Mein Schlüsselerlebnis und die Wende

  • Hallo,

    ich hatte ja schon vor einigen Monaten von meinen Problemen berichtet.
    Danach war ich nur noch stille aber eifrige Mitleserin. Ich kam mir so schuldig vor und hatte keinen Mut mehr, hier weiter zu schreiben.

    Die Sitution meines alkoholkranken Partners verschlechterte sich von Tag zu Tag. Bedingt durch seine Arbeitslosigkeit, trank er nun fast jeden Tag. So kam es immer mehr zu Auseinandersetzungen und verbal wurde mein Freund immer aggressiver mir gegenüber. In meiner Verzweiflung hatte ich ihm auch schon eine Email geschickt, weil ich zu feige war, ihn direkt anzusprechen. Da hatte ich schon Angst, dass er sie lesen könne und total ausrastet. Dazu muss ich sagen, er hat mir nie etwas körperlich getan, seine Agressionen äußerten sich vor allen Dingen in Beledigungen und Vorwürfen gegen mich. Ist ja nichts Neues und wurde hier schon 1000fach geschrieben.
    Weiter fürchtete ich mich davor, dass er wirklich Ernst machen würde und auszieht. Das wollte ich ja eigentlich gar nicht. Das Thema Alkohol wurde total ausgeklammert.

    Er hat es auch sehr gut verstanden, mich zu manipulieren. Die Aussage: "Dann ziehe ich eben aus, hat sowieso keinen Zweck mit uns. Du machst einfach alles am Alkohol fest " hat mich noch mehr verunsichert. Außerdem gelang es ihm, mir immer wieder einzureden, dass ich mir alles nur einbilde. Er hatte nie etwas getrunken; der schlechte Gerucht kommt ja nur von der Zähnen. Ein Zahnartzbesuch hat er aber immer wieder herausgeschloben .... keine Zeit ... nur Stress mit Arbeitsamt und Vorstellungsgesprächen.

    Ich habe trotzdem hier immer gelesen und vermutlich doch für mich einiges kapiert - was für ein Wunder - Aber ich konnte es nicht umsetzen.

    Aber eines morgens, es war ein Sonntag, war er wieder so nervös. Wir waren gerade damit beschäftigt, unsere Internetverbindung umzustellen. Das klappte nicht so richtig und er war total genervt und meinte, er hätte noch anderes zu tun. Das sei sowieso alle Schrott und funktioniert nicht.
    Da brach ich alles ab und er meinte, er hätte im Keller noch sehr viel zu tun. O.k. sagte ich, ich muss eh noch einmal ins Badezimmer. Ich spürte ganz deutlich seine Unruhe und Gereiztheit (für mich eindeutig Saufdruck)
    Er war dann auch ganz schnell unterwegs in Richtung Keller. Ja und dann habe ich das getan, was ich eigentlich schon längst tun wollte, nur ich habe es einfach nicht gepackt. Wollte ihn nie kontrollieren - immer wieder nur ein schlechtes Gewissen dabei -
    Ich bin ihm einfach nachgegangen und erwischte ihn mit einer Flasche Apfelwein in der Hand. Sein Kommentar "erwischt".

    Aber da ist etwas bei mir mit mir passiert. Auf einmal war mir alles egal. Ich sagte ihm, dass wir reden müssen. Denn er war ja noch nüchtern.
    Ja und dann habe ich ihm gesagt, dass ich das so nicht mehr kann und nicht mehr will. Keine Vorwürfe, einfach nur ihm gesagt, dass ich mich trennen möchte. Dass er sein eigenes Leben führen soll, ich passe da nicht rein. Dann kann er tun und lassen was er will. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich ihm das Trinken nie vermiesen oder verbieten wollte, aber ich damit nicht umgehen kann und jetzt an mich denken will.

    Wir haben dann sehr lange geredet. Er war völlig überrascht und plötzlich total verändert. Meinte dann, das sei in Ordnung. Er wolle sich nach einer eigenen Wohnung umschauen, nur das ginge eben nicht so schnell. Ob ich ihn denn noch einige Zeit ertragen könne.

    So, das war dann erst einmal mein Beitrag dazu, wie durch dieses Schlüsselerlebnis bei mir auf einmal der Punkt erreicht war, den ich die ganzen 18 Jahre unseres Zusammenlebens nie erreicht hatte.
    Dabei hatte ich es immer gewollt, mich dazu gezwungen, aber es hat eben nie funktioniert.

    Ganz maßgebend dazu hat beigetragen, dass ich immer hier gelesen habe. Mir war schon lange klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Nur ich als Co war zu schwach dazu, meine Ängste vor dem Alleinsein waren auch sehr stark ausgeprägt.

    Die aktuelle Situation ist jetzt so, dass er gerade eine Entgiftung macht. Es kam alles von ihm alleine, der Gang zum Arzt und die Einweisung. Er hat sogar ein gutes Angebot für einen neuen Job abgelehnt.
    Mir selbst geht es seit dem Sonntag morgen richtig gut. Das hat sich bis heute nicht geändert. Es gelang mir auch sogar, meinen Mund zu halten und ihm zuzuhören, keine Vorwürfe, aber ich habe ihm immer zu verstehen gegeben, dass es für mich nur zwei Möglichkeiten gibt: ein Leben zu zweit ohne Alkohol oder jeder lebt für sich alleine.
    Wir konnten dann auch endlich wieder normal miteinander reden und haben versucht, das Beste aus der Situation zu machen.

    Recht arg war dann noch die Zeit bis zur stationären Aufnahme, er musste jeden zweiten Tag in der Klinik anrufen. Obwohl er jeden Tag trank - was mich natürlich immer mehr nervte - war er ziemlich unruhig, teilweise auch wieder verbal angriffslustig.

    Die erste Woche hat er herumgebracht, er hat mich auch schon ein paar Mal angerufen und mir berichtet. Außer Beruhigungstabletten, wie sie auch hier schon erwähnt wurden, hat er wohl einen Medikamente bekommen. Nach seinen Aussagen geht es ihm gut. Aber er macht sich auch schon Gedanken, was danach kommt.
    Früher hätte ich natürlich gleich von LZT gesprochen. Aber ich halte mich zurück, er soll das auch alleine entscheiden. Meinen Weg und meine Vorstellungen kennt er ja inzwischen und davon werde ich nicht abgehen.

    Oh, jetzt habe ich doch ganz schön viel geschrieben, wobei mir immer noch einiges einfallen würde.
    Aber ich denke es reicht erst einmal.

    Drückt mir die Daumen, dass ich nicht rückfällig werde und meinen gewählten Weg auch weiter gehe.

    Tolles Forum, ohne Euch hätte ich das nie geschafft. Vielen Dank dafür.

  • Hallo Antilope,

    willkommen zurück!

    Dein Bericht kann anderen Mut machen, bei SICH zu bleiben.

    Zitat

    Drückt mir die Daumen, dass ich nicht rückfällig werde und meinen gewählten Weg auch weiter gehe.


    Dafür drücke ich dir sehr gerne die Daumen.

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Antilope

    Ich bin grad in Gedanken mit dir in den Keller gegangen, um ihn mit einer Flasche Bier oder einen Joint zu erwischen. Wie gut ich das kannte!

    Ich drück dir auf alle Fälle die Daumen, dass du bei dir bleibst, es lohnt sich!

    Schöne Grüße

    julchen

  • Danke Linde und Julchen für Euren Zuspruch. Ich wünsche mir auch, dass ich bei mir bleibe.

    Julchen, ich denke, wenn das mit dem Keller nicht passiert wäre, ich würde jetzt noch hier sitzen und den ewigen Kampf mit ihm und vor allen Dingen auch mit mir weiterführen. Wie oft hatte ich mir das vorgenommen und mich dann doch nicht getraut. Ich war noch nicht soweit, diese "Kontrolle oder Verletzung" zuzulassen.

    Für mich war es am schlimmsten, dass ich genau wusste, er hat ein Problem, aber es wurde natürlich von seiner Seite immer dementiert.
    Erst als ich den Beweis hatte, hat es endlich auch in meinem Kopf "Klick" gemacht. Ja und auf einmal ging alles wie von selbst.

    Was mich selbst total überrascht hat, ich hatte plötzlich ein Gefühl der Freiheit, alles was in den letzten Jahren sich bei mir aufgestaut hatte, war wie weggewischt.
    Dann denke ich, nur so erkannte auch mein Freund, dass es mir wirklich ernst ist. Vorher hatte er doch immer nur seine Spielchen mit mir gespielt. Tausend Versprechen und immer wieder neue Enttäuschungen.
    Aber nun will ich keine Enttäuschungen mehr.

    Froh bin ich auch darüber, dass ich keinen Hass oder Verachtung ihm gegenüber empfinde, obwohl das in der Vergangenheit schon manchmal nah an der Grenze war.
    Meine große Angst war auch, dass er doch einmal ausrastet und handgreiflich wird, wie es leider so oft hier geschrieben wird. Woher soll ich wissen, was der Alkohol aus ihm macht.
    Vielleicht gelingt es meinem Freund auch, endlich den zufriedenen Weg der Trockenheit einzuschlagen mit mir oder ohne mich. Das wäre das schönste Geschenk für mich.

  • Hallo, hier bin ich auch mal wieder.

    Das alte Jahr ist vorbei und es beginnt 2011 mit hoffentlich für alle mit vielen positiven Erfahrungen und Erlebnissen ohne Alkohol.

    Bei mir hat es leider nicht so gut angefangen.
    Mein Freund war nach seinem Entzug in der Klinik wieder zuhause. Es gab dann mehrere Rückfälle. Ich habe hier zwar nichts darüber geschrieben, weil ich Probleme hatte, mich mitzuteilen. Aber ich habe immer und immer wieder hier gelesen und hoffe, dass ich meinen Weg auch für mich selbst finde.

    Und da haben wir schon das Problem. Ich bin es gewöhnt, immer alleine mit meinen Schwierigkeiten fertig zu werden. Solange es um andere geht, bin ich immer sofort zur Hilfe bereit. Die ganzen Jahre hatte ich auch mit kaum jemanden darüber gesprochen. Erst in letzter Zeit, habe ich meiner Familie gesagt, dass mein Freund nicht mit Alkohol umgehen kann. Auch 2 Freundinnen habe ich mich anvertraut. Eine ist selbst trockene Alkoholikerin und hatte mich schon vor vielen Jahren auf meinen Freund und seinen Umgang mit Alkohol angesprochen. Damals habe ich alles noch beschönigt.
    Ich weiß auch, das ich von speziell von meiner Familie jede Unterstützung bekomme. Das tut richtig gut. Auch mein Freund kann sich jederzeit an meine Schwägerin wenden, was er aber bisher nicht getan hat.

    Nun hat er die SHG gewechselt, hat sogar einen Job noch kurz vor Weihnachten bekommen. Eigentlich ist das doch ein Schritt nach vorne, aber der Alkohol läßt ihn trotzdem nicht los.

    Der erste Rückfall war ca. 1 Woche nach seiner Entlassung aus der Klinik, an dem Abend, als er von seiner alten SHG zurückkam. Ich habe es sofort gemerkt, als zur Türe reinkam und ihn darauf angesprochen. Er hat erst einmal wieder alles abgestritten. Meine Enttäuschung und auch Verletzung war riesengroß. Da haben auch alle Entschuldigungen nichts geholfen. Und die Beteurungen, dass er wirklich nicht mehr trinken will, aber es doch immer wieder tun muss. Warum, weiß er auch nicht.
    Er will auch die ambulante Therapie durchziehen, aber das dauert ja wohl noch Wochen, bis die Genehmigung erteilt ist.

    Am nächsten Tag hat er dann bei einer Beratungsstelle, die er durch die Klinik kannte, angerufen. Aber es war ja Wochenende und da ist nicht viel passiert. Nur der Ratschlag, bevor der Griff zum Glas erfolgt, irgendwo anzurufen. Hat er mit alles erzählt und ich dachte, das nächste Mal kriegt er vielleicht doch auf die Reihe.

    Na dannn kam der nächste Rückfall; wieder das gleiche Thealter. Dann hat er die eine Tel. Nr. bekommen, wo er immer anrufen kann, wenn es brenzlig wird. Auch eine Adresse für eine neue SHG, wo er jetzt zusätzlich noch hingeht. Denn in der alten Gruppe hat er noch nicht einmal über seine Rückfälle gesprochen.
    Angeblich hat er das dann in der neuen SHG getan.

    Dann kam der neue Job , das war ca. 1 Woche vor Weihnachten.
    Ich hatte zwar wieder neue Hoffnung geschöpft, dass er endlich den Punkt erreicht hat, und er aufhören kann zu trinken. Aber in meinem Innen habe ich immer mehr gezweifelt.
    Die ganzen Beiträge über die vielen Enttäuschungen, verlorene Zeit für den Partner und letzendlich dann doch als letzte Konsequenz die Trennung.

    Darüber habe ich auch mit ihm gesprochen und nicht nur einmal ihm gesagt, dass ich einfach nur möchte, dass er mir gegenüber endlich ehrlich ist und ich ihm nicht im Wege stehen will, wenn er weiter trinken will. Anscheinend hat das nicht viel bei ihm bewirkt. Auch der Hinweis, dass er hier im Forum lesen und ggf. auch mal schreiben kann. Er hat mir zwar gesagt, dass er öfters im Forum gelesen habe und auch mal ??? geschrieben habe. Aber ganz ehrlich, so richtig geglaubt, habe ich das auch nicht. Immer wieder diese Zweifel ?????

    Bis nach Weihnachten hatten wir dann eine wirklich schöne, spannungsfreie Zeit. Trotz allem habe ich auf Abstand gehalten, es ging gar nicht anders. Mein Vertrauen ist ziemlich zerstört und es braucht eben alles seine Zeit, um sich wieder anzunähern.
    Dabei habe ich auch gemerkt, dass ich öfters darüber nachgedacht habe, wie es wäre, wenn wir wirklich getrennt wären. Auch der Gedanke, dass es mir damit und auch ihm besser ginge, kam immer mehr und mehr.
    Andererseits auch wieder die Hoffnung, dass wir das alles gemeinsam schaffen könnten....

    Aber dann gleich nach Weihnachten kamen der nächste Rückfall, gleich 2 Tage hintereinader. Ich habe es schon am ersten Tag gemerkt, aber wollte erst einmal abwarten, ob er etwas sagt. Am zweiten Tag habe ich ihn dann einfach gefragt, nachdem er so gegen Mittag vom Einkaufen zurückkam und ich merkte, dass er getrunken hatte, wie es ihm denn jetzt so ohne Alkohol ginge. Dann kam auch prompt die Antwort, dass es ihm natürlich nicht gut ginge, alles sei doch Sch..., das Leben mache keinen Spaß so. Aber wenn es eben sein müsse, dann würde er eben nicht mehr trinken. Aber er tue doch alles und warte nur noch auf die Genehmigung zur ambulanten Therapie. Als ob damit alles besser wird.
    Ich habe mich gefragt, was hat er denn eigentlich für sich selbst getan ?
    Dann bin ich ziemlich ausgerastet und habe ihm gesagt, er könne doch tun und lassen was er will, nur soll er mich dabei heraushalten und endlich mal ehrlich zu sich selbst und auch mir sein. Dan kam wieder die alte Leider, er wisse selbst nicht, was er will. Ich habe ihmn Vorwürfe gemacht und auch gesagt, dass er sich den ganzen Zirkus (so hat es auch bezeichnet) mit den vielen Blutuntersuchungen und Zettel ausfüllen doch sparen kann, wenn er nicht wirklich mit dem Trinken aufhören will. Ich ging dann sogar sowéit und schleuderte ihm ins Gesicht, dass ich sowieso nicht mehr daran glaube, dass er jemals das Trinken aufgibt. Ich war wieder einmal so verletzt und wütend und habe ihm gesagt, er solle sich endlich eine Wohnung suchen, dann könne er machen was er will. Bevor alles noch mehr eskalierte, bin ich dann auch ziemlich schnell verschwunden und habe mich erst einmal beim Einkaufen abgelenkt.

    Natürlich hat er noch keine Wohnung gefunden. Nach seinen Worten sind die alle so teuer und so schnell ginge das eben nicht. Er hat mich dann gefragt, ob er auf der Couch schlafen könne. O.k. dem habe ich zugestimmt, ihn aber gebeten, mir tagsüber möglichst aus dem Weg zu gehen. Ich bin froh, dass er gleich nächste Woche wieder arbeitet, ich habe dann noch die ganze Woche Urlaub. So ist er dann meistens den ganzen Tag unterwegs und kommt erst abends zurück. Darüber bin ich sehr froh und merke immer mehr, dass es mir damit auch ganz gut geht. Seitdem ist bei uns ziemliche Funkstille, vor allen Dingen von meiner Seite. Ich habe einfach keine Lust mehr auf diese Spielchen.

    Silvester wollten wir eigentlich zuhause und zu zweit verbringen. Irgendwo hingehen, wollte er nicht. Das habe ich auch voll verstanden, weil er ja angeblich nicht mehr trinken will. Aber auch nur angeblich, wie sich ja herausgestellt hat.

    Da ich eigentlich immer schon sehr selbständig bin, oder besser gesagt, geworden bin durch die Beziehung mit 2 Alkis, habe ich mir dann überlegt, dass ich Silvester auf keinen Fall mit ihm verbringen will. Ich wußte ja nicht, ob er nicht doch zuhause ist.
    So habe ich mich entschlossen, in eine Therme beik uns in der Nähe zu fahren. Habe ich im Internet gefunden. Dort wurde ein richtiges Silvesterprogramm angeboten bis nachts um 2:00 Uhr. Das gefiel mir sehr gut. Dann habe ich mir gleich im Internet noch ein Hotel ganz in der Nähe ausgesucht.

    Es war ein schöner Abend, ich habe auch nette Leute beim Essen kennengelernt. Ein etwas ungewöhnliche Silvesterfeier, aber es hat mir viel Spaß bereitet.
    Aber 21:00 Uhr gab es ein Harfenkonzert mit einer Sängerin, so richtig zum Entspannen.
    Da es in der Therme ziemlich war war (mir eigentlich viel zu warm) konnte ich so richtig schön bei der Musik relaxen.
    Der Höhepunkt war dann das Feuerwerk. Es gibt da einen Außenbereich mit heißer Quelle. Dort erlebte ich das tolle Feuerwerk im heißen Wasser und der der tollen Nachtluft. Es war einfach traumhaft ......

    Nun bin ich wieder zuhause. Mein Freund war auch da und es sah so aus, als wäre er völlig nüchtern.
    Sofrt kam mir der Gedanke: Er kann das vielleicht besser ohne mich hinbekommen. Aber warum sagt er es mir dann nicht ?
    Er hat mir gleich ein gutes neues Jahr gewünscht, ich habe nur kurz geantwortet und gehofft, dass er bald wieder verschwindet. Nun ist er zum Sport. Er meinte, er wäre nicht lange weg.
    Toll, was mache ich dann, wenn er wiederkommt. Im Moment wünsche ich mir so, dass er weit weg ist von mir, damit ich endlich zur Ruhe komme und auf meinem Weg bleibe.

    So, jetzt habe ich soviel geschrieben, anscheinend doch Nachholbedarf der letzten Monate.

    Ich habe schon hin und her überlegt, was wünsche ich mir jetzt eigentlich für das Neue Jahr. Eigentlich ist mir dazu gar nicht viel eingefallen.
    Früher hatte ich immer zum Jahresbeginn den Wunsch, dass mein Freund endlich sein Alkoholproblem angeht, sogar zum Geburtstag habe ich mir das immer gewünscht und ihm auch gesagt.
    Aber dieses Mal ist mir das so ziemlich egal.
    Ich möchte eigentlich nur meine Ruhe und Zufriedenheit und natürlich auch gesund und auf meinem Weg bleiben.

    In mir ist eigentlich alles ziemlich tot, keine Emotionen oder Wünsche.
    Doch eines habe ich mir schon die ganze Zeit gewünscht: Ich möchte gerne mal wieder so richtig heulen, aber das kann ich schon lange nicht mehr. Ein paar Tränen fließen schon mal, aber irgendwie kommt dann gleich wieder bei mir, das packst Du schon, irgendwie geht alles weiter.

    Das macht mich manchmal doch ziemlich traurig.
    Geht Euch das auch so ?

    Alles Liebe und Gute im Neuen Jahr

  • Liebe Antilope,

    weinen konnte ich auch nicht mehr. Zuviele Tränen sind in den ersten Jahren geflossen, das ich schon dachte, da kommt nix mehr, oder es hat sich eine dicke Hornhaut gebildet.
    Dann kam nach der Trennung vom meinem XY die Zeit, wo ich in mich reinhorchte, mal nach mir sah,
    und dann kamen sie , die Tränen.
    Zwar manchmal ganz bezugslos und unvermittelt, aber sie kamen.
    Oft grundlos, es löste sich einfach der aufgestaute See. Und Du wirst sehen, auch Deine Zeit kommt.
    Ich finde es toll, dass Du nach Dir an Sylvester geschaut hast, und es so genießen konntest.
    Es ist ein Anfang, es kommen noch viele solche Erlebnisse für DICH und in DEINEM Leben.

    Ich spüre viel Zorn und Wut in deinem Geschriebenen. So war es bei mir auch, und ich war froh darüber, es hat mich dann auch endlich mal nach mir sehn lassen.
    Und so bin ich ein Schritt nach dem anderen gegangen, hin zu mir, weg von ihm.
    Bei meinem XY war keinerlei Einsicht, Er ist ein nasser Alkoholiker nach wir vor,
    aber ich bin meinen Weg gegangen, immer weiter.
    Nun ist bei uns die Schere so weit auseinander, dass ich garnicht mehr zurück will, auch wenn Er sonst was anstellen würde.
    Das ist aber ein Resultat meiner Abeit an mir. Hätte auch anders ausgehen können, aber ich hab für mich entschieden, dass ich nach Jahren des Beziehungskampfes, wo immer nur ich kämpfte, ich das nicht mehr will.

    Liebe Antilope, egal was Du in Zukunft entscheidest, Du entscheidest für Dich, so wie Du es haben willst.
    Ich bin nun nicht mehr zornig, über das was andere mit Ihrem Leben anfangen oder halt nicht.
    Wenn, dann bin ich sauer auf mich, weil ich mir, die mir angebotenen Chance nicht umgesetzt habe. Aber es wird immer besser.
    Es tut gut, zu erkennen : das ist MEINS, und das ist SEINS.

    Liebe Grüße und Dir noch ein gutes Neues Jahr,
    nici :wink:

  • allo Nici,

    ich habe so viele Deiner Postings hier gelesen und auch ganz intensiv gespürt, wie Du fühlst. Das kommt alles so zu mir herüber. Deine verletzten Gefühle und zerschlagenen Hoffnungen; danke Dir für Deine Offenheit.

    Ich merke natürlich, wie schwer es ist, loszulassen. Aber ich merke auch, dass meine Gedanken sich jetzt mehr mit mir selbst beschäftigen.
    Gestern abend z.B. sah ich die Bilder von uns beiden, die meist aus dem Urlaub stammen, das erste Mal mit ganz anderen Augen. Ich sah, dass mein Freund auf jedem Bild immer diese verquollenen Augen hat.
    Warum ist mir das früher nicht so aufgefallen ?
    Dann gingen die Erinnerungen zurück, teilweise 5 und mehr Jahre. Und mir fiel plötzlich ein, wie schlecht ich mich an diesem oder jenen Abend gefühlt hatte. Weil es meist doch gerade im Urlaub bei uns eskalierte. Wo es eigentlich im schönsten sein sollte, Erholung vom Alltagsstress, alles vergessen und einfach nur genießen. Das gab es bei uns eigentlich nie. Der Teufel Alkohol stand immer daneben.

    Sicher bin ich nach dem Urlaub immer explodiert, es gab Vorwürfe, Riesenkrach, langsam wieder Versöhnung, Annährerung.
    Er verstand es immer super, mich zu manipulieren. Weil er auch zuhause sehr lange Pausen einlegen konnte. Er geht nie in irgendeine Kneipe, treibt sich irgendwo herum.
    Nein ich konnte doch zufrieden sein. Er hat alles gemacht, sich auch um den Haushalt gekümmert, mich mehrmals am Tag angerufen.
    Und ich habe immer wieder das Deckmäntelchen über alles gelegt und gedacht, er kriegt das doch noch auf die Reihe.

    Trotzdem war ich immer misstrauisch, habe versucht, eigene Wege zu gehen, mich nicht ganz von ihm vereinnahmen zu lassen.
    Das war nie ein Problem, ich konnte immer schon meine eigene freie Entscheidung treffen. Auch wenn ich in den letzten Jahren öfters mal alleine oder mit meiner Nichte in Kurzurlaub gefahren bin, das war kein Thema.
    Und heute frage ich mich, warum hat er das alles so zugelassen ? Damit er in Ruhe trinken kann? Und ich habe es auch zugelassen, die ganzen letzten Jahre, bis ich merkte, als er arbeitslos war, er verändert sich.

    Trotz allem sehe ich ihn jetzt, sehe auch, wie er leidet, er sieht sehr schlecht aus. Aber mir geht es eigentlich ganz gut. Vielleicht auch deshalb, weil es ihm schlecht geht, weil ich das eigentlich möchte. Ein Teil meiner Abrechnung mit ihm.

    Als wir zusammen gefrühstückt hatten, ein stummes Frühstück. Er hat nur vorsichtig gefragt, ob er auch etwas essen könne und sich bedankt. Ansonsten hat er nur starr vor sich hingeblickt und ich, ja ich hatte gute und schöne Gedanken. Habe mir überlegt, ob ich heute nachmittag meine Familie besuche. Meine Nichte hat sich auch vor kurzem von Ihrem langjährigen Freund getrennt und hat seit ca. 14 Tagen eine neue Liebe. Den würde ich auch gerne mal kennenlern.
    Ich freue mich schon, sie alle wiederzusehen, vielleicht können wir auch ein wenig zusammen spazieren gehen oder Kaffee trinken.
    Eigentlich war er gar nicht am Tisch, es hat mich nicht wirklich interessiert.

    Ich denke, das ist eine gute Vorbereitung für das jetzt folgende Alleinsein.
    Wieder einmal, ich kenne das ja schon, habe jahrelang alleine gelebt, aber immer einen rieisigen Bekanntenkreis gehabt. Das ist jetzt leider nicht mehr so. Eine Folge seiner Krankheit, ich habe mich leider sehr zurückgehalten mit Bekanntschaften und schon gar nicht bei uns zuhause. Weil ich mich auch geschämt und geärgert habe, wenn er im Freundeskreis zuviel trinkt und nur dummes Zeug labert.
    Und als ich damals so richtig wohl gefühlt und mich mit meinem Single-Leben arrangiert hatte, ja dann kam er in mein Leben.

    Und nun bin ich wieder auf diesem Wege, um viele Schicksalsschläge reicher, fast 20 Jahre älter und hoffentlich auch weiser ???.
    Auch eine Ironie, dass es so ziemlich zu Beginn des neuen Jahres ist.
    Könnte auch ein gutes Zeichen sein, alles zu meistern, denke ich.
    Neues Jahr, neue Vorsätze, neue Entscheidungen. Ich hoffe, es kann nur besser werden, auch für Dich.

  • Hallo Antilope,

    Deine Worte treffen es so gut. Und ich fühle, dass Du Deine Entscheidung getroffen hast und auch dahinter stehst. Es ist in gewisser Hinsicht ein Abschied auf Raten, aber es ist diesmal ein Abschied für immer. Und ja, Du hast Recht, dass Du nun Dein Leben beginnst zu leben.

    Ich erkenne in den Beschreibungen von Dir gut auch meinen Mann. Es plätschert so vor sich hin, nichts ist so richtig wirklich schlimm, aber es ist auch nicht wirklich gut. Der Leidensdruck baut sich erst allmählich auf. Bei Dir ist er nun erreicht und Du trennst Dich. Ich bin am Anfang. Habe zwar auch schon 22 Jahre mit ihm verbracht, aber der Alkohol kam erst die letzten Jahre hinzu.

    Ich bin mir sicher, dass Du nicht alleine bist. Du hast Familie, die Dich auffangen kann und dann bist Du auch noch selbst da. Vielleicht hast Du verschiedene Dinge schon viel zu lange hinten an gestellt. Einerseits nichts sooo dringendes, aber eben etwas was Du schon lange machen wolltest.

    Mein Mutter hat meinen schwer an Parkinson erkrankten Vater 3 Jahre zu Hause intensivst gepflegt. Als er starb hatte sie zwar uns, ihre Familie, aber sie brauchte zuerst Zeit für sich. Dann unternahm sie ganz viele Reisen, etwas, was sie immer tun wollte. Sie ist nun seit 7 Jahren Witwe, wird 75 und lebt ihr Leben so intensiv wie nie zuvor. Vor 4 Jahren hat sie auch in der Musikschule mit Gitarrenunterricht angefangen.

    Ich will damit sagen, dass es nie zu spät ist was anderes zu machen und dabei auch große Freude zu empfinden. Nach jedem Tal sollte auch wieder ein Hoch kommen.

    Ich wünsche Dir ganz viel Glück dabei und auch Kraft alles zu meistern.

    LG chinablue

  • Ja, Antilope,

    das Jahr wird sicher besser, es ist es schon jetzt. :D

    Auch ich kenne es, Fotos mit anderen Augen schaun.
    Ich hab eine ganze Ladung von Fotos wo nur ich und die Jungs drauf sind.
    Mal wollt Er seine Ruhe, mal wollt ich ungestört genießen.
    Und auch die Fotos, wo Er recht abwesend steht, stecken voll mit Erinnerungen.
    Nur habe ich früher sein "Fehlen" überzeugend erklären müssen, dass ich schon begann selber daran zu glauben.
    Nun da diese Ausreden nicht mehr sein müssen, können wir die Fotos ungeschminkt anschauen.

    Zitat

    Wieder einmal, ich kenne das ja schon, habe jahrelang alleine gelebt, aber immer einen rieisigen Bekanntenkreis gehabt. Das ist jetzt leider nicht mehr so.


    dito. Und ich hab beschlossen wieder dieses zufriedenen Status zu erreichen, und nicht nur zur Ablenkung.
    Aber MIT den Erfahrungen, die nun ja auch zu mir gehören.
    Mal sehn, wie es werden wird, spannend ist es auf jeden Fall.
    Liebe Antilope wir haben noch viieeel Zeit glücklich oder auch unglücklich zu leben...Gruß,
    nici :wink:

  • Hallo Antilope

    Zitat

    Trotz allem sehe ich ihn jetzt, sehe auch, wie er leidet, er sieht sehr schlecht aus. Aber mir geht es eigentlich ganz gut. Vielleicht auch deshalb, weil es ihm schlecht geht, weil ich das eigentlich möchte. Ein Teil meiner Abrechnung mit ihm.


    Dir geht es nicht gut weil es ihm schlecht geht sondern weil du endlich deinen Weg gehst,
    du hast erkannt was gut für dich ist hast ihm deutlich zu verstehen geben das du ihn mit Alkohol nicht mehr akzeptierst

    Das du an Silvester in der Terme gefeiert hast finde ich toll,damit hast du ihm deutlich gezeigt das es dir ernst ist

    Mein Mann kommt auch nächste oder übernächste Woche aus dem KH raus aber dann gleich in eine Ambulante Station und nicht erst Wochen später so wie es bei deinem Freund ist,wie es dann bei uns weitergeht werden wir sehen

    Ich wünsche dir das du auch weiterhin so stark bleibst und deinen Weg gehst
    viele liebe Grüße
    Joanne

  • Hallo chinablue,

    finde ich toll, wie Deine Mutter Ihr Leben gestaltet und meistert.
    Da gibt es bei mir noch viel zu tun.

    Einerseits bin ich mit meinem Job so ausgelastet, dass ich schon dadurch kaum Gelegenheit hatte, andere Dinge zu tun. Andererseits bin ich auch ein kleine Faulenzerin, entspanne gerne abends auf der Couch und genieße die Ruhe nach einem anstrengenden Arbeitstag. 1 x pro Woche gehe ich in die Gymnastikgruppe (aber auch nicht jede Woche, weil ich öfters länger arbeiten muss). Dort habe ich aber keine privaten Kontakte.

    Ich habe keine Probleme, auf Leute zuzugehen, Kontakte zu knüpfen. Aber da hört es auch schon auf bei mir. Ich wäge sehr stark ab, mit wem ich mich näher beschäftigen kann und will. Und so geht es mir auch mit allen Freunden und Bekannten. Außerdem möche ich nie jemanden zur Last fallen. Die meisten Bekannten sind erst einmal viel jünger als ich, alles Paare und immer sehr mit sich selbst und ihrem eigenen Leben beschäftigt. Treffen finden meist nur an Geburtstagen und zu besonderen Anlässen statt.

    So habe ich es dieses Jahr noch nicht einmal geschafft, meine Freundinnen zu meiner Nachgeburtstagsfeier einzuladen. Jede war irgendwie schon mit anderen Aktivitäten belegt. So habe ich das ganze erst einmal aufs Frühjahr verschoben. Vielleicht klappt es ja dann auch besser, vor allen Dingen bei schönem Wetter.

    Ich war eben die meiste Zeit immer mit meinem Freund zusammen. Wir waren viel zuhause, haben zusammen gekocht und auch Spiele gemacht, Musik gehört und ferngesehen.

    Eigentlich war das immer sehr schön und ich habe nichts dabei vermisst. Inzwischen weiß ich, dass das auch ein Fehler von mir war. Ich habe mich total als Co verhalten und akzeptiert, dass er immer irgendwelche Ausreden hatte. Oft gab es auch Streit und er ging dann nur widerwillig mit. Ganz schlimm war es, wenn ich von ihm verlangte, dass er fahren soll, denn dann konnte er ja nichts trinken bzw. nur wenig. Das führte dann meistens dazu, dass wir nie so lange blieben. Hat mir verständlicherweise dann auch nicht viel Spaß gemacht.

    Also muss ich im neuen Jahr mal schauen, dass sich da wieder etwas mehr bewegt.

  • Hallo Antilope,

    zwar kann ich nur wenig beitragen, aber ich finde es toll, wie du dich Silvester um dich selbst gekümmert hast.

    Ich finde das ganz klasse - und will mir etwas davon abgucken.

    Mach genau da weiter!

    Lieben Gruß,

    Ute

    Freundliche Grüße,

    Ute

  • Hallo,

    nur Mut, irgendwann geht das von ganz alleine.

    Angefangen hat es nach meiner ersten Trennung von meinem langjährigen Alki.
    Da stand ich plötzlich ganz alleine da ohne Freunde und musste einfach weg. Die ganzen Bekannten waren meist aus der SHG und da war er immer noch aktiv und sehr beliebt als Suchthelfer und ich inzwischen ausgetreten.

    Also bin ich ganz alleine mit dem Zug nach Spanien in Urlaub gefahren.
    Das erste Mal in meinem Leben, ich alleine in Urlaub. Eine Riesenherausforderung für mich.

    Und es war ein toller Urlaub, ein toller Erfolg für mich auf dem Weg zur Selbständigkeit. Diese positive Erfahrung begleitet mich auch heute noch und dafür bin ich sehr dankbar.

    Ich bin sicher, Du schaffst das auch. Du musst es nur wollen.

    Viel Erfolg

  • Hallo Antilope,

    hab gesehen, du hast meinem Beitrag in einem anderen Thread geantwortet (gestern), ich wünsch dir auf diesem Wege noch alles Gute für das begonnene Jahr.

    klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

  • Mein Freund ist seit gestern auf Wohnungssuche. Gestern mittag kam er wieder zurück und meinte, es hätte leider noch nicht geklappt, aber er hätte dann abends noch andere Termine.

    So gegen 21:30 Uhr kam er dann nach Hause, mal wieder stark angetrunken, aber natürlich hatte er wie immer nichts getrunken.
    Ich habe ihm gleich gesagt, dass er nicht auf der Couch schlafen kann und er soll verschwinden und mir meine Ruhe lassen. Auf einmal wollte er anfangen und mit mir reden; die ganze Zeit kam kein Ton. Zwischen uns war totale Funkstille, auch von meiner Seite.

    Er hat sich dann in sein Zimmer verzogen und meinte er würde sich auf den Fußboden legen, ob er eine Decke haben könne.
    Ich war froh, als er dann im Zimmer verschwunden war, denn immer noch habe ich immer ein ungutes Gefühl, wenn er betrunken ist. Die alten Erinnerungen an meinen Ex kommen da doch immer wieder hoch und die Zeit, wo ich nächtelang nicht schlafen konnte vor Angst, dass er nach Hause kommt und randaliert.

    Er kam dann nur noch einmal heraus und meinte lallend, ich würde alles kaputt machen, warum ich ihm denn nicht die Chance für die ambulante Therapie geben wolle. Ich habe ihm dann nur gesagt, dass er das gerne tun könne, aber er sich bitte weiter um eine Wohnung bemühen solle und das möglichst schnell. Eine bösartige Bemerkung konnte ich mir dann doch nicht verkneifen und sagte ihm, dass er am besten gleich wieder in die Klinik gehen solle, da gehöre er auch hin.

    Das könnte Dir so passen, meinte er dann, dann bist Du mich endlich los, Du willst mich ja schon lange nicht mehr usw. usw. Außerdem würde er ja dann seinen neuen Job verlieren. Ich habe dann nur genickt und gesagt, genau so ist. So wie Du jetzt bist, will ich wirklich nicht mehr. Gut dass Du das endlich begriffen hast. Und Deinen Job verlierst Du so oder so, wenn das so weitergeht.

    Das wars dann, er ab in sein Zimmer und hat sich dann auch nicht mehr gerührt.

    Ich habe dann in mich reingehorcht und gemerkt, dass ich mich richtig gut fühle. Er hatte wieder versucht, die Co-Knöpfe zu drücken, aber als ihn da wieder schwankend stehen sah, wurde mir immer mehr klar, dass ich so ein Leben mit ihm nie mehr möchte.

    Gestern mittag, als er noch nüchtern war und so verloren vor mir stand, hatte ich mal einen Aussetzer und Mitleid mit ihm. Irgendwie hoffte ich doch, dass er etwas zu mir sagen würde, nur einen Satz oder ein Wort. Ich hatte sicher auch darauf gehofft, dass er sagt, er wolle etwas für sich tun, auch wenn er auszieht. Aber es kam nichts.
    Wahrscheinlich war es auch besser so.

    Heute morgen war ich schon recht früh wach, habe noch einmal über alles nachgedacht. Dabei wurde ich auch ziemlich sentimal und traurig, dass alles so kommen musste. Es flossen ein paar Tränchen (leider nicht genug, um die notwendige Erleichterung zu spüren), dann war es auch wieder vorbei.

    Jetzt hoffe ich, dass er bald eine Wohnung findet und auszieht.
    Denn solche Auftritte wie gestern abend brauche ich wirklich nicht mehr.
    Ich weiß jetzt ganz sicher, dass ich auf dem richtig Weg bin, denn er kann sich nur selbst helfen, wenn er es auch wirklich will.

    Auch ist mir erst richtig bewußt geworden, wie tief er inzwischen im Alkoholsumpf steckt. Warum habe ich das früher noch nicht bemerkt ?

  • Warum Du es nicht früher bemerkt hast Antilope ? na, weil wir ebenfalls zu tief drin gesteckt haben in unserem eigenen Sumpf.
    Und erst wenn wir da den Kopf wieder hoch bekommen, dann können wir wieder klar sehen.

    Du hast gut reagiert, ich würde aber versuchen das Sticheln < auch eine Art Kommunikation, ebenfalls zu lassen.
    Geht aber manchmal nicht anders, weiß ich :oops: , hab mir ganz schön auf die Lippe beissen müssen.

    Mal ne andere Frage, Du hast bei Feelis Thread geschrieben :

    Zitat

    Mein Vater war damals schwer krank und hat sein Auto abgemeldet, da hat er mit seine Prozente überschrieben.


    Geht das wirklich ? Und geht das dann nur, wenn dein Vater dem Fahren komplett absagt ?
    Mich ärgerts nämlich, dass Meiner nun von den Prozente so gut dasteht, weil ich die ganzen Jahre so brav gefahren bin.
    Und jetzt müsst ich bei 100schlagmichtod Prozente anfangen.

    Liebe Grüße,
    nici :wink:

  • liebe antilope,

    Zitat

    Warum habe ich das früher noch nicht bemerkt ?


    ich weiss nicht ob es dir hilft, was ich jetzt schreibe. die frage nach dem warum und weshalbt ist für mich heute nicht mehr wichtig. ich habe festgestellt das bringt mich nicht wesendlich weiter. die akzeptanz da zu haben, das es eben so war, ich es eben damals nicht besser wusste.

    heute weiss ich es besser und das gibt mir die kraft meine zukunft positiv zu gestalten. den blick zurrück in die vergangenheit habe ich inzwischen aufgegeben, die vergangenheit kann ich nicht ändern, nicht einmal dadurch das ich es hin und herschiebe, nochmal durchgehe und nach fehlern suche ich ich sicherlich machte.

    wichtiger ist geworden durch das wissen meiner person heute da stehe und heute leben kann, so wie es mir danach ist, wie es mir gut geht, mich habe und zufriedenheit spüre.ich habe gelernt, das es wichtiger ist zu erkennen wer ich bin, wo ich heute stehe wo ich heute aufpassen sollte um nicht wieder in diese co abhängigkiet zu rutschen. es wird so nie wieder passieren, heute weiss ich das ich das so nie mehr brauchen werde.ich kann mit mir allein gut auskommen, habe mich kennen gelernt und kann gut mit mir leben. das ist die grundbasis von der ich ausgehen kann. dann braucht es den blick zurrück auch nicht mehr. alles fragen nach dem warum hat sich ins nichts ausfgelöst, es ist nun so wie es ist.

    lieben gruß melanie

  • Hallo Antilope,

    dass du das alles schon mal so ähnlich hattest, dass du weißt, wie schön das Single-Leben sein kann - das ist doch jetzt ein großer Vorteil.
    Du brauchst keine Angst vor dem Alleine-Leben zu haben und du weißt es aus eigener Erfahrung.

    Ich wünsch dir ein ganz tolles neues Jahr mit dir selbst!
    Ich würde sagen: Warte nicht auf ihn, er muss seinen Weg alleine gehen und vielleicht findet ihr euch später unter anderen Vorzeichen noch mal wieder.

    Liebe Neujahrsgrüße
    Doro

  • Hallo Antilope

    Zitat

    Auch ist mir erst richtig bewußt geworden, wie tief er inzwischen im Alkoholsumpf steckt. Warum habe ich das früher noch nicht bemerkt ?

    Diese Frage bzw warum ich das so lange mitgemacht habe,die habe ich mir auch immer wieder gestellt oder stelle sie mir manchmal auch noch

    Ich war wohl halbblind was ihn betrifft,
    denn ich habe es zwar gemerkt,habe aber am nächsten Tag immer gesagt<ach so schlimm war es ja nicht,und er macht das nicht mehr>

    Bis zu jenem Tag,an dem das Fass überläuft,
    und dann geht gar nichts mehr,dann sieht man alles,nicht nur den Alkohol sondern auch alle anderen Sachen die einem nicht passen,
    und dann ist einem bewußt,wie tief nicht nur er sondern auch du in dem Alkoholsumpf steckst

    Aber du hast es ja gesehen und deshalb wünsche ich dir viel Kraft,und das er wirklich bald auszieht und dich nicht nur damit hinhält

    viele liebe Grüße
    Joanne

  • Hallo Antilope!

    Warum sollte deine Freundin mit deinem Freund über seine Krankheit reden?
    Sie hat gelernt, oder erfahren, dass der KRANKE selbst entscheidet, ob oder ob nicht sich in seinem Leben etwas ändert.

    Wie lange habe ich an meinem Mann herumgedoktort? Auf ihn eingeredet. Ihm Hilfen angeboten, gezeigt.......?
    Wie lange hast du schon auf deinen Freund eingeredet usw. usw.?

    Sei froh, dass sie versucht dich in eine andere Bahn zu bringen. Auch wenn es für dich noch unverständlich erscheint. Dir vlt. auch wehtut.
    DU solltest nur an DEINER Verarbeitung arbeiten.
    Alles andere ist seine Entscheidung.

    Liebe Grüße von Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

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