Mit wem sprecht ihr über eure Not?

  • Hallo,

    mein Mann ist ein sogenannter "Spiegeltrinker". Er trinkt also sehr selten so viel, dass er auch nur angetüttelt wirkt. Daher weiß eigentlich keiner, dass er massig und täglich trinkt.

    Nun eiern wir hier zu Hause schon seit geraumer Zeit um das Thema Alkohol rum. Er trinkt nach meinem ersten Ausbruch weniger, aber er trinkt weiter.

    Ich habe aber wirkliche Schwierigkeiten, mit meinen Freunden / Familie über dieses Thema zu sprechen. Ich komme mir vor wie ein Verräter, der seinen Mann anschwärzt - oder besser, der von einer Krankheit seines Mannes erzählt, die eigentlich recht intim ist.

    Mein Mann selbst hat kein Problem mit Alkohol - nooooiiiiin!

    Mit wem redet ihr über eure Alkoholprobleme? Habt ihr einen engen eingeweihten Kreis (der dann natürlich den Alkkranken immer schief ansieht)? Oder redet ihr nur mit total aussenstehenden über eure Not? Wie zB einer Selbsthilfegruppe?

    Viele Grüße
    Charlotta

  • Guten Tag Charlotta !!!

    Ich bin der Meinung , das Du dich wie eine " ganz normale " Co- Abhängige verhälst. Solange Du deinen Mann vor Jedem und Allem abschirmst, vieleicht noch für ihn lügst und dich für Ihn und Sein Verhalten entschuldigst hat er eigentlich keinen Grund etwas an seinem Leben zu ändern.

    Ich denke hier im Forum hast Du eine gute Plattform zum Erfahrungsaustausch gefunden, Du kannst dich aber auch an eine Sucht- Drogen -Beratungsstelle wenden um für dich Hilfe zu bekommen.

    Deinem Mann wirst Du nicht helfen können. So hart es klingt, am Ende wirst Du ihm ein Ultimatum setzen müssen und dann auch konsequent danach handeln müssen.

    Pass auf dich auf.

    Viele liebe Grüsse von Bernd

    Trocken seit dem 06.12.1993 und das bleibt auch so !!!

  • Liebe Charlotta,

    dieses Thema wird eines Tages zu einem irreparablen Vertrauensbruch. Du hast über das intime Alkoholproblem gesprochen. Das ist als würdest Du über Dein Liebesleben, Deine Neigungen und Wünsche und und und sprechen. Verstehst Du?

    Und nur wenn Du offen, ehrlich und gerade zu Deinem Problem stehst, wirst Du da raus kommen. Du aus Deiner Co-abhängigkeit, Dein Mann aus seiner Abhängigkeit.

    Meine Frau verachtet mich wegen des offenen Umganges, hat mich innerlich voller Scham verstoßen, flüchtet aus dem Umfeld, der Stadt und das führt zur Scheidung, tschüss, ganz einfach und das wiederholt sich Millionen Mal, wenn Du Dich buckelst wirst Du eben krumm.

    Duck Dich oder lebe, wenn Du vom Ducken krumm wirst, dann musst Du Deinen geraden Weg gehen und da liegt es in Deiner Hand über die Dinge zu reden mit wem Du willst, es ist Dein Problem, nicht seins.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • hallo charlotta,

    ich war in einer shg, schreibe hier im forum und habe mit meinen freundinnen gesprochen. mein ex war darüber stinkesauer, hat mir indiskretion, geschwätzigkeit, was weiss ich vorgeworfen, war mir aber egal. ich brauchte das für mich, ich wäre sonst erstickt und hätte mich immer weiter kleinhalten lassen. so habe ich mir rückendeckung geholt und stärkung.

    und nochwas war mir in dem zusammenhangg ganz wichtig: in gewisser weise hab ich mich damit selbst unter druck gesetzt, etwas zu ändern. ich kann meiner freundin fünfmal vorheulen, wie furchtbar das alles ist, beim sechsten mal sagt sie mir "tu was, oder halt die klappe", etwas überspitzt formuliert. das hat mir auch geholfen, konsequent weiterzugehen.

    mit seiner familie und gemeinsamen freunden hab ich nicht gesprochne, das war sein ding, fand ich. da geht es mich auch nichts an, ob er offen ist oder nicht, seine sache. aber nachdem ich für mich beschlossen hatte, dass es so nicht mehr weitergeht, gab es eh keine gemeinsamen sozialkontakte mehr, sodass ich auch nicht in erklärungsnot kam.

    gruß

    lavendel

  • Hallo Charlotta!

    Ich hab glaube ich schon mal geschrieben, aber mir hat der Therapeut sehr geholfen, das alles zu verarbeiten und der Reihe nach zu sortieren.

    Komischerweise auch jemand , der ziemlich außen stand, von den nahestehenden Personen kommen immer so Sprüche wie"Och, das hätte ich ja niemals gedacht!", die helfen mir auch nicht weiter.

    Liebe Grüße von
    Elfriede
    _______________________________________

    Wir können die Uhr nicht zurückdrehen, aber wir können sie neu aufziehen!

  • Hallo ihr,

    vielen Dank für eure vielen Antworten.

    Dass man nicht Gott und der Welt erzählen möchte, dass man "denkt", dass der Mann ein Alkoholproblem hat, finde ich jetzt noch noch keine Co-Abhängigkeit. Oder (schluck)?

    Ich schreibe "denkt" extra in Anführungszeichen, da ich ja nicht einfach behaupten kann, dass mein Mann ein Alkoholiker ist. Dass muss er ganz für sich alleine herausfinden, ob er das wirklich ist. Im Moment habe ICH ein Problem damit, nicht er.

    Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn mein Mann überall erzählt, dass er ein Problem mit meinem Gewicht hat, oder dass ich zuviel im Internet hänge, oder oder oder... Wenn ich ein Problem mit ihm habe, dann bespreche ich das mit ihm, nicht mit meinen Freundinnen oder mit seiner Familie.

    Ich habe hier bei den Alkoholikern schon oft gelesen, dass sie sich "geoutet haben". Ich habe noch nie gelesen, dass der Partner dies für den Alkoholiker übernommen hat.

    Und wenn meine oder seine Familie auf ihn einwirken würde (auf meine Ansprache hin), das wäre das allerschlimmste, was ich mir vorstellen könnte. Da würde ja sogar ich sofort dich machen. Das macht ja wohl jeder.

    Darum meine Frage, mit wem ihr so gesprochen habt. Ich tu jetzt auch nicht auf Eitel Sonnenschein bei Freunden und Familie. Ich entschuldige nichts und ich stehe für nichts ein. Aber ich kam jetzt schon öfter in die Situation, dass man mich fragte, warum ich keinen Alkohol mehr trinke. Und ich habe doch irgendwie rumgestottert. Ich wollte nicht sagen "Weil mein Mann zuviel davon trinkt und ich das Zeug inzwischen hasse."

    Das finde ich echt schwierig. Einerseits nichts unter den Teppich kehren, aber auch nicht wie ein offenes Buch rumrennen.

    Viele Grüße
    Charlotta

  • Hallo Charlotta,

    ich habe meinen Mann auch nicht geoutet!

    Aber ich habe ihn nicht mehr gedeckt! Das heißt, ich habe am Telefon nicht mehr gelogen für ihn, oder Feiern abgesagt, weil er lieber saufen wollte!

    Ich denke, dass ist ein Unterschied.

    Als mein Mann mit dem Alkohol aufgehört hatte, übernahm er sein Outing selbst.

    Wo er es für wichtig hält, sagt er, dass er Alkoholiker ist, bei anderen lässt er es.

    Ich überlasse es aber auch ihm, wie er mit seiner Krankheit umgeht!

    Natürlich hatte ich während seiner Trinkerkarriere eine Freundin, der ich von dem Problem erzählt habe.

    Aber nicht, um ihn schlecht zu machen, sondern um mir zu helfen.

    Wenn ich es alles in mich reingefressen hätte, wäre es mir noch schlechter gegangen, als es mir ohnehin schon ging!

    Als ich dann vor einigen Monaten hier ins Forum kam, hatte ich dann noch eine zusätzliche Anlaufstelle und es hat mir unendlich gut getan!

    Wusste ich doch, ich bin nicht alleine mit meinem Problem!

    Ich wünsche Dir alles Liebe und grüße Dich herzlich

    Speedy

  • Hallo Charlotta!
    Ich habe gerade deinen thread gelesen.. Ich denke, du machst eine schon tausendmal gelebte story mit...Anfangs habe ich mich über den regelmäßigen Alkkonsum moniert..irgendwann wurde es zum Problem..er leugnete und versteckte die Flaschen! Ich bin auch mit einem Spiegeltrinker verheiratet...Vor 7 Jahren habe ich dann den ersten Schritt aus dem Co-Dasein gemacht und das erste wirklich ernstgemeinte Ultimatum gestellt..damit ich selber nicht kippte, habe ich mich meiner Schweter anvertraut...und auch nach und nach Freunden...Er trank danach erst recht..und zwar offener als vorher..(mich wundert es bis heute, das auf der Arbeit keiner was sagte) unsere Große bewog ihn zur ersten Therapie...Du ahnst es Rückfall...keine SHG ..wieder Rückfall..dann ein Unfall und die Trennung.. wieder Therapie..diesmal dachte ich wirklich eine Chance zu haben,,dachte er hätte den entscheidenden Schritt im innersten getan...nüscht.. :( Denn wir waren wieder annähernd zu einer Familie geworden zwar mit getrennten Wohnungen, aber nun stehe ich wieder hier und muss erkennen: Ja ich bin wieder in die Co-Abhängigkeit gerutscht...Er bedauert sich..rinkt oder auch nicht..egal..
    Du beschreibst ja zu beginn seinen Alkoholkonsum und was du schreibst finde ich nicht normal.. Mein Mann hat seinen Führerschein vor sieben Jahren betrunken gemacht -auch die Prüfung.. schien ja keiner gemerkt zu haben.. Kein Fahrlehrer kein Prüfer!!!
    Ich habe wie gesagt meinen Mann geoutet und ich brauchte das, um diesen Lügereien ein Ende zu bereiten..steig aus.. wenn er doch kein Problem hat, dann wird es ihn nicht stören.. ganz ehrlich, wenn man das über mich erzählen würde, würde ich lächeln...
    Ich hoffe, dir bleibt durch dieses Forum einiges erspart...
    Ich wünsche dir viel Kraft und den Mut nicht auf deine eigenen Ausreden hereinzufallen. Ich denke auch wie Hölzchen geschrieben hat.. DU hast mit SEINEM Konsum ein Problem tu was für DICH.... mach dich nicht davon abhängig, wie er trinkt oder was er denken könnte.. (Macht er ja auch nicht umgekehrt..denn er weiß ja, dass es dich belastet und was geschieht????)

    LG Tihaso

    co-abhängig...Sich auf den Weg machen - egal wie schwer er ist!!!

  • Ich weiß genau, was du meinst! Was soll man wem sagen? Meine Frau säuft schon eine ganze weile, ich schätze so 10 Jahre, und du wirst es nicht glauben, ich habe bis heute mit keinem Menschen darüber gesprochen.Mich hat aber auch noch nie jemand darauf angesprochen, und wie könnte ich es behaupten?Es würde mir eh keiner glauben
    und wenn doch was soll es mir bringen?Ichschütze sie nicht wenn sie blau irgendwelchen Mist macht, aber ich verate sie halt auch nicht.Wenn ich jetzt zu Ihr gehe, und sie auf den Alk anspreche, sagt sie mir absolut glaubhaft, nein, ich habe doch Garnichts getrunken. Was soll ich da sagen, Tod argumentiert in der ersten Runde.K.O.
    Also sitze ich hier vor meinem Rechner, am Samstagnachmittag bei strahlendem Sonnenschein, und denke darüber nach, wie ich dem Nein entgegentreten kann. Ich weiß keine Antwort darauf.

  • Hallo Innocent,
    diese vezweiflung kenne ich zur Genüge..bei mir hat diese Verleumdung dazu geführt, dass ich den schnaps nicht mehr gerochen habe!!Und nachdem ich das erste Ultimatum gestellt hatte,mußte ich mich anderen anvertrauen, damit ich nicht umfalle.. Viele wußten aber bereits sehr lange, dass mein Mann ein Problem mit dem Alkohol hat..sehr viel mehr als ich je angenommen hätte..
    Du solltest dir selber glauben und nicht krampfhaft nach einer Möglichkeit suchen, ihr zu beweisen, was sie doch eigentlich selbst am besten weiß..Dieses sind Schritte in eine verdammte Co-Abhängigkeit...Ich bin 21 Jahre mit ihm zusammen ..Alkohol war immer ein Thema seit 1991 beunruhigt es mich und seit 1995 habe ich gebettelt und gefleht , gedroht und gehofft..Ultimaten gestellt (und nicht durchgezogen) Nach einem privat sehr ereignisreichem Jahr 2000, kam das erste wirklich ernste Ultimatum..er soff umso mehr.. erst der Wunsch unserer Tochter, sich helfen zu lassen bewog ihn zur Therapie in 2001...(schlechte Voraussetzung) Rückfälle und dann die räumliche Trennung in 2004 Therapie erst nach Unfall (sonst hätte der Arbeitgeber ihn rausgeschmissen)Dann aber wieder Rückfälle (wir haben uns auch wieder angenähert gehabt ) und nun kannich nicht mehr und ich mache Nägel mit Köpfen..dies geht nur über die Verstandebene!! Ich weiß, dass ich mich sonst kaputt mache..und vielleicht nutzt er dieses ja als Chance..
    Ich hoffe Innocent, dir hilft die Erfahrung von uns anderen Co´s weiter..lG Tihaso

    co-abhängig...Sich auf den Weg machen - egal wie schwer er ist!!!

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