Beiträge von Nachtschicht

    Im Supermarkt habe ich aus Versehen was Falsches gekauft und muß eine Verbraucherwarnung aussprechen: Achtet beim Kauf von Choco Crossies darauf, daß da "Original" drauf steht. Es gibt jetzt nämlich auch gesalzene Choco Crossies, und die schmecken zum Erbrechen. Die kann man nur wegwerfen.

    *sitzt unauffällig in der Ecke und macht die zweite Packung Choco Crossies Salted Caramel auf* Ja...nur wegewerfen... :whistling:

    Okay, mein Standpunkt, der nicht unbedingt hilfreich sein muss, wahrscheinlich eher kontraproduktiv, mehr emotional als rational ist:

    Bin ich die Einzige, die sich irgendwie darüber ärgert, wenn sich der trockene Alkoholiker darüber beklagt, dass der Partner nach (oft) Jahren, in dem er/sie die ganze Palette einer Alkoholikerkarriere live vom Wohnzimmer mitverfolgen durfte, die "Frechheit" besitzt nicht einfach zum Tagesgeschäft zurück zu kehren?

    Ja, Alkoholiker sollen sich gerade am Anfang auf sich konzentrieren, aber da kann man doch vielleicht einmal kurz auch darüber reflektieren, was man dem Partner eigentlich alles angetan hat. Die Liste ist nämlich lang und oft auch der Zeitraum, in dem das alles stattgefunden hat. Und wenn dann noch jemand kommt und mit dem Argument "selber schuld, hättest auch gehen können" um sich wirft brodelt innerlich etwas in mir. Es gibt Leute, die bleiben. Haben geholfen den anderen aus dem Morast zu ziehen, aus dem er selbst ohne Hilfe nicht mehr raus kam. Und als Dank werden sie nun gefragt, warum sie so schmutzig sind.

    Das jemand wie Alba von einer braunen Flasche getriggert wird, oder von einem verdächtigen Geruch ist dann plötzlich überzogen. Dann ist sie "in ihrer Angehörigenverarbeitung noch nicht sehr weit gekommen." Das sie davor Jahre lang belogen, verletzt, betrogen und im Stich gelassen wurde wird einfach augeklammert. "Das war mein Sucht-Ich, das hat mit mir nichts mehr zutun." Falsch, das warst DU. DU hast dich dazu entschieden dauernd nach der Flasche zu greifen, DU hast gelogen, DU hast dich nicht an Abmachungen gehalten, DU hast deine Versprechen gebrochen. Jetzt bist du drei Monate trocken und ärgerst dich schon darüber, dass dein Partner IMMERNOCH nicht über diese eine "Phase" hinweg ist? Eine Phase, die Jahre ging?

    Entschuldigung. Wie schon gesagt, da steckt deutlich mehr Emotion als Rationalität drin, aber das ist auch eben der Punkt, dass es in einer Beziehung kaum je um Rationalität geht. Und wenn man es denn ernst meint mit der eigenen Trockenheit und den Partner auch nüchtern noch liebt und die Beziehung will dann ist es vielleicht auch irgendwann an der Zeit zu sagen "Mist, ich hab da ganz schön viel kaputt gemacht, vielleicht sollte ich beim aufräumen helfen." Zu Beziehungen gehören nämlich immer zwei.

    Für dich selbst Alba: Ich glaube, es ist gar nicht verkehrt dir selbst ein Jahr zum Verarbeiten zu geben. Nach langer Zeit geprägt von missbräuchlichen Erfahrungen kann man auch eine lange Zeit ansetzen um zu heilen. Da muss nicht immer ein Therapeut ran, große Wunden schließen sich nicht einfach über Nacht. Erst wenn bestimmte Dinge belastend bleiben und nicht verarbeitet werden können ist es keine schlechte Idee sich Hilfe zu holen. Da musst du aber für dich entscheiden, was da der beste Weg ist. Und wahrscheinlich wirst du auch mit Therapie weiter alarmiert sein, wenn du fürchtest Alkohol zu riechen. Wer einmal in einem brennenden Haus gestanden hat achtet auf Rauch.

    Als mein Bruder sich damals als schwul geoutet hat, habe ich irgendwas gesagt in die Richtung "Das ist mir völlig wurscht, ich will mir trotzdem nicht vorstellen, wie du Sex hast." Und das trifft den Nagel so ziemlich auf den Kopf. Was interessiert mich, was die Leute im Schlafzimmer machen, solange sie es einvernehmlich mit mündigen Partnern tun.

    Ohje....denke, ich habe im falschen Thread geantwortet ....bitte dorthin verschieben ( Summi), falls es gewünscht wird.

    Liebe Grüße und gute Nacht,

    Christrose

    Ich finde ihn hier gar nicht falsch, um ehrlich zu sein finde ich den Beitrag sehr schön. Weil es einem zeigt, dass es im Zweifel doch noch einen Weg zurück gibt. Das man wieder aufbauen kann, was kaputt ging. Natürlich nur, wenn beide daran arbeiten, aber trotzdem, ein sehr schöner Beitrag.

    Ich seh es tatsächlich irgendwie wie ein Blasenpflaster. Bei den Dingern soll man ja auch darauf warten, dass sie von alleine abfallen ^^'

    Für mich ist es okay, solange ich zu Hause sicher bin. Aktuell hält er sich an die Regel "kein Alk in der Wohnung" und wahrscheinlich ist er heimlich (noch?) froh darüber, dass er einen Ort hat, an dem ihn der Alkohol nicht folgen kann. Oder ich bilde es mir nur ein, denn voll kommt er ja trotzdem zurück und er geht jeden Tag weg um sich wieder einen reinzukippen. Währenddessen hatte ich gerade erst letzte Woche einen Alkoholiker auf Station, der akut wegen einer anderen Sache eingeliefert wurde, den Alkoholismus bei der Aufnahme zwar angab, aber erklärte er sei schon seit Monaten trocken. Anscheinend nicht, ich fand ihn um 3 Uhr morgens krampfend, noch ehe das Notfallteam da war wurde er reanimationspflichtig. Was das innerlich mit mir macht ist schwer zu beschreiben, aber es ist nicht gut. Sehr viel Stress, der sich da aufbaut. Ich frage mich eigentlich täglich ob es nicht besser wäre einen finalen Schlussstrich zu ziehen, aber kann mich noch einfach nicht überwinden.

    Es fühlt sich nach wie vor an wie die Wahl zwischen Pest und Cholera.

    Zunächst mal Glückwunsch zur neu gestalteten Terrasse. Da werde ich glatt neidisch, ich habe in meiner kleinen Butze nicht einmal einen Balkon. Bin halt ein echtes Großstadtkind.

    Das klingt ja alles nicht nach einer liebevollen, erfüllenden Beziehung. Was hält Dich denn noch da?

    Ich hab auch nur die Terasse, sind glaub ich 3 oder 4 qm, aber die kann man sich schon schön machen. Mich hat sogar der Größenwahn gepackt, man stelle sich vor ich versuche gerade selbst Pflanzen zu ziehen :shock: Petersilie, Schnittlauch und Basilikum, mal gucken ob das was wird.

    Weil den zwei Jahren acht sehr gute, erfüllende, harmonische gegenüber stehen und ich innerlich noch nicht darüber weg bin, dass das jetzt einfach weg sein soll. Alle Pläne für die Zukunft - wortwörtlich abgesoffen. Wenn er nicht gerade etwas unwiderruflich grenzüberschreitendes macht ( gewalttätig oder sonst wie gefährlich wird, von selbst die Beziehung beendet, sich ne Neue sucht etc. ) werde ich es auslaufen lassen. Im Moment bin ich an dem Punkt, dass ich ihn zwar jederzeit rauswerfen, mich aber noch bequatschen lassen würde ihn zurück zu nehmen. Und das will ich nicht. On/Off bis ich dann irgendwann von dem ganzen Drama völlig kaputt bin. Kein Bedarf. Ich mache Schluss wenn es für mich vorbei ist. Denke wir sind auf dem besten Weg dahin.

    Himmel, okay.

    Ich habe jetzt offiziell ungefähr 2 dutzend Pflanzen zu einem grausamen Tod verdammt. Die Terasse sieht dafür aktuell wieder richtig schick aus, wenn auch den Mücken noch niemand gesagt hat, dass sie von den neuen Pflanzen eigentlich abgeschreckt werden sollen 🤔 Naja, ich hab aber auch schon ein paar Hummeln und Bienen gesehen, die das frisch begrünte Ödland wieder entdecken. Alles sehr schick.

    An der Beziehungsfront sieht es dafür umso düsterer aus, mein Partner und ich existieren eigentlich nur noch nebeneinander her. Ich mach meins, er macht seins. Die Trinkerei ist konstant gleich geblieben und ich habe nicht das Gefühl, dass er vorhat daran etwas zu ändern. Auf der Habenseite steht, dass ich mich davon inzwischen kaum noch beeindrucken lasse. Eigentlich mach ich mir nur noch Gedanken, wenn der Hund bei ihm ist, ansonsten wusel ich meine Projekte durch. Kurioserweise scheint ihm das nun nicht zu passen. Nach gut zwei Jahren, in denen ich ihm ständig in den Ohren lag etc hat er jetzt das was er augenscheinlich immer wollte, seine Ruhe vor mir. Ich will von ihm keine Beteiligung mehr, ich schimpfe nicht über seine Fahne und plane meine Zeit ohne ihn. Jetzt ist er es der meckert. Wieso ich ihn nicht mehr einbeziehe. Wieso ich ihn nicht frage. Ich bin baff erstaunt und habe ihm das auch gesagt. Solange ich depressiv auf der Couch hocke ist alles prächtig, aber sobald ich anfange wieder zu leben ist das unfair? Ich glaube wirklich nicht, dass er sich selbst beim reden zuhört.

    Hallo Kolja,

    ich kann den Panikmodus, in dem ihr beide euch gerade befindet absolut nachvollziehen. Vor allem, wenn sich gerade ein Trauma an das nächste reiht und der Körper gar nicht mehr raus kommt aus der ewigen Angst/Trauer/Angst-Schleife.

    Was ihr trotzdem bedenken solltet:

    - Der Sohn ist gerade in der Klinik und unter ärztlicher Aufsicht. Dort ist er sicher und eure Anwesenheit wird es nicht "sicherer" für ihn machen.

    - Was meint er mit "Er ist voll auf Entzug". Die Leute, die hier erfolgreich ihre Sucht bekämpfen bestätigen euch sicher, dass man auch wenn man Medikamente gegen den körperlichen Entzug bekommt (die stoppen z.B. das Schwitzen etc) der psychische Entzug aber nicht gedämpft wird. Der "Saufdruck" bleibt und mit ihm kommen eventuell all die Gefühle hoch, die man mit dem Alkohol weggetrunken hat. Sich und die eigene Situation nach vielleicht Jahren zum ersten Mal nüchtern analysieren zu müssen bringt viele an den Rand der Verzweiflung. Aber: DA MUSS ER DURCH, auch wenn es weh tut. Genauso, wie ein Körper erstmal die Infektion in einer eitrigen Wunde bekämpfen muss, bevor er daran gehen kann die Wunde zu schließen. In der ersten Zeit sind bei dieser Art Selbstfindung Familie, vor allem Eltern, nicht immer unbedingt gut. Denn für unsere Familie wollen die meisten Leute ungern eine Last sein, schon Kleinkinder lernen sich zu verstellen damit Mama und Papa sich keine Sorgen machen. Euer Sohn soll sich jetzt aber nicht verstellen. Er soll offenen Auges geradewegs in den Sturm hinein fahren und sich darauf konzentrieren dort durch zu kommen und nicht dadurch abgelenkt werden, dass er Passagiere beruhigt. Es klingt, als hättet ihr regen Kontakt. Nutzt das um ihm Selbstvertrauen mitzugeben. "Wir wissen, dass du das schaffen kannst" ist meistens die bessere Lösung als "Das kriegst du nie hin, wir kommen und regeln das für dich."

    - Ihr könnt euch um niemanden kümmern, wenn ihr selbst kaputt geht. Geht und organisiert euch Hilfe durch einen Therapeuten, falls es alleine nicht geht, aber ihr braucht unbedingt Ruhezeiten. Stressfrei. Momente, in denen ihr nicht erreichbar seid, etwas entspannendes für euch tut. Euer Körper trägt euch durch euer Leben, er hat auch ein Recht auf ordentliche Behandlung. Vielleicht wäre eine Trauerberatung gut? Oder eine Kur? Tut unbedingt etwas für euch. Seelenzeit ist soo wichtig. Und auch als Eltern bleibt man Mensch darf auch einfach mal nur Mensch sein.

    Alles Liebe,

    Nachtschicht

    Hi Marion,

    was meinst du mit du übernimmst die Pflege? Was beinhaltet das alles? Das ist ernst gefragt, ich kann mir da grade nichts so drunter vorstellen, was macht denn dann das Pflegepersonal? 😅

    Hoffentlich sitzt du nicht wirklich 24h am Tag dort bei ihm im Krankenhaus, immer daran denken: Du kannst dich um niemanden kümmern, wenn du selbst krank wirst.

    Kolja, ich hoffe, dass dein Sohn der Informationsweitergabe zugestimmt hat, nicht, dass ihr 700km fahrt und der "zuständige" Arzt euch glasklar ins Gesicht sagt, dass ihr von ihm keine Auskunft bekommt.

    Deinem Sohn geht es bis Mittwoch sicher schon wieder deutlich besser, ob es für euch nötig ist schon wieder so weit zu fahren...weiß nicht ob das ziehlführend ist.

    Ich kann es absolut nachvollziehen. Wieviel im Laufe der Zeit kaputt gegangen ist merkt man tatsächlich erst mit Abstand. Wenn man die Anspannung endlich mal loswurde, dann kommt ein Triggerpunkt und plötzlich baut sich alles genau so haushoch wieder auf wie vorher. Posttraumatische Belastungsstörung quasi. Genau wie der Alkoholiker nach nur einem Schluck wieder mittendrin hängt in der Sucht, reißen bei dem Angehörigen sofort wieder die Wunden auf, wenn sich Situationen wieder gleich abspielen- ob nun nass oder trocken.

    Ich finde es gut, dass du ihn weg geschickt hast. Soll er schmollen. Du und deine Gesundheit sind wichtiger. Ich finde es auch bezeichnend, dass er eiskalt überhaupt weg gefahren ist, nachdem du ihm gesagt hast dir geht es nicht gut. Ein echter Partner wäre nicht gegangen, hätte im Gegenteil vielleicht sogar mal gesagt "Dieses We hast du kinderfrei und erholst dich."

    Aber was rede ich, meiner ist nicht besser.

    Als sie mich defibrillieren wollten um das Vorhofflimmern abzustellen (bekommt man gerne vom Saufen) hatte ich eine Betäubung bekommen. (Keine Narkose) Als ich wieder wach wurde hatten sie nichts machen können. Ich habe mir wohl die Schläuche raus gerissen und bin voll abgegangen.

    Das nennt sich dann paradoxe Reaktion. Es kommt tatsächlich immer mal wieder vor, dass Menschen z.B. auf Beruhigungsmittel genau gegenteilig reagieren. Genauso, wie ein Mittel gegen Bluthochdruck den Blutdruck erhöhen kann, kann ein Sedativ die Leute richtig ausrasten lassen.

    Aber wie du schon selbst gesagt hast, Sedierung ist keine Narkose.

    Ich möchte hier einmal beruhigen, niemand wird während einer OP aufwachen. Man ist die ganze Zeit am Monitor, ein netter Anästhesiepfleger kümmert sich in Echtzeit darum, dass man die ganze Zeit mit ausreichend Narkosemittel versorgt ist etc. In 10 Jahren Arbeit im Krankenhaus habe ich noch nie von auch nur einem echten Fall gehört, bei dem die Narkose während der Op versagt hätte. Noch nichtmal ein Fall, bei dem die Narkose einfach nicht einsetzte. Sicher gibt es immer die Patienten, die mehr vertragen als andere, aber irgendwann kippen auch die um.

    Das man ein Suchtproblem hat sollte man trotzdem ansprechen, das hat aber eher mit der Zeit nach der OP zutun. Bei uns ist es beispielsweise Standard, dass Patienten mit vorrangegangener Suchtproblematik niemals Benzos verabreicht bekommen, auch mit Opioiden sind wir maximal vorsichtig.

    Liebe Nachtschicht,

    deine Liste gefällt mir :)

    Ich verfolge deine Beiträge, habe aber nicht im Kopf, ob du ihm denn schon gesagt hast, wie es um deine Gefühle hinsichtlich der Beziehung steht? Du ziehst so oder so eine Trennung in Betracht, weiß er das? Was fehlt dir denn zur Entscheidung?

    LG,

    Anni

    Hi Anni,

    ja, er weiß, wie es aktuell aussieht, ich habe ihm schon mehrfach gesagt, dass unsere Beziehung aktuell mit großen Schritten dem Ende zugeht. Jedes Mal Betroffenheit, ein paar Tage Bemühungen, dann wieder abdriften ins Schema B.

    Ich selbst befinde mich im Moment in einer Situation in der ich gefühlt nur verlieren kann. Ich will tatsächlich keine Trennung, aber ich kann diesen täglichen Mist, der mit seinem Konsum einhergeht auch einfach nicht mehr ertragen. Gehe ich verliere ich meine große Liebe, bleibe ich geht die Situation über kurz oder lang an meine Gesundheit. Warnsignale sehe ich bereits. Erst neulich, als er wieder mal voll nach Hause kam hatte ich für mindestens 2 Stunden einen dauerhaften Pfeifton im Ohr. Meine Arbeit ist der pure Stress, zu Hause geht es weiter.

    Aktuell versuche ich Distanz zu finden um objektiv die gesamte Situation zu beurteilen. Und auch ein Stück weit abzustumpfen. Mittwoch habe ich ihm gesagt, dass ich ab sofort seinen Alkoholkonsum nicht mehr kommentieren werde. Wenn ich es tue, dann nur noch, um ihm den Grund für das Ende unserer Beziehung mitzuteilen. Habe ihm ganz klar gesagt ich bin raus. Braucht er Hilfe kann er sich melden, Alkohol ist in der Wohnung ab jetzt tabu. Und jetzt gehe ich auf die Suche nach meinem Vorbeziehungs-Ich. Mache aus "Uns" wieder "Ich" und wenn ich mich wieder habe, dann kann ich mich endlich lösen ohne mich zu zerreißen. Vielleicht werde ich ihm aber auch vorher zu unbequem und er trennt sich, auch in Ordnung. ODER er sucht sich wie versprochen Hilfe, aber seine Versprechen...naja, ich wäre über eine Einhaltung sehr überrascht.

    Ich möchte jetzt hier nicht Böse sein, aber bei mir gehen gerade alle Alarmglocken an, Sieben.

    Nicht unbedingt nur wegen dem Alkoholkonsum, der schon schlimm genug ist, aber das ganze Paket triggert in mir echte Angst.

    Lovebombing, kaum 5 Monate zusammen und schon extreme Anzeichen für manipulatives und kontrollierendes Verhalten. Zeitgleich absolute Gleichgültigkeit dir gegenüber, wenn er grade keine Verwendung für dich hat. On Top zum Alkoholkonsum.

    Sieben, bitte, bitte, vorsicht. Da oben steht das 1x1 der Warnzeichen für häusliche Gewalt.

    Und ich hatte immer ordentlich schiss, dass sie am morgen wenn ich meine fahne hatte was sagen könnte. Ich war immer froh wenn nichts war und suchte möglichst schnell das weite,schön in der konfortzone bleiben. Ein wenig offen vor ihr trinken und vielmehr heimlich saufen, so tun als ob es normal sei, ja nicht streiten, und nicht darüber reden.

    Hier drin erkenne ich wiederum meinen Partner wieder. Er sagt auch kaum je was wenn ich ihn konfrontiere, er guckt immer nur wie ein getretener Welpe, zieht den Kopf ein und wartet, dass der Sturm vorüber geht. Was mich wiederum noch mehr getriggert hat, aber inzwischen ist es mir gleich.


    Gestern war ich in meine Planungen für die Terasse vertieft (Linde hat schon recht, der Sommer kommt, draußen wird schön) , da fragt er was ich mache und will dann wissen, ob er helfen soll. Ich hab ihm ehrlich gesagt, dass ich will, dass das zügig fertig wird und wenn ich mich darauf verlasse, dass er (abgesprochene) Dinge tut, dann kann ich auch darauf warten, dass Schnee fällt. Darauf war er echt beleidigt. Und ich baff erstaunt, denn im Flur steht aktuell bereits wieder seit einer Woche ein Umzugskarton mit Zeug, das ich wegschmeißen, er aber "unbedingt nochmal durchgucken" will. Nun, Montag früh komm ich raus ausm Dienst, Dienstag landet der Karton auf der Deponie und ich erinnere ihn sicher nicht nochmal.

    Dinge, die ich mir unbedingt abgewöhnen muss.

    - Ihn und seinen Konsum kontrollieren

    - Darauf zu warten, dass er nach Hause kommt

    - Ihn in meine Alltagsplanung mit einzurechnen

    - Mein eigenes Leben nur passiv gestalten.

    - Ständig auf Arbeit einspringen

    - Nicht immer warten, selber machen!

    - Im Bett liegen und mich von Gedanken erdrücken lassen

    - Verantwortung für andere übernehmen, aber nicht für mich selbst.

    Projekte für den Monat Mai

    - Die Terasse sieht furchtbar aus und das hat mich eigentlich schon immer geärgert --> ändern!

    - Das Chaos im Wohnzimmer stört und stresst mich ---> ändern!

    Bin ich tatsächlich so schrecklich wie ich mich gerade fühle?

    Nein, nein und nochmals NEIN.

    Du benimmst dich wie ein erwachsener, vernünftiger Mensch, der Verantwortung übernimmt. Verantwortung setzen immer alle gleich mit selber machen, sich quälen, durchsetzen etc., aber viel häufiger (und leider viel weniger oft umgesetzt) bedeutet Verantwortung für sich und seine Taten zu übernehmen, in dem man ganz offen eingesteht: Ich kann das nicht. Ich habe es versucht (was du hast), aber es geht nicht.

    Und Linde hat schon ganz recht: Jeder, der schonmal in der Situation war sich mit Betreuung und Pflege Angehöriger auseinander setzen zu müssen, weiß, das ist der pure Stress.

    Du machst das toll. Und auch, wenn du es dir vielleicht nicht vorstellen kannst, aber wenn alles geschafft ist - dein Partner in seinem neuen Zuhause angekommen etc. - wird der Punkt kommen, an dem du nach einem anstrengenden Arbeitstag heim kommst und dort tatsächlich einfach nur Ruhe herrscht. Du bist zum umkippen müde und stell dir vor: Nichts hindert dich daran dich jetzt auf die Couch zu werfen, Füße hoch und Feierabend. Wirklich echter, wohlverdienter Feierabend.

    Hallo Pinapple,

    ich kann nicht gut etwas zu deiner Situation sagen, außer, dass ich verstehen kann, wieso es dir gerade schlecht geht.

    Zu dem Thema wie es sein kann, dass das Krankenhaus deine Mutter so schnell wieder entlassen hat: Sie können sie nicht festhalten. Solange ein Mensch mündig und orientiert ist hat er jederzeit das Recht eine Behandlung abzulehnen oder abzubrechen. Selbst in einer akut lebensgefährlichen Situation dürfen Ärzte eine Behandlung nicht weiterführen, wenn der Patient klar kommuniziert, dass er nicht will und die Konsequenzen begreift. Das ist manchmal schwer zu ertragen, aber generell gilt in Deutschland stumpf gesagt: Jeder Mensch hat das Recht auf seine eigene Verwahrlosung.

    Willst du sie gegen ihren Willen in ein Krankenhaus, die Psychiatrie oder auch in eine Pflegeeinrichtung bringen gibt es eigentlich nur den Weg über ein Gericht. Dort muss sie einen bestellten Vormund bekommen, der ab sofort für sie bestimmte Dinge entscheidet und dies auch gegen ihren Willen durchsetzen kann. Dafür muss aber einwandfrei bewiesen werden, dass sie nicht geschäftstüchtig etc. ist. Das durchzubekommen ist auch eher schwer, Suchterkrankungen fallen i.d.R. nicht in die Kriterien.

    Alles in allem eine sehr schwere Situation.

    Aber er würde zum Arzt gehen und sich helfen lassen, um wieder gesund zu werden. Eigentlich lässt er dich im Stich!

    Ja, kurioserweise trifft das den Nagel auf den Kopf. Kein Mensch würde zu Hause mit einem offenen Beinbruch sitzen, sich seinen rausstehenden Knochen angucken und sagen "Wieso soll ich zum Arzt gehen? Das heilt von allein!" und sich OBENDREIN noch wundern, wenn ihn jeder für bescheuert hält.

    Hallo und guten Abend, Nachtschicht!

    In den letzten Tagen hast Du Dir viel Gedanken gemacht. Viel über Dich geschrieben. Über die letzten 10 Jahre.

    Was Dich stört... Du arbeitest wirklich viel auf in den letzten 3 Tagen. Dir wird bewusst, wie viel schiefläuft.

    Wie viel Zeit verbringt Ihr noch als Paar gemeinsam? Fahrt Ihr gemeinsam in Urlaub? Ist da noch irgendetwas,

    dass Euch verbindet?

    Hierzu muss ich sagen, dass dieses Problem ja nicht erst seit gestern besteht. Er hat schon in unseren 20igern gern und häufig getrunken, ich übrigens auch, aber ich wurde dann älter und bin dem dann einfach ... ja entwachsen? Es ist, als wären wir irgendwann einfach unterschiedlich abgebogen. Mein Genörgel über seine immer häufigeren Abstürze wurden mehr, irgendwann fing ich an ihm zu sagen er ist suchtgefährdet, dann wurde mir klar, dass wir "gefährdet" schon lange überschritten haben. Das war etwa vor einem Jahr, seine Trinkerei nahm in der Pandemie nochmal an fahrt auf. Ich hab also schon einige Phasen der Erkenntnis hinter mir: Leugnen, Verzweiflung, ignorieren etc. Das sich hier alles so sinnflutartig entleert liegt vor allem daran, dass ich tatsächlich mit niemandem bisher über das alles gesprochen habe. Nicht aus Scham, eher aus Selbstschutz. Ich wollte nicht mit der Familie oder Freunden darüber reden, weil ich niemanden emotional Involvierten wollte, der mir in MEIN Leben reinquatscht. Es wäre einfach zu viel Lärm und ich könnte mich selbst nicht mehr hören. Als ich nach 15 Jahren angefangen habe mir das Rauchen abzugewöhnen habe ich auch niemandem davon erzählt, irgendwann nach einem Jahr hat mich jemand gefragt, ob ich nicht mehr rauche, da war aber alles schon über die Bühne gegangen. Jetzt ist es ähnlich. Ich weiß absolut wie mein Bruder reagiert, wenn ich ihm sage, dass mein Mann trinkt. Genauso wie Freunde. Es wäre viel Hysterie da, was ich verstehen kann und was mich froh macht, denn es zeigt, dass ich geliebt werde und man sich sorgen um mich macht, aber witzigerweise ist es bei der Beziehung genauso wie bei einem Suchtproblem: Wenn ich meinen Partner auf Druck von Außen verlasse, dann habe ich selbst dabei nichts gewonnen. Eigentlich befinde ich mich schon mittendrin im Prozess mich zu lösen, die Anmeldung hier im Forum ist nur ein weiterer Schritt. Denn der Redebedarf ist groß, nur will ich niemanden, der mich bemitleidet oder mir erzählt "Du weißt offensichtlich nicht, was das Beste für dich ist, wir machen das jetzt so und so". Es tut mir gut einfach mal alles runter zu schreiben, meine eigenen Beiträge zulesen und antworten zubekommen, die rational reflektiert sind. Oder andere Beiträge zu lesen, mir selbst an den Kopf zu fassen, nur um mir dann zu sagen "Jetzt komm mal von deinem hohen Roß runter, du bist selbst nicht besser, vielleicht ziehst du mal für dich selbst die passenden Schlüsse, ehe du dich gedanklich darüber auslässt, wie dumm doch andere sind."
    Was ich zum Beispiel auch sehe: Mein Freund und ich - existieren schon länger nicht mehr als Paar. Er trinkt, seine Freizeitbeschäftigungen beinhalten diese Aktivität meistens, wenn sie sich nicht ausschließlich darum drehen. Ich habe mich da nach und nach mehr von zurück gezogen. Aktuell ist die einzige Sache, die wir noch verhältnismäßig oft zusammen machen Spaziergänge mit dem Hund. In der ersten Zeit wurde ich darüber beinahe schon depressiv, oder war es sogar. Wenn er weg war hockte ich zu Hause rum, fraß und wartete darauf, dass er heim kam. Im Dezember 2021 kam dann bei der Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt raus, dass an meiner Gebärmutterschleimhaut was nicht in Ordnung ist. Man fand veränderte Zellen, ich musste operiert werden, das ganze wurde eingeschickt etc. Rückblickend wahrscheinlich das Beste, was mir passieren konnte. Es war nur eine Krebsvorstufe, aber ich wurde wieder wach. Guckte in den Spiegel und war...nicht begeistert. Ich habe meine Lebensweise eingenordet, Ernährung umgestellt, fing wieder an Sport zu machen. "Wen interessierts ob er sich im Garten die Birne zukippt, ich gehe jetzt laufen!" Aktuell bin ich 10 Kilo leichter und habe mich seit Februar von 100m joggen auf inzwischen 4km hochgearbeitet. Ohne ihn. Inzwischen ist da auch noch eine leise Stimme in meinem Hinterkopf, die gelegentlich feststellt, dass mein Tag um so vieles besser war, bevor er nach Hause kam. Alles in allem sehr klare Anzeichen, dass sich meine Beziehung im letzten Akt befindet. Sofern sich nicht grundlegend etwas ändert und ich den Mann wieder bekomme, in den ich mich einmal verliebt hatte. Denn DEN liebe ich nach wie vor und würde nicht wenig geben um ihn wieder zu bekommen. Vielleicht dauert diese ganze Sache auch nur so lange, weil man einen Toten betrauert ohne zu begreifen, dass er wirklich nie wieder kommt.

    Hallo Nachtschicht,

    das betrunken sein und Auto fahren ein no Go ist...

    Nachtrag:

    Zum Thema Alkohol am Steuer: Wenn er alkoholisiert Auto fährt, dann riskiert er nicht nur sein Leben,

    sondern vor allem das von anderen Menschen.

    Dieses Thema ist tatsächlich auch eines der wenigen, bei dem mir regelmäßig der Kragen platzt. Ich musste da aber leider sehr bitter erfahren, dass ich überhaupt keine Handhabe besitze um ihn daran zu hindern. Bin ich dabei fährt er nicht (mehr), sondern ich. Mir ist einmal untergekommen, dass er wirklich die Frechheit besaß betrunken zu sein, während ich auf dem Beifahrersitz war und das wird wohl auch das letzte Mal gewesen sein. Den Wutausbruch hat er so nicht kommen sehen und wahrscheinlich hat er ihn auch erschreckt. Wenn ich nicht dabei bin setzt er sich eben hinters Steuer und ich habe tatsächlich deswegen einmal bei der Polizei angerufen. Das Ergebniss war: Sie tun gar nichts. Sofern sie ihn nicht auf frischer Tat ertappen gibt es nur den Weg der Selbstanzeige, selbst wenn er auf die Wache zum pusten kommt und nicht wirklich so dämlich ist dort selbst im Auto hinzufahren stünde im Zweifel seine Aussage gegen meine. Also läuft es am Ende auf drei Szenarien hinaus: Er sieht es selbst ein. Er gerät in eine Kontrolle. Oder er baut einen Unfall. Ich kann der Polizei nicht einmal einen Vorwurf machen, aber wie gesagt, es ist super bitter.

    Hallo Nachtschicht,

    ja! Ansprechen.

    Okay, werde ich. Ich denke zwar, ich weiß schon wie er reagiert, aber den Luxus sich selbst einen in die Tasche zu lügen möchte ich ihm ehrlich auch einfach nicht gönnen.

    Puuh. Und damit kommt wieder ein ellenlanger Text zum Ende.
    Eine Sache möchte ich aber gerne noch loswerden. Mir ist sehr bewusst, dass sich hier die allermeisten Geschichten sehr gleichen und wenn man länger im Forum ist ist es wahrscheinlich irgendwann auch nervig immer wieder das Gleiche zu lesen. Das ich nicht Antworten bekomme die lauten "Schau mal in diesen Themen, da steht schon was zu deinem Problem" weiß ich sehr zu schätzen. Generell auch, dass sich hier Leute wirklich die Mühe machen meine Romane durchzuarbeiten und sehr klare, sehr hilfreiche Meinungen dazu abgeben.

    Euch allen noch einen schönen Tag :)

    Ich habe mal eine Frage zum "richtigen" Verhalten.

    Mein Partner ist gerade vom Fussball zurück gekommen und ist offensichtlich betrunken (Alkohol trinken gehört schließlich zum Sport dazu, das wissen wir alle... wer wird noch ironisch, wenn er traurig ist?).

    Jetzt frage ich mich, spreche ich das an, wenn er morgen wieder nüchtern ist? Ich mein, er sitzt friedlich auf der Couch, ich bin im Bett und um ehrlich zu sein stört er mich gerade überhaupt nicht. Ich bin froh, dass er heil und ohne Unfall wieder da ist (natürlich wieder Auto gefahren), mache mir aber, wie inzwischen fast immer, sorgen um seine Gesundheit. Um seine Leber vor allem. Ihn nicht darauf anzusprechen kommt mir falsch vor, zumal ich denke er ist der Meinung "Wenn sie nichts sagt hat sie es auch nicht bemerkt, ergo war ich nicht betrunken, ich hab mich voll unter Kontrolle." Diese völlig falsche Selbstwahrnehmung irritiert mich extrem. Ist da Feedback von außen irgendwie hilfreich oder geht das sowiso ins eine Ohr rein und ins andere wieder raus? Oder ruft im Zweifel sogar noch Trotz hervor?

    Ich weiß, viele werden jetzt sagen "Der Alkohol ist seine Baustelle, hör auf dir darüber Gedanken zu machen" ABER (ja, ich weiß, das Ausreden-Aber :( ) wenn ich das tue, dann habe ich das Gefühl ihn kampflos aufzugeben. Ihn wirklich wegzuwerfen. Und mit viel Pech trennen sich dann unsere Wege und in ein paar Jahren lese ich seinen Namen auf meiner Patientenliste am Ende seiner Alkoholkarriere und ich weiß schon jetzt, dass ich mich dann ein Stück weit fühle, als hätte ich ihn mitumgebracht. Weil ich ihn jetzt allein lasse. Oder eher wie eine Ratte, die das sinkende Schiff verlassen hat. Hätte er Krebs, wäre depressiv etc würde ich ja auch nicht gehen.

    Gibt es als Angehörige gar nichts konstruktives, was man tun kann um nicht einfach...nur zuzusehen?