Lia123 - EKA, ganz neu hier

  • Hallo Linde,

    Du klingst wie nach einer Gehirnwäsche.

    Über diesen Satz musste ich jetzt lange nachdenken. Ich habe lange nach einem Wort gesucht, dass meine Verwirrtheit und Zerissenheit beschreibt. Mit "Gehirnwäsche" hast du es auf den Punkt gebracht. Ich habe ja jahrelang nicht verstanden, dass das Verhalten meiner Eltern nicht "okay" ist. Ich habe es als absolut normal gesehen, dass ich meine Gefühle verstecken muss, weil ich sonst entweder dafür verurteilt oder allein gelassen werde. Erst seit der Therapie verstehe ich, dass das nicht normal ist.

    Erwachsene Kinder von Alkoholikern leiden furchtbar unter dem Ohnmachtsgefühl, daß sie das Elternteil nicht retten können. Ist zwar nicht ihr Job, aber trotzdem.. Und weil sich Ohnmacht schrecklich anfühlt, switchen sie um zu "ich bin verantwortlich bzw. ich bin schuldig" - denn das verschafft die Illusion von einem Hauch einer Ahnung von Kontrolle über die entgleiste Situation.

    Auch hier triffst du es auf den Punkt: ich komme absolut nicht klar mit dem Gefühl von Kontrollverlust und Ohnmacht. Das fühlt sich für mich an als würde ich verrückt werden. Wenn ich mich aufgebe, um meine Eltern zu unterstützen, habe ich immerhin das Gefühl ich kann was machen. Auch wenn sich seit Jahren ja nichts ändert.

    Ich habe Jaaaahre Abstand gehalten, mich stabilisiert, meine Schuldgefühle auf den Misthaufen geworfen und bin ich selber geworden.

    Das ist total schön zu lesen. Gibt mir Mut, dass ich auch "ich selber" werden kann. Danke nochmal für die lieben Worte.

    LG,

    Lia

  • Hallo Luna,

    danke für deine Offenheit! Ja du beschreibst genau meine Situation. Tut mir leid zu lesen, dass du da auch durch musstest/musst.

    Einen Kontaktabbruch bekomme ich Stand jetzt auch nicht hin. Höchstens Abstand. Darf ich dich fragen, wie du es geschafft hast die Schuldgefühle loszubekommen? Die belasten mich ja momentan mit am meisten..

    Ich persönlich habe den Kontaktabbruch nicht geschafft und wollte das auch nicht das hätte sich für mich nicht richtig angefühlt.Ich hatte und habe auch bis jetzt, wenn er trinkt keinen guten Umgang mit der Situation.Ich finde das muss jeder mit sich selber abmachen .

    Nur Du hast keine Schuld das ist sicher...

    LG, Lia

  • Verantwortlich fühl ich mich daher eigentlich nicht, aber der Gedanke, dass er wegen mir trinken muss ist schrecklich.

    Falls Du diesen Gedanken weiterverfolgen solltest , begibst Du Dich in einen gnadenlosen inneren Kampf gegen Windmühlen. Ein Alkoholkranker findet immer Gründe um zu trinken und er hätte diesen auch auf Nachfrage immer parat.

    und mein Vater ist Alkoholiker.

    Es ist wichtig für Dich das auch genauso zu sehen, das er Alkoholiker ist und krank, und das nicht als vorübergehende Phase zu betrachten ist , welche einen Auslöser braucht. Das Problem liegt in der Sucht und damit sehr viel tiefer als sich das ein Nicht-Süchtiger vorstellen kann. Du siehst nur das Ergebnis, nämlich den Betrunkenen.

    Daher ist es gut das Du hier bist und Dich hier informieren kannst worum es bei dieser Erkrankung eigentlich geht, und Du hier an den EKA`s und Co`s siehst das der Alkohol keine Grenzen kennt und zur Familienerkrankung werden kann. Evtl. solltest Du Deiner Mutter auch mal raten sich Hilfe zu holen ( falls nicht schon geschehen...).

    lG WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Ein Alkoholkranker findet immer Gründe um zu trinken und er hätte diesen auch auf Nachfrage immer parat.

    Da hast du wohl recht. Ich denke er trinkt halt grundsätzlich, um jedes noch so kleine unangenehme Gefühl zu ertrinken.

    Daher ist es gut das Du hier bist und Dich hier informieren kannst worum es bei dieser Erkrankung eigentlich geht, und Du hier an den EKA`s und Co`s siehst das der Alkohol keine Grenzen kennt und zur Familienerkrankung werden kann. Evtl. solltest Du Deiner Mutter auch mal raten sich Hilfe zu holen ( falls nicht schon geschehen...).

    Familienerkrankung trifft es gut. Die Sucht zerstört ja meine Mutter und mich auch. Und ja meine Mutter ist zum Glück seit ein paar Wochen in therapeutischer Behandlung.

    Danke für deine Unterstützung!

    LG, Lia

  • Hallo Liebe Lia 123,

    Entschuldige das ich erst jetzt antworte.

    Du fragst mich wie ich mit meinen Schuldgefühlen umgehe. Ich muss Dir sagen die habe ich tatsächlich nicht. Ich ärgere mich eher über mich selbst,das ich wenn er trinkt nach Lösungen suche um ihn möglich schnell wieder trocken zu bekommen.

    Das ist ein mega Quatsch und sollte ich nicht tun. Es kostet mich immer mega viel Kraft und belastet mich sehr. Gerade ist er ja trocken und ich sollte versuchen mein Verhalten zu überdenken. Das tue ich nicht statt dessen verdränge ich...

    Aber Schuldgefühle weil er trinkt habe ich nicht und Du solltest sie auch nicht haben. Du bist nicht für seine Sucht Verantwortlich.

    Ich kann mir nicht vorstellen daß er trinkt um mit Dir einen besseren Umgang zu haben. Mein Vater hat sich immer geschämt wenn er getrunken hat.

    Bist Du im Kontakt mit deinen Eltern wenn du nicht nach Hause gehst? Ich meine telefoniert ihr? Ich schicke Die liebe Grüße

  • Hallo Luna,

    vielen Dank für deine Antwort und Offenheit!

    Du fragst mich wie ich mit meinen Schuldgefühlen umgehe. Ich muss Dir sagen die habe ich tatsächlich nicht. Ich ärgere mich eher über mich selbst,das ich wenn er trinkt nach Lösungen suche um ihn möglich schnell wieder trocken zu bekommen.

    Das ist ein mega Quatsch und sollte ich nicht tun. Es kostet mich immer mega viel Kraft und belastet mich sehr. Gerade ist er ja trocken und ich sollte versuchen mein Verhalten zu überdenken. Das tue ich nicht statt dessen verdränge ich...

    Du sprichst mir da richtig aus der Seele. Genau so fühle ich mich. Es tut mir leid zu lesen, dass es dich auch sehr belastet.

    Ich kann mir nicht vorstellen daß er trinkt um mit Dir einen besseren Umgang zu haben. Mein Vater hat sich immer geschämt wenn er getrunken hat.

    Er schämt sich auch dafür. Letztens war zum Beispiel die Situation, dass mein Auto nicht anfahren wollte. Er hätte mich gerne abgeholt, aber konnte nicht, da er schon betrunken war (an einem Freitag um 13 Uhr...). Das habe ich aber erst durch meine Mutter erfahren. Bis ich dann endlich mit dem Zug daheim angekommen war, hat er sich schon in seinen üblichen euphorischen Rausch getrunken, in dem ihm alles egal scheint. Ich glaube an dem Tag hat er dann wirklich getrunken, um die Schamgefühle vor mir nicht so fühlen zu müssen. (Vielleicht ist es aber auch ganz anders, ich versuche nur verzweifelt Erklärungen/Entschuldigungen für sein Verhalten zu finden..).

    Bist Du im Kontakt mit deinen Eltern wenn du nicht nach Hause gehst? Ich meine telefoniert ihr?

    Mit meiner Mutter inzwischen mehr. Früher kam da auch nicht so viel, bis ich ihr das mal rückgemeldet habe, dass ich dadurch das Gefühl bekomme, es interessiert sie nicht, wie es mir geht. Mit meinem Papa bin ich so nicht in Kontakt. Also wir haben quasi keinen Kontakt, wenn ich nicht zuhause bin.

    LG, Lia

  • Hallo Lia,

    ich überlegte auch immer wieder fieberhaft wieso er jetzt wieder trinkt. Aber ein Alkoholiker braucht keinen Grund!! Da können wir EKA auch noch so nach Gründen und Lösungen suchen.

    Es tut mir Leid das du nach langer Zeit zu Hause bist und dein Vater liegt volltrunken da.

    Aber ich denke es ist gut wenn du dazwischen keinen Kontakt zu ihm hast obwohl du sicher von deiner Mutter immer wieder Meldung bekommst was gerade abgeht? Oder? Also so war es bei mir.

    LgLuna

  • Hallo Luna,

    entschuldige die späte Antwort. Momentan wieder viel los.

    Es tut mir Leid das du nach langer Zeit zu Hause bist und dein Vater liegt volltrunken da.

    "volltrunken daliegen" tut er nichtmal. Ich merke es eigentlich nur daran, dass er deutlich gesprächiger wird und dumme Witze macht. Aber sobald man auf bestimmte Themen kommt (Politik etc.) regt er sich einfach übertrieben auf. Zum Kontext, er ist nüchtern eine ziemlich stille Person, die wenig von sich aus redet.

    Aber ich denke es ist gut wenn du dazwischen keinen Kontakt zu ihm hast obwohl du sicher von deiner Mutter immer wieder Meldung bekommst was gerade abgeht? Oder? Also so war es bei mir.

    Ja vermutlich ist es besser so. Ich hab nur manchmal noch diese Wunschfantasien, einen Vater zu haben, der sich nach mir erkundigt. Zumindest wenn ich das bsp. bei Freund*innen mitbekomme, werde ich traurig. Genau, ansonsten läuft eigentlich alles über meine Mutter. Aber bezüglich dem Trinkverhaltens frage ich meistens schon nicht mehr, da ich es eigentlich nicht wissen will. Und sie weiß das inzwischen auch und erzählt auch von sich aus nicht darüber.

    Lg Lia

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