar nichts, bzw. nur beim Auswärtsessen mal, so dass ich da in keinerlei Versuchung komme.
    Er verhält sich passiv. Will sagen, er "schimpft" nicht, hält nach wie vor zu mir, bringt sich aber aktiv auch nicht ein. Da war ich anfangs bitter enttäuscht drüber, ich wollte, dass er mir hilft. Blödsinn ... :?
    Ich kann das nur von mir selbst heraus schaffen. Und wenn er dann immer noch zu mir hält, habe ich Schwein gehabt! Aber es ist richtig und wichtig, dass er mich nicht irgendwie deckt oder sowas, weil ich mich sonst auf ihn verlassen würde.

    So, war das alles? :roll: *überleg* ...

  • Hallo Minihexe!

    Kleine hexe,meine hexe?Wirklich Hexe?

    Entschhuldige,mit Deinem Nick kann ich so gut spielen!
    Ich hoffe,ich beleidige Dich nicht damit!
    Du wirst sehen,dass lachen manchmal recht helfen und entspannen kann!
    Natürlich habe ich auch jedes Wort gelesen bei Dir!Ich möchte Dich doch kennen lernen!Danke,dass Du so manches beschrieben hast.

    Sei ganz herzlich willkommen bei uns.
    Sieh Dich um,lies weiter,stell Fragen.
    Du hast ja schon einiges geändert in Deinem Leben.
    Hast Du auch schon bei den Grundbausteinen reingeschaut?
    Sonst mach das,dann weisst Du wie wir an uns arbeiten und was wir erreichen wollen.Was also auch Deine Trockenheitsarbeit sein wird.

    So,jetzt lasse ich Dich einmal,bevor mein Schreiben zu lang wird!

    Liebe Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Hallo Yvonne,

    jaaaaa, eine echte Minihexe *grins* ...
    Aber nur deswegen, weil meine ältere Schwester den Spitznamen Hexe hatte und für mich als die jüngere dann nur noch die Mini übrig blieb :lol:
    Aber so hexig bin ich glaube ich gar nicht.
    Und wie gesagt, ich bin nicht dünnhäutig und veräppel mich gerne auch selbst schon mal :)

    Die Grundbausteine habe ich auch schon gelesen. Halte ich so auch für absolut wichtig.
    Und die Tatsache, dass ich mich wirklich jeden Tag auf´s neue damit beschäftigen und nie aus den Augen verlieren will, was ich durch Alk schon alles verbockt habe und was ich in Zukunft für mich möchte. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass sich jemand die schlimmsten Momente seiner Sucht immer wieder vor Augen führt. Das hilft mir auch...
    Als ich mit Schlafmitteln und Alk im Krankenhaus wieder wach wurde, war ich fixiert und man hatte mir irgendso eine Kanüle zum Auspumpen durch die Nase gelegt, weil ich mich vom Salzwasser nicht übergeben konnte. Das sind Momente, die waren übel, haben mich aber letztendlich ja noch nicht endgültig vom Saufen abgehalten... :cry:

  • Liebe Minihexe!

    Eigentlich zählt das heute und das Jetzt.
    Wenn es Dich nicht abgehalten hat vom Trinken warst Du noch nicht
    bereit.

    Viel wichtiger ist,dass Du es jetzt bist!!
    Ich finde,das ist ein Grund,Dich,uns,zu freuen!

    Liebe Grüsse
    Yvonne :wink:

    ichbinda123

  • Hallo Minihexe,
    na, solange dauert eine Überweisung heutzutage ja nicht mehr :wink: .

    Ich finde es übrigens gut, dass Du nicht mehr zum Amtsarzt mußt (da frage ich mich öfter nach der Kompetenz), sondern zu einem unabhängigen Gutachter. Vielleicht hat er ja mehr Ahnung.

    Spanijoggel hat Recht: Wir leben im Jetzt und hier !

    Dein Mann verhält sich passiv sagst Du. Ähem, was erwartest Du denn ? Dass er in Jubelschreie ausbricht, weil Du es wieder versuchst ? Woher soll er wissen, dass es diesmal anders ist. Ich glaube, wir müssen uns das Vertrauen erst wieder erarbeiten und dürfen nicht vergessen, wielange wir unsere Angehörigen in dieser Hinsicht belogen und betrogen haben. Auch Dein Mann hat viel mitgemacht, nicht nur Du. Also habe ein wenig Geduld mit ihm.

    Gruß
    Biene

  • Hallo MiniHexe,

    auch von mir ein liebes Willkommen :wink:

    Habe mich auch durchgelesen, da haste ja schon Einiges hinter Dir.

    Glaube bis so ne Überweisung durch ist und Du freigeschaltest bist, kann so um die drei Tage dauern, aber genau weis ich das nicht :wink:

    Da hilft auch keine Hexerrei :lol:8)

    Wünsche Dir noch einen schönen Abend.

    MLG Mandy

  • Hallo Hexe 8)

    auch von mir herzlich Willkommen hier bei uns.

    Du scheinst sehr locker über die Themen der Vergangenheit zuschreiben, ließt sich gut, aber ist es wirklich so locker? Oder bist du es gewöhnt alles so locker zuspielen?

    Schön das du Schritte gehst die notwendig sind.

    Alles liebe Pia

  • Hallo Minihexe,

    Servus hier im Forum!

    Hast ja schon eine beachtliche (Sucht)“Karriere“ hinter Dir!

    Aber auch noch einen Großteil Deines Lebens vor Dir, für den es sich lohnt, trocken zu bleiben.

    Bei mir war es so, dass ich Gott sei dank erst nach meinem Berufsleben zu annähernd solcher “Form“ aufgelaufen bin und mir diesbezüglich keine Schwierigkeiten mehr entstanden sind.

    Doch auch ohne diesen Druck von außen, habe ich es bis jetzt geschafft, den Weg in ein trockenes Leben zu finden - nur für mich - und mir geht es sehr gut dabei.

    Ich hoffe, Du kannst hier von jedem das für Dich passende an Erfahrung mitnehmen und wünsch Dir weiterhin eine schöne trockene Zeit.

    Gruß
    Alpenrose

  • Guten Morgen und allen ein liebes Dankeschön für die Willkommensgrüße.

    Biene, das war halt so das typisch nasse denken, dass mein Mann (der ja doch natürlich mit Auslöser meiner Sauferei war) doch verdammt noch mal irgend was tun muss, um mir zu helfen. Wir haben oft gestritten und er hat sich zum Glück immer aus der Verantwortung gestohlen. Ich habe lange gebraucht um anzunehmen, dass das im Endeffekt die einzige Möglichkeit für ihn war und ist. Heute bin ich froh drüber, aber das hat ihn einiges an Nerven gekostet. Und wenn er nicht so leidensfähig gewesen wäre, mich immer und immer wieder besoffen vorzufinden und zweimal den Notarzt zu holen, dann wären wir nicht mehr zusammen.
    Ich habe ihm auch ganz ehrlich gesagt, dass ich an seiner Stelle das Theater mit mir nicht so lange durchgehalten hätte :(
    Natürlich muss er erst wieder vertrauen lernen. Ich habe zu oft versprochen, dass ich jetzt die Kurve bekomme.

    Hallo Feengesicht, nein, ich bin bei weitem nicht so locker, wie ich erscheine. Das ist mein großes Manko. Ich bin auch vor meiner Sauferei ein Meister darin gewesen, ein perfektes Äußeres zu geben. Immer gut drauf, auf alles eine Antwort, für alles eine Lösung, einfach unkaputtbar. Ein stückweit ist das wahrscheinlich jeder Alkoholiker.
    Ich bin mir meiner Selbst auch nicht wirklich sicher.
    Genau so, wie ich meinen Mann wieder und wieder enttäuscht habe, genauso oft habe ich mich selbst ja auch wieder enttäuscht, wenn ich wieder die Flasche am Hals hatte.
    Ich mache es wie einige hier und nehme mir nicht mehr die Ewigkeit vor. Ich versuche mir überschaubare Zeiträume vorzunehmen, angefangen bei den 24 Stunden.
    Das ist noch ein Ding, was ich gerne ändern würde, dass ich einfach authentischer bin. Dass ich sage, wenn es mir schlecht geht, dass ich mir Hilfe hole, wenn ich sie brauche, dass ich nein sage, wenn ich was nicht will, dass ich meine Bedürfnisse wahr nehme und auch formuliere. Und dass ich auch mal die Schauspielerei sein lasse :?
    Wenn ich momentan abgeklärt wirke, liegt es bestenfalls daran, dass es mir derzeit recht gut geht. Aber ich weiß auch, wohin mich meine Euphorie nach dem ersten Klinikaufenthalt gebracht hat, nämlich wieder auf unter Null.
    Ich habe mir vorgenommen, wachsam zu sein.

  • Liebe Minihexe!

    Schönen guten Morgen!

    Zitat

    Das ist noch ein Ding, was ich gerne ändern würde, dass ich einfach authentischer bin. Dass ich sage, wenn es mir schlecht geht, dass ich mir Hilfe hole, wenn ich sie brauche, dass ich nein sage, wenn ich was nicht will, dass ich meine Bedürfnisse wahr nehme und auch formuliere. Und dass ich auch mal die Schauspielerei sein lasse Geschockt
    Wenn ich momentan abgeklärt wirke, liegt es bestenfalls daran, dass es mir derzeit recht gut geht.

    Das kenne ich!
    Und das hat mich immer wieder bestenfalls in eine Sackgasse geführt!
    Seit ich hier Trockenheitsarbeit mache geht es mir diesbezüglich wesentlich besser.Denn wir lernen ja uns selber zu sein.

    Das sind so Baustellen,die wir bearbeiten und lösen dürfen.

    Ich bin sicher,Du kannst das auch lösen!

    Ganz herzliche Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Huhu Yvonne,

    da hast Du Recht, das wird noch ein Stück Arbeit. Es ist allerdings jedes mal schön, wenn man es mal geschafft hat.
    Ich habe zum Glück einen guten Bekannten, der so ziemlich alle Hochs und Tiefs miterlebt hat und "hart" im Nehmen ist. Das Blöde ist, dass ich mir manchmal selbst nicht mehr traue. Wer bin ich und was will ich. Dabei habe ich ihm auch schon einige male ziemlich auf den Schlips getreten, wenn ich überreagiert habe oder doch dünnhäutig und zickig war. Er weiß aber damit umzugehen und hält nach wie vor zu mir und meint, ich dürfe weiter an ihm "üben" :lol:

    Ich habe aber auch noch vor Augen, dass ich schon oftmals vermeintlich gut drauf war und dann aus heiterem Himmel wieder einen Absturz hatte. Ich hoffe bloß, ich bin inzwischen aufmerksamer mit mir geworden. Denn im Nachhinein hat sich ein Rückfall immer gedanklich rechtzeitig angekündigt. Aber das "Saufhirn" war bis dahin immer stärker. :oops:

  • Hallo Minihexe!

    Weisst Du,ich glaube und erfahre bei mir,dass wir stabiler werden.Das Ganze ist eine harte Arbeit an uns selber,die sich lohnt!
    Und dabei geht es nur in kleinen Schritten.Das ist nicht immer einfach!
    Kennst Du den Begriff Geduld
    Für mich auch etwas das ich immer wieder üben muss.

    Das ist eben das Schöne am Austausch hier:Wir lernen voneinander und miteinander!

    Liebe Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Ooooh jaaa ... Geduld ist ein meiner stärksten Tugenden :roll:
    Am besten ich habe bereits vorgestern zu 300% alles rundum perfekt erledigt...
    Zum Glück erwische ich mich inzwischen immer öfter dabei, wenn ich mir Aufgabenkataloge zusammenspinne, die schlicht und ergreifend nicht zu bewältigen sind - selbst für Zauberer nicht. Und dann zu bremsen und zu sagen, na dann bleibt halt was liegen ... uff ... das kostet echt Mühe - NOCH - ich hoffe, das gibt sich mit der Zeit mal.
    Zumal ich von wirklich niemandem (außer meiner Mum, und da ist meine Aufgabe eben auch Abgrenzung) zu irgendwas gedrängt werde. Ich mache mir den Spuk also komplett selbst. Und was man sich über Jahre so angewöhnt hat, kann/soll/darf man sich dann auch mit etwas Geduld wieder abgewöhnen.

    Rein theoretisch sind wir glaube ich allesamt recht gut aufgestellt. Aber zumindest bei mir hapert´s da noch oft in der Umsetzung.
    Deswegen bin ich auch froh, dass ich nach wie vor meine Therapie noch mache. Die Frau ist echt klasse, die gleiche Wellenlänge und sie weiß genau, wo sie bei mir ansetzen muss.

    Das Leben kann sooooo schön sein... :D

  • Servus Minihexe,

    sag mal...

    was willst Du diesmal anders machen, als bei den früheren "Versuchen"?

    Ich frage deshalb so gezielt nach, weil ich bei Dir Dinge lese, die ein "Einwirken von Aussen" erfordern - und nicht ein Handeln von Dir.

    Denk einfach mal für Dich darüber nach, was denn diesmal für Dich tatsächlich anders ist, und was Dich diesmal daran hindern sollte, nach einer Zeit X wieder ins "alte Fahrwasser" zurückzukehren?

    Ich wünsche Dir jedenfalls die Kraft mal da hin zu sehen, wo's bei Dir wirklich weh tut... und ob das mit einer ambulanten Therapie oder mit einer stationären "zu behandeln" ist, wage ich nicht zu beurteilen. Ich stelle nur fest, in all Deinen Bemühungen der Vergangenheit hast Du es nicht geschafft, Dir die Grundlage für ein suchtmittelfreies oder gar ein suchtfreies Leben aufzubauen.

    Warum diesmal - was ist anders?

    Wer will, findet Wege - wer nciht will, findet Gründe...

    LG
    Spedi

  • Hallo Spedi,

    ich glaube, dass da der Hase bei mir im Pfeffer lag: eben dass ich nur auf Druck von Außen hin bisher irgendwas gemacht habe. Mein erster Klinikaufenthalt kam aus Verzweiflung und Druck vom Arbeitgeber zustande. War zwar gut, aber ich habe geglaubt, da wird mir geholfen und es reicht einfach nicht mehr zu trinken.
    Hat nicht lange gedauert.
    Ich habe während der weiteren ambulanten Therapie mich selbst und somit auch die Therapeutin mit Durchhalteparolen belogen.
    Der zweite Klinikaufenthalt im März kam auch mehr oder weniger aus der Not heraus zustande, weil das der Arbeitgeber forderte, bzw. ich denen, meinem Mann, meiner Mutter, meinem damals noch lebenden Vater einen Gefallen tun wollte.
    Zumindest habe ich da gesehen, wie überheblich und unangebracht euphorisch ich nach meinem ersten Aufenthalt gewesen bin. Und naiv!
    So gesehen war es bei mir nötig, dass ich noch ein paarmal auf die Schnauze geflogen bin.

    Was mache ich seither anders?
    Ich habe im Juli einen Schnitt gemacht. Hört sich vielleicht bescheuert an, aber ich glaube, dass mein Vater mir da oben aus zuschaut und mir hier und da ein wenig beisteht mit seiner Liebe.
    Ich habe meine Therapeutin über mein wahres Ich noch mal informiert, eben dass ich nur Trinkpausen eingelegt habe und nicht ernsthaft trocken werden wollte. Bis März habe ich mir nicht eingestehen wollen, dass ich den Alkohol ganz und für immer sein lassen will und muss.
    Ich habe versucht mir Hobbies zu suchen. Saxophon war eins davon, habe ich aber wieder sein lassen, das war mit den Musikstunden nix. Aber da ich die italienische Sprache sehr mag und schon zig mal einen Kurs angefangen habe, habe ich mich wieder eingeschrieben, den ersten Kurs bereits hinter mir, der nächste geht im November los.
    Mit meinem kleinen Hund mache ich wieder Agility (Hundesport, bei dem Frauchen/Herrchen mitmacht), ich treffe mich wieder regelmäßig mit einer guten Freundin, die um meine Krankheit weiß und bei der ich so bin, wie ich bin. Ich habe meiner Mutter gesagt, was wirklich los ist - das war das schwerste für mich, weil ich immer um ihre Liebe gebettelt habe. Und ich habe ihr gesagt, dass ich nicht ihr oder sonstwem zuliebe trocken werden will, sondern einzig und alleine für mich.
    Ich habe mir feste Sport-/Saunatage eingeplant und lasse mir die soweit wie möglich durch nichts torpedieren.
    Und ich habe endlich eine reale Selbsthilfegruppe gefunden, in der ich mich wohl fühle. Selbsthilfegruppe hielt ich nach meinem ersten Klinikaufenthalt für Pillepalle, brauch´ ich nicht.

    Es stimmt, dass ich bis dahin nur auf Druck von außen tätig geworden bin, aber derzeit bin ich nur noch bei mir.
    Korrigiere mich, wenn Dir was anderes auffällt. Ich habe beim Lesen schon festgestellt, dass Du sehr offen und direkt bist. Manch einer mag das vielleicht verfluchen, in meiner nassen Zeit wäre ich auch empört gewesen, wenn mir jemand offen und ungeschönt die Wahrheit gesagt hätte. Aber im Endeffekt hilft nur das, und vier Augen sehen mehr als zwei...

    Liebe Grüße,
    Helga

  • Servus Minihexe !

    Zitat

    Es stimmt, dass ich bis dahin nur auf Druck von außen tätig geworden bin, aber derzeit bin ich nur noch bei mir.

    Dann sei bitte achtsam und wachsam damit du nicht nur derzeit bei dir bist sondern auch bleibst. Die größte Gefahr stellt für mich die Nachlässigkeit in der Trockenheitsarbeit dar. Das kommt so schleichend und ehe man sichs versieht rückt der Alkohol schon wieder in Griffweite.
    Ich beschäftige mich fast tagtäglich mit meiner Krankheit um nur ja nicht zu vergesen was ich bin und ein Leben lang bleibe: ALKOHOLIKER !

    Bei mir war es ebenfalls so ähnlich wie bei dir:
    Für Andere oder für Umstände trocken zu bleiben funktionierte nur eine begrenzte Zeit. Erst als ich erkennen durfte ich will ja für mich und für sonst niemanden ein trockenes, zufriedenes Leben führen erfuhr ich eine grundlegende Änderung in meinem Leben die bis dato anhält.

    LG
    Andreas

    carpe diem

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!