hi madmax
ich kann mich sooo gut in dich rein versetzen. meine Frau ist Alkoholabhängig, sie hat sich in den letzten jahren unheilbare Krankheiten angesoffen
anfangs gab es "nur" trinkeskapaden, dann regelmässiger was zum Feierabend, mit der ausrede wenn es doch schmeckt...das waren so die versteckten anfänge.
das hat sich über die jahre langsam langsam immer mehr vermehrt. inzwischen ist es bei ihr zum Spiegeltrinken geworden, heisst ohne Stoff kann sie nicht mehr Normalität erleben...zu Spitzenzeiten habe ich Promille-werte bei ihr mitbekommen, bei denen menschen normalerweise sterben.
darüber bin ich in die co-abhängigkeit abgerutscht...habe verstecke gesucht, habe Flaschen entsorgt, bei freunden, Familie und Arbeitsstelle entschuldigt, gestritten, sorgen gemacht, Notarzt gerufen, mich um Krankenhausaufenthalte für sie gekümmert...die liste könnte verdammt lang werden.
• Co Abhängig bin ich ja auch. Und das fühlt sich an wie zementiert. Ich nehme mir ständig vor mich anders zu verhalten und schaffe es einfach nicht. Und in letzter Zeit bin ich darauf so wütend, weil ich mir denke, wieso soll ich denn was ändern? Was aufgeben? Was bewegen? Wieso muss die Kraft von mir aufgewendet werden?
Das wichtigste jetzt vorneweg - DU bist nicht schuld an ihrem trinken. Das ist ganz wichtig.
• Das denke ich auch nicht, denn sie wird schon vor meiner Zeit, also vor unserer Beziehung, getrunken haben. Und das Paradoxon ist, dennoch gebe ich mir manchmal die Schuld. Und sie auch. Dann sagt sie, „Früher habe ich in Ruhe getrunken. Nur für mich. Da war es schön“
du hast mit dem anmelden hier im chat schon einen guten schritt gemacht, sich mit gleichgesinnten auszutauschen.
ob du gehen müsstest kann dir keiner sagen, das hängt immer von jedem einzelnen ab.
ich hatte bei der ersten Entgiftung meiner Frau vor über zehn jahren ein Gespräch mit einem Arzt, der meinte, das Beste für MICH wäre, aus der Beziehung raus zu gehen und abzuwarten, was sie macht und was passiert. damals habe ich über den Arzt gedacht: "was weisst du schon"...mittlerweile denke ich, dass ich auf seinen rat hätte hören sollen. hätte mir viel stress erspart und nicht soviel kraft gekostet. mich hat das saufen meiner Frau in den letzten zehn jahren an den Rand meiner Kräfte gebracht. ich bin auf der Co-Abhängigen-Spirale schön nach unten gelaufen ohne mich umzuschauen.
mittlerweile habe ich einige grundlegende Sachen gelernt, um mit vielen Situationen umgehen zu können.
Glaube ich dir. Aber wie setzt man diesen Rat um?
Es ist bitter mit anzusehen, wie ein geliebter mensch sich so zurichten kann, ohne auf den Partner, die Umwelt, die eigene Gesundheit zu achten.
Was mir geholfen hat, war eine Selbsthilfegruppe zu suchen-in natura, nicht nur online (nicht abwertend gemeint). das persönliche treffen mit anderen war sehr lehrreich für mich (bin noch in einer gemischten SHG - Abhängige und Angehörige).
• Das überlege ich mal.
Und eine der lehrreichsten Dinge die ich lernen durfte (da steckt nach meiner Meinung viel Weisheit drin):
WENN SIE NICHT MIT TRINKEN AUFHÖREN WILL, DANN WILL SIE NICHT
drücke dir die Daumen, dass du ein einigermassen normales Wochenende mit deiner Freundin verleben kannst.
und wenn sie trinkt - unternehme selbständig was. geh ins Schwimmbad, Sauna, Kino, zum Essen - mach was was Dir gut tut
• Nach der Arbeit eben, bin ich zu meinen Eltern gefahren, weil sie wieder trinkt… morgen wird also ein toter Tag.. Ich schaue was ich unternehme.
Ich danke dir Vierauge!
LG vierauge