• Ich bin ein lange (seit Anfang 2001) nüchterner Mensch.
    Und ich lese hier schon länger, weil mich die Geschichten von Alkoholikern und Cos immer noch berühren.
    Für Rückfragen: ich habe die Grundbausteine gelesen, und einiges davon habe ich auch umgesetzt, ich war beim Arzt, der Suchtberatung und habe Bücher gelesen. Ich war gut informiert, was passieren kann. Und auch darüber, wie man Rückfälle vermeidet.

    Trotzdem habe ich es vorgezogen, meinen eigenen Weg zu gehen, weil ich irgendwie noch nie gemacht habe, was andere mir gesagt haben, und das nur zu Streit geführt hätte.
    Ich bin ein paar Risiken eingegangen, vor allem in Bezug auf Sozialkontakte, Feste und so, von denen mir abgeraten wurde, aber ich traute mir das zu.
    Ich habe immer in mich reingehorcht, ob ich mich gefährdet sehe (habe ich heimliche Trinkwünsche?), und das hat funktioniert.
    Und jetzt, nach deutlich über 20 Jahren, bin ich für mich von meinem Weg auch ausreichend überzeugt. Es ist sinnlos, mit mir darüber diskutieren zu wollen.
    Natürlich bin ich nicht mit diesem Forum trocken geworden, weil ich schon ein paar Jahre länger trocken bin, als es euch hier gibt.

    Ich wollte nie aufhören. Und deswegen wollte ich auch nicht abhängig sein, denn dann hätte ich nach meinem Verständnis nach aufhören müssen.... und das galt es um jeden Preis zu vermeiden. Ein Leben ohne Alkohol erschien mir absolut sinnlos. Lange war ich überzeugt, dass ich mich umbringen würde, wenn ich nichts mehr zum Trinken bekomme.
    Erst musste es mir ganz extrem schlecht gehen, - und mir ging es oft schlecht, ohne dass ich übers Aufhören nachdachte, nur über noch stärkere Kontrollanstrengungen - bis ich mich auf den Gedanken einlassen konnte, dass es (dauerhaft) nüchtern vielleicht auch nicht schlimmer wäre als in meinen schlimmsten Abstürzen.
    Also Trinkpausen eigelegt, damit der Körper das länger mitmacht. Ich habe mir da aber nie vorgemacht, dass ich aufhören will. Nur aufpäppeln, damit ich wieder mehr saufen kann. Das war für mich vollkommen klar.

    Ich habe so lange getrunken, bis mein Leidensdruck unerträglich war, und dann habe ich eine 180-Grad-Wendung hingelegt. Ich hatte es so satt, dass ich nie wesentlich kämpfen musste. Als ich mich einmal darauf eingelassen hatte, war ich felsenfest überzeugt, dass ich niemals einen Rückfall haben will und ich habe mich lange damit beschäftigt, wie ich das auch zuverlässig vermeiden konnte.

    Vielleicht kurz mal der Reihe nach ein paar Stichpunkte.
    Ein trinkfreudiges Elternhaus.
    Der Alkohol stand überall herum, und ich wollte schon als kleines Kind, was die Großen so genussvoll zelebriert haben. Es gab auch Alkoholtote in der Familie, aber meine Mutter brachte mir bei: wer noch arbeiten kann, ist kein Alkoholiker. Und wenn einer aufhören muss, ist er ein armes Schwein. Das war so die Hintergrundmelodie meines halben Lebens, die ich im Ohr hatte.
    Mein Vater war ein Arbeitstier, der nie "Nein" sagte, wenn ihm was angeboten wurde. Ein funktionierender Alkoholiker, dem die Sauferei am Ende das Genick brach, aber der bis zu seinem Ende davon überzeugt war, dass sich aufhören nicht rentiert und der es folglich auch nie probiert hat, jedenfalls weiss ich nichts davon. Die Kontakte waren aber lange auch sehr spärlich.

    Ich nutzte schon als kleines Kind einen unbeaufsichtigten Moment, ein unbewachtes Glas zu leeren, und davon wurde ich sehr lustig (deswegen fiel es auf. Mir wurde es nur erzählt, ich war noch zu klein, um mich zu erinnern.)
    Dann habe ich schon immer gebettelt, ob ich Reste aus den Gläsern autrinken durfte, und irgendwann so mit 10 bekam ich offiziell den ersten Schnaps. Der Schnaps war eine Enttäuschung, und weil ich unbedingt wissen wollte, was die Erwachsenen so toll fanden, ging ich an die Hausbar, wenn meine Eltern unterwegs waren. Ich bin Einzelkind, beide arbeiteten, ich war sehr oft alleine zu Hause und habe das genutzt.
    Mit 12 kaufte ich vor dem Nachmittagsiunterricht mit einem Schulfreund zusammen eine Flasche Chantre, 0,7 Liter, die war dann nach einer Stunde leer.

    Ab dem Zeitpunkt hatte ich meinen Trinkstil gefunden. Und der hiess, rein schütten bis nichts mehr ging.
    Mit 15 hatte ich am Wochenende schon regelmässige Filmrisse. Andere Drogen kamen dazu, nur Alkohol wirkte für mich irgendwann schon gar nicht mehr genug.
    Ich war auf der Suche nach dem maximalen Rausch - und ich habe das nie hinterfragt, so lange ich in der Lage war, Pausen einzulegen .... und das war ich bis zum Schluss.

    Ich bewegte mich dann aber auch in Kreisen,in denen es einige Alkoholiker und andere Drogenabhängige gab, und da sah ich auch Leute sterben.
    Ich habe auch Bekannte aus dieser Szene in der Entwöhnung besucht. Und das heisst, die Gefahr war mir auch bewusst und ich habe dann aufgepasst, nicht körperlich abhängig zu werden. Und von psychischer Abhängigkeit war nirgends die Rede, darüber wusste ich nichts.
    Also ich war auf dem Stand wie viele, Alkoholiker ist der Penner auf der Parkbank, ich bin es nicht.
    Die tiefere Auseinandersetztung mit dem Thema habe ich erst angefangen, als ich dann aufgehört habe.

    Ich wollte meinen regelmässigen Vollrausch, und zwischendrin habe ich mich komplett ausgenüchtert. Das habe ich einige Jahre lang so gemacht.

    Zur Dosissteigerung kam es nicht, weil ich ja schon lange so viel getrunken hatte, wie ich überhaupt konnte. Gegen Ende habe ich sogar weniger vertragen.
    Bier habe ich nur zum Schnaps dazu getrunken, um den Wasserhaushalt stabil zu halten, als Verdünnung. Ansonsten konnte ich mit Bier nicht betrunken genug werden für meine Bedürfnisse.

    Oft finde ich mein früheres Leben in den Beschreibungen von Cos, wenn sie beschreiben, wie ihre anverbundenen Trinker so sehr darum kämpfen, nur ja nicht aufhören zu müssen.
    Und lavieren und manövrieren, nur um weitertrinken zu können - ich, wie ich war.
    Da bin ich näher dran als an Alkoholikern, die beschreiben, wie sie kämpfen mussten, um aufzuhören.
    Ich habe nicht gekämpft, um aufzuhören, ich habe sämtliche Zweifel vorher weggesoffen.

    Es gab so unschöne Situationen, wie sie hier, besonders von Cos, oft auch beschrieben werden. Ich bin kein Schläger, aber ich wurde beleidigend und Diskussionen mit mir waren sinnlos. Ich war unerreichbar, beratungsresistent, und ich lag in Kotze und Kot. Und mit der Zeit war ich absolut unzufrieden mit Allem und Jedem, ganz vorn mit meinem eigenen Leben, ich habe mich selbst gehasst, ich wollte mich zerstören. Am Liebsten wäre ich gestorben.
    Dann ging mir aber auf, dass der Tod durch Alkohol nicht einfach ist, es einem erst extrem schlecht gehen kann, und ich lernte Leute kennen, die kaum tranken..und die aber trotzdem zufriedener waren als ich. Das brachte mein Weltbild, dass das Leben nur durch Trinken erträglich wird, ins Wanken (wenn ich da heute so drüber nachdenke, dann kenne ich mich fast selbst nicht mehr)

    Meine Frau verliess mich. Erst war ich froh. Ja, ich war sogar tatsächlich darüber froh, dass sie auf Abstand ging und nicht mehr so unter mir litt. Ich merkte, dass sie leidet, ich wollte nicht, dass sie leidet, aber mir erschien es absolut unmöglich, ohne zu trinken, irgendwie zu überleben. Es war genau die Situation, ich wollte nicht so sehr lügen und musste zugeben, dass ich keine Möglichkeit vor mir sehe, aufzuhören. Ohne Frau erschien mir erträglicher als ohne zu Saufen. Und gleichzeitig, wunderbar, musste ich mich gar nicht mehr beherrschen und konnte ungehemmt bis über alle Maßen trinken, was ja irgendwie die beste Voraussetzung für meinen endgültigen Absturz war (ohne den ich wohl nie aufgehört hätte)

    Und irgendwann, als es mich (mal wieder) total gedreht hat, ich mich bis zum Trockenkotzen übergeben musste, völlig hilflos in irgendeiner Ecke, hatte ich einen Lichtblick.
    Ich sah mich selbst, jetzt kriege ich gleich einen Schlaganfall, Blutdruck bis am Anschlag, und dann wache ich als Wrack mit Hirnschaden im Krankenhaus auf und der Käse ist gegessen....fürchterliche Vorstellung. Und mir gings ja schlecht, das war extrem präsent. Und warum? Weil ich bis ins Tiefste Innere überzeugt davon war, dass Trinken das Leben schöner macht. Was für ein Hohn.
    Wie wäre es, wenn ich das Saufen mal ganz lasse? Nicht "nur eins"? Die ganze restliche Nacht durch fiel mir beim Ausnüchtern (einige hier können sich meine psychische Verfassung vorstellen) ein Problem nach dem Anderen ein, das ich nicht hätte, wenn ich nicht saufen würde.
    Nüchternwerden erschien mir, wirklich sehr plötzlich, und ohne jeden Umweg, als die erstrebenswerteste Sache der Welt.

    Als ich aufgehört habe, war ich in kürzester Zeit fertig damit. Ich wollte keinen einzigen Tag wieder trinken, ich hatte nach meiner Entscheidung nie wieder Suchtdruck (den ich in meinen Trinkpausen hatte), aber ich musste es trotzdem erst noch lernen, ein nüchternes Leben zu führen. In vielen Situationen ist mir dann aufgefallen: früher hast da gesoffen, was machst Du da jetzt statt dessen? Kennt Ihr ja.
    Und ich habe im Laufe der Jahre auch erlebt, dass das Leben ja normal weitergeht, mit Höhen und Tiefen. Es war und ist nicht immer alles easy, ich werde älter, das eine oder andere Zipperlein, aber es geht mir seitdem so, dass Trinken für mich nur ein zusätzliches Problem wäre. Für mich gibt es kein Problem mehr, das durch Trinken kleiner wird, und keine Freude, die ich zusätzlich begiessen möchte.
    Wobei das Gedanken aus der Anfangszeit sind, heute denke ich da schon lange nicht mehr drüber nach, diese "Lösung" ist weg aus meinen Gedanken.

    Was ich extrem gut gelernt habe, ist: Nein zu sagen, wenn jemand etwas von mir will und ich aber das Gefühl habe, dass es mr nicht gut täte, wenn ich mich überreden liesse. Was mit dem Ablehnen des Glases beginnt, endet da, wo mich jemand für seine Zwecke einspannen will.
    Kein unwesentlicher Punkt, wenn ich mich mit sogenannten Normalen unterhalte, die sich noch nie so extrem mit ihrer eigenen Existenz aueinandersetzen mussten, wie ich das musste.
    Ich kenne Manager in meinem Alter, die das jetzt lernen müssen. Oder sich beim Übergang in die Rente erstmals mit dem Sinn ihres Lebens befassen.
    Da bin ich meiner Sucht sogar dankbar, dass ich das schon lange musste.
    Ich hadere nicht damit. Damals wollte ich saufen, also habe ich schon damals gemacht, was ich wollte. Es war mein Leben, und ich bereue es nicht.
    Und ich habe mich, genau deswegen, dann lange damit beschäftigt, was wichtig für mich ist. Erst, um meine Nüchternheit zu festigen, und dann, um ein zufriedenes Leben zu führen.
    Ich glaube nicht, dass ich das getan hätte, wenn mein Leben nicht auf Messers Schneide gestanden hätte.

    Noch was? Meine Frau ist wieder da, wir führen eine glückliche Ehe, ich habe ein abgeschlossenes Studium, bin finanziell unabhängig.
    Ich arbeite nicht mehr, lese und reise, geniesse mein Leben...
    und nichts davon hätte ich, wenn ich nicht mit dem Trinken aufgehört hätte.

    Ja, ich lese die Geschichten hier oft tatsächlich gerne, weil es weniger Smalltalk ist, als ich mit Anderen oft erlebe.
    Es gibt mir etwas, was ich sonst nicht bekomme. Das würde ich wohl als "Tiefe", als existenziell bezeichnen. Ich habe ein Bedürfnis danach.
    Sehr viel Austausch kann ich vielleicht nicht bieten, weil sich an meiner Trockenheit schon lange nichts mehr ändert.
    Manchmal denke ich, ich könnte Cos vielleicht erklären, warum ich so sehr am Saufen festgehalten habe, was ja Einige in Bezug auf ihren xy beschäftigen zu scheint.
    Aber mal sehen.

    Wenn ich nicht überzeugt wäre, dass Trocken sich lohnt, hätte ich längst wieder angefangen. Aufhören kann ich jedem Zweifler nur empfehlen. Aber ich bin nicht dazu da, jemanden zu überzeugen. Jeder, wie er es braucht.

    So weit.

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man es anschiebt.

    Aber das Gras wächst.
    Sei sparsam mit dem Düngen:mrgreen:

  • Guten Abend Lebenskünstler!

    Du hast sehr ausführlich geschrieben und ich habe es gelesen.

    Meinen Glückwunsch zu Deinem Entschluss vor 24 Jahren, mit dem Saufen aufzuhören.

    Unsere Selbsthilfegruppe ist für diejenigen da, die sich austauschen möchten. Im Grunde ist jeder für sich selbst hier, um sich selbst zu helfen.

    Und wie Du schon geschrieben hast, könntest Du den Angehörigen den nassen Alkoholiker erklären. Aber das ist nicht Sinn und Zweck unseres Forums.

    Und so lese ich heraus, dass Du nur Deine Geschichte schreiben wolltest und Dich nicht austauschen willst, richtig?

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Guten Abend Elly,

    ich überlasse die Entscheidung Euch.
    Ja, es wird so sein, dass ich aus meinem täglichen Leben wohl nicht so viel zu erzählen habe, da sich das meiste in meinem Leben nicht mehr vor den Hintergrund abspielt, dass ich früher mal getunken habe. Mir gehts teilsweise so, wenn ich mich an irgendwas erinnere, dann war ich da ja auch schon trocken, und das betrifft wesentliche Teile meines Lebens. Das Meiste, was mein heutiges Leben ausmacht, habe ich erst aufgebaut, als ich schon nüchtern war. Da gibt es keinen Vorher-Nachher-Vergleich mehr. Verstehst Du, was ich meine?

    Trotzdem bewege ich ich in einer ziemlich durchschnittlichen sozialen Umgebung, und da kommt es vor, dass ich mich mit dem Thema auseinandersetze. Vor nicht allzulanger Zeit hatte ich bei einem Freund das Gefühl, dass er bedauert, dass er mit mir nicht mal auf ein Bier gehen kann. Hat mir davon vorgeschwärmt und ich habe ihn abserviert...
    Ich bin so selbstverständlich nüchtern, dass sich manche nicht vorstellen können, warum ich nicht mal eins mit ihnen trinke. Ich wurde schon gefragt, ob ich Antialkoholiker bin.
    Manchmal habe ich das Gefühl, ganz vergessen möchte ich das Thema nicht.

    Aber Du hast recht, ich hatte mich auch schon gefragt, ob das so passt. Macht wie Ihr denkt.

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
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    Aber das Gras wächst.
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  • Hallo Lebenskünstler,

    ich danke Dir für Deine Geschichte. Ich fand es unglaublich interessant zu lesen, was in Dir vor ging und wie Du Deinen Weg gegangen bist.

    Du wirkst auf mich total zufrieden, innerlich aufgeräumt.

    Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass Du akzeptiert hast, wie es gelaufen ist, auch das Negative und Du Dich nicht damit auf hältst, bereuend zurück zu schauen.

    Ich fand es erschreckend, wie früh und selbstverständlich Dein Weg durch Dein Elternhaus quasi vorprogrammiert war. Hast Du im Nachhinein betrachtet das Gefühl, dass Du überhaupt eine „andere Wahl“ hattest?

    Interessant finde ich auch, dass Du, obwohl Du so lange und stark getrunken hattest, nach Deinem Entschluss keinen Suchtdruck hattest. Das zeigt, dass die Vergangenheit gar nicht so entscheidend ist, ob einem die Abstinenz anfangs schwerer fällt oder nicht.

    24 Jahre… eine echt lange Zeit! Klasse!


    LG Cadda

  • Ich fand es erschreckend, wie früh und selbstverständlich Dein Weg durch Dein Elternhaus quasi vorprogrammiert war. Hast Du im Nachhinein betrachtet das Gefühl, dass Du überhaupt eine „andere Wahl“ hattest?

    Hallo Cadda,

    als ich aufgehört hatte, war von meinem Elternhaus nichts mehr übrig, meine Eltern lange geschieden, wir hatten wenig Kontakt.
    Ich habe keine Verantwortung bei Anderen gesucht, als ich aufgehört habe. Ich war nur mit mir selbst beschäftigt.

    Trinken konnte ich schon selbst (das hat mir übrigens das Aufhören erleichtert). Es war meine Gier (was dem Suchtdruck am nächsten kommt, aber dieser Begriff ist mir zu passiv, was mich selbst angeht), mit der ich fertig werden musste, und sonst nichts.
    Ich war schon lange trocken, als ich mich mit dem trinkenden Elternhaus erstmals beschäftigt habe. Und da war es mir schon ziemlich unbedeutend, wo das herkam.

    Ich habe mir die Frage irgendwann gestellt. Und ich habe sie mir beantwortet.
    Wenn mir das Trinken nicht lange so viel Spass gemacht hätte, hätten mir meine Eltern sonst was vorleben können. Sie hatten sich beide lange genug darüber aufgeregt, dass ich quasi unerziehbar war und fast nichts von ihnen angenommen habe. In den meisten Bereichen habe ich sie nicht als Vorbild genommen, ich habe eher das Gegenteil von dem gemacht, was sie wollten, von daher fände ich es nicht richtig, ihnen ausgerechnet meine Sauferei in die Schuhe zu schieben. Wie vielleicht erkennbar, habe ich damit meinen Frieden gemacht.

    Ich habe da einen etwas anderen Ansatz. Die Suchtforschung hat festgestellt, dass Leute, die den Alkohol sehr gut vertragen, die hauptsächlich Spaß daran haben, aber von den Folgen anfangs weitgehend verschont bleiben, sich das trinken leichter angewöhnen, als Leute, denen der Rausch eher unangenehm ist und die gleich mit dem Kater kämpfen.
    In meiner Peer-Group, also der jugendlichen Clique, stand man gut da, wenn man viel vertragen hat und den Dope in der Tasche hatte.

    Mir ging es trinkend einfach zu gut, lange Zeit. Und ich denke, das ist der eigentliche Punkt. Ich war spritzig, ich war lustig, ich stand im Mittelpunkt, so lange es noch nicht so kaputt war. Und dann habe ich dran festgehalten und diese Erfahrungen wiederholen wollen. Das Problem war, ich habe nicht aufgehört, wenn es am Schönsten war, sondern ich wollte dann immer mehr.

    Ja, die Gelegenheiten waren da. Und ich habe es ausgereizt. Aber das spielt keine Rolle, heute.

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  • Ich war spritzig, ich war lustig, ich stand im Mittelpunkt, so lange es noch nicht so kaputt war. Und dann habe ich dran festgehalten und diese Erfahrungen wiederholen wollen. Das Problem war, ich habe nicht aufgehört, wenn es am Schönsten war, sondern ich wollte dann immer mehr.

    Das ging mir ganz genau so. Ich habe lange Zeit viel Spaß am Feiern gehabt. Obwohl ich noch nie mit Alkohol umgehen konnte und schon immer Filmrisse davon bekam.

    Wie vielleicht erkennbar, habe ich damit meinen Frieden gemacht.

    Das ist definitiv erkennbar!! :)

  • Ich wurde schon gefragt, ob ich Antialkoholiker bin.
    Manchmal habe ich das Gefühl, ganz vergessen möchte ich das Thema nicht.

    Aber Du hast recht, ich hatte mich auch schon gefragt, ob das so passt.

    Du bist zufrieden abstinent und bei Dir ist alles im grünen Bereich. Das ist doch toll.

    Und ich lese hier schon länger, weil mich die Geschichten von Alkoholikern und Cos immer noch berühren.

    Du kannst auch weiterhin nur lesen, Lebenskuenstler.

    Und wenn Du Dich weiter austauschen willst, dann jedoch im offenen Bereich. Dazu klicke den folgenden Link an und schreibe einen kurzen Satz. Dann wirst Du freigeschaltet und der Thread hier in den offenen Bereich verschoben.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Guten Tag Lebenskuenstler,

    Du bist jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet.

    Und Du kannst überall schreiben, jedoch bitte nicht die ersten 4 Wochen bei den neuen Teilnehmern im Vorstellungsbereich. (Erkennbar an den orangeroten Namen)

    Ich wünsche Dir einen guten und Austausch.

    VG

    Alex

  • Danke.

    Kannst Du da bitte einfügen, was ich bei meiner Berwerbung geschrieben habe?
    Ich habs leider nicht separat abgespeichert.
    Und dann wüsste jeder Bescheid, auch wenn vorerst nichts mehr von mir kommt.

    Viele Grüße
    LK

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  • Kannst Du da bitte einfügen, was ich bei meiner Berwerbung geschrieben habe?

    "Ich bin ein ehemaliger Säufer und werde das auch bleiben. Alkoholiker, obwohl mir persönlich deser Begriff egal ist, kommt ja drauf an, was man daraus macht.
    Ein Fuss in der Tür sozusagen.

    Ich habe den Beitrag von Momo2006 heute morgen gelesen. Mir geht es oft ähnlich.
    Mein Leben ist schön, aber auch oft gut mit Akitivitäten gefüllt. Und auch gute Aktivitäten machen oft müde. ...

    Ich bin wegen mir hier, gebe aber auch ganz gerne. Aber was geben angeht, muss meine Bilanz nun erst mal reichen. Auch bei mir ist keinem geholfen, wenn ich schreibe, ohne wirklich Energie dafür zu haben.
    Aber ich habe kein Problem damit und möchte sogar, dass meine Bilanz öffentlich erscheint. Möge sich jemand was davon nehmen."

  • Ich finde es klasse, von jemanden etwas zu lesen, der schon längere Zeit trocken ist und auch die Beschreibung über den Weg in die Sucht.

    Es gibt ja einige hier, die seltener etwas schreiben, im offenen Bereich.

    Vielleicht magst Du ja mal irgendwo oder bei Dir selbst Deinen Senf dazu geben. Eine Adresse hast Du dafür ja jetzt :)


    LG Cadda

  • Wenn wir schon grade beim Thema sind:
    Ich habe mit großen Schwierigkeiten gerechnet, aber wenn ich um jeden Preis ohne Rückfall trocken werden wollte, dann durfte es einfach keinen Trinkgrund geben.
    Gar keinen, ganz egal, was passiert.

    Sonst wären die Konsequenzen mit Sicherheit schlimmer gewesen als jeder Suchtdruck.

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  • Guten Morgen.

    Ist mir bekannt. Wie in meiner Vorstellung geschrieben, lese ich schon länger, und ich habe das mit meiner Anmeldung akzeptiert.
    Und dass Du auch schon sehr lange trocken bist und ebenso wenig Grund hast, an Deinem Weg etwas zu ändern, wie ich an meinem, ist mir ebenfalls bekannt.

    Ich hatte geschrieben, ich will keinen (von meinem Weg) überzeugen, und das meine ich ernst. Ich vertrete allerdings auch ganz gerne meinen Standpunkt.
    Ich gehe davon aus, dass Du das verstehst, denn Du vertrittst Deinen ja auch.
    Im übrigen gehört es für mich zum Thema "jedem sein eigener Weg", dass schon Leute das Forum verlassen haben. Ich bin, wie geschrieben, nach Erfahrungen mit irgendwem (nicht hier) ja auch lieber meinen eigenen Weg gegangen. Damit will ich sagen, ich kann das nachvollziehen und es ist eben so.

    Ich will das Forum nicht ummodeln. Ich sehe, dass es läuft.

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  • Ich komme mal hier rüber und habe auch den letzten Beitrag mitgenommen, um nicht den von Heuel zu nehmen. Das hat ja nichts mit ihr zu tun.

    Ich hatte geschrieben, ich will keinen (von meinem Weg) überzeugen, und das meine ich ernst. Ich vertrete allerdings auch ganz gerne meinen Standpunkt.

    Das ist auch gut so, auch wenn ich oft sehr direkt bin, schätze ich solche Ansätze. Aber du hast die Grundbausteine mit Therapie vermischt und zum Thema gemacht. Dass ich darauf reagiere, ist dir vielleicht nicht neu :wink:

    Ich kenne auch viele, die zu den AA gehen, aber die 12 Schritte nicht als ihren Weg sehen oder nicht als sinnvoll empfinden.

    Ich nehme niemandem seine Selbsthilfe ab, solange es umsetzbar ist. Es klappt ja nicht immer, aber auch ich versuche, in manchen Situationen einen Schub zu geben, damit kritische Situationen anders betrachtet werden können.

    Obwohl sich im Forum bereits viele Langzeittrockene tummeln, freue ich mich über jeden, der hier aufschlägt. Betriebsblindheit ist nie gut. Ich bin ja auch immer nur bis gestern trocken.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Trocken seit 2007

  • Ich kenne auch viele, die zu den AA gehen, aber die 12 Schritte nicht als ihren Weg sehen oder nicht als sinnvoll empfinden.

    Es war ein AA-ler mit dem ich mich gefetzt hatte.
    Er erzählte mir, dass ohne Gruppe überhaupt niemand trocken wird, nur waren in der Gruppe lauter Rückfällige und Leute, die nach 15 Jahren Trockenheit sagten, dass sie immer noch zu kämpfen hatten. Da habe ich mich gefragt, ob ich dazugehören will. Hat mich nicht überzeugt.
    Und natürlich sagte er mir voraus, dass ich das auf meinem Wege niemals schaffen werde. Dann wollte ich das erst recht. Wenn es schwierig geworden wäre, wäre ich zurück gegangen, wurde es nicht.

    Ich wollte frei sein und nicht immer kämpfen müssen. Und ich wollte, nachdem ich alkoholabhängig war, nicht als Nächstes von Leuten abhängig sein.

    Ein Gutes hatte es trotzdem. Er war 27 Jahre trocken und daran sah ich, dass es möglich ist, so lange trocken zu sein. Ich hatte keine Angst vor "nie wieder", aber ich wollte sehen, dass es jemanden gibt, der da schon weit war.

    Ein Problem, warum ich so lange getrunken hatte, war tatsächlich, dass es in meiner Umgebung nirgendwo zufriedene Trockene gab. Deswegen hatte ich nie an eine Verbesserung durchs Aufhören geglaubt. Ich war selbst der Erste, an dem ich am eigenen Leibe erlebt habe, dass es keinerlei Verzicht ist, aufzuhören.

    Ich bin nicht unbedarft drangegangen. Wie geschrieben, ich habe Bücher gelesen, und manches von dem, was ich damals gelesen habe, steht heute in den Grundbausteinen. Auch von AA habe ich trotzdem Gedankenanregungen genommen, von Anderen auch.
    Wenn Du Einzelkämpfer sein willst, musst Du wissen, was Du tust, sonst machst Du es nicht lange.

    Das Prinzip war ja, jeder legt Sein Thema auf den Tisch, und jeder Andere nimmt sich davon, was er brauchen kann. So mache ich das hier.

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man es anschiebt.

    Aber das Gras wächst.
    Sei sparsam mit dem Düngen:mrgreen:

  • Hallo Lebenskuenstler, Hartmut und Andere,

    die sich hier an der Diskussion um den, Ihren Weg beteiligen, ich glaube das diese Diskussion hochspannend ist und auch notwendig ist. Mein Eindruck ist das die Gedanken und Erfahrungen manchmal garnicht soweit von einander entfernt sind. Aber was weiß denn ich Newbie schon.

    Ich habe mich sehr gefreut das Lebenskuenstler hier aufgeschlagen ist. Weil ich seine Geschichte spannend finde und echt dankbar bin das er seine Gedanken und Erfahrungen hier teilt. Das bin ich auch den anderen Langzeittrockenen, den sie Alle müssen ja vieles richtig gemacht haben.

    Nun zu meinen Punkt, ich würde mir wünschen das diese Disskussion nicht in meinen Faden geführt wird. Ansonsten würde ich die Beteiligten freundlich aber bestimmt bitten meinen Faden zu verlassen. Das heißt nicht das sie sich nicht in meinen Faden äußern sollen und Ihre Erfahrungen und Gedanken teilen sollen.

    Ich noch Newbie hier im Forum. Ich teile und erhalte in meinem Faden auch komplexere Gedanken und das ist auch ok. Doch insgesamt wünsche ich mir das es in meinen Faden so komplex wie nötig, aber besonders so einfach wie möglich bleibt.

    Liebe Grüße

    Kazik

  • Nun zu meinen Punkt, ich würde mir wünschen das diese Disskussion nicht in meinen Faden geführt wird. Ansonsten würde ich die Beteiligten freundlich aber bestimmt bitten meinen Faden zu verlassen

    Der Thread ist Lebenskünstler und eine Diskussion wurde schon aus einem anderen Thread abgetrennt.

    Trotz allem lassen sich Diskussionen in verschiedenen Threads nicht immer vermeiden. Wenn der Wunsch besteht, bestimmte Diskussionen zu trennen, machen wir das, wenn es möglich ist.

    Aber manchmal muss man auch einfach akzeptieren, dass nicht alle Sonderwünsche berücksichtigt werden können, besonders bei der Menge und Schlagzahl der Beiträge.

    Gruß Hartmut

    ------------------

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    Trocken seit 2007

  • Hallo Hartmut,

    danke das Ihr meinen Wünschen nachkommt. Und ganz besonders Danke für die ganze Arbeit von Euch Moderator*innen. Das Glaube ich sofort das das viel Arbeit ist. Danke.

    Und ich bin erwachsen und ich kann mich schon bemerkbar machen falls mich etwas stört.

    Nayouk, Du bist verwirrt?

    Liebe Grüße

    Kazik

  • Hallo Lebenskünstler,

    ich bin ganz neu hier und Deine Geschichte hat mich bewegt. Interessant wäre zu wissen, wie viele Jahre hast Du getrunken. Aber wenn Du nicht möchtest, antworte nicht. Ich habe als Teenager viel getrunken, nur am WE, aber oft bis zum erbrechen. Auch bei mir legte sich ganz plötzlich der Schalter um. Ich habe aufgehört. Ich bin aber zum Glück nie so tief gewesen, dass ich nicht trinken könnte. Ich habe keine Lust auf Alkohol. Ich kann aber durchaus einen Glühwein mittrinken oder mal ein Bier im Sommer. Muss ich aber nicht. Das ist großer Luxus.

    Ich bin hier gelandet weil mein Freund ein alkoholproblem hat. Da wir nicht zusammen leben weiß ich gar nicht wie ausgeprägt und was er selbst zugibt und wie es wirklich ist, wird sich unterscheiden. Auch er hat Menschen durch Alkohol sterben sehen, auch er kommt aus einer Suchtfamilie, auch er trinkt Bier eher als Alibi. Ungesund ist sein Konsum definitiv. Er kann auch 2 Tage nicht trinken und ich weiß beispielsweise nicht ob das ein Beweis ist, dass er nicht körperlich abhängig ist. Er sagt er trinkt unter der Woche weniger als am Wochenende. Ja er funktioniert. Aber vermutlich sollte ich einen eigenen Strang erstellen und hoffen dort Antworten auf meine vielen Fragen zu bekommen.

    Ich freue mich über Deine GEschichte und den guten Ausgang derer. Wie gesagt interessant fände ich zu den Zeiten auch eine Altersangabe oder auch wieviele Jahre du getrunken hast, bevor der Cut kam.


    LG

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