Nun sitze ich wieder am Rechner und lese und lese und befasse mich mit seinem Leid. Suche nach Antworten – ob es wirklich aussichtlos ist, mit meinem alkohlkranken Freund eine gemeinsame Zukunft zu haben.
Ich möchte noch mehr über diese Krankheit erfahren. Zumindest ist es so, dass es auch dort verschiedenste Muster gibt.
Da mein Freund in einer anderen Stadt wohnt, erlebe ich persönlich nie mit, wenn er sich abends betrinkt. Die Telefonate sind dann allerdings anders. Da vergreift er sich schon öfters im Tonfall oder gibt verletzende Äußerungen von sich. Aber lallt nie und besoffen wirkt er auch nicht. Oft habe ich aber nach solchen Gesprächen erst einmal geweint, weil ich das Gefühl habe, das ist nicht der liebe und reife Mann, den ich kenne.
Es würde mir bei meiner Entscheidung, ob ich weiter mache oder nicht, helfen, wenn ich wenigstens einmal die Erfahrung machen könnte, leibhaftig dabei zu sein, wenn er sich betrinkt. Dann hätte ich Gewisseheit darüber, wie es mit ihm ist und ob ich das wirklich will und aushalten kann. Das würde mir die Augen öffnen. Aber er trinkt nicht viel in meiner Gegenwart. So werde ich es wohl nicht erfahren.
So ist es mehr oder weniger eine Fiktion und ich halte mich nach wie vor an der Hoffnung fest, dass sein Alkohlkonsum harmloser ist (?) – und er vielleicht nur ein eingebildeter Alkoholiker ist (trotz zweier Entziehungskuren, AA-Gruppe und Therapie). Ein Jahr war er trocken – jetzt trinkt er wieder – aber wieviel wirklich? Er sagt mir nicht wirklich klar und deutlich, wieviel er trinkt. Mal trinke er eine Flasche Campari, mal ist es nur eine Flasche Wein, aber genau könne er mir das im Nachhinein nicht genau sagen und jeden Abend sei es auch nicht.
Ich will Beweise für seine Sucht! Ich glaube es erst dann richtig, wenn ich es sehe und miterlebe.
Auf was für abstruse Ideen ich plötzlich komme, weil ich mir diese Krankheit weg wünsche…
Und jetzt……?
Ettena