Beiträge von Marguerite Duras

    Und sie leben glücklich bis am Ende ihrer Tage. Irgendwie hatte ich das Gefühl ein Märchen zu lesen. Selbst geschrieben, aber nicht schlecht. Das Zeug zum Schreiben hast du. Kompliment. Ich wünsche dir das alles so eintrifft wie du es schon im Kopf hattest als du hier herkamst und Hilfe suchtest. Wenn nicht. Willkommen in der Realität.

    Na, das klingt jetzt so, als hätte ich vor meiner Anmeldung schon alles so zurechtgelegt. Vor meiner Anmeldung war ich mir unsicher bzw. unklar darüber, ob er überhaupt ein Alkoholiker ist. Gebt mir Zeit für meinen Prozess. Ich hoffe, wenigstens das Kompliment war nicht zynisch gemeint.

    Die harte, grausame Realität erschreckt mich nicht. Umso selbstbewusster ich hier schreibe, desto mehr gebt ihr vielleicht Kontra, um hinter meine fertige Fassade zu steigen und mir den Kopf auch noch vom letzten Rest Hoffnung freizublasen. Zum Warten: Ich warte derzeit eben auf mich.

    Und nur so am Rande. Ich hatte mich eingerichtet, mit diesem Mann meinen Lebensabend zu verbringen. Holterdipolter raste ich eben nicht aus und haue ab. Ihr werdet ja lesen, wenn ich gehe. Und zwar nicht, um euch von meiner hübschen Geschichte zu überzeugen.

    Bis dahin, danke für diese psychisch aufrüttelnden Tage (ich fühle mich wie einem Therapiemarathon, ein bisschen wie damals als Jugendliche, nur eben jetzt mit meiner Weiterentwicklung) & euch alles Gute in diesem Jahr mit der tollen Zahl 2022.

    Ich denke auch weiterhin nach über eure Kommentare. Nicht dass ihr mir irgendwann gar nicht mehr antwortet, weil „ich es ja besser weiß“. Besser in Bezug worauf. Nicht auf ein vorbildliches Handeln, auf einen konsequenten Abbruch, hart und schmerzhaft, weil je härter, desto besser für ihn. Nein. Besser für mich. In diesem Augenblick zumindest. Und wenn die Illusion dahin ist, sage ich auch Bescheid. Zum Glück geht es hier nicht darum, wer Recht hat. Stecken alle in der eigenen Haut fest.

    Zum Unterschied zwischen Co und Süchtigem. Ich empfinde mich nicht als Co. Bin ich automatisch eine, wenn ich mit ihm zusammenlebe? Wenn ich ihn eben doch auch liebe und einen respektvollen Abgang hinlegen möchte und daran interessiert bin, dass ich weiß, wo ich hinziehen möchte, vielleicht ist das auch gar nicht hier, dann käme noch Jobsuche hinzu etc.

    Ich bin aktiver als er und gerade erwarte ich auch nicht, dass sich was tut. Ich tu ja nichts. Er ist in seinem Trott.

    Aber ich kann den Punkt sehen. Ist ja keine Einbahnstraße und früher wäre ich sicher als 18-Jährige auf den Helfersyndromzug aufgesprungen.

    Aber ich bin nicht 18 und froh darüber.

    achelias

    Danke für deinen Bericht! Auto fahren tun wir nicht, also aus der Richtung kann nichts kommen. Vielleicht deckt ein normaler Bluttest bestimmte Werte gar nicht ab, denn seinem Hausarzt erzählte er ja nicht mal, dass er raucht. Andere könnten ja schlecht denken.... Wobei letztes Mal hat er das zumindest zugegeben.

    Das ist eine ganz schön lange Zeitspanne. Überhaupt gibt es wohl wenige, die mit 27 die Reißleine ziehen, soweit ich das bisher so mitbekommen habe. Also unwahrscheinlich, dass mein Partner es tut.

    Ist menschlich, zu warten, bis es schlimm und ziemlich spät ist.

    Sunshine_33

    Die Einschätzungen kamen und dafür bin ich dankbar. Sie fielen so aus, dass ich nun klar sehe, dass er Alkoholiker ist und mir einen eigenen Plan gemacht habe, wie meine nächsten Schritte aussehen. Nur ist die Sorge um den Partner noch lange nicht gleichzusetzen mit Leidensdruck. Als verschwendete und völlig energieraubende Zeit empfinde ich mein Leben eben nicht. (Kann sein, dass das jemand anders geschrieben hat, kann beim Schreiben so schlecht die Seite wechseln.)

    Ich lasse mir meinen Umgang aber nicht aberkennen und auf eine Stufe mit ewigem Zögern stellen. Mit Abstand ist es natürlich leichter, zu sagen, geh doch einfach. Und lass die Hoffnung fahren. Und Stufe 2 ist Quatsch. Ich kenne meinen Partner, für den ist schon ein Tag Abwesenheit von mir eine Tragödie. Und nicht weil ich ihn irgendwie bemuttere. Er ist nicht gern allein mit sich und seinen Gedanken. Eine Woche weg sein und ich würde den Zeitraum vorher nicht benennen, ist ein desaströser Schlag. Sätze, wie: Das ist der Warnschuss. Du wirst Frau, Haus und Hof verlieren. Aber ich hoffe, du erkennst das. Ich meine es ernst.

    Die sind vielleicht deutlicher als jede kleine Rede, die ich halten kann, während sonst alles gleich bleibt.

    Ich habe meine Gründe für die Zeiteinteilung, die mit meinem Beruf und anderem zu tun haben. Möchte nicht ins Detail gehen. Auf jeden Fall sind es Gründe, die mir etwas bedeuten, mir wichtig sind, die meine Gesundheit erhalten und mir natürlich Zeit zum Verarbeiten und Vorbereiten eines neuen Lebens geben. Ich gehe da organisierter ran und nicht mit Kofferpacken.

    Ich verstehe, ihr wollt mich bewahren. Aber das, was ich jetzt habe, kommt nicht wieder. Auch nach ihm nicht. Danach möchte ich es auch nicht. Ich suche kein Heil in Kindern oder im Eigenheim. Zwei Jahre mehr oder weniger sind nicht notwendig.

    Dass ich hier schreibe, emotional auf einzelne Posts reagiere, interagiere, immer wieder mich mal melden werde, ist ein sinnvoller Begleiter. Ich höre euch, werde vielleicht an eure Mahnung denken, vielleicht beschleunige ich es sogar. Aber Fakt ist, jetzt möchte ich es nicht. Ich möchte warten und das Warten ist nebenbei, ich fühle mich nicht als Wartende. Ich lebe weiter und orientiere mich und baue die Dinge auf, die ich mitnehmen möchte. Er wirft mir ja vor in seinen schlaflosen Stunden, ich habe nur noch meine eigenen Ziele im Kopf. Aber das stört mich nicht. Es ist die Wahrheit. Und ich würde ebenso handeln, wenn er kein Alkoholiker wäre, weil meine Karriere mir gerade am wichtigsten ist. (Und nein, ich überarbeite mich nicht und vernachlässige die normalen Bindungen, die eine Beziehung ausmachen, d.h. ich mache mehr, als neben ihm her zu leben. Wir reden auch über andere Dinge, haben auch ähnliche Interessen etc.)

    Bevor ich mich irgendwo wiederhole, soll es das gewesen sein als Erläuterung.

    Ich leide auch nicht vor mich hin. Er leidet. Und ich bin natürlich nicht rosig glücklich, aber das wäre ich ohne ihn auch nicht. Dieses Yoga-Glück der ewig Positiven interessiert mich nicht.

    Nur eine Wohnung suchen und es ist getan. Möbel, Geld, Umzug, Kleinstadt. Mal ein paar Stichworte.

    Bravo, wenn ihr es besser wisst und der letzte Schritt vor dem dritten kommt. Ich werde nicht vorspulen.

    Und das sehr ihr auch ein. Aber gesagt haben wollte ich es.

    Darf man nicht mehrere Dinge gleichzeitig wollen? Habe ich nicht das Recht meine eigenen Erfahrungen zu machen und mit diesem Menschen so umzugehen, wie ich das für richtig halte? Nur weil ihr oder andere vielleicht Stufe 2.99 gemacht habe, muss ich nicht genauso naiv sein.

    Ja, manchmal verachte ich ihn.

    Ja, ich habe es hier schön und es wäre anstrengend, alles über den Haufen zu werfen. Ich werde wohl meine Gründe haben.

    Ja, ich würde gern sehen, wie er handelt.

    Ja, ich werde trotzdem gehen, wenn nicht.

    Ja, Stufe 2 ist der Warnschuss. Dieses Alles oder nichts und am besten gleich morgen würde MIR schaden. Deutlicher kann ich es euch nicht machen. Und was ist daran so unverständlich, dass es mich natürlich stört, dass er sich sein Grab schaufelt und gleichzeitig der IST-Zustand eben nicht schwarz weiß tragisch, furchtbar ist und ich es daher vorziehe, meinen Rhythmus zu leben.

    Es steht fest und auch ihr könnt das nicht umwerfen. Und mir die Augen zu öffnen, dass ich die Beine in die Hand nehmen soll. Meine Güte. Er ist nicht ansteckend und ich kein traumatisiertes Küken.

    Warum ich mich hier angemeldet habe, habe ich bereits beschrieben. Wem mein Vorgehen zu langsam ist, der möge in 2 Jahren wieder nachlesen.

    Over and out. Habe auch nicht vor eure Geduld täglich überzustrapazieren.

    Ich werde mich nicht bedrängen lassen und mich überanstrengen. Ich bin jung, ja. Jung sein heißt auch, neu im Beruf, neu in der Stadt. Und jetzt Wohnungen zu suchen, würde mich ernsthaft in Bedrängnis bringen. Deswegen ja. Ich habe genau diesen Zeitplan. Und nein, ich werde nicht nichts tun. Ich werde weiter meine eigenen Ziele verfolgen, an meiner Karriere arbeiten, Sport machen, lesen, arbeiten, ankommen.

    Alles zu seiner Zeit.

    Stufe 2 will ich der Form halber. Und weil ich das für mich möchte. Ist ja auch eine Woche für mich allein sein. So oder so. Man gewöhnt sich an seinen Partner, an Nähe etc. Ich will nichts unversucht lassen. So ist es nun einmal. Außerdem möchte ich an diesen Ort, welcher es war, schreibe ich, nachdem ich dort war.

    Es ist ja nicht so, dass ich jetzt nicht leben würde und seine Sucht mich tyrannisiert. Die Jahre zuvor ist es mir nicht einmal aufgefallen.

    LeaLux So lange sicher nicht, denn dafür kenne ich das Ende zu gut. Seit mindestens drei Generationen saufen sich seine Vorfahren in den Tod und vorher ins Delirium. Vater, Großvater, Urgroßvater.

    Und es wird schlimmer werden. Bei dir klingt es so, als wäre rein gar nichts, aber allein ein Partner, den man nur im Rausch kennt. Das sind Welten, die einen trennen. Klar, ist es sein Körper. Aber wenn ich dann plötzlich einen Pflegefall als Partner habe, hilft mir das auch nicht. Und man möchte, dass es der geliebten Person gut geht. Zeit verschwenden werde ich nicht. Dieses Jahr Stufe 2, fest. Nächstes Jahr Stufe 3, außer es würde mir mehr schaden. Denn unvorbereitet gehe ich nicht. Es muss passen, keine Absteige etc.

    Ich bin konsequent. Nicht 100%, aber nahe dran. Und bei diesem Thema gibt es keine Diskussion für mich. Egal, ob er Superman wäre oder reich oder keine Ahnung, was man sich so erträumt.

    Dass ich nicht alleine bin, habe ich beim Lesen gemerkt. Traurig, dass so viele in diese Spirale geraten. Es wird so unterschätzt. Es tut mir auch so leid für ihn. Man müsste eigentlich nach einem Monat täglich trinken schon sagen: „Halt, Stopp, was wird das?“ Aber es ist eben akzeptiert und auffallen tut es einem dann zu spät. Und zwar beiden Seiten, Angehörigen und Abhängigen.

    Er kommt mir manchmal jetzt damit, dass er doch so viel für uns macht. Was auch stimmt. Aber das ist doch kein Freischein dafür, dass ich über seine Sucht hinwegsehe. Und dass er nie gewalttätig ist etc. Ja, doch! Ich bin doch keine Verkörperung von Vorurteilen. Es gibt sicher zig super liebenswürdige, funktionale Alkoholiker da draußen, die sich dennoch zugrunde richten.

    Ich rede noch. Aber ich werde mich nicht wie ein Tonband wiederholen.

    Ich sage ihm auch, was ich an ihm schätze und das dass doch gerade der Punkt ist. Würde mir nichts an ihm liegen, müsste ich mich nicht aufregen. Und Immobilien hätte ich auch nicht gekauft und getrennt wäre ich auch schon. Immer wieder wirkt er so, als ob ich zu ihm durchdringe. Bis es am nächsten Abend Puff macht und alle „Ich möchte nicht mehr trinken. Der Alkohol ist der Teufel.“ vergessen sind.

    Er beweist jeden Tag, dass er süchtig ist.

    Und nur weil ein abhängiger Mensch einem NICHT weh tut, muss man die Sucht und die Folgen nicht hinnehmen. Ich meinte einmal: „ Stell dir vor, ich würde täglich trinken.“ Und ich bin noch viel sozial verträglicher als er, stabil und die gottverdammte Liebenswürdigkeit in Person. Er nur: „Nein! Das darfst du nicht! Ich habe dann Angst um dich. Du musst gesund bleiben. Das will ich nicht.“

    Na, also. Meine Rede, nur dass nicht ICH trinke. Ich habe nie gern getrunken und seit ein paar Monaten komplett aufgehört. Rühre keinen Tropfen an. Er hat zu Silvester allein auf dem Balkon getrunken, während ich drin auf der Couch saß. Ratet mal, welchen Neujahrsvorsatz er hatte...

    Ich bleibe Abstinenzlerin.

    Gibt es eigentlich auch für Alkoholiker Stadien, die vor der Erkenntnis kommen? Dieses widersprüchliche Verhalten und sein eigenes schlechtes Gewissen, wenn er doch wieder trinkt, obwohl er am Tag zuvor vor Panik fast zum Krankenhaus ist, weil er sich vielleicht schon ein Organ kaputt gesoffen hat. Ist das immerhin schon ein Schritt weiter als „Ich trinke und da ist nichts dabei. Alles harmlos.“ Ging es vielleicht wem ähnlich? Falls jemand mitliest, der da eine eigene Erfahrung oder Wissen teilen kann.

    (Bin mir bewusst, dass die Frage auf der Hoffnung beruht, dass wenigstens ein Prozess angestoßen wurde bei ihm. Der Ausgang ist offen und nicht jeder findet die Erkenntnis. Aber hier sind so viele, die sie gefunden haben!)

    Danke.

    M.D.

    Liebe Anita,

    mein Partner ist tatsächlich selten beleidigend, eher redselig, mal lustig, mal depressiv, vor allem ängstlich und natürlich versteht er es, immer alles so zu drehen, dass es für ihn passt. Ohne Alkohol noch eifersüchtig, aber das ist ein anderes Thema. Ansonsten ist er wie jeder andere Mensch, er hat seine Macken, ist liebenswürdig. Der Alkohol quält eher ihn als mich durch seine Symptome. Wieder mal nicht geschlafen etc. Ich schlafe wie ein Stein.

    Aber die Sache mit dem Herz und dem Verstand ist sicher ähnlich. Der Verstand und das Herz fragen sich dennoch in einem Punkt einig: Warum muss ich leiden, weil er seine Krankheit nicht behandelt? Ich glaube nicht an Gerechtigkeit, weder hier noch sonstwo, von daher darf man sich da nichts wünschen. Ich kann nur mich kontrollieren, andere vielleicht inspirieren, aber mehr auch nicht. Man muss nicht versuchen, sich Gerechtigkeit zu verdienen. Wäre natürlich klasse, denn ich bin niemals ungerecht, höchstens aus Versehen.

    Dass du Mitmenschen hattest, freut mich für dich. Mein Weg ist da anders, aber für mich der richtige.

    Stufe 3 braucht sicher mehr Zeit als Stufe 2. Denn zurückkommen ist schöner als gehen.

    Ich muss sagen, seitdem ich das gestern hier aufgeschrieben habe, habe ich auch Angst. Denn ich wünschte, ich könnte bleiben, müsste nicht allein und traurig umziehen, allen Leuten etwas erklären oder eben nicht erklären, weil es geht sie nichts an, aber sie werden eben fragen. Ich habe Angst, dass die Warnschüsse nicht reichen und er mir Vorwürfe macht und dann alles auf mich schiebt, das Opfer spielt etc. Ich wünschte eben, er würde zur Einsicht gelangen. Jetzt ist er ja schon zweigeteilt, er hat ein Problem und keins. Eins mehr als zuvor.

    Aber letztlich wird das eine Phase sein. Noch ist gerade eine stressige Zeit für mich aus anderen Gründen, daher ist noch etwas Zeit. Ich lasse mir so viel, wie ich brauche, damit es für mich nicht zerstörerisch wird. Ich werde diese nicht nutzen, um davon abzurücken. Und ich werde ihm sagen, dass ich es mir anders wünsche.

    Man kann doch aufwachen, zumindest aufhören, sich etwas vorzumachen. Es ist doch keine unüberwindbare Krankheit. Andere gelangen doch auch zur Einsicht.

    Er muss ja nicht der perfekte trockene Alkoholiker sein, aber eben ein trockener Alkoholiker. Nicht umsonst beginnen alle bei den AA (in Filmen zumindest) mit diesem Satz. Er hasst das Wort, ich sage meist nur abhängig.

    Ich will gar nicht die sein, die versucht ihn aufzurütteln. Aber nichts tun und einfach so gehen, ist zu einfach und zu schwer, weil ich mich fragen würde, ob es nicht hätte anders kommen können. Er kann ja immer sagen, er ist noch jung, es ist noch keine lange Zeit. Es sind fast 6 Jahre nahezu täglich trinken und seit 2 ganz und gar fast täglich und auch noch ungesund hohe Mengen, das ist zu viel. Aber dennoch früh genug, es liegt noch nichts in Scherben, unsere Beziehung ist erst frisch vergiftet. Ich würde nie so lange bleiben können, 10, 15, 20 Jahre und es würde immer schlimmer werden und die Zeit MEINER Freiheit schmelzen.

    Danke für's Lesen und für die Antworten. Und vielleicht auch für's Beistehen irgendwann.

    Guten Abend und ein frohes neues Jahr euch allen.

    Ein kurzer Bericht. Er schüttet nun manchmal mitten am Abend Alkohol weg. Am nächsten Tag kauft er sich natürlich trotzdem neuen. Er gibt zu, dass er ein Problem hat, ist aber der festen Überzeugung, dass er auch nicht trinken kann, also nicht abhängig ist, also kein Problem hat.

    So viel zu ihm. Ich wiederhole immer mal wieder, dass ich der Überzeugung bin, dass er abhängig ist, dass er sich Hilfe suchen muss, dass er das ja nicht mit Absicht sich eingebrockt hat, aber noch ist er jung und lieber früher aufhören, als nach 20 Jahren mit kaputtem Körper. Genauso gut sage ich manchmal nichts, denn es scheint, als wüsste er am Abend nichts mehr von dem, was ich je gesagt oder er je versprochen hatte. Für mich gibt es nur noch Taten. Auch das sage ich.

    Ich habe mir einen Plan gemacht, einen Zeitplan. Den Termin hatte ich mir schon gesetzt, bevor ich hier geschrieben habe, aber eine konkrete Vorstellung, wie ich das machen möchte, habe ich vor einigen Tagen entwickelt. Davor hätte ich vielleicht weiter gewartet, aber irgendwie kann es das auch nicht sein, denn es stört mich. Es stört mich doch. Vor allem die Vorstellung, das irgendwann Kindern anzutun. Ich habe einen Zeitplan für ein Ultimatum mit verschiedenen Stufen. Stufe 1 der Konfrontation ist erledigt. Wirkungslos. Stufe 2 sieht vor, dass ich für eine Woche gehe, damit er in der Zeit mit sich womöglich zu einer Erkenntnis kommen kann. Ich habe mir auch schon einen Ort überlegt und alles Weitere, denn arbeiten muss ich auch und in meinem Urlaub werde ich garantiert nichts machen, was ihm geschuldet ist. Stufe 3 ist, ich suche mir eine kleine, günstige Wohnung, denn leider gibt es finanzielle Verpflichtungen, weil wir uns in jungen Jahren eine Menge aufgebaut haben. Aber das hält mich nicht davon ab, Lebwohl zu sagen, auch wenn es turbulent und nicht einfach wird.

    Ich würde gern überzeugter von ihm sein, aber wann soll die Einsicht kommen. Sie kommt wohl selten über Nacht und schon gar nicht, wenn der Hausarzt sagt: „Ihre Blutwerte sind gut.“

    Liebe Grüße

    M.D.

    achelias Ja, das sind eindeutige Muster. Am Anfang denkt man sich nichts dabei. Im Studium zechen eh viele. Er denkt sich ja auch nichts dabei.

    Danke für dein Beileid, ich zweifle nicht an deiner Ernsthaftigkeit, aber Beileid bräuchte eher er. Ich bin ja frei und klar. Man hätte ja gern, dass andere klüger/schneller/einsichtiger wären, aber man steckt in seiner eigenen Haut und was man vom Leben will, unterscheidet sich bei den Menschen stark.

    Linde66

    Deine Frage ist berechtigt, denn das machen wahrscheinlich einige. Ich habe mich tatsächlich in den letzten Tagen intensiv damit auseinandergesetzt. Es war mir nicht mehr koscher. Ich wollte meine Ahnung nicht untergehen lassen, sondern für mich und ihm gegenüber Gewissheit. Die habe ich jetzt. Den Titel meines Threads könnte ich ändern. Denn ich habe nicht vor, eine Co zu sein.

    Ansonsten habe ich einige Hobbies, die mich voll in Anspruch nehmen und denen man am besten nachgehen kann, wenn man seine Ruhe hat. Musik hören und machen, Bücher lesen und schreiben, Sport machen, Wissenschaft. Wenn er draußen ist und raucht und trinkt, ist das sarkastisch ausgedrückt ideal.

    Meiner Wege ziehen wäre mir schlichtweg derzeit nichts. Noch werde ich nicht in Mitleidenschaft gezogen, bin zudem nicht aus Zucker, und das Mitfiebern, Überprüfen und Hinterfragen hat sich jetzt auch erst einmal wieder. Ich hänge natürlich auch an ihm und an dem, was wir uns aufgebaut haben, Wut und Verachtung hin oder her. Die Gefühle ebben ab, er hat meine Gefühle so nicht verdient, weder gute noch schlechte. Meine Wut spare ich mir lieber für andere Dinge auf, die ich ändern kann. An anderen Beziehungen habe ich noch weniger Interesse. So habe ich meine Freiheiten und meine Wärme und Geborgenheit, Sicherheit. Klingt vielleicht egoistisch, inkonsequent mag einer das nennen, ist nahe einer Zweckgemeinschaft, aber mein Lebenssinn besteht nicht in einer romantischen Liebe. Für mich ist es konsequent so, wie ich es möchte. Rechtfertigungen brauche ich sowieso keine, aber dir wollte ich das gern erklären. Soll sich keiner sorgen, ich bin eine erwachsene Frau, die auf sich aufpasst und weiß, was sie will.

    Weh tun sie übrigens nicht, denn ich weiß das. Wahrscheinlich ist es für mich auch nicht schlimm genug und mir geht's viel zu gut. Denn nerven tut mich so einiges in dieser Welt, aber von dannen ziehen muss ich trotzdem nicht.

    Danke für eure Zeit. Diese Erkenntnis für mich war wirklich wichtig und ich möchte sie nicht mehr missen. So erkenne ich, was weiter vor sich geht, und wann ich wirklich gehen kann. Ich werde mir nichts bieten lassen, aber lieber warte ich auf seine Einsicht in ein paar Jahren. Wenn ich es mir anders überlege, auch gut. Verpflichtet bin ich niemandem, nur mir selbst.

    M.D.

    Guten Abend allerseits,

    ich bin mir nun vollkommen sicher, dass er abhängig ist. Gestern nach zwei Tagen ohne seine Dosis war es dann auch wieder vorbei damit. Er kaufte sich 2 Dosen. Auf meine ganz ruhig, aber sehr deutlich geäußerten Einwände hin erklärte er, er hätte gar kein Verlangen gehabt, sondern eben Lust und er hätte es sich nach der harten Arbeit verdient und morgen und übermorgen trinkt er nicht, am Samstag schon, aber dann sicher die Woche danach gar nichts. Na ja. Lange Rede, kurzer Sinn. Er hat keine Einsicht und abhängig ist er nicht, basta und Themenwechsel seinerseits.

    Ich glaube, es dauert noch einige Zeit. Es geht ihm vielleicht einfach noch zu gut.

    Auf mich mag ich das alles nicht beziehen. Habe eigentlich nicht vor, ihm nun alle paar Wochen daran zu erinnern, dass täglicher Alkoholkonsum schädlich ist und er meiner Meinung nach abhängig ist und selbst wenn er pausiert, wird es sich doch wieder einschleifen, da tickt er berechenbar wie eine Uhr.

    Ich werde mich wieder auf mich konzentrieren.

    Andererseits möchte ich nicht, dass er es erst begreift, wenn er sich noch mehr kaputtgetrunken hat. Selbst wenn er bei seiner Dosis bleibt, werden seine Ängste und seine Schlafstörungen usw. eher schlimmer als besser. Hm.

    Wäre ja auch zu einfach gewesen.

    Wie es mir geht? Ich fühle mich bestätigt, immerhin keine Zweifel mehr, aber auch zerknirscht, weil ich entweder abwarte oder irgendwann richtig hart werden muss. Die Variante „liebevoller Hinweis“ und kalt-rationale Feststellung hat nicht geklappt.

    Sehe eigentlich nicht ein, sein Tiefpunkt zu sein.

    Richtig und falsch gibt es für mich sowieso nicht. Wenn mir danach ist, werde ich mit ihm reden, wenn nicht, dann nicht. Habe da unabhängig von dieser Sache meine eigene Lebensphilosophie.

    Das Tückische ist ja, dass man es lange nicht einsehen möchte und manche es nie tun. Letztlich kenne ich ihn am besten, werde einfach wiederholen, dass er abhängig ist und sein Körper und seine Psyche es ihm echt nicht danken werden. Noch ist er jung, so wie ich. Die Jugend ist übermütig, mit Alkohol übermütiger.

    Irgendwie wüsste ich jetzt gar nicht, was ich euch fragen könnte. Jeder hat seine Geschichte, beide Seiten lesen und schreiben hier. Ich finde es für mich gerade einfach gut, alles aufzuschreiben und zu wissen, dass jemand es auch sieht.

    Danke und Roman vorerst beendet.

    M.D.