• Hallo J.

    wenn auch nicht schreiben, einen Blick würde ich immer mal rein werfen! :wink:

    Dir auch schöne Weihnachten und bleibe deinen Weg treu!

    Gruß M2109

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo JoeDoe,

    ich wünsche dir einen schönen Urlaub mit viel Sonnenschein (aber bitte nicht den Pelz verbrennen 8) ) und trockene, schöne, besinnliche Feiertage. Man liest sich dann im neuen Jahr!

  • hallo JoeDoe

    ich hab dir zwar noch nie geschrieben (ich bin hier im bereich immer mehr beim lesen), will mich aber den anderen anschließen und dir schöne weihnachten und nen tollen urlaub wünschen - genieße ihn und komm heil wieder heim (darfst auch gerne ein bißchen sonne mitbringen :lol: )

    liebe grüße

  • Hallo JoeDoe,

    auch von mir die allerfeinsten Urlaubswünsche. Viel Spaß und natürlich schöne sonnige Weihnachtstage. Aber irgendwann, wenn Du Dich genug erholt hast, läßt Du Dich hier wieder blicken ja?

    Viele Grüße
    Zeppeline

  • Hallo allerseits!

    Erstmal vielen Dank für die lieben Urlaubswünsche! Bin tatsächlich nicht mehr dazu gekommen, vor meiner Abreise einen kleinen Blick ins Forum zu werfen.

    Tja, also Urlaub war Hammer! Ich kann nur eines sagen: <<<gelöscht aus Datenschutz>>> ist schon eine Reise wert. Sollte ich doch irgendwann in den geschlossenen Bereich wechseln, dann kann ich auch mehr dazu erzählen. Nur so viel sei bemerkt: Ich bereue es, mein Rückflugticket nicht rechtzeitig verloren zu haben :wink: .

    Bevor ich jetzt aber mehr schreibe, muss ich mich noch ein wenig sammeln und alle Eindrücke ein wenig sortieren (und auch noch ne Runde schlafen!). Deshalb an dieser Stelle nur ganz kurz die Info, dass sowohl der Urlaub, als auch Weihnachten ohne Alkohol und auch (fast) völlig frei von Verzichtsgedanken über die Bühne gegangen sind! Das (fast) aus dem letzten Satz werde ich dann später noch einmal genauer beschreiben ... jetzt bin ich aber zu müd!

    Soweit von mir. Hoffe, bei Euch war auch alles in Ordnung, werde mich dann auch mal durch die anderen Threads wühlen.

    Nun ruft aber das Bett!!!

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Einen wunderschönen guten Morgen und ein frohes, trockenes Jahr wünsche ich allerseits!

    Nun mag ich doch einmal etwas ausführlicher berichten, was sich so in den letzten Wochen ereignet hat. Es sind ja doch einige Tage ins Land gegangen …

    Zunächst einmal zum Urlaub! Grundsätzlich mag ich hier natürlich keinen Reisebericht erstellen, daher nur die Info, dass mir die Tage wirklich gut getan haben und die Reise insgesamt einfach nur schön war. Prinzipiell habe ich natürlich auch an verschiedenen Stellen von Meinungen und Erfahrungen gelesen und gehört, die einen Urlaub in der frühen Phase der Abstinenz nicht sonderlich hilfreich erachteten. Ich kann von mir allerdings berichten, dass ich die Tage frei von Alkohol genießen konnte und mir auch der Gedanke an einen Drink im Wesentlichen fern blieb. Um diese kleine Einschränkung kurz zu erläutern: Nach zwei durchaus anstrengenden Tagestouren kam in mir das Verlangen nach einer Belohnung für den erfolgreich bestrittenen Tag auf. Genau an dieser Stelle schwirrte auch kurzzeitig ein Glas Bier an meinem geistigen Auge vorbei. Dieser Gedanke ließ sich aber schnell und völlig rückstandsfrei zur Seite schieben und der folgende Abend wurde dadurch nicht getrübt. Trotzdem habe ich in meinem letzten Post das böse Wort ‚Verzichtsgedanke’ verwendet, weil ich nach über 5 Monaten immer noch keine kleine ‚Belohnung für zwischendurch’ gefunden habe, die mich für die kleinen Erfolge des Alltags in angemessener Weise lobt. Ich glaube, dass das schon irgendwie wichtig ist. Hmmm ….

    Ein weiterer Punkt, warum ich den Urlaub als sehr befreiend empfunden habe, ist folgender: Weihnachten war weit weg! Prinzipiell hat sich dieses Fest in den letzten Jahren doch zu einer durch und durch verstressten Veranstaltung entwickelt. Jetzt muss ich natürlich dazu sagen, dass ich so religiös wie eine Schreibtischschublade bin ;) . In Ermangelung eigener Kinder, denen man ja mit Weihnachten noch eine Freude machen könnte, besteht diese Zeit für mich eigentlich nur aus einem ausgedehntem und in den finalen Tagen fast panikartigem Konsumhype, dem dann einige Tage der ‚Besinnung’ folgen (bedeutet: Geschäfte haben zu!). Diese ‚Besinnung’ findet dann aber im erweiterten Familienkreise statt (Pflichtveranstaltung!) und wie selbstverständlich wird der Stress der vergangenen Tage mit einer ordentlichen Portion Alkohol verdaut. Bei aller Rücksicht und bei allem Verständnis bezüglich meiner Abstinenz und meinem Wunsch nach einer alkoholfreien Umgebung wäre ein Fernbleiben von den Weihnachtsveranstaltungen im Familienkreise als absolut inakzeptabel klassifiziert worden. Der physische Abstand von einer vierstelligen Anzahl von Kilometern hat mich da doch prima aus der Affäre gezogen! Das könnte man natürlich auch als Meideverhalten (Flucht) bezeichnen, für mich war es in meiner jetzigen Situation aber genau das Richtige. Denn eines ist sicher: In gut einem Jahr ist wieder Weihnachten und dann beginnt das Spiel auf ein Neues!

    Das Fest selbst haben wir dann auch ganz ruhig verbracht und uns einen schönen Abend gemacht. In Ermangelung christlicher Gefühle war es einfach ein normaler Tag, den wir trotzdem schön gestaltet haben.

    Ich muss gestehen, Sylvester war da schon ein etwas schwierigeres Unterfangen! Das lag vielleicht an der Tatsache, dass wir diesen Abend letztlich genau so gestaltet haben, wie in den vergangenen Jahren auch, nur das die Getränke sich dieses Mal unterschieden haben. Auch hier ist die Intensität der alkoholgeschwängerten Gedanken nicht sonderlich stark gewesen, aber dieses Glas Bier, welches kurz vor meinem geistigen Auge aufblitzt, tauchte mehr als einmal auf. Grundsätzlich sicher keine schöne Sache, aber sicher auch darauf zurückzuführen, dass ich für einen wirklich zufriedenen Jahresabschluss neben der Abstinenz auch noch ein paar andere Dinge gerne schon in trockene Tücher gewickelt hätte. Aber wie sagt man so schön: Gut Ding will Weile haben. Und man braucht ja auch Ziele!

    Soweit erstmal von mir.

    Ich wünsch Euch was!

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Hallo JoeDoe, schön mal wieder von dir zu lesen :D . Es freut mich, dass du den Urlaub genießen konntest.

    Ich habe gemerkt, dass der ganze Weihnachtswahnsinn gar nicht so schlimm ist, wenn man ihn nicht an sich ranlässt. Ich möchte für dieses Jahr Weihnachten mal ein paar neue Rituale ausprobieren, damit ich das Fest so begehen kann wie ich es möchte. Meinem Freund ist das irgendwie egal, also kann ich auch machen was ich will ;) .

    Sylvester hat mich auch kurz etwas gepackt, ich hab eine Fernsehübertragung vom Brandenburger Tor gesehen und hatte plötzlich den Geruch von Bier in der Nase :? . Hab sofort umgeschaltet. Danach hatte ich am Neujahrsabend das unspezifische Gefühl, mir etwas "besonderes" gönnen zu wollen (hab ich ja auch in meinem Thread geschrieben).

    Das mit der "kleinen Belohnung zwischendurch" ist ein wahres Wort, ich hab da auch noch keine wirkliche Lösung gefunden. Ich arbeite aber dran. Vielleicht einer meiner Denkanstöße, die ich verfolge: Sich an dem unverstärkten Gefühl an sich erfreuen und nicht noch "eins drauf setzen" wollen. Ich muss das mal irgendwann weiterführen.

    Ich drück dir auf jeden Fall die Daumen, dass du dieses Jahr alle deine nassen, flutschigen Dinge in schön flauschiges Flanell gewickelt kriegst. Das Nasseste von allen hast du ja schon eingewickelt ;)

    LG
    Plejaden

  • Hallo zusammen,

    Plejaden :
    erstmal vielen Dank für Dein ‚Daumendrücken’. Ich drücke Dir die meinen natürlich auch für Deine Vorhaben und Pläne :D .

    Über das kommende Weihnachtsfest habe ich mir ganz ehrlich gesagt noch gar keine besonderen Gedanken gemacht :? . Da ich mich ja das vergangene Weihnachten so vollständig (weil physisch gar nicht anwesend) aus dem alten Trott heraus bewegt habe, fehlt mir auch so ein wenig die Erfahrung, was mich denn hierzulande negativ in meiner Trockenheit hätte beeinflussen können! Aber mal ganz ehrlich: Mir hat dieses Mal eigentlich gar nichts gefehlt, also wenn der Geldbeutel es zulässt, dann kann ich mir gut vorstellen, auch das nächste Fest bei muckeligen 26 Grad und in Sichtweite von Kokospalmen zu verbringen ;).

    Sylvester ist allerdings veränderungswürdig! Durch die Hunde sind wir da leider ein wenig gebunden. Hmmm, ich denke, den nächsten Jahreswechsel verbringen wir vielleicht etwas außerhalb im ‚Grünen’. Mal gucken!

    Tom :
    Auch Dir vielen Dank für Deine Wünsche.
    Zum Thema Therapie: Die LZT ist mittlerweile bei mir vom Tisch. Das soll grundsätzlich nicht bedeuten, dass ich diese Form des Neuanfangs negativ beurteile, aber für mich wäre der Einzug in die ‚Käseglocke’ jetzt nicht mehr zu begründen, da ich doch sehr gut ohne Alkohol zurecht komme und ich auch das große Glück habe, ein wohlgesonnenes und nicht-alkoholerkranktes Umfeld zu besitzen. Kommende Woche werde ich entscheiden, ob ich an einem ambulanten Programm teilnehme, oder meinen Weg primär hier im Forum und einer SHG weiter verfolge.

    Noch ein oder zwei Worte zum Thema Urlaub:

    Was man vielleicht bedenken sollte, wenn man in den Urlaub fährt, ist, dass man wieder zurückkommt. Mal ganz ehrlich: Es ist ******kalt hier! Wenn es auch noch regnen würde, dann wäre meine Wetter-Laune aber so etwas von im Keller, da würd man nich ma Licht machen können! Dazu kommen die ganzen Alltagspflichten, die man wieder in Angriff nehmen muss, und, und, und … Ganz ehrlich: Ich kann mir schon vorstellen, dass dieses Wiedereinfinden in den normalen Trott bei dem ein oder anderen durchaus zu einem kritischen Moment und einer echten Prüfung für die eigene Trockenheit werden kann. Also gebt auf Euch acht, wenn Ihr auch eine kleine Auszeit plant!

    So, werde mich jetzt ins Bett verziehen :roll: . Irgendein Mitreisender hat die Klimaanlage im Flugzeug mit kleinen, hässlichen Viren gefüttert, die jetzt über meinen Körper herfallen, wie eine Horde Maden über einen toten Frosch! … Ich weiß, das ist ein ekliger Vergleich, aber so fühle ich mich grad :cry: .

    Soweit.

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Mh, ich kenne ein paar Leute, die darauf schwören Weihnachten in fernen, warmen Gestaden zu verbringen. Ist also keine so eine schlechte Idee, zumal dich mit dem Fest ohnehin nicht soviel verbindet ;) .

    Drum auch von mir für dich:

    Gute Besserung!!!

    LG
    Plejaden

    P.S.: Ja, ich weiß... multiple exclamationmarks are a sure sign of a diseased mind. Aber wenn's deiner Gesundheit hilft :lol:

  • Hallo JoeDoe,

    schön, daß Du wieder zurück bist (naja, auch wenn Du es gerade als nicht so schön empfindest)! Ich wünsche Dir ein gutes neues Jahr und natürlich gute Besserung. Übrigens ist die Unlust bei der Rückkehr in den Alltagskrempel genau so groß, wenn man aus kalten Gefilden zurückkommt. Aber wir packen das schon :wink:

    Viele Grüße
    Zeppeline

  • Hallo zusammen,

    @Plejaden&Zeppeline:

    Dank Euch für die Besserungswünsche! Ein paar wenige, aber umso widerstandsfähigere Zellen des toten Frosches haben doch noch einen Funken Leben in ihren Kernen bewahrt und begannen auch bald damit, die über den siechenden Körper hergefallenen Madenhorden in die Flucht zu schlagen. Eine infernalische Schlacht um das eigene Leben bzw. die willkommene Mahlzeit entbrannte, an deren Ende das quakende Amphibium triumphierend obsiegte und eine ganze Generation junger Stubenfliegen darbend ihrem frühen Ende entgegen sahen! :wink:

    Man könnte auch sagen, dass ich zusehends gesunde, aber ich wollte dem diseased mind gerne noch Rechnung tragen :wink:

    Ansonsten habe ich hier mal wieder ein wenig Zeit verbracht und gelesen. Dabei fällt mir immer mehr auf, dass dem trockenen Alkoholiker offenbar das ein oder andere Wort der deutschen Sprache zusehends missfällt, bzw. bei Verwendung eines solchen Wortes oft Bedeutungen impliziert werden, die im allgemeinen Gebrauch so gar nicht vorgesehen sind.

    Da wäre z.B. das Wort ‚Wille’, über welches ich mir ja schon einige Gedanken in meinem Thread gemacht habe. Ohne diese Gedanken an dieser Stelle noch einmal zu wiederholen, mag ich dennoch kurz meine positive Beziehung zu diesem Wort ein weiteres Mal betonen: Ohne einen Willen wäre ich doch nichts weiter als ein gedankenloser Zellklumpen, der frei von Motivation und Zielen vor sich dahin vegetiert. Der Wille ist somit zentraler Teil meiner menschlichen Entwicklungsfähigkeit.

    Nun bemerke ich jedoch, dass das Wort Wille im Zusammenhang mit Abstinenz häufig einen fast kriegerischen Charakter erhält. Da wird mit eisernem Willen gegen den Alkohol gekämpft. Oder man ringt mit einem erbarmungslosen Willen gegen den Druck zu Trinken. Aus vielen Erfahrungen, die das ‚Kämpfen’ gegen die Sucht als erfolglos erkennen lassen, leidet nun natürlich auch die Semantik des Wortes ‚Wille’. Aus einem ‚Ich will nicht mehr trinken’ wird ein ‚Ich kämpfe gegen den Alkohol’. So wird der Wille ein Synonym für Kampfbereitschaft. Ist doch eigentlich schade, oder?

    Whatever!

    Dann waren da auch noch Themen wie ‚Suchtgedächtnis’ oder ‚Identifikation mit dem Alkoholismus’ (Das Video, welches hier verlinkt wird). Zu beiden habe ich mir schon einige Gedanken gemacht, aber das muss alles noch ein oder zwei Runden durch mein Hirn wandern, bevor ich das ausformuliere. Nur soviel erstmal:

    1. Das Suchgedächtnis lügt nicht.
    2. Ich muss und kann mich nicht in jedem Schicksal wiedererkennen, um meinen Alkoholismus zu akzeptieren.

    Wenn zu diesen Thesen spontaner Widerstand entsteht, dann immer her damit :wink: . Kleine Schläge auf den Hinterkopf und so ...

    Soweit ...

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Hallo JoeDoe,

    immer schön von dir zu lesen! :wink:
    @J.

    Zitat

    1. Das Suchgedächtnis lügt nicht.

    wie meinst du das?

    Mich hat es jahrelang angelogen ,mich in das Verderben rennen lasssen, weil es gerade mir Illusionen vorgespielt hatte /hat!
    Was für eine Unglaubliche Magie von dem Alkohohl ausgeht/ging!

    Vlt. meinst du ja aber auch damit, das es wie ein Warnsystem zu sehen ist und mir aufzeigt , das ich gerade jetzt sehr auf mich aufpasssen muss!

    Für mich ist es wichtig die notwendige Gegenmaßnahmen parat zu haben , falls es sich meldet!
    Es erkennen und gegenzusteuern dann ist es mir auch egal ob es lügt oder die Wahrheit sagt!

    Oder? mh

    Bin gespannt wie du das siehst oder meinst!

    Gruß M2109

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo M.,

    wie bereits erwähnt: Da müssen meine Gedanken noch einige Runden durch mein Hirn jagen, bevor ich meine Thesen zum Suchtgedächtnis niederschreiben kann (und man beim Lesen nicht sofort auf die Idee kommt: ’Jetzt isser völlig weg!’ :wink:).

    Aber das mit dem ‚Warnsystem’ hat schon etwas. Man kann es sicher als ein solches nutzen (Sollte man wohl auch!).

    Werde aber noch eine Nacht darüber sinnieren …

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Hallo zusammen,

    jetzt mag ich mal meine Gedanken zum Thema Suchtgedächtnis in den Raum werfen und wäre natürlich dankbar zu erfahren, ob sich die mit Euren Meinungen decken, oder ob ich mich da eher auf einem Holzweg befinde.

    Grundsätzlich finde ich es zunächst wichtig, zwischen Suchtgedächtnis und Suchtdruck zu unterscheiden. Unter dem Suchtgedächtnis verstehe ich -jetzt mal ganz grob gesagt- die gesammelten Erinnerungen an mein Trinkverhalten, unter Suchtdruck hingegen das aus diesen Erinnerungen resultierende Verlangen, mir wieder etwas ‚gönnen’ zu wollen. Ich habe jetzt mal ganz bewusst das Wort ‚gönnen’ verwendet, weil die Erinnerungen an den Alkohol im Suchtgedächtnis, die dieses Verlangen wecken, grundsätzlich von positiver Natur sind.

    Das wäre dann auch schon meine erste These zum Thema: Der Alkohol und seine Wirkung sind im Suchtgedächtnis prinzipiell positiv assoziiert! Kein ‚Kater’, keine kaputte Beziehung und auch kein Krampfanfall haben je den Weg in das Suchtgedächtnis hinein geschafft, um diesen speziellen Erinnerungen ihren Glanz zu nehmen.

    Aber warum ist das so?

    Am Anfang einer Trinkerkarriere ist das wohl noch ganz einleuchtend: Ich denke wohl, dass so gut wie jeder erwachsene Mensch hierzulande bereits Alkohol konsumiert hat. Für die meisten ist der Schwipps oder auch der Rausch in irgendeiner Form ein positives Erleben und dieses ‚Positive’ wird dann auch schnell als Erinnerung gespeichert. Aus dieser Erinnerung resultiert die Bereitschaft, bei ähnlichen Anlässen erneut zum Glas zu greifen. Wir sind hier noch ganz am Anfang und weit entfernt von der Sucht, aber die ersten Einträge im Suchtgedächtnis werden bereits hier gemacht.

    Nun kann es aber auch passieren, dass man sich ein Glas zuviel gegönnt hat und am Ende mit einem Kater zusammen leidvoll den nächsten Morgen verleben muss.

    Kommen solche Erlebnisse denn auch in das Suchtgedächtnis?

    Ich denke nicht und bringt mich auch zu meiner zweiten These zum Thema: Unser Hirn ist dümmer als der Intellekt, den es selbst produziert! Wir mögen mit unserem Verstand zwar erfassen, dass Schmerz und Übel eines Katers die Folge eines übermäßigen Alkoholkonsums sind, eine direkte Verknüpfung mit dem am Vortag entstandenen Trinkverhalten gelingt jedoch nicht mehr. Zu der Zeit, als man sich die Basis für den Kater geschaffen hat, hat man getrunken und dadurch ein Wohlgefühl erlangt. Dieses Wohlgefühl war dann offensichtlich so groß, dass es zu weiterer Alkoholaufnahme animiert hat. Genau dieser Prozess wird im Suchtgedächtnis gespeichert, jedoch nicht das Leiden am folgenden Tag. Wie oft habe ich im Alter von 16 oder 17 Jahren an einem ‚dunklen’ Sonntagmittag die Worte ‚Nie wieder!’ gedacht und selbige bereits am nächsten Wochenende wieder vergessen.

    Wir sind hier aber immer noch weit vom süchtigen Trinken entfernt. Wie sich das jetzt genau entwickelt, ist sicher sehr individuell – zumindest vom Standpunkt der eigenen Wahrnehmung aus betrachtet. Ich glaube jedoch, dass sich das Ego irgendwann einmal über die Informationen im Suchtgedächtnis hermacht und analysiert, ob der ein oder andere ‚Effekt’ nicht vielleicht im Alltag ganz gut zu gebrauchen sein könnte. Dabei spielt es auch gar keine Rolle, an welchem Punkt man den Alkohol als ‚gewinnbringende Medikation’ einsetzen möchte: Einsamkeit, Ängste, Kummer … egal! Wenn die positive Wahrnehmung alkoholischer Wirkung hilfreich erscheint, dann beginnt man damit, die eigenen Trinkregeln immer weiter zu unterwandern und so landet man dann letztlich in der Sucht. Aber auch hier gilt, dass man im Trinken immer einen positiven Gewinn sieht, den man auch im Suchtgedächtnis ordentlich hinterlegt. Hier fehlt mir dann zwar die eigene Erfahrung, aber ich spekuliere jetzt einfach einmal, dass selbst im fortgeschrittenen Stadium mit zwanghaftem Konsum immer noch positive Elemente im Rausch vorhanden sind. Wenn es nur der Verhinderung eines Krampfanfalles dient, dann ist es doch schon etwas Gutes.

    Und das bringt mich jetzt auf meine finale These zum Thema: Das Suchtgedächtnis lügt nicht! Wenn sich ein Alkoholiker über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg der positiven Assoziationen des Suchtgedächtnisses bedient hat, dann erscheint es doch auch völlig logisch, dass bei bestimmten Reizlagen die Erinnerung an die lang gehegten Kompensationsstrategien immer wieder auf ein Neues aktiviert werden.

    Das hat jetzt allerdings noch nichts mit Suchtdruck zu tun! Der entsteht erst eine hunderttausendstel Sekunde später, wenn die Erinnerung im Bewusstsein wach wird und wir nun die Wahl treffen müssen, ob wir auf neuen Pfaden wandern, oder doch wieder in die altbekannten Gewohnheiten zurückfallen wollen. Neue Pfade zu entdecken, ihren Liebreiz zu erkennen und die immer wieder aufkommende Wahl immer selbstverständlicher zu gestalten, das nennt man dann wohl Trockenheitsarbeit :wink: .

    OK, das war jetzt lang und sicher auch noch etwas wirr, aber ich hoffe trotzdem, dass Ihr damit etwas anfangen könnt.

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Mhh... wenn ich deine These richtig verstehe, dann meinst du, dass das Suchtgedächtnis nicht lügt, weil es ja nur Erfahrungen wiedergibt, die es gesammelt hat. Von den schlechten Katererfahrungen weiß es nichts.

    Ungeachtet der sprachlichen Präzisierungsversuche fahre ich im Notfall mit der Formel "das Suchtmonster lügt" besser. Denn es versucht mir etwas einzuflüstern, was mir schadet. Sorry Suchtmonster. Kriegst nen Keks ;) .

    Übringens hat die Verknüpfung "Heute trinken - morgen leiden - übermorgen krepieren" bei mir zum Schluss funktioniert. Sonst hätte ich ja nicht aufgehört. Mir ging es schon nach den ersten Schlucken schlecht weil ich wusste, dass jetzt ein unaufhaltsamer Prozess startet, der mit einer fürchterlichen Nacht und einem kranken Tag endet. Und erst ab 1,4 Promille (geschätzt) war ich in der Lage, das wieder für einen Moment zu vergessen...

    LG
    Plejaden

  • Hallo Plejaden,

    im Grunde genommen sprechen wir natürlich von der gleichen Sache … Ich habe ja auch schon mal meinen Hirnkobold erwähnt, der Deinem Suchtmonster sicher nicht ganz unähnlich ist :wink: . Nur irgendwann stelle ich mir natürlich auch die Frage, was denn hinter diesen beiden Gesellen steckt. Die Vorstellung von kleinen, sprechenden Wesen, die sich in tiefer Boshaftigkeit über mein Denken hermachen und versuchen, mein Handeln zu beeinflussen, diese Vorstellung verliert dann doch irgendwann ihren Reiz. Für mich ist dieses Präzisieren der Suchtabläufe auch wichtig für mein Krankheitsverständnis. Mit der Aussage: ‚Herr Doktor, ich bin an einem Kobold erkrankt, der mich ständig zum Trinken animieren will!’ komme ich zwar gut in ein Gespräch, aber ein realistisches Bild von meiner Trinkmotivation sieht sicher anders aus. Hier fehlen mir noch einige Grundlagen, die mich das Wort Krankheit auch wirklich annehmen lassen. Letzteres ist wichtig, funktioniert bei mir aber nicht mit Theorien über Kobolde oder Monster :wink: .

    Aber das nur zur Motivation, diesen Text zu schreiben.

    Mit einer Verknüpfung meinte ich übrigens nicht den aus einer Reflexion entstehenden Ausblick auf die Zukunft, wie Du ihn geschildert hast:

    Zitat

    "Heute trinken - morgen leiden - übermorgen krepieren"


    Ich denke da eher an sehr rudimentäre Verknüpfungen wie z.B. ‚heisse Herdplatte=Aua’. Diese Verknüpfung haben sicher 85% aller Kinder erstellt, nachdem sie über Wochen, Monate oder gar Jahre hinweg auf den rechten Augenblick warteten, um die Aussagen der eigenen Eltern auf Richtigkeit zu überprüfen (Ja, auch ich habe meinen Eltern misstraut :wink: ). Aus dieser Erfahrung heraus bedarf es keiner weiteren Reflexion, um die Finger von einer eingeschalteten Herdplatte zu lassen. Und eine solche Verknüpfung findet sich eben auch im Suchtgedächtnis zum Alkohol … leider ist sie aber positiv.

    In jedem Falle lässt sich durch das Anspringen des Suchtgedächtnisses erkennen, das sich in irgendeiner Form eine Reizlage entwickelt hat, die zu früheren Zeiten automatisch und ohne weiteres Nachdenken zum Alkoholkonsum geführt hätte. Und das ist ja prinzipiell eine gute Sache, weil es mir ein Hilfsmittel ist, um zu erkennen, wo sich Gefahrenmomente befinden.

    Hmmm, aber sind ja wie gesagt auch nur so meine Gedanken …

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Hallo JoeDoe,

    ich lausche deinen theoretischen Ausführungen immer sehr fasziniert.

    Ich persönlich habe das Glück, dass bei mir bei jedem Ansatz des Erinnerns an einen alkoholischen Rauschzustand der ganze Film bis zum Schluss durchläuft. Also "... trinken, leiden, krepieren ...".

    In meinem Gehirn haben sich seit ich trocken werde noch keine positiven Erinnerungen an alkoholisierte Vorkommnisse breitgemacht, die meiner Meinung nach kausal mit dem Saufen verbunden sind. Wenn überhaupt, gab es früher bei mir vielleicht Momente, die TROTZ Alkohols positiv waren, aber nicht ein einziger, der es WEGEN des Alkohols war.


    Gruß .Micha

    Das Schönste kommt noch

  • Hallo JoeDoe,

    mh, was das Suchtmonster angeht, hast du mich ertappt :oops: . Dass ich diese "Krücke" noch gebrauche liegt wohl daran, dass ich das Suchtgedächtnis und vielleicht die ganze Krankheit immer noch als nicht zu mir gehörige anerkennen kann. Ich werde weiter daran arbeiten.

    Noch einmal zu "das Gehirn ist dümmer als der Intellekt, den es produziert": Der Mensch befindet sich in der (wahrscheinlichen?) Ausnahmesituation eine mentale Ausstattung zu besitzen, die in der Lage ist, das Gehirn über sich selbst nachdenken zu lassen. Gleichzeitig ist er jedoch mit denselben instinktiven und automatischen Apparat ausgestattet wie alle höheren Wirbeltiere auch. Und hier scheint es zu Reibungen zu kommen. Diese instinktive und automatische Ausstattung führt ein "Eigenleben", was auch gut ist, sie soll uns vor Schaden bewahren und die Steuerung von automatisierten Prozessen steuern (Atmung, Herzschlagen, Laufen...). Jedoch reagiert diese Ausstattung auch häufig unangemessen.
    Stichwort Phobien: Das Limbische System, eine eher archaische Einrichtung in unserem Gehirn, reagiert wesentlich schneller auf einen Reiz als unser Verstand. Kommt ein "bedrohlicher" Reiz an, hat es blitzschnell den Körper in komplette Alarmbereitschaft versetzt, da denkt der Verstand noch "Wie, was, wo?" Und wie schwer es ist, einen komplett im "Kampfmodus" versetzten Körper/Gefühle mit dem Verstand wieder runterzukriegen, das wissen wir beide ja wohl zu genüge :roll: .

    Unter unserem Verstand gibt es also das Gehirn, ein sich selbst regulierender, steuernder und ständig lernender und sich selbst erweiternder Hochleistungscomputer. Eine unerwünschte Erweiterung ist das Suchtgedächtnis. Es zerstört das ganze System, was ja gegen jeden Selbsterhaltungstrieb spricht. Das macht die chronische Krankheit aus, quasi eine geistige Autoimmunerkrankung. Wie es dazu kommt? Ich überlege noch ;) .

    LG
    Plejaden

  • Zitat

    Der Mensch befindet sich in der (wahrscheinlichen?) Ausnahmesituation eine mentale Ausstattung zu besitzen, die in der Lage ist, das Gehirn über sich selbst nachdenken zu lassen.

    Hallo Plejaden,

    an dieser Stelle steige ich aus dem Gedankengang aus, oder aber ich erweitere auf:" Der Mensch befindet sich in der (wahrscheinlichen?) Ausnahmesituation eine mentale Ausstattung zu besitzen, die in der Lage ist, sich selbst die Illusion zu geben, dass das Gehirn über sich selbst nachdenken könnte." 8)


    Geistige Autoimunerkrankung gefällt mir. Wie kommt es zu ihr? Das muss wohl genau mit der von euch aufgezeigten menschlichen Fähigkeit zum Ich-Bewusstsein zusammanhängen. Ein Hund beispielsweise könnte ja die Zerstörung seines Ichs schon deswegen nicht in Betracht ziehen, weil es aus seiner Sicht gar nicht existiert. Und in der natürlichen Anlage ist es nicht vorgesehen. Für uns aber wird das Auslöschen Unsererselbst zur Option und zur Alternative für persönlich lebensförderliche Lösungsmöglichkeiten von Situationen. Der Alkohol scheint dabei die Wirkung zu besitzen, den beim nassen Alkoholiker offensichtlich vorhandenen Wunsch auf Selbstzerstörung so zu verschleiern, dass er sich seinem Bewusstsein entzieht und dadurch vom Hirn als probater Lösungsweg durchgewunken wird.

    Bis zum persönlichen Tiefpunkt, wo der Schwindel dann ein Ende hat.


    Gruß .Micha

    Das Schönste kommt noch

  • Hallo Plejaden, Hallo Micha, liebe Zuhörer :wink:,

    Plejaden :
    Also zunächst mal wollte ich Dich natürlich nicht ‚erwischen’ oder Dich auffordern, Deinem Suchtmonster die Existenz abzuerkennen. Solange Dir diese gedankliche Brücke hilft, ist sie ja auch völlig in Ordnung.

    Deine kurzen Ausführungen zum Thema Angst finde ich sehr spannend. Ich denke, sie lassen sich in leicht abgewandelter Form auch auf den Alkohol und das Suchtgedächtnis transferieren. Denn in beiden Fällen wird ein Reiz von einem Teil des Gehirns interpretiert, der die Steuerung des eigenen Verhaltens aus einer kognitiven Ebene heraus erschwert oder gar unmöglich macht. Dabei gilt, dass diese Reaktion aus der subjektiven Perspektive immer richtig ist. Im Fall von einer Angststörung ist es dann der ‚Kampfmodus’ (Ich kenne von mir eher den Fluchtmodus), im Fall Suchterkrankung dann das starke Bedürfnis, das entsprechende Suchtmittel zu konsumieren. Die Richtigkeit dieser Reaktion wird erst dann in Frage gestellt, wenn man die eigenen Verhaltensmuster mit den Verhaltensmustern anderer Menschen vergleicht und dabei auf signifikante Abweichungen stößt. Die Feststellung ‚Ich habe ein Problem’ ist also immer das Resultat eines Reflexionsprozesses. Das gilt für Angst, genauso wie für Alkohol. Im Grunde genommen ist es dabei sogar egal, auf welcher ‚Ebene’ sich diese Abweichungen befinden, je tiefer sie liegen, desto schwieriger ist es natürlich, sie mit dem Verstand zu bekämpfen.

    Micha :
    Na, über das Hirn Nachdenken wird ja noch funktionieren, das Verstehen ist dann allerdings etwas anderes :wink: .

    Ich finde den Vergleich mit dem Hund gar nicht schlecht. Der Hund ist sich seiner selbst nicht bewusst und auch sein Reflexionsvermögen ist arg eingegrenzt. Dadurch kommt er nicht in eine Situation, in der er sich und sein Leben als wertlos erachtet und sich in der Disziplin der Selbstaufgabe übt.

    Ich glaube, dass auch die wenigsten Alkoholiker am Anfang ihrer Karriere mit dem Vorsatz getrunken haben, sich selbst zerstören zu wollen. Am Beginn standen die als positiv wahrgenommenen Effekte des Alkoholkonsums im Vordergrund. Und nach meiner These, sind es auch genau diese Wahrnehmungen, die wir im Suchtgedächtnis hinterlegt finden. Und da das Suchtgedächtnis einen wesentlich rudimentäreren (und damit leider auch deutlich stärker ausgeprägten) Einfluss aus unser Verhalten hat, ist es eben mit dem Verstand allein auch so schwer zu bekämpfen.

    Aber um zurück auf das ‚Lügen’ zu kommen: Es ist völlig egal, in welcher Situation man den Alkohol als Lösungsstrategie verwendet hat. Ebenso egal, ob man sich des Fehlverhaltens auf kognitiver Ebene bewusst war, oder nicht. Der Alkoholkonsum wird in dieser Situation vom Suchtgedächtnis als ‚erfolgreiche Strategie’ wahrgenommen. Probleme verwaschen im Rausch, die Hirnchemie meldet ‚Belohnung!’… in diesem Moment ist doch subjektiv alles positiv (Selbst wenn ich im Rausch im triefenden Selbstmitleid versinke: Das erscheit positiver, als sich um das eigentliche Problem zu kümmern)! Erst wenn der Rausch wieder abklingt und man sich bewusst wird, dass man nicht einen einzigen Millimeter weiter gekommen ist, wird man sich des Irrsinns Alkohol bewusst. Aber hey: Das Suchtgedächtnis hat da ja einen Lösungsansatz …

    Irgendwie ist es doch ganz schön kompliziert.

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!