Nachtschicht - Vorstellung

  • Aber er würde zum Arzt gehen und sich helfen lassen, um wieder gesund zu werden. Eigentlich lässt er dich im Stich!

    Ja, kurioserweise trifft das den Nagel auf den Kopf. Kein Mensch würde zu Hause mit einem offenen Beinbruch sitzen, sich seinen rausstehenden Knochen angucken und sagen "Wieso soll ich zum Arzt gehen? Das heilt von allein!" und sich OBENDREIN noch wundern, wenn ihn jeder für bescheuert hält.

    Hallo und guten Abend, Nachtschicht!

    In den letzten Tagen hast Du Dir viel Gedanken gemacht. Viel über Dich geschrieben. Über die letzten 10 Jahre.

    Was Dich stört... Du arbeitest wirklich viel auf in den letzten 3 Tagen. Dir wird bewusst, wie viel schiefläuft.

    Wie viel Zeit verbringt Ihr noch als Paar gemeinsam? Fahrt Ihr gemeinsam in Urlaub? Ist da noch irgendetwas,

    dass Euch verbindet?

    Hierzu muss ich sagen, dass dieses Problem ja nicht erst seit gestern besteht. Er hat schon in unseren 20igern gern und häufig getrunken, ich übrigens auch, aber ich wurde dann älter und bin dem dann einfach ... ja entwachsen? Es ist, als wären wir irgendwann einfach unterschiedlich abgebogen. Mein Genörgel über seine immer häufigeren Abstürze wurden mehr, irgendwann fing ich an ihm zu sagen er ist suchtgefährdet, dann wurde mir klar, dass wir "gefährdet" schon lange überschritten haben. Das war etwa vor einem Jahr, seine Trinkerei nahm in der Pandemie nochmal an fahrt auf. Ich hab also schon einige Phasen der Erkenntnis hinter mir: Leugnen, Verzweiflung, ignorieren etc. Das sich hier alles so sinnflutartig entleert liegt vor allem daran, dass ich tatsächlich mit niemandem bisher über das alles gesprochen habe. Nicht aus Scham, eher aus Selbstschutz. Ich wollte nicht mit der Familie oder Freunden darüber reden, weil ich niemanden emotional Involvierten wollte, der mir in MEIN Leben reinquatscht. Es wäre einfach zu viel Lärm und ich könnte mich selbst nicht mehr hören. Als ich nach 15 Jahren angefangen habe mir das Rauchen abzugewöhnen habe ich auch niemandem davon erzählt, irgendwann nach einem Jahr hat mich jemand gefragt, ob ich nicht mehr rauche, da war aber alles schon über die Bühne gegangen. Jetzt ist es ähnlich. Ich weiß absolut wie mein Bruder reagiert, wenn ich ihm sage, dass mein Mann trinkt. Genauso wie Freunde. Es wäre viel Hysterie da, was ich verstehen kann und was mich froh macht, denn es zeigt, dass ich geliebt werde und man sich sorgen um mich macht, aber witzigerweise ist es bei der Beziehung genauso wie bei einem Suchtproblem: Wenn ich meinen Partner auf Druck von Außen verlasse, dann habe ich selbst dabei nichts gewonnen. Eigentlich befinde ich mich schon mittendrin im Prozess mich zu lösen, die Anmeldung hier im Forum ist nur ein weiterer Schritt. Denn der Redebedarf ist groß, nur will ich niemanden, der mich bemitleidet oder mir erzählt "Du weißt offensichtlich nicht, was das Beste für dich ist, wir machen das jetzt so und so". Es tut mir gut einfach mal alles runter zu schreiben, meine eigenen Beiträge zulesen und antworten zubekommen, die rational reflektiert sind. Oder andere Beiträge zu lesen, mir selbst an den Kopf zu fassen, nur um mir dann zu sagen "Jetzt komm mal von deinem hohen Roß runter, du bist selbst nicht besser, vielleicht ziehst du mal für dich selbst die passenden Schlüsse, ehe du dich gedanklich darüber auslässt, wie dumm doch andere sind."
    Was ich zum Beispiel auch sehe: Mein Freund und ich - existieren schon länger nicht mehr als Paar. Er trinkt, seine Freizeitbeschäftigungen beinhalten diese Aktivität meistens, wenn sie sich nicht ausschließlich darum drehen. Ich habe mich da nach und nach mehr von zurück gezogen. Aktuell ist die einzige Sache, die wir noch verhältnismäßig oft zusammen machen Spaziergänge mit dem Hund. In der ersten Zeit wurde ich darüber beinahe schon depressiv, oder war es sogar. Wenn er weg war hockte ich zu Hause rum, fraß und wartete darauf, dass er heim kam. Im Dezember 2021 kam dann bei der Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt raus, dass an meiner Gebärmutterschleimhaut was nicht in Ordnung ist. Man fand veränderte Zellen, ich musste operiert werden, das ganze wurde eingeschickt etc. Rückblickend wahrscheinlich das Beste, was mir passieren konnte. Es war nur eine Krebsvorstufe, aber ich wurde wieder wach. Guckte in den Spiegel und war...nicht begeistert. Ich habe meine Lebensweise eingenordet, Ernährung umgestellt, fing wieder an Sport zu machen. "Wen interessierts ob er sich im Garten die Birne zukippt, ich gehe jetzt laufen!" Aktuell bin ich 10 Kilo leichter und habe mich seit Februar von 100m joggen auf inzwischen 4km hochgearbeitet. Ohne ihn. Inzwischen ist da auch noch eine leise Stimme in meinem Hinterkopf, die gelegentlich feststellt, dass mein Tag um so vieles besser war, bevor er nach Hause kam. Alles in allem sehr klare Anzeichen, dass sich meine Beziehung im letzten Akt befindet. Sofern sich nicht grundlegend etwas ändert und ich den Mann wieder bekomme, in den ich mich einmal verliebt hatte. Denn DEN liebe ich nach wie vor und würde nicht wenig geben um ihn wieder zu bekommen. Vielleicht dauert diese ganze Sache auch nur so lange, weil man einen Toten betrauert ohne zu begreifen, dass er wirklich nie wieder kommt.

    Hallo Nachtschicht,

    das betrunken sein und Auto fahren ein no Go ist...

    Nachtrag:

    Zum Thema Alkohol am Steuer: Wenn er alkoholisiert Auto fährt, dann riskiert er nicht nur sein Leben,

    sondern vor allem das von anderen Menschen.

    Dieses Thema ist tatsächlich auch eines der wenigen, bei dem mir regelmäßig der Kragen platzt. Ich musste da aber leider sehr bitter erfahren, dass ich überhaupt keine Handhabe besitze um ihn daran zu hindern. Bin ich dabei fährt er nicht (mehr), sondern ich. Mir ist einmal untergekommen, dass er wirklich die Frechheit besaß betrunken zu sein, während ich auf dem Beifahrersitz war und das wird wohl auch das letzte Mal gewesen sein. Den Wutausbruch hat er so nicht kommen sehen und wahrscheinlich hat er ihn auch erschreckt. Wenn ich nicht dabei bin setzt er sich eben hinters Steuer und ich habe tatsächlich deswegen einmal bei der Polizei angerufen. Das Ergebniss war: Sie tun gar nichts. Sofern sie ihn nicht auf frischer Tat ertappen gibt es nur den Weg der Selbstanzeige, selbst wenn er auf die Wache zum pusten kommt und nicht wirklich so dämlich ist dort selbst im Auto hinzufahren stünde im Zweifel seine Aussage gegen meine. Also läuft es am Ende auf drei Szenarien hinaus: Er sieht es selbst ein. Er gerät in eine Kontrolle. Oder er baut einen Unfall. Ich kann der Polizei nicht einmal einen Vorwurf machen, aber wie gesagt, es ist super bitter.

    Hallo Nachtschicht,

    ja! Ansprechen.

    Okay, werde ich. Ich denke zwar, ich weiß schon wie er reagiert, aber den Luxus sich selbst einen in die Tasche zu lügen möchte ich ihm ehrlich auch einfach nicht gönnen.

    Puuh. Und damit kommt wieder ein ellenlanger Text zum Ende.
    Eine Sache möchte ich aber gerne noch loswerden. Mir ist sehr bewusst, dass sich hier die allermeisten Geschichten sehr gleichen und wenn man länger im Forum ist ist es wahrscheinlich irgendwann auch nervig immer wieder das Gleiche zu lesen. Das ich nicht Antworten bekomme die lauten "Schau mal in diesen Themen, da steht schon was zu deinem Problem" weiß ich sehr zu schätzen. Generell auch, dass sich hier Leute wirklich die Mühe machen meine Romane durchzuarbeiten und sehr klare, sehr hilfreiche Meinungen dazu abgeben.

    Euch allen noch einen schönen Tag :)

  • Liebe Nachtschicht,

    ich habe bisher alle deine Beiträge gelesen und empfand das nicht als Arbeit.

    Ich bin mittlerweile seit 15 Jahren hier und ja, es ähnelt sich immer und immer wieder. Mich stört das aber garnicht denn ich weiß noch zu gut, wie erlösend es für mich damals war, alles hier rauslassen zu können. Ich habe mich verstanden gefühlt und die Antworten, die ich bekam, halfen mir weiter.

    Und darum bin ich noch immer hier. Für Angehörige gibt es nicht so viele Anlaufstellen wie für Abhängige. Wir bieten eine gute Plattform für den Austausch gerade auch für Coabhängige und ich mache das ehrenamtlich und mit vollem Herzen. Denn ich weiß eben selbst, wie es ist.

    Ich freu mich, wie gut du sortiert bist. Im Grunde genommen fehlt nur noch der letzte Schritt. Und der ist halt der schwerste, finde ich.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Dinge, die ich mir unbedingt abgewöhnen muss.

    - Ihn und seinen Konsum kontrollieren

    - Darauf zu warten, dass er nach Hause kommt

    - Ihn in meine Alltagsplanung mit einzurechnen

    - Mein eigenes Leben nur passiv gestalten.

    - Ständig auf Arbeit einspringen

    - Nicht immer warten, selber machen!

    - Im Bett liegen und mich von Gedanken erdrücken lassen

    - Verantwortung für andere übernehmen, aber nicht für mich selbst.

    Projekte für den Monat Mai

    - Die Terasse sieht furchtbar aus und das hat mich eigentlich schon immer geärgert --> ändern!

    - Das Chaos im Wohnzimmer stört und stresst mich ---> ändern!

  • Das klingt doch machbar! :):thumbup:

    Aktuell bei dem schönen Wetter bin ich so viel wie möglich draußen. Terrasse habe ich keine, aber Garten. Das macht richtig Spaß gerade.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Nicht aus Scham, eher aus Selbstschutz. Ich wollte nicht mit der Familie oder Freunden darüber reden, weil ich niemanden emotional Involvierten wollte, der mir in MEIN Leben reinquatscht. Es wäre einfach zu viel Lärm und ich könnte mich selbst nicht mehr hören.

    Boah! Danke! Ich würd bzw hab es in meiner Situation (als abhängiger) nicht anders gemacht. Viele verstehn das nicht, zumindest in meinem umfeld, aber es gibt einfach eine phase in der muss man sich konzentrieren, auf sich selbst hören, entscheidungen treffen. All das ein-und herumreden irritiert und belastet mich nur und nutzt Oft nur den anderen selbst emotional damit fertig zu werden.

    Dein text liest sich richtig gut. Du wirkst sehr klar und kraftvoll, alles scheint gut durchdacht, das ziel anvisiert.

    So gut vorbereitet, wirst du da jedenfalls für dich eine besserung erreichen, egal wie die sache ausgeht.

    Ehrlichgesagt, finde ich mich in deinen texten, in deinem freund immer wieder. damals war ich froh, dass mich meine freundin Oft nicht zur rede stellte, weil ich ja wusste, dass ich kein leiberl anhatte (österr. Ich kann den vorwürfen nichts entgegensetzen).

    Heute denk ich mir, sie hätte Das viel öfter machen sollen, nicht für mich, sondern für sich selbst.

    Und ich hatte immer ordentlich schiss, dass sie am morgen wenn ich meine fahne hatte was sagen könnte. Ich war immer froh wenn nichts war und suchte möglichst schnell das weite,schön in der konfortzone bleiben. Ein wenig offen vor ihr trinken und vielmehr heimlich saufen, so tun als ob es normal sei, ja nicht streiten, und nicht darüber reden.

  • Und ich hatte immer ordentlich schiss, dass sie am morgen wenn ich meine fahne hatte was sagen könnte. Ich war immer froh wenn nichts war und suchte möglichst schnell das weite,schön in der konfortzone bleiben. Ein wenig offen vor ihr trinken und vielmehr heimlich saufen, so tun als ob es normal sei, ja nicht streiten, und nicht darüber reden.

    Hier drin erkenne ich wiederum meinen Partner wieder. Er sagt auch kaum je was wenn ich ihn konfrontiere, er guckt immer nur wie ein getretener Welpe, zieht den Kopf ein und wartet, dass der Sturm vorüber geht. Was mich wiederum noch mehr getriggert hat, aber inzwischen ist es mir gleich.


    Gestern war ich in meine Planungen für die Terasse vertieft (Linde hat schon recht, der Sommer kommt, draußen wird schön) , da fragt er was ich mache und will dann wissen, ob er helfen soll. Ich hab ihm ehrlich gesagt, dass ich will, dass das zügig fertig wird und wenn ich mich darauf verlasse, dass er (abgesprochene) Dinge tut, dann kann ich auch darauf warten, dass Schnee fällt. Darauf war er echt beleidigt. Und ich baff erstaunt, denn im Flur steht aktuell bereits wieder seit einer Woche ein Umzugskarton mit Zeug, das ich wegschmeißen, er aber "unbedingt nochmal durchgucken" will. Nun, Montag früh komm ich raus ausm Dienst, Dienstag landet der Karton auf der Deponie und ich erinnere ihn sicher nicht nochmal.

  • Liebe Nachtschicht,

    deine Liste gefällt mir :)

    Dinge, die ich mir unbedingt abgewöhnen muss.

    Ich verfolge deine Beiträge, habe aber nicht im Kopf, ob du ihm denn schon gesagt hast, wie es um deine Gefühle hinsichtlich der Beziehung steht? Du ziehst so oder so eine Trennung in Betracht, weiß er das? Was fehlt dir denn zur Entscheidung?

    LG,

    Anni

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Liebe Nachtschicht,

    deine Liste gefällt mir :)

    Ich verfolge deine Beiträge, habe aber nicht im Kopf, ob du ihm denn schon gesagt hast, wie es um deine Gefühle hinsichtlich der Beziehung steht? Du ziehst so oder so eine Trennung in Betracht, weiß er das? Was fehlt dir denn zur Entscheidung?

    LG,

    Anni

    Hi Anni,

    ja, er weiß, wie es aktuell aussieht, ich habe ihm schon mehrfach gesagt, dass unsere Beziehung aktuell mit großen Schritten dem Ende zugeht. Jedes Mal Betroffenheit, ein paar Tage Bemühungen, dann wieder abdriften ins Schema B.

    Ich selbst befinde mich im Moment in einer Situation in der ich gefühlt nur verlieren kann. Ich will tatsächlich keine Trennung, aber ich kann diesen täglichen Mist, der mit seinem Konsum einhergeht auch einfach nicht mehr ertragen. Gehe ich verliere ich meine große Liebe, bleibe ich geht die Situation über kurz oder lang an meine Gesundheit. Warnsignale sehe ich bereits. Erst neulich, als er wieder mal voll nach Hause kam hatte ich für mindestens 2 Stunden einen dauerhaften Pfeifton im Ohr. Meine Arbeit ist der pure Stress, zu Hause geht es weiter.

    Aktuell versuche ich Distanz zu finden um objektiv die gesamte Situation zu beurteilen. Und auch ein Stück weit abzustumpfen. Mittwoch habe ich ihm gesagt, dass ich ab sofort seinen Alkoholkonsum nicht mehr kommentieren werde. Wenn ich es tue, dann nur noch, um ihm den Grund für das Ende unserer Beziehung mitzuteilen. Habe ihm ganz klar gesagt ich bin raus. Braucht er Hilfe kann er sich melden, Alkohol ist in der Wohnung ab jetzt tabu. Und jetzt gehe ich auf die Suche nach meinem Vorbeziehungs-Ich. Mache aus "Uns" wieder "Ich" und wenn ich mich wieder habe, dann kann ich mich endlich lösen ohne mich zu zerreißen. Vielleicht werde ich ihm aber auch vorher zu unbequem und er trennt sich, auch in Ordnung. ODER er sucht sich wie versprochen Hilfe, aber seine Versprechen...naja, ich wäre über eine Einhaltung sehr überrascht.

  • Hallo Nachtschicht,

    kleine Schritte machen, der nächste vielleicht zu deinem Arzt, um den Pfeifton im Ohr abklären bzw. behandeln zu lassen. Nimm dich wichtig.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Nachtschicht,

    ich kann Linde nur zustimmen. Du bist jetzt wichtig.

    bitte nur das ankündigen, was du auch umsetzen kannst. Sonst machst du dich unglaubwürdig und er wird es ausnutzen. Das ist sicher.

    Mit einem nassen Alkoholiker an der Seite kommen wir in unserem Beruf aus dem Pflegemodus gar nicht mehr raus.

    Es bleibt keine Zeit zum erholen und abschalten.

    Du hast genug geredet, du brauchst ihn nicht mehr auf seinen Alkoholkosum hinzuweisen, das weiß er.

    Wie wäre es, wenn du etwas für dich planen würdest, wo du mal zur Ruhe kommst. Vielleicht auch mal an eine psychosomatische Reha denkst?

    Ich habe es 2x gemacht und ich es hat mir immer gut getan.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • ...

    Was, wenn man sich mal streitet? Wütend oder fristriert mit seinem Partner ist.

    Das kann ich dir als Alkoholiker schreiben was da ist "Nachtschicht", da ist der Grund weg, aus welchem das Saufen erst mmal beendet wurde. Weil, wenn die Alte auch doof tut wenn ich nüchtern bin, dann kann ich auch saufen und muss mich hier nicht rumquälen, um ihr zu gefallen und meine Ruhe zu haben.

    Ja, es wird Fälle geben, in denen das funktioniert, wenn wegen des Partners mit dem Saufen aufgehört wird, aber in den Fällen, da ist der Partner meistens noch da.

    Gestern Abend bekam ich einen Anruf von einem eghemaligen Kollegen und so nebenbei teilte er mir mit, dass er sich im letzten September von seine Frau getrennt hat oder sie sich von ihm. Er war noch nicht sooo lange trocken - ein Jahr vielleicht - und ich fragte natürlich danach, wie es derzeit mit dem Alk aussehen würde. Von September bis Februar hätte er wieder durchgesoffen, weil er nicht gewusst hätte, wie er mit dem Problem umgehen soll, wäre dann nach einem Zusammenbruch ins Krankenhaus eingeliefert worden und nun wieder nüchtern und in Therapie. Na dann, viel Glück.

  • Himmel, okay.

    Ich habe jetzt offiziell ungefähr 2 dutzend Pflanzen zu einem grausamen Tod verdammt. Die Terasse sieht dafür aktuell wieder richtig schick aus, wenn auch den Mücken noch niemand gesagt hat, dass sie von den neuen Pflanzen eigentlich abgeschreckt werden sollen 🤔 Naja, ich hab aber auch schon ein paar Hummeln und Bienen gesehen, die das frisch begrünte Ödland wieder entdecken. Alles sehr schick.

    An der Beziehungsfront sieht es dafür umso düsterer aus, mein Partner und ich existieren eigentlich nur noch nebeneinander her. Ich mach meins, er macht seins. Die Trinkerei ist konstant gleich geblieben und ich habe nicht das Gefühl, dass er vorhat daran etwas zu ändern. Auf der Habenseite steht, dass ich mich davon inzwischen kaum noch beeindrucken lasse. Eigentlich mach ich mir nur noch Gedanken, wenn der Hund bei ihm ist, ansonsten wusel ich meine Projekte durch. Kurioserweise scheint ihm das nun nicht zu passen. Nach gut zwei Jahren, in denen ich ihm ständig in den Ohren lag etc hat er jetzt das was er augenscheinlich immer wollte, seine Ruhe vor mir. Ich will von ihm keine Beteiligung mehr, ich schimpfe nicht über seine Fahne und plane meine Zeit ohne ihn. Jetzt ist er es der meckert. Wieso ich ihn nicht mehr einbeziehe. Wieso ich ihn nicht frage. Ich bin baff erstaunt und habe ihm das auch gesagt. Solange ich depressiv auf der Couch hocke ist alles prächtig, aber sobald ich anfange wieder zu leben ist das unfair? Ich glaube wirklich nicht, dass er sich selbst beim reden zuhört.

  • Zunächst mal Glückwunsch zur neu gestalteten Terrasse. Da werde ich glatt neidisch, ich habe in meiner kleinen Butze nicht einmal einen Balkon. Bin halt ein echtes Großstadtkind.

    Das klingt ja alles nicht nach einer liebevollen, erfüllenden Beziehung. Was hält Dich denn noch da?

  • Zunächst mal Glückwunsch zur neu gestalteten Terrasse. Da werde ich glatt neidisch, ich habe in meiner kleinen Butze nicht einmal einen Balkon. Bin halt ein echtes Großstadtkind.

    Das klingt ja alles nicht nach einer liebevollen, erfüllenden Beziehung. Was hält Dich denn noch da?

    Ich hab auch nur die Terasse, sind glaub ich 3 oder 4 qm, aber die kann man sich schon schön machen. Mich hat sogar der Größenwahn gepackt, man stelle sich vor ich versuche gerade selbst Pflanzen zu ziehen :shock: Petersilie, Schnittlauch und Basilikum, mal gucken ob das was wird.

    Weil den zwei Jahren acht sehr gute, erfüllende, harmonische gegenüber stehen und ich innerlich noch nicht darüber weg bin, dass das jetzt einfach weg sein soll. Alle Pläne für die Zukunft - wortwörtlich abgesoffen. Wenn er nicht gerade etwas unwiderruflich grenzüberschreitendes macht ( gewalttätig oder sonst wie gefährlich wird, von selbst die Beziehung beendet, sich ne Neue sucht etc. ) werde ich es auslaufen lassen. Im Moment bin ich an dem Punkt, dass ich ihn zwar jederzeit rauswerfen, mich aber noch bequatschen lassen würde ihn zurück zu nehmen. Und das will ich nicht. On/Off bis ich dann irgendwann von dem ganzen Drama völlig kaputt bin. Kein Bedarf. Ich mache Schluss wenn es für mich vorbei ist. Denke wir sind auf dem besten Weg dahin.

  • Ich mache Schluss wenn es für mich vorbei ist. Denke wir sind auf dem besten Weg dahin.

    Guten Abend,

    dazu fällt mir folgende Frage ein, gibt es hier irgendwo im Forum eine Beziehung, die den Alkoholismus des Partner überlebt hat? Bin gerade sehr traurig....

  • Guten Abend,

    dazu fällt mir folgende Frage ein, gibt es hier irgendwo im Forum eine Beziehung, die den Alkoholismus des Partner überlebt hat? Bin gerade sehr traurig....

    Wir arbeiten von beiden Seiten seit einigen Monaten daran.

    Es ist tagtägliche Schwerstarbeit, aber es wächst jetzt erstmalig sehr behutsam ein kleines, gaaaaanz zartes Pflänzchen des Vertrauens auf einen Neuanfang heran.

    Uns ist beiden durchaus bewusst , wie anfällig sie wieder werden kann, zum Nichtüberleben verdammt.

    Das hängt mittlerweile nicht mehr "nur" von der lebenslangen Abstinenzarbeit meines Partners ab, sondern vom tagtäglichen gemeinsamen Umgang auf Augenhöhe........Respekt, Höflichkeit, Ehrlichkeit und Offenheit.

    Auch in konfrontierenden Gesprächen zu Themen aus der belastenden Vergangenheit, deren Trigger uns beide an frühere Zeiten erinnern lassen und jetzt aufgearbeitet werden müssen.

    Manchmal reicht bei mir nur ein unreflektiertes Wort meines Partners und ich spüre die gleichen vernichtenden Gefühle, die mich sofort wieder auf vorsichtige Distanz gehen lassen oder wütend machen.

    Im Gegensatz zu früher, gelingt es ihm aber zunehmend immer besser, mit Hilfe seines Psychologen und des jetzt klaren, unvernebelten Geistes, sich reflektieren zu können, auch meine seelischen Verletzungen zu verstehen.

    Ich lerne langsam, meine Vorwurfshaltung aufzulösen und zu verzeihen, auch seine Sichtweisen zu akzeptieren und mich nicht dadurch gleich angegriffen zu fühlen, in ganz kleinen Schritten wieder zu vertrauen........meine Aufgaben zum Thema!

    "Das Kind" muss und soll beim Namen genannt werden dürfen.

    Ohne diese schmerzvolle, ehrliche Verarbeitung der vergangenen Zeit von beiden Seiten, es sind viele Tränen bei uns in den letzten Wochen geflossen, kann es keine gemeinsame Zukunft mehr geben.

    Darüber sind wir uns im Klaren. Die tiefen Wunden müssen richtig heilen, das braucht Zeit.

    Unsere Partnerschaft soll nicht nur "überleben".

    Sie wird auf neue Füße aufgestellt werden müssen, wenn es uns gelingt......dann kann tiefe vertrauensvolle Liebe wieder wachsen.

    Meine Selbstfürsorge wird mich aber auch weiterhin im ganzen Prozess begleiten und unterstützen, nicht aus den Augen verloren gehen. Das habe ich aus der Vergangenheit sehr hilfreich gelernt.

    Liebe Grüße,

    Christrose

  • Hallo Nachtschicht,

    ich weiß, dass hier sicherlich einige Leute denken "Puh, warum tut sie sich das an, dann soll sie doch lieber gleich gehen. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende" und dieser Gedanke stimmt im Grunde genommen auch.

    ABER: Ich muss sagen, dass ich Deine Gedanken total nachvollziehen kann. Dieses Auslaufen, bis Du wirklich soweit bist, dass Du ihn sozusagen von ganzem Herzen nicht mehr haben möchtest. Dann fällt die Trennung nämlich nicht mehr so schwer. Ja, es ist allerdings auch vergeudete Zeit. Das Pflaster so langsam abzureißen, das ist irgendwie auch ne Qual, anstatt einmal kurz Schmerzen zu haben und dann ist bald wieder gut.

    Aber ich verstehe Deine Situation, es ist für Dich momentan keine große Qual, sondern ein Daherdümpeln und Du befreist Dich innerlich schon immer mehr. Das ist nicht immer der schlechteste Weg. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.

    Ich habe mich damals erst räumlich getrennt. Ein Beziehungsende und dann eine Wohnung einrichten und mit Liebeskummer ausziehen, das hätte ich nicht überstanden. Allerdings habe ich damals auch noch selbst getrunken und war eh nicht in der Lage, nach meinem Verstand und Kopf zu handeln, sondern habe mich immer von meinen Gefühlen treiben lassen, was völlig falsch war.

    Jedenfalls fiel es mir leichter, in meine eigene Wohnung zu ziehen, mit dem Wissen, dass es "nur" eine räumliche Trennung ist. Ganz hinten in meinem Kopf wusste ich, dass es vermutlich der Anfang vom Ende ist. Aber es war so besser für mich auszuhalten.

    Irgendwann wurde es dann aber mit den Verletzungen zu krass und ich habe selbst aufgehört zu trinken, so dass ich ein Ende setzen MUSSTE. Ich musste quasi das Pflaster einmal grob abreißen. Wenn er mich aber nicht so grässlich behandelt und beleidigt hätte, dann hätte ich es vermutlich so gemacht, wie Du.

    Aber Du solltest unbedingt auf Dich achten, dass Du auch wirklich dabei bleibst, sozusagen Dein eigenes Ding zu machen und auch etwas darauf achten, dass es nicht zu lange vor sich hindümpelt, sonst kann auch das zur Gewohnheit werden.

    LG Cadda

  • Ohje....denke, ich habe im falschen Thread geantwortet ....bitte dorthin verschieben ( Summi), falls es gewünscht wird.

    Liebe Grüße und gute Nacht,

    Christrose

    Ich finde ihn hier gar nicht falsch, um ehrlich zu sein finde ich den Beitrag sehr schön. Weil es einem zeigt, dass es im Zweifel doch noch einen Weg zurück gibt. Das man wieder aufbauen kann, was kaputt ging. Natürlich nur, wenn beide daran arbeiten, aber trotzdem, ein sehr schöner Beitrag.

    Ich seh es tatsächlich irgendwie wie ein Blasenpflaster. Bei den Dingern soll man ja auch darauf warten, dass sie von alleine abfallen ^^'

    Für mich ist es okay, solange ich zu Hause sicher bin. Aktuell hält er sich an die Regel "kein Alk in der Wohnung" und wahrscheinlich ist er heimlich (noch?) froh darüber, dass er einen Ort hat, an dem ihn der Alkohol nicht folgen kann. Oder ich bilde es mir nur ein, denn voll kommt er ja trotzdem zurück und er geht jeden Tag weg um sich wieder einen reinzukippen. Währenddessen hatte ich gerade erst letzte Woche einen Alkoholiker auf Station, der akut wegen einer anderen Sache eingeliefert wurde, den Alkoholismus bei der Aufnahme zwar angab, aber erklärte er sei schon seit Monaten trocken. Anscheinend nicht, ich fand ihn um 3 Uhr morgens krampfend, noch ehe das Notfallteam da war wurde er reanimationspflichtig. Was das innerlich mit mir macht ist schwer zu beschreiben, aber es ist nicht gut. Sehr viel Stress, der sich da aufbaut. Ich frage mich eigentlich täglich ob es nicht besser wäre einen finalen Schlussstrich zu ziehen, aber kann mich noch einfach nicht überwinden.

    Es fühlt sich nach wie vor an wie die Wahl zwischen Pest und Cholera.

  • Ich finde ihn hier gar nicht falsch, um ehrlich zu sein finde ich den Beitrag sehr schön. Weil es einem zeigt, dass es im Zweifel doch noch einen Weg zurück gibt. Das man wieder aufbauen kann, was kaputt ging. Natürlich nur, wenn beide daran arbeiten, aber trotzdem, ein sehr schöner Beitrag.

    Lieben Dank für deine Antwort, jeder Tag ist und bleibt eine Herausforderung, harte Partnerschaftsarbeit in einem höchst sensiblen, fragilen System auf beiden Seiten.

    Mittlerweile gibt es aber auch wieder kleine Momente, in denen wir uns humorvoll und mit einem Lächeln begegnen können oder bei gemeinsamen Spaziergängen ein ganz zarter Hauch von Leichtigkeit zu verspüren ist.......ich wünsche dir alles erdenklich Gute und viel Kraft für deinen Weg, den jeder für sich suchen und gehen muss, der sich zu jeder Zeit aber auch wieder verändern kann.

    Liebe Grüße, Christrose

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