Liebes Forum, ich melde mich nach längerer Abwesenheit, wirklich länger aktiv zu bleiben fällt mir schwer, dennoch möchte ich euch und alle Mitlesenden Teil haben lassen, an dem wie mein Weg weiter verlaufen ist, seit meinem letzten Update.
Es ist gut ein Jahr her, dass ich hier das letzte Mal geschrieben habe. Im November 2024 ist meine Mama unerwartet verstorben. Ich habe sie tot in ihrem Bett gefunden. Quasi so wie sie es wollte – knall auf Fall ohne große Schmerzen. Für mich war es ein wahnsinniger Schock, den ersten Monat bin ich wie betäubt durch die Welt gewandelt und auch jetzt noch leide ich sehr, dass ich meine Mama verloren habe. Gern hätte ich noch mehr gemeinsame trockene Zeit mit ihr verbracht. Die Beziehung unter den Geschwistern wäre fast zerbrochen in diesem Jahr, wir nähern uns aber wieder an, worüber ich sehr dankbar bin. Dadurch, dass es so unerwartet kam, hat Mama ihr ganzes Chaos so hinterlassen, wie sie es gelebt hat; das Sortieren und Aufräumen hat viel Kraft gekostet, ich bin immernoch nicht fertig und viele Entscheidungen stehen erst an.
Ich bin froh, dass ich in dieser Zeit meinen Thera hatte und gut aufgefangen und betreut wurde auf der Ebene. Auch mein Umfeld hat viel getragen in der Zeit. Manchmal denke ich daran, wie es gewesen wäre, wenn ich noch getrunken hätte und Mama wäre gestorben, ich glaube ich hätte das auch nicht überlebt. Meine Reha ist nun schon seit Sommer vorbei, ich halte aber regelmäßig Kontakt zur Beratungsstelle. Mit Gruppen Settings tue ich mich immer noch sehr schwer, hatte einen 6-wöchigen Tagesklinik Aufenthalt und bin fast verrückt geworden unter so vielen Menschen.
Ich bin kurz davor endlich meinen Abschluss zu machen und konnte kontinuierlich daran arbeiten meine Scheine zu sammeln und mit meiner Prokrastinationslust umzugehen. Es ist mühselig und kleinschrittig, der regelmäßige Kontakt mit Mitmenschen in dem Seminaren tut mir sogar gut und motiviert mich am Ball zu bleiben.
Anfangs hatte große Angst rückfällig zu werden. Dass eine Situation kommt auf die ich nicht vorbereitet bin und dann falsch reagiere. Nun. Das Leben ist voller unvorhersehbarer Situationen, in keiner ist trinken eine Option die Verbesserung schafft. Ausgeschlossen ist es immer noch nicht. Ich habe noch einige Jahrzehnte im besten Fall zu meistern.
Aktuell beschäftige ich mich viel mit meiner Beziehung, die ich 2022 in den Sand gesetzt habe. Ich habe auch dort nun reinen Tisch gemacht und aufgeklärt. Dass ich heimlich trinken würde, hätte er nicht geahnt. Aber im Nachhinein erklärt das Einiges.
Im Zuge dessen habe ich viel im Co Bereich gelesen. Es ist immer dasselbe, mal mehr mal weniger deutlich ausgeprägt; Lügen, Manipulationen, Rückzug, Wutausbrüche und Schuldumkehr, Gewalt...wie umgehen mit den Verletzungen, ob verbal oder körperlich, mit den Lügen und Vertrauensbrüchen, die man als aktive/r Alkoholiker/in zu verantworten hatte? Oder wie Mama gesagt hat: „Das Schwierigste ist, danach mit sich selbst zu leben.“
Verantwortung übernehmen, Ehrlichkeit und Transparenz in Bezug auf Gefühle und Handlungen, Zuverlässigkeit/Verbindlichkeit und die Fähigkeit sich selbst zu regulieren sind Punkte, die ich für mich selbst als essenziell in der Arbeit an meiner Abstinenz feststelle.
Liebe Grüße