Ganz am Anfang und doch mittendrin

  • Liebe Gotti,

    ich verfolge Deinen Thread schon von Anfang an, glaube ich.
    Damals war ich hier noch unter einem anderen Namen angemeldet.
    Es war ja ein langer Weg, bis Du endlich diesen Schritt gemacht hast.
    Ich freue mich für Dich, das Du ihn letztendlich doch noch gemacht hast.

    Ich wünsche Dir alles Gute in Deiner neuen Wohnung und für Dein weiteres Leben.

    LG Sunshine

  • Jetzt hole ich meinen alten Thread doch mal wieder hoch. :roll:
    Den Titel finde ich ja immer noch passend, denn so ganz "raus" bin ich noch immer nicht. Jetzt ist es zwar bald ein Jahr, dass ich ausgezogen bin, aber einen völligen Abschluss habe ich noch nicht vollzogen. Meinen Mann und mich verbindet noch unser gemeinsames Haus, und die Tochter, die daran zur Miete wohnt. Daraus erschließt sich eben auch immer wieder ein Kontakt, der manchmal Trauer erzeugt.
    Irgendwie war mir ja von Anfang an klar, dass es nicht so weitergehen wird, wenn ich weggehe. Der Garten, die Reinigung... irgendwie habe ich doch alles alleine gemanagt, und das bleibt jetzt eben liegen, bzw. meine Tochter erledigt es ab und an. Es macht mich traurig, zu sehen, wie mein Elternhaus so langsam verkommt, aber ich musste gehen!
    Das ist das Äußerliche.
    Das Innerliche sagt mir jeden neuen Tag: Gut, dass du jetzt alleine lebst!!!
    Mein Tagesablauf richtet sich jetzt nur nach mir, meinem Hund und meiner Arbeit. Das tut mir noch immer einfach so gut. Auch wenn die Wohnung nicht das Non plus ultra ist - bin wieder auf der Suche - fühlt es sich so gut an, heimzukommen, ohne die Überlegung, was mich an "Stimmung" oder Launen erwartet.
    Zuletzt war es auch nur noch Schweigen, keine Gespräche in jeder Form, nicht mal Streit. Den konnten wir sowieso nicht austragen. Mein Mann hat gleich geblockt. Oder ich war "sprachlos"! Alles ringsum hat mich dann nur noch genervt, unruhig, zittrig gemacht, so dass alles schiefging.
    Sprachlos war ich sehr oft. Durchsetzungsvermögen - was ist das? :cry:
    Wobei meine Tpn mich schon sehr gelobt hat, dass ich mich gebessert habe!
    Ich muss eben sehr viele lange Jahre aufarbeiten....
    Soviel zum Thema!
    Muss jetzt wieder Pause machen. Bin gestern aus dem Khs gekommen, und kreislaufmäßig noch bisschen durcheinander.
    :roll:

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Liebe Gotti,

    wie geht es deinem Kreislauf?
    Und wie geht es dir?

    Ich musste damals auch gehen, ich kenne die Gefühle von Trauer aber auch Wut sehr gut. Meine Eltern wohnen ja genau über meinem Exmann (und eben meiner Wohnung damals) und für mich war das mein Heim, meine Höhle. Ich habe meine Kinder dort groß gezogen, ich habe es gemütlich eingerichtet und so weiter. Es war "meine" Wohnung und ich habe dort gelebt. Meinem Exmann war das alles egal, er hat bloß immer, wenn Leuten das alles gefallen hat, damit angegeben. Getan hat er dafür aber nicht sooo viel, außer finanziell.

    Ich musste also nach der Trennung immer da vorbei, wenn ich meine Eltern besuchen wollte. Und so ist das ja noch immer. Das war lange unheimlich schwer und traurig. Oft war ich auch wütend, denn ich empfand das als Verlust und dass mir was sehr wichtiges weg genommen worden war. Auch wenn sich ja mit dem Auszug mein Leben um 100% verbessert hatte. Im Laufe der Jahre ist es aber viel besser geworden. Inzwischen gibt es da nichts mehr, es ist mir fremd geworden.

    Ach und übrigens... schön, dass du wieder da bist :D .

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • :D Danke Aurora!
    Meinem Kreislauf geht es jeden Tag besser! Und die Beweglichkeit des Knies macht auch Fortschritte.
    Ich denke gerade über deine Sätze nach. Es war für mich anfangs eine große Schuldenlast, meine Eltern ins Heim geben zu müssen. Mein Papa hat auch meiner Mutter oft gesagt, ob sie nicht doch bald heim könnten. Er hatte Demenz.
    Sie hat es mir manchmal gesagt. Mir gegenüber hat er sich ganz tapfer gegeben. Hätte es nie gesagt, weil er wusste, wie schlecht es mir im Haus gegangen ist. Mein Papa war sehr sensibel und einfühlsam. Er hat immer gleich gespürt - gesehen, wenn es mir schlecht ging.
    Es ist für mich ein sehr großer Verlust, dass er nicht mehr da ist. Aber wir mussten ihn gehen lassen. Es war eben soweit. Fast 93 Jahre. Ich bin Gott auch dankbar, dass ich seine letzten Tage an seinem Bett verbringen konnte. So konnte ich mich sechs Tage lang von ihm verabschieden. Keine Schuldgefühle mehr.
    Es ist auch ein gro0es Glück, dass meine Wohnung fußläufig fünf Minuten vom Heim entfernt ist. Da laufen Dackel und ich fast jeden Tag hin, und unterhalten Mutter und den Rest der Herrschaften unterwegs in den Gängen.
    Schätze, übernächste Woche wird es wieder soweit sein.
    Unser Haus - der Garten - im letzten Jahr ist es mir schon richtig egal geworden. Da habe ich nur das Nötigste gemacht. Mir fehlte einfach die Kraft und Lust dazu. Noch dazu kam beruflicher Streß, so dass mein Auszug keine Wehmut aufkeimen ließ.
    Jetzt nach einem Jahr spüre ich auch keinen Zorn oder Ärger, Wut mehr. Eher schon Trauer, dass alles so kommen musste.
    Aber - ich bin bemüht mit all dem meine Frieden zu machen, denn ich werde es definitiv nicht mehr lange aushalten !

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Montag ist defintiv ein Termin dafür. Mit meinem Mann bei meiner Anwältin.
    Bis dahin versuche ich mir im Klaren zu sein, was ich wie möchte.
    Mir ist eine schönere Wohnung mit großer Terrasse!!! angeboten worden. Noch dazu EG - perfekt für kranke Knie usw. Natürlich mit Mehrkosten verbunden, aber dazu kann/ muss ich eben meinen Anteil vom Haus einfordern. Ist ja mein gutes Recht, aber für schwaches Selbstbewusstsein eine Riesenanforderung.
    Rückblickend - und vorwärtsblickend - bin ich aber stark genug. Ich schaffe auch diesen Schritt!
    Mein Knie heilt gut, und ich werde wieder richtig gut laufen können!!!
    Für heute nur Positives!!! :D

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Liebe Gotti,

    ich bin gespannt, wie es Montag wird, aber du wirst auf alle Fälle schaffen, was du dir vorgenommen hast!

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • :) Entspannt -ruhig (mein Mann redet nicht viel) und das Wichtige wurde besprochen und geklärt fürs Erste! Ich bin mit einem guten Gefühl nach Hause gefahren!
    Das Schweigen meines Mannes hat viel zu unserer Trennung beigetragen. Da konnte ich auf ihn zugehen, Gespräche anleiern, immer wieder versuchen, alles hinzubiegen... Und es ist mir sehr oft sehr schwer gefallen. Weil ich selbst nur verletzt war, Angst hatte vor - erneuter Ablehnung, Erniedrigung...
    Fast hätte ich gestern wieder die Spirale gedreht, und für ihn geredet!!!
    Blöd, gell???
    Naja, ich habe mich beherrscht! :D und abgewartet, die Anwältin reagieren lassen. Jetzt weiß sie auch, wovon ich immer geredet habe.
    Heute Abend fahre ich zur SHG! Freue mich, denn da bin ich richtig Zuhause! Man kennt sich, interessiert sich für alle fröhlichen oder traurigen Erlebnisse, und spannend wirds immer mit Neuen! 8)
    Seit ich hier ins Forum gefunden habe, bin ich dabei, und kann es nur jedem empfehlen! Der direkte Austausch - ich kann nur ehrlich sein! - hilft mir jedes Mal wieder einen neuen Blick auf meinen Alltag zu werfen, und mich damit auseinanderzusetzen.
    Voraussetzung ist natürlich - man will!
    Ansonsten ist alles umsonst.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Leider kam kein "Neuer" dazu, aber mit uns "Alten" war es trotzdem sehr gut.
    Man erzählt von seinen gegenwärtigen Problemen - die anderen haben die Hintergründe im Kopf - und plötzlich tun sich Lösungen auf, die man alleine sicher nicht, bzw. nicht so schnell gefunden hätte.
    Manchmal bleiben die Probleme, aber es tut gut, sie einmal offen auszusprechen. Im geschützten Rahmen vis a`vi! (Kann falsch geschrieben sein)

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Liebe Gotti,

    genau so kenne ich das auch - aus unserem geschlossenen Bereich hier!
    Da sitzen wir uns zwar nicht gegenüber aber der Effekt des Austausches ist der gleiche. Und das tut unheimlich gut.

    Liebe Grüße
    Sylvia

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Was ich gerade bei Sandy geschrieben habe, beschäftigt mich leider immer wieder.
    Was habe ich meinen Kindern angetan?
    Meine Tochter hat sich aus dem Sumpf der Hilflosigkeit herausgearbeitet. Sie ist sehr stark geworden, und ich bin wahnsinnig froh und stolz darüber! Sehr oft findet sie Worte um mir zu helfen und mir Mut zu machen!
    Mein Sohn hat es bisher nicht geschafft. Er steckt noch tief in seiner Harmoniesucht. Es macht mich unendlich traurig, wenn ich sehe, dass er sich selbst total verliert. Keine Zeit und Möglichkeit findet, für sich selbst auch nur einen Bruchteil für Seelenarbeit zu tun. Und wie meine Enkel darin mit verlorengehen.
    Aber er ist genauso erwachsen wie meine Tochter. Er kann ALLES genauso erreichen wie sie, oder wie ich. Ich hoffe und bete nur, dass es nicht mehr so lange dauert. Für alle.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Liebe Gotti,
    wie bekannt Deine Geschichte ist und wie bekannt die Verhaltensweisen Deines Mannes, die Du hier geschildert hast.

    Nachdem mein Mann abstinent leben konnte, habe ich Situationen mit ihm erlebt, die gar nicht so verschieden von Deiner Geschilderten waren.

    Ich dachte, ich könnte damit umgehen und habe mich nicht kränken lassen. Wir konnten darüber im Anschluss reden und haben es mit Humor gemeistert.

    In den akuten Situationen habe ich versucht nicht gekränkt zu reagieren und habe meist etwas sehr Entgegengesetztes für gemacht (im konkreten Fall mit der Verkäuferin gelächelt und mich nicht beschämt gefühlt, er hatte sich doch laut geäußert und nicht ich). Ich habe ihn in Ruhe gelassen und es nicht auf mich bezogen. Das war es auch nie, wie er im Nachhinein bestätigte. Es war immer seine Unzufriedenheit mit einer Situation.

    Jetzt habe ich aber einen depressiven Partner, der keine Selbsthilfegruppe zur Selbstreflexion besucht und auch er kränkt mit Verhalten und Bemerkungen.

    Da ist es wieder, mein Problem, das ich doch bewältigt glaubte....

  • Liebe Waldhaus!
    Mhmmm???!!! Wieder in so einer Beziehung zu landen, in der ich immer auf mich achten muss - davor bewahre mich Gott!!! Dann lebe ich lieber alleine.
    Ich denke, es ist schon gut so, dass ich viel Zeit und Ruhe habe, mich mit mir und meinen Schwächen und Stärken auseinanderzusetzen. Mir soll kein Mann mehr etwas "vormachen" oder mich einlullen, weil ich denke, ich brauche ihn.
    Ok, manchmal wäre ein starker Mann nicht schlecht - Handwerker !!!
    8):lol::lol: -aber das meiste schaffe ich doch alleine! :D

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Liebe Gotti,

    wie recht Du hast. Ich wollte keine abhängige Beziehung mehr. Ich war so was von Naiv. Mein Mann war der erste Mann und eine große Liebe.

    Ich wusste, ich will keinen Mann mit Alkoholproblemen mehr. Hat funktioniert.

    Nur ich bin anscheinend immer noch die Co. Trotz vieler Erfahrungen. :roll:

    ...und Alkohol spielt in meinem jetzigen Leben überhaupt keine Rolle mehr...

  • Gerade mal wieder reingeguckt, und - ja auf die letzte Antwort muss ich mir eingestehen, dass Alkohol für mich wohl immer eine Rolle spielen wird. Muss er, denn auch durch das Alleineleben bin ich noch nicht soweit gekommen, dass ich je wieder einen Mann lieben könnte, der trinkt. Und was heißt denn: trinkt????
    Auf einer Feier mal lustig werden? Abends 1 - 2 Biere ??? Oder ein Gläschen Wein?
    Und ich habe auch nie wieder vor, mich soweit selbst zu benebeln, dass es mir nichts mehr ausmachen könnte, wie ich es lange Jahre mitgemacht habe.
    Mich schüttelts gerade.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Liebe Gotti,

    oh ja, das Schütteln kenne ich!

    Ich habe mich auch mit meinem Exmann zusammen benebelt... Ich war keine Kostverächterin. Ich habe immer gerne und viel getrunken...

    Als ich mich 2007 vom Ex getrennt hatte, konnte ich dem Alkohol plötzlich nichts mehr abgewinnen. Ich habe noch ab und an mal was getrunken, auf Feiern, aber nur noch wenig. Und dann habe ich es ganz gelassen. Und meinen Mann kennen gelernt.

    Ich wollte mich nie wieder verlieben. Und konnte nichts dagegen tun. Was mir aber klar war das war, dass ich keinen Mann mehr wollte, der auch nur den Hauch einer Alkoholfahne an sich hat. Einen Nichttrinker. Alles andere war mir zu riskant...

    Mein Mann ist Alkoholiker, trocken seit mehr als 11 Jahren. Ich kenne ihn nur trocken. Und er mich nur unbenebelt. Und wir wollen beide nichts daran ändern.

    Ich habe das schon von vielen Cos gehört, dass sie eine regelrechte Abscheu vor Alkohol entwickelt haben, dass ihnen Betrunkene Angst machen. Ich meine, wir wissen ja, was es bedeutet. Abhängig zu sein. Als Co. Und wir wissen, wie es ist, mit einem Abhängigen zusammen zu, na ja leben kann man das ja nicht nennen...

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Danke dir, Aurora, und schicke dir heute einen sonnigen zurück!
    Es ist zwar lausig kalt, aber echt wunderschön sonnig!!!
    Gestern hatte ich einen längeren Arbeitstag, und abends nur noch Lust auf meine Couch! :)
    Jetzt gehts gleich wieder rund bis abends. Aber die Sonne scheint, und das hebt das Gemüt! :!:

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Gotti, ich habe Dein Tagebuch überflogen und bin beeindruckt, von der Entwicklung, die Du genommen hast! Ich kenne so viele Frauen Deines Semesters, die sich nie und nimmer trauen würden, die Sicherheit einer langjährigen Ehe und eines gemeinsamen Hauses aufzugeben 'nur'.weil der GöGa zu viel trinkt. Glückwunsch, dass Dein Leben nun Deines ist!

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!