Für mich - ganz persönlich - ist das Gewissen allgemein mein persönliches Empfinden von Recht und Unrecht, Gut und Böse.
Ein "schlechtes Gewissen" habe ich, wenn ich etwas getan (oder auch gelassen habe) und dies mit meinen eigenen moralischen Grundsätzen nicht konform geht.
Wobei die Frage erlaubt ist, von wem man diese moralischen Grundsätze übernommen hat und ob man sie weiterhin auf sich selber anwenden möchte.
Kleines Beispiel, bewusst harmlos gewählt: Hab mich mit ner Freundin verquatscht, und meinem Männe den Großteil an Haushalt liegen lassen. Nun ist er selber müde und räumt und spült, bevor er Platz hat, sich selber überhaupt was zu essen zu machen.
Ein "gutes Gewissen" ist das, was mich antreibt, etwas zu tun (oder auch zu lassen), damit mein Handeln meinen eigenen moralischen Grundsätzen entspricht.
Beispiel: Ich quatsche mit ner Freundin und sehe den Spül in der Küche, die Kleine quengelt rum und ist noch immer nicht im Schlafanzug. Mein gutes Gewissen mahnt, ich beende nett das Gespräch, richte Kind und Wohnung schnell her, und mein Mann muss sich zwar immer noch selbst sein Essen kochen, findet beim Heimkommen aber schon alles so weit vorbereitet und freut sich.
Gewissenlosigkeit ist die große Schwester der Gedankenlosigkeit. Wer sich keine Gedanken macht, ist bestenfalls schusselig. Wer aber genau weiß und bedenkt, was er tut, ist gewissenlos.
In meinem bewusst harmlosen Beispiel würde ich mich also gemütlich aufm Sofa räkeln und quatschen, die Kurze mit Gummibärchen gefügig füttern und erwarten, dass mein Mann von der Maloche kommt und alles pflegt, räumt, putzt und säubert, ohne dass sich bei mir ein Gewissen regen würde.
Soweit die Theorie.
Und die Praxis?
Als mein guter Freund besoffen nen Unfall (zum Glück ohne Schäden ausser an seinem eigenen Auto) baute, stand ich da und hab der Polizei gewunken. Es war richtig, das zu tun, nach allen rechtlichen und moralischen Maßstäben.
Genaugenommen war es auch ihm eine Hilfe und ein Schutz der Schulkinder, die wenig später da lang laufen.
Dennoch fühlte ich mich wie ein Verräter.
Als er Heiligabend die gut versteckte Flasche leerte, hab ich ihm tags darauf die Freundschaft gekündigt und bin gegangen, eine völlige und unbefristete Kontaktsperre verhängend. Es war richtig, das zu tun.
Dennoch fühlte es sich an wie Im-Stich-lassen.
Fazit: Es ist gut, auf sein Gefühl zu hören.
Schadet es mir jedoch - wie tanja1977 beschreibt - muss ich dessen Ursache überdenken.
- edit, bitte auf Wortwahl achten, danke, Linde -
Zum Thema zurück: Das, was ich da der Tanja in Grün geschrieben habe, entspricht meinem ehrlichen, tiefsten Gefühl und meiner Überzeugung. Dennoch will sich da ein Gewissen regen, weil man "sowas" doch nicht schreiben kann.
Genau das meine ich: Hinhören aufs Gefühl - aber auch gelegentlich überdenken.
Hoffe, irgend jemand konnte jetzt meinem Schmu folgen.