Liebe Coco,
ich kenne das schreckliche Gefühl, wenn der Partner in der Klinik ist, und man keine oder wenig Infos bekommt. Furchtbar. Ich habe vor fast einem Jahr meinen damals noch Ehemann sturzbetrunken selbst in einer Klinik abgegeben, ja so hat sich das angefühlt, nicht "eingeliefert", sondern "abgegeben" und ihm keine Kleidung, kein Geld gar nichts gebracht, mich nicht gemeldet und dem Sozialdienst gesagt, dass ich komplett raus bin - und dann habe ich ihm nach einer Woche doch selbst ein Handy vorbeigebracht, weil ich es nicht ausgehalten habe, was dazu geführt hat, dass wir trotz Scheidung und räumlicher Trennung immer noch nicht wirklich getrennt sind/waren..... ich arbeite daran.
Jetzt, nachdem ich ihn auf einer Reise betrunken zurückgelassen habe, merke ich, dass es mich runter zieht, sobald ich auch nur an einen Kontakt denke, denn dann springen gleich Vorstellungen darüber wieder an, wie das Ganze vielleicht doch gemeinsam zu bewältigen wäre, ich werde traurig und fühle mich schuldig etc. Wenn ich dann aber daran denke, dass ich ja gar nicht mehr in den Kontakt gehen muss, dass ich ja eine Freundin bitte kann, zwischen ihm und mir die Dinge zu vermitteln, die noch besprochen werden müssen, dann fühle ich mich gleich so erleichtert. Ich fühle Ordnung, Struktur und so etwas wie Freude auf die Zukunft. Vielleicht müssen wir Angehörigen durch einen Trauerprozeß gehen, als ob unsere Liebsten verstorben wären und vielleicht macht es die Sache halt so schwer, dass sie eben nicht verstorben sind und wir sie ja auch gerne davor bewahren würden. Das Nicht-Trauern-Können hält sie in uns untot und sie suchen uns heim wie Gespenster.
Vielleicht kannst du ja auch nur mittels des Sozialdienstes mit ihm kommunizieren? Du darfst ihn auch nicht besuchen und einfach die Türe schließen. Er kommt nicht mehr rein und du brauchst ihn nie wieder zu sehen und dir nie wieder den Kopf zu zerbrechen, wie es ihm geht, ob er Geld, Unterkunft, Gesundheit etc. hat. Diese letzen Sätze schreibe ich auch an mich selbst, jetzt wo mein Partner wahrscheinlich auch auf dem Weg zurück ist und demnächst hier vor Ort ankommen wird.
Es ist wahnsinnig hart. Wir schaffen das!
P.S. Ich glaube nicht daran, dass jemand tief fallen muss - ethisch und auch logisch, denn der Tiefe Fall wird ja nur in der nachträglichen Erzählung ein solcher gewesen sein. Außerdem nimmt dich die Hausärztin mit dem, was sie da sagt, ja auch nur wieder in die Pflicht: du sollt etwas tun oder nicht tun, damit er .... Das ist doch nichts weiter als wieder nur eine Abhängigkeitsbeziehung, die da aufgebaut wird und du kommst nie raus zu überlegen, was du am Besten tust oder unterlässt, damit er ....
Du bist selbstständig. Vielleicht kannst du dir ja auch ein wenig - besser mehr - Urlaub geben und einfach wegfahren, wandern, unterwegs sein und das Problem denen überlassen, die es jetzt haben: der Klinik und den Sozialdiensten.