Donnie - Nur am Wochenende trinken kann doch nicht schaden, oder?

  • Mir hilft es immer sehr, hier zu lesen und auch zu schreiben.
    Das hilft mir, meine Gedanken zu sortieren und oft als hilft es mir auch, etwas aus einem anderen Blickwinkel sehen zu können, wenn mir dann jemand seine Gedanken zu diesem und jenem schreibt.

    Mir hilft das auch, deswegen lese ich fast jeden Abend im Forum mit. Ich finde es immer Wahnsinn, wie unterschiedlich die Erfahrungen bzgl. Entzug / Abstinenz sind. Ich beneide die Menschen, die aufhören und bei denen nach einem Monat "alles normal" ist 😅

    Wer sagt das? Ist es nicht die Sucht, die aus einem spricht? Ein Nichtsüchtiger würde solchen Vergleich gar nicht anstellen. Zeigt doch, dass irgendwelche Hirnrinden noch nicht so richtig auf das trockene Leben eingestellt sind. Daran ist noch zu arbeiten.

    Natürlich ist das die Sucht, und nur die Sucht. Aber dass ein Süchtiger es so empfindet, da gibt es viele psychologische Analysen zu. Und es ist ja auch logisch - wenn einen etwas Jahrzehnte begleitet hat, können viele Menschen dies nicht einfach wegwerfen als wäre es nie so gewesen. Wenn das bei Dir anders war - respekt - beneide ich 😄

    Natürlich aber auch verstehen, dass sehr vieles aus der Sucht heraus passiert ist. Und verstehen, dass nicht alles, was geschehen ist, wiedergutzumachen ist. Und vor allem wie tief ich auch in eine depressive Phase befinde, dass wieder Saufen nie eine Lösung ist. Denn dadurch ist ja erst alles geschehen.

    Wiedergutmachen kann man eh das wenigste. Die Zeit ist vorbei, die Fehler sind gemacht. Ich will auch gar nicht mein Leben jetzt damit verbringen, den alten Dingen hinterherzujagen. Geschehen ist geschehen, wer das nicht akzeptieren kann, dem Wünsche ich alles Gute. Es gibt über 8 Milliarden Menschen auf dem Planeten, keiner muss seine Zeit mit mir verbringen. Aber ich will zumindest schauen, warum ich mal in diese Sucht reingerutscht bin. Waren es Depressionen oder einfach nur Langeweile. Und wie kann ich es in Zukunft besser machen.

    Aktuell habe ich auch eine "depressive Phase", evtl. auch eine "Depression", durch den Entzug. Ich weiß nur, dass für mich saufen auch keine Option mehr ist, wenn ich mal wieder negative Gedanken habe.

  • hallo donnie,

    alle achtung, wie tapfer du kämpfst!

    Naja, es wird häufig so beschrieben, dass ein Alkoholiker, der den Alkohol einen Großteil der Zeit nie als Leid entfunden hat, mit der Abstinenz ähnliche Erfahrungen macht wie beim Tod eines Menschen der sehr wichtig war.

    ich glaube, dass dieser gedanke nicht richtig ist. alkohol, zumindest bei mir, war nicht MEIN begleiter, ich war ab einem bestimmten zeitpunkt SEIN begleiter. er hatte das kommando übernommen. und der abschiedsschmerz ist nicht MEINER, sondern SEINER. er hat keinen wirt mehr, der ihn beherbergt. er hat ein problem, du aber bist auf dem weg.

    und ich weiß, ich rede mich leichter als ich es oft selber empfinde. gerade mal 50 tage ohne ... aber ich bin nicht mehr so hilflos. im gegenteil.

    bewegung hilft mir auch, der körper ist ein kluger kerl. und ich habe begonnen zu meditieren, um das chaos im kopf loszuwerden. klappt manchmal schon ganz gut ...

    alles gute

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • Aber dass ein Süchtiger es so empfindet, da gibt es viele psychologische Analysen zu

    Wen meinst du mit ein Süchtiger? Dich oder allgemein? Mein Ansatz war nicht nach psychologischen Analysen von anderen zu schauen, sondern was es mit mir macht.

    Aber ich will zumindest schauen, warum ich mal in diese Sucht reingerutscht bin. Waren es Depressionen oder einfach nur Langeweile.

    Oder einfach nur den Absprung nicht geschafft?

    önnen viele Menschen dies nicht einfach wegwerfen als wäre es nie so gewesen. Wenn das bei Dir anders war - respekt - beneide ich

    "Wer sind die viele Menschen" Ein alter Spruch beim trocken werden lautet" Erstmal bei sich bleiben" Dazu ein gutes Gelingen.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • bewegung hilft mir auch, der körper ist ein kluger kerl. und ich habe begonnen zu meditieren, um das chaos im kopf loszuwerden. klappt manchmal schon ganz gut ...

    Meditation ist definitiv hilfreich. Versuche auch jeden Tag mindestens 10 Minuten zu meditieren, mir hilft da eine App mit angeleiteten Meditationen. Mache dort aktuell alles zum Thema Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung. Dadurch lernt man viele neue Denkweisen und bekommt Gedankenanstöße, ähnlich wie bei einer Therapie.

    Ich persönlich denke, dass man aus diesem ganzen Sumpf aus Sucht, anschließender Depression und dem Lebenswandel nur mit sehr viel Wille, Veränderung und gutem Support System (Freunde, Familie, Therapie etc.) rauskommt. Dafür muss man eben was tun, Sei es Sport, Meditation oder "gesunde" Hobbies. In dem Sinne, immer dran bleiben 💪

  • Aktuell habe ich auch eine "depressive Phase", evtl. auch eine "Depression", durch den Entzug. Ich weiß nur, dass für mich saufen auch keine Option mehr ist, wenn ich mal wieder negative Gedanken habe.

    Hallo Donnie,

    hast Du darüber schon mit Deinem Hausarzt gesprochen? Manchmal kann es an Vitamin-Mangel liegen, oder auch an etwas anderen. Nimmst Du das verordnete Medikament noch?

    Eventuell kann Dir der Hausarzt auch eine Überweisung zur Psychotherapie oder zu einem Psychologen geben.

    Nimm alle Hilfsangebote, die Du bekommen kannst in Anspruch.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • der abschiedsschmerz ist nicht MEINER, sondern SEINER

    Wollte was zu dem "Tod eines wichtigen Menschen" schreiben. Aber mit dem Kommentar hier ist das schon erledigt.

    Zumindest, wenn dann so. Bei mir gab's keinen Schmerz. Höchstens "Leider n bissl spät aufgewacht". Aber das ist nicht mehr zu ändern.

    Dein Beitrag #44 klingt super. Gib Gas :thumbup:

  • Aber ich will zumindest schauen, warum ich mal in diese Sucht reingerutscht bin.

    Meinem Therapeuten ist dies bei mir nicht gelungen, da es die einzelne und dominante Ursache nicht gab. Mein Abgleiten in die Flasche war das Ergebnis eines multikausalen Geschehens. Mehrere Umstände haben in ihrer Summe zu dem Ergebnis geführt.


    Oder wie es Moderator Hartmut für sich so schön formuliert: "Einfach zu viel getrunken und dann den Absprung nicht geschafft." Das nehme ich auch für mich in Anspruch.

    Ich persönlich denke, dass man aus diesem ganzen Sumpf aus Sucht, anschließender Depression und dem Lebenswandel nur mit sehr viel Wille, Veränderung und gutem Support System (Freunde, Familie, Therapie etc.) rauskommt. Dafür muss man eben was tun, Sei es Sport, Meditation oder "gesunde" Hobbies. In dem Sinne, immer dran bleiben

    Das unterschreibe ich sofort.


    Viel Glück auf Deinem Weg, insbesondere an den Tagen, an denen die eigene Motivation mal nicht so toll ist. Dann findest Du hier rasch Ansprechpartner.

  • hast Du darüber schon mit Deinem Hausarzt gesprochen? Manchmal kann es an Vitamin-Mangel liegen, oder auch an etwas anderen. Nimmst Du das verordnete Medikament noch?

    Eventuell kann Dir der Hausarzt auch eine Überweisung zur Psychotherapie oder zu einem Psychologen geben.

    Nimm alle Hilfsangebote, die Du bekommen kannst in Anspruch.

    Hi Elly, mein Medikament nehme ich weiterhin. Einen Vitaminkomplex nehme ich auch. Ansonsten ist eigentlich alles bei mir soweit eingestellt, was vom Blut her erkennbar wäre (Schilddrüse etc.).

    War auch nochmal bei meinem Hausarzt, weil ich durch das eigenmächtige Absetzen ja einige Probleme hatte (Kopfschmerzen, Übelkeit etc.), hab dann ne Überweisung zum Psychiater bekommen weil sie sich da offensichtlich nicht gut auskennen. Weitere Medikationsanweisungen, andere Empfehlungen oder sonst was habe ich beim Hausarzt nicht erhalten. Ich glaube, Hausärzte / Allgemeinmediziner verschreiben leider bzgl. Antidepressiva sehr schnell einfach Dinge, ohne große Kompetenzen. Habe jetzt für Anfang Dezember einen Termin beim Psychiater und werde dort nochmal die Medikation thematisieren.

    Ansonsten habe ich auch einen Psychotherapeuten wo ich seit dem Entzug wöchentlich hingehe. Habe eigentlich alles an Hilfe was man so bekommen kann (wenn man jetzt von Klinik / Stationär absieht). Von dem Aspekt her geht's mir noch vergleichsweise gut, wenn ich sehe wie viele Monate andere Leute leider auf Psychotherapie oder Psychiater warten müssen.

  • hallo donnie,

    alle achtung, wie tapfer du kämpfst!

    Nach meine Meinung und meine wissen , brauch man nicht zu kämpfen um ohne Alkohol zu Leben . Ich bekämpfe gar nix , ich öffne mich für Leben ohne Alkohol.Ich habe kapituliert. Alkohol ist, stärke wie ich .

    Meinem Therapeuten ist dies bei mir nicht gelungen, da es die einzelne und dominante Ursache nicht gab. Mein Abgleiten in die Flasche war das Ergebnis eines multikausalen Geschehens. Mehrere Umstände haben in ihrer Summe zu dem Ergebnis geführt.


    Oder wie es Moderator Hartmut für sich so schön formuliert: "Einfach zu viel getrunken und dann den Absprung nicht geschafft." Das nehme ich auch für mich in Anspruch.

    So denke ich auch Heute.

  • moin donnie

    ein satz von dir läßt mich stutzen. bei manchen ist nach einem monat alles gut schriebst du oben. wer hat dir den käse erzählt, oder fasst du berichte hier so auf?

    wenn man viele jahre gesoffen hat braucht man garantiert mindestens ein jahr bis man einigermaßen grade ist mit allem. die selbstvorwürfe die quälenden gedanken, das muß erst mal nüchtern ertragen werden. das muß gelernt werden. ich hab damals nicht so sehr den fokus auf das aufarbeiten der altlasten gelegt. für mich war im ersten jahr wichtig zu lernen wie ich mit den miesen gefühlen umgehe ohne sie zu ersäufen. meine zeit nüchtern zu gestallten. neue menschen kennen zu lernen. erst wie ich hier eine gewisse stabilität hatte, nach ca einem jahr hab ich dann angefangen mich auf ursachenforschung zu begeben und meine altlasten bearbeitet. manch einer schenkt sich letzteres auch komplett weil es für ihn nicht wichtig ist. was auch ok ist wenn man es auch so abhaken kann.

    damit sofort anzufangen halte ich wirklich nicht für die beste idee. es ist ja mit einem haufen mieser gefühle verbunden die man ja nun erst mal ertragen lernen muß und da sind meiner ansicht nach die, die einem im gelebten alltag begegnen erst mal mehr als genug. lade dir da nicht zu viel auf die schultern, der weg ist schwer genug da muß man nicht unnötig viel mitschleppen. alles schön der reihe nach.

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hey Dorothea,

    ein satz von dir läßt mich stutzen. bei manchen ist nach einem monat alles gut schriebst du oben. wer hat dir den käse erzählt, oder fasst du berichte hier so auf?

    Naja man liest sehr viele Foreneinträge und Berichte, auch auf anderen Plattformen, und bei vielen die jahrzehntelang getrunken haben hört es sich an als wäre nach 2-4 Wochen alles überstanden und ihnen geht es super. Ich weiß, dass das oftmals auch die rosarote Brille Phase ist, und die Leute ein paar Wochen später oftmals in ein Loch fallen - was auch oft zum Rückfall führt. Aber das liest man dann eher selten. Man denkt oft, man ist mit dem Kampf allein. Dass man irgendwas falsch macht, oder irgendwie besonders hart betroffen ist, weil es allen anderen offenbar immer relativ schnell "wieder gut geht".
    Aber wie Du schon richtig sagst, ist das vermutlich nicht so. Es tut auch gut zu lesen, dass es nicht so ist. Auch wenn ich keinen diesen Kampf wünsche, ist es doch gut zu wissen dass man damit nicht allein ist.

    lade dir da nicht zu viel auf die schultern, der weg ist schwer genug da muß man nicht unnötig viel mitschleppen. alles schön der reihe nach.

    Das stimmt. Manchmal fehlt einem das, auch mal gezügelt zu werden. Gefühlt drängt einen jeder alles zu verändern, vieles neu zu lernen, neue Hobbies entdecken, neue Leute kennenlernen, das Leben umkrempeln. Alles anders machen. Und nebenbei noch aufarbeiten. Am besten alles auf einmal.
    Ich war die letzten Monate froh zu überleben. Aktuell habe ich auch mal wieder zwischendurch Spaß im Alltag. Klar, man muss das alles machen. Aber der Reihe nach. Langsam, mit Geduld. Als leistungsorientierter Perfektionist bin ich leider prädestiniert dafür, mir selbst zu viel Stress zu machen 😅 Aber ich lerne jetzt auch langsamer zu machen. Anders gehts nicht. Sonst geht man kaputt.

  • Guten Abend zusammen,

    Schon wieder über 2 Wochen rum, seit ich hier geschrieben habe. Jetzt sind es "schon" 3 Monate ohne Alkohol. Die Wochen waren eigentlich weitestgehend gut, ich habe mich intensiv mit meinen Hobbies beschäftigt, habe dort auch Fortschritte gemacht, die ich mit Alkohol vermutlich niemals geschafft hätte. Hatte in der Zeit soweit ich mich jetzt erinnern kann auch relativ wenig an das ganze Thema Entzug / Alkohol gedacht und einfach die relativ guten Tage genossen. Ein bisschen Meditation, ein bisschen Sport, einfache "neue" Dinge versucht in den Alltag zu integrieren. Kleine Schritte.

    Diese Woche kam dann leider der Rückschlag um so härter. Dienstag beim Einschlafen wieder eine richtig unangenehme Panikattacke mit Flashbacks und schlimmen Gedanken, am Mittwoch dann die ganze Zeit wieder Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, extreme Konzentrationsschwierigkeiten. Heute war es schon wieder etwas besser. Über die Tage habe ich dann wieder extrem viel Zeit in Foren und wissenschaftlichen Artikeln verbracht, das hilft mir immer runterzukommen und zu akzeptieren, dass das eben auch nach 3 Monaten noch völlig normal ist, da das Gehirn jetzt gerade erst im Regenerationsprozess ist, der je nach Mensch bei jahrelangem Alkoholmissbrauch i.d.R. bis zu 2 Jahre dauern kann. Es ist "interessant", wie zufällig und doch Konsistent diese harten Zyklen sind. Man liest teilweise, dass viele Betroffene die ersten 6-12 Monate monatlich so eine Phase haben, die mehrere Tage geht, aber immer kürzer & schwächer wird. Bei mir waren jetzt ca. 5 Wochen zwischen dieser & der letzten extremen Phase. Wenn es sich in den Momenten nicht so extrem schlimm und hoffnungslos anfühlen würde, würde ich sagen, dass das faszinierend ist. Naja. Ich hoffe irgendwann kann ich darüber lachen 😅.

    Mich ärgert das aktuell auch sehr, vor dieser Phase hatte ich gerade mal wieder Spaß an Dingen gefunden, Fortschritte gemacht. Dann sitzt man da und fühlt sich plötzlich wieder als würde man sterben und hat logischerweise in diesem Zustand keine Lust an nichts mehr. All der Fortschritt den man gemacht hat fühlt sich in den Momenten irgendwie bedeutungslos an.

    Glücklicherweise geht's mir heute ein wenig besser, und ich hoffe das setzt sich über die nächsten Tage fort. Wenn das nur alle ~4-5 Wochen Auftritt, dann kann ich denke ich noch ein paar Monate damit Leben. Meine Frau meinte schon, ich bekomme jetzt auch meine Tage. Nun ja.
    Werde heute Abend noch versuchen ein wenig Spaß zu haben und zu entspannen. Sport lief heute schon, noch ein bisschen meditieren und Filmchen gucken oder so.
    Und ich bekomme auch grad mal Hunger, was ein gutes Zeichen ist. Denn die Übelkeit in diesen Phasen ist echt von einem anderen Stern, dagegen ist ein Hangover Kindergarten 😅

  • vor dieser Phase hatte ich gerade mal wieder Spaß an Dingen gefunden, Fortschritte gemacht

    Hallo Donnie,

    der Spaß kommt sicher bald wieder! Und vielleicht fällt es dir auch bald leichter, die Phasen zu akzeptieren, nicht dagegen anzukämpfen…. Du weißt ja, dass es wieder vorbei und auch wieder aufwärts geht!

    Viel Kraft beim wieder „nach oben schwimmen“!

    Liebe Grüße

    Evelin

  • Guten Morgen Donnie,

    ich glaube, Du hattest mal geschrieben, dass Du demnächst einen Termin hast beim Arzt?


    Wenn ich von Deinen „Phasen“ lese, denke ich mir, dass das sicherlich behandelt werden kann und Du eventuell nicht richtig eingestellt bist.

    Depressionen lassen sich behandeln vor allem hast Du jetzt einen wichtigen Teil geschafft: Du bist nüchtern!
    Absolute Voraussetzung, um den „Rest“ anzugehen.

    Natürlich braucht zwar alles seine Zeit und nicht jeder ist mit dem Aufhören des Saufens sofort alle dazugehörigen Laster los, aber ich habe den Eindruck, dass Du Dich ganz schön „quälst“ wenn ich von Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, extreme Konzentrationsschwierigkeiten, Flashbacks und Panikattacken lese.

    Ich denke nicht, dass das zur „normalen Umstellung“ dazugehört und Du einfach nur Geduld brauchst und sich das dann von selbst gibt.

    Ich würde es nicht als irgendwelche Phasen runterspielen, denn ich wünsche Dir, dass Du das nicht erleben musst oder deutlich weniger.

    Deshalb würde ich jetzt die Sache angehen anstatt sie hinzunehmen. Ich bin sicher, dass Dir da geholfen werden kann, warte nicht, dass es von selbst verschwindet.

    Du hast es gepackt, Deine Sucht in Angriff zu nehmen. Das ist großartig! Nun kannst Du Dich nüchtern an die nächste Baustelle wagen, um diese Phasen in den Griff zu bekommen :)


    LG Cadda

  • Hallo Donnie,

    ich finde es super, dass du die schlechte Phase ohne Alkohol meistern konntest. Die Freude an den neuen Dingen kommt sicherlich bald wieder-da ist ja nichts verloren.

    Ich denke aber auch, dass du nochmal zum Arzt gehen solltest. Vielleicht kann man da eine Besserung herbeiführen.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hey,

    Danke für eure Antworten, der Tag heute war auch wieder enorm hart. Gott sei Dank ist es schon wieder Nachmittag und ich habe trotzdem ein bisschen was geschafft, auch wenn der Kopf sich manchmal anfühlt wie ein Karussell.

    ich glaube, Du hattest mal geschrieben, dass Du demnächst einen Termin hast beim Arzt?

    Ich denke aber auch, dass du nochmal zum Arzt gehen solltest. Vielleicht kann man da eine Besserung herbeiführen.

    Habe nächste Woche Mittwoch einen Termin beim Psychiater, gehe mit hoher Wahrscheinlichkeit auch davon aus, dass er mir im Zweifel Antidepressiva verschreiben wird. Ob das aber alle Begleiterscheinungen des Entzugs lindern / kaschieren wird, da bin ich skeptisch. Aber ich werde mir auf jeden Fall erstmal die professionelle Meinung anhören und freue mich auch, nach 3 Monaten endlich mal mit einem Experten zu sprechen.

    Ich denke nicht, dass das zur „normalen Umstellung“ dazugehört und Du einfach nur Geduld brauchst und sich das dann von selbst gibt.

    Ich würde es nicht als irgendwelche Phasen runterspielen, denn ich wünsche Dir, dass Du das nicht erleben musst oder deutlich weniger.

    Deshalb würde ich jetzt die Sache angehen anstatt sie hinzunehmen. Ich bin sicher, dass Dir da geholfen werden kann, warte nicht, dass es von selbst verschwindet.

    Es ist sicherlich ein Teil von beidem. Man kann viel tun, um die Phasen abzuschwächen oder "so angenehm wie möglich" zu gestalten. Z.B. eine ausgewogene / gesunde Ernährung mit Vitaminen und Nährstoffen, Sport, Achtsamkeitsübungen, etc.

    Trotzdem wird es aufgrund der Umstellung des Gehirns gerade die ersten Monate immer wieder schwere Zeiten geben. Es gibt z.B. wissenschaftliche Analysen des Fraunhofer Instituts, dass ein langjähriger Alkoholiker bis zu ein Jahr nach Beginn der Abstinenz noch ein Stress Level im Gehirn hat, was einem normalen Menschen entspricht, der gerade in einer Extremsituation ist. Das heißt ein abstinenter Alkoholiker ist rein vom Gehirn her die ersten Monate eigentlich permanent unter extremen Stress. Was natürlich auch diverse körperliche Symptome erklärt (Übelkeit, Schwindel etc.). Das Gehirn hat durch den jahrelangen Suff unterschiedlichste Rezeptoren verloren, da man sich jahrelang selbst mit Alkohol "behandelt" hat (Stress, Ängste, Freude, alles wurde durch Alkohol extrem beeinflusst). Bis sich das normalisiert hat dauert das je nach Mensch eben ein paar Monate bis zu 2 Jahre (bei Alkohol, bei anderen Drogen ist es sogar schlimmer).

    Das Gemeine ist, dass es in diesem Bereich auch keine zuverlässige Medikation gibt. Klar, man kann diverse Antidepressiva probieren, und ich nehme aktuell ja schon ein "leichtes". Aber im Endeffekt kann man nur sein Leben bestmöglich anpassen, um gesund, glücklich und zufrieden zu sein, und dem Körper & Gehirn Zeit geben, sich zu erholen.

    Arzt & Psychotherapeut sagen bisher auch nur, das ist leider normal, eine "Pille" die alles löst gibt es nicht, und ich soll einfach alles machen wie oben beschrieben. Ich bin auf die Antwort der Psychiaterin gespannt, aber viel andere Impulse erwarte ich da eigentlich auch nicht. Als Alkoholiker sind wir schnelle Lösungen gewöhnt (Flasche an Hals und uns geht's gut / das zittern hört auf / was auch immer), hier gibt es so eine Lösung leider nicht und das ist manche Tage wirklich schmerzhaft. Aber ich ziehe weiter durch, eine andere Option gibt es nicht.

  • Hallo Donnie,

    erstmal Glückwünsche an euch für die ersten drei Monate Abstinenz, ihr zieht das ja zusammen durch finde ich Klasse!

    Ich sehe zwischen uns auch viele Ähnlichkeiten, z.B. das trinken überwiegend am Wochenende und das die berufliche Karriere nie so wirklich darunter gelitten hat.

    Ich selbst habe ja auch mit den Symptomen zu kämpfen, aber ich kann trotzdem Spaß haben und empfinden. Bei mir ist das eher so, dass ich ganz plötzlich einen Drang verspüre und nach ein paar Minute verfliegt das ganze.

    Manchmal habe ich auch Stimmungstiefs aber das legt sich wieder spätestens am nächsten Tag. Ist das bei dir ähnlich oder fühlst du dich so richtig deprimiert?

    Gibt es vielleicht noch etwas in deinem Leben, abseits vom Alkohol was du gerne verändern möchtest?

    Was mir hilft bei depressiven Verstimmungen ist die kleinen Dinge im Leben zu schätzen und auch über Selbstverständlichkeiten dankbar zu sein. Zum Beispiel ist es für viele selbstverständlich, das sie gehen und sehen können. Leider könne das nicht alle Menschen aus gesundheitlichen Gründen und ich bin sehr dankbar darüber, gesund zu sein in diesem Kontext.

    Oder das manche Menschen leider in Armut leben und wir hier größtenteils nach der Ausbildung/Studium keine Armut aufgrund einer stabilen finanziellen Situation befürchten müssen.

    Ich habe das nötigste zum Leben und manchmal muss das auch reichen zum Glücklich sein.

    Ansonsten Donnie bin ich bei dir sehr zuversichtlich, dass du den Weg in ein trockenes Leben packen wirst und wünsche dir viel Kraft auf diesem Weg.

    LG Hakan

  • Hey Hakan,

    Ich selbst habe ja auch mit den Symptomen zu kämpfen, aber ich kann trotzdem Spaß haben und empfinden. Bei mir ist das eher so, dass ich ganz plötzlich einen Drang verspüre und nach ein paar Minute verfliegt das ganze.

    Manchmal habe ich auch Stimmungstiefs aber das legt sich wieder spätestens am nächsten Tag. Ist das bei dir ähnlich oder fühlst du dich so richtig deprimiert?

    So in etwa ging es mir den die ersten Wochen / den ersten Monat der Abstinenz auch noch. Hab in der Zeit viel gespielt (Videospiele), bin viel essen gegangen, Sport gemacht, dachte ich kriege mein Leben in den Griff und es läuft gut. Quasi die "rosarote" Phase. Aber dann begann irgendwann eine Phase, wo ich erstmal auch nicht wusste was mit mir passiert. Ich dachte ich werde verrückt. Bin dann zum Glück durch meinen Psychotherapeuten & Google auf PAWS gestoßen, was halt die Veränderungen im Gehirn & diverse Symptome erklärt, wodurch eben sehr vieles beeinflusst wird.

    Das sah dann die letzten Monate im Alltag so aus, dass die letzten 2 Wochen eigentlich ganz gut waren. Ich hatte Lust an meinen Hobbies und es brauchte keine Überwindung, um irgendwas zu tun. Auch an der Arbeit konnte ich mich gut konzentrieren. Seit dieser Woche ist wieder alles schwierig.

    Ob ich mich deprimiert fühle kann ich nicht sagen, da ich nicht weiß wie sich das anfühlt. Ich war nie in meinem Leben wirklich depressiv, soweit ich mich erinnern kann. Aber ich trinke auch seit 15 Jahren, also wer weiß. An sich würde ich sagen, ich liebe mein Leben, meinen Job, meine Frau und meine Hobbies. Aber aktuell fühlt es sich nicht so an, mein Gehirn lässt es nicht zu, und das macht mich ein wenig fertig. Aber es ist leider normal. Nach 15 Jahren Alkoholmissbrauch ist man nicht nach 3 Monaten geheilt. Das ist eine unangenehme Wahrheit. Aber zum Glück habe ich ja auch nächste Woche Arzttermin, wo ich das weiter abklären kann. Bin gespannt.

    Gibt es vielleicht noch etwas in deinem Leben, abseits vom Alkohol was du gerne verändern möchtest?

    Ehrlich, ich weiß es nicht. Ich mag meine Hobbies eigentlich, und es gibt Millionen Leute die diesen auch nachgehen und glücklich sind. Was ich verändern konnte, habe ich verändert. Z.B. nicht mehr im Home Office zu arbeiten, sondern wieder 100% im Büro, um Arbeit und Zuhause / Hobbies zu trennen. Ich habe angefangen zu meditieren. Früher hätte ich über Leute die Meditieren schlechte Witze gemacht. Ich habe unsere Hausbar in ein Wohnzimmer umgebaut.

    Ich glaube, selbst wenn ich alles umschmeissen würde und ein neues Leben in einer neuen Stadt anfangen würde, würde es mir nicht besser gehen. Einfach weil man die Zeit, die es nun mal leider braucht, nicht mit anderen Dingen kompensieren kann.

    Was mir hilft bei depressiven Verstimmungen ist die kleinen Dinge im Leben zu schätzen und auch über Selbstverständlichkeiten dankbar zu sein. Zum Beispiel ist es für viele selbstverständlich, das sie gehen und sehen können. Leider könne das nicht alle Menschen aus gesundheitlichen Gründen und ich bin sehr dankbar darüber, gesund zu sein in diesem Kontext.

    Oder das manche Menschen leider in Armut leben und wir hier größtenteils nach der Ausbildung/Studium keine Armut aufgrund einer stabilen finanziellen Situation befürchten müssen.

    Da hast du zu 100% Recht, "leider" ist für viele in Deutschland das alles Normalität und kein Grund zur Freude. Im Gegenteil, man findet immer irgendwas zu meckern. Achtsamkeitsübungen helfen, auch sowas schätzen zu lernen. Und gerade wenn es einem sehr schlecht geht, weiß man normale Momente zu schätzen. Momente, wo man evtl. einfach mal auf der Couch abschalten kann - wo der Kopf mal Ruhe gibt. Deswegen sind Momente der Normalität für mich immer Motivation, weiterzumachen.

    Ansonsten Donnie bin ich bei dir sehr zuversichtlich, dass du den Weg in ein trockenes Leben packen wirst und wünsche dir viel Kraft auf diesem Weg.

    Danke, es wird immer weiter gekämpft 💪

  • Mal wieder ein Update, vom absoluten Tiefpunkt. Oder vielleicht vom Wendepunkt.

    Habe mich gestern über Notaufnahme einweisen lassen, nachdem ich von 22 bis 5 uhr nicht schlafen konnte und nur todesgedanken hatte. Bin nun 100 Tage nüchtern und die Psyche macht nicht mehr mit. Permanentes Gedanken kreisen,Apathie, Suizidgedanken, mentale absolute Erschöpfung.

    Habe mir Hilfe gesucht, und bin nun in einer psychiatrischen Klinik wo ich auf Antidepressiva eingestellt werde, erstmal noch mit Beruhigungsmitteln unterstützt, die aber schnell ausgeschlichen werden sollen. Ich bin froh, jetzt endlich einem start in eine medikamentierung zu haben. Meine eigenen Kräfte waren nach 100 Tage erloschen.

    In diesem sinne, sucht euch Hilfe wenn es euch dreckig geht. Egal welche Verantwortung ihr habt, egal was ist. Es ist euer Leben. Und ich möchte meins nicht verlieren.

  • Hallo Donnie,

    Du hast die richtige Entscheidung getroffen!

    Ich wünsche Dir, dass Dir gut und schnell geholfen wird und es Dir bald wieder besser geht!

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

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