Beiträge von Tellerrand

    Ich mag eine direkte Art sehr. Also alles gut:)

    Ich hatte nun 8 Tage frei und hab mich an die Nordsee auf eine kleine Hallig verzogen. Das wollte ich sowieso schon länger mal machen. Alkohol war da gar kein Thema, obwohl mir eine Weinflasche als Begrüßung in die Wohnung gestellt wurde...

    Die habe ich direkt mal den Vermietern zurückgebracht.

    Muss das alles erst mal verarbeiten. So ganz allein so viele Tage war schon ungewöhnlich und irgendwie auch hart. Viele Gedanken, kaum Medien, die mich ablenken. Es tat sehr sehr gut. Kann ich nur empfehlen.

    Ich glaube, ich habe das Problem Alkohol zu sehr auf die leichte Schulter genommen. Mir fehlen da gerade auch die Worte, um zu beschreiben, was ich meine. Ich war "zu wenig bei mir". Das trifft es vielleicht am besten. Ich habe mir nicht so bewusst gemacht, was ich denk ganzen Tag mache, wie ich etwas mache und wann die Gedanken an Alkohol kommen...wie ich damit umgehen soll...usw.

    Irgendwie habe ich schon darüber nachgedacht, aber immer nur so auf eine lockere Art.

    Ach, vielleicht versteht man nun gar nicht so, was ich meine:) Mir geht es jedenfalls gut.

    Danke Cadda und Rattenschwanz für eure Beiträge...

    ...aber an dieser Stelle mag ich dir, Hartmut , ganz besonders danken. Und mein Danke mag jetzt ein wenig seltsam klingen, denn es beginnt damit, dass ich zugeben muss, mich in diesem (meinem) Thread davor gefürchtet zu haben, dass du schreibst. Denn deine Beiträge klangen hart....sehr hart. So wirkten sie jedenfalls auf mich, egal wie kurz sie waren. Es war nicht bloß eine Abneigung gegen diese Härte....irgendwie hab ich geahnt, dass du einen Grund dafür hast...dass das, was du sagst, trotz aller Härte, mit nur wenigen Worten, mir mein Problem so unglaublich viel bewusster macht. Und das mochte ich nicht. Das mag ich nicht mal jetzt, wo ich es schreibe:) Dein folgender Satz, hat mich sehr getroffen:

    [...] Du wolltest es. Sonst hättest du dich vor dem Trinken hier gemeldet. [...]

    Dieser Satz verfolgt mich seit ich ihn gelesen habe, aber auf eine gute Weise, auch wenn ich immer mal wieder mit mir kämpfe, wenn mein Suchthirn mir ihn als Quatsch verkaufen möchte.

    Und dann hast du deinen letzten Text hier geschrieben, der mich wirklich tief berührt hat:

    Danke Hartmut. Einfach nur Danke. Selbst wenn all mein Text gerade keinen Sinn ergibt, möchte ich, dass das hängen bleibt...Danke:)

    Hi,

    gestern habe ich mich gar nicht getraut, hier rein zu schauen. Musste mich erst mal wieder sortieren. Ich habe nach dem Wegschütten des Weins nichts weiter geholt oder getrunken. Alkohol habe ich sowieso nicht im Haus. Mein "Notfallkoffer" hat nicht funktioniert, weil ich gar keinen habe. Ich glaube auch, dass ich da viel zu naiv war. Ich dachte einfach, dass es funktioniert und ich es geschafft habe.

    Ich weiß nur noch, dass ich keine andere Möglichkeit gesehen habe, mich auf den Abend zu freuen als mit Alkohol. Ich war ganz alltäglich einkaufen und hab mir dann die Flasche in den Korb gelegt. Als Belohnung für all die stressigen Tage in letzter Zeit.

    Ich möchte nüchtern bleiben, keine Frage. Es klingt gerade aber so, als könnte ich mir selbst nicht mehr trauen, wenn ich sowas sage/schreibe. Beim Aufwachen vorhin dachte ich mir, dass es vielleicht doch besser ist, hier nicht nur so sporadisch reinzuschauen und vielleicht auch eine Gruppe in meiner Umgebung zu suchen, um da regelmäßig teilnehmen zu können...

    Hi Leute,

    auch auf die Gefahr hin, dass ich hier vielleicht deswegen rausfliege...

    Ich hab gerade wieder eine Flasche getrunken...jedenfalls 80% davon....den Rest hab ich gerade weggeschüttet....

    Und ich hab gerade nicht mal nen guten Grund dafür. Es waren einfach stressige Tage an der Arbeit, über das Wochenende hinweg, und heute war ich wie ferngesteuert. Bin zum Getränkemarkt gefahren, hab die Flasche gekauft und dann einfach angefangen zu trinken.

    Fühlt sich richtig schlecht an.

    Da bin ich wieder mal. Bin dann gerade doch eher darauf bedacht, die Abende ohne Computer zu verbringen, was bisher ganz gut klappt. Ich versuche dennoch, hier mehr zu schreiben.

    Über den Sommer hinweg gab es auch wieder ein paar Veranstaltungen, zu denen ich gegangen bin. Wenn übermäßig viel Alkohol um mich herum getrunken wird, habe ich mich allerdings frühzeitig aus dem Staub gemacht. Irgendwie fühle ich mich dafür zu "wackelig". Ein Gespräch an einem dieser Abende beschäftigt mich allerdings immer noch sehr. Es war das erste Mal, dass ich zu jemandem ganz offen sagte, warum ich keinen Alkohol trinke. Allerdings verband mich mit dieser Person auch absolut nichts und es war ziemlich klar, dass wir uns wahrscheinlich nie wieder sehen werden. Ich bin nicht allzu sehr ins Detail gegangen, sondern sagte, dass ich eine sehr lange Zeit deutlich zu viel getrunken habe, fast täglich eine Flasche Wein, und nun damit aufgehört habe. Mein Gegenüber fragte dann auch interessiert nach, wie es dann gewesen sei ohne Alkohol und wie es gerade ist. Scheinbar waren meine Aussagen nicht schlimm genug, denn ich bekam den Satz zu hören, dass es ja dann eigentlich gar nicht so schlimm gewesen sei und ob ich da wirklich von Sucht sprechen müsse. Schließlich hätte ich ja nicht morgens schon das Verlangen nach Alkohol gehabt und Hochprozentiges hätte ich auch nicht gebraucht.

    Ich weiß, dass das nicht böse gemeint war. Das Gespräch war total angenehm und gut. Aber jetzt so im Nachhinein merke ich, wie sehr ich während des Gespräches in die Verteidigungshaltung gefallen bin. Und wie absurd es sich eigentlich anfühlt, dass man eine Sucht "verteidigen" möchte. Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine.

    Mir ist natürlich klar, dass es Abstufungen gibt. Es geht meistens immer noch ein bisschen weiter bergab. Ich hätte sicherlich an einem viel schlimmeren Punkt angelangen können. Trotzdem hat es mich gestört, dass für mein Gegenüber scheinbar nur die wirklich schlimmen Verläufe als Sucht gelten und problematisch sind. Ich habe dann auch relativ schnell gemerkt, wie sich leise Stimmen an den Tagen danach - ja selbst jetzt, wo ich darüber schreibe - bei mir melden, die hinterfragen, ob es denn nicht sein könne, dass diese Person recht hat.

    Das war eine echt seltsame Situation, die mich immer noch beschäftigt, mich aber glücklicherweise nicht nachhaltig negativ beeinflusst...

    Das ist in etwa so, wie einem Kind beim Wachsen zuzusehen. Wenn du das Kind jeden Tag siehst, merkst du nicht so sehr, dass es jeden Tag wächst. Schaust du dir dann alte Fotos an, siehst du erst richtig wie groß es geworden ist.

    Das ist ein schöner Vergleich. So ähnlich geht es mir gerade auch. Mit dem Unterschied zu einem Kind, dass ich täglich neue Dinge in mir entdecke, die schon längst da gewesen sind, aber verschüttet waren.

    Ich freu mich auch gerade sehr über jeden Morgen, den ich ohne Kopfschmerzen aufwache. Es ist mir immer öfter völlig schleierhaft, wie ich so lange mit diesen Katern weitermachen konnte. Vor allem im Job.

    Es haben sich in meinem Alltag auch schon ganz neue Dinge eingeschlichen, z.B. seit zwei Wochen Sport. Aber auch verschiedene Routinen, die ich vorher gar nicht schaffen konnte, wie z.B. ein regelmäßiges Frühstück. Die Abende fallen mir allerdings immer noch schwer. Das passt auch zu dem, was du, Seeblick , gesagt hast: Ich habe während dem Trinken überwiegend dieselben Dinge getan. Computerspiele gehören dazu und vor allem das Musikhören. In den ersten abstinenten Wochen habe ich beides völlig sein lassen. Um ehrlich zu sein, habe ich abends so gut wie nichts getan, bin stattdessen sehr früh ins Bett, um den Tag als "geschafft" abzuhaken. Wenn ich mich in der letzten Zeit mal in Ruhe hingesetzt habe, um Musik oder ein Spiel anzumachen, wurde ich nach spätestens einer Stunde schon unruhig und habe aufgehört. Als könnte ich das nicht mehr genießen. Das macht mich schon irgendwie traurig. Spiele nahmen nur noch einen kleinen Teil meiner Freizeit ein. Die waren eher noch so ein Relikt aus Jugendzeiten, aber dennoch ein festes Hobby, was sich gehalten hat. Musik dagegen hatte schon immer eine sehr große Bedeutung für mich. Vielleicht kommt der Genuß ja wieder, aktuell ist es aber ein komisches Gefühl. Als hätte ich mir mit dem Alkohol zwei Beschäftigungen zerstört, die mir wichtig waren. Oder habe ich mich einfach weiterentwickelt und grundsätzlich daran nicht mehr so viel Spaß? Das will ich herausfinden.

    Mal abgesehen davon: Ich empfinde es schon als große Herausforderung, sich damit zu beschäftigen, was man denn eigentlich mit seiner Freizeit gern anstellen möchte, jetzt wo man mehr davon hat. Ist wahrscheinlich ein Luxusproblem. Wer bin ich? Was macht mir Spaß? Wer will ich sein? Es ist toll, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, gleichzeitig manchmal beängstigend.

    Hallo Hartmut ,

    ich hatte 10 Tage Auszeit an der Ostsee. Bin wieder online nun. Andere Themen habe ich bisher auch nur gelesen. Ich wollte noch nicht außerhalb meines eigenen Themas schreiben, weil ich erst so frisch hier angekommen bin. Aber ich lese fleißig.


    das geht vorüber! Mir hat es geholfen, gar nicht so an das „für immer“ zu denken. Ich trinke heute/jetzt nicht.

    Die meiste Zeit denke ich auch gar nicht an das "für immer". Am schlimmsten sind die Momente, in denen ich auch die größte Lust habe, etwas zu trinken. Dann muss ich mich schon sehr zwingen, die Gedanken wieder richtig zu lenken. Meist dann erst mal nur "Nein, heute nicht!"

    Dein Text macht sehr Mut. So wie die meisten Texte, die ich hier bisher von dir oder anderen gelesen habe. Danke:)

    Dass ich an mir arbeiten muss, wird mir immer klarer. Anders ausgedrückt: Ich kann erst jetzt, ohne Alkohol, an mir arbeiten und bemerke auch erst jetzt die Baustellen. Die Baustellen habe ich betrunken fleißig übersehen...

    Und ja, das ist schmerzhaft, aber auch irgendwie schön. Man findet wieder zu sich. Mir geht es ja jetzt auch schon besser, nach "nur" zweieinhalb Monaten. Ich musste mich z.B. in den letzten Jahren täglich nach der Arbeit hinlegen, weil ich einfach keine Kraft mehr hatte und müde war. Ich bin zwar immer noch etwas schlapp, aber das ist nicht dasselbe. Die "Arbeit an mir" und die Auseinandersetzung mit dem Thema macht ja auch irgendwie schlapp.

    Bei mir ist das typisch, dass ich mich in ein Thema oder eine Aufgabe sehr vertiefe, wenn ich dafür „brenne“.

    Bei dem Satz musste ich gerade lachen. Das bin sowas von ich:) Selbst während der Trinkerei hab ich mir so viele kleine und größere Projekte vorgenommen, konnte aber keinem davon wirklich nachgehen.


    Übrigens war mein Urlaub, trotz sehr wechselhaftem Wetter, super schön. Und ich hatte das erste mal mehrere Tage, an denen ich erst kurz vor dem Einschlafen überrascht festgestellt habe, dass ich überhaupt nicht an das Thema Alkohol gedacht habe. Wir haben gar nicht sooo viel unternommen und die Gegen kannte ich schon. Also hauptsächlich die Seele baumeln lassen, viel lesen, unterhalten, spielen, wandern. Ich hatte, wenn ich ehrlich bin, ein bisschen Angst davor, dass ich mir irgendwie selbst den Urlaub "versaue", indem mich das Thema überwältigt. Aber Pustekuchen...genau das Gegenteil war der Fall.

    Jetzt, wo ich wieder zu Hause bin, habe ich viel darüber nachgedacht, und ich denke, dass es der Alltag ist. Das Trinken gehörte zum Alltag. Nun habe ich es entfernt, aber es bleibt im Alltag noch viel, was mich an das Trinken erinnert oder was ich damit verbinde.

    Ist das eigentlich etwas, was vorüber geht, oder bleibt das Gefühl, etwas zu verpassen? Also weil man "für immer" sagt und einem ja bewusst wird, dass andere dieses Problem nicht haben und sich ohne Gefahr betrinken können...

    Ihr habt recht, man entwickelt sich natürlich immer weiter. Ich hoffe nur, ich habe viele der positiven Eigenschaften von früher noch in mir und sie kommen wieder zum Vorschein. Die Leichtigkeit ist irgendwie weg...ich fühle mich einfach nicht mehr so positiv wie früher.

    Es war auch eine harte Woche. Nach der Euphorie zu Beginn, muss ich mich wahrscheinlich erst mal damit auseinandersetzen, dass das hier ein langer und harter Weg wird.

    Hallo und willkommen im Forum,

    bevor dich hier für die Freischaltung offener Bereich bewirbst, habe ich noch eine Frage.

    Bewerbung - Alkoholiker Forum (alkoholiker-forum.de)

    nun tauschen sich hier nur bekennende Alkoholiker, die eine lebenslange Abstinenz anstreben, aus. Ist das bei dir auch so? Ich lese zwar von deinem Trinkverhalten ansonsten nichts von Alkoholiker. Oder habe ich da was überlesen ?

    Hallo Hartmut.

    Ich glaube, das ist eine Berufskrankheit. Ich komme aus dem Sozialwesen und vermeide schon fast automatisch Beschreibungen, die nur einen Teilaspekt einer Person ausmachen. Also z.B. sowas wie "Behinderter". Darüber kann man stundenlang diskutieren.

    Ich bin Alkoholiker und ich will ein Leben ohne Alkohol führen, ja. Definitiv und ohne Aber. Vermutlich werde ich das Wort trotzdem selten benutzen. Das ist aber wirklich nicht als fehlende Bekennung gemeint.

    Hallo Ste.

    Ich mag Texte, die mich zum Nachdenken anregen. Danke dafür:)

    Ich wähle schon immer sorgsam aus, wen ich nahe an mich heran lasse. Und ich bin auch tatsächlich im Privaten eher zurückgezogen, habe dennoch einen großen Freundeskreis, naja...hatte. Meine engen Freunde sind dann aber auch sehr eng und bleiben das auch. Denen habe ich auch meine Sucht gestanden und meinen nun nüchternen Weg. Zu meiner Familie ist es eher ein distanzierteres Verhältnis, was auch gerade ein großes Thema in der Suchtberatung ist. Meine Familie und meine Partnerin waren die ersten, denen ich es gesagt habe.

    Zu mir selbst bin ich sehr offen würde ich sagen. Ich habe mich jedenfalls immer für sehr selbstreflektiert gehalten. Darüber denke ich gerade viel nach, denn wie konnte ich nur in so eine Situation kommen. Wie konnte ich mich durch den Alkohol nur so verändern und so lange Zeit nicht damit aufhören, obwohl ich es ja so deutlich gemerkt habe...

    Ich mag mich und ich glaube auch, dass mich die meisten Menschen mögen, mit denen ich in Kontakt komme. Ich bin meistens zu Scherzen aufgelegt, hab immer ein offenes Ohr und bin gern für andere da. Das spiegelt wohl auch meine Berufswahl wider. Ich kann aber auch anecken. Meine Meinung vertrete ich manchmal sehr viel härter, als es angebracht wäre:) Ecken und Kanten hat ja jeder. Aber so allgemein würde ich mich als sehr umgänglichen Menschen beschreiben.

    Jedenfalls hoffe ich, dass ich noch so sein kann. Die meisten meiner positiven Eigenschaften wurden sehr zurückgedrängt in den Jahren des Trinkens. Ich wurde immer schlechter gelaunt, hatte Gefühle, die ich früher nie so stark hatte, vor allem negative Gefühle (z.B. Neid, oder auch Eifersucht). Ständig dieser Kater, diese Unausgeglichenheit. Ich habe mich selbst verloren und gerade suche ich nach mir.

    In den ersten Wochen ohne Alkohol hatte ich so ein Hoch-Gefühl. Ich hatte schon ein paar Mal versucht aufzuhören, verband das aber immer mit einem Verlust. Das ist dieses Mal anders. Ich trauere nichts nach (nie wieder Spaß, weil nüchtern), zumindest bisher noch nicht, sondern freue mich, dass ich etwas sein lasse, was mich negativ verändert und mir geschadet hat. Dieses Hoch ist jetzt seit drei Wochen aber nicht mehr da. Ich trauere zwar dem Alkohol nach wie vor nicht nach, aber....schwer zu beschreiben....es ist als hätte ich Schleusen geöffnet. Ständig so viele Gedanken und Gefühle, die ich jahrelang gar nicht hatte. Es gab ja keine Zeit für Nachdenken. Arbeit und abends betrunken sein, das war der Alltag.

    Ich glaube, ich bin gerade einfach überfordert. Ich habe zum Thema Alkoholismus viele Bücher gelesen, mir Videos angeschaut, Podcasts gehört, hier im Forum gelesen und habe irgendwie versucht all das aufzunehmen und umzusetzen, anstatt erst mal zu schauen, was für mich persönlich denn gut ist oder sein könnte. Musst du in ne Gruppe? Musst du deine Ernährung gesünder gestalten? Such dir Hobbies! Mach Sport! Meditation hilft! Und, und, und...

    Gepaart mit all den neuen (alten?) Gedanken und Gefühlen ist das alles ein wenig viel. Vor allem die Erkenntnis, zu wem ich geworden bin und die Angst, ich könnte vielleicht nicht mehr "der Alte" werden. Und all das, was man so während der Trinkzeit gemacht hat...allein die Logistik, volle Flaschen zu beschaffen und leere Flaschen möglichst unauffällig verschwinden zu lassen. Da schäme ich mich einfach in Grund und Boden, was manche Dinge betrifft.

    Puuhhh...länger geworden als ich dachte. Nun mach ich für heute mal Schluss.

    Hallo und willkommen Tellerrand,

    Um freigeschaltet werden zu können gehst du oben im Dashboard auf "Vorstellen", da gibt es die Option, in der du dich für den offenen Forumsbereich bewerben kannst.

    Lieber Gruß

    Aurora

    Danke und ebenfalls Hallo;)

    Hallo zusammen,

    ich bin männlich, 35 Jahre alt, habe seit einem halben Jahr eine Partnerin mit Kind und seit fünf Jahren einen Job auf Leitungseben. Ich trinke nun seit dem 01.05.2021 keinen Alkohol mehr.

    Dass mit meinem Trinkverhalten etwas nicht in Ordnung ist, weiß ich schon seit vielen Jahren. Alkohol gehörte seit meinem 15. Lebensjahr fest zu meinem Leben. Bei uns am Dorf war es normal, dass man sich jedes Wochenende mindestens an einem Abend völlig betrinkt. Ich weiß noch, dass mir immer mal wieder durch den Kopf ging, dass ich das Trinken nicht 100%ig im Griff hatte. Während Freunde von mir scheinbar sehr leicht nach nur einem Bier nach Hause gehen konnten, war das für mich völlig unverständlich. Mit der Aussicht auf nur ein Bier habe ich lieber gar nichts getrunken. Soll nicht heißen, dass es immer in einem Vollsuff endete, aber oft genug. Irgendwie habe ich die "Gratwanderung" immer geschafft, jedenfalls habe ich mir das eingeredet. Es passierte im betrunkenen Zustand nie etwas Schlimmes, ich konnte unter der Woche ganz selbstverständlich nüchtern bleiben, ohne darüber nachzudenken und ich merkte keine Nachteile für mich.

    In den letzten Jahren meines Studiums (ca. vor 9 Jahren, so genau kann ich den Zeitpunkt aber nicht mehr festlegen) änderte sich mein Trinkverhalten. Durch die räumliche Trennung mit meinem Freundeskreis haben wir uns oft online zu Spieleabenden getroffen. Da fing ich an, "allein" vor dem Computer zu trinken. Das waren die ersten Male, in denen ich trank und nicht unter Gesellschaft war, abgesehen von den Stimmen meiner Freunde im Ohr. Ziemlich schnell bin ich in dieser Zeit auch von Bier auf Wein umgestiegen. Schleichend gelangte ich zu dem Punkt, ab dem ich mehrmals die Woche eine Flasche Wein am Abend trank, immer öfter auch ganz allein, ohne mit meinen Freunden zu sprechen oder zu spielen.

    Ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass ich seit 2014 mindestens an fünf von vier Tagen in der Woche jeweils eine 0,5er Flasche Bier und einen Liter Wein getrunken habe, quasi meine Ration. Das war also das nächste Level meines Trinkverhaltens, welches ich aber eisern eingehalten habe. Es gab keine Abende, an denen ich mehr getrunken oder zu Höherprozentigem gegriffen habe. Damit möchte ich es nicht gutreden, ganz sicher nicht. Irgendwie hab ich dieses Level eben eingehalten, damit alles andere noch halbwegs funktioniert, das restliche Leben eben. In diesen Jahren mit diesem höheren Konsum habe ich interessanterweise auch gar nicht mehr in Gesellschaft getrunken. Ich habe mich stattdessen eingeigelt und meine Zeit allein verbracht. Keine Partnerin, kaum Kontakt zur Familie und zum Freundeskreis. Natürlich haben die Personen, die mir Nahe stehen, gelitten und sie ahnten auch schon etwas. Darauf angesprochen, habe ich aber immer Ausflüchte gesucht und weiter gemacht. Selbst die Erkenntnis, dass mein Trinkverhalten absolut nicht in Ordnung ist und ich dringend aufhören muss, hat nichts gebracht. Ich hielt mal eine Woche ohne Alkohol durch und habe mir dann letztendlich doch wieder meine Ration gekauft.

    Wieso genau ich jetzt endlich damit aufhören konnte, zumindest die bisherigen sieben Wochen, weiß ich nicht. Ich schätze, ich hatte einfach genug von all den negativen Auswirkungen. Vielleicht spielt auch meine neue Partnerin eine Rolle. Ich bin eine Woche nach meinem letzten Schluck zur Suchtberatungsstelle gegangen und gehe dort alle zwei Wochen zu einem Beratungs-/Therapietermin. Bei einer Selbsthilfegruppe hier vor Ort war ich ebenfalls schon zwei Mal, allerdings haben mich diese Besuche so deprimiert, dass ich danach eher einen höheren Drang verspürte, wieder Alkohol zu trinken. Vielleicht sind alle Gruppen so, ich weiß es nicht, aber diese Gruppe wirkte sehr deprimiert und "am Boden zerstört". Vielleicht schaue ich mir noch ein paar andere Gruppen an. Auf dieses Forum bin ich gestoßen, als ich nach Alternativen zu diesen offline Gruppen suchte. Ich schreibe gern und habe schon viele Seiten gefüllt, um mich mit meiner Sucht und dem Nüchtern-Sein auseinanderzuetzen. Vielleicht ist hier ja auch ein guter Platz für mich, um mich auszutauschen und meine Erfahrungen zu teilen.

    Ich habe gelesen, dass man sich freischalten lassen muss?! Geschieht das automatisch?

    Ich freu mich auf die Zeit hier, denn ich bin fest davon überzeugt, dass ich es ganz allein viel schwerer haben würde...

    Liebe Grüße

    Tellerrand