Eva1972 - es ist nie zu spät aber immer höchste Zeit

  • Hallo Eva,
    schön wieder von dir zu hören.

    Für mich ist klar, ich möchte noch mehr aussortieren wo ich wann zu welcher Gelegenheit sein werde.

    Für mich war das notwendig und auch heute noch schaue ich genau hin, wo ich hin gehen möchte.
    Es ist nun mal so, dass die Krankheit nur gestoppt ist, sie mir aber mein Leben lang erhalten bleibt.
    Ich geniesse mein abstinentes Leben und damit es so bleibt, ist es meine Verantwortung, dass ich Unternehmungen "aussortiere", wo ich nicht hin gehöre.

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          - abstinent seit 6.01.2024 -

  • .... und es bleibt spannend. Geplant war der Geburtstag, 19 Jahre jung, meiner Tochter verbunden mit einem Städtetrip. Doch es kam anders, Spieleabend mit Freunden zu Hause und freilich habe ich das erlaubt. Dann haben die Jungen eingekauft, nicht 3 Flaschen Prosecco, sonder gleich den halben Supermarkt, um Himmels Willen habe ich gesagt, wer soll das trinken? Ich habe die Flucht ergriffen und bin in die Sauna gefahren. Zuhause wieder angekommen war die Gesellschaft in bester Laune aber nicht angetrunken, hat mich gefreut. Bin schon etwas schlechter eingeschlafen aber die Situation war für mich überschaubar. Ich habe mich vorbereitet, verspürte auch keine Lust etwas zu trinken. Die letzten Jahre hatte ich meine Partys ja alleine in meinem Büro gefeiert .... Hartmut du schreibst ja immer wieder ein Rückfall findet schon viel früher im Kopf statt. Ich kann mir leider nicht vorstellen wie er sich ankündigt und wie man ihn erkennen kann UND wie man gegensteuern. Schönen Sonntag euch allen

  • Also, zuerst einmal habe ich nicht die Allround-Lösung, aber aus meiner Erfahrung und jahrelangem Austausch hier würde ich so beschreiben

    Hartmut du schreibst ja immer wieder ein Rückfall findet schon viel früher im Kopf statt

    Ein Rückfall beginnt nicht mit dem Griff zur Flasche, sondern mit einem Gedanken. Alltagssituationen wie Stress, Freude, Verzicht, Einsamkeit oder der Wunsch nach Belohnung lösen innere Dialoge aus wie: „Ein Glas wäre doch okay“, „Ich hab’s im Griff“ oder „Nur heute, zur Entspannung“.

    Diese Gedanken wirken vielleicht harmlos, sind aber aus nassen Zeiten nur allzu bekannt. Doch genau darin liegt die Gefahr. Die Sucht meldet sich nicht laut, sondern leise „nass gedacht“ mit Gedanken wie „Es wird schon nichts passieren“ und öffnet so die Tür zur Nachlässigkeit.

    Jeder hat sein eigenes System, um gegenzusteuern. Manche denken den Gedanken zu Ende, was passieren könnte. Ich halte davon wenig, denn ich weiß, was bei einem Rückfall passiert. Ich brauche keine Schreckensszenarien als Abschreckung, das war ich in der nassen Zeit selbst.

    Ein Rückfall ist auch kein plötzlicher Ausrutscher, sondern das Ergebnis eines mentalen Prozesses: Verharmlosung, Selbsttäuschung, Rechtfertigung.

    So, ich muss gestehen, dass ich deinen Thread nur überflogen habe, aber ich werde ihn mir mal in Ruhe durchlesen.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Trocken seit 2007

  • ja bitte mach das, vielleicht liest du etwas ... das ich übersehe

    Wenn du mich fragst, ob du was übersehen hast, dann ist da meist schon ein Gedanke im Hinterkopf , entweder der Wunsch, wieder zu trinken, oder zumindest die Versuchung.;) Sonst würdest du nicht fragen. Oder liege ich da völlig daneben?

    Ich lese von ferngesteuertem Verhalten, mitgenommenem Wein, einem Freund, der sich über fehlenden Rum zum Kaiserschmarrn mokiert, und einer Hochzeit, bei der du glaubst, es habe dir nichts ausgemacht.

    Aber nüchtern werden ist eben kein Sprint , es ist ein Marathon. Und der verlangt mehr als sporadische Beschäftigung mit dem Thema. Austausch, Reflexion, ehrliche Auseinandersetzung.

    Auch wenn du schreibfaul bist, interessiert das die Sucht nicht. Sie schleicht sich in der nassen Zeit ein und tut das auch in der trockenen. Also such dir dann eine zusätzliche Gruppe. Stabilität entsteht nicht durch Schweigen, sondern durch ständigen Austausch.

    Mein Rat: Im ersten Jahr ein alkoholfreies Umfeld schaffen und ein Leben aufbauen, das mit der Sucht nichts mehr zu tun hat. Es bringt nichts, weiter in den alten nassen Kreisen, nassen Gedanken und nassen Tagesabläufen zu verharren. Und es hilft auch nicht, sich ständig zu fragen, ob man es schafft. Angst ist da kein Kompass.

    Mir hat es geholfen, mein Leben komplett zu verändern, neue Interessen zu entdecken und mich nicht mehr von den Erwartungen anderer abhängig zu machen. Nüchternheit hat oberste Priorität. Wer damit nicht klarkommt, kann gerne woanders hingehen.


    Zu direkt? Zu deutlich? Nimm es nicht persönlich es geht nicht um dich, sondern um die Sucht. Und wer sich am Austausch stört, hat noch nicht verstanden, worum es wirklich geht.

    Gruß Hartmut

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    Trocken seit 2007

  • Zu direkt? Zu deutlich?...

    Auf einen groben klotz, gehört ein grober keil...viele nehmen es anfangs noch sehr persönlich:roll: aber gemeint ist nicht der mensch dahinter, sondern ausschließlich die "Sucht":idea: ist ja hin und wieder grundlage für missverständnisse...

    Perfer et obdura, dolor hic tibi proderit olim.

    ("Ertrage und halte durch, dieser Schmerz wird dir einst nützen")

    (Trocken seit 26.03.2009)

  • Wenn du mich fragst, ob du was übersehen hast, dann ist da meist schon ein Gedanke im Hinterkopf , entweder der Wunsch, wieder zu trinken, oder zumindest die Versuchung. ;) Sonst würdest du nicht fragen. Oder liege ich da völlig daneben?

    Ich wollte wissen wie du über meine Lebensweise denkst, bezüglich Risikominimierung und die Antwort habe ich erhalten. Ich habe nicht den Wunsch wieder zu trinken. Aber möchte ich mich auch nicht ganz der Gesellschaft verschließen, Tochter und Freunde die nur zum Anlass trinken. Mein Voteil = ich lebe alleine mit Tochter in meinem Haus und dort gibt es keinen Alkohol, da es mir schwerfellt Andere wegen meiner Krankheit einzuschränken. Meine Familie trinkt grundsätzlich keinen Alkohol auch nicht zu Weihnachten oder Silvester. Ich bin das schwarze Schaf ...

  • Aber möchte ich mich auch nicht ganz der Gesellschaft verschließen, Tochter und Freunde die nur zum Anlass trinken.

    Die Sucht interessiert sich nicht für Festlichkeiten, Wünsche oder gute Absichten. Sie macht keine Ausnahmen, denkt nicht nach, sie schlägt einfach zu, wenn sie die Gelegenheit bekommt. Sie sortiert nicht nach dir, sondern danach, wie sie ans nächste Glas kommt.

    Ich habe mich nicht von Menschen isoliert oder vor Gesellschaften verschlossen, sondern mich anfangs bewusst von Orten ferngehalten, an denen Alkohol getrunken wurde.

    Wer trocken bleiben will, muss auch mal Ansagen machen und ehrlich sagen können: „Ich kann das nicht ab.“ Fertig. Oder eben die Konsequenzen eines möglichen Rückfalls in Kauf nehmen , mit allem, was dranhängt. Und ich weiß nicht, wie toll es ist, wenn die Tochter später erfährt, dass die Mutter wegen dem Suchtdruck auf der Party wieder angefangen hat zu saufen.


    Erstmal stabil werden. Im ersten Jahr heißt das. Gesellschaft ja aber nur dort, wo kein Alkohol im Mittelpunkt steht. Nicht verschließen, aber auch nicht naiv reinlaufen. Die Sucht spielt nicht fair. Also musst du es tun. ;)

    Heute gehe ich zur Gesundenuntersuchung, meine Werte müssten jetzt eigentlich alle passen, ich freue mich.

    Alles Gute dazu!

    Gruß Hartmut

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    Trocken seit 2007

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