Fünfeinhalb Wochen

  • Mein Name ist Vaan ich bin Alkoholiker. So lange bin ich auch noch nicht dabei aber ich sage einfach mal : "Willkommen im Forum"

    Ich habe es zwar nie soweit kommen lassen, dass ich zur Entgiftung mußte aber eines kann ich Dir garantiert sagen : Kontrolliertes Trinken klappt BEI MIR nicht und ich wage mal die Behauptung, dass Du nach dermaßen vielen Entgiftungen nicht einen Gedanken daran verschwenden solltest.

    Hast Du mal darüber nachgedacht Jobs anzunehmen, bei denen es weniger ums Geld verdienen geht als darum aus der Bude herauszukommen

    * Mit Hunden Gassi gehen
    * Für alte/behinderte Leute einkaufen, die schlecht gehen können (Das Sozialamt kann Dir da Adressen vermitteln)
    * Zeitungen austragen.

    Wir sind uns einig, dass da finanziell nichts bei rumkommt, aber du erfüllst den Tag.Das zu Hause den Tag totschlagen kenne ich auch. Das sind ganz gemeine Sauffallen. :roll:

  • Hallo Nummm,

    ich hab auch vier Monate auf einen Thplatz gewartet, aber schon in der Entgiftung Strukturen geschaffen- nun, das ist für dich Schnee von gestern. Zu dem was Vaan schrieb möchte ich hinzufügen: Versuche regelmäßige Termine mit der Beratungsstelle zu machen (Sozialplan!?), besorg Dir einen Termin beim Versicherungsträger, geh regelmäßig zum Arzt, versuche, sowas wie Tagesklinik zu machen, red mit der Krankenkasse und geh zu der SHG (das KANN die Sache beschleunigen). Fahr Fahrrad, geh spazieren, aber TU was und jammer nicht nur rum!

    LG kommal

    unterwegs...

  • Hallo Nummm,

    erstmal auch ein herzliches Willkommen von mir!

    Ich bin leider auch grad in so einer Situation, in der mich Arbeitslosigkeit belastet und ich mich mühe, meinen Weg in die Trockenheit erfolgreich zu beschreiten ... Und das geht sicher auch vielen anderen hier so, deshalb auch vielleicht nicht so viele Antworten? Aber kein Grund, an einen schlechten Start zu glauben!

    Immerhin bist Du hier, möchtest Deinen Alkoholismus in den Griff bekommen und hast hier eine wirklich verdammt große Menge an Lesestoff, der Dir helfen kann durch Reflexion Dein eigenes Krankheitsbild zu verstehen und der Dir Wege eröffnet, wie Du da wieder heraus kommen kannst.

    Vielleicht magst Du ja auch ein wenig mehr über Dich erzählen? Also wie Du zum Alkohol gekommen bist, oder warum Du glaubst, die Kontrolle über das Trinken verloren zu haben? Was hast Du denn für Ziele? Wo möchtest Du hin? Und vor Allem: Wie fühlst Du Dich?!

    Jedenfalls finde ich es gut, dass Du aktiv wirst und auch schon eine reale SHG aufgesucht hast. Gerade am Anfang ist viel Kontakt mit 'Gleichgesinnten' sehr hilfreich ... vor Allem, wenn man gerade keinen Job hat :cry:

    Soweit erstmal!

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Moin Moin Nummm

    Nee mit schlechtem Start hat das nix zu tun ..

    ALSO ICH HABE DAS HIER SO VERSTANDEN !! :

    Am Anfang wird eine gewisse Eigeninitiative von Dir verlangt. Da gehört ganz gewiss zu, dass Du hier erzählst wie das erste Treffen, (Arztbesuch, Entgiftung) war und darauf reagiert DAS FORUM dann.

    An Deinen rhetorischen Fähigkeiten wird es nicht scheitern, da Du hier ja eine recht saubere Vorstellung hingelegt hast. Weiterhin habe ich (AUCH HIER MEINE PERSÖNLICHE MEINUNG) die Erfahrung gemacht, dass die COs sich mehr zu erzählen haben als die Alkis. Die Armen erleben halt immer neue Geschichten mit Leuten wie uns und das ist mächtig interessant zu lesen.

    Weiterhin melden sich die Abhängigen meistens abends. Schaue mal wenn Du "NEUE ARTIKEL SEIT DEM LETZEN BESUCH" anklickst. Da ist der überwiegende Teil von den COs und Erwachsene Kinder von Alkoholkern.

    Hat mit schlechten Start nix zu tun :wink:

  • Hallo Zusammen,
    bei mir war das mit dem Trinken aufzuhören eine einschneidende Verhaltensänderung.
    Verhaltensänderungen erfordern am Anfang eine enorme Energie und wenn der Gewohnheitseffekt trägt wird es Stück für Stück oder Tag für Tag immer einfacher.
    Ähnlich bei einer Weltraumrakete wird beim Start auf den ersten hundert Metern schon 2/3 der gesamten Energie verbraucht.
    Das sollte einem von vornherein Klar sein, dass der Anfang am schwierigsten ist und ein gewisser Preis zu bezahlen ist, wenn auch "nur" in Form von mentaler Energie.
    Viele Menschen wollen eben mal schnell was ändern und sind nicht bereit diesen Preis zu bezahlen. Ist so ähnlich wie "Spanisch lernen in 20 Tagen" oder "Nichtraucher in fünf Stunden"
    Für mich war es auch nicht leicht, aber ich kann nur sagen, es hat sich gelohnt.
    Viele Grüße
    Toby

  • hallo Nummm!

    Wo steckst du? :)

    Herzlich Willkommen auch vonmir!

    Bin weiblich, 32 und seit knapp drei Monaten trocken.

    Ich sage dir: es lohnt sich.
    Ob der Kampf NACH dem Entzug stärker ist oder nicht, dazu kann ich nicht so viel sagen. Auf jeden Fall ist er anders.
    Aber kein Weg läßt einen so schnell wachsen, wie dieser, der einen ZWINGT sich das anzukucken, was bisher schief lief. VIele andere Menschen haben diese Chance nicht.

    Hast du das GEfühl, daß du wirklich kapituliert hast, was den Alkohol angeht?

    Wie sagt mein Gruppensprecher immer:
    ein trockener Alkoholiker ist dazu verdammt, ein Gewinner zu sein.

    In diesem Sinne alles Gute, lies viel (is ja genug stoff hier...), frag. Lass dich von ausbleibenden Antworten nicht abschrecken. In erster Linie bist du hier FÜR DICH, und die anderen FÜR SICH.
    Allerdings tut sich seit ich hier bin (August) immer mehr im Forum, d.h. man bekommt auch mehr Feedback.

    Wie war denn dein erstes Meeting beim Kreuzbund?

  • Hallo Nummm

    ich habe mich erst heute registriert, also neuer geht es nicht. Leider muss ich sagen dass das Thema Ale#kohol schon viele Jahre in meinem Leben eine Rolle spielt. Erst jetzt habe ich professionelle Hilfe verlangt und angenommen. Ich war viele Male hochmotiviert und habe auch oftmals Wochen und Monate durchgehalten. Aber alleine bin ich immer wieder auf die "nase"gefallen. Wenn du das Gefühl hast du bist wieder auf dem besten weg rückfällig zu werden, dann wende dich an die Klinik in der du zuletzt entgiftet hast. Hier hast du die Möglichkeit dich teistationär aufnehmen zu lassen bis deine Langzeit durch ist. So hast du tagsüber Therapie und abends bist du in deinen 4 Wänden. Das erleichtert die Wartezeit ungemein. Ich warte ja erst ein paar Tage aber ich habe das Angebot der teilstationären Behandlung angenommen.
    LG Cora

    Zitat von Nummm

    So.. hallo erst mal,

    Zu meiner Person:
    Mein Name ist Martin, ich bin 24 und wohne in Baden-Württemberg

    Ich weiß grade nicht recht ob ich mit meinem bisherigen Leben anfangen soll oder ob ich erst mal erzähle wie es mir jetzt gerade geht. Ich denke das letztere ist grade wichtiger also setze ich mal da an.
    Im Moment bin trocken und clean. Seit fünfeinhalb Wochen. Fünf Wochen davon hab ich auf der Entgiftungsstation verbracht. Letzten Samstag war Entlassung. Es war bis dahin meine siebte oder achte Entgiftung. Bei der vorletzten hab ich meine erste Langzeittherapie beantragt und warte seither auf die Kostenzusage. Das ist jetzt auch schon wieder zwei Monate her und wird wohl noch ebenso lange dauern. Der Rentenversicherungsträger will noch ein gesondertes Gutachten von einem Vertragsarzt hier in der Nähe und so weiter.

    Mein größtes Problem im Moment ist die verbleibende Zeit bis zur Langzeittherapie. Zum einen weil mein Tagesablauf aufgrund meiner Arbeitslosigkeit und meiner derzeit wenigen Interessen nicht grade gut strukturiert ist. Ich versuche zwar grade einen kleineren Job zu finden und mich einigermaßen sinnvoll zu beschäftigen aber es ist im Moment ein täglicher Kampf um zu erledigende Kleinigkeiten der mir zunehmend meine Kräfte raubt.
    Das andere Problem sehe ich darin das langsam das Bewusstsein um die eigene Betroffenheit langsam wieder in den Hintergrund zu treten droht, sodass irgendwann wohl wieder Gedanken an das berühmte kontrollierte Trinken auftauchen werden. Ich bin einerseits froh wenn ich morgen zu meinem ersten Kreuzbund-Meeting gehen kann und andererseits sehr angespannt. Da ich unter anderem Problem und Entlastungstrinker bin drängen sich mir da die alten Verhaltensweisen auf.
    Es bestätigt sich gerade was der Suchttherapeut auf der Station sagte, nämlich das die Anfangsphase der Abstinenz die schwierigste ist und ich meine Abstinenzentscheidung sehr gut begründen müsse um mich festigen zu können.
    Jedenfalls hab ich heute nichts getrunken.

    mfg

    Es war ein Donnerstag und ich habe entschieden: Mein Leben muss sich ändern!

  • Hallo Nummm,

    Zitat

    auch bei Beziehungsfragen schweige ich viele Gedanken und Gefühle tot.

    Alkoholismus ist meistens ein Beziehungsproblem. Nicht nur zwischen zwei Menschen, sondern zwischen Dir (oder mir) und deinen Mitmenschen. Das siehst Du schon daran, dass es Dir schwer fällt, darüber zu reden- ging mir genauso. Immer die Faust in der Tasche. Das zermürbt!

    Zitat

    zu einer Selbsthilfegruppe gehe und bald eine Langzeittherapie machen werde

    Hier wirst Du lernen, diese Probleme in den Griff zu bekommen, indem Du sie herauslässt.

    Geh weiter- geradeaus

    LG kommal

    unterwegs...

  • Zitat

    und auf meinen Termin bei ner Gaststätte gewartet habe, in der ich einen Job zu bekommen hoffte


    hallo nummm,
    willst du das wirklich riskieren? finde ich ganz schön riskant
    gruß

  • Hallo Martin,

    ich heiße Rolf und bin auch ziemlich neu hier,d.h.ich schaue mir und lese schon eine ganze Weile hier im Forum.
    Du bist mir aber bei deiner Vorstellung aufgefallen und zwar deshalb weil ich
    auch ein Problem u. Entlastungstrinker wahr,nun aus meiner Erfahrung raus würde ich sagen,der Druck und alles was dazu gehört wird ein leben lang bleiben,es ist mal weniger,aber auch schon mal ziemlich heftig und ich würde dir wirklich raten rede in der Gruppe darüber,schluck es nicht runter,am besten sofort zu Anfang als erster,ich sage dir das bewirkt Wunder und dir geht es hinter her bedeutend besser.
    In einer Langzeittherapie,ich habe auch eine gemacht(4monate)und auch bei der Nachsorge(9 monate)wirst du nicht darum kommen zu reden,über alles.

    So nun gut erst mal für heute

    Rolf

  • Zitat von Nummm

    ...und hatten keine Lust mehr irgendwas zu machen. Naja vielleicht hatte auch nur ich keine Lust mehr zu irgendwas, wollte aber die Stimmung nicht gleich auf den Nullpunkt bringen. Jedenfalls sind wir dann noch nach Karlsruhe gefahren aber dort angekommen ergab auch nichts weiter als Lustlosigkeit.......Um auf den Punkt zu kommen, ich bin grade verunsichert und hab ziemlich Lust zu trinken.

    Hallo Numm,

    ich hab mal ein paar Passagen deines Postings herausgenommen und habe da eine Frage: Lässt du dich eigentlich nur von deiner Lust leiten? Mir scheint, dem ist so - aber das muss nicht so sein.

    Wer immer nur seinen Gelüsten nachgibt, kommt nirgendwo hin, geschweige denn irgendwo an.

    Der Wiener Psychiater Viktor Frankl hat den Ausspruch geprägt "muss man sich denn von sich selbst alles gefallen lassen?". Ich finde, das bringt die Sache ganz gut auf den Punkt. Suchtkranke neigen meiner Meinung nach sehr stark dazu, sich sehr stark nach ihren Gelüsten zu orientieren - und dementsprechend auf Unlust allergisch abwehrend reagieren. Ich habe dieses Verhaltensmuster an mir selbst auch sehr lange und intensiv beobachtet.

    Seit einiger Zeit versuche ich, in Situationen, wo ich auf bestimmte Dinge keine Lust habe, gerade diese dann zu machen. Ich betrachte es als eine Art "inneres Training". Und weißt du was? Wenn man etwas getan hat, worauf man so überhaupt keine Lust hatte, was aber sinnvoll ist (z.B. sportliches Training, Gemüse essen - oder mit der Ehefrau ins Theater gehen), dann wird man nachher mit einem guten Gefühl "belohnt" - natürlich ist diese innere Befriedigung nicht mit dem "geliebten Rausch" zu vergleichen, den wir uns in der Vergangenheit in solchen Situationen immer "gegönnt" haben. Aber so eine innere Zufriedenheit geht viel tiefer und mit der Zeit lernt man dieses Gefühl schätzen.

    Ich hoffe, ich bin jetzt nicht zu weit vom Thema abgekommen. Aber ich musste diese Gedanken jetzt einfach mal loswerden, weil eben aus deinem Posting sich für mich die Vermutung ergibt, das du dich vor allem nach deiner Lust richtest. Versuche mal, statt auf deine Lust auf dein Gewissen zu hören und danach zu handeln. Das mag am Anfang schwer sein, und Überwindung kosten - aber es lohnt sich.

    Einen Versuch wäre es doch mal wert. :wink:

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Numm!

    Wie geht es Dir?

    Blizzard's Vorschlag finde ich schon mal gut!

    Bei mir hat LUstlosigkeit allerdings eine andere Ursache.
    Bei mir hat Lustlosigkeit sehr viel mit mangelndem Selbstvertrauen zu tun.
    Das wurde durch meinen alkoholkranken VAter als Kind sehr lädiert, so daß ich vor allem irgendwie Angst habe/hatte. Innere BLockaden.
    Habe mich sehr viel mit MOtivationspsychologie beschäftigt, mit meinem Perfektionismus und meinem Selbstvertrauen.

    Und siehe da, der Druck innerlich ist WENIGER geworden, und damit auch die Blockaden und Überforderungsgefühle.

    Das ERgebnis ist fast das Gleiche wie bei Blizzard ;)
    Ich kann leistungsfähig sein, mit HÄngern wie jeder Mensch (die ich heute auch akzeptiere).
    UNd immer öfter stellt sich ein befriedigendes, erfüllendes Gefühl ein...wo früher nur Leere war.

    Du bist schon auf einem guten Weg. Aber kuck mal, du hast Jahre gebraucht, um destruktive Verhaltensweisen zu übernehmen, da kannst du nicht erwarten, mit dem Finger zu schnipsen und alles ist paletti...

    "Der Mann, der den Berg abtrug, war der gleiche, der anfing, kleine Steine wegzutragen."

    Diese Weisheit hat mir immer viel geholfen, vielleicht dir auch.

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