Monahan - Schuldgefühle (Hätte ich meinen Papa retten können?)

  • Hallo liebe Community,

    in ein Forum zu schreiben ist eigentlich nicht mein Ding aber manchmal muss man einfach mal etwas loswerden.

    Mein geliebter Papa ist im vergangenen Jahr verstorben. Grund war ein plötzlicher Herzstillstand, man hat keine Ursache finden können. Mein Papa war Alkoholiker und das ungefähr seitdem ich 10 Jahre alt war. Bis zu seinem Tod habe ich mit niemandem über das Thema gesprochen doch trotzdem wussten es gefühlt alle in meiner Familie. Ich liebe meinen Papa über alles, habe die Phasen in der trocken war geliebt, er war wie mein bester Freund. Hat er mal wieder getrunken so konnte er teilweile nicht an Familienfesten teilnehmen. Jedes Mal wenn ich zu ihm gefahren bin war ich nervös, wusste nicht in welchem Zustand er mir begegnen würde. Dass ich von seiner Sucht wusste, hat er natürlich gemerkt. Ein paar Mal sind wir aneinander geraten. Immer habe ich auf ein Wunder gehofft - dass er es selbst einsieht und sich Hilfe sucht. Da ich selbst Angst habe mich der Realität zu stellen, habe ich mich nie getraut das Ganze anzupacken (z.B. mit meiner Mum und ihm ein ganz ernstes Wort zu reden, ihn in eine Klinik zu fahren, etc.). Ich habe ihn doch so sehr geliebt und wollte, dass es ihm gut geht. Ich wollte als Tochter auf ihn aufpassen.

    Heute, knapp 7 Monate nach seinem Tod mache ich mir viele Gedanken. Auch wenn der Alkohol (zumindest nicht direkt?!) Auslöser seines plötzlichen Todes gewesen ist stelle ich mir Fragen, wie z.B.: Wieso habe ich nicht gehandelt? Wieso habe ich nichts unternommen? Hätte ich ihn retten können? Er hätte doch meine Hilfe so sehr gebraucht. Habe ich ihn im Stich gelassen? Habe ich etwa meinen eigenen Vater nicht gerettet? Und das nur weil ich Angst vor der Realität und auf das was vielleicht auf uns zukommt, hatte? Es schmerzt sehr wenn ich darüber nachdenke.

    Vielleicht hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht.

    Liebe Grüße, M.

  • Liebe Monahan,

    es ist gut, dass Du hierhergefunden hast und Deine Sorgen und Nöte hier ansprichst.

    Als erwachsenes Kind eines Alkoholikers (EKA) kannst Du Dich hier auf jeden Fall mit Menschen austauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, und daran persönlich wachsen.

    Ich, als Alkoholikerin ( ohne Kinder) kann Dir schon einmal sagen: Er war krank, aber erwachsen. Wenn er Hilfe gewollt hätte, hätte er sie bekommen können. Aber so wie man einen Hund nicht zum Jagen tragen kann, kann man einen Alkoholiker nicht zum Trockenwerden tragen.

    Der Wunsch dazu muss aus ihm selbst kommen, alles andere funktioniert auf Dauer nicht. Das ist für nahe Angehörige nur sehr schwer zu auszuhalten ( habe ich selbst in Bezug auf ein anderes Suchtmittel in der engsten Familie erlebt und dabei fast meine Ausbildung versemmelt).

    Ich wünsche Dir einen hilfreichen Austausch. Es wird sich sicher bald ein Moderator oder eine Moderatorin bei dir melden und dich dafür freischalten.

    Alles Gute!

  • Hallo Monahan,


    erstmal schön, dass du den Weg hier ins Forum gefunden hast. Ich bin selbst auch erst seit Ende Oktober 2024 dabei, da mein Papa Mitte Oktober an den Folgen einer Sepsis verstorben ist. Er selbst war auch jahrelanger Alkoholiker, am Ende ungefähr 2 Jahre trocken. Ich finde mich in deinem Beitrag so sehr wieder! Habe mir auch immer wieder die gleichen Fragen gestellt und bin immer wieder auf die gleiche Antwort gekommen: Ich bin nicht daran schuld. Er ist erwachsen und verantwortlich für sein Leben.

    Ich habe auch immer gedacht, ich hätte zu lange weg geschaut, wollte es nicht wahrhaben, hab’s ignoriert. Aber ich konnte auch nichts sagen, wusste nicht wie ich anfangen sollte. Ich bin doch das Kind (wenn auch erwachsen) und muss nicht auf meine Eltern aufpassen.

    Finde dich erstmal hier im Forum zurecht. Einer der Moderatoren*innen wird sich hier noch bei dir melden, zwecks Vorstellung und Freischaltung.

    Ich freu mich, dass du hier bist.

    Liebe Grüße

    Landleben

  • hallo Monahan,

    herzlich Willkommen in unserer Onlineselbsthilfegruppe.

    Du hast ja schon einiges wichtiges von meinen Vorschreiberinnen geschrieben bekommen.

    Ich lasse dir jetzt noch den Link da, den kannst du gerne anklicken, wenn du dich hier austauschen möchtest. Schreib bitte noch einen kurzen Satz dazu und dann schalten wir dich für die offenen Bereiche frei, wo dann der Austausch beginnen kann.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Monahan,

    herzlich Willkommen bei uns hier.

    Mein aufrichtiges Beileid zu deinem Verlust. Traurig, wie plötzlich es gekommen ist.

    Weder du noch deine Mutter hätten ihn zum Aufhören bewegen können, egal ob ihr deutliche Worte oder Flehen oder Tränen benutzt hättet. Es geht nicht ohne den Alkoholiker selbst. Nur er kann seine Suchterkrankung stoppen, wenn er einsichtig ist, sich ärztlich helfen lässt und sein Leben umkrempelt.


    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Monahan,

    ich habe dich gerade eben für die Teilnahme am Forum freigeschaltet. Dein Thema ist jetzt im EKA-Bereich, aber du kannst gerne auch woanders schreiben, nur bitte nicht in den ersten 4 Wochen im Vorstellungsbereich bei den frisch registrierten Usern mit den orangeroten Namen.

    Wenn du oben im EKA-Bereich schaust, findest du einen Thread "Merkmale für ein EKA". Dort haben wir über die Zeit viele hilfreiche Beiträge zusammengetragen. Es ist eine Textsammlung von EKA für EKA.

    Hier in deinem Thread ist jetzt dein Platz, den du so nutzen kannst, wie du es gerade brauchst. Ich wünsche dir dafür einen hilfreichen Austausch hier in der Gruppe.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Monahan,

    du hast Dir da einen schweren Rucksack aufgeladen, den Dir außer Du selbst auch niemand mehr abnehmen kann.

    Diese Unmöglichkeit noch etwas zu kommunizieren lähmt und macht sehr traurig. Ich hab das auch durch, es hätte noch vieles zu sagen gegeben. Leider fiel mir das alles erst hinterher ein, als eben die Möglichkeit nicht mehr bestand.

    Wenn ich ehrlich bin, bin ich das heute noch nicht ganz los ( 20 Jahre) aber ich habe ihm damals, nach etwa 5 Jahren innerer Quälerei, auf Anraten eines Psychologen einen Brief geschrieben, den an einem Ort verbrannt der ihm gefallen hätte und an dem wir oft zusammen waren ( Wald ).

    In diesem Brief, für den ich mehrere Tage gebraucht habe , stand in meinen Worten und in meiner Ausdrucksweise ohne jegliche Zensur alles drinn was ich fühlte, bedauert, geliebt und auch gelitten habe. Es gibt dafür kein Patentrezept, aber es hilft Abschied zu nehmen.

    Was mir auch sehr geholfen hat, war der Gedanke, das er es nicht gewollt hätte das ich mich damit rumquäle, er wollte immer mein Bestes und das es mir gutgeht. Auch wenn er das schwer zeigen konnte. Inwieweit der Alkohol schuld war lässt sich im Nachhinein nicht mehr ermessen. Und so habe ich es dann in Erinnerung an ihn auch gehandhabt, nicht aufgeben und glücklich werden. Mit seinem Segen. Und damit seine Bemühungen nicht umsonst waren.

    Ich habe daraus gelernt und warte jetzt nicht mehr ab mit der Kommunikation wenn mir ein Mensch wichtig ist. Keiner weiss was morgen ist und dann ist es evtl. zu spät.

    Evtl. kannst Du ja damit was anfangen.

    lG WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

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