Die ersten Tage

Hallo Koko,

dass deine Reaktion auf angebliche "Kritik" bedingt z.B. durch Erziehung und das Verhalten deiner Mutter so ist wie es ist, ist ja zu akzeptieren.

Aber die gewünschte Trockenheit besteht nun einmal nicht nur aus Nichts-mehr-Trinken, sie besteht auch aus Veränderungen in einem selbst.
Dazu gehört auch Vertrauen, dass man erlernen sollte und sich ganz einfach mal von seinen eigenen Wegen und Gedanken zu verabschieden.

Ich weiß nicht, ob du mich jetzt verstehst.

Ich konnte zu deinem Zeitpunkt überhaupt kein Wissen haben, was richtig ist oder was ich nicht machen sollte.
Ich war froh und dankbar, Menschen im Austausch gefunden zu haben, die all die Schwierigkeiten der Sucht kannten, am eigenen Leibe gespürt haben, ich nun an ihren Gedanken und Erfahrungen teilnehmen durfte.

Und wenn ich z.B. Saufdruck verspürt habe, wollte ich nicht mehr mit meinem alten Wissen hantieren, das nie zum Erfolg geführt hat, letztendlich immer wieder zum Rückfall, ... sondern nahm alle Informationen um dieses Thema von "alten Hasen" auf.

Zu vielen, vielen Lebensveränderungen muss bei dir auch gehören, Erfahrungen mit deiner Mutter hier im Gedankenaustausch mit Gleichgesinnten abzulegen.

Du brauchst auch nichts über`s Knie zu brechen, taste dich langsam heran.

Gruß, Freund.

hallo koko,

Zitat

Dass da noch viel Arbeit vor mir ist, ist mir bewusst. Aber wenn ich es nicht wollte, wuerd ich mich hier nicht so klein machen und das zugeben.

weißt du, womit du dich kleinmachst? eben damit, dass dir zwar bewusst ist, dass noch viel arbeit vor dir liegt und du es (was ist "es"?) willst, wie die sagst, aber hier bei dir keinerlei entwicklung spürbar ist. das finde ich einfach traurig.

Zitat

Ich werd es immer wieder versuchen, weil ich nicht zufrieden bin.

was, bitte, versuchst du denn genau? hör doch mal auf, dich selber zu bemitleiden. das vergangene kannst du nicht ändern, auch deine kindheitserlebnisse nicht. aber du lebst im jetzt und heute und musst dich der realität stellen. da kannst du mit veränderungen ansätzen. tu es doch endlich auch!

lg katrin

Servus Koko,

warum kneifst Du jetzt?

Bist Du selbst dir so wenig "wert", dass Du jetzt schon wieder mal aufgeben willst, diesmal die Unterstützung durch gleichgesinnte und Menschen, die an der gleichen Krankheit leiden?

Das wäre schade, aber nichts Aussergewöhnliches.

Was mich hingegen nachdenklich stimmt, ist Dein vorheriger Post und den möchte ich mit Dir "zerlegen". Zerlegen, weil uns hier im Forum einfach eines fehlt, was im "real life" sehr zur Kommunikation und zum Verstehen beiträgt: die Mimik, die Körpersprache.

Dein Post, "zerlegt" in handliche Portionen:

Zitat

1.) Du wirst ueberrascht sein, dass ich mich an Dich wende.
2.) Ja ich habe ein Problem mit Dir.
3.) Habe das Gefuehl, dass Du mich hasst, vielleicht ist es auch "nur" mein nasses Verhalten???
3a) Ich versuche, Ratschlaege anzunehmen.
4.) Ist nicht leicht fuer mich Dir zu schreiben, weil ich Angst vor Deiner Reaktion habe.
5.) Aber trotz allem versuche ich es, um zu zeigen, dass es mir ernst ist.
6.) Ich will wirklich raus aus diesem Kreislauf, auch wenn ihr mir das nicht glaubt.
7.) Ich werd es immer wieder versuchen, weil ich nicht zufrieden bin.
8.) Ich hoffe aus tiefsten Herzen, dass mir jemand glaubt.
9.) Dass da noch viel Arbeit vor mir ist, ist mir bewusst.
10.) Aber wenn ich es nicht wollte, wuerd ich mich hier nicht so klein machen und das zugeben.
11.) Das alles sollten keine Ausreden sein, nur Erklaerungen,
11a) klar, dass das nicht reicht.

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zu 1.) Nein, denn ich habe Dich ja auch direkt angesprochen.
zu 2.) Das ist OK, nicht jede(r) kann / will mit meiner sehr direkten Art umgehen.
zu 3.) Ich "hasse" weder Dich (ich kenne Dich ja nicht mal persönlich, wie sollte ich mir da ein Urteil erlauben!), noch "Dein" nasses Verhalten. Wir leiden beide an der gleichen Krankheit. Bei unserer / in unserer Krankheit sind wir gleich, das eint uns hier.
zu 3a) Aha. Wenn Du das versuchst, dann vermittelst Du zumindest mir leider immer wieder den Eindruck, genau dies nicht zu tun. Ich/wir erhalte(n) sehr selten direktes Feedback, was funktioniert/was nicht funktioniert. Statt dessen antwortest Du recht prompt, warum etwas nicht gehen kann - ohne von Deinen diesbezüglichen Versuchen zu berichten.
zu 4.) Ist meine Reaktion für Dich wichtig??? DU musst für Dich wichtig sein!!! Ich kann dir nur Denkanstösse liefern, die aus meiner eigenen Erfahrung stammen. Wenn ich dabei einen "Treffer" gelandet habe, dann kannst Du sicher sein, dass ich genau weiss, was sich dahinter verbirgt - weil ich es selbst so erlebt habe. Warum also Angst? Wovor die Angst? Dass da jemand ist, der genau das gleiche hat wie Du? Der Dir einen Spiegel vorhält? Sicher, das ist unangenehm. Aber hier ist ein gutes Stück weit auch geschützter Raum, wir sind nicht im r/l und Du kannst anonym bleiben. Du hast also nichts "zu befürchten", im Gegenteil: Du kannst (auch) ausprobieren, Dich selbst und Deine Verhaltensmuster. Ohne Kosequenzen "fürchten" zu müssen.
zu 5.) Warum nur willst du etwas zeigen, etwas beweisen? Schau: es ist Dein Leben, ich kann es Dir genauso wenig abnehmen wie Karsten oder Lilly oder Summer oder Hartmut oder oder oder - Du musst es für Dich so weit in Einklang bringen, dass Du damit umgehen kannst. Deshalb auch immer wieder meine Aussage: es ist Dein Leben, es ist mir in diesem Punkt egal - Du musst es leben. Das hat nichts, aber gar nichts mit Gleichgültigkleit oder Desinteresse zu tun, sondern schlicht die Tatsache, dass ich es nicht beinflussen kann/will/darf, weil ich es ja nicht als Konsequenz leben muss. Das kannst nur Du für Dich entscheiden. Es ist Dein Leben.
zu 6.) Da gilt fast das gleiche wie für 5.) - Du musst damit leben können. Ich kann dich nur auf -für mich offensichtliche- Gefahren und Stolpersteine hinweisen. Ob Du was daraus machst, ist wieder Deine Sache.
Früher habe ich eine Zeit lang versucht zu missionieren - grauenvoll!!! Heute weiss ich und empfinde ich: es muss reichen, wenn ich etwas anspreche. Ob und was der Betreffende daraus macht, liegt nicht in meiner Hand.
zu 7.) Genau dieses "immer wieder" wollen wir Dir (und den anderen Forenteilnehmern) ersparen. Nicht jeder muss seine Erfahrungen selber machen. Wir können uns auch auf die Erfahrungen von anderen hier verlassen und deren Erfahrung annehmen. Das kann uns durchaus von den immer wiederkehrenden Rückschlägen abhalten...
zu 8.) Wichtig ist nur, dass Du Dir selbst glaubst. Und zwar realistisch. Und dass Du an Dich glaubst. Beides setzt voraus, dass Du gnadenlos ehrlich zu Dir bist.
zu 9.) Sic! Wir arbeiten unser restliches Leben an uns, um unsere Trockenheit zu pflegen und zu erhalten. Das hat aber nichts mit Frondienst zu tun, sondern -so empfinde ich es- es ist inzwischen eine Bereicherung meines Lebens.
zu 10.) Lass doch bitte dieses "es" und benenne "Ross und Reiter". Was würdest Du gerne wollen? Warum willst Du Dich klein machen? Welchen Sinn soll das haben? Hier gibt es keine "zwei-Klassen-Gesellschaft", gute und schlechte, brave und böse. Hier gibt es (im Idealfall!) nur Alkoholiker, die trocken leben wollen und alles dafür tun, um dieses Ziel zu erreichen und beizubehalten.
zu 11.) Gut.
zu 11a) warum nicht? Wem nicht? Dir selbst? Das ist dann OK, aber Du weisst dann auch, wo' klemmt und wo Du gegensteuern musst.

Koko, nochmal: wir sind hier kein Kaffeekränzchen, sondern eine SHG. Und jeder, der sich hier anmeldet, "unterschreibt", dass er/sie von seinem Suchtmittel loskommen möchte. Da kann ich nicht einfach nur "schön reden", sondern ich bin meinem Gegenüber eine ehrliche Antwort "schuldig". Umgekehrt "erwarten" wir hier nicht nur Lippenbekenntnisse, sondern Taten - keiner von uns ist durch Zufall oder schöne Worte trocken geworden, sondern dadurch, dass wir unser Leben grundlegend geändert haben. Radikal. Und in vielen Punkten ohne jeden Kompromiss.

Aber genau das beschert uns ein Leben, dass diese Bezeichnung auch wieder verdient. Ein Leben, in dem Probleme zwar nicht automatisch verschwinden, nur weil wir abstinent leben - aber es gibt uns die Chance, unsere Probleme zu erkennen und zu lösen. Die Chance haben wir uns im Suff selbst genommen.

Wir alle haben ein Ziel. Dieses Ziel ist die zufriedene Abstinenz. Und die wünschen wir uns gegenseitig, denn wir wissen, wie es auf der anderen Seite des Lebens aussieht. Wir haben alle schon diesen Abgrund kennen gelernt.

Meinen Spruch kennst du ja schon zur Genüge: wer will, findet Wege - wer nicht will, findet Gründe. Dazu gehört aber auch Karstens Motto: Jede(r) kann es schaffen!

Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig näher bringen, wie ich -und manch anderer hier- das Thema sehe(n).

LG
Spedi

hallo koko,

ja, kennst ja spedi. offene, klare worte. aber nur die sind hilfreich. was nützt dir honig ums maul, könnten wir dir auch ne flasche hinstellen.

Zitat

es hat keinen Zweck bei mir

ja, manchmal sieht es so aus. aber warum willst du so schnell aufgeben? wer soll dir in deiner jetzigen situation und an deinem standort hilfe geben? und wenn du es nur als strohhalm ansiehst, schreib hier weiter! lerne, mit antworten umzugehen. das kannst du nur "learning by doing", wie wir engländer sagen.

und nochwas. du schreibst von schönen spaziergängen, schokolade-trinken mit einem bekannten... - mann, werd dir dieser schönen momente doch bewusst und kehr sie nicht weg, wenn mal schwermut aufkommt. mach dir ne liste von deinen tages-höhepunkten oder registrier die guten dinge irgendwie anders. das baut auf, glaub mir!

so, wegen dir hab ich jetzt 2 tore im fußballspiel verpasst. aber für dich würd ich auch gerne 10 tore verpassen, wenns denn was bringt.

lg katrin

Hallo zusammen,

Koko : Mir bleibt nicht viel anderes zu sagen als dass ich es schade finde, dass du gehst. Und doch hoffe, dass du wiederkehrst. Alles Liebe von mir.

Zitat

Da kann ich nicht einfach nur "schön reden", sondern ich bin meinem Gegenüber eine ehrliche Antwort "schuldig".

nichts für ungut, aber das würde ich nicht „unterschreiben“.

Ich finde nicht, dass hier irgendjemand irgendwem eine Antwort schuldig ist, geschweige denn eine ehrliche.
Wir sind nur unseretwegen hier und hier niemandem etwas schuldig.
Mit dieser Haltung gehe ich in dieses Forum rein und nur weil ich das tue, kann ich ehrlich sein. Denn wenn ich mich in die Ecke gedrängt fühle, dann beginne ich mich zu verteidigen oder anders ausgedrückt, die Dinge „schön zu reden“.

Leben und lassen.

Liebe Grüße
Clare