Hallo Tellerrand,
nun möchte ich dich auch endlich in dieser Online-SHG begrüßen.
Ich kann dir nicht sagen, wie es bei DIR wird, aber ich kann dir von meinen Erfahrungen erzählen, vielleicht macht es dir Mut.
Als ich das bei dir gelesen habe, kam mir das ziemlich bekannt vor.
Als ich eine Weile abstinent war, ging mir das nämlich ähnlich. Mein Arzt, der mich auch etwas therapeutisch begleitet - ich leide u.a. an Depressionen -, erklärte mir, dass mein Gehirn nun, da ich keinen Alkohol mehr trinke, wacher würde. Er meinte auch, es könne gut sein, dass mich die eine oder andere Situation - und sei sie noch so harmlos - triggern könnte. Er nahm mir damit allerdings auch die Angst davor, denn ich freute mich darüber, dass mein Gehirn wacher wird, und, was die Trigger betraf, wollte ich aufmerksamer für mich und meine Befindlichkeiten und Bedürfnisse werden.
Vom Prinzip ist es ja nun jetzt so: Bislang haben meine Handlungen mich dahin gebracht, dass ich Alkohol als „Medizin“ brauchte, um mich zu betäuben, mir Druck zu nehmen, mich gut fühlen zu lassen. Wohin diese „Medizin“ führt und dass sie mir letztlich überhaupt nicht gut tut, hab ich ja schließlich gemerkt. Das war ja auch der Grund, warum ich dauerhaft abstinent werden wollte.
Das neue Ziel sollte nun also lauten, so für mich zu sorgen, dass ich mich gar nicht betäuben muss, dass ich gar nicht dermaßen unter Druck gerate, dass ich mich einfach so gut fühle.
Und so empfand ich dieses Wacher-Werden als Chance und die „Trigger“ als wichtige Signale.
Klar hat mich das anfangs überfordert und es tat weh, teilweise ziemlich weh.
Ich hab in der ersten Zeit auch viel gelesen und mich viel mit dem Thema beschäftigt. Auch für mich war das erstmal zu viel Input. Bei mir ist das typisch, dass ich mich in ein Thema oder eine Aufgabe sehr vertiefe, wenn ich dafür „brenne“.
Ich lernte in dieser ganzen Zeit aber auch, mehr auf mich zu achten. Wenn’s mir nicht gut ging, tat ich für mich das, was ich gerade brauchte. Das konnte Rückzug bedeuten, Aufschreiben, was mit mir los ist, eine Meditation machen oder mit meinen Hunden spazieren gehen.
Das kann ich dir so pauschal nicht beantworten. Ich selbst habe, weil ich das vom Rauchstopp kannte, von Anfang an daran gearbeitet, bei mir nicht den Gedanken aufkommen zu lassen, ich würde etwas vermissen.
Ich wusste, dass sich mein Suchtgedächtnis irgendwann, am besten zu einer für mich ungünstigen Zeit, melden würde, wenn ich in mir den Gedanken zulassen würde, ich würde auf etwas, das ein Teil von mir als gut empfunden hat, verzichten.
Ich verzichte als nicht auf Alkohol, sondern ich empfinde meine Abstinenz als Freiheit von Alkohol und allem, was an Negativem dazu gehört, und als Freiheit zu einem ganz neuen Leben, in dem es so Vieles zu entdecken gibt.
Es geht mir inzwischen so gut ohne Alkohol, dass ich einfach nur regelmäßig glücklich darüber bin. Solche Momente versuche ich mir besonders einzuprägen. Ich kann von mir wirklich sagen, zufrieden abstinent zu sein.
Deine Frage kann ich also nur so beantworten: Es verschwindet, wenn du entsprechend an dir arbeitest.
Alles Gute dir auf deinem weiteren Weg!
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