Beiträge von Carl Friedrich

    Meine Gefährdung ist, dass ich eines Tages meine Trinkerei klein rede und meiner Stimme Gehör schenke, das doch alles gar nicht so schlimm war und das Aufhören so einfach war, dass ich es jeder Zeit wieder kann.

    Das ist für so manch einen der Rückfallgrund, getoppt noch von dem Gedanken, man sei jetzt so lange trocken, jetzt könne man doch wieder wie ein Normaler etwas trinken. Gerade letzteres habe ich mehrfach von Leuten gehört oder gelesen, die nach mehrjähriger Abstinenz einen Rückfall hatten.


    Erst lässt man die Trockenarbeit schleifen, dann verblassen die Erinnerungen an die Spätphase der Sauferei, im Hirn hat sich später der Gedanke eingenistet, irgendwann ginge doch noch mal was mit dem Stoff, so dass die eigene Abstinenz unter einem späteren Trinkvorbehalt steht.

    Was ich dagegen tue? Mich regelmäßig mit meinem Problem befassen, damit es nicht vor meinem geistigen Auge mehr und mehr in den Hintergrud gedrängt wird. Alein schon durch das Aufrufen dieser Seite halte ich mir selbst einen Spiegel vor und reflektiere es. So wie ich regelmäßig ins Fitnesstudio gehe, so "trainiere" ich hier an meinem Problembereich.

    Kenne mich da super aus. Als ich reduzieren wollte, habe ich mal mein Bier in den Keller gestellt. Du glaubst ja gar nicht, wie flott man fünfmal am Abend in den Keller wetzen kann. War so schlau, gleich im Keller eins auf ex zu ziehen, bevor ich das nächste mit hoch habe. Sonst hätte ich noch öfter rennen müssen.

    Das kenne ich auch von mir. Unten aber gleich 2 Pullen rein, hatte ja schließlich Durst.

    Aber ich will zumindest schauen, warum ich mal in diese Sucht reingerutscht bin.

    Meinem Therapeuten ist dies bei mir nicht gelungen, da es die einzelne und dominante Ursache nicht gab. Mein Abgleiten in die Flasche war das Ergebnis eines multikausalen Geschehens. Mehrere Umstände haben in ihrer Summe zu dem Ergebnis geführt.


    Oder wie es Moderator Hartmut für sich so schön formuliert: "Einfach zu viel getrunken und dann den Absprung nicht geschafft." Das nehme ich auch für mich in Anspruch.

    Ich persönlich denke, dass man aus diesem ganzen Sumpf aus Sucht, anschließender Depression und dem Lebenswandel nur mit sehr viel Wille, Veränderung und gutem Support System (Freunde, Familie, Therapie etc.) rauskommt. Dafür muss man eben was tun, Sei es Sport, Meditation oder "gesunde" Hobbies. In dem Sinne, immer dran bleiben

    Das unterschreibe ich sofort.


    Viel Glück auf Deinem Weg, insbesondere an den Tagen, an denen die eigene Motivation mal nicht so toll ist. Dann findest Du hier rasch Ansprechpartner.

    Kennt das jemand, dass Nüchternheit nicht nur per se Glückseeligkeit verspricht, sondern immer wieder mit (lohnenswertem) Kampf und Zwang verbunden ist?

    Kampf? Nee, wer kämpfen muss, hat noch viel vor sich. Zwang? Meinst Du Saufdruck? Ja, den kenne ich zur Genüge, gerade in den ersten beiden Jahren hatte ich häufig welchen. Die Abstände wurden gottlob immer größer. Wer die ersten Drucksituationen gemeistert hat, merkt schnell, dass so ein Druck nie lange andauert und was dagegen zu tun ist.

    Ist halt keine Grippe und selbst Syphillis dürfte gesellschaftlich akzeptierter sein.

    So ähnliche Gedanken hatte ich in der Anfangszeit auch, wenn auch nicht in Verbindung einer Geschlechtskrankheit. Da spricht die Scham über Dich selbst. Auch das legte sich mit der Zeit. Heute bin ich mit mir und meiner nicht spürbaren Krankheit im Reinen. Es ist halt so wie es ist.

    Aber wann tritt das Gefühl "Trocken seit …" umfänglich ein?

    Was meinst Du? Wann Du das Stadium der zufriedenen Abstinenz erreicht haben wirst? Letzteres ist mehrdeutig. Zufrieden, da trocken oder ein zufriedenes Leben?


    Du hast jahrelang getrunken, der Körper ist relativ schnell entgiftet, sofern Du Dir keine schweren Schäden an den inneren Organen und Nerven angesoffen hast. Aber bis das Hirn wieder normal tickt, das dauerte bei mir auch eine Weile, mehr als eine Handvoll Tage.


    Ich behaupte mal so als Richtschnur pi mal Daumen. Das erste Jahr ist das schwerste, später wird es leichter, auch mental.

    Nimm es geduldig hin, Abstinenz ist eher ein Ultra-Marathonlauf als ein Kurzstreckensprint, um einen kleinen Ausflug in die Welt der leichtathletik zu unternehmen.

    Ich habe zu Hause am Fenstern Bank , Schlumbergera

    Da habe ich doch glatt den Namen einer österreichischen Sektmarke gelesen und verstanden und dachte, seit wann sind die im Blumengeschäft. Ist ja halt ein Alkoholiker- und kein Botanikerforum.


    Nach googlen habe ich es dann geschnallt. Kannte den Namen der Pflanze bislang nicht. An mir ist allerdings auch kein Gärtner verloren gegangen.

    An reinem Heroin stirbst Du nicht. An Kokain ebenfalls nicht. Und auch nicht an reinen anderen harten Drogen.

    Ich habe das mal hierher gezogen. Diese Ansicht teile ich nicht.

    Alles nur eine Frage der Dosis, Stichwort "Goldener Schuss".:wink:

    Aber das ist letztlich hier im Forum nicht entscheident, hier geht's um Alkohol.

    Es gibt für mich keinen einzigen Grund mehr zu trinken. Ich habe ausgetrunken.

    "Ausgetrunken" ist wirklich schön formuliert. Das werde ich mal bei Gelegenheit für mich übernehmen.

    Ich hoffe, das Dein Entschluss auch noch in ein paar Monaten und Jahren Bestand hat und sich nicht irgendwann mal der Gedanke breit macht, es gehe doch nach so langer Zeit noch mal was mit dem Alkohol. Vor diesem Gedanken habe ich Respekt.

    Hallo!


    8 Monate sind schon etwas, worauf Du stolz sein kannst. Verbesserungsmöglichkeiten gibt's immer.

    Da ich Dir insweit keinen "klugen Rat" erteilen kann, möchte ich lediglich auf meine Vorgehensweise hinweisen.


    Ich konnte erst aussteigen, als ich bereit war, meine Abstinenz und somit meine Gesundheit an erste Stelle zu setzten und ihr alles andere unterzuordnen. Und dazu gehört es für mich, nicht als Fahrer für feier- und trinkfreudige Personen zu fungieren. Wenn ich zu einer Veranstaltung gehe, dann bin ich ausschließlich für mich und ggf. meine Frau verantwortlich und nicht für Dritte. Ich komme und gehe, wann ich es für richtig halte. Andere sind für sich verantwortlich. Diese Last kann, will und werde ich nicht für sie übernehmen.


    Das hat den großen Vorteil, dass ich, wenn ich merke, ich fühle mich unwohl, und sei es, weil andere einfach zu viel in sich hineinschütten, mich jederzeit und ohne Rücksicht auf Dritte entfernen kann.

    Das klingt erst mal wenig emphatisch, ist jedoch für mich und meine Abstinenz wesentlich.


    Auch gehe ich nach mehr als 8 1/2 Jahren immer noch nicht zu Veranstaltungen, auf denen der heftige Konsum von Alk im Vordergrund steht. Das halte ich im Kopf nicht aus und da gehöre ich einfach nicht mehr hin. Und wenn die Veranstaltung immer alkohollastiger wird, bin ich eh weg.


    Ach so, die Wasserglasnummer ist gut, ich wende sie auch an. Ich sehe nur zu, dass mir niemand noch etwas in die womöglich freie andere Hand drückt, z.B. ein Sektglas. Letzteres kann schnell passieren.


    Also weiterhin Augen auf, alles andere ist eine Frage der Übung und der Gewöhnung. Viel Glück dabei.

    Das Suchtgedächtnis verwendete bei mit unterschiedliche Taktiken. Mal sanft umschmeichelnd im zuletzt geschilderten Sinne, mal rabiat und forsch. Bislang konnte es noch kein Unheil bei mir anrichten.

    Wichtig war für mich, mir diese unterschiedlichen taktischen Manöver bewusst zu machen, um gewappnet zu sein.

    Auch ich habe in den ersten Jahren mein Suchtgedächtnis direkt angesprochen, wenn es mal wieder erschien. Mir hat es damals geholfen.

    Diese "Grüße" vom Suchtgedächtnis wurden mit der Zeit immer seltener und die Abstände deutlich größer. Nach 2-3 Jahren lagen dann mehrere Monate dazwischen, mittlerweile sind es eher Jahre. Aber auch das zeigt mir, dass ich nie "über den Berg" sein werde.

    Weiterhin gutes Gelingen.

    Die Beraterin fragte, ob es ggf. für mich gut wäre, einen Abschied vom Alkohol zu zelebrieren, also nochmal letztmalig mit dem Bewusstsein des Abschieds vom Alkohol, etwas zu trinken.

    Als ich den Entschluss fasste aufzuhören, trank ich mich über mehrere Tage langsam herunter. Am letzten Abend bin ich dann bei 4 Flaschen Bier und einem halben Wasserglas Obstler gelandet. Was ich damit ausdrückem möchte: Die Methode wäre wohl nur etwas für Ausstiegswillige, die noch trinken.

    Für alle anderen verstehe ich den Sinn nicht. Warum soll der frisch Abstinente noch mal neu mit dem Saufen beginnen? Aufgabe der Therapeutin wäre es, den Neuling zu unterstützen, den neu eingeschlagenen Weg fortzusetzen und die beginnende Abstinenz zu festigen. Dafür bedarf es keines bewusst geplanten Rückfalls, denn etwas anderes wäre der Abschiedssuff ja gerade nicht.

    Ich kenne nur den Brief an den Alkohol, mit dem sich der bereits Entgiftete im Rahmen einer Therapie von seinem Gift mental verabschiedet. Aber das ist etwas ganz anderes, als so ein Rückfall-Abschiedssuff.

    Auch das alkoholfrei Bier lasse ich sein

    "Alles was aussieht wie Alkohol, riecht wie Alkohol und schmeckt wie Alkohol ist tabu." So habe ich es gelernt und fahre gut damit.

    Die alkoholarme Plörre ist viel zu nah am Original dran. Von da aus ist es nur noch ein kleiner Schritt zum Original. Daher lasse ich die Finger davon.

    Auch Fassbrause oder Spezi aus Bierflaschen meide ich. Die Pullen nebst Kronkorken und dem typischen Geräusch beim Öffnen, können enorm triggern.

    Da gehe ich heute am frühen Abend noch mal schnell zum Discounter u.a. Cola 0 in kleinen Flaschen holen, schlendere um das Regal, als meine Augen auf Weißbierdosen fielen. Spontan zuckte es durch mein Hirn: "Die könntest Du Dir doch mal gönnen, nach so langer Zeit."

    Ich sprach mit mir selbst: "Sieh mal an, Du bist auch noch da." Ich schüttelte mich kurz gedanklich und zog weiter.

    Was lehrt mich das: Selbst nach über 8 Jahren steckt die Sucht noch tief in mir drin, auch wenn solche Gedanken schon eine kleine Ewigkeit nicht mehr aufkamen.

    Suchtdruck hatte ich keinen und nach allem, was ich bisher schon erlebt habe, gehe ich davon aus, dass derartige Gedanken wieder für längere Zeit vertrieben sind. Absolut sicher bin ich mir da nicht. Und das ist gut so.

    Aber ich hatte nicht die Stärke "Nein" zu sagen.

    Daran wäre zu arbeiten. Mir ist der Ausstieg erst gelungen, als ich bereit war, meine Abstinenz an erste Stelle zu setzen und ihr alles andere unterzuordnen.

    In den ersten beiden Jahren habe ich, so gut es eben ging, einen großen Bogen um Veranstaltungen gemacht, die mit dem heftigen Konsum von Alkohol einhergehen.

    Ich kann Deine Schilderung nachvollziehen und es ist ja gut gegangen. Das ist schon mal was.

    Hab die Augen weiter offen und halte Distanz zu trinkenden Zeitgenossen, bis Du stabil unterwegs bist. So Veranstaltungen können nachwirken und Suchtverlangen kann sich noch später einstellen.